Anti Faith von Kartoffelecke ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Er lief zurück zum Turm und konnte die ganze Zeit sein Glück nicht fassen. Hatte sie ihn gerade wirklich geküsst? Erst heute hatte er sie kennengelernt. Es kam ihm so surreal vor. Er fühlte sich gut und ungewohnt beflügelt. Der Rausch setzte seiner Zufriedenheit die Krone auf. Waren alle Mädchen in Amegakure so? Er wusste, dass der Alkohol durchaus seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass sie beide so locker miteinander wurden. Aber so etwas war ihm noch nie passiert. Er war auf dem Gebiet unerfahren und hatte anfangs nichtmal gemerkt, dass Chinatsu mit ihm flirtete. Die Realisation kam erst, als sie ihn geküsst hatte. Er war so naiv, dass ihm erst jetzt klar wurde, dass der Abend sich von einem netten Gespräch zu einer Art Date verwandelt hatte. Ein fließender Übergang, unterstützt von ein paar Gläsern Bier. Würde er sie wiedersehen? Auf jeden Fall hatte er nun einen Grund nochmal nach Amegakure zurückzukehren. Er ertappte sich dabei, wie er sich wünschte, dass Pain sich noch ein wenig Zeit lässt mit der nächsten Mission. Er spazierte über den Hof des Turms, als es plötzlich zu regnen begann. Er blickte die Fassade hinauf und bemerkte, dass ganz oben noch Licht brannte. Pain musste noch wach sein. Aber das war Berufskrankheit von Anführern und vor allem Kagen. Sie schliefen nie und das machte sie auf Dauer griesgrämig. Zumindest war das bei Onoki immer der Fall gewesen. Dieser Regen ist also das Jutsu Pains, rief er sich ins Gedächnis. Er überwache damit das Dorf und alle die sich darin befinden. Er streckte die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Regen sein Gesicht benetzen. „Hier Pain! Da bin ich!“, dachte er und ein Grinsen zierte sein Gesicht. Er war betrunken. Die letzten Meter zur Tür ging er langsam und genoss ein letztes Mal die kühle Nachtluft, ehe er hineinging. Als die Tür hinter ihm zufiel umgab ihn völlige Finsternis. Er tastete nach einem Lichtschalter, fand aber keinen und rief sich das Treppenhaus ins Gedächtnis. Vorsichtig stieg er die wendelförmige Treppe hinauf und langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er erkannte die Tür zum Flur der Schlafräume und fand auch schnell sein Zimmer. Drinnen schmiss er sich sofort aufs Bett und schaute bedüsselt lächelnd an die Decke. Es war ein schöner Abend gewesen. Vor seinem inneren Auge erschien immer wieder das Gesicht von Chinatsu, wie sie sich plötzlich auf die Zehnspitzen gestellte hatte, sein Gesicht in ihre Hände nahm und ihn küsste. Er schloss die Augen für einen kurzen Augenblick, aber als er aufwachte, war es draußen schon wieder hell. Zu hell. Deidara drehte sich stöhnend auf die Seite und zog sich sein Kissen über den Kopf. Hatte man ihm nicht mal erzählt vorm Schlafen noch Wasser zu trinken, wenn man Alkohol intus hatte? Seine Kehle war trocken, er musste schrecklich dringend auf Toilette und in seinem Kopf meldete sich bei jeder Bewegung ein Stechen. „So 'ne Scheiße..“, brummte er leise, seine Stimme klang kratzig, und er wunderte sich, dass Sasori ihn noch nicht geweckt hatte. Wie viel Uhr war es? Er richtete sich auf und legte die Hand über die Augen, sodass er gerade noch genug sehen konnte um aufzustehen und die Vorhänge zu zu ziehen. Er hatte es nicht mal geschafft sich auszuziehen und nun fühlte er sich eklig und schwitzig, sein Haar hing ihm strähnig über die Schultern. Zeit für eine Dusche. Vorsichtig lugte er aus seinem Zimmer heraus, auf dem Flur war keine Seele zu sehen. Gut so, denn er wollte Sasori