It feels good - Kimochi ii von Naoi-chan ================================================================================ Kapitel 10: 10 Days ------------------- Chapter X - 10 Days » Yujis View « Schwere Regentropfen prasselten vom Himmel und schlugen so hart auf den Boden, dass ich einen Moment grübelte, ob es sich eventuell doch um Hagel handelte. Mein Blick wanderte zu den grauen Wolken über mir und ich drückte mich so nah wie möglich an die Hauswand. Es war Donnerstag und drei vorlesungsfreie Tage lagen nun vor mir. Nervös drückte ich meinen Rucksack ebenfalls enger an mich, als könnte man sonst erahnen was sich dadrin befand. Der Inhalt selber war ja nicht so dramatisch.... aber das wofür er eingepackt war, war dann doch beschämend. So richtig fassen, konnte ich es selbst noch nicht. ,, Fertig?" Eine dunkle Stimme drang an mein Ohr und ein grauer Schirm wurde über mir aufgespannt. Mitternacht blaue Augen sahen mich freundlich an und ein leichtes Lächeln forderte mich auf, dem dunkelhaarigem Mann vor mir zu folgen. ,, Ja!" rief ich und er legte einen Arm um meine Schultern, um mich so näher an sich heran zu ziehen. ,, ... Sonst werden wir nur beide nass..." flüsterte er erklärend und ignorierte die tiefe Röte in meinem Gesicht. Seiji war egal, was andere Leute dachten. Es hielt ihn nicht davon ab, in der Öffentlichkeit meine Nähe oder sogar Körperkontakt zu mir zu suchen. Mir hingegen, war es oft peinlich. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und ich war in seiner Gegenwart einfach immer noch sehr nervös und meistens völlig überfordert. Trotzdessen, dass er mir bereits meinen ersten Kuss geraubt hatte, war er aber zu meinem Glück nun sehr geduldig. 10 Tage waren vergangen und Seiji hatte sich sehr viel Mühe gegeben dieses » Kennenlernen « wirklich in die Tat umzusetzen. 10 Tage, an denen Seiji mich jeden Morgen zur Uni abgeholt hatte und nach der Uni nach Hause brachte. 10 Tage an denen er, wenn ich länger Vorlesungen hatte, die Zeit nutzte, um in der Bibliothek zu lernen. Ich hatte ihm oft gesagt, dass es nicht nötig war und er hätte nach Hause gehen oder etwas mit Suri Unternehmen können. Aber er bestand einfach darauf und irgendwie gefiel mir wohl auch diese neue, ungewohnte Aufmerksamkeit. 10 Tage pures Herzklopfen, Nervosität und dennoch Freude und Glücksgefühle. An denen er mich manchmal zum Essen einlud, in ein Café mitnahm oder wir an verregneten Nachmittagen wie heute, bei ihm in der WG rum hingen und ich gemeinsam mit Suri Filme ansah oder Videospiele zockte, während er für die Uni lernte. Seiji war ziemlich fleißig und ich bekam manchmal ein schlechtes Gewissen, ob ich ihn irgendwie von seinem Studium ablenkte. ,, Hast du hunger?" fragte er, als wir nicht mehr weit vom Wohnblock ihrer WG entfernt waren. ,, Wir könnten noch kurz in den Supermarkt, bevor wir nach Hause gehen." Als hätte mein Magen seine Frage gehört knurrte er bereits lautstark und ich sah ihn peinlich berrührt und entschuldigend an. Seiji lachte und einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass er mich wieder auf diese bestimmte Art und Weise ansah. Als wollte er eigentlich etwas ganz anderes tun. ,, Also gut... Ich deute das als ein 'Ja'. " Ich wurde wieder nervös. Heute sollte ich zum ersten Mal bei ihm übernachten. » Keine Sorge... Ohne Hintergedanken. « hatte er gesagt und ich glaubte ihm. Trotzdem war ich einfach unglaublich aufgeregt und ich hätte alles dafür gegeben, mit Ken darüber sprechen zu können. Zu meinem Bedauern waren es aber auch 10 Tage ohne Kontakt zu meinem besten Freund