Fliegen von phean (Alles für die Freiheit) ================================================================================ Kapitel 16: Rundgänge – Augen offen halten ------------------------------------------ Mit schmerzendem Rücken setzte ich mich auf, als mich die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten. Ich hatte nicht nur vergessen den Vorhang zuzuziehen, ich hatte auch auf dem Sofa geschlafen. Nicht, dass ich etwas gegen das Bett gehabt hätte, es war nur so groß und weich und ich hatte so viel Platz. Da gab mir die Couch mehr das Gefühl, dass ich nicht alleine war. Ich schnaubte, da hatte es Kid tatsächlich geschafft, mich in den paar Nächten soweit zu bringen, dass ich es vermisste, wenn er nicht neben mir lag. Ich schüttelte den Kopf, damit er nicht diese Genugtuung bekam. Obwohl er es eh nicht mitbekam. Als ich mich aufsetzen wollte, merkte ich, dass ich halb aus dem Bett hing. Ich schnaufte ein paar Mal ein und aus und stemmte mich dann hoch. Ich schwang mich komplett vom Sofa und lief in Richtung Badezimmer, da fiel mir auf, dass ich gar keine Kleidung dabei hatte. Und ich zusätzlich in den Sachen vom vorherigen Tag geschlafen hatte. Mürrisch sah ich mich um und wünschte mich auf das Schiff zurück, bis mir ein Zettel auf dem Tisch auffiel. Vorsichtig trat ich näher heran und las Guten Morgen Fräulein Sophie, aufgrund des stürmischen Verlassen Ihres Zuhauses, habe ich angeordnet Ihnen ein paar Kleidungsstücke in den Schrank zu legen. Ich freue mich, Euch später darin zu sehen Hugh Verdutzt starrte ich die Nachricht an und kicherte. Das klang so hochgestochen. Den Kopf schüttelnd war ich froh darüber, nicht mehr eine Sklavin zu sein. Ich könnte nie wieder in dieser Welt leben und wenn mich jemand dazu zwingen sollte, würde ich den Weg die Klippe runter nehmen. Nun neugierig auf die Sachen, legte ich den Zettel zurück und schritt zum Schrank. Er erschien mir wie ein großes Portal in eine andere Welt. Und wenn ich es öffnete, erstrahlte alles darin und blendete mich. Natürlich nicht. Ein paar Hosen, Röcke, Shirts und Pullis lagen darin. Und ein paar weitere Kleinigkeiten. Weil ich nun endlich duschen wollte, ließ ich alles liegen und lief in den anderen Raum. Vor mir war im Boden ein halber Pool eingelassen. In der Mitte stand ein kleiner Wasserfall, welcher immer wieder warmes Wasser in das Becken laufen ließ. Den Kopf schief legend beobachtete ich das Schauspiel ein paar Minuten. Ich verstand die Reichen nicht, sie hatten so viel Geld, hatten Frauen und große Villen und trotzdem holten sie sich Sklaven, die für sie die Drecksarbeit machten, die sie schikanierten und mit denen sie ihre Frauen betrügen konnten. Einfach Widerlich. Ich entledigte mich meiner Kleidung. Es war eigentlich Verschwendung, aber ich wollte schon immer einmal wissen, wie sich so ein Bad anfühlte, außerdem musste ich baden oder duschen – mich sauber machen. Meine Haare sträubten sich im ersten Moment auf und ich fror, nach einigen Minuten wurde mir dann erst warm. Seufzend entspannte ich mich und lehnte mich zurück. Stehend ging mir das Wasser bis zur Hüfte, nun sitzend schön bis zu den Schultern. Der Dampf verteilte sich im Raum und bald durchzog er meine Nase und ich konnte frei atmen. Ich winkelte meine Beine an und schlang meine Arme darum. Ruhig atmend beobachtete ich meine Haare, wie sie auf dem Wasser schwammen. Doch ich sah sie nicht wirklich. Ich schloss die Augen und genoss die Ruhe. Es war so schön hier. Einfach hier sitzen, im Warmen und niemand da, der mich störte. „Entschuldige, ich hab dich nicht gesehen. Sorry, Su.“ Hörte ich Heat angespannt und aufgeschreckt rufen. Verwirrt sah ich nach oben, ich hatte gar nicht bemerkt wie er rein kam. „Was machst du denn hier?“, fragte ich und legte den Kopf schief. „Du hast also auch nicht gehört wie ich gesagt hatte, dass ich dich weckte?