Anti Faith von Kartoffelecke ================================================================================ Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Deidara dachte herzlich wenig daran, dass Chinatsu um die Uhrzeit schlief. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass er sie wecken würde. Aber in solchen Momenten brauchte es im Leben keine Vernunft. Er wollte sie jetzt sehen und nicht bis zum Morgen warten. Kurz dachte er, er hätte sich verlaufen, aber als er vor dem Haus stand, erinnerte er sich wieder. Genau hier hatte sie ihn geküsst, bevor er am nächsten Tag zur Mission aufbrechen musste. Der Künstler hatte auch dieses Mal auf seinen Akatsukimantel verzichtet, auch wenn er wohl einen guten Schutz bei dem Regen dargestellt hätte, aber er wollte nicht unnötig Aufsehen erregen. Nun war er nass, aber das gehörte bei diesem Dorf wohl einfach immer dazu. Ob Pain gerade wusste, dass er sich hier rumtrieb? Wahrscheinlich. Er bückte sich und hob ein paar Kiesel auf, holte aus und- hielt inne. Bei seinem spontanen Besuch hatte er nicht bedacht, dass er garnicht wusste hinter welchem der zwei oberen Fenster das Mädchen schlief. Und auf einen wütenden Vater, der ihn mit einer Mistgabel aus dem Dorf jagte, konnte er so spät nachts verzichten. Deidara überlegte nicht lange, was er nun tun müsste. Würde ein Nachbar sehen, wie ein junger Mann die Hausfassade hochkletterte, würde er vermutlich die Polizei rufen oder zumindest Alarm schlagen. Aber das war ein Risiko, was Deidara eingehen musste. Das erste Fenster war eindeutig das Elternschlafzimmer. Ein großes Doppelbett und ein haariges Männerbein konnte er durch die Scheibe erkennen und so ließ er schnell ab und landete auf seinen beiden Füßen. „Hm.. Papa ist wohl auch daheim..“, murmelte er unzufrieden, holte dann aber aus und warf den ersten Kiesel an die richtige Scheibe. Es dauerte bestimmt sieben präzise Würfe, ehe ein Licht in dem Zimmer anging. Deidaras Herz machte einen kurzen Sprung als er Chinatsus Silhouette ans Fenster treten sah. Zuerst schaute sie irritiert auf die Straße, aber als sie den jungen Mann da unten erkannte, schob sie das Fenster auf und lehnte sich mit den Unterarmen auf das Fensterbrett. Deidara wartete darauf, dass sie was sagen würde, aber sie hob nur erwartungsvoll eine Augenbraue und schaute verschlafen zu ihm herunter, also tat er den Anfang: „Hier läuft ein Irrer rum und wirft Steine an Fenster.“, rief er hinauf, ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „Ich wollte ihn noch aufhalten, aber..“ Er zuckte entschuldigend die Schultern. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln. „Achso? Ich dachte schon, du willst mich spontan morgens um vier aus dem Bett schmeißen um mir einen Antrag zu machen.“ Da blieb Deidara dann doch die Spucke weg. Verdattert, mit offenem Mund, schaute er zu ihr hoch, sodass Chinatsu auflachen musste. „War nur‘n Witz, entspann dich.“, ergänzte sie und grinste frech zu ihm herab. Deidara spürte, dass er ein wenig rot wurde. „Kannst du runter kommen?“, fragte er um rasch das Thema zu wechseln. Chinatsu zögerte kurz und schien abzuwägen, ob es den eventuellen Ärger wert war, aber Deidara legte sofort nach: „Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal hier sein werde, verstehst du?