Anti Faith von Kartoffelecke ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- „Sasori, komm schon. Vom Beleidigt sein wird deine Puppe auch nicht wieder ganz. Vergiss sie einfach. Du meintest doch eh, du hast so viele.“ Deidara stand ein wenig verzweifelt im Türrahmen, ein Handtuch über der Schulter. Nachdem sie, ohne ein Wort miteinander geredet zu haben, zurück zum Palast des Feudalherren gegangen waren, hatte das Team dem Hauptmann kurz Bericht erstattet. Anschließend hatten sie sich zurückgezogen und Deidara hatte sich was zu Essen besorgt. Sasori war, wie immer, erst im Zimmer aus Hiruko herausgekommen und schaute Deidara nun aus den Augenwinkeln aus an. Sein junger Partner sah ihn ein wenig flehend an, fast drängend und Sasori musste unweigerlich die Augen zur Decke rollen. Er wusste zwar, dass es nicht ganz Deidaras Schuld war, aber nunmal doch zum Teil. Sollte er ruhig noch ein wenig schmoren. „Wolltest du dich nicht waschen gehen?“, fragte er also trocken und Deidara gab sich seufzend geschlagen und ging. Eigentlich durfte der Puppenspieler zufrieden sein. Der Plan war aufgegangen, die Mission ein Erfolg. Er erinnerte sich daran, wie er während des Kampfes noch daran dachte, dass Deidara und er sich ganz gut ergänzen. Er hatte auch endlich seine Bestätigung, dass sein Partner durchaus ein fähiger Shinobi ist, mit wachem Verstand und taktischem Verständnis. Er würde den jungen Mann nicht allzu lange strafen, nahm er sich vor und überraschte sich mit seiner Milde. Sie waren jetzt bereits eine gute Zeit gemeinsam unterwegs und schienen sich aneinander gewöhnt zu haben. Könnte es sich Sasori aussuchen, so würde er lieber wie früher alleine reisen, aber er musste sich eingestehen, dass er sich an Deidara nicht mehr so störte wie früher. Während er so darüber nachdachte, holte er die zwei Kleinteile der kaputten Puppe aus seiner Manteltasche. Warum ihr nachtrauern, fragte er sich und musste Deidara letztlich Recht geben. Kaputt ist kaputt und auch wenn er an jedem seiner Werke hing, so war diese bereits älter und anscheinend auch nicht so stabil gewesen. Er strebte stets nach Perfektion, schließlich sollten die Marionetten für die Ewigkeit geschaffen sein und diese Puppe war es wohl nicht gewesen. Er würde aber eine neue herstellen müssen, um die Lücke in seiner Sammlung zu schließen. Kurz zuckten seine Mundwinkel nach oben. Er war zwar kein gefühlsgesteuerter Mensch mehr, aber dennoch überkam ihm so etwas wie Vorfreude, ein kleines Kribbeln in den Fingerspitzen, wenn er wusste, dass er bald eine ganz neue Puppe erschaffen würde. Diese Prozedur brauchte Zeit, aber schon beim Auswählen seines Opfers schossen ihm gleich viele Ideen durch den Kopf, wie Ausstattung und Ausführung aussehen könnten. Sasori stand vom Tisch auf und beugte sich über Hiruko, der offen in der Ecke des Zimmers stand. Aus einem Beutel holte er ein Notizbuch heraus und setzte sich wieder hin, bevor er es aufschlug. Das Buch hatte er angelegt, kurz nachdem er Akatsuki beigetreten war. Darin standen Einzelteile und Ideen, die ihm manchmal einfielen, die er aber -sei es aus Zeitgründen oder Materialbeschaffungen- noch nicht umsetzen konnte. Sasori kannte alle seine Puppen, jede einzelne. Aber selbst für das größte Genie wäre es zu viel wirklich alles im Kopf zu behalten. Deidara kam nach einer guten halben Stunde wieder. Er war in einen lockeren Kimino gekleidet und hatte sein Bündel Klamotten unterm Arm, als er sich zu Sasori an den Tisch setzte. Sein Haar tropfte auf die Platte und er wischte die Tropfen mit seinem Ärmel weg. „Ich hab auf dem Weg hierher eines der Dienstmädchen getroffen und ihr gesagt, sie soll Tee bringen.