Schlaflos von _Supernaturalist_ (Wenn deine Träume beginnen dich umzubringen) ================================================================================ Kapitel 11: Wissen eines Arztes ------------------------------- Wissen des Arztes   »Ein unerfahrener Arzt macht einen vollen Friedhof.« ~~Deutsches Sprichwort~~     Es war schon ein wenig seltsam, musste Nami zugeben. Es war ungewohnt und – zugegebenermaßen – auch ein wenig unbequem. Zumindest wesentlich unbequemer als es ihr Bett, in der Frauenkajüte war. Aber anders wäre sie aus der Situation wohl kaum raus gekommen. Schließlich hätten weder der blonde Smutje, noch der Schiffsarzt locker gelassen, sodass sie sich gezwungen sah, einzuwilligen.   Ein wenig eingeengt, da die Krankenkoje recht schmal war und eingehüllt in gleich mehreren Decken, saß Nami auf dem Bett in Choppers Arztzimmer und betrachtete den kleinen Schiffsarzt, wie er eifrig etwas niederschrieb.   An ihrem Arm hatte das gewiefte Rentier ein Kabel befestigt, welches mit einer sonderbaren Gerätschaft verbunden war, ihren Puls und ihre Herzfrequenz messend. Aber wenn die junge Frau die Linien, die Zahlen und all die anderen, sonderbaren Anzeichen so betrachtete, dann wurde noch viel mehr gemessen, von dem sie nicht einmal eine Ahnung hatte.   „Ich bin ja so aufgeregt!“, stieß Chopper, schon ein wenig freudig, hervor, als er endlich von seinen Dokumenten aufsah. Seine sehr positive Gemütslage verwunderte sie doch ein wenig. „Bestimmt bist du auch schon so gespannt, was für eine Krankheit wir erforschen werden – und das mit deiner Hilfe!“   „Oh ja…“, murmelte Nami und strich mit einem Finger vorsichtig über das Pflaster an ihrem rechten Arm, wo der Schiffsarzt ihr Blut abgenommen hatte, „…, ich bin tierisch aufgeregt und kann mich kaum noch halten! Aber brauchtest du wirklich eine Blutprobe von mir?“   „Natürlich!“, strahlte das Rentier gleich, bevor es von seinem Stuhl runter gesprungen kam und sich auf einen Hocker an ihrem Bett setzte, „Vielleicht finde ich ja darin schon Erreger, der deine Krankheit ausgelöst hat – würde zumindest alles ein wenig leichter machen…“   Die junge Navigatorin seufzte und ließ sich in die weichen Kissen fallen. Sie war wahrlich todmüde und verstand nun endlich, wie sich dieser Zustand anfühlte. Mittlerweile wollte sie nichts sehnlicher, als endlich zu schlafen – auch wenn sie sich davor fürchtete, wieder ihren Tod erleben zu müssen. Wer wusste es schon – vielleicht befand sie sich ja bereits in einem Traum und musste nur darauf warten, endlich aufgespießt, aufgeschlitzt, erstochen, erhängt, oder auf welch sonst grausame Art, getötet zu werden.   „Ich will einfach nur schlafen…“, gab sie müde zu und gähnte, traute sich aber noch nicht ihre Augen zu schließen. „Keine Sorge – ich bin doch da! Ich schreibe zwar alles auf, was mir ein bisschen komisch vorkommt, aber wenn ich bemerke, dass es dir schlecht geht, oder dass du einen Albtraum hast, dann bin ich bereit, dich aufzuwecken, oder anderweitig einzugreifen.“   „Ich hoffe das klappt Chopper… Ich weiß nicht, wie viel länger ich noch aushalten kann…wie viele Albträume ich noch durchstehen kann, bis ich vollkommen durchdrehe…“   Das Rentier nickte verständnisvoll, lächelte dann. „Das bekommen wir schon hin. Du hättest aber schon mal eher zu mir kommen können – dann hätten wir wahrscheinlich schon längst geklärt, was dich plagt! Da musste erst Sanji kommen und dich überreden! Das ist ziemlich verantwortungslos von dir, als Patientin!“   Sie musste ein wenig lächeln, als sie sah, wie ihr Freund sich ein wenig aufregte. „Daran hat sich wohl nichts geändert…“, murmelte sie träge und tätschelte sanft den Kopf ihres Freundes, während sie sich daran erinnerte, wie zwar darauf bestanden wurde, dass sie im Bett blieb, sie sich aber nicht wirklich daran hielt – damals auf Drumm.   „An deinem Verhalten muss sich aber was ändern, wenn du gesund werden willst!“, regte sich der Schiffsarzt weiter so niedlich auf, schlug dabei auch die Hand der jungen Frau weg. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass du dich so um deine Patienten kümmerst! Oder muss ich dir erst androhen, dich das nächste Mal als Notproviant zu verwenden?!“   Etwas verwundert blickte die junge Frau in Richtung der Tür und war erstaunt, als sie sah, dass Sanji hereinkam, gefolgt von Robin, die nur sanft lächelte.   „Sie hat angefangen mich zu ärgern!“, entgegnete Chopper gleich entgeistert, als er die beiden Gäste sah. „Ich habe es doch nur gut gemeint… Und…was wollt ihr eigentlich hier?“   „Krankenbesuch“, antwortete Robin, noch immer leicht lächelnd, während sie sich auf einen zweiten Stuhl, neben Chopper setzte. Sanji blieb weiterhin stehen, betrachtete sogar ein wenig fasziniert die vielen Schränke, durch deren Fenster er verschiedenste Medizinfläschchen mit allerlei Tinkturen, Pillen und Säften sehen konnte. Nami ertappte sich sogar dabei, wie sie den jungen Mann für einige Augenblicke beobachtete, ihre Wangen sich rot färbend, als sie sich an die schöne Zeit in der Küche erinnerte, als sie dem Smutje geholfen hatte.   „Krankenbesuch?“ wiederholte der Schiffsarzt schließlich und musste verdutzt blinzeln, während er zur Uhr an der Wand über der Tür blickte. „Sie liegt vielleicht seit zwanzig Minuten dort im Bett…Und davor haben wir alle gemeinsam zu Abend gegessen.“   „Das stimmt. Wir wollten aber trotzdem sehen, ob du unser liebes Nami-Mäuschen gut behandelst…“, kam es von Sanji, der noch immer den Inhalt der Schränke betrachtete. Ein wenig musste die junge Navigatorin deswegen lächeln.   „Keine Sorge…“, sagte sie dann, „…, ich kann mir nicht vorstellen, dass Chopper mit irgendeinem seiner Patienten schlecht umgeht. So kennen wir ihn doch gar nicht! Und er wird bestimmt schnell herausfinden, was mir fehlt…“ Ein wenig zweifelte die junge Frau an ihren Worten, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen, indem sie ihre Decke bis zur Nasenspitze zog. „Außerdem dachten wir, dass wir euch vielleicht unterstützen können…“, fügte Robin nach einiger Zeit noch hinzu. „Sodass jede Nacht, in welcher Chopper an dir forscht, ein anderes Crewmitglied an deiner Seite ist, Nami. Bettwache, also…“   „Bettwache?“, sagten Chopper und Nami gemeinsam verwundert.   „Ich schaffe das schon alleine!“, wendete der Schiffsarzt ein.   „Das wird die anderen Kerle wohl kaum freuen, wenn noch eine Aufgabe auf sie zukommt. Sie sind doch jetzt schon mit dem Abwaschen, Wäsche machen und der Nachtwache überfordert! Und dass die Männerkajüte, oder das Bad, wenn einer von denen darin war, manchmal aussieht, als hätte ein Kampf stattgefunden, will ich erst gar nicht erwähnen!“   Robins Mundwinkel zuckten noch ein wenig weiter nach oben, als sie die beschwerenden Worte ihrer Freundin hörte und wandte sich dann an den blonden Smutje.   „Siehst du – ich habe dir doch gesagt, dass sich dagegen wehren wird!“   Etwas verwundert blickte die Navigatorin zu dem jungen Mann, welcher sich nun endlich von den Schränken abwandte und sie mit einem verschmitzten Lächeln, fast schon ein wenig beschämt, ansah.   „Das war deine Idee?“, fragte Nami erstaunt, schließlich hätte sie gedacht, dass dieser Gedanke eher ihrer Freundin gekommen wäre.   „Ja…“, gab Sanji verlegen zu und näherte sich nun auch dem Bett, „…, ich hatte schließlich schon so ein schlechtes Gewissen, als ich dich ja regelrecht gezwungen habe, dich an Chopper zu wenden. Das tut mir auch aufrichtig leid. Aber somit musst du das ja auch nicht allein durchstehen. Und Chopper kann sich vollkommen auf seine Forschungen und den ganzen, anderen Medizinkram konzentrieren.“   „Ich kann trotzdem nebenbei mit ihr reden!“, murmelte das Rentier verstimmt, trabte dabei langsam und schmollend auf seinen Stuhl an seinem Arbeitsplatz zurück, damit Sanji sich setzen konnte.   Doch er blieb noch stehen, wieder interessiert zu den Schränken schauend. „Hast du denn nicht...“, murmelte er, mehr zu sich, als zu dem pelzigen Schiffsarzt, „...hast du denn nicht vielleicht irgendein Schlafmittel, was du Nami geben könntest? Nur für den Fall der Fälle! So wie das da?“ „Ein Schlaffmittel?“, hinterfragte Chopper, als hätte er die Frage nicht verstanden. Mit konzentriertem Blick sah er zu dem Fläschchen, auf welches der Smutje deutete.   Sanji nickte, seinen Finger sinked. Als er aber zum Knauf reichte, um die Schranktür zu öffnen, wurde er enttäuscht. Schließlich hatte Chopper all seine Schränke abgeschlossen. „Ich weiß schon, was ein Schlafmittel ist. Nur bin ich mir nicht sicher, ob es Nami helfen wird!“ „Und wenn wir es versuchen?