nicht begegnen, bevor er nicht wieder wie ein Mensch roch. Die Dusche zog er länger dahin als nötig, aber das warme Wasser linderte seine Kopfschmerzen und er trank direkt aus der Brause. Als er fertig war, wickelte er sich nur ein Handtuch um die Hüfte, richtete sich flott das Haar und nahm das Bündel Klamotten unter den Arm. Bereute er den gestrigen Abend? Keineswegs. Der Kater würde bald vorbei sein, aber die Erinnerung an Chinatsu blieb. Trotz der Nachwirkungen war seine Laune auf einem unerwarteten Hoch und er fühlte Tatendrang in sich aufsteigen. Als er über den Flur zurück zu seinem Zimmer spazierte, kam ihm Sasori entgegen. Automatisch senkte er den Blick und wollte einfach nur an ihm vorbei, aber sein Partner hielt ihn auf. „Es ist mir egal, wo du gestern warst und was du getrieben hast, aber du lässt weder Pain, noch mich warten, verstanden?“, seine Stimme klang forsch. Er ist wütend, dachte Deidara und fragte sich warum. Er konnte doch machen was er wollte, oder? War er sauer, dass Deidara ausgeschlafen hatte? „Du hättest mich doch wecken können“, erwiderte Deidara und griff den gereizten Tonfall seines Partners auf. „Hast du es nicht gemerkt? Pain ließ uns rufen. Wir warteten geschlagene 15 Minuten, aber du kamst nicht. Stattdessen muss ich dich hier abholen. Und wie siehst du überhaupt aus?“, fragte Sasori und spielte damit eindeutig auf die tiefen Augenringe und die letzten Zeichen des Katers an. Deidara schaute müde zurück und rollte die Augen zur Decke. Dass er auch immer so ein Fass aufmachen musste. „Wann?“, fragte er nach. „Wann was?“ „Wann habt ihr mich gerufen? Wie du siehst, trage ich meinen Ring nicht. Ich konnt's doch garnicht merken.“, erklärte der Blonde und hoffte insgeheim, dass das Ausrede genug war und Sasori den Mund halten würde. Er wollte sich jetzt nicht die Laune von ihm vermiesen lassen. „Ich komm sofort, lass mich nur schnell was anziehen.“, versuchte er dann trotzdem die Diskussion zu entschärfen und legte die Hand auf die Klinke, als Sasori ihn von der Seite anblaffte: „Noch eine Minute länger die wir warten können. Beeil dich besser.“ Deidara schaute auf seine Hand, die den Türgriff umklammert hielt. Tu es nicht, riet ihm eine Stimme im Kopf. Das macht es jetzt nur schlimmer. Aber Deidara ignorierte seine Vernunft, ließ seine Klamotten fallen, wandte sich auf den Fersen um und stieß Sasori mit der Schulter zur Seite um an ihm vorbei zu marschieren. „Gut, dann geh ich halt direkt rauf, wenn du dich so an einer Minute aufhängst!“, rief er dabei entnervt seinem Partner zu, aber diese hatte bereits sein Handgelenk gegriffen. Deidara wandte sich um und schaute seinen Partner eindringlich an, doch dieser ließ nicht los, sodass er sich selbst losriss. Mit aufgebauter Haltung stand er seinem Partner gegenüber. „Fass mich nicht an.“, zischte er, doch Sasori blieb unbeeindruckt. Sein Gesicht, monoton und ohne jede Reaktion auf das Verhalten seines Partners, ließen Deidaras ursprüngliche Trotzhaltung in Wut ausarten. Weil er wusste, dass das gerade zu viel war. Weil er wusste, dass Sasori Recht hatte. Aber hier ging es ums Prinzip. Er drehte sich abermals um und führte seinen Weg durch den Flur fort, öffnete die Tür zur Wendeltreppe und stieg die Stufen hinauf. Sasori folgte ihm, sagte aber nichts mehr. Nicht, weil er beeindruckt war von Deidaras Standhaftigkeit, nein. Er fand sein Verhalten affig und außerdem kindisch, aber er fragte sich insgeheim doch, wo sein Partner sich rumgetrieben hatte, dass er so fertig aussah. Normalerweise war der Junge nicht so schnell gereizt und wenn, dann war er übermüdet. Er schob es also darauf, aber Pain hatte ihn ja lange genug schlafen lassen. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte er ihn morgens rausgeschmissen, ihm die Mission in die Hand gedrückt und dann wäre es weiter gegangen. „Deidara. Geh dir um Himmels Willen was anziehen!“, rief er ihm nach und Deidara blieb stehen. „Willst du so wirklich vor Pain treten?“, fragte er ihn. Natürlich nicht, ergänzte der Puppenspieler in Gedanken. Er wusste, dass das gerade nur eine von Deidaras Kurzschlussreaktionen war, ausgelöst durch seine Rüge, dass er sich beeilen solle. Der Junge hatte es sofort in den falschen Hals bekommen, aber nun zögerte dieser. „Zieh dir was an. Ich gehe schonmal vor.“, beendete Sasori das Gespräch und ging an Deidara vorbei und war Sekunden später durch die Tür verschwunden. Deidara unterdrückte den Drang einmal laut aufzuschreien und lief schnell zurück zu seinem Zimmer, zog sich frische Klamotten an und steckte den Ring an. Er beeilte sich nun wirklich, denn obwohl er immer noch genervt von seinem Partner war, wusste er, dass dieser ihm wohl gerade eine Menge Ärger erspart hatte. Wäre er wirklich halb nackt vor Pain getreten, hätte er sich wahrscheinlich nur lächerlich gemacht. Er stieg die Treppen zum Versammlungsraum hinauf und öffnete die Tür. Pain saß am Kopfende des großen Tischs und schaute ihn eindringlich an. Kurz ging ein Schauer durch den Körper des Künstlers, denn Pains Blick durchbohrte ihn wie ein Speer, aber er fasste sich, hob das Kinn und nahm neben Sasori Platz. „Morgen. Ich-“, begann er, aber sein Anführer unterbrach ihn. „Sasori hat mich bereits unterrichtet. Wenn du denkst, dass ich dir nachtrage, dass du gestern Abend durch mein Dorf gezogen bist um dich zu betrinken, dann irrst du.“ Pains forscher Ton ließen keine Erklärungen zu, keine Rechtfertigungen. Deidara schnaubte verächtlich, aber trotzdem stieg Scham in ihm auf. Sasori schaute ihn an und kurz konnte man Irritation ausmachen. Der Puppenspieler hätte nicht gedacht, dass Deidara getrunken hatte. Es erschien ihm so abwegig, weil er doch noch so jung war. Aber das würde seine miese Laune verraten. Der Junge war verkatert. Pain fuhr fort: „Wenden wir uns den wichtigeren Dingen zu.“ Seine Stimme, gebieterisch und fordernd, sorgten dafür, dass Deidara sich fügte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute auf die Schriften vor Pain. Es war ihm anzusehen, dass er nichts mehr sagen würde zu der Sache. Deidara ärgerte sich am meisten über sich selbst. Er wusste, dass er gereizt war, weil er Kopfschmerzen hatte. Er wusste auch, dass die Situation eben vermeidbar gewesen wäre. In Zukunft würde er den Ring nicht ablegen. Erstaunt über diese Gedanken, schüttelte Deidara kaum merklich den Kopf. Was kann er dafür, dass Sasori immer so ungeduldig war? Er musste nicht rund um die Uhr abrufbereit sein, damit der Laden hier funktionierte, oder? Er fand es übertrieben sich wegen diesem kleinen Vorfall gleich vorwerfen zu lassen, dass er nicht ordentlich arbeiten würde. Zumal Pain wissen musste, dass Deidara das hier ja nicht freiwillig machte. Er hatte sich verspätet, ja und? Passiert den Besten. „Hörst du zu?“, zischte ihn Sasori plötzlich an und Deidara erwachte aus seinen Gedanken, schreckte hoch und schaute auf die Papiere. „Sorry.