Anti Faith von Kartoffelecke ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- „Wo fliegst du hin?“ Diesesmal war es Sasori, der die Stille unterbrach. Deidara hatte nach ihrem fluchtartigen Aufbruch nicht mehr mit ihm gesprochen, sondern sich voll und ganz aufs Fliegen konzentriert. Er beeilte sich, denn er wollte die Wüste so schnell es ging hinter sich lassen. „Weiß ich noch nicht. Erstmal weg von diesem Irren.“, antwortete er. „Ich muss was wegen meiner Hand machen. Der Arsch hat mein verdammtes Gelenk gebrochen.“ Seine Verletzung meldete sich immer penetranter, erinnerte ihn daran, endlich was dagegen zu unternehmen. Das Gelenk war angeschwollen und er spürte das Blut darin pochen. Wäre das nicht schon störend genug, so hatte es ausgerechnet eine seiner Hände erwischt. Für einen Shinobi war es immer schlimm, wenn die Hände in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sie waren nunmal das wichtigste Werkzeug, vorallem für Deidara. „Mir wärs ganz gern, wenn wir heut Nacht in einer Taverne unterkommen könnten.“, versuchte er seinen Partner vorsichtig zu überzeugen. Er wollte sich ausruhen und sehnte sich nach einem ordentlichen Bett und einer Dusche. Der junge Künstler blickte über die Schulter zu seinem Partner. Dessen Blick ruhte auf der Landschaft unter ihnen, aber er schien nachzudenken. Schließlich antwortete er: „Von mir aus. Aber flieg noch eine Weile, ich möchte morgen nicht von seinen Lakaien eingeholt werden.“ Deidara seufzte erleichtert und steuerte gen Ame no Kuni. Das Land grenzte nördlich an Kaze no Kuni, das Land des Windes, an. Wenn er sich beeilen würde, dann würden sie in gut einer Stunde ankommen. Deidara spielte ebenfalls kurz mit dem Gedanken, direkt nach Amegakure zu fliegen. Aber er hatte keine Lust Pain persönlich zu erklären, dass er den Kampf gegen Orochimaru nicht gewonnen hatte und sich lieber zurückzog. Es war zwar nicht seine Mission gewesen, aber schließlich war es eines der Ziele, das Ex-Mitglied auszuschalten. Es frustrierte Deidara ungemein, dass er schon zu Beginn zugeben musste, dass er vorerst nichts gegen diesen Orochimaru ausrichten konnte. Der Schlangenmensch hatte sich auch noch die ganze Zeit prächtig amüsiert! Auf der einen Seite war er froh, dass Sasori nicht dabei gewesen war, denn die Niederlage kratzte an seinem stolz, fragte sich aber auch, inwieweit sein Teamkamerad eingegriffen hätte. Sasori kannte Orochimaru und hätte ihn warnen können. Stattdessen war es ihm egal, was Deidara tat und wo er die ganze Zeit über geblieben war. Er hätte tot sein können, wäre nicht eine gute Portion Glück auf seiner Seite gewesen. Deidara knirschte verärgert mit den Zähnen. Warum waren sie in einem Team, wenn man sich nicht aufeinander verlassen konnte? Sasori zeigte auch keinen Deut Empathie ihm gegenüber. Hatte noch kein einziges Mal nachgefragt, was vorgefallen war oder wie es ihm ging. Plötzlich kam Deidara ein Gedanke und er schaute schlagartig über seine Schulter zu Sasori. Hatte er ihn absichtlich in die Falle laufen lassen? Sasori kannte Orochimaru, wusste wahrscheinlich, dass überall Fallen ausgelegt waren, warnte Deidara aber nicht und zog sich zurück. Er wollte ihn testen. Oder schlimmer: ihn loswerden. Sasori schaute auf und kreuzte seinen Blick. Seine Augen waren ausdruckslos, aber da Deidara ihn so anstarrte, erwartete er, dass er auch was sagen würde. Deidara reagierte: „Da unten ist eine kleine Siedlung. Da werden wir bestimmt was finden.