“, erwähnte er beiläufig, erwartete aber keine Antwort von Sasori. „Weißt du schon, wann du morgen aufbrechen willst?“, fragte er dann und sein Partner schaute auf. „So früh wie möglich.“, antwortete Sasori. „Wir haben keinen Grund hier zu verweilen.“ „Glaubst du, die kommen wieder? Dieser andere Clan?“, dachte Deidara laut und puhlte etwas Dreck unter seinem Fingernagel heraus. „Wenn, dann werden wir nochmal hergerufen und Pain kann nochmal kassieren. So einfach. Aber ich für meinen Teil glaube nicht dran. Wir waren nur zu zweit und haben sie ausgeschaltet. Das trauen sie sich nicht nochmal.“ „Hm, hast wohl Recht.“, sagte Deidara nur und gähnte leise. „Lass uns morgen nicht fliegen. Wir haben eh Zeit.“, merkte er dann noch kurz an, als es klopfte. Ein hübsches junges Mädchen öffnete die Tür und kam mit einem Tablett herein. Sie entschuldigte sich leise und stellte es auf den Tisch, schenkte beiden jeweils eine Tasse dampfenden grünen Tee ein, verbeugte sich kurz und ging wieder. Deidara griff sofort nach seinem Becher und nahm einen vorsichtigen Schluck. Als Sasori seinen Becher allerdings zu ihm schob, stutzte er. „Du willst nicht?“ „Deidara, noch einmal. Ich brauche es nicht.“, erklärte der Puppenspieler knapp und widmete sich wieder seinen Notizen. „Brauchen und wollen sind zwei Dinge.“, antwortete Deidara. Sasori schaute ihn an, legte sein Buch zur Seite und stand auf. „Ich zeig es dir, sonst werden diese überflüssigen Unterhaltungen niemals aufhören.“, begann er ruhig und Deidara beobachtete ihn sichtlich irritiert. „Was zeigen? Oh Gott, ziehst du dich gerade aus?!“, rief er und wich zurück, als Sasori seinen Mantel ablegte. „Nicht ganz, Dummkopf. Schau her.“ Der Puppenspieler hob sein Shirt an und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Deidara seinen Becher fallen ließ. Mit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund starrte der junge Künstler seinen Partner an. „Was-?!“, war das einzige was er herausbekam. Sasori ließ das Shirt wieder sinken und richtete sich kurz, ehe er sich wieder setzte. Er konnte Deidaras Schock nachvollziehen, schließlich sah man nicht jeden Tag eine menschliche Puppe. Ein wenig amüsant fand er es sogar, wie absolut verdattert der junge Mann aussah. „Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich meinen Körper für die Ewigkeit bereitet habe. Ich brauche keine Nahrung, ich brauche keinen Schlaf.“ „Du bist eine-“, Deidara schaffte es nichtmal mehr Puppe zu sagen, aber das war auch nicht mehr nötig. „Du hast nie was gesagt!“ „Ich sage es dir jetzt.“ „Was zum Teufel?! Wie funktioniert-? Sasori! Sowas musst du mir- oh man..“ Entnervt fuhr sich Deidara durchs Haar und schien erst jetzt zu merken, dass er den Becher hat fallen lassen. Er stellte ihn auf den Tisch und traute sich dann wieder seinen Partner anzuschauen, der immer noch seelenruhig ihm gegenüber saß. „Warum?“, fragte Deidara dann ruhiger, aber unsicher. „Es gab viele Gründe, aber der wichtigste war, dass ich mich selbst zu meinem besten Kunstwerk machen wollte. Mich selbst ewig machen. Ich habe Unsterblichkeit erlangt.