It feels good - Kimochi ii von Naoi-chan ================================================================================ Prolog: Brand new world ----------------------- Prolog – A brand new World » Yujis View « „Haben Sie alles verstanden?“ dunkle grüne Augen musterten mich neugierig und die dünnen spitzen Lippen des Mannes vor mir, formten sich zu einem leichten Lächeln. Ich nickte und griff nach den Unterlagen die er vor mir auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Ja…“ Ich schob sie in meine Tasche und wusste ganz genau, dass sie vermutlich einige Knicke abkriegen würden. Ordnung war keiner meiner besten Eigenschaften. „Ich denke, die Regeln sind sehr klar Professor Takai.“ „Nun gut.“ Etwas schwerfällig erhob sich mein Gegenüber aus seinem Sessel und knöpfte sein Sakko zu. Der beige Stoff spannte über dem runden Bauch. „ Wir sind einer der anerkanntesten Universitäten in Japan und wir erwarten von unseren Studenten absolute Höchstleistungen, Mister Kino. Sie werden von den Besten lernen und mit den Stärksten konkurrieren.“ einen Moment lang hielt er inne und betrachtete mich als wolle er noch einmal prüfen ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Professor Takai, war ein kauziger Kerl… Er hatte schütteres graues Haar und müde ebenso graue Augen, die hinter einer Brille leicht vergrößert wirkten. Irgendwie das Sinnbild eines Mannes, der vermutlich viele Entscheidungen in seinem Leben bereute. Ich stand auf und war nun sogar etwas größer als er. „Dessen bin ich mir bewusst.“ Ich hielt ihm meine rechte Hand hin. „Vielen Dank nochmal für diese großartige Chance. Ich weiß, es ist unüblich mitten im Studium zu wechseln.“ Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und er lächelte leicht. „ Nutzen Sie die.“ Er ergriff meine Hand und drückte sie leicht. „Dann wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Zeit.“ Ich nickte und verlies sein kleines Büro. Vermutlich zierte ein breites Grinsen gerade mein Gesicht, als ich den kalten fast schon trostlosen Korridor entlang ging. Nach einem kurzen Blick auf meine Uhr, wusste ich dass ich noch eine Stunde bis zu meiner ersten Vorlesung hatte. Kurz überlegte ich, ob es noch Sinn machte mir etwas zu trinken zu holen, beschloss aber dann den Raum zu suchen und mir schon mal einen guten Platz zu sichern. So wie ich mich kannte, wäre ich sonst bestimmt aus irgendwelchen mystischen Gründen zu spät gekommen. Das wäre einfach typisch für mich gewesen. Und ich hatte doch beschlossen, hier neu anzufangen. Es war ein ziemlich großer Raum. Vermutlich also auch eine sehr gut besuchte Vorlesung. Ich sah mich kurz um und entschied mich für einen Platz ganz oben. Vielleicht hätte ich mich weiter vorne hinsetzen sollen. Wäre vermutlich vernünftiger gewesen. Aber dann wäre ich mir auch wie ein Streber vorgekommen. Irgendwie wirkte all das immer noch so surreal für mich. Ich in Tokio… Ich war das einzige Kind meiner Eltern. Sie taten alles für mich und ich liebte sie sehr. Aber in den letzten Monaten hatte ich immer häufiger das Gefühl gehabt, dass ich ausbrechen musste. „ Auch zu früh dran?“ eine helle Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob meinen Blick und sah eine hübsche Brünette auf mich zu kommen. Sie lächelte und deutete neben mich. „ Ist da noch frei?“ Ich nickte und schob schnell meine Unterlagen – die ich noch durchsehen wollte –etwas zusammen und besagten Platz frei zu machen. „ Sicher…“ Wenn möglich strahlte sie noch mehr, als zuvor. Sie hatte ihre Haare zu einem Dutt gebunden und dunkel blaue Saphire wurden von einem Pony leicht bedeckt. „ Mein Name ist Ochiwara, Suri…“ „ Kino, Yuji.“ „ Darf ich dich Yuji nennen?“ Sie nahm neben mir Platz und zog einen Laptop aus ihrer Tasche. Hatte ich meinen Laptop eigentlich mitgenommen? Mein Zimmer war leider immer noch das reinste Chaos. Ich war erst vergangenes Wochenende endgültig hergezogen. Meine Mutter hatte angeboten noch etwas zu bleiben und mir beim Einrichten zu helfen. Aber das hatte ich abgelehnt. Wollte erstmal alleine in dieser so neuen Welt ankommen. Ich nickte und lächelte sie an. „ Wenn ich dich Suri nennen darf.“ „ Klar!“ sie nickte eifrig und auf eine sehr niedliche Art und Weise. „ Ich habe dich hier noch nie gesehen.“ „ Ich bin heute auch zum ersten Mal hier… Ich bin gerade erst aus Chiba hergezogen.“ Suri war wirklich sehr hübsch und hatte eine süsse kleine Stupsnase. Sie trug ziemlich viel ausgefallenen Schmuck rund um Hals und Handgelenke. Wir plauderten eine Weile und sie schien eine sehr laute und lustige Person zu sein. Aber vor allem war meine Sitznachbarin, sehr neugierig. Unglaublich wie viele Fragen ein Mensch jemanden stellen konnte, den man gerade erst kennengelernt hatte. Aber irgendwie mochte ich sie. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns sehr gut verstehen würden. Langsam füllte sich auch der Raum und es strömten mehr und mehr Studenten herein. Ich war froh, dass Suri sich zu mir gesetzt hatte. Irgendwie hatte ich jetzt nicht mehr das Gefühl, dass jeder sofort bemerken würde, dass ich `Der Neue´ war. „ Oh… da ist Seiji – san…“ eine zarte Röte legte sich auf ihr Wangen. Ich folgte ihrem Blick. Ein groß gewachsener junger Mann war gerade herein gekommen und wurde von einem blonden Mädchen angesprochen. Sie reichte ihm einen Zettel und sie unterhielten sich. Er hatte dunkles, fast schon schwarzes Haar und ein sehr einnehmendes Lächeln. „Seiji-kun!!“ Suri sprang plötzlich auf und schlug beide Handflächen auf den Tisch. Ich zuckte leicht zusammen. Was war denn jetzt los? Man hätte fast meinen können, dass sie wütend war. „ Seiji-kun ich sitze hier!!“ rief sie wieder und es schien ihr ziemlich gleichgültig zu sein, dass sie alle anstarrten. Der dunkelhaarige und seine Gesprächspartnerin blickten beide überrascht in unsere Richtung. Er schlug eine Hand vors Gesicht, schien sich dann schnell zu verabschieden und kam kopfschüttelnd auf uns zu. Er hatte ziemlich feine Gesichtszüge. Surie fiel ihm um den Hals als er bei uns zum Stehen kam. „Du weißt ich hasse sie!“ murrte sie dann leise und warf einen finsteren Blick in Richtung der Blonden die inzwischen auch Platz genommen hatte und irritiert zu uns raufschaute. Er schob sie von sich und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er ihrwortlos durchs Haar strubelte. Als unsere Blicke sich plötzlich trafen, hätte ich schwören können, dass ein Herzschlag von mir für einen Moment aussetzte. Ich hatte schon ziemlich früh festgestellt, dass ich weniger Interesse an Mädchen hatte. Das war auch einer der Gründe, weshalb ich nach Tokio gezogen war. In meiner Heimat hatte niemand Verständnis dafür und ich war leider oft Zeuge gewesen, wie meine Freunde wann immer sie schwule Pärchen sahen, sei es im Fernsehen oder Magazinen, über sie herzogen. Sie konnten es nicht wissen, aber sie trafen damit jedes Mal natürlich auch mich. In einer solchen Umgebung konnte mir einfach keine Zukunft vorstellen. Und wie sollte ich es ihnen sagen, wenn sie sich wann immer sich diie Möglichkiet bot, darüber lustig machten. Aber verliebt hatte ich mich bisher noch nie… Ich fand den einen oder anderen Kerl einfach nur attraktiv. So wie ihn, meinem Puls nach. „ Das ist Yuji…“ Suri deutet in meine Richtung und strahlte übers ganze Gesicht. „ Das ist heute sein erster Tag.“ „ Ehm…“ Ich erhob mich und streckte ihm meine Hand entgegen. „ Kino , Yuji.“ Ich spürte eine unangenehme Hitze im Gesicht. Und irgendwie fing meine Hand auch an zu zittern. Ich versuchte mich innerlich zu beruhigen und mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Was war nur mit mir? Gut er sah wirklich nicht schlecht aus. Aber Hände zittern? Das ging doch etwas zu weit. „ Meinen Namen hat Suri ja mehr als deutlich herumgeschrien.“ sagte er mit einem kühlen Blick und schüttelte meine Hand. Er war ungefähr einen Kopf größer als ich und musterte mich aus fast Mitternacht blauen Augen. Ich war noch nie jemanden begegnet, mit einer solchen Augenfarbe. Ob er bemerkt hatte, wie nervös ich gerade war? Hoffentlich nicht. Er grinste plötzlich: „ … Ihr seht aus wie verdammte Zwillinge.“ seine Stimme war sehr dunkel und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Suri lachte plötzlich laut los während sie mich genauer betrachtete. „ Seiji hat recht… Fotoooo!