“ Er versuchte seine Stimme normal klingen zu lassen, aber die Anspannung war deutlich rauszuhören. Ohne weitere Erklärungen ging er in den Sinkflug und landete ein gutes Stück von der Siedlung entfernt. Der Gedanke, dass Sasori ihn wohl mit Absicht in die Falle laufen ließ, blieb in seinem Kopf hängen. Als das Team wieder festen Boden unter den Füßen hatte, stapfte Deidara einfach los. Er wartete nicht darauf, dass Sasori sich wieder in seiner Puppe verkroch, wartete nicht, dass dieser dann aufholen konnte. Er dachte immer nur wieder daran, wie hintergangen er sich fühlte. Der Schmerz in seiner Hand tat seinen Teil dazu. Seine Stimmung war im Keller. Erst, als er vor einem kleinen Gasthaus stand, drehte er sich um und schaute, wo Sasori blieb. Dieser war die ganze Zeit zehn Meter hinter ihm geblieben. Als sein Partner ihn eingeholt hatte, betrat er das Gasthaus über ein paar Stufen. Eine gelangweilte junge Frau saß hinter einem Tresen und schaute von ihrem Buch auf, als sie den jungen Mann eintreten sah. Augenblicklich erhellte sich ihre Miene und sie lächelte ihm zu. „Guten Abend! Herzlich willkommen! Ein Zimmer für-“, sie brach ihre Trällerei abrupt ab, als sie hinter dem blonden Schönling die krumme Gestalt Hirukos sah. Aufgrund der Mäntel schloss sie darauf, dass sie zusammen gehörten. „Zwei..?“, fuhr sie dann verunsichert fort. „Geht‘s getrennt?“, fragte Deidara grimmig. Die Frau schaute in einem Heft nach. „Zwei Einzelzimmer also? Es tut mir schrecklich leid, aber die Einzelzimmer sind alle besetzt. Am Grenzgebiet ist man gut besucht, wissen Sie?“ Sie schaute entschuldigend auf. Deidara seufzte genervt und besann sich, dass das Mädchen an dem Umstand nicht Schuld hatte. Am liebsten würde er seinem Willen Nachdruck verleihen. Aber dadurch würden die Zimmer auch nicht frei. „Wenn‘s nicht anders geht. Ein Doppelzimmer.“, murrte er und sah sich anschließend um. Die Gaststätte hatte durchaus ein paar Jahre auf dem Buckel. Die Wände zierten vergilbte Gemälde von der umliegenden Landschaft und das Holz, egal ob Möbelstück oder Fußboden, war speckig und abgenutzt. Hier und da versuchte eine Zierdecke die Mängel zu verdecken. Würde man dem ganzen ein Motto unterwerfen, so wäre es wohl beige. Die kleine Eingangshalle führte im Erdgeschoss zu einem Speisesaal aus dem erregte Gespräche zu hören waren. Anscheinend war das Abendessen gerade aufgetischt worden. Außerdem verbreitete sich ein angenehmer Geruch von gegrilltem Fleisch. Neben der Rezeption führte eine schmale Treppe hinauf. Deidara schloss daraus, dass sich oben die Zimmer befanden. Sein Blick fiel auf einen Bilderrahmen, welches das Zeichen Amegakures zierte. Jemand hatte mit einem Stift das Zeichen durchgestrichen. Sie befanden sich also auf sicherem Boden. „Hier die Schlüssel. Zimmer acht. Ganz am Ende vom Gang. Hat sogar ein kleines Badezimmer. Abendessen geht bis neun Uhr. Frühstück morgens ab sieben. Falls ihr was braucht, meldet euch einfach.“, erklärte das Mädchen freundlich und übergab Deidara die Schlüssel. Hierbei fiel ihr Blick auf die Verletzung. Kurz ruhte ihr Blick darauf, aber etwas sagte ihr, besser nicht nachzufragen. Shinobi kamen immer wieder mit Verletzungen herein und solange sie nicht alles voll bluteten, beließ sie es darauf, dass es deren Angelegenheit war. „Einen angenehmen Aufenthalt.“ Deidara dankte leise und stieg die Treppe hinauf. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass Sasoris Marionette gerade so durch den Flur passte. Er sperrte das Zimmer auf und betrat den spärlichen Raum. Zu seiner linken befand sich der Wandschrank in dem üblicherweise die Futons aufbewahrt wurden. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, worauf sich ein Tablett mit vier Gläsern und eine Wasserflasche befanden. Rechts eine schmale Schiebetür, die für das Badezimmer gedacht war. Deidara zog seine Schuhe aus, schritt quer durch den Raum und öffnete zuerst das Fenster. Eine angenehme Brise lüftete das Zimmer und vertrieb den leichten Muff. Er ließ sich an dem Tisch nieder und legte den Kopf auf die Tischplatte. Für einen kurzen Augenblick ließ er seine Erschöpfung zu und schnaufte laut. Er richtete sich auf, als sein Partner ebenfalls ins Zimmer kam. Er hatte sich im Flur aus seiner Puppe geschält und sie versiegelt, denn nun stand der Rotschopf im Eingang und musterte ihn. „Zeig mir deine Hand.