“, fragte nun auch die junge Navigatorin, sich nun wieder aufsetzend und interessiert zu den Arztschränken blickend. „Warum bin ich darauf nicht schon eher gekommen?“   „Ich halte das aber für keine gute Idee! Und hör endlich auf, meine Schränke öffnen zu wollen! Die sind alle vorbildlich abgeschlossen, damit niemand daran kann. Und wo der Schlüssel ist, das weiß nur ich! Außerdem ist genau das nicht das richtige! Das hilft eher bei einer ausgewachsenen Migräne. Würde sie davon einen Schluck nehmen – sogar einen Tropfen zu viel, kann das nicht gut ausgehen! Überdosiert ist fast alles tödlich, da drinnen!“, mahnte das Rentier den Koch. „Jetzt setz dich endlich hin! Du machst mich nervös!“ „Schon gut, schon gut...“, brummte Sanji, neben der Krankenkoje Platz nehmend. Doch auch wenn der Smutje dem Schiffsarzt gegenüber verstimmt war, so zwinkerte er trotzdem der jungen Frau mit orangefarbenen Haaren, fast schon ein wenig schelmisch, zu.   Und sie – wahrscheinlich war es die unglaubliche Müdigkeit, die ein wenig ihren Verstand vernebelte – musste diesbezüglich kichern.   Robin lächelte sanft, als sie das sah, äußerte sich aber nicht, während Chopper verwirrt seinen Kopf schüttelte.   „Warum hältst du es für keine gute Idee, Nami etwas zum Schlafen zu geben?“, hinterfragte die Archäologin nun, was den Blickkontakt zwischen dem blonden Mann und ihrer Freundin endlich brechen ließ.   „Ja...gute Frage!“, stimmte Sanji den Worten der Schwarzhaarigen zu.   „Weil das Einschlafen kein Problem ist...Es ist...nehme ich mal an...eher das Aufwachen! Du wachst ja immer durch deinen Traum-Tod auf, wenn wir es mal so nennen wollen. Ich sehe nun mal ein Problem darin, dass...“   Chopper schwieg und senkte seinen Blick auf seine Unterlagen. Er schluckte schwer – nicht wissend, wie er fortfahren sollte. Es beunruhigte Nami ungemein, sodass sie sogar mit ihren Fingernägeln in die Bettdecke krallte. Sanji und Robin sahen dies, schauten kurz einander an, bevor der junge Mann die Stille mit seiner Stimme durchbrach: „Chopper...“, sagte er ruhig, „Wenn du das nicht vor Nami sagen willst, dann gehen wir eben vor die Tür...“   „Nein!“, erwiderte die Navigatorin gleich, „Es geht hier um meine Gesundheit! Es ist zwar nett von dir gemeint Sanji, aber ich möchte trotzdem selbst über alle Risiken aufgeklärt werden...“   „Nami..:“, seufzte nun Robin neben ihr, „..., durch den mangelnden Schlaf bist du schon angespannt genug. Meinst du wirklich, dass du es hören willst...“   Sie nickte. „Ja...also Chopper...“   Der Schiffsarzt sah sie für einige Augenblicke an, als wolle er sicherstellen, dass sie es wirklich ernst meinte. Dann schluckte er.   „Ich nehme an, solang, wie ich die Krankheit zumindest noch nicht erforscht habe, dass alles, was ich habe und dir vermeidlich helfen könnte, deinen Aufwachreflex unterdrücken würde. Das heißt, dass du, selbst wenn du in deinem Traum sterben solltest, weiterschläfst. Zumindest dein Körper. Und ich fürchte..., dass es dann dein Tod sein könnte. Für auch in der Realität...“ Sanji spannte sich an, als er das hörte, presste die Lippen aufeinander, während Robin bedächtig den Blick senkte. Nami hingegen wühlten die Worte nur noch mehr auf: „Na super! Also kann ich einmal sterben, wenn ich nicht mehr schlafe und ich kann sterben, wenn ich zu viel schlafe! Na sind das nicht einfach nur rosige Aussichten?!“ „Du wolltest es doch hören...“, wisperte Robin, beinahe schon ein wenig mahnend und als würde eine Mutter mit ihrem Kind sprechen.   „Manchmal bereue ich eben auch das, was ich gesagt habe!“, fauchte Nami. „Auch mir kann mal ein Fehler widerfahren!“ „Schon gut...“, hauchte Sanji, im Versuch sie zu beruhigen, nahm sogar eine von Namis Händen und lächelte sanft. „Dann gibt es eben kein Schlafmittel. Auch gut. Chopper ist doch ein fabelhafter Arzt, der bekommt das schon wieder hin!“   „Ja, das bin ich! Und du brauchst dir auch schon gar keine Sorgen mehr zu machen... Ich will dich nicht umbringen. Ich will dir helfen. Und jetzt leg dich hin, mach die Augen zu und schlaf. Mach einfach mal das, was ein Patient tun muss – dem Arzt zuhören!“   Die junge Frau verdrehte ihre Augen, ließ sich wieder auf die nicht ganz so weiche Matratze fallen und schnaubte.   „Fein!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)