gewesen. Dieser Gedanke versetzte mir immer wieder einen Stich, aber es schien, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. In den ersten drei Tagen hatte ich versucht es zu ignorieren und war so damit beschäftigt gewesen, meine Gefühle zu Seiji richtig zuzuordnen, dass kaum Momente blieben, weiter darüber nachzudenken. Ich glaubte, er brauchte wirklich nur etwas Zeit um sich daran zu gewöhnen - hatte ihm ja immerhin gestanden Seiji und somit auch Männer zu mögen. Natürlich musste er das erstmal verarbeiten. Das war ja völlig normal. Aber dass er mich jetzt so lange schon ignorierte...? An manchen Tagen wusste ich nicht, ob ich lachen sollte vor Glück, oder weinen vor lauter Frust. Kurz dachte ich an meinen letzten Kontakt zu Ken. Es war an dem Tag gewesen, als Seiji mich zum ersten und bisher auch einzigen Mal geküsst hatte. . . . Es war vor genau zehn Tagen gewesen. Seiji und ich waren schweigend nebeneinander hergelaufen. Er hatte darauf bestanden mich nach Hause zu begleiten und während des gesamten Heimwegs hatte ich so unfassbares Herzklopfen gehabt. Es war aber auch einfach ein verrückter Tag gewesen... erst hatte ich von dem dunkelhaarigen neben mir meinen ersten Kuss bekommen - Meinen ersten Kuss verdammt nochmal! - und dann folgte ausgerechnet ein weiterer Kuss von seinem Bruder. Bei dem Gedanken alleine war mir sofort die Röte ins Gesicht geschossen und ich hatte mich noch fester an meine Tasche geklammert. Es war zwar sehr überraschend, aber irgendwie nicht unangenehm gewesen. Seijis Lippen waren warm und weich. Ich weiß noch, wie furchtbar heiß mein Kopf wurde und ich schielte zu ihm herüber. Er hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben und blickte gerade aus, auf die Straße vor sich. Seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und ich dachte an den Tag unserer ersten Begegnung. Wie anziehend ich ihn schon damals gefunden hatte... Wer hätte je gedacht, dass sich die Dinge so zwischen uns entwickeln würden? Ausgerechnet zwischen uns, schließlich waren wir so verschieden. Was mochte er eigentlich an mir? - schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Seiji hätte jedes Mädchen und wahrscheinlich sogar jeden Kerl haben können. Was mochte er also ausgerechnet an mir? ,, Hm?" Ich wurde plötzlich aus neugierigen dunkel blauen Seen gemustert. ,, Ist was?" ,, Ahhh... Nein ich- " ich grinste unbeholfen und senkte beschämt den Blick. ,, Ich... ach es ist nichts wichtiges." ,, Yuji... ich sagte, dass ich dich kennenlernen möchte." Er blickte wieder gerade aus. ,, Das heißt, ich will wirklich alles von dir wissen. " Ich hielt inne und starrte ihn einen Moment an. Er erwiederte meinen Blick und eine wohlige Wärme breitete sich in meiner Magengegend aus. Seiji war unfassbar... er war so perfekt in seiner Erscheinung. ,, Ich - Ich habe mich nur gefragt...." ,, Ja? " ,, Ich habe mich gefragt, was du an mir magst!" Schrie ich plötzlich hastig und kniff beschämt und erschrocken über meinen eigenen Ausbruch, die Augen zusammen. ,, Du bist so perfekt Seiji... was mag jemand wie du an jemanden wie mir? " Eine Weile hatten wir beide geschwiegen. Ich wusste selbst nicht, warum ich so geschrieen hatte, aber es war als hätte ich die Worte sonst nicht über meine Lippen bringen können. Dann spürte ich Seijis Hände um meine Talije und er zog mich feste an sich. Als ich meinen Kopf hob und seinem Blick begegnete, vergaß ich, dass wir uns mitten auf der Straße befanden und vermutlich gerade angestarrt wurden. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. ,, Du bist unfassbar niedlich Kino, Yuji... besonders wenn du Lachst... " Zärtlich und fast schon vorsichtig berrührten seine Lippen meine Stirn. ,, ... nenne es egoistisch oder selbstsüchtig... Aber ich möchte der jenige sein, der dir dieses unglaubliche Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich allein. " Und das war es gewesen. Dieser eine Satz hatte mein Herz so sehr berrührt, dass es fast schon weh tat. . Nachdem ich Seiji vor meiner Wohnungstür verabschiedet hatte, war ich sofort in mein Zimmer gestürmt. Ich hatte ihm hastig einen Kuss an die Wange gegeben und ihm dann in meiner Panik die Tür vor der Nase zugeschlagen. Warum war ich nur immer so aufgeregt in seiner Gegenwart und konnte mich nicht normal verhalten? Yaten schien unterwegs gewesen zu sein, was mich aber eigentlich eher erleichtert hatte. Mit ihm konnte ich eh nicht darüber sprechen und er hätte nur unnötige und peinliche Fragen gestellt. Mein Herz hatte noch immer gerast und ich freute mich wie ein kleines Kind, dass er mit mir am nächsten Wochenende in einen großen Tierpark gehen wollte. Dort gab es wohl sogar Nachwuchs bei den Bären. Das war einfach so aufregend alles. So etwas hatte ich noch nie empfunden. Ich schloss meine Augen und dachte wieder an Seijis Worte. Es hatte so ehrlich geklungen und dennoch verwirrte es mich... was sollte ich tun? Ich mochte ihn. Sehr sogar. Meine Gedanken glitten plötzlich zu dem zweiten Kuss, den ich an diesem Tag erhalten hatte. Aber was war das mit Dr.Niwa gewesen? Ich lies mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinem Kopfkissen. Warum hatte er mich überhaupt geküsst gehabt? War das ein schlechter Scherz? Und Seiji hatte es auch noch gesehen?! Es war mir so peinlich gewesen. Der Kuss von seinem Bruder war irgendwie unangenehm... Es hatte sich nicht schlecht angefühlt, aber irgendwie falsch. Und ich fragte mich erneut, warum er es getan hatte? Ich war schließlich sein Student und viel jünger und überhaupt. ,, Arrgh!" verwirrt wand ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben noch nie so kompliziert gewesen war. Wenn es jemals einen Menschen gab, der mein Leben wieder ins Gleichgewicht bringen konnte, war es schon immer Ken gewesen. ~~~~~~ Gesendet: 17:25 Uhr An: Ken Ken-ken, können wir reden? Ich habe versucht dich anzurufen. Es ist wichtig. ~~~~~ Empfangen: 17:32 Uhr Von: Ken Alles in Ordnung? ~~~~~~ Gesendet: 17:36 Uhr An: Ken Hai! Hast du Zeit für mich? Ich würde gerne mit dir reden. ~~~~~~ Empfangen: 17:48 Uhr Von: Ken Bin momentan sehr beschäftigt. Worum geht's Yu? ~~~~~~ Seit ich denken konnte, hatte Ken mich nie abgewiesen. Und nun tat er es innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal. Ich las diese beiden Sätze immer wieder und versuchte mir einzureden, dass es vermutlich nicht böse gemeint war. Schließlich war ihm seine Musik sehr wichtig und er hatte wahrscheinlich einfach wirklich viel zu tun. ~~~~~~ Gesendet: 17:56 Uhr An: Ken Ich bin ziemlich durcheinander... Ich würde wirklich gerne mit dir reden. Seiji hat mich geküsst. ~~~~~~ Als nach 20 Minuten immer noch keine Antwort gekommen war, war ich plötzlich so nervös, dass ich in meinem Zimner auf und ab lief. Was, wenn er nicht mit mir darüber sprechen wollte? Was wenn ihn dieses Thema anekelte?! War es egoistig von mir ihn einfach damit zu konfrontieren? Ken würde es mir wahrscheinlich niemals sagen können oder? ~~~~~~ Gesendet: 18:23 An: Ken Es tut mir leid... Ich sollte dich nicht damit belästigen. Das war sehr egoistig von mir. Vergiss es einfach. ~~~~~ Es hatte ewig gedauert, bis mein Handy wieder