“ Sie zückte ein Handy, drückte es dem dunkelhaarigen in die Hand und schlang ihre Arme um mich. Ehe ich mich versah hatte er seufzend ein Foto gemacht. Als Suri mir den vermeintlichen Beweis unter die Nase hielt, verstand ich endlich was sie meinten. Ich hatte für einen Mann relativ lange Haare und sie zu einem Zopf gebunden… Das tat ich fast immer. Wir hatten dieselbe Haarfarbe und waren fast gleich groß. Damit nicht schon genug, trugen wir beide eine helle Jeans. Nur dass sie ein rot-weiß geringeltes T-Shirt dazu kombiniert hatte und ich ein blau – weiß geringeltes. Dass uns das vorher nicht aufgefallen war…? Ich musste auch lachen. Das war doch wohl mehr als nur Zufall. Es wurde plötzlich deutlich stiller in dem Saal, als ein dunkelhaariger Mann eintrat und die Tür hinter sich verschloss. Das war wohl der Dozent. Aber er sah relativ jung aus. Er hatte ein freundliches Gesicht und blickte durch die Runde, während er seine Unterlagen auf dem massiven Pult ausbreitete. Seine dunklen Augen blieben an mir hängen und ein leichtes Lächeln zierte seine feingeschwungenen Lippen. Aus irgendeinem Grund wurde ich plötzlich wieder nervös und hatte das Gefühl, dass er mich gerade zu durchbohrte. Ah… diese Unterlagen, die mir der Professor gegeben hatte, waren doch plötzlich sehr interessant. . . . „ In Ordnung… Danke für ihre Aufmerksamkeit!“ damit schloss Doktor Niwa die Vorlesung zur menschlichen Anatomie und schaltete den Beamer , den er eingesetzt hatte, aus. Er konnte wirklich gut erklären. Das war nicht selbstverständlich für Dozenten oder gar Lehrer. Kein Wunder, dass die Vorlesung so gut besucht war. „ Er ist so umwerfend…“ Suri schlug die Hände zusammen und warf einen sehnsüchtigen Blick in seine Richtung. Seiji verdrehte die Augen. „Genau für solche Themen brauchst du weibliche Freunde…“ „Aber mit dir spreche ich am Liebsten Sei.“ Sie blickte ihn freudig an. Die beiden waren wohl kein Paar. Schienen sich aber irgendwie sehr nahe zu stehen. Ob sie sich durch das Studium kennengelernt hatten? Suri sah mich nun an, während sie ihren Laptop zusammen mit einigen Büchern in ihrer Tasche verstaute. „ Wo wohnst du eigentlich Yu-chan?“ wir kannten uns gerade zwei Stunden und sie gab mir bereits einen Spitznamen? „Ich wohne hier im Wohnheim…“ ich schob auch wieder meine Sachen in meine Tasche zurück und erhob mich langsam. „ Großartig!“ sie klatschte in die Hände. „ Wir auch. Ist das nicht großartig Seiji?“ Der Angesprochene würdigte uns keines Blickes und gab nur ein zustimmendes Brummen von sich. Er schien nicht gerade sehr gesprächig zu sein. Suri zückte ihr Handy und reichte es mir. „ Lass uns Telefonnummern austauschen.“ Ich lächelte und kam ihrer Aufforderung sehr gerne nach. Das war doch mal ein guter Start. Gerade den ersten Tag hier und schon meine erste potenzielle Freundschaft geschlossen. Wir bewegten uns langsam Richtung Tür und ich schielte im Vorbeigehen nochmal zu Doktor Niwa. Er hatte eine sehr elegante Erscheinung. Nicht nur weil er ein dunkel blaues Sakko und Hemd trug. Er war auch in seiner Art sich zu bewegen und Sprechen sehr anmutig. Als er meinen Blick bemerkte, sah er mich plötzlich ebenfalls an und hatte wieder dieses Lächeln. „ Haben sie einen Moment?“ ich hielt erschrocken inne. Warum erschrak ich mich jetzt so? Und warum schlug mein Herz wieder so unkontrolliert? Ich versuchte mich zu beruhigen. Suri und Seiji sahen mich und dann den dunkelhaarigen an. Eine zarte Röte lag auf Suris Wangen und ihre Augen glänzten. Sie mochte ihn anscheinend wirklich sehr. Seiji hingegen hatte einen Gesichtsausdruck den ich überhaupt nicht deuten konnte. Seine dunkel blauen Augen blitzten kurz auf, dann wand er sich aber ab und ging wortlos weiter. „ Schreib mir!“ Flüsterte sie und folgte Seiji hastig. „Warte auf mich!“ Herzrasen… Suri war doch mein rettender Strohhalm. Warum lies sie mich ausgerechnet jetzt alleine? Ich schluckte schwer. .. Es fühlte sich an, wie damals in der Grundschule, als mein bester Freund Ken und ich mit einem simplen Fußball das Fenster unsers Direktors zerstört hatte. Ich war so erschrocken, dass ich mich nicht mal mehr bewegen konnte. Blieb allein zurück, während alle anderen wegliefen. Natürlich hatte der Direktor mich dann sofort für den Schuldigen befunden. Ken hatte es nicht übers Herz bringen können und war zu mir zurückgekehrt – hatte die Strafe tapfer mit mir durchgestanden. Doktor Niwa war etwas größer als ich… Vielleicht auch eher etwas mehr. Er hatte dunkle blaue Augen und wieder diesen Blick. Rein optisch war er vermutlich Ende 20. Aber dann wäre er für einen Doktor - Titel ziemlich jung, schoss es mir im selben Moment durch den Kopf und ich grübelte. Man konnte wohl sagen, dass er irgendwie… ja, irgendwie attraktiv war. „ Sie sind neu.“ es war eher eine Feststellung als eine Frage. Ich nickte und kam vor ihm zum Stehen. „ Professor Takai hat erwähnt, dass wir einen Neuzugang haben werden.“ Er lächelte. „ Ich bin Doktor Niwa.“ „ Kino, Yuji.“ Ich verbeugte mich kurz und spürte, dass ich einen heißen Kopf bekam. Was war nur los mit mir heute? Warum machte er mich so nervös? Es war eine andere Nervosität als die, die ich bei Seiji verspürt hatte. „Ich weiß… Auch das hat Professor Takai erwähnt.“ er betrachtete mich nachdenklich. „ Er hat allerdings verschwiegen, dass Sie eine solche Erscheinung sind…“ er fuhr sich durch die Haare und wirkte sehr ernst. „ Sie sind aus Chiba hergezogen?“ Wieder nickte ich. Irgendwie war ich nicht fähig Worte zu formulieren und ein Nicken musste als Antwort genügen. Ich versuchte viel mehr das Gesagte zu verarbeiten. » Eine solche Erscheinung«? Ich? Was meinte er damit? War mein Aussehen in irgendeiner Form merkwürdig? Kurz sah ich an mir runter und ich glaube sogar dass ich mein Gesicht abtastete. Gut mein Kleidungsstil war schon immer etwas auffälliger gewesen. Meine Freunde hatten sich oft lustig gemacht… Im Großen und Ganzen hätte ich wohl mal darüber nachdenken sollen, ob diese Menschen wirklich meine Freunde waren? Der Einzige, der immer zu mir gehalten hatte, war Ken. Mein bester Freund seit der Grundschule. Eventuell weil er selbst etwas anders war als die Mehrheit der Gesellschaft. Er hatte mich immer beschützt. Seine tieftraurigen Augen, als ich mich verabschiedet hatte, sollten sich für immer in mein Herz brennen. Fast hätte ich es mir damals anders überlegt. In den Augen meines Gegenübers lag ein Hauch von Belustigung. Ich hielt sofort inne und spürte dass mir sämtliches Blut in den Kopf schoss. „Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich jeder Zeit an mich wenden.“ Sagte er lächelnd. Inzwischen hatten alle Studenten den Raum verlassen und ich hoffte es Ihnen bald gleichtun zu können. Ich war mir noch nicht sicher, ob mir dieses Gefühl in seiner Gegenwart gefiel. Es war ungewohnt und irgendwie unangenehm. „ D…Danke.“ Haspelte ich. „ Ich danke Ihnen.“ Endlich mal ein ganzer vernünftiger Satz. Er kam etwas näher… Irgendwie zu nah wie ich fand. Eine Weile standen wir so da und sahen uns an. Ich glaube, dass ich in diesem Moment in eine Art Stockstarre verfallen war. Was ging gerade vor sich? Warum starrte er mich so an? Was hatte dieser Mann für ein Problem? „ Entschuldigung.“ Eine dunkle Stimme durchbrach die Stille genau in dem Moment als ich das Gefühl hatte, dass er etwas sagen wollte. Unsere Blicke glitten zur Tür, in der Seiji stand und uns ausdruckslos musterte. Professor Niwa lächelte. „ Hast du eine Frage Sei?“ Sei?! Hatte er ihn wirklich gerade Sei genannt? Er schüttelte den Kopf. „ Ich habe nur etwas an meinem Platz vergessen.“ „ Achso… Nun gut.“ Er wand sich mir wieder zu. „ Ich freue mich, dass Sie sich für unsere Uni entschieden haben. Seien sie fleßiig und sie können hier das Fundament für eine erfolgreiche Karriere legen.“ Der Ältere hatte wieder diesen amüsierten Ausdruck im Gesicht. Was war denn so witzig? Er bewegte sich langsam Richtung Ausgang und ich fragte mich, ob ich nicht irgendwie beunruhigt sein sollte. „ Sehen wir uns heute Abend?“ hörte ich ihn dann leise sagen, als er an der Tür neben Seiji zum Stehen kam. Sie waren etwa gleich groß. Seijis Augen blitzten erneut nur für einen Bruchteil einer Sekunde auf, aber er wand sich wortlos ab und ging in Richtung des Platzes, an dem wir noch vor wenigen Minuten gemeinsam gesessen hatten. Dieses Verhalten lies der Professor unkommentiert und grinste bloß, als hätte er geahnt, keine Antwort auf seine Frage zu erhalten. Damit verließ er mir nochmal einen Abschiedsgruß zurufend, den Raum. Dass ich verwirrt war, wäre untertrieben ausgedrückt gewesen. Bildete ich es mir ein oder war da irgendwie etwas Merkwürdiges zwischen den Beiden im Gange? Ich stand etwas betölpelt da und beobachtete Seiji wie er wieder zurück in meine Richtung kam und auf die Tür zusteuerte. Er schien meine Verwirrung zu erahnen und strich sich kurz durch die Haare. Wieder schlug mein Herz schneller und ich blickte schnell auf den Boden. Ob er bemerkt hatte, dass mir gefiel was ich sah? Aber wenn ich so den Blick abwand war es doch noch auffälliger oder? Schnell sah ich ihn wieder an. Er zog die Augenbrauen zusammen. „ Was ist mit dir?“ Das fragte er mich? „ Ähhh nichts!!“ Sein Blick war wohl mit der Absicht zu töten in meine Richtung gegangen. Da würde ich den Teufel tun und ihn fragen was verdammt nochmal mit ihm und dem Professor war. Also kratzte ich mich bloß verlegen am Kopf. „Weißt du wo du als nächstes hin musst?“ sein Gesichtsausdruck wurde wieder etwas weicher. Ich zupfte, dankbar für den Themenwechsel einen Zettel aus meiner Hosentatsche. „ Als nächstes habe ich Biologie auf dem Plan… Saal A400.