“, sagte er und setzte sich zu dem Verletzten an den Tisch. „Ich lass mir was zum Kühlen geben und dann muss sie geschient werden.“, antwortete Deidara müde und hielt sie Sasori hin. Dieser nahm seinen Unterarm überraschend behutsam in eine Hand und drehte ihn langsam. Aufgrund der Gewichtsverlagerung zog Deidara scharf Luft ein. Es tat höllisch weh. Der Schmerz ließ ihn nichtmal merken, Sasoris Finger kalt und hart waren. „Die ist gebrochen, oder?“, fragte er. Sasori nickte. „Du sagtest, dass du auf Orochimaru getroffen bist?“, fragte der Rotschopf. Deidara nickte: „Ich wollte gerade sein Versteck in die Luft jagen, da bekam ich Probleme mit einer großen Schlange. Kurz darauf tauchte er auf. Wir kämpften gegeneinander und wie es ausging siehst du ja.“ Er deutete mit dem Kinn auf sein Handgelenk. „Da die Mission eine andere war, dachte ich, ich muss da nicht weiter kämpfen. Sein Unterschlupf ist aber dahin, das kann ich dir sagen.“ „Das war klug von dir. An dieser Vieper beißt man sich nur die Zähne aus. Er ist lästiger wie Ungeziefer.“, bemerkte Sasori knapp und stand auf. „Aber deine Verletzung ist nicht weniger lästig. Du hättest vorsichtiger sein sollen.“ Deidara dachte er hörte nicht recht. „Entschuldige bitte, aber wo warst du denn die ganze Zeit? Du hast es dir im Schatten bequem gemacht, anstatt mir den Rücken zu decken! Warum hast du mich nicht gewarnt? Gibs‘ doch zu, du wolltest dass ich in seine Falle laufe!“ Seine Stimme wurde lauter und er schaute wütend zu dem Mann, der sich seinen Teampartner schimpfte. Sasori bemerkte, wie sich ein Wutanfall anbahnte. Es war ja nicht das erste Mal und er musterte den jungen Mann vor ihm. Er hatte sicher Schmerzen, war müde und ja, er musste zugeben: „Ich hätte wissen müssen, dass man dich nicht alleine lassen kann.“ Für einen kurzen Moment starrte Deidara ihn an. In seinem Blick spiegelten sich Unglaube und Fassungslosigkeit über Sasoris Worte wider. „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“, fragte er dann nach. Sasori wusste nicht was er meinte. Deidara fuhr fort, seine Stimme klang gepresst: „Weißt du was Sasori. Scheiß drauf. Ich habs‘ verstanden. Du willst nicht mit mir in einem Team sein und ob du‘s glaubst oder nicht. Ich kann mir auch hundert bessere Wege vorstellen, meine Tage zu verbringen. Aber es ist so wie es ist und ich wollt mich damit abfinden. Ehrlich, ich dachte wir kriegen das noch raus. Aber das.“ Er hielt seinen Arm hoch. „Das ist einfach nur link.“ Deidara stand auf und ging an Sasori vorbei ins Badezimmer. Er hielt seine Hand unter kaltes Wasser und beobachtete wie das Wasser seine Finger hinabrann. Er spürte wie seine Wut der Enttäuschung wich. Er hatte Sasori vertrauen wollen. Er fand ihn, trotz seiner komischen Art, interessant und dachte, dass hinter seinem stoischen Wesen bestimmt ein guter Shinobi steckte. Und ein guter Shinobi wusste, dass man sich im Team, trotz kleinerer und größerer Differenzen, Vertrauen musste. Das lernte man bereits als Genin. Da machte es keinen Unterschied ob man Nukenin war oder nicht, fand er. Gleichzeitig konnte er sich einen Arschtritt verpassen, dass er es nicht besser gewusst hatte. Nicht jeder war da seiner Meinung. Aber warum hatte Sasori ihm damals, nach seinem Fluchtversuch, nicht an Pain verraten, sondern ihm auch noch gut zugesprochen? Auf seine eigene, befremdliche Art. Und er hatte mehrmals Rücksicht auf ihn genommen. Auf seine eigene, befremdliche Art. Er fand sogar, dass sie sich auf dem Flug in die Wüste ein wenig besser kennenlernen durften. Deidara merkte, dass er sich selbst nicht wirklich überzeugen konnte mit seinen Hass auf Sasori. Er konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass ihn sein Partner absichtlich ins Messer laufen lassen würde. Plötzlich hörte er hinter sich die Tür aufgehen und Sasori kam herein. „Was machst du da?