Schlaflos von _Supernaturalist_ (Wenn deine Träume beginnen dich umzubringen) ================================================================================ Kapitel 6: Die Wichtigkeit des Schlafes --------------------------------------- Der Schlaf ist das Bild des Todes. ~ Marcus Tullius Cicero~ Die weiche Decke umgab sie wie ein Kokon. Nur ihr Gesicht und eine Hand, welche sich in regelmäßigen Abständen die Tasse mit Kaffee, oder einen von Sanjis selbst gebackenen Keksen zu den Lippen führte, waren sichtbar. Die junge Frau fühlte sich kalt und geschwächt, besaß sie doch auch keine Konzentration mehr, um sich auch nur irgendeines der Bücher durchzulesen, welche sich auf dem Tisch neben ihr befanden. Stattdessen beobachtete sie mit müden Augen, wie ihre zwei Freunde zwischen den Regalen umher huschten und noch mehr Literatur zu ihrem kleinen Problem suchten.   „Vielleicht das hier?“, fragte Sanji, welcher auf einer Leiter stand und eines der oberen Regale durchsuchte, „'Zehn Methoden, wie sie einen erholsamen Schlaf bekommen' von Doktor Qu. Acksalber.“ „Klingt gut“, nickte Robin, woraufhin eine Hand neben dem Smutje erschien, welche ihm das Buch direkt abnahm.   „Ich habe hier lediglich etwas über Anzeichen von Schlafmangel. Eben das klassische: Ständiger Hunger, Konzentrationsmangel, Reizbarkeit...Bist du gerade reizbar, Nami?“ Die junge Navigatorin schnaubte lediglich und verengte ihre Augen. „Reizbar? Willst du mich beleidigen? Ich bin doch nicht reizbar!“ Robins Augen wanderten langsam nach oben und sie nickte langsam. „Was steht da noch?“, fragte Nami seufzend, während ihre Freundin die Seiten überflog. „Koffeeinsucht..., man weint ohne Grund..., Verhaltensveränderung..., das Sexualleben lässt nach...“ „Was ich eh nicht habe...“, brummte Nami und kuschelte sich noch ein wenig mehr in die Decke.   „Das ist außerdem nicht das, was ich suche. Ich will einfach nur wissen, was mit mir los ist! Und wie ich hoffentlich diese Nacht einen erholsamen Schlaf bekomme.“ Sie blickte hinüber zu Sanji, den sie nun auch in ihr kleines Problem eingeweiht hatte.   Natürlich hatte er gleich ein riesiges Fass aufgemacht – wollte direkt Chopper holen, um sie zu untersuchen und wollte ihr einen speziellen Schlaftee machen, den er von Jeff gelernt hatte. Außerdem hatte er sofort beschlossen, dass er ihre Schicht übernahm und in den Ausguck ging, um Ausschau über die Nacht hinweg zu halten. Nami wollte es nicht zugeben, aber sie war ein wenig gerührt, von der Art, wie sich der junge Mann um sie kümmerte. Und sehr dankbar. „Namilein?“, flüsterte der junge Mann plötzlich ganz sanft und sprang sofort von seiner Leiter und kam zu ihr, kniete sich vor die junge Frau. „Nicht weinen...wir bekommen das schon hin! Robin und ich helfen dir dabei.“ Erst da bemerkte Nami, wie ihr Tränen über die Wangen kullerten und von ihrem Kinn tropften. Sie schluchzte, hatte sie ihr Weinen doch zu Beginn nicht bemerkt. „Das Wichtigste ist, dass du Schlaf bekommst, Nami“, sagte Robin und legte eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin, nachdem sie das Buch ebenfalls auf den Tisch gelegt hatte. „Was...“, flüsterte Nami und schluckte, zu Robin hinaufschauend, „..., was ist denn das Schlimmste, was passieren könnte, wenn ich nicht mehr schlafe. Nie mehr?“   Robin und Sanji sahen sich besorgt an, dann wieder Nami, bevor Sanji ein Buch von dem Stapel nahm und es aufschlug. Vorsichtig legte er es auf ihren Schoß und zeigte dann auf die verschiedenen Überschriften. „Depression...“, las er vor, „..., Sinnestäuschungen. Halluzinationen. Psychosen. Su-“, er stockte, schluckte und wollte dieses verdammte Wort erneut sagen. Doch er brachte es nicht über seine Lippen. Nami's Hirn hingegen versuchte noch immer die Buchstaben aneinander zu reihen, als Robin es schließlich war, die es aussprach: „Suizidgedanken.“ „Suizid...Ich...ich bringe mich selbst um?