geklingelt und ich auf dem kleinen Bildschirm seinen Namen angezeigt bekommen hatte. Mein Herz hatte so heftig gegen meinen Brustkorb geschlagen vor lauter Aufregung. ~~~~~~ Empfangen: 18:53 Uhr Von: Ken Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen... Ich weiß nur nicht was ich dazu sagen soll. ~~~~~ Mich überkam ein flaues Gefühl... Also kam er damit nicht klar. Er hasste mich vielleicht sogar. Der Gedanke war unerträglich und ehe ich mich versah, hatte ich auf das kleine Telefon - Symbol gedrückt und hielt den Hörer an mein Ohr. Geduldig vernahm ich das klingeln. ,, Yu... " Kens Stimme klang so fremd, als er endlich den Anruf angenommen hatte. ,, Sag, dass du mich nicht hasst... du hast es versprochen." Meine Stimme war brüchig und ich spürte ein brennen in den Augen. Tränen rannen meine Wange hinunter und ich schluckte schwer. Einen Augenblick war es still und ich schluchzte verzweifelt in den Hörer. ,, Yu-Chan. Das könnte ich nie, das weißt du ... ! Nichts was du tust könnte mich dazu bringen, dich zu hassen. " wieder wurde es still. Ich konnte ihm nicht glauben. Warum verhielt er sich dann so merkwürdig? ,, Ich denke... ich brauche einfach etwas Zeit." ,, Zeit...?" ich hatte mich ewig nicht mehr so elendig gefühlt. ,, Ich- verdammt Yuji es liegt nicht an dir... Ich... Yu ich..." es war eindeutig, dass es auch ihm gerade sehr schwer viel. Seine Stimme war irgendwie zittrig und keine Spur von der Fröhlichkeit und Sorglosigkeit mit der er mir sonst immer begegnet war. ,, Gib ... Gib mir bitte Zeit mich daran zu gewöhnen." Sagte er dann leise. Es tat so unfassbar weh, zu realisieren, dass Ken mein bester Freund seit Kindertagen, mich nun so sehr ablehnte. Genau das war immer meine Angst gewesen. Und dennoch konnte ich es nicht fassen... Dass er scheinbar ein Problem damit hatte und Abstand von mir wollte, war wie ein böser Traum. Ich verfluchte den Tag, an dem ich es ihm gesagt hatte. Warum konnte ich nicht einfach meinen Mund halten. Dann wäre alles noch in bester Ordnung gewesen oder? ,, Wenn du das willst... dann werde ich ihn nie wieder sehen." rief ich in den Hörer und war selbst überrascht wie verzweifelt meine Stimme klang. ,,Was?!" ,, Ich... ich werde ihn ignorieren. ich verspreche es." Ich hatte erfolglos versucht, gegen weitere Tränen anzukämpfen. ,, Ich kann ihm aus dem Weg gehen." ,, Ach Yu... " ich weiß noch genau, wie traurig seine Stimme geklungen hatte. ,, Was redest du da? Das würde ich niemals von dir verlangen... Ich weiß, dass ihr euch mögt. Und ich möchte, dass du glücklich bist." ,, Ken..." ,, Ich verspreche dir, es wird alles gut. Gib mir einfach Zeit." Und das war es gewesen... Ich hatte mich zurück gezogen und den Drang ihn zu kontaktieren unterdrückt. Es war kaum in Worte zu fassen, wie sehr ich darunter litt. Ken und ich hatten noch nie gestritten und jetzt sprachen wir schon zehn volle Tage nicht miteinander. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich mich nicht richtig auf Seiji einlassen konnte. Irgendwie hatte ich Schuldgefühle und wann immer ich an Ken dachte, überkam mich Scham. . . . ,, Hey Yuji! " ich wurde angestupst und blickte in verwirrte dunkle Seen. ,, Du bist wieder so abwesend... sicher, dass alles in Ordnung ist? " Ich hatte Seiji nie von Kens Verhalten erzählt. Aber er wusste dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Kein Wunder... ,, Ja... sicher. " haspelte ich und bemerkte, dass wir bereits vor besagtem Supermarkt standen. Seiji strich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und lächelte sanft. ,, Du bist ein