“, fragte er mit Blick auf das laufende Wasser. „Wonach sieht es denn aus?“, gab Deidara schnippisch zurück. „Als würdest du keine Ahnung haben, was du da tust.“ Mit den Worten trat der Puppenspieler an ihn heran und zog seine Hand aus dem Wasserstrahl. „Das blieb zu lange unbehandelt, aber ich habe was gegen die Schmerzen.“ In der anderen Hand bemerkte Deidara ein Fläschchen. „Ist das nicht eines deiner Gifte?“, fragte er misstrauisch. „Ist es. In geringer Menge wirkt es aber nur betäubend.“, antwortete Sasori ruhig deutete ihm an, sich wieder an den Tisch zu setzen. Dort lagen eine aufgerollte Mullbinde und Sasori hatte ihm ein Glas Wasser eingeschenkt. „Hast du es darin verdünnt, ja?“, fragte Deidara, wartete aber nicht auf eine Antwort und trank es langsam aus. Sein Arm ruhte nun auf der Tischplatte und er wartete auf die angeblich schmerzlindernde Wirkung. Sein Blick ruhte auf seinem Handgelenk und wanderte den Tisch entlang zu Sasori, der sich dazu setzte. Es war ihm unangenehm, ihn eben so angeschnauzt zu haben und sich nun von ihm verarzten zu lassen. An seinem Partner schien sein kurzer Ausraster völlig abgeprallt zu sein. Er tat es wohl wieder nur als ein eines seiner kindischen Allüren ab. Es war Deidara im Grunde klar gewesen, dass es nicht Sasoris Absicht gewesen war, ihn in die Falle laufen zu lassen. Wahrscheinlich fiel es seinem Partner schwer, diesen Fehler zuzugeben und er drückte es eben auf seine Weise aus. Irgendwie versuchte es Sasori ja hier wieder gut zu machen, oder? „Danke.“, murmelte Deidara kleinlaut und sah wieder auf sein Handgelenk. Er spürte langsam wie der Schmerz sich linderte und sein Körper sich generell leichter anfühlte. Das Mittel wirkte wie ein leichter Rausch und der junge Künstler genoss es sogar ein wenig. Sasori bemerkte anhand des gläsernen Blickes seines Gegenübers, dass er nun anfangen konnte. Er nahm Deidaras Hand in eine und den Unterarm in die andere Hand. „Weißt du, was du da tust?“, fragte Deidara erschrocken. Mit einem Ruck brachte sein Partner die Hand wieder in die rechte Position zurück. Deidara zuckte trotz des Mittels kurz zusammen, wollte den Arm schon wegziehen, riss sich aber zusammen und ließ ihn weiter machen. Während Sasori den Verband anlegte um das Gelenk zu fixieren, sagte keiner der beiden etwas. Anschließend wirkte der Puppenspieler noch ein Jutsu und legte seine Hand auf das Gelenk. „Sasori-“ „Sei einmal still und lass mich machen.“ Sasoris Hand glühte blau auf und verteilte eine wohlige Wärme. Deidara wusste, dass so ein Heiljutsu normalerweise ziemlich wehtat, aber nun kribbelte es nur lustig in seiner Hand. Als Sasori fertig war, legte er Deidaras Hand wieder auf den Tisch. „Pain wird wahrscheinlich wollen, dass du die anderen Verstecke ebenfalls zerstörst. Wir werden in Zukunft besser aufpassen. Das darf nicht nochmal passieren.“ Deidara nickte und war mit einem Mal besänftigt. Er wusste nun, dass das alles Sasoris Art war, mit den Dingen umzugehen und man das, was er sagte, nicht immer auf die Waagschale legen durfte. Er war direkt und ihm schien es egal, wie seine Worte bei anderen ankamen. Er ließ dafür lieber Taten für sich sprechen. Aber auch an dem Puppenspieler ging es nicht vorbei, wenn Deidara dies in den falschen Hals bekam. Im Gegensatz zu anderen, schien es Sasori doch, wenn nur bis zu einem gewissen Grad, wichtig zu sein, dass sie als Team funktionierten. Ob dies aus Sympathie für den Neuling herrührte oder er vorrangig an die Missionen und Pflichten dachte, blieb hierbei ein Rätsel, war aber auch erstmal nicht wichtig. „Hey, berichtest du Pain? Ich würd‘ mich unter die Dusche schmeißen.“, beendete Deidara ihre Runde und stand auf. „Richte ihm von mir aus, dass die Mission erfolgreich war und mehr vorerst nicht zählt.“, bemerkte Deidara mit einem Augenzwinkern. Sasori entließ ihn mit einem desintressierten Handwedeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)