“, murmelte er. Pain hatte bereits begonnen zu erklären, wo es hingehen sollte für das Team. Sie würden zwei Missionen annehmen. Eine führte sie in den Norden. Ein Feudalherr müsse seine Ländereien beschützen und bezahle gutes Geld, wenn jemand den angekauften Shinobiclan ausschalte, der ihm auf die Pelle rückt. Sich dafür an ein Dorf zu wenden, würde zu Schwierigkeiten führen, da der Herr selbst bekannt ist, nicht gerade legalen Geschäften nachzugehen. Genauere Informationen würde das Team vor Ort erhalten. Die zweite Mission führte sie an die Grenze des Erdreiches, wo ein Nukenin aus dem Bingobuch sein Unwesen treiben würde. Diese Information sei nicht verifiziert, erklärte Pain, aber alles deutet darauf hin, dass es sich um diesen Mann handeln müsse. „Die erste Mission eilt, sodass ihr heute aufbrechen müsst. Deidara, wie lange brauchst du in den Norden?“ Der Künstler zuckte lustlos mit den Schultern, überschlug ein paar Zahlen und bedachte sich des Geländes. „Wir überfliegen Yu No Kuni. Ein Tag. Dann wird’s kalt und die Gegend ist bekannt für Schnee. Zwei Tage. Mach zwei Tage draus, dann sollte es klappen.“ Pain nickte zustimmend. „Wenn das Wetter zu krass wird, werden wir laufen.“, kündigte Deidara allerdings an, schließlich war dies schon einmal vorgekommen. Pain reichte Sasori die Missionsbögen, der noch einmal drüber schaute. „Wenn wir diesen Mann finden, dann bringen wir seinen Leichnam zu Kakuzu?“, fragte er dann nach und es klang, als wüsste er die Antwort schon. „Wie immer. Er wird sich dann um das Kopfgeld kümmern.“ Deidara merkte, dass die Worte eher ihm galten. Er wusste schließlich noch nicht, wie die Aufgabenverteilung innerhalb der Organisation war und Sasori hatte ihn nun indirekt aufgeklärt. Er würde bald ein weiteres Mitglied kennenlernen. „Wir wären dann fertig. Viel Erfolg.“, beendete Pain die Sitzung und alle drei erhoben sich. Kurz kreuzten sich die Blicke Pains und Deidara. Das Rinnengan wirkte auf den jungen Künstler nach wie vor faszinierend und erschreckend zugleich. Er wollte seinen Blick nicht abwenden, doch Pain drehte sich um und zog sich in sein Hinterzimmer zurück. Deidara verließ den Versammlungssaal mit Sasori. „Ich sag es dir, Sasori. Die Leute wissen wahre Kunst einfach nicht zu schätzen!“ Deidara sprach laut gegen den Wind an, der ihnen in der Luft das Leben schwer machte. Sie waren bereits eine ganze Zeit unterwegs und Deidaras Kater hatte sich an der frischen Luft gelegt. Umso mehr Energie hatte er nun mit Sasori über seine größte Leidenschaft zu sprechen. Der Vorfall in Amegakure war keinen der beiden eine weitere Erwähnung wert gewesen. „Du auch nicht. Das was du da fabrizierst, ist keine Kunst.“, antwortete Sasori. „Du hast ja nichtmal richtig zugeschaut. Ich kann es dir nochmal zeigen.“ „Ich verzichte. Kunst ist für die Ewigkeit. Dein Feuerwerk ist eine Beleidigung an den Ausdruck und dazu kommt auch noch dieser schreckliche Lärm.“ Sasori fragte sich, warum er sich auf dieses Gespräch eingelassen hatte. Deidara hatte mit dem Thema kurz nach ihrem Aufbruch aus Amegakure angefangen und anstatt zu schweigen, kam Sasori nicht drumherum, seinen Partner zurechtweisen zu wollen. Aber es schien, dass der Junge unbelehrbar war. „Kunst ist der Moment wahrer Schönheit. Nur so findest du Perfektion.“, entgegnete dieser und Sasori schnaubte. „Du wiederholst dich, Deidara. Und ich wiederhole mich, wenn ich dir sage, dass du falsch liegst.“ Deidara, der sich zu Sasori gedreht hatte, zog den Mund zu einer trotzigen Schnute. „Du hast ja nur keine Ahnung, Sasori.“ „Erzähl mir lieber, wo du gestern Abend warst. Du hast dich betrunken, meinte Pain.“, wechselte der Puppenspieler das Thema und Deidara schaute ihn überrascht an. Verlegen blickte er zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf. „Eigentlich wollte ich mir nur das Dorf anschauen, aber eines führte zum anderen.