“ Das Mädchen im Fenster oben nickte sodann und verschwand ins Haus. Deidara wartete sicher 10 Minuten ehe Chinatsu leise die Hauseingangstür öffnete und heraus trat. Sie hatte sich ihr Haar in einen Zopf zusammen gebunden und trug einen leichten Wollpullover gegen die nächtliche Frische. „Ich muss schon sagen, mich kriegt nicht jeder um vier Uhr morgens aus dem Bett. Fühl dich geehrt.“, begrüßte sie ihn dann richtig und lächelte leicht. Auch sie war ein wenig verlegen, standen sie sich doch jetzt wie damals gegenüber. Kurz schwiegen sie beide. Deidara ergriff als Erster wieder das Wort: „Lass uns ein Stück gehen. Komm mit.“ Er deutete mit dem Kopf die Straße runter und Chinatsu ging neben ihm her. „Sorry nochmal, dass ich dich wach gemacht hab. Aber ich dachte, wenn ich schonmal hier bin..“ „Schon okay. Ich arbeite erst ab Mittag, also kann ich den Schlaf nach holen.“, beruhigte sie ihn, gähnte aber leise. „Du warst auf Mission?“, fragte sie dann. Deidara nickte. „Ja, mehrere. Nichts großartiges.“ „Sieht aber nicht so aus..“, erwiderte sie skeptisch und blieb stehen. „Du siehst aus, als hätte dich jemand mit einem Kochlöffel verprügelt, Deidara.“ Der junge Mann schaute an sich herunter. Sie hatte Recht. Seine Arme waren grün und blau von seinem Sturz, seine Hände voller kleiner Schnittwunden. Wenigstens die Kopfwunde wurde durch sein Haar verdeckt. „Ich bin gestürzt. Das passiert, mach dir keine Gedanken.“, antwortete er und grinste leicht, wich ihrem Blick aber aus. Er hatte nicht wirklich Lust über seine Arbeit bei Akatsuki zu sprechen. Zumal er sich sehr sicher war, dass er das sowieso nicht tun sollte. Auch Chinatsu schien zu bemerken, dass das nicht sein Nummer Eins Gesprächsthema war und wechselte. „Woher wusstest du, dass das mein Zimmer war? Ich mein deine Steinaktion hätte auch ganz schön schief gehen können.“ „Haarige Männerbeine, Chinatsu.“, erklärte Deidara mit ernstem Unterton. Das Mädchen schien eher verwirrt, musste aber sofort auflachen. Sie spazierten durch die Straßen Amegakures. „Deine Witze hab ich vermisst.“ Ich hab dich vermisst, dachte Deidara, sagte es aber nicht. Es käme ihm ein wenig albern vor, sie haben sich ja nur einmal gesehen und kannten sich kaum. Er wollte nicht komisch rüber kommen. Noch fand er das alles ja selbst ‚komisch‘. Stattdessen, während sie nebeneinander gingen, trafen sich ihre Blicke kurz. „Wie läufts hier so?“, fragte er beiläufig. „Hier passiert nicht viel. Arbeit ist Arbeit und ansonsten hab ich nicht viel tun. Ich wollte alte Schulfreunde treffen, aber diese sind fast alle beim Militär. Sie haben nie Zeit.“ Chinatsu verzog ihren Mund kurz zu einer schmollenden Schnute, lächelte aber kurz darauf wieder. „Ein wenig beneide ich sie dann doch, weil sie kommen aus dem Dorf raus und erleben Abenteuer.“ Sie drehte den Kopf zu Deidara und lächelte entschuldigend. „Sorry, ich weiß, dass euer Job nicht nur Abenteuer ist.“ „Je nachdem, ich finde schon. Nur nicht immer, klar.“, fasste er das kurz zusammen und musste grinsen. „Du musst kein Shinobi sein um Abenteuer zu erleben, Chinatsu.“ „Stimmt, nachts mit dir durch Ame zu streifen, finde ich irgendwie auch aufregend.“, gab sie zu, ein wenig rot auf den Wangen. Deidaras Brust zog sich zusammen, aber nicht auf die schreckliche Art, die ihn nachts nicht schlafen ließ, sondern angenehm. Er schluckte. „Ehm.. Okay, dann..Zeig mir das Dorf! Die schönsten Stellen.