“ „Da können wir gemeinsam hingehen.“ Ich nickte und ging auf ihn zu. „Perfekt!“ Vielleicht hatte ich heute nicht nur mit Suri eine neue Freundin gefunden... Ich hatte noch überhaupt keine Ahnung wer er war. Aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich zu ihm hingezogen und wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. Dieser Gedanke verursachte ein wohliges Gefühl in meiner Magengegend und ich musste unwillkürlich grinsen. Einen Augenblick hielt Seiji inne und musterte mic h irritiert. Ich glaube, ich zuckte sogar kurz erschrocken darüber, dass ich die Kontrolle über meine Mimik verloren hatte, zusammen und versuchte mir das Grinsen zu verkneifen. „ Ihr seid euch wirklich sehr ähnlich…“ sagte er fast freundlich. Er meinte wohl Suri und mich. „ Immer dieses sinnlose Grinsen. “ nun zierte seine Lippen ein amüsiertes Schmunzeln und er vergrub eine Hand in seiner dunklen Jeans. Er hatte eine recht sportliche Statur und war offensichtlich etwas besser in Form als ich… Okay. Mehr Sport stand auch schon seit 2 Jahren auf meiner imaginären To-Do Liste. Es war mit Sicherheit die richtige Entscheidung gewesen meiner Heimat den Rücken zu kehren und hier in Tokio einen Neuanfang zu wagen. Diese Stadt mit all ihren Bewohnern, schien eine Menge Überraschungen für mich bereit zu halten. Irgendwie wusste ich, dass sich mein Leben von nun an völlig verändern würde. Ich war bereit dazu. Auch wenn es eine Person gab, die mir trotz dessen jetzt schon sehr fehlte… Kapitel 1: Follow you --------------------- Chapter I – Follow you » Kens POV « „ Pass gefälligst auf, wo du rumstehst!“ eine raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich konnte einem Fahrradfahrer gerade so ausweichen. „ Und pass du gefälligst auf wo du lang fährst.“ Brüllte ich ihm hinterher und fuchtelte mit meine Faust in der Luft herum. Das war ein Aspekt an dieser Stadt, den ich nicht vermisst hatte. Die Menschen. Sie waren meistens im Stress und mit verdammt schlechter Laune unterwegs. In Chiba, hätte man mich nicht so blöd von der Seite angemacht. Ich seufzte und warf einen Blick auf Yujis letzten Brief. So war er… Schrieb im Zeitalter der Smart Phones und des Internets Briefe an mich. Ich musste lächeln bei diesem Gedanken. Vor drei Monaten, war er nach Tokio gezogen um sein Medizin Studium fortzusetzen. Er hatte schon seit der Oberstufe davon gesprochen, dass er unbedingt weg wollte aus Chiba. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht damit gerechnet, dass er es wirklich durchziehen würde. Yuji war der freundlichste Mensch, den ich kannte. Er hatte ein gutes und ehrliches Herz. So richtig konnte ich ihn mir in Tokio nicht vorstellen. Das Erlebte von vor wenigen Minuten bestätigte das wieder. Ich selbst, hatte meine Kindheit in Tokio verbracht. Wurde hier geboren und hatte auch noch den Großteil meiner Familie hier. Als ich nach Chiba ziehen musste, aufgrund des neuen Jobs meines Vaters, hatte ich mir geschworen eines Tages nach Tokio zurück zu kehren. Der einzige Lichtblick war immer Yuji gewesen. Dass er nun hergezogen war, hatte mich motiviert meinen Vorsatz nun wirklich in die Tat umzusetzen. „ Ken-chaaaan!“ fröhlich winkend kam plötzlich ein Mann mit grauen langen Haaren zwischen der hektisch vorbei strömenden Menschenmenge auf mich zu. Er trug einen dunklen Anzug und eine Sonnenbrille verbarg seine Augen. „ Oji-san!“ ich lächelte voller Freude. Er riss mich in eine feste Umarmung, als er vor mir zum Stehen kam. „ Ken-chan, du bist so erwachsen geworden!“ Onkel Rey war mir von allen meinen Verwandten der Liebste. Als ich noch kleiner war, hatte er oft auf mich aufgepasst, wenn meine Eltern unterwegs waren. Da er selbst keine Kinder hatte, sagte er , dass ich nicht nur der Sohn seines Bruders, sondern auch irgendwie sein Kind wäre. Außerdem waren wir uns auch sehr ähnlich. Nicht nur äußerlich. „ In den letzten zwei Monaten?“ fragte ich mit einem ungläubigen Grinsen. „ Auf geht’s!“ ignorierte er meine skeptische Frage und griff nach zwei meiner Koffer. „ Mein Auto steht da vorne.“ Ich folgte ihm mit einem weiteren Koffer in der einen Hand und meinem Rucksack in der anderen. Onkel Rey hatte schon immer einen sehr exklusiven Geschmack gehabt. Somit war es auch kein Wunder, dass er ein europäisches Auto fuhr. Einen roten Sportwagen der an Auffälligkeit nicht zu übertreffen war, um genauer zu sein und ich verschwand schnell auf dem Beifahrersitz, da die Leute anfingen uns anzustarren. Grinsend nahm der Ältere nun endlich seine Sonnenbrille ab, als er am Lenkrad Platz genommen hatte und blickte mich aus warmen grünen Augen an. „ Willkommen in Tokio Ken – chan… Ich freue mich sehr, dass du wieder hier bist.“ Er startete den Motor. „ Hast du hunger? Sollen wir erstmal was essen? Oder willst du gleich das Apartment sehen?“ Ich schob ihm Yujis Brief hin. „ Da steht die Adresse.“ Eine seiner Augenbrauen schnallte in die Höhe und er schmunzelte. „ Du bist gerade erst hier angekommen und das erste was du tun willst ist ihn sehen?“ er tätschelte mir die Haare. „Ach Ken-ken...“ Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Röte in die Wangen stieg. „ Fahr einfach Oji-san!“ Er nickte und hatte immer noch dieses fiese Grinsen auf den Lippen als er das Fahrzeug endlich in Bewegung setzte. Irgendwie hing ich schon immer an Yuji. Hatte mir lange eingeredet, dass es daran lag, dass er der einzige war, mit dem ich irgendwie auf einer Wellenlänge war. Onkel Rey hatte schon oft angedeutet, dass ich wohl mehr für ihn empfinden würde als Freundschaft. Ich hatte es nie verstanden, was genau er meinte. Wollte es wohl nicht verstehen. Aber inzwischen wusste ich es ganz genau. Als Yuji nach Tokio gezogen war, hatte ich das Gefühl gehabt in ein tiefes Loch zu fallen. Der Schmerz in meiner Brust war kaum zu ertragen und ich realisierte dass diese Gefühle über Freundschaft hinausgingen. Ich musste ihn einfach wiedersehen, war mir aber noch nicht sicher, ob ich bereit war mit ihm über diese Gefühle zu sprechen. Schließlich waren wir seit mehr als zehn Jahren beste Freunde. Das wollte ich nicht verlieren. Ich wusste nur, dass ich ihn wieder in meinem Leben haben wollte – dass mir Telefonate und Briefe nicht genügten. „ Und wie läuft es mit der Musik.“ Durchbrach Onkel Rey die eingekehrte Stille und riss mich aus meinen Gedanken um Yuji. „ Ich habe ein neues Demo… Willst du es hören?“ Ich kramte in meinem Rucksack und fischte eine CD heraus. Musik war eine große gemeinsame Leidenschaft von mir und meinem Onkel. Kein anderer verstand was ich dabei empfand. Ich war geradezu besessen davon und wollte alle möglichen Instrumente beherrschen. Bisher konnte ich Klavier, Schlagzeug und Saxophon spielen. Mein Lieblingsinstrument war aber die Gitarre. Ich hatte überlegt ein Musik Studium zu beginnen. Aber eigentlich wusste ich, dass ich keine stupide Theorie wollte. Ich wollte Musik machen. Produktiv sein. „ Wirklich gut…“ kommentierte mein Onkel als die ersten Klänge meines Songs ihn erreichten und trommelte im Rhythmus auf dem Lenkrad. „ Wie ich höre, hast du meine Ratschläge hervorragend umgesetzt. Die Harmonien sind exzellent geworden… Ich denke-„ er grinste. „ Ich denke du bist langsam soweit Ken-chan.“ Mein Herz machte einen Sprung. „ Bedeutet das-“ „ Es bedeutet ich werde dich meinem Team vorstellen.“ endete er meinen Satz mit einem Grinsen. „DU BIST DER BESTE!“ rief ich voller tiefer Dankbarkeit und Freude aus und fiel ihm um den Hals. „Vorsicht! Willst du uns umbringen?“ Onkel Rey lachte leise und schob mich sanft von sich. Die Augen auf die Straße gerichtet sagte er: „ Du wirst hart arbeiten müssen Ken-ken. Aber wenn du dazu bereit bist, wirst du ein Super Star. Das verspreche ich dir.“ Meine Eltern waren beide Anwälte und hatten sich in Chiba vor Jahren selbstständig gemacht. Ich wusste, dass mein Vater sich immer gewünscht hatte, dass ich eines Tages die Kanzlei übernehmen würde. Aber was das anging, kam ich eher nach meinem Onkel. Er besaß ein sehr bekanntes Studio in Tokio und hatte trotz seines jungen Alters, die bekanntesten Musiker Japans unter Vertrag. Als ich ihm mit 11 Jahren sagte, dass ich Musiker werden wollte, hatte er mir versprochen mich eines Tages unter Vertrag zu nehmen, wenn ich hart an mir arbeiten würde. Das hatte mich angespornt und ich hatte jede freie Minute damit verbracht, Musik zu komponieren. Unsere Freunde hatten sich oft darüber lustig gemacht. Sie glaubten nicht daran, dass ich es schaffen würde. Auch wenn meinem Onkel die berühmten Ai.Kyo Studios gehörten. Aber das war mir egal. In meinen Augen waren die meisten von ihnen eh Versager, die selbst nicht wirklich was aus ihrem Leben machen konnten und deshalb versuchten alle anderen um sich herum genauso runter zu ziehen. „ Ich möchte nur gute Musik machen, die die Menschen mit Freude erfüllt.