“ Sasori hatte sich die ganze Zeit gefragt, was sein Partner getrieben hatte. Hauptsächlich wollte er sicher gehen, dass sich Deidara keine Probleme einhandelte, erstrecht, wenn er in Pains Dorf herum streunte. Da sie ein Team bildeten, bedeuteten Deidara-Probleme automatisch auch seine. Den Stress wollte er sich ersparen. „Wer hat dir Drei-Käse-hoch eigentlich Alkohol ausgeschenkt?“, hakte Sasori nach. „Du bist viel zu jung.“ Deidara grinste frech und antwortete: „Sasori. Ich bin ein gesuchter Verbrecher. Als würde mich das Gesetz interessieren.“ „Jemand wie du sollte keinen Alkohl trinken. Er macht leichtsinnig und-“ „Versuchst du mich gerade zu belehren?“, unterbrach Deidara Sasori lachend und winkte ab. „Danke, Sasori, aber ich mach was ich will. Und das gestern war einfach Zufall. Ich hab da jemanden kennengelernt und da hatten wir ein, zwei Bier zu viel. Es war ein lustiger Abend. Besser als im Turm zu hocken.“, erklärte sich Deidara und Sasori musterte ihn. Der Blonde grinste ihn schelmisch an, anscheinend amüsiert über Sasori, der nur die Schultern zuckte. „Pass nur auf. Du hast den Hang dazu es zu übertreiben.“, beendete er seine kurze Predigt. Sasori wusste, dass Deidara verstanden hatte worauf er hinaus wollte. Solange die Arbeit nicht darunter leiden würde, hatte er aber wirklich keinen Grund Deidara etwas zu verbieten. Keiner der beiden hatte nun das Bedürfnis zu sprechen. Der Wind wurde sowieso immer stärker und Deidara musste sich konzentrieren, damit sie voran kamen. „Irgendwo hier muss es sein..“, murmelte Deidara und auch Sasori widmete seine Aufmerksamkeit der Landschaft. Vor ihrem Aufbruch hatte der Lehmkünstler nachgeschaut, wo genau das Anwesen des Feudalherren liegen sollte. „Deidara. Da hinten.“, sagte Sasori und zeigte auf eine Hügelkette. Auf den Hügeln befanden sich Wachtürme, verbunden über einen hohen Zaun. Ein Tor, behangen mit Bannern, wiesen darauf hin, dass hier ein Herrscher hauste. Deidara ging in den Sinkflug über und landete in der Nähe des Tores. Sein Partner stieg zuerst ab und holte sofort Hiruko aus seiner Schriftrolle, um darin Platz zu nehmen. Deidara schickte seinen Vogel zurück in den Himmel, wo dieser mit einem lauten Knall explodierte. Gemeinsam gingen sie die letzten Meter zu Fuß. Das Tor war größer, als Deidara aus der Ferne eingeschätzt hatte. Bewacht wurde es von zwei Shinobi, die von ihren Stühlen aufstanden, als sie die zwei Fremden kommen sahen. „Halt! Wer seid ihr?“ Deidara schaute kurz zu Sasori um sich zu vergewissern, dass der Puppenspieler ihm das Sprechen überließ. „Wir müssen mit eurem Dienstherren sprechen.“, begann der junge Künstler und sein rechter Mundwinkel lächelte schief. „Wir sind von Akatsuki.“ Die zwei Wachen, beides Männer mittleren Alters, warfen sich einen kurzen unsicheren Blick zu und musterten ihr Gegenüber. Ein blonder junger Mann und ein krummer Kerl mit Skorpionschwanz. Der eine wirkte nicht sonderlich bedrohlich, der andere umso mehr. „Ich würde vorschlagen, dass ihr uns zu ihm führt?“, fuhr Deidara fort um die beiden Männer aus ihrer Irritation zu wecken. Es tat sich aber erstmal nichts, die Wachen waren unsicher, was sie von den beiden halten sollen. Deidara verdrehte die Augen und stemmte eine Hand an die Hüfte. „Hört mal, wir können nichts dafür, wenn man euch nicht Bescheid gegeben hat, aber mein Partner hasst warten. Wir sind beauftragt worden herzukommen und irgendwie muss es ja hier weitergehen.“ Erst jetzt regte sich bei den Männern etwas. Angespannt und ein wenig gepresst sagte er: „Doch, wir wurden über eure Ankunft unterrichtet. Folgt mir.