“, verscheuchte er seine plötzliche Nervosität. Die folgende Stunde führte Chinatsu den jungen Künstler durch Amegakure. Es dauerte eine Weile, bis sie Ideen hatte, was sie ihm zeigen wollte, aber für Deidara war das sowieso Nebensache. Immer wieder erwischte sich der junge Mann dabei, wie er nur sie anschaute, anstatt die schöne Aussicht oder den hübschen Brunnen auf einem Marktplatz zu betrachten. Es kam nicht selten vor, dass sich ihre Blicke dann kreuzten, worauf natürlich ein verlegenes Wegschauen folgte. Die Hände hatte er in den Hosentaschen. Ein wenig wünschte er sich, etwas getrunken zu haben, dann wäre er vielleicht lockerer. Wie beim letzten Mal, aber die Uhrzeit wäre e Aber Chinatsu schien garnichts zu bemerken. Sie lachte ständig über seine Kommentare und Witze und verfiel in einen Redeschwall, als sie über die Feste des Dorfes redete. „Die sind so toll! Aber es gibt leider viel zu wenige! Es passiert hier ja nicht wirklich was. Du musst hier sein, wenn das Lichterfest ist. Dann sind die Straßen- Oh Gott!“, unterbrach sich das Mädchen plötzlich selbst und schlug sich die Hand vor den Mund. Deidara erschrak sich ebenfalls und ging instinktiv in Kampfstellung. „Was ist?“, zischte er, schaute sich hektisch um. „Es wird hell, Deidara! Meine Eltern stehen gleich auf. Wenn ich nicht daheim bin, dann-“ „Ist doch egal.“, unterbrach er sie und zuckte mit den Schultern. „Sag du warst Frühstück holen und das hat gedauert. Lass dir was einfallen.“, wollte er sie überreden, Trotz lag in seiner Stimme. „Nein, ich sollte zurück..“ Aber Deidara wollte nicht, dass sie ging. Er wollte, dass sie bei ihm blieb und sie ihn weiter rumführte. Er wollte sie zum Lachen bringen und er wollte am liebsten, dass sie ihn wieder küsste. Vor allem wollte er jetzt gerade nicht allein sein. Was kümmerten ihn ihre Eltern? Es war doch egal, was sie dachten, schließlich wollte sie doch Abenteuer, nicht? Jetzt war er schonmal hier und in seinen Augen sollte sich Chinatsu nicht so anstellen. Sie war doch ein taffes Mädchen. „Begleite mich nach Hause und wir sehen uns das nächste Mal wieder, wie ist das? Falls du heute abend noch hier bist, besuch mich im Laden.“, versuchte sie ihn aufzumuntern, lächelte entschuldigend und strich ihm über den Arm. Sie deutete heimwärts, aber gerade, als sie losgehen wollte, hielt Deidara sie am Handgelenk fest. Chinatsu wandte sich um und blickte in sein Gesicht. Sie wusste nicht, ob es Zorn war oder Entschlossenheit, die sich in seinen Augen widerspiegelte oder vielleicht eine Mischung aus beidem, denn sein Griff festigte sich. „Deidara?“ Als sein Name fiel, schien sich der Künstler zu besinnen. So schnell er sie gegriffen hatte, ließ er sie auch wieder los und ging einen Schritt zurück. Beschämt schaute er zur Seite und wich Chinatsus besorgtem Blick aus. Seine Hände hielt er hinter sich versteckt. Chinatsu verstand nicht, was er anschließend murmelte, aber sie vermutete so etwas wie eine Entschuldigung. „Ich gehe jetzt nach Hause.“, kündigte sie an, versuchte ihre Stimme fest klingen zu lassen, und ging. Deidara hätte gerne noch etwas gesagt, aber er zögerte und sie war weg. Stattdessen schaute er eine Weile zu, wie die Sonne langsam zwischen den alten Dächern empor kam. Er hatte garnicht mitbekommen, dass der Regen aufgehört hatte. Er verstand nicht, was er hatte erreichen wollen? Sie zwingen zu bleiben? Sie einschüchtern? Mit einem Mal fühlte sich Deidara erschöpft und müde und ehrlich gesagt, schämte er sich. Er hatte das Gefühl es versaut zu haben, bevor es richtig angefangen hatte. „Du verfluchter Vollidiot.