“ „Wann?“ Er nickte wissend. Ich drehte vorsichtig meinen Rücken von ihm weg, das Mal hatte er anscheinend nicht bemerkt. Dabei achtete ich, dass meine Beine vor meiner Mitte waren. Rot um die Nase hustete er und sein Blick richtete sich auf den Boden. Kichernd richtete ich mich etwas auf und meine Brüste wanderten mit. Nun etwas panischer sah er sich um. „Hast du hier kein Handtuch?“, er hüstelte weiter. Kichernd beobachtete ich ihn. Es war amüsant ihn so perplex zu sehen. Und ich musste ehrlich zugeben, dass es mir Freude bereitete. Bei ihm konnte ich es machen, bei Kid niemals, da würde mir der Mut fehlen. „Ich weiß nicht wo sie sind“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „G-Gut, ich warte draußen“, räusperte sich Heat. Er flüchtete vor mir. Lachend drehte ich mich auf den Rücken und ließ mich kurz auf dem Wasser treiben. Ich setzte mich an den Beckenrand und sah mich kurz um. Weiter hinten lagen welche. Ich erhob mich und nahm mir ein Handtuch. Mit zittrigen Händen wickelte ich es um meinen Körper. Ich biss mir auf die Lippe um nicht grinsend in das andere Zimmer zu gehen. „Was gibt’s denn jetzt?“, fragte ich ihn. Aufgeschreckt sah er von der Couch auf und sein Kopf schnellte in die entgegengesetzte Richtung, „hab doch gesagt, dass ich dich aufwecken wollte, weil du mir gestern nicht zugehört hattest und ich dir eins auswischen wollte.“ „Ah ja“, ich zog eine Augenbraue nach oben. „Hast du eigentlich auf der Couch geschlafen?“ „Ja“, meinte ich bestimmt und lief zum Schrank. „Wieso? Du hast da ein riesiges, bequemes Bett“ „Ja, aber es ist mir zu groß“, zuckte ich mit den Achseln. „Wieso? Es ist schön groß und du hast es sehr bequem, was stört dich also daran?“ Ich drehte mich zu ihm und sah ihn von oben herab an. Ich öffnete den Schrank und besah mich der Sachen. Ich schürzte meine Lippen und überlegte. „Hast du die ganzen Sachen zum Anziehen bekommen?“, er stand auf und trat zu mir. „Ja“, ich biss mir innen auf die Wange, aber konnte das Grinsen nicht unterdrücken. „Man, der Kerl mag dich“, er klopfte mir auf den Rücken. Kurz knickte ich leicht nach vorn und hätte fast das Handtuch fallen lassen. Ich packte das, was ich zum Greifen bekam und das Stück Stoff rutschte etwas nach unten. Heat biss sich in den Handrücken und sah an die Decke. Lachend stütze ich mich am Schrank ab und beobachtete ihn. „Zieh dir was an“, er trat zurück. Immer noch lachend holte ich mir grünen Rock, eine weiße Bluse und auch Unterwäsche raus. Alles warf ich in Richtung Heat. „Halt mal“, murmelte ich noch hinterher. Ich sah noch ein bisschen herum und nahm mir letztendlich noch weiße Schuhe raus. Als ich noch einen letzten prüfenden Blick in den Schrank warf, nickte ich und drehte mich dann um. Heat wendete den Slip verwirrt in seiner Hand. Er legte den Kopf schief und grinste über das kleine Stückchen Stoff. Als ich neben ihm stand, entriss ich es ihm und beugte mich nach unten, damit ich mir das Höschen anziehen konnte. Heat gab ein Räuspern von sich und wendete sich erschrocken ab. Kichernd nahm ich ihm den BH ab und ließ das Handtuch fallen, wendete mich aber nicht ab – zur Sicherheit. Er sollte das Brandmal nicht sehen, dann doch lieber meine Brüste, aber er sah sowieso nicht hin. Nachdem ich auch die Strumpfhose und den Rock anhatte, ging ich noch einmal kurz zum Schrank. Immer darauf bedacht, dass Heat sich nicht umdrehte, lief ich rückwärts. Weil mir die Bluse zu durchsichtig erschien, holte ich mir noch ein weißes Top und zog das auch gleich an. Meinem Gefährten nahm ich die Bluse ab und zog sie über. „Also, wieso hast du auf dem Sofa geschlafen?