“ sagte ich fest entschlossen und konnte es kaum erwarten Yuji davon zu erzählen. Ich hatte vor vier Tagen das letzte Mal mit ihm gesprochen. Er hatte keine Ahnung, dass ich jetzt schon herzog. Ich wollte ihn überraschen. Da ich mir selbst nicht traute, dass ich mich verplappern könnte, hatte ich ihn nicht mehr angerufen und auch nicht auf seine Versuche der Kontaktaufnahme reagierte. Ich wusste, dass er sich Sorgen machen würde. Aber umso glücklicher würde er sicherlich sein, wenn er mich sehen würde. Kapitel 2: Capturing my mind ---------------------------- Chapter II – Capturing my mind » Yujis POV « „ Biiiiiiiiitte!“ Suris flehende Stimme, dröhnte an mein Ohr und ich versuchte den unsagbaren Haufen Kleidung in den kleinen Schrank zu stopfen, während ich gleichzeitig mein Handy zwischen Ohr und Schulter balancierte. „Du musst kommen!“ Ich konnte sie geradezu vor mir sehen. Mit ihren großen schönen Augen die einen einfach mitten ins Herz trafen. Ich hatte meine ersten Monate an der Uni hinter michgebracht und mir fest vorgenommen, das Wochenende endlich zu nutzen, um die restlichen Kartons vom Umzug auszupacken und mein Zimmer einzurichten. Suris und Seijis WG hatte mal wieder eine Party für den Abend geplant und nun versuchte sie mich zum Kommen zu überreden. Wir hatten in den letzten Wochen fast jeden Tag gemeinsam zu Mittag gegessen und festgestellt, dass wir auch die Meisten unserer Kurse teilten. Suri und ich… viele in der Uni hielten uns für Geschwister. Und ich mochte sie wirklich sehr. Sie war lustig, laut und sehr direkt. Seiji hingegen hatte leider nur Anatomie mit uns. Wie ich durch Suri erfahren hatte, war er bereits im 6. Semester. Er war Tutor und half auch Suri oft nach den Vorlesungen mit Hausarbeiten. Die beiden hatten ein sehr inniges Verhältnis. Wenn ich sie so sah, musste ich oft an Ken denken. Auf meinen letzten Brief hatte er nicht geantwortet und ich hatte schon eine Weile nichts mehr von ihm gehört. Hoffentlich ging es ihm gut. „ Yu-chan!“ flehte Suri in den Hörer und riss mich aus meinen Gedanken. „ Du MUSST kommen.“ Ich seufzte tief. „ Also gut…“ War es nicht irgendwie von vorneherein klar gewesen, dass sie mich rumkriegen würde? Ich konnte ihr einfach nichts abschlagen. Die letzten Male hatte ich glücklicherweise gute Ausreden, da entweder der Vermieter, Handwerker oder Elektriker sich angemeldet hatten. Aber heute… heute gab es nicht wirklich eine Ausrede. „ Aber ich werde nicht lange bleiben. “ Ich hörte Suri vergnügt in den Hörer quieken und irgendwie erfüllte es mich mit Freude. „ Du wirst es nicht bereuen Yu!“ Kaum hatte ich das Telefonat beendet, wurde meine Zimmertür aufgeschlagen und mein stets gut gelaunter Mitbewohner trat ein. Er strich sich durch die langen blonden Haare und seine braunen Augen funkelten. „ Ich wollte kurz in den Supermarkt. Kommst du - “ Er sah sich in meinem Zimmer um und zog aufgrund des Chaos eine Augenbraue in die Höhe. Kurz glaubte ich, er wollte einen Kommentar dazu abgeben, besann sich aber dann doch und endete seine Frage: „ Kommst du mit?“ Ich seufzte tief. Yaten studierte Medizintechnologie und war bereits im 7. Semester. Er war eigentlich ein netter Kerl, aber oft sehr pingelig, wenn es um Ordnung ging. Deshalb mied er es in der Regel mein Zimmer zu betreten. Ich war genau das was die meisten Menschen wohl als Chaoten bezeichnen würden. „ Hilf mir bitte!“ Es gab nicht viele Menschen, die sich über eine solche Bitte so sehr freuten, wie mein Mitbewohner. Aber Yaten liebte es einfach Ordnung zu schaffen. Bereits in meiner ersten Woche hatte er angeboten gehabt mir beim Einrichten des Zimmers zu helfen. Da er zu diesem Zeitpunkt noch fast ein Fremder für mich war, hatte ich abgelehnt. Aber inzwischen hielt ich es nun schon selbst nicht mehr aus, weiterhin Sachen aus Kartons zu kramen und hatte beschlossen sowohl ihm als auch mir einen Gefallen zu tun. „ Ich bin froh, dass du meine Hilfe endlich annimmst.“ Seine freundlichen Augen strahlten und er krempelte seine Ärmel hoch. Er blickte sich kritisch im Zimmer um. „ Wo soll ich nur anfangen? Am Besten wir machen einen Plan.“ Yaten war ein sehr strukturierter Mensch. Wenn er für uns kochte, legte er alle Zutaten farblich und der Größe nach sortiert in eine Reihe. Somit überraschte es mich nicht, dass er auch bezüglich meines Zimmer eine klare Struktur festlegte der ich strikt Folge leisten musste. Aber ich war wirklich froh, als wir nach einer für mich gefühlten Ewigkeit endlich den letzten Karton ausgepackt hatten. Zufrieden sah sich Yaten um und lächelte. „ Na also…“ „ Danke Yaten…“ ich fiel ihm um den Hals. Es war doch erstaunlich wie groß das Zimmer tatsächlich war, wenn keine Kartons mehr überall auf dem Boden rumstanden. Und eines musste ich dem Blonden lassen. Er hatte ein Händchen fürs Einrichten. Mit einfachen Mitteln hatte er mein Zimmer nicht nur wohnlich, sogar fast schon gemütlich gemacht. Keine Ahnung wie, aber wir hatten tatsächlich alle meine Sachen unter bekommen. Ich grübelte, wie ich mich bei ihm bedanken konnte. Da erinnerte ich mich an Suris flehende Stimme:„ Hast du heute Abend schon was vor?“ . . . Ihre WG war auf dem selben Campus, aber gut 10 – 15 Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt. Yaten lief plaudernd neben mir her. Wir waren noch einkaufen gewesen und hatten zwei Flaschen italienischen Wein gekauft. Ich kannte mich damit nicht sonderlich aus. Aber Yaten behauptete, dass es nichts Besseres gab, als italienischen Wein. Ich war froh, dass er bei mir. Obwohl ich Suri sehr mochte und auch schon einigen ihrer Freunde in der Uni begegnet war, pochte mein Herz unglaublich schnell. Keine Frage, ich war aufgeregt. Wusste nicht, was mich erwarten würde. Laute Musik dröhnte mir entgegen, als ich vor Suris Tür stand. Ich hatte gerade angesetzt zu klopfen, da wurde die Tür aufgerissen und Seiji sah mich aus dunklen blauen Seen an. Mein Herz schlug noch viel stärker, als es das sowieso schon getan hatte. Er hob eine Augenbraue als wolle er mich fragen, was ich hier verloren hatte. „ Yu-Chan!“ plötzlich schob sich eine strahlende Suri an ihm vorbei und fiel mir um den Hals. „ Ich bin so froh…“ Kurz musterte sie mich, nickte zufrieden und ergriff meine Hand. Ich vernahm ein Räuspern und Yaten schob sich in mein Blickfeld. „ Willst du mich nicht vorstellen?“ „Eh…“ Ich war noch ganz perplex, von der Art wie Seiji mich angestarrt hatte. Was war das? Fand er es schlimm, dass ich gekommen war? „ Mein Name ist Hino, Yaten.“ Er streckte Suri eine Hand entgegen und fast gleichzeitig auch die andere Hand in der er den Wein hielt. „ Oh… Vielen Dank.“ Suri nahm die Flaschen entgegen. „ Nenn mich Suri! Das ist Seiji.“ Damit deutete sie auf den dunkelhaarigen neben sich, der seinen Blick von mir abwand und nun Yaten musterte. Yaten schüttelte auch seine Hand und lächelte irgendwie auf eine sehr gruselige Art und Weise. „ Freut mich.“ Seiji quittierte das mit einem Nicken. Das war mir schon oft aufgefallen. Wenn Suri jemanden begenete den er nicht kannte, stellte sie ihn den Leuten vor. Er hielt sich eigentlich immer zurück und schien nicht viel Interesse an neuen Bekanntschaften zu haben. Eigentlich war so ein Verhalten bei anderen als unfreundlich einzustufen. Aber Seiji war irgendwie anders. Bei ihm schien es einem so natürlich. „ Ich – ich hoffe es ist okay dass ich jemanden mitgebracht habe.“ Sagte ich schnell, als mir auffiel, dass ich ihn mal wieder anstarrte. Suri grinste: „ Klar! Desto mehr, umso lustiger! Kommt rein.“ Seiji schüttelte den Kopf und schritt an uns vorbei. Er schien die Wohnung verlassen zu wollen? Ein Hauch Enttäuschung schlich sich in mein Inneres. „Sei-kun geht noch was zu trinken kaufen!“ erklärte mir Suri und ihre Stimme klang so, als ob sie tatkräftig Anteil daran hatte, dass Nachschub besorgt werden musste. Sie zerrte mich ins Innere der Wohnung in dem unfassbar viele Menschen ausgelassen tanzten, tranken und sich tatsächlich sogar auch teilweise unterhielten. Ich stolperte hinter Suri her, dicht gefolgt von einem schmunzelnden Yaten. Sie hielt meine Hand so fest, als hätte sie Angst mich zu verlieren… Als wir irgendwann kurz zum Stehen kamen, hatte ich endlich mal Zeit sie zu betrachten. Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Spitzenkleid und hatte ihre Haare zum ersten Mal nicht zu einem Dutt gebunden. So fiel ihre braune Mähne in fließenden Wellen über ihre Schultern. Unfassbar wie schön sie war. Und doch, brachte es mein Herz nicht auf diese gewisse unkontrollierte Art und Weise zum Klopfen. Es löste in mir eher den Drang aus, sie zu beschützen. „ Hier…“ Suri drückte uns lächelnd jeweils ein Glas in die Hand, als wir endlich zum Stehen kamen. „ Noch immer hielt sie meine rechte Hand in ihrer. Ich musterte das Glas, nahm es trotz der Skepsis in meinem Kopf an und nippte daran. „ Willkommen in Tokio…“ Suri grinste und ich musste das Grinsen instinktiv erwidern. „ Wer sind deine Freunde?“ ein Mädchen mit rotem Haar tauchte in meinem Blickfeld auf und grinste uns an. „ Ah, Clio…“ Suri strahlte. „ Das ist Yu – chan. Und das ist Yaten. Clio wohnt bei uns gegenüber.