“, zischte er frustriert und trat den Weg zurück zum Kageturm an. Unterwegs nutzte er jede Gelegenheit Steinchen oder auch mal herumliegenden Müll vor sich herzukicken. Er begriff, er hatte übertrieben indem er ihr seinen Willen aufzwingen wollte. Er wusste aber nicht, was in diesem Moment über ihn gekommen war, aber es erinnerte ihn stark daran, dass er sich oft nicht unter Kontrolle hatte. Vor allem, wenn er nicht bekam was er wollte. Wie ein Kind, schoss es ihm durch den Kopf und setzte seinem Selbsthass noch einen Hut auf. Als er im großen Hof vor dem Turm ankam hatte er sich in soweit beruhigen können, dass er bereits überlegte, wie er das wieder gut machen könnte. Er mochte Chinatsu sehr und in der letzten Zeit schien sie ihm der Gedanke an sie wie das einzig Gute, was ihm widerfuhr in dem ganzen Chaos, das sein Leben zurzeit erfüllte. Er hatte sie aufgesucht, nachdem ihm sein Albtraum den Schlaf raubte und um sich abzulenken von den ganzen Erinnerungen und dem Stress der damit einherging. Sie hatte mit seiner Welt, einer Welt voller Gewalt, Krieg,Blut und Verbrechen, nichts zu tun. Stattdessen fühlte er sich bei ihr gut, regelrecht federleicht. Es erinnerte ihn an das Gefühl, wenn er sich seiner Kunst widmen konnte. Natürlich durfte sich Deidara nichts vormachen: er mochte sein Leben voller unangekündigter Wendungen, Abenteuer und Kämpfen. Er hatte es sich freiwillig ausgesucht. Seine Kunst im Kampf einzusetzen machte ihm Spaß und der Schaden der dabei entstand, erfüllte ihn nicht selten mit Stolz über die Wucht seiner Kraft. Opfer interessierten ihn dabei nicht wirklich, er nahm sie billigend in Kauf. So war das eben in dieser Welt. Fressen oder gefressen werden. Und diese Meinung vertrat auch er. Das hatte das Dorf Iwagakure aus ihm gemacht und so juckte es ihn also aus herzlich wenig Gewalt anzuwenden. Sein offizieller Titel als Nuke-Nin, also ein Abtrünniger, wurde aber immer gleichgesetzt mit Boshaftigkeit. Aber war er wirklich böse? Deidara würde das selbst mit Nein beantworten, er fand nicht, dass er ein Arschloch war. Daran hatte er keinen Spaß und es sorgte nur für Feinde. Aber er war ein Egoist, der sich nahm was er wollte, und das hatte er heute Chinatsu bewiesen. Auf eine ziemlich schlechte Art. Er beschloss, Chinatsu spätestens am Abend wieder aufzusuchen. Insgeheim hoffte er, dass sie den Vorfall bis dahin vergessen würde, aber davon war vorerst nicht auszugehen. Im Turm selbst war es ruhig und Deidara vermutete, dass das auch erstmal so bleiben würde. Er suchte die Küche auf, setzte Teewasser auf und warf einen Blick auf die Uhr: 07:00. Er hatte sie wirklich eine ganze Weile aufgehalten. Sie musste schließlich heute noch arbeiten und trotzdem war sie mit ihm gekommen. Deidara seufzte innerlich auf und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Nüchtern zog er Bilanz: Chinatsu hatte er womöglich vergrault, seine Vergangenheit drohte ihn einzuholen und seit Wochen schlief er nicht mehr richtig und war ständig erschöpft. Für seine Kunst blieb ihm so gut wie keine Zeit mehr. Als das Wasser heiß und der Tee aufgegossen war, schaute er aus dem Fenster, nahm einen Schluck, verbrannte sich die Zungenspitze und fand, dass es das Universum zurzeit wirklich nicht gut mit ihm meinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)