“ Sie durchschritten einen wunderschönen Hof. Der Kieselpfad schlängelte sich durch einen gepflegten Rasen. Pflanzen zierten den Garten und es gab hier und da kleine Sitzgruppen aus Stein. Eine Gruppe junger Männer und Frauen in anmutigen Kimonos spielte ein Würfelspiel, unterbrachen jedoch kurz, als sie die Neuankömmlinge kommen sahen. Deidara spürte die Blicke und schaute herüber. Im Gegensatz zu den edlen Leuten in ihren verzierten Stoffen, mussten sie regelrecht schäbig aussehen. Sein Mantel war noch ziemlich neu und der schwarze Stoff verzieh die meisten Flecken, aber Sasoris Puppe war in einen abgetragenen, durchaus abgenutzten, Mantel gekleidet. Das Schwarz war ausgeblichen, anders wie Sasoris 'richtiger' Mantel. Anscheinend wussten sie, wer hier gerade ankam, denn sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten erregt, behielten die Akatsuki aus dem Augenwinkel im Auge. Der Feudalherr wird ihnen sicher gesagt haben, dass wir kommen, dachte Deidara bei sich und genoss die Ehrfurcht, die in den Augen der Frauen stand und die Achtung, die von den Männern ausging. Wenn ein reicher Feudalherr sich nicht mehr zu helfen weiß, obwohl er eigene Shinobi besitzt, dann war klar, dass die, die gerufen werden, sehr stark sein müssen. Deidara spürte Stolz aufkeimen und musste ein wenig über sich selbst schmunzeln. Bei seiner Rekrutierung fand er den Gedanken den Akatsuki beizutreten großen Mist und die Uniform, wenn man sie so nennen durfte, unterstützten diesen Gedanken. Aber nun wusste er, wofür sie stand. Stärke und Stolz. Man führte sie in eine Empfangshalle hinein. Das Interieur bestand traditionell aus viel Bambus oder dunklem Holz. Teure Vasen mit schönen Pflanzen standen in den Ecken. In dem Raum standen vier Säulen, rot angestrichen, verziert mit aufwendigen Kaligraphien. Eine Bambusmatte auf dem Parkett wies den Platz für Gäste aus, direkt vor einem Podest mit einem samtig roten Kissen. Links und rechts davon hing ein Banner mit der Aufschrift: Ehre für Haus Satogawa. „Nehmt bitte hier Platz. Der Herr des Hauses wird gleich kommen.“, erklärte die Wache, verneigte sich kurz und schritt wieder nach draußen. Deidara war nun mit Sasori allein. Während der Lehmkünstler auf der Bambusmatte Platz nahm, blieb Sasori daneben. „Schau dich mal um, Sasori. Der Mist hier muss 'nen Haufen Geld gekostet haben und draußen auf den Dächern sind überall Shinobi stationiert. Typisch reicher Feudalherr.“, merkte Deidara leise an und schaute zu der Puppe. „Ich hasse dieses Adelsgetue. Er lässt uns nur warten, um beschäftigt zu wirken.“, grummelte es aus Hiruko und Deidara musste unwillkürlich grinsen. „Natürlich muss er das durch seinen Auftritt unterstreichen.“, antwortete er ihm und nahm die Sache ein wenig mit Humor. Er kannte solche Villen und Häuser zu Genüge. Sie zeigten ganz subtil, was man hat, ohne zu protzen und zwangen einen automatisch dazu, sich sämtliche Manieren und Regeln in den Kopf zu rufen, die eine solche Atmosphäre abverlangte. Deidara allerdings ließ sich nicht davon beeindrucken. Er selbst hatte in Iwagakure in einem großen Haus mit teurem Mobiliar gelebt, aber als Shinobi lernte er schnell, dass man nicht viel zum Leben braucht. Zwei Shinobi in Uniform betraten den Raum und nahmen jeweils links und rechts vom Podest ihre Position ein. Kurz darauf schritt ein älterer Herr, Deidara schätzte ihn auf 50, in den Raum. Seine teuren Gewänder, ein mehrschichtiger Kimono, dazu seine Kopfbedeckung, zeigten unmissverständlich, dass es sich um den Feudalherren handeln musste. Deidara beobachtete, wie sich der Mann hinsetzte, ehe eine der Shinobi verkündete: „Feudalherr Eita Satogawa. Sohn von Osamu Satogawa. Feudalherr der westlichen Ländereien Yu-no-Kunis.