“ „ Oh…das ist Yu-chan?““ die rothaarige war etwas kleiner als Suri und hatte dunkle Augen die etwas Freundliches ausstrahlten. „ Suri!! Du hast verschwiegen wie süss er ist!“ beide Mädchen kicherten laut los und ich kratzte mir verlegen am Kopf. Suri tätschelte meine Haare. „ Nicht wahr… ?!" Und wieder kicherten beide los. Sie waren offensichtlich betrunken. Ich musste lachen. Es hätte keinen Sinn gemacht eine Logik hinter ihren Worten zu finden. Yaten kam grinsend näher. „ Also der gute Wein ist hier wohl verschwendet...“ Wir stimmten nun ebenfalls in Gelächter ein und stießen auf einen hoffentlich lustigen Abend an. Und das sollte er tatsächlich auch werden. . . . Ich atmete die kühle Luft erleichtert ein, als ich auf den Balkon trat. Irgendwie hatte ich es geschafft Suri zu entkommen. Sie hatte es sich wohl zum Ziel gemacht, mir jeden einzelnen auf dieser Party vorzustellen. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Und mit jedem hatte ich einen Drink nehmen müssen. Ich war es nicht gewohnt so viel Alkohol zu trinken und deshalb war mein Kopf auch schon sehr benebelt. Mein Mitbewohner hingegen war erstaunlich trinkfest und philosophierte seit einer geschlagenen Stunde mit einem Psychologie Studenten über die Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf das körperliche Wohl. Apropos… Mein eigenes körperliches Wohl war gerade an einem Tiefpunkt angelangt. Das letzte Mal hatte ich mit Ken getrunken. Kurz vor meiner Abreise. Er hatte mir geschworen mir irgendwann einmal zu folgen. Er hatte mich täglich angerufen. Aber in den vergangenen drei Tagen hatte ich nichts mehr von ihm gehört. „Ken…“ murmelte ich vor mich her und sah in den Augenwinkeln plötzlich einen Schatten. Ich war wohl nicht allein. Hastig wand ich mich um, und blickte in überrascht wirkende Sapfire. „ Seiji…“ Schnell wich der Überraschung in seinem Blick die Gleichgültigkeit. „Yuji.“ Ich glaube ein Lächeln kämpfte sich in mein Gesicht... Ihn zu sehen, erfüllte mich mit Glücksgefühlen. Trotz dessen, wagte ich es kaum ihm in die Augen zu sehen. Eine Weile standen wir so nebeneinander und blickten auf den Hof unter uns, während eine kühle Brise etwas Klarheit für meinen Kopf versprach. Ich wusste nicht wirklich was ich sagen sollte. Seiji, war nicht sehr gesellig oder gesprächig. Er fing sehr selten ein Gespräch von sich an und wirkte meist sehr …. Wie sollte man es am Besten beschreiben? …. Desinteressiert. Ja, das traf es. „ Yuji?“ seine dunkle Stimme hallte durch die Nacht. Erschrocken schielte ich zu ihm rüber. Er trug eine enge schwarze Jeans und dazu ein cremefarbenes Hemd. Es stand ihm hervorragend. Seiji war wirklich ein unfassbar schöner Mann… und das war nicht nur meine Meinung. Fast täglich hatte irgendeine in der Uni, Suri einen Liebesbrief in die Hand gedrückt. Es war bekannt, dass die beiden besten Freunde waren. Suri hatte nie ein Wort darüber verloren, wie Seiji darauf reagiert hatte. Ich wusste nur, dass er bisher jeden Brief abgelehnt hatte. Aber interessierte sich dieser Mann überhaupt für jemanden? Und… Wollte er wirklich Small Talk halten? „ H-Hai?“ „ Amüsierst du dich?“ er blickte in den Himmel und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Ich nickte. „ Ja!“ sagte ich dann auch schnell, als ich mir in Erinnerung rief, dass er meine physische Zustimmung gerade nicht sehen konnte. Er sah mich an. Ein Blick so tief wie sieben Weltmeere. Wie konnte man nur so schöne Augen haben? Mein Kopf wurde wieder heiß und ich musste mein Gesicht von ihm abwenden. „ Bist du nervös?“ Ich schnappte nach Luft. Warum fragte er sowas? „ Nein!“ ich schüttelte heftig den Kopf. „ Wie-Wieso?“ Seiji wand sich zu mir und kam einige Schritte auf mich zu. „ Ich habe das Gefühl… dass du in meiner Gegenwart immer nervös bist.“ Oh Gott, war ich wirklich so auffällig? „ Ehm… Eh… Ich…“ Ich stolperte einige Schritte zurück. Seiji hielt inne und musterte mich. Ich hätte einfach zu gerne gewusst, was in ihm vor sich ging. Einige Male waren sich unsere Blicke begegnet und ich hatte mich insgeheim gefragt ob er mich beobachtete, wenn ich nicht hinsah. „ Es gibt keinen Grund nervös zu sein.“ Er fuhr sich durch die Haare und blickte wieder in den Himmel. „ Das wollte ich dir schon länger sagen…“ Es gab keinen Grund nervös zu sein? Na klar. Abgesehen von seinen Augen, seiner Stimme… die Art wie er sich bewegte. Er blickte mich wieder an und eine ungewohnte Wärme lag nun in seinen Augen. Was sollte das jetzt? Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Das leichte kribbeln in meiner Magengegend wurde von einer gewissen Übelkeit abgelöst und ich griff instinktiv an meinen Bauch. Das war nicht gut. Seiji zog wieder eine Augenbraue in die Höhe. „ Alles in Ordnung Yuji?“ Ich hörte meinen eigenen Atem schwerer werden und schüttelte den Kopf. Mir war irgendwie schwindelig und schlecht. Hatte wohl doch mit dem einen oder anderen zu viel auf die neue Bekanntschaft angestoßen. „ Bist das wohl nicht gewohnt?“ er kam wieder auf mich zu und streckte seine Hand aus. Einen Augenblick zuckte ich zusammen unter seiner Berührung. „ Ich sagte doch…“ er ergriff meine Schultern. „ Es gibt keinen Grund nervös zu sein.“ Ich versuchte mich innerlich zur Ruhe zu ermahnen. Und vor allem zur Stabilität. „ Setz dich…“ In einer Ecke des Balkons, stand ein kleiner Tisch mit einer Bank und einem dunklen Hocker. „ Peinlich…“ flüsterte ich, während Seiji mir dabei half mich auf der Bank niederzulassen. „ Keine Sorge.“ plötzlich lächelte er. Und es war atemberaubend… Ohne Zweifel, das unglaublichste Lächeln was ich je gesehen hatte. „ Das passiert jedem Mal.“ „ Arigatou Sei-kun.“ Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, spürte ich schon die heiße Welle der Reue aufkommen. Hatte ich das Recht ihn bei seinem Kosenamen zu nennen? Der Alkohol schien mich auch mutiger zu machen. Ich hatte eindeutig zu viel getrunken. Mir war schlecht. Aus seinem Blick konnte ich nicht wirklich erahnen, was in ihm vor sich ging. Ob es ihn störte wie ich ihn genannt hatte. Er kniete vor mir und musterte mich, fast schon - besorgt? Oder spielte mir der Alkohol einen Streich? Es stand ein Glas auf dem Tisch, mit einer klaren Flüssigkeit. Seiji ergriff es und reichte es mir. „ Du brauchst Wasser…“ Wasser? Suri hatte mir auch einige Drinks mit einer ähnlich klaren Flüssigkeit gegeben. Und genau das hatte mich doch in diese Situation gebracht. „ Keine Sorge… Ich trinke nicht.“ Er hatte wohl die Skepsis in meinem Blick gesehen. Er schien mich ganz gut einschätzen zu können. Auch ohne Worte. Ich nickte und trank einen Schluck. Es war wirklich Wasser. Ein leichtes Lächeln umspielte seine perfekten Lippen und Seiji setzte sich neben mich. „ Du bist so nett..“ nuschelte ich leise vor mich her. Ehe ich spürte, dass mein Kopf und mein Körper immer schwerer wurden. Ich hörte seine dunkle Stimme noch etwas sagen. Worte deren Sinn ich nicht richtig begriff, ehe ich mich der wohligen Wärme, die ich nun verspürte, hingab und in einen tiefen Schlaf fiel. Kapitel 3: Controle yourself ---------------------------- Chapter III – Controle yourself » SEIJI POV « Und da saß ich nun… Babysitter für einen Betrunkenen spielen war nicht gerade meine Parade Disziplin. Besonders, da ich selbst lange nicht mehr betrunken gewesen war. Alkohol schmeckte mir einfach nicht. Deshalb hatte ich seit meinem 16. Lebensjahr nie wieder einen Tropfen getrunken und war vermutlich der Einzige auf dieser Party, der noch nüchtern war. Damals hatte mein Bruder mir und meinen Freunden Alkohol besorgt. Als wir uns am nächsten Morgen die Seele aus dem Leib brachen, hatte ich beschlossen, nie wieder zu trinken. Dieses Versprechen hielt ich bis heute. Ich spürte dass er gleichmäßig neben mir atmete und sein Körper war mir sehr nah. „ Du bist so nett…“ murmelte er und ich hatte das Gefühl, dass er schwerer wurde. Ich schielte zu ihm runter. Yuji hatte ein unglaubliches Gesicht… Das war mir bereits bei unserer ersten Begegnung aufgefallen, als Suri ihn mir vorgestellt hatte. Seine dunklen honig braunen Augen hatten mich auf eine irritierende Art und Weise gefesselt, mit der ich nicht richtig umgehen konnte. Ich war nie der Typ gewesen, der sich sonderlich für andere Menschen interessierte. Außer Suri und Seiya, war es mir eigentlich so ziemlich gleichgültig was um mich herum geschah. Aber er war etwas Besonderes. Und das machte mich nervös. Als er heute vor unserer Tür stand, war ich überrascht. Ich wusste, dass Suri ihn mochte… Sehr sogar. Ich wusste auch, dass sie ihn einladen würde. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er kommen würde. Er trug eine graue Stoffhose und einen Pullover in cognac. Seine Harre waren wie immer zu einem lockeren Zopf gebunden. Er hatte diesen blonden dürren Kerl im Schlepptau. Ich hatte ihn schon mal in der Uni gesehen und vermutete, dass er Yujis Mitbewohner war. Es war ungewohnt für mich. Suri hatte einen sehr großen Bekannten – und Freundeskreis und hatte oft versucht mich mit ihnen in Kontakt zu bringen. Aber mir genügte die Freundschaft zu ihr. Ich wollte keine neuen Bekanntschaften vertiefen. Besonders wenn es um weibliche ging. Ich wusste um meine Wirkung auf Frauen… Die meisten wurden hysterisch. Suri bekam fast täglich Liebesbriefe für mich, aber es hatte mich noch keiner interessiert. Die meisten hatte ich höflich abgelehnt. Warum war ich also so irritiert von ihm? Und irgendwie so neugierig ihn kennen zu lernen. Ich schluckte schwer und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Er schien zu schlafen. Ich wog einen Moment lang ab, ob ich ihn hier sitzen lassen konnte. Schnell war die Entscheidung gefällt, dass es wohl unverantwortlich gewesen wäre. Es war kalt… Der Winter stand vor der Tür. Er würde dann sicher krank werden. Ich nahm ihn vorsichtig in meine Arme und musste feststellen, dass er sehr angenehm roch. „ So-sorry…“ nuschelte er plötzlich und rieb sich verwirrt die glasigen Augen. „ Alles gut.“ Flüsterte ich ihm zu und musste lächeln. Er sah aus wie ein Kind. Irgendwie niedlich. Er lächelte zurück und im nächsten Moment fielen seine Augen wieder zu. Zum Glück hatte sowohl Suris, als auch mein Zimmer Zugang zum Balkon. So musste ich nicht an der feiernden Meute vorbei, mit dem Kleinen im Arm. Mein Reich war die verbotene Zone für diese Party. Das war meine Bedingung dafür, dass ich zugestimmt hatte. Es war nicht leicht Suri etwas abzuschlagen oder gar auszureden… Aber ich versuchte zu mindestens immer etwas für mich dabei rauszuschlagen. Als ich Yuji auf mein Bett legte, murmelte er kurz etwas vor sich her, schlief dann aber weiter. Ich hielt einen Moment inne und starrte gebannt auf sein schlafendes Gesicht. Ich ignorierte dieses unbekannte Gefühl in meinem Inneren und strich ihm einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht um eine bessere Sicht zu haben. Was tat ich da? Hastig zog ich meine Hand zurück und nahm etwas Abstand. Verwirrt über mein eigenes Verhalten musste ich den Kopf schütteln und ging zur Balkontür um sie zu schließen. Warum fühlte ich mich zu so zu ihm hingezogen? Es war absurd. „ Und nun…?“ Ich war nicht in Stimmung für diese Party. Deshalb hatte ich auch auf dem Balkon gesessen und mich zuvor bereitwillig angeboten, Alkohol- Nachschub zu besorgen. Diese Art von Partys hatten mir noch nie gefallen. Suri war wie eine Schwester für mich. Aber in gewissen Dingen hatten wir einfach keinerlei Gemeinsamkeiten. Dazu zählten ihre fast schon legendären Campus Partys. Jetzt konnte ich mich nicht mal in mein eigenes Bett legen. Aber es war eigentlich eh zu laut zum Schlafen. Auch wenn unsere Wände recht dick waren, konnte ich die Musik aus dem Wohnzimmer, mehr als deutlich hören. Yuji musste wirklich einen Sitzen gehabt haben, um jetzt zu schlafen. Eine zarte Röte lag auf seinen Wangen und ich musste mich zusammen reißen ihn nicht wieder zu berühren. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und klappte meinen Laptop auf. Ich konnte die Zeit zum Arbeiten nutzen. Wenn ich etwas hasste, war es Zeitverschwendung. Und einen anderen Kerl so anzustarren, während er schlief, war nichts weiter als genau das. . . . Ich vernahm ein leises Grummeln, gefolgt von einem Seufzen was meine Aufmerksamkeit auf mein Bett lenkte. Goldbraune Augen sahen sich irritiert um und blieben dann an mir hängen. Verwirrung wich Panik und er setzte sich hastig auf. Ich schob den Laptop etwas von mir und versuchte zu verstehen, warum sein Anblick dieses komische Gefühl in meiner Magengegend auslöste? Was war eigentlich los mit mir? Ich erhob mich und sah mich nach der Wasserflasche um, die irgendwo rumstehen musste. Er hatte doch bestimmt Durst. Yuji fuhr sich durchs Gesicht und Selbiges war ein einziges Fragezeichen. „ Wie fühlst du dich?“ ich reichte ihm ein Glas Wasser. Yuji nahm es dankend an. „ Ich weiß noch nicht…“ Einen Moment schwiegen wir beide. Es war inzwischen 02:00 Uhr morgens durch. Die Musik war schon vor einer halben Stunde abgeschaltet worden und ich hörte nur noch die Stimmen von Wenigen laut lachen oder grölen. Vermutlich Suri, Clio und die kleine Blonde die oft mit Clio abhing. Wie war denn noch ihr Name? Auch sie hatte mir schon mal einen Liebesbrief gegeben. Und dann war da noch eine weitaus tiefere Stimme. Ich vermutete, dass es der Kerl mit dem Yuji gekommen war, sein musste. „ Tut mir Leid… Ich habe dir die Party versaut.“ nuschelte Yuji und sah wieder unglaublich niedlich aus. So ein Idiot. „ Nein hast du nicht.“ Er blinzelte mich an… Sofort senkte sich sein Blick als er auf meinen traf und ich fragte mich erneut, warum er mir einfach nie länger als drei Sekunden in die Augen schauen konnte. Entweder mochte er mich wirklich sehr gerne, oder überhaupt gar nicht. Auf jeden Fall schien ich ihn nervös zu machen… und das seit unserer ersten Begegnung. Warum nur? Wir waren schließlich zwei Männer. Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass da etwas zwischen uns stand, von dem wir beide wussten, dass es da war, aber es einfach nicht benennen konnten. Ich wollte Arzt werden. Wie mein Bruder. Ich hatte keine Zeit für solche verwirrenden Gefühle. Er rieb sich den Kopf. „ Dann… geh ich mal…“ „ Soll ich dich nach Hause bringen? “ Mein Mund war schneller als mein Verstand. Aber der Gedanke ihn jetzt alleine gehen zu lassen gefiel mir einfach nicht. Yujis Augen weiteten sich erstaunt und ich konnte sehen wie es in seinem Kopf arbeitete. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich das anbot. Er spielte leicht nervös mit seinen Händen und sah mich schüchtern an. „ O – Okay…“ sagte er dann sehr leise und ich verstand es gerade so. „ Aber ich - Ich sollte mich verabschieden. Bei Suri. Und meine Jacke… wo ist meine Jacke?“ „ Vermutlich im Flur.“ Ich ging Richtung Tür und glaubte, dass er mir folgte. Als ich mich jedoch umwand, um ihm zusagen, dass ich Suri im Wohnzimmer vermutete, war nichts von ihm zu sehen. Yuji saß stattdessen noch auf meinem Bett und hielt die Hand vors Gesicht. „ Ohje…“ ich trat zurück ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Er war etwas blass und atmete schwer. „ Du kannst auch hier bleiben.“ Wieder war mein Mundwerk schneller als mein Verstand. Aber so konnte ich ihn nicht nach Hause gehen lassen. Er seufzte etwas mitgenommen und lies sich kaum merklich nickend, wieder auf mein Bett fallen. „ Ich muss mich nur noch mal ganz kurz ausruhen…“ „ Schon gut.“ Ich freundete mich mit dem Gedanken an, mir ein Futon auf dem Boden vorzubereiten. „ YUUUU!“ eine völlig betrunkene Suri stürmte plötzlich mit einem mehr als breitem Grinsen ins Zimmer. „ Wo hasse ges – gesteckt?“ Sie hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und sah ihn gespielt tadelnd an. Yuji richtete sich wieder etwas auf, bekam rote Wangen und sah hilfesuchend zu mir. „ HA!“ Suri klatschte in die Hände und ihr Grinsen wurde noch breiter. „Du warst mit Sei-kun zusammen oder? Oder Yu-chan?“ Sie umschlang seinen rechten Arm. „ Du kannst es ruhig sagen… Ich weiß, dass du Sei - “ „ Suri.“ Ich unterbrach sie, als ich sah, dass Yujis Gesicht nun in ein dunkles Rot getaucht war und er fast schon panisch wurde. „ Yuji fühlt sich nicht so gut.“ Wenn Suri betrunken war, kannte sie nur wenige Grenzen. Sie nickte verständnisvoll und legte eine Hand an Yujis Stirn. „ Hast du Fieber? Dein Kopf ist ganz rot.“ „ Ehhhh!“ Yuji richtete sich hastig auf. „ Ich werde doch…nach…nach Hause gehen. Wo….ist eigentlich Yaten?“ Suri kicherte los. „ Yaten und Clio scheinen sich sehr gut zu verstehen. Ich denke er bleibt über Nacht.“ Yuji sah etwas überrascht aus, lächelte dann aber und ging Richtung Tür. Dicht gefolgt von einer leicht schwankenden Suri. Das nächste Mal musste ich wohl doch etwas mehr Acht auf sie geben. Sie hatte wieder über die Stränge geschlagen. Aber wenn ich ehrlich war, wusste ich, dass sie sich da eh nichts sagen lies. „ Ich bin alt genug.“ Maulte sie dann immer. Obwohl sie es eigentlich nicht war. Nachdem Yuji seine Jacke gefunden hatte, hob er die Hand als Abschiedsgruß. Suri blickte kurz irritiert auf seine Hand, dann fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn feste. „Daaaanke, dass du da warst.“ Sie war schon immer ein sehr körperlicher Typ. Wenn sie jemanden mochte, kam man an einer Umarmung nicht vorbei. Er erwiderte die Umarmung nur zaghaft und eine zarte Röte lag auf seinen Wangen. Ich zog meine Jacke ebenfalls an und sah aus den Augenwinkeln wie Suri ihm einen Kuss an die Wange gab. Er lächelte daraufhin und kratzte sich verlegen am Kopf. Warum brachte mich dieser Anblick ebenfalls zum Lächeln? . . . Schweigend gingen wir nebeneinander her. Die Straßen waren noch nass, von dem kleinen Schauer den es vor wenigen Stunden gegeben hatte. Aber der Himmel war klar und ein leichter Wind wirbelte durch die dunklen Straßen Tokios. Ich spürte, dass er mal wieder nervös war und mir immer wieder Blicke zuwarf, die ich nicht deuten konnte. „ Was liegt dir auf der Seele?