sehr schlechter Lügner." ,, Ich - ich ..." sollte ich ihm erzählen, was mit Ken passiert war? Würde er es verstehen? ,, Es geht um -" ,, Oh Yu-chan! " wurde ich plötzlich von einer vertrauten Stimme unterbrochen. Ich erblickte hinter Seiji einen langhaarigen jungen Mann, der gerade aus dem Store trat und freudige grüne Smaragde musterten mich. ,, Rey-kun." Seine Augen strahlten, aber meine Freude währte nicht lange, da direkt hinter ihm Ken ebenfalls aus dem Store trat. Er hatte beide Arme um eine braune Einkaufstüte geschlungen und starrte mich fast schon erschrocken an. ,, Na so eine freudige Überraschung." Rey drückte mich kurz, ehe seine Aufmerksamkeit auf Seiji fiel. ,, Hi... du bist Seiji richtig?" Der schwarzhaarige lächelte kühl und hob eine Hand zum Gruß, während er in der anderen noch immer den Regenschirm über uns aufgespannt hielt. ,, Ja richtig... Hallo." sagte er freundlich und nickte auch Ken zu. ,, Hey..." kam es knapp von Ken und er starrte mit einem undefinierbaren Ausdruck auf den Boden. Rey sah irritiert zwischen uns hin und her, während er ebenfalls einen Regenschirm aus seiner Tasche zog und ihn aufspannte. ,, Wir waren gerade bei einem Pianist hier in der Gegend... er hilft Ken mit seinem Album. " Rey plauderte, trotz des irritierten Ausdruck in seinem Gesicht drauf los. Er war schon immer so etwas wie Kens Vorbild gewesen. Trotzdessen, dass er sein Onkel war, hatten sie keinen ganz so großen Altersunterschied. Er war ein liebevoller Mann und tat für Ken eigentlich so ziemlich alles. ,, Euer Wohnheim ist hier in der Nähe oder? Ich hatte Ken doch mal hier irgendwo abgeholt." Ich nickte abwesend. Ein merwürdiger Moment der Stille folgte und auch ich starrte auf den Boden, um weder ihn noch seinen Onkel anschauen zu müssen. Mein Herz schlug so schnell, dass ich hätte schwören können, dass es jeder der anderen hören konnte. ,, Wie ... geht's dir?" Kam es schließlich vom jüngeren der beiden und als ich den Kopf hob, trafen sich unsere Blicke. Er fixierte mein Gesicht und ich wurde irgendwie unter den forschenden grünen Augen nervös. ,, Gu-Gut. Mir geht's gut Ken-kun... " ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Egal was zwischen uns passiert war und wie sehr er mich verletzt hatte. Ihn zu sehen und seine Stimme zu hören, machte mich einfach glücklich. Einfach so unfassbar glücklich... Er erwiederte mein Lächeln instinktiv und es war ein kurzer Moment der alten Vertrautheit und Verbundenheit zwischen uns, die kein anderer verstehen konnte. Als hätte es die Ereignisse der letzten Tage nicht gegeben. ,, Eh..." Rey räusperte sich und für wenige Sekunden wanderte Kens Blick zu seinem verwirrt dreinschauenden Onkel und dann zu Seiji neben mir. In diesem Moment, hatte ich das Gefühl, dass er sich etwas versteifte. Er kratzte sich im Nacken und wand den Blick von mir ab. ,, Wir gehen dann mal..." er lächelte mich an. ,, Bis bald Yu." ,, Bis bald! " rief Rey, lächelte uns entschuldigend an und ich sah die wachsende Verwirrung in seinen Augen. Vermutlich hatte Ken ihm nichts davon erzählt, was zwischen uns vorgefallen war. Ich sah beiden hinterher... ein wehmütiges Seufzen entkam meiner Kehle und ich bekämpfte den Drang ihm nachzulaufen und einfach um den Hals zu fallen. Ihn anzuflehen mir zu verzeihen. ,, Willst du mir jetzt vielleicht endlich mal sagen, was los ist? ". Seiji legte eine Hand auf meine Schulter und drückte sie sanft. ,, Das letzte mal, als ich euch beide zusammen sah konnte er kaum die Hände von dir lassen. Und jetzt könnt ihr euch nichtmal richtig in die Augen