“ „Willkommen.“, sprach Eita und nickte seinen beiden Gästen zu. Zu seiner Missgunst sah er, dass weder der blonde junge Mann, noch sein krummer Partner knieten oder sich verneigten. Ersterer saß im Schneidersitz, zumindest aufrecht, und der andere hatte einen deformierten Körper. Für einen Mann von seinem Status durchaus ungewohnt, aber man hatte ihm bereits gesagt, dass er dahingehend nicht viel erwarten dürfe. Nach wie vor handelte es sich um Verbrecher. „Ihr müsst die beiden Shinobi Akatsukis sein.“, fuhr er sodann fort. „Hat man euch unterrichtet, worum es geht?“ „Relativ.“, antwortete Deidara. „Es gibt da ein paar Shinobi, denen wir den Gar ausmachen sollen, weil sie Ihre Ländereien bedrohen.“ Eita nickte. „Sie überfallen die kleinen Dörfer und Gutshöfe, versetzen mein Volk in Angst und Schrecken. Sie wurden angekauft von der Familie Tokugawa, mit denen wir seit gut einem Jahrzehnt im Konflikt sind. Die Shinobi brennen die Felder nieder, allen voran die Weinreben, denn wir sind die größten Konkurrenten in der Gegend für die Tokugawa. Yugakure um Hilfe zu bitten, kann ich nicht und meine eigenen Shinobi brauche ich um meine Mauern zu schützen.“ „Und nun sollen wir die Shinobi erledigen, damit die anderen ja nie wieder auf die Idee kommen, Euch auf den Keks zu gehen.“, beendete Deidara die Ausführung des Feudalherren, sodass dieser zustimmend nickte. Deidara schaute kurz zu Sasori, dann wieder zu Eita und zuckte die Schultern. „Also ich denke, wir haben's verstanden. Irgendwelche anderen Infos? Besondere Merkmale? Kampftechniken?“ „Mein Hauptmann hat sämtliche Informationen für euch zusammengefasst. Er wird sie euch bringen. Ich habe Räumlichkeiten für euch herrichten lassen, dass ihr euch von der Reise hierher ausruhen könnt, bevor ihr morgen beginnen könnt.“ Mit den Worten nickte er dem Shinobi zu seiner rechten zu, der kurz verschwand und kurz darauf mit einer jungen Frau in dezenter Dienstkleidung zurückkam. Sie verneigte sich vor dem Feudalherren, dann vor den Gästen. „Folgen Sie mir, bitte. Ich führe Sie zu ihren Gemächern.“, sprach sie leise und ging in kleinen Schritten an Deidara und Sasori vorbei. Deidara nickte dem Feudalherren noch kurz zu, ehe er sich erhob und mit Sasori den Raum verließ. Eitas Blick ruhte auf den Rücken der beiden Akatsuki und er fragte sich, ob zwei reichen würden um einem ganzen Clan das Handwerk zu legen. Die junge Frau führte sie durch einen langen Flur aus Papierwänden, die, je nach belieben, verschoben werden konnten. Am Ende schob sie eine zur Seite und gab den Blick frei in ein kleines Zimmer. Ein kleiner Tisch, eine Flasche Sake und eine Truhe, wo wohl der Futon Platz fand, waren das einzige Mobiliar. Dennoch war es sehr gepflegt. Eine Mappe lag auf dem Tisch, es musste sich wohl um die Informationen über die Feinde handeln. „Zimmer eins.“, erklärte die Frau und wies auf die Schiebetür daneben. „Das andere Gemach ist genau nebenan. Bitte, zögern sie nicht mich zu rufen, falls etwas fehlen sollte.“ Was ein Service, dafür, dass der Typ uns bezahlt, dachte Deidara und fragte sich, ob seine Schuhe nicht die teuren Tatamimatten verschmutzen würden. Allerdings waren seine Füße auch nicht die saubersten, also konnte es ihm so oder so egal sein. Er wollte nur nicht unhöflich sein, das war alles. Mit dem Prunk und der edlen Atmosphäre hatte das nichts zu tun. Kaum, dass die Frau weg war, knackte es bei Hiruko und die obere Klappe öffnete sich. Sasori stieg heraus, schob die Tür zu und schaute dann zu Deidara. „Willst du dieses Zimmer?