“ Erschrocken zuckte er zusammen. „ Eh“ er lachte nervös. „ Ni –nichts… Ich hab nur daran gedacht, dass du bestimmt mal ein toller Arzt wirst… weil du …weil du dich so lieb um mich gekümmert hast-“ Lieb? Das war ein Wort was selten mit mir in Zusammenhang gebracht wurde. Ich war kein schlechter Kerl, würde ich mal behaupten. Aber ich war alles andere als herzlich, gesellig oder gar `Lieb´ wie Yuji mich bezeichnet hatte. „ Und dann habe ich mich gefragt auf welches Gebiet du dich wohl spezialisieren wirst. Du wärst vermutlich-“ er verstummte, wurde rot und blickte auf den Boden. „Ich bin zu neugierig. Entschuldige…“ Ich war etwas überrascht dass er sich solche Gedanken über mich machte. Überrascht, aber nicht verärgert. Warum entschuldigte er sich ständig bei mir? „ Chirurgie…“ sagte ich dann. „Ich möchte Herz Chirurg werden.“ Seine braunen Augen musterten mich und er griff lächelnd eine meiner Hände. „Das passt perfekt…Deine Hände sehen so aus, wie die eines Chirurgen.“ Einen Augenblick standen wir so voreinander. Yuji starrte auf meine Hand und hielt sie fest umschlungen. Ein eigenartiges Lächeln lag auf seinen Lippen und ich spürte plötzlich etwas Ungewohntes. Mein Herzschlag beschleunigte sich drastisch. Unmöglich. Das durfte nicht sein. Hastig entzog ich mich seines warmen Griffes und blickte ihn finster an. „Was soll das?“ Erst als sich seine Augen erschrocken geweitet hatten und er beschämt zur Seite sah, realisierte ich wie kalt meine Stimme geklungen hatte. Ich konnte nicht anders. Er kam mir einfach zu Nahe… ich konnte nicht zulassen, dass er mich so verwirrte. „Entschuldige Seiji-san.“ Flüsterte er leise. Und wieder entschuldigte er sich. Ich war zu stolz um ihm zu sagen, dass ich es war der sich hätte entschuldigen sollen und war froh, dass wir uns bereits vor seinem Wohnblock befanden. Schweigend gingen wir hinein und ich war nicht sicher wie ich die Spannung zwischen uns lösen sollte. Es war ja eigentlich nicht schlimm gewesen, dass er meine Hand gehalten hatte. Eigentlich war es fast sogar, sagen wir mal >angenehm< gewesen. Aber das konnte ich nicht über meine Lippen bringen. Die Zeit lief mir davon, da wir uns langsam der Wohnungstür seiner WG näherten. Ich blickte zu ihm. Seine schönen Augen hatten einen traurigen Glanz und ich verfluchte mich dafür. „ Yuji…“ gerade als ich mich dazu durchgerungen hatte etwas zu sagen, sah ich wie sich sein Gesichtsausdruck änderte. Ich folgte seinem Blick den langen dunklen Flur entlang. Vor seiner Tür war eine zusammen gekauerte dunkle Gestalt. Yuji hielt inne und blickte verwirrt zu der Person, die dort auf dem Boden hockte. Instinktiv trat ich vor ihn, als wir uns näherten. Hatte das Gefühl, ihn schützen zu müssen. Ob es ein weiterer Mitbewohner von Yuji war, der sich ausgesperrt hatte? Hatte er überhaupt noch einen Mitbewohner? Mir fiel auf, dass ich nicht wirklich viel über ihn wusste. Plötzlich wurden wir aus dunklen grünen Smaragden angestarrt. Der Blick des Fremden ging an mir vorbei und sein Gesicht hellte sich sofort auf. „Ken!“ vernahm ich Yujis Stimme und er schoss an mir vorbei. Der andere richtete sich lächelnd auf und sie fielen sich voller Freude in die Arme. Ein merkwürdiges Gefühl durchzog mich. Es hatte mich nicht gestört, als Suri ihn in die Arme genommen hatte. Aber dieser Anblick war irgendwie… unangenehm. Der Fremde war etwas größer als Yuji und hatte maus - grau-braunes Haar. Was für eine merkwürdige Haarfarbe? Waren sie gefärbt? Er bedachte den Kleineren mit liebevollen Blicken. Die Art wie ihre Körper aneinander gedrückt wurden, gefiel mir nicht. „ Ich glaub es nicht, dass du hier bist Ken-kun. Was machst du hier? Wie lange wartest du schon auf mich? Ich habe dich so vermisst!“ Ich hatte Yuji noch nie so glücklich strahlen gesehen. Sein Gesicht war wenn möglich noch schöner wenn er lächelte. Woher kam wieder dieser Gedanke? Dieser Kerl verwirrte mich einfach total. „Yu-chan…“ Mir gefiel nicht wie er ihn ansah und durch sein Haar strich. Sie schienen sich nahe zu stehen. Auf dem Balkon hatte Yuji doch auch diesen Namen geflüstert? Ken. „ Oh!“ Yujis Blick fiel auf mich. „ Das-das ist Seiji-san.“ Ken blickte mich ebenfalls an und ich konnte sehen, dass er versuchte mich einzuordnen. So in etwa: Ist das jetzt ein Freund oder Feind? „Hallo Seiji… ich bin Sagai, Ken.“ Sagte er dann aber mit einem Lächeln auf den Lippen, hielt Yuji noch fest in seinen Armen und ich hatte das Gefühl er drückte ihn noch enger an sich. Als wolle er mir eigentlich etwas ganz anderes sagen. Ich vermutete, dass er sich entschieden hatte in welche Schublade er mich stecken sollte. Ich nickte ihm zu und hoffte inständig er würde Yuji endlich aus dieser unnötig langen Umarmung entlassen. Verdammt… ich hatte mich emotional noch nie auf einen Menschen außerhalb meiner Familie eingelassen. Dazu zählte auch Suri. Also wusste ich nicht genau, was das für ein Gefühl war, was da an mir nagte. Dieser Anblick, von Yuji in den Arm eines anderen... Eines anderen? Hieß es, dass ich mich an seine Stelle wünschte? War ich etwa eifersüchtig? Ich? „ Ich geh dann mal.“ Murmelte ich. Diese Situation gefiel mir nicht. Yujis Augen weiteten sich, er löste sich aus der Umarmung und kam unter den bedauernden Blicken seines Freundes auf mich zu. „ Arigatou Seiji-san. Für alles…“ Einen Moment glaubte ich, er wollte mich umarmen und tief in meinem Inneren wünschte ich mir vermutlich auch, dass er es einfach tat. Ich nickte nur und wand mich um. Ich wollte nicht so abweisend zu ihm sein. Aber die Gefühle und Gedanken die er in mir auslöste waren unerträglich. Ich wollte ihm aus dem Weg gehen, um es in den Griff zu bekommen. Und doch schien es stärker zu werden. Der Anblick seines Lächelns brannte sich in meine Gedanken und eines lies mich nicht los: Ich wollte derjenige sein, der ihn so zum Lächeln brachte. Ich sollte es sein. Kapitel 4: Confusion -------------------- Chapter IV – Confusion » Yujis POV « Ein Summen riss mich aus einem tiefen aber dennoch unruhigen Schlaf. Ich spürte ein Ziehen im Kopf und blinzelte langsam einem grauen Tag entgegen. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und ich sah eine Gestalt die sich neben mir bewegte. Sie schien etwas zu suchen, vermutlich ein Handy und die Ursache für das summende Geräusch. Die Erinnerung von der letzten Nach kehrten langsam zurück. „ Ken…!“ Dunkle grüne Seen blickten mich an und er lächelte. „ Morgen.“ Brummte er, kam näher und musterte mich, als könne er nicht fassen, dass ich es wirklich war. Er drückte seine Stirn an meine und einen Augenblick sahen wir uns einfach nur an. Es war auch für mich noch immer unfassbar, dass er wirklich hier war. Er hatte vor meiner Tür auf mich gewartet. „ Ich wollte dich unbedingt sehen.“ Hatte er gesagt. Ken war schon immer ein Sturkopf gewesen und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn niemand davon abhalten. Noch gestern Abend hatte er mir davon erzählt wie er heimlich alle Vorbereitungen getroffen, sein Onkel ihm dabei geholfen hatte, er ein Apartment in Shibuya sein Eigen nennen konnte und dass er nun endlich seine Musik vorantreiben wollte. Irgendwann war ich wohl neben ihm eingeschlafen. Aber ich war glücklich. Natürlich fehlten mir auch meine Eltern, aber eben nicht so wie Ken … ich hatte keine Geschwister und war mir sicher, dass es sich so anfühlen musste einen Bruder zu haben. Ich schob mich näher an ihn, um wieder die wohlige Wärme zu spüren, mit der er mich sonst immer umgab. „ Yu!“ er riss die Augen auf und robbte etwas von mir weg. Ich starrte ihn an und spürte dass mein Kopf heiß wurde. Hatte ich etwas falsch gemacht? „ Sind-sind wir nicht langsam zu alt dafür?“ sagte er dann und mied meinen Blick. „ Zu…alt?“ ich war irritiert. Er klang wie meine Mutter… sie hatte in den letzten Jahren einige Male angemerkt, dass wir doch inzwischen mal ein Gästefuton für Ken hätten andenken können, wenn er bei mir schlief. Aber ich hatte es bis heute nicht eingesehen. Ken und ich schliefen seit wir uns kannten in einem Bett. Warum hätten wir das ändern sollen? Seufzend glitt ich aus dem Bett, und musste feststellen dass es relativ kühl war. Als ich an mir runter sah, bemerkte ich dass ich lediglich eine Boxershort trug. Wann hatte ich mich ausgezogen? Ach richtig, als Ken kurz im Bad verschwunden war, hatte ich mich meiner Kleidung entledigt und war unter die Decke geschlüpft. Ich war ziemlich betrunken gewesen. Meine Gedanken wanderten zu jenem Moment als mich dunkel blaue Sapfire böse angefunkelt hatten. Wie hatte ich einfach seine Hand greifen können? Schamesröte stieg mir in die Wangen. Seiji musste mich für noch merkwürdiger halten, als er es eh schon tat. „ Onkel Rey holt mich nachher ab.