“ „Und was war..?“ Deidara machte mit der Hand kreisende Bewegungen über seinen Bauch. „Eine meiner besten Waffen. Ein großer Vorteil von diesem Körper ist, dass er quasi unzerstörbar, aber genauso gefährlich ist.“ „Das heißt ja, dass du nicht alterst. Also wenigstens nicht dein Körper.“, sagte Deidara und sein Blick wurde skeptisch. „Ehm..Wie alt bist du denn?“, fragte er dann vorsichtig, als hätte er Angst vor der Antwort. „Ein gutes Stück älter als du.“, bekam er als Antwort, aber sein Partner schaute nachdenklich zur Seite. „Ich müsste jetzt 33 sein.“ „Du siehst keinen Tag älter aus als.., keine Ahnung, ich hab dich immer so auf Mitte 20 geschätzt.“ „Dann habe ich meinen Körper ja auch umgewandelt. Und frag nicht nach dem Wie. Es würde zu lange dauern es dir zu erklären.“ Deidara rutschte auf seinem Sitzkissen herum. Auf der einen Seite fand er es mehr als erstaunlich und er hatte nie erahnt, welch Fähigkeiten sein Teampartner mit sich brachte, auf der anderen Seite fiel es ihm schwer, sein Unbehagen zu verstecken. Er griff nach Sasoris Teebecher und nahm einen zögerlichen Schluck, ließ seinen Partner aber nicht aus den Augen. „Nun weißt du es. Ich mache kein Geheimnis daraus, aber ich posaune es auch nicht in die Welt hinaus. Es kann für gute Überraschungsmomente im Kampf sorgen, allerdings habe ich meinen Körper schon lange nicht mehr dafür genutzt. Meine Puppen sind stark genug.“ Anscheinend war das Thema für Sasori damit beendet, denn er griff wieder nach seinem Notizbuch, doch Deidara beugte sich vor, lehnte sich mit seinen Unterarmen auf die Tischplatte. „Wie kommt man auf so eine Idee?“, fragte er, immernoch Unglauben in seiner Stimme. Dafür erntete er von Sasori einen mahnenden Blick. „Ich find' das verrückt.“, fuhr der Lehmkünstler fort und machte damit seinem Unbehagen Luft, schüttelte dann den Kopf und ließ sich zurück auf sein Sitzkissen sinken. „Aber auch irgendwie.. einfach krass.“ Sasori musterte den jungen Mann vor sich. Er hatte nicht erwartet, dass Deidara mit Begeisterung reagieren würde und erstrecht nicht mit Verständnis. „Seiner Kunst am nächsten zu sein. Das sollte das Ziel, das wichtigste Verlangen, eines jeden Künstlers sein. Nur so erreichst du Perfektion. Ich habe einen Weg gefunden genau dies zu tun.“, erklärte er sodann. „Die größte Schwäche des Menschen ist, wie vergänglich er ist. Wie schwach der Körper, wie einfältig seine Gefühlswelt. Du bist das beste Beispiel hierfür, Deidara. Die beste Bestätigung dafür, dass Gefühle einen schwach machen.“ „Was willst du damit sagen?“, reagierte sein Partner ein wenig gereizt, aber Sasori fuhr ruhig fort: „Du hast dich nicht unter Kontrolle und stehst dir selbst am meisten im Weg. Dein Talent, dein Können, werden sich so nie richtig entfalten können. Und schau nicht so missmutig, du weißt es doch selbst. Die Sache ist: So sind Menschen nunmal. Manche mehr, manche weniger. Bevor ich mich selbst verändert habe, war auch ich Sklave von Emotionen. Nun nicht mehr.“ „Das heißt du fühlst.. Nichts?“, hakte Deidara nach, und diesmal klang es mehr nach Skepsis und Sorge, wie Unglaube. Das würde eine Menge von Sasoris Reaktionen, beziehungsweise fehlenden Reaktionen, erklären. Sasoris Nicken ließen Deidara schlucken. „Ah.“, bekam er noch raus, wandte dann aber den Blick ab. Der Puppenspieler nahm ihm das nicht übel, er wollte ihn sogar ein wenig aus seiner Überforderung holen. „Was ist mit deinen Handflächen? Hast du die schon immer?