“, fragte dieser nach und wollte sich schon ans gehen wenden, aber Sasori hielt ihn auf. „Schauen wir uns die Informationen an. Außerdem wäre es unklug getrennt voneinander zu sein.“ Deidara musste seinem Partner dahingehend recht geben und fragte sich, warum er nicht selbst darauf kam. Es war sicherer sich ein Zimmer zu teilen, ungeachtet bei wem sie gerade unterkamen. Sasori passte auf, während Deidara schlief, da der Puppenspieler selbst nur ruhen musste. „Von mir aus.“, antwortete Deidara schulterzuckend und setzte sich an den kleinen Tisch. Er schlug die Mappe auf und zog eine Karte des Gebiets des Feudalherren heraus, auf der jeweils drei Kreuze verzeichnet waren. Darunter handgeschriebene Berichte der vergangenen Ereignisse. Sasori schälte sich aus Hiruko, ließ die Puppe allerdings unversiegelt und nahm gegenüber von Deidara Platz. Beide überflogen kurz die Berichte, tauschten sie untereinander, sobald einer fertig war. „Also die Kreuze markieren die Stellen, an denen angegriffen wurde. Sie haben im Süden angefangen und arbeiten sich über den Westen voran.“, fasste Deidara kurz zusammen und schaute zu Sasori. Dessen Blick ruhte auf der Karte. „Fällt dir was auf?“, fragte Sasori und Deidara war erneut einen Blick auf das Stück Papier. „Hm...Sie bleiben ganz schön weit vom Anwesen hier fern.“, bemerkte Deidara. „Weil dieser Eita all seine Männer hier stationiert hat.“, führte Sasori den Gedanken fort. „Hat bestimmt Schiss angegriffen zu werden.“, merkte Deidara grinsend an. „Also? Ich vermute, dass ihr nächster Angriff irgendwo hier oben sein wird. Dort befinden sich ein paar Höfe, siehst du, Sasori? Ein Weingut. Darauf hatten die es bisher abgesehen. Wir können sie dort abfangen.“, schlug er vor und wartete die Reaktion des Puppenspielers ab. Dieser hatte keine Einwände, aber mit welcher Art von Gegner sie es zu tun hatten, kam auch nicht aus den Berichten hervor. Sie beschlossen die Sache erst einmal auf sich zukommen zu lassen. Beide waren fähige Shinobi und jeder war sich sicher, dass sie mit der Situation zurecht kommen würden. Deidara räumte die Mappe wieder zusammen und roch an der Flasche Sake. „Du betrinkst dich heute Abend nicht.“, merkte Sasori von der Seite an und schaute zu ihm. Deidara grinste frech und schwenkte die Flasche hin und her. „Was wenn doch?“, versuchte er seinen Partner zu provozieren, aber dieser verzichtete darauf zu antworten. Deidara stellte die Flasche hin. „Wie sieht's aus, wenn wir kämpfen?“, fragte er dann nach. „Ich meine, wenn du gerade dort stehst, wo was hoch geht, das wäre nicht so gut. Wir haben nie darüber gesprochen, aber ich will auch nicht deine Puppen kaputt machen und ich will nicht in deine Giftpfeile rennen oder so.“ Sasori musste ihm recht geben. Bisher hatte es keinen Grund gegeben sich über ihre Kampftaktiken auszutauschen, aber nun war es unvermeidbar. Wo sie zuvor ihre Aufgaben getrennt erledigt hatten, wird es in Zukunft Situationen geben, wo sie einander zuarbeiten müssen. Deidaras Technik barg viele Vorteile und Sasori hatte schon öfter nachgedacht, inwieweit sie sich ergänzen könnten. Die Zeit des Kennenlernens war vorbei. Nun hatten sie Zeit und diese Mission würde eine gute Möglichkeit darstellen, herauszufinden, ob sich dieses Team wirklich bewähren würde. „Gut. Dann lass dir was zu Essen kommen. Das wird ein langer Abend.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)