“ „Hab ich doch schon gesagt, war mir zu groß“, zuckte ich mit den Händen. Er war immer noch etwas rot um die Nasenspitze. Ein Klopfen. Unsere Blicke trafen sich. „Herein“, ich versuchte, dass meine Stimme sicher klang. „Guten Morgen, ich hoffe Ihr habt gut geschlafen“, begrüßte uns Alli. „Ja, danke“, übernahm Heat und lächelte freundlich. „Das Essen ist serviert“, sie machte eine ausladende Bewegung, wir sollten ihr folgen. Der Saal war riesig. In der Mitte stand ein Tisch, der den gesamten Raum ausfüllte. Ich war es gewohnt. Ich hatte ja schon oft solche Tische gesehen, doch immer wieder erstaunte es mich. Wieso hatten manche Menschen solche Tische? Wofür war das gut? Wollten sie damit ihre Macht ausdrücken? Zeigen, dass sie Geld hatten? Hugh stand am Fenster und sah hinaus. Als wir eintraten drehte er sich lächelnd um und begrüßte uns. Wir erwiderten. Vor drei Stühlen war bereits etwas aufgetischt. Auf den Tellern selbst lagen schon Semmel, daneben standen Gläser gefüllt mit Wasser und Saft, Kaffee, hartgekochte Eier und Wurst und Käse war verteilt dazwischen, sowie Obst und Gemüse, Marmelade und Honig. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, gleich von der Semmel abzubeißen. Er bat uns Platz zu nehmen und fragte gleich nach unserer Nacht. „Wir haben sehr gut geschlafen, danke mein Herr. Ihr seid zu großzügig.“ „Ach bitte“, winkte er ab und sah zu mir, „in solch schweren Zeiten, kann man doch eine aufblühende Blume nicht draußen stehen lassen.“ Mir blieb das Frühstück im Hals stecken. Hustend räusperte ich mich. Mir war mit einem Schlag etwas warm. Hughs Blick ruhte weiter auf mir. „Es freut mich, dass Ihr meine Nachricht entdeckt habt.“ „J-ja, vielen Dank für die Kleider“, verlegen senkte sich mein Blick auf das Essen vor mir. „Das ist doch eine Kleinigkeit“, nun fing auch er an zu Essen. Auch ich ließ es jetzt ruhiger angehen. Ich schnitt die angeknabberte Semmel auf und bestrich sie mit Honig. Dann aß ich. „Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich Euch gerne mein Heim zeigen,. Ihr müsst erschöpft sein und Euch große Sorgen um Euren Vater machen. Ich werde nachher noch jemanden auf den Weg zu Eurer Insel schicken“, er lächelte. Ich schielte zu Heat. Auch er stockte. „Das ist zu großzügig“, erwiderte mein Freund mit einigem Zögern. „Ach, ich möchte nur, dass Ihr euch wohlfühlt.“ Wenig später liefen wir durch das große Gebäude. Er erklärte uns alles von der Bauzeit bis heute. Wir sahen Zimmer von Empfangshallen bis Baderäume, Wintergärten, Gästezimmer, Küche und auch eine Bibliothek. Sie war noch größer als die auf dem Schiff, aber wie dort so auch hier waren die Bücher bis zur Decke hoch in den Regalen. In der Mitte war eine gemütliche Sitzecke mit vielen Lichtern. Die Fenster in dem Raum waren schmal und hoch, wenn auch zahlreich. Bewundernd schlenderte ich an den Regalen vorbei und las die Titel. Geschichte über die Ozeane, Waffen Völker. Sagen. Romane. Lexika. Kochbücher. Alles sah ich. Hugh gesellte sich neben mich, „Fräulein Sophie, ich würde Euch gerne auf ein Fest einladen, Euch beide“, wandte er sich an Heat. Verblüfft sah auch ich ihn an und nickte schließlich, „gerne“, lächelte ich. Um an ihm dran zu bleiben, sollten wir das vorerst tun. Wir brauchten sein Vertrauen um in die Bibliothek zu kommen. „Ich hatte auf eine positive Antwort gehofft“, lachte er, „die Party ist an das Opfer der Insel gerichtet.“ „Opfer?“ „Ja, aber das ist nun zu deprimierend, auf dem Fest wird alles erklärt“, meinte er, „ich werde Euch passende Kleidung in Eure Zimmer bringen lassen.“ Heat und ich wechselten wieder Blicke. Sehr früh hatte ich mich vom Abendessen verabschiedet und ging unruhig in meinem Zimmer auf und ab. Bis ich mich schließlich ins Bett legte. Es war unbequem. Doch es wiegte mich in einen unruhigen Schlaf und ich war wach, als es draußen dunkel war und die Uhr Mitternacht schlug. Ich öffnete die Augen. Mit Shorts und weit ausgeschnittenem Shirt schlich ich mich zur Tür und spitzelte hinaus. Heat wartete bereits. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)