“ Verwundert über das Thema, schaute Deidara in seine rechte Hand. „Nein, sie kamen, nachdem ich das verbotene Jutsu aktiviert hatte.“, erklärte er knapp und musste ein wenig lächeln. „War'n ganz schöner Schock, obwohl ich gehört hatte, wie es funktionieren würde.“ Deidara sah den Puppenspieler an, seine Mundwinkel verzogen sich zu einem verschmitzten Grinsen. „Ich versteh schon, Sasori. Is' nur ein bisschen krass. Ich dachte immer, du seist einfach nur ein komischer Kauz. Aber das erklärt 'ne Menge. Du bist älter als ich und dein Körper funktioniert anders. Ganz anders. Aber meiner ja irgendwie auch.“ Deidara streckte Sasori seine offene rechte Hand entgegen und die Zunge leckte über die Handfläche. „Nur das mit den Gefühlen. Das kauf ich dir irgendwie nicht so richtig ab.“ Sie verließen am nächsten Morgen das Anwesen des Feudalherrn. Deidara hatte angeboten, Pain Bericht zu erstatten, aber Sasori war der Meinung, dass sie zuerst den anderen Auftrag erledigen sollten. Der Anführer brauchte nicht für jede Mission einen Bericht, er ging davon aus, dass sie Erfolg haben würden. Die Nacht war für den Lehmkünstler ebenso kurz gewesen, wie die vielen davor. Zwar redeten sie noch eine Weile über Sasoris Kunst und Deidara brachte, zu Sasoris Überraschung, eine Menge Neugierde mit sich, aber der Lehmkünstler hatte an dem Tag eine Menge Chakra verbraucht und wollte gegen Mitternacht schlafen. Außerdem bekamen sie sich in die Haare, weil Deidara der Meinung war, dass Sasori schlichtweg nicht verstanden hätte, worum es bei Kunst ging. Aber das Thema kannte man ja schon. Sie gingen schweigend nebeneinander, Sasori in seiner Puppe Hiruko, Deidara mit dem Reisehut tief ins Gesicht gezogen. Die Worte Sasoris, dass er seine Gefühle nicht im Griff habe und das sein größter Stein im Weg sei, hallten dem jungen Mann im Kopfe nach. Weil er wusste, dass es stimmte. Und weil er es nicht zum ersten Mal hörte. Müde blinzelte Deidara gen Sonne, die sich ab und an durch die dicken weißen Wolken am Himmel stahl. Sasori hatte nachgeschaut und bemerkt, dass er nicht die richtigen Utensilien für Medikamentenherstellung bei sich hatte, versprach aber, dass er sich darum kümmern werde. Zwar war Deidara ihm dafür dankbar, aber er wollte sich auch nicht allzu sehr damit beschäftigen. Das bisschen Schlafproblem redete er sich am nächsten Morgen einfach klein, beschwichtigte sich selbst, dass es ihm gut ginge. Leise gähnte der Lehmkünstler und wackelte mit seinen Zehen. Er trug nur Sandalen und der kalte Tau ließ seine Füße zu Eiszapfen werden. Er dachte an Sasori und daran, dass er die Kälte ja garnicht spüren konnte. Genauso wenig wie Schmerz, so hatte er es ihm jedenfalls noch gestern erklärt. Deidara konnte die Vorteile seines Körpers erkennen, aber dennoch zweifelte er an der Aussage des Puppenspielers, er würde garnichts fühlen. Sasori war ein ungeduldiger Zeitgenosse, schnell genervt und prinzipiell unzufrieden. Auf die meisten Menschen musste er grimmig und mies gelaunt wirken. Außerdem zeigte sein Gesicht, wenn auch nicht so sehr wie bei anderen Menschen, durchaus Reaktionen, sei es ein schwaches Zucken im Mundwinkel, wenn ihm etwas gefiel, oder das genervte Seufzen, wenn Deidara ihn wieder nervte. Er brachte Leidenschaft für seine Puppen auf und Wut, als