“, fragte Nami entsetzt und fasste sich schockiert an ihre Brust, um ihr Herz zu beruhigen, welches bei die diesem Gedanken gleich wie wild zu schlagen begann. „Ich liebe doch mein Leben! So sehr. Ich könnte mich gar nicht umbringen. Warum sollte ich das auch?“ „Alles gut...“, beruhigte Robin die junge Frau gleich, „..., das sind nur Folgen von längerem Schlafmangel.“ „Wie lang?“, forderte Nami und sprang nun von ihrem Stuhl auf. Sie hielt es nicht aus. Es bereitete ihr ein unglaubliches Kopfzerbrechen. Depression...Halluziationen...Selbstmord. Das konnte doch alles nicht sein! Sie wollte leben! Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein konnte, wenn sie unter solchen Störungen litt. Wie es war, den Gedanken zu hegen, sich selbst zu töten...   „Was meinst du genau 'wie lang'?“, fragte Sanji, während er und die Archäologin Nami beobachteten, wie sie nervös und unaufhaltsam in der Bibliothek hin und her schritt.   „Wie lang, bis ich durchdrehe!“, schnaubte sie und fuhr so den Smutje an, welcher dennoch standhaft blieb, auch wenn Robin einen Schritt zurückwich.   „Man geht von den ersten Halluzinationen bei etwa 60 Stunden Schlafmangel aus.“   „60?“, wiederholte Nami und blieb mitten im Raum stehen. „Das sind zwei...drei Tage etwa“, flüsterte sie, während die Stunden im Kopf berechnet hatte, auch wenn dies länger gedauert hat, als es üblich gewesen wäre. Viel länger...Rechnen konnte sie doch gut, brauchte sie es doch zum Berechnen für Maßstäbe für ihre Karten, oder wenn sie ihre Berrie zählte. „Ich weiß nicht mal, wie lange ich die letzten Nächte geschlafen habe. Wie viele Stunden..., was ist also, wenn diese Probleme bei mir bald einsetzen? Was werden die Anderen sagen? Was ist wenn sie sich über mich lustig machen? O-oder wenn meine Störungen sie behindern? Wenn ich nicht mehr Navigieren kann? Ich werde doch nur noch zu einer Behinderung für euch werden! Für alle! Was ist, wenn Ruffy mich dann aus der Crew schmeißt? Was soll ich tun? Wo soll ich hin?“   Das abwechselnde Rufen ihres Namens durch ihre beiden Freunde half nichts und Nami steigerte sich immer weiter in die Situation hinein. Dabei hielt sie ihren Kopf, während ihre Gedanken bereits in diesem zu schmerzen begannen und ihr Herz immer wilder schlug. Auch das Atmen verschnellerte sich und ihr Brustkorb hob und senkte sich wie wild. Ihr wurde schwindlig, was nicht zuletzt durch die Müdigkeit verschuldet war.   So sank Nami zu Boden, als ihre Beine nachgaben und wieder begann sie zu weinen. Sofort eilten Sanji und Robin an ihre Seite.   „Das wird nicht passieren, Namil...“, hauchte Sanji, der einfach nicht anders konnte, als die verletzlich-wirkende, junge Navigatorin in seine Arme zu schließen und fest an seine Brust zu drücken. Robin legte eine Hand auf ihren Rücken und streichelte sie dort sanft.   „Sanji hat Recht“, stimmte sie zu, „... wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um dir mit diesem Problem zu helfen. Bestimmt ist es alles nur Stress. Bei der Masse an Karten, die du zurzeit zeichnest und bei den diversen Wettererscheinungen, welche hier in der neuen Welt an jeder Ecke lauern können, ist das doch kein Wunder. Besonders für eine Navigatorin...“ „Versuch dich einfach zu entspannen. Wir nehmen dir deine Arbeit ab. Ich mache dir nachher „Jeffs Spezial Schlaf-Gut-tee“ und Robin sorgt dafür, dass in eurem Zimmer alles zum Schlafen hergerichtet ist. Du legst dich dann einfach nur hin, machst die Augen zu und schläfst ein. Und durchschlafen wirst du dann bis morgen früh.“   „Und die Albträume?“, fragte Nami vorsichtig, zitternd und wischte mit ihrem Ärmel die Tränen von ihrem Gesicht, während sie sich wieder aufrichtete und hinsetzte. „Das ist es ja, was mich plagt. Diese Albträume, in denen ich sterbe. Und wie ich sterbe! Auf brutalste Art und Weise!