schauen." Einen Moment zögerte ich. Aber dann dachte ich an all den Schmerz den ich die letzten Tage verspürt hatte und den ich mit niemanden hatte teilen können. Und was noch viel schlimmer war, dass ich deshalb auch ihm oft genug vor den Kopf gestoßen hatte. Also platzte es aus mir heraus. Alles... von meinem ersten Geständnis im Kino bis hin zu unserem letzten Gespräch vor 10 Tagen. Seiji hatte mir schweigend zu gehört. Zwischendurch hatten sich seine Augenbrauen gekräuselt, als wäre er verärgert oder wütend, dann lag da noch etwas anderes in seinem Blick, was ich aber nicht deuten konnte. Schließlich seufzte er aber tief und fuhr sich durch die Haare. ,, Dieser verdammte kleine Feigling..." murmelte er düster und legte eine Hand an meine Wange. ,, Yuji... Ich bin mir sehr sicher, dass er dich nicht hasst." Woher wollte er das so genau wissen? ,, Ich denke eher, dass er dich... dass er dich so gerne hat, dass ihn die Vorstellung von uns Beiden sehr schmerzt." Was meinte er denn damit? Wollte er etwa sagen, dass Ken eifersüchtig war? Aber es gab doch keinen Grund dafür. Ich hätte mir immer Zeit für ihn genommen. Er würde doch mein bester Freund bleiben und nichts und niemand konnte das ändern. ,, Aber ... ich verstehe nicht. Es ändert doch nichts zwischen uns..." Seiji lächelte und hauchte wieder mal einen Kuss an meine Stirn. ,, Vertrau einfach darauf, dass er sein Versprechen hält. Alles wird gut. Wenn er soweit ist, wird er es dir erklären." Es fiel mir schwer Seijis Worte richtig einzuordnen. Ich beschloss dennoch seinem Rat zu folgen und Ken zu vertrauen. ,, Und was mich betrifft... " Seiji strich mir über die Wange. ,, Ich mag dich wirklich sehr... " Wie konnte er solche Dinge immer einfach so sagen. Ich sah mich hastig um, ob uns jemand hören konnte. Schließlich standen wir immer noch vor dem Store aus dem jeder Zeit hätten Menschen rauskommen oder hineingehen können. ,, Du machst dir viel zu viele Gedanken, was andere Menschen denken könnten." Er strich sich durch die Haare. ,, Du empfindest doch was für mich? Und solange sich das gut anfühlt, spielt es keine Rolle was alle anderen sagen oder denken." Wieder stieg mir die Röte ins Gesicht. Aber er hatte recht. Es fühlte sich gut an. Sehr sogar... warum sollte ich mich also deshalb schlecht fühlen oder schämen? Mein Lebenlang hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass ich mich verstecken musste. Der einzige, der immer zu mir gehalten hatte, war Ken. Vermutlich war das auch der Grund, weshalb ich nun das Gefühl hatte, etwas schlechtes zu tun. Wenn sogar Ken mich ablehnte, konnte es nur falsch sein. Aber Seijis Worte lösten etwas in mir aus. Er mochte mich, so wie ich bin und ich mochte ihn. Egal wie sehr ich Ken wieder in meinem Leben haben wollte, eins war klar: Ich wollte weder meine Gefühle für Seiji, noch mich selbst ändern. War das nicht der Grund weshalb ich nach Tokio gekommen war? Ich wollte endlich frei sein. Es war, als ob eine große Last von meinen Schultern fiel und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. ,, Eh... warum weinst du denn jetzt? " Seiji zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe. Ich schluckte und fiel dem schwarzhaarigen um den Hals. ,, Weil ich glücklich bin." schluchzte ich in seinen Nacken und spürte wie er einen Arme um mich schlang und mich fester an sich zog. Und diesmal war ich es, dem es völlig egal war ob uns irgendjemand sehen konnte und der seine Lippen mit einem sanften Kuss versiegelte - und es fühlte sich wirklich gut an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)