eine davon kaputt ging. Aber ja, er hatte sich sehr viel mehr unter Kontrolle als es Deidara je könnte. Oft wirkte sein Partner gefühlskalt und nun verstand Deidara auch warum. Sasori hatte diesen Aspekt seines Wesens auf ein Minimum reduziert und Deidara wusste schließlich nicht, wie er vorher drauf war. Außerdem fand er die Puppenkörpergeschichte befremdlich und er musste sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass Sasori mehr als nur ein komischer Kauz war. Aus den Augenwinkeln schaute der junge Künstler zu der Puppe links neben sich. Bedächtig bahnte sich diese ihren Weg, kein mechanisches Geräusch, kein Klacken des Materials, ließen Hinweise zu, dass es sich um eine Puppe handelte. Sasori hatte sie in einen Akatsukimantel gehüllt, sodass der dicke Panzer auf dem Rücken verdeckt blieb. Deidara hatte bereits kurz nach seiner Rekrutierung verstanden, warum Sasori diese Puppe so wichtig war. Sie eliminierte die größte und wohl einzige Schwachstelle Sasoris: Den Nahkampf. Ein Puppenspieler hält mithilfe seiner Marionetten den Gegner auf Abstand, kommt er allerdings hinter diese Barriere, sieht es schlecht aus. Deidara musste anerkennen, dass das ein kluger Schachzug Sasoris war und fragte sich gleichzeitig, wie dieser den Überblick behielt, wenn er so viele Puppen gleichzeitig steuern konnte. Er hatte ihn zwar bisher nur eine Hand voll nutzen sehen, dann steuerte er aber noch gleichzeitig Hiruko. Langsam bekam der Lehmkünstler ein Gefühl für die wahre Stärker seines älteren Partners. Instinktiv musste er sich vergleichen, obwohl es sich hier um einen Vergleich zwischen Apfel und Birnen handelte. Das einzige was sie teilten, war, dass sie beide Fernkämpfer waren. Aber allein, dass er nun wusste, dass Sasori gute 17 Jahre älter war als er, ließen ihn klar werden, dass er an Erfahrung dem Puppenspieler nicht das Wasser reichen konnte. Dieser Mann war ihm einfach in vielem voraus und natürlich sah er in Deidara den jungen Unerfahrenen. Deidara gab ihm ja auch genügend Stoff dafür. Missmutig verzog er den Mund. Er war ein guter Kämpfer. Sie beide waren das, keine Frage. Sonst wären sie jetzt nicht hier. Und zugegeben, Deidara fand es toll mit ihm an einer Seite gekämpft zu haben. Es hatte gezeigt, dass sie beide funktionieren und dass sie sich vertrauen konnten. Unter Nuke-Nin war Vertrauen selten und auch wenn die Basis dafür die Verpflichtung zu Akatsuki darstellte, war Deidara überzeugt, dass sie beide, auf ihre eigene skurrile Art, warm miteinander geworden waren. Sasori war zum Beispiel gesprächiger in seiner Gegenwart geworden, ließ andere aber oft abblitzen. Deidara bekam immer seltener die kalte Schulter von ihm und irgendwie machte ihn das stolz. Er fühlte sich anerkannt und das war ihm viel wert. „Eh, Sasori. Wie waren eigentlich deine anderen Partner so?“, fing Deidara ein Gespräch an, aber es kam nicht sofort Antwort. Nach ein paar Augenblicken, Deidara störte sich nicht daran, grummelte es aus Hiruko. „Du hast Orochimaru doch kennengelernt.“ „Ja klar, aber war da wer vor dem?“ „Nein.“ „Mit wem warst du unterwegs?“ „Allein. Wie ich es jetzt auch lieber wäre.“, klang es harsch aus Sasoris Mund. Ohne es wirklich ernst zu meinen, verdrehte Deidara die Augen und musste unwillkürlich grinsen. Er beließ es erstmal dabei und hoffte insgeheim, dass Sasori das Gespräch von selbst weiter führen würde. Würde er nicht antworten, so würde es Deidara aufgeben und ihn nicht weiter nerven. Er hatte keine Lust sich zu streiten. Aber Sasori fuhr nach ein paar Minuten Stille fort: „Pain.