“ Nami sah Sanji eindringlich in die Augen, um ihren Standpunkt klarzumachen, bevor sie fortfuhr: „Du warst nicht dabei...Du hast die Schmerzen nicht gespürt. Die Schmerzen, die noch Stunden danach anhalten. Und...und was ist, wenn ich mich gerade wieder in einem Albtraum befinde? Was ist...was ist...wenn ich gleich wieder sterbe und wieder aufwache und dann – und dann geht wieder alles von Vorne los...“   Verständnisvoll sahen die Beiden die junge Frau an, welche nur seufzte und schluchzte. „Ich versteht das nicht. Ihr habt das noch nicht selbst erlebt. Nicht, dass ich es euch wünschen würde...“ „Wir versuchen es ja zu verstehen. Es gibt schließlich viele Menschen, die im Traum sterben und dann aufwachen. Das ist Fakt!“, erklärte Robin ihr, so wie sie es schon einige Male zuvor versucht hatte.   „Ist es aber auch Fakt, dass sie solche Schmerzen dabei empfinden? Auch nachdem sie aufgewacht sind? Ist es Fakt, dass dies zweimal hintereinander passieren kann, vielleicht auch in den folgenden Nächten? Robin...ich brauche keine Fakten. Ich will Antworten. Ich weiß jetzt, wie wichtig Schlaf ist. Und ich will es nicht sehnlicher. Mich einfach hinzulegen und die Augen zuzumachen. Ich habe aber solch eine Angst...“   „Dafür sind wir ja hier! Wir finden Antworten. Schau mal – wir haben schon so viele Bücher über Schlaf, Schlafmangel und Schlafstörungen gefunden! In irgendeinem werden wir schon brauchbare Information finden. Ich bin mir da ganz sicher.“   Noch immer sah Nami den jungen Mann an, umgriff währenddessen mit einer Hand die Decke fest, damit sie nicht von ihrer Schulter rutschen würde. Mit der anderen stütze sie sich am Boden ab und stand so wieder auf.   Sanji hatte Recht! Irgendetwas würden sie schon finden. Mit wackeligen Beinen ging sie hinüber zum Tisch und setzte sich wieder. Die Beiden anderen teilten wieder einen unsicheren Blick, folgten dann aber auch.   „Ihr habt Recht...“, versuchte Nami so euphorisch wie möglich zu klingen und schnappte gleich darauf eines der Bücher und schlug das darin befindliche Inhaltsverzeichnis auf. „Rumheulen bringt mir rein gar nichts. Wenn ich wieder schlafen will, so muss ich das Problem an der Wurzel packen und irgendwie bekämpfen. Es sind ja schließlich nur Albträume – wir reden ja hier nicht von einer Teufelsfrucht, oder gar einem Fluch! Also alles erklärbar!“   Umso mehr sie so darüber sprach, umso plausibler wurde auch ihr Vorhaben und innerlich freute sie sich sehr, als sie auch gleich ein Kapitel über Ursachen fand. „Schnappt euch auch Bücher und fangt an zu lesen! Ich will heute Abend in Ruhe schlafen! Tief und fest – wie ein Baby!“ Auch Sanji begann nun langsam zu lächeln, nahm auch gleich ein Buch, während Robin noch immer etwas skeptisch drein blickte. „Bist du dir Sicher, dass alles in Ordnung ist?“, hinterfragte die Frau mit den schwarzen Haaren das Benehmen der jungen Frau und verschränkte ihre Arme, den Kopf schief legend.   Nami nickte. „Es ist alles in Ordnung. Zumindest wird es das sein. Wirklich – Au!“, schwor die Navigatorin und mit einer Hand an der aufgeschlagenen Seite, drückte sie ihrer Freundin ein Buch in die Hände. Dabei schnitt sie sich allerdings aus Unachtsamkeit am Papier und die Stelle an ihrer Handkante begann sofort zu bluten. „Scheiße...“, flüchte die junge Frau, während Sanji schon wieder panisch wurde und versuchte sie zu beruhigen. „Du bist echt vom Pech verfolgt...“, murmelte Robin hingegen, erntete dadurch wieder einen finsteren Blick von der Navigatorin.   „Alles gut!“, brummte sie und entzog dem fürsorglichem Sanji ihre Hand. „Ich wasch das schnell aus-“ Als Nami Sanjis Blick sah, seufzte sie gleich und fügte noch hinzu: „Und dann suche ich Chopper auf, der es verbindet.“ Sofort sprang sie vom Stuhl auf, ließ die Decke dort liegen und eilte zur Leiter. „Wenn ich wieder komme, dann möchte ich eine ausgearbeitete Liste vorliegen haben, wie ich wieder zu meinem wohlverdienten Schlaf komme! Und keine Sorge...“, sagte sie noch, „..., ich werde deswegen schon nicht sterben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)