“ „Pain, was?“ „Ich war eine Weile mit Pain unterwegs. Aber immer nur temporär. Meist, wenn es galt Mitglieder zu rekrutieren oder Informationen zu sammeln. Das ist allerdings schon lange her. Dann kam Orochimaru, dann wieder niemand. Und jetzt du.“ „Kamt ihr gut miteinander aus? Du und Pain, meine ich.“ „Er schätzt mich mit Kakuzu als längstes Mitglied und vertraut mir. Deswegen steckte er Orochimaru in mein Team. Ich sollte ein Auge auf ihn werfen.“ Anerkennend pfiff Deidara einmal aus. „Nicht schlecht, Sasori. Des Chefs Liebling, hm?“, scherzte er und lachte auf. Sasori fand es wohl nicht so lustig, denn der Skorpionschwanz seiner Marionette zuckte gefährlich hin und her. Eine Warnung es nicht zu weit zu treiben. Für Deidara aber eine Einladung sich den langen Fußweg unterhaltsamer zu gestalten. „Was war mit Konan?“, fragte er weiter. „Was soll mit ihr sein?“ „Ich dachte Pain und sie sind ein Team, wann kam sie dazu?“ „Sie war bei der Gründung dabei. Obwohl die beiden ein Team bilden, erledigt sie viele Aufgaben alleine.“ Schon wieder musste sich Deidara fragen, wer die hübsche Frau an Pains Seite eigentlich ist. „Irgendwie untypisch für Pain, nicht?“, hakte er dann nach. „Ich meine.. Er legt doch sonst immer soviel wert auf die zweier-Team-Konstellation.“ „Er führt nebenher ein Dorf an. Vermutlich erledigt Konan sowieso andere Missionen als wir. Dinge, die er nur ihr anvertrauen kann.“ „Ah, klingt logisch.“ Kurz schaute Deidara in den Himmel. Desto länger er mit Sasori unterwegs war, desto mehr erfuhr er über Akatsuki und deren Mitglieder. Sein Partner war schon lange dabei und dahingehend ein alter Hase, wusste vieles über die Organisation und deren Mitglieder, aber konnte auch nicht alles wissen. Oder es interessierte ihn schlichtweg nicht. Er war nicht für die Ziele dabei, jedenfalls behauptete Sasori das. Aber eines blieb noch ungeklärt. „Wie bist du eigentlich in Akatsuki gelandet?“ „Lange Geschichte.“ „Wir laufen noch eine Weile.“ „Ich wurde angeworben.“ „Sasori..“, quengelte Deidara genervt. „Lass dir doch nicht alles so aus der Nase ziehen und antworte mal mit mehr als drei Worten.“ Vielleicht bildete es sich der Lehmkünstler ein, aber er könnte schwören ein genervtes Seufzen aus dem Inneren der Puppe hören zu können. Deidara wartete noch ein paar Augenblicke, aber es kam keine Antwort. „Hast du deine Worte für heute wieder aufgebraucht?“, kommentierte der Lehmkünstler das Ignorieren seines Partners ein wenig patzig und öffnete nebenbei seinen Mantel. Es war wärmer geworden. Auch wenn er mittlerweile wusste, wie Sasori tickte, so war er immer wieder genervt, wenn er, in seinen Augen grundlos, das Gespräch einfach beendete. Er hasste es ignoriert zu werden. Natürlich bekam Deidara auch darauf keine Antwort. Das Team lief schweigend nebeneinander her, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Deidara hatte einen kleinen Lehmklumpen in der Hand, spielte ein wenig damit herum und probierte neue Formen aus. Er überlegte sich, ob er Chinatsu seine Kunst zeigen könnte. Er müsste wieder nach Amegakure reisen und er ging davon aus, dass er in dem Dorf nicht mal eben ein Feuerwerk zünden konnte. Auf was stehen Mädchen eigentlich so?, fragte er sich und dachte instinktiv an Blumen, Pralinen und rosa Kram. Aber so hatte Chinatsu nicht gewirkt. Sie mochte Bier und... ja was sonst noch? Er kannte sie kaum und dennoch hatte sie ihm gehörig den Kopf verdreht. Es war gut, dass Deidara den Reisehut trug, denn so konnte niemand sein verlegenes Lächeln sehen, wenn er an ihr Gesicht dachte. An ihr schönes Lachen und ihre weichen Lippen. Er wollte sie wiedersehen und zwar bald. Sonst ging er womöglich noch das Risiko ein, dass sie ihn vergessen würde oder schlimmer, jemand anderen kennenlernte. Nur ein Problem hatte er mit der ganzen Sache: Sie lebte in Amegakure. Zwar konnte Deidara dort ohne Probleme ein und aus gehen, er genoss dort sowas wie Immunität, aber das bedeutete nicht, dass er das auch wollte. Er mochte Dörfer nicht, so einfach. Er hasste die Mauern darum, die Enge, die vielen Menschen, die sich einen Dreck umeinander scherten. Shinobi in Dörfern waren stumpf ihrem Kagen ergeben, man stellte keine Fragen, das konnte schnell unangenehm werden und von Schönheit oder gar von Kunst, hatte niemand eine Ahnung. Und immer sagte dir jemand, was du zu tun hast. Immer sagte dir jemand, was das Beste für dich ist. Du warst einer von vielen, ersetzbar. Deidara bemerkte, wie er den Klumpen in seiner Hand zerdrückt hatte. Der Lehm quoll zwischen seinen Fingern wieder heraus. Er rollte die Masse wieder zusammen und steckte sie in seine Lehmtasche zurück. Wie er von Chinatsu auf seine Abneigung auf Dörfer und Regime schloss, störte ihn. Damit wollte er sie nicht in Verbindung bringen, aber er konnte es auch nicht verhindern. Irgendwann, das Team lief bereits seit vielen Stunden, wurde die Gegend karger, der Boden steinig. Deidara wusste, dass sie bald die Grenze von Tsuchi no Kuni erreichen würden und ihn beschlich ein ungutes Gefühl dabei. Seit seinem fluchtartigen Verlassen dieses Landes, hatte er keinen Fuß mehr hinein gesetzt. Vielleicht kannte man sein Gesicht auf der Welt noch nicht, aber in den bergigen Gefilden war sein Name durchaus in aller Munde und nun musste er vorsichtig sein, dass sie keinem Shinobi aus Iwagakure begegnen würden. Falls dies geschehen würde, müsste Deidara schnell handeln und ihn ausschalten, bevor dieser Nachricht an den Tsuchikagen leiten kann, dass sein ehemaliger Schüler sich wieder im Land herumtreibt. Er fand diese ganze Mission sowieso unnötig. Es gab keine Garantie, dass sie diesen ominösen Typen finden würden, auf den Pain so scharf war. Gerüchte sind zwar schön und gut, aber ein ''irgendwo an der Grenze zu Tsuchi no Kuni'', kann vieles bedeuten. „Woher sollen wir jetzt wissen, ob und wo sich der Kerl aufhält?“, durchbrach Deidara die lange Stille und klang dabei ein wenig genervt. „Ich meine... ist doch Zeitverschwendung.“ „Wir werden uns umhören, mehr nicht. Solange, bis wir erfolgreich sind oder eine andere Mission bekommen. Du kennst dich hier aus?“ „Schon.“, entgegnete der Lehmkünstler gelangweilt. „Aber ab hier kann man sich überall verstecken. Das hier ist nur der Anfang, sobald es bergauf geht gibt es eine Menge Höhlen und unbewohnte Täler. Wer sich verstecken will, ist in Tsuchi no Kuni gut aufgehoben.“ „Sprichst du aus Erfahrung?“, überraschte Sasori Deidara mit der ziemlich persönlichen Frage. Kurz stockte Deidara, zuckte aber dann die Schultern. „Schon.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)