“ murmelte Ken plötzlich und ich sah aus den Augenwinkeln, dass er mich überrascht anstarrte ehe er sich ruckartig umwand und die Decke über den Kopf zog. „ Zieh dir gefälligst was an…“ zischte er unter der Decke, fast schon genervt. Seit wann störte es ihn, wenn ich unbekleidet vor ihm stand. Als Kinder hatten wir sogar gemeinsam gebadet. Was war plötzlich los mit ihm? Ging ich ihm irgendwie auf die Nerven? Das wäre unlogisch... schließlich war er doch zu mir gekommen? „ sonst erkältest du dich noch Yu-chan.“ Fügte er dann aber wesentlich sanfter hinzu. Ich schob den Gedanken beiseite. Vermutlich war es noch der Restalkohol, dass mir gerade alles so verwirrend vorkam. „ Ich – ich dachte wir verbringen den Tag zusammen Ken-kun.“ Ich wollte ihn nicht so schnell wieder gehen lassen - hatte ihm noch so viel zu erzählen. „ Wir können heute Abend gemeinsam essen.“ Schlug er vor. Ich folgte seiner Aufforderung von zuvor, griff nach einem Hemd und gähnte erstmal herzhaft. Es war noch früh… gerade erst 08:30 Uhr an einem Samstag. Eine gruselige Zeit zum Aufstehen, nach einer solchen Nacht. „ Du… hast noch gar nicht erzählt wer er war.“ Vernahm ich Kens dunkle Stimme wieder leise. Ich blickte zu ihm. „ Was meinst du?“ „ Der Kerl gestern Abend.“ sagte er und wagte es immer noch nicht mich anzusehen. „ Seiji-san … ?“ ich griff nach einer Hose die ich achtlos über einen Stuhl geworfen hatte. Ken schien sogar schon geduscht zu haben, bevor er sich wieder zu mir ins Bett gelegt hatte. Er war schon immer ein Frühaufsteher gewesen. Man sah es ihm nicht an. Er trug oft sehr ausgefallene Sachen und die meisten hielten ihn für chaotisch. Aber er war ein sehr ehrgeiziger und fleißiger Mensch. „ Er ist an meiner Uni.“ Erklärte ich dann. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Seiji war schließlich nicht wirklich ein Freund. Dazu kannten wir uns immer noch viel zu wenig. „Hn.“ Er nickte und ich wurde das Gefühl nicht los, dass in diesem nichtssagendem `Hn´ eine Menge Ablehnung lag. Ich grübelte kurz. Hatte Seiji irgendetwas zu ihm gesagt oder getan? Nein. Eigentlich hatte war der einzige der eine Menge blödes Zeug gesagt und getan hatte wohl eher ich. Wieder überkam mich Scham und ich dachte voller Furcht daran, dass ich ihm am Montag wieder sehen würde. Was sollte ich nur tun? Ich mochte ihn. Nach der letzten Nacht sogar absurder Weise noch mehr als vorher. Ich war noch nie verliebt gewesen, also wusste ich nicht ob das was ich gerade fühlte eventuell in diese Richtung ging. War ich verliebt in Seiji? Ich wusste es nicht. Ich mochte ihn auf eine andere Art und Weise als Ken oder Suri, aber war es Liebe? „Ken…“ er war mein bester Freund. Wenn es jemanden gab, mit dem ich darüber sprechen konnte, war er es oder nicht? „ Ich - .“ Er sah mich nun endlich wieder an, schob die Decke zur Seite und stieg aus dem Bett:. „ Ist etwas passiert Yu-chan? Du bist auf einmal so blass.“ Kens liebevollen Augen ruhten auf mir und ich wurde unsagbar nervös. Ich konnte es ihm nicht sagen. Dass ich Seiji mochte, hieß doch dass ich einen Mann mochte und das konnte ich ihm einfach nicht sagen. Noch nicht. „ Ach nichts…“ ich fiel ihm um den Hals und holte mir nun die Wärme die er mir vor wenigen Minuten noch verwehrt hatte. Einen Moment hatte ich das Gefühl gehabt, dass er erschrak. Dann entspannte er sich aber und erwiderte die Umarmung. Drückte mich sogar noch etwas fester an sich. „ Du… du hast mir gefehlt Yu-chan.“ Einen Augenblick fühlte es sich so an, als wolle er mich nie wieder loslassen. Irgendwie war er anders als sonst. Vermutlich, weil wir uns schon so lange nicht mehr gesehen hatten. Aber ich hatte ihn mindestens genauso vermisst. „ Ich muss los.“ Er löste sich von mir und hatte einen unglaublich sanften Ausdruck im Gesicht. Ein leichtes ungewohntes Pochen ignorierend, lächelte ich ihn an. „ Also sehen wir uns heute Abend?“ „Hai!“ er grinste und strich mir einige Haare aus dem Gesicht. „ Ich melde mich.“ . . . Nach einer Weile entschied ich mich für eine Dusche um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Tatsächlich half es auch etwas und ich fühlte mich deutlich frischer. Jetzt noch etwas zu essen und ich wäre wieder ein halbwegs zurechnungsfähiger Mensch gewesen. Zu meiner Enttäuschung gab unser Kühlschrank nichts Ansprechendes her außer Joghurt, den Yaten aus welchem Grund auch immer, in Massen kaufte. Gestern hatten wir nur den Wein gekauft und waren dann direkt zu Suri gegangen. Yaten. Mein Blick fiel auf die Uhr. Er war anscheinend immer noch nicht zurückgekehrt. Ein leises Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich hastete zurück in mein Zimmer. Mein Handy, wo hatte ich es hin gepackt? Es war vermutlich noch in meiner Jackentasche. Ich hatte sie über einen Stuhl geworfen. Ich eilte an meinen Schreibtisch, kramte in den Taschen des grauen Mantels und spürte bald das kalte Gehäuse meines Handys. „ Ja?“ „ Yu – Chan!“ Suris Stimme dröhnte mir mit so einer unerwarteten Wucht entgegen, dass ich den Hörer kurz etwas weghalten musste. „Suri. Hi…“ „Was machst du gerade Yu?“ Ich wunderte mich, dass sie so >normal< klang. Sie musste viel mehr als ich getrunken haben und wirkte, als wir uns verabschiedet hatten, immer noch sehr betrunken. Sie war wohl geübt. „ Ich habe gerade geduscht …“ murmelte ich in den Hörer und öffnete meinen Schrank um mir etwas zum Anziehen raus zu suchen. „ Komm zum Einkaufszentrum, ja Yu-chan?“ ich vernahm aufgeregtes Getuschel im Hintergrund. „ Wir wollen frühstücken gehen.“ „Klingt gut…“ Klang es wirklich. Aber wen meinte sie mit `Wir´? Ich befürchtete, dass das auch Seiji einschloss. Zum Glück konnte Suri mich gerade nicht sehen, denn augenblicklich schoss mir bei dem Gedanken an den schwarzhaarigen die Röte ins Gesicht. „ Aber…“ „ In 20 Minuten vor dem Petite, Yu-chan.“ Flötete sie zuckersüss ehe sie auflegte. Sie wusste vermutlich, dass ich einen Rückzieher machen wollte. Seufzend starrte ich auf den kleinen Bildschirm in meinen Händen. Vielleicht hatte ich ja auch Glück und Seiji war nicht dabei? Aber wie wahrscheinlich war es, Suri ohne Seiji anzutreffen? . . . Das Einkaufszentrum war sowohl bei Sonnenschein als auch an regnerischen Tagen wie diesen eigentlich immer sehr gut besucht. Die meisten Menschen nutzten es natürlich zum Shoppen. Aber man konnte hier auch sehr gut essen und es gab ein angebundenes Kino, so wie viele kleine Bars. Ich kämpfte mich in den ersten Stock um besagtes Cafe Petite zu suchen. Kaum war es in Sichtweite vernahm ich auch schon Suris fröhliche Stimme und sah sie heftig winkend an einem Tisch sitzen. Keine Spur von Seiji. So fühlte sich wohl Erleichterung an. Ein Leichtes Bedauern traf mich allerdings auch im selben Moment. Ich näherte mich dem kleinen Tisch an dem auch Yaten und Clio saßen und mich freundlich anlächelten. Yaten wirkte etwas erschöpft und nickte mir müde zu. Suri drückte mich feste und wies mir dann einen Platz neben sich zu. Erschreckend wie gut sie mal wieder aussah. Sie trug einen grauen Pullover und eine enge blaue Jeans. Ihre Haare hatte sie wieder wie gewohnt in einem Dutt hochgesteckt. Sie sollte sie eigentlich häufiger offen tragen. Es stand ihr wirklich hervorragend. Aber vor allem: Nicht die geringste Spur von der letzten Nacht. Clio, Yaten und mir sah man sofort an, dass uns weniger Alkohol und mehr Schlaf gut getan hätte. Aber Suri… sie sah aus als wäre nichts gewesen. „ War das ein Abend!“ sagte sie zufrieden, nach dem wir eine Bestellung aufgegeben hatten und schaute erwartungsvoll in die Runde. „Oh ja.“ Stimmten wir gleichzeitig zu und ich sah wie Clio etwas rot wurde. Ob sie und Yaten sich wirklich näher gekommen waren? Bei dem Gedanken wurde ich selber etwas rot und nahm dann schnell einen großen Schluck von dem Wasser, das bereits für uns alle gebracht worden war. Ich hatte Yaten nie mit einem Mädchen gesehen. Er hatte sich auch nie wirklich dazu geäußert ob er eine Freundin hatte oder überhaupt Interesse an Mädchen. „ Das sollten wir bald wiederholen.“ Suri klatschte in die Hände. „ Du bist ein Tier.“ Murrte Yaten und strich sich durch die langen leicht zerzausten Haare. Darauf lachte sie und spitzte ihre Lippen. „ Na, ihr hattet doch auch euren Spaß!“ „SURI!“ Clio wurde schlagartig knallrot und es war kaum noch zu erkennen, wo ihr Haaransatz begann und ihr Gesicht endete. Yaten gähnte herzhaft, als würde es ihn nichts angehen, lächelte Clio dann aber sanft an. „ Lass dich nicht ärgern.“ Suri kicherte immer noch ehe sie mich dann aus großen blauen Augen ansah. „ Bist du gut nach Hause gekommen Yu-chan?“ Außer dass ich mich zum absoluten Vollidioten gemacht hatte schon. Ich nickte hastig. „ Seiji hat mich ja begleitet…“ „ Stimmt…“ Suri setzte die Tasse ihres heißen Kakaos an ihre Lippen. Kurz dachte ich daran, dass die beiden sich ja eigentlich sehr nahe standen. Ob er ihr erzählt hatte, was zwischen uns vorgefallen war? Eigentlich war es ja keine große Sache, aber seine Reaktion… Er hatte mir das Gefühl gegeben dass ich eine Grenze überschritten hatte. „ Oh, da ist Seiji – san!“ warf Clio plötzlich ein und ihr Blick wanderte zwischen Suri und mir hindurch. Das sollte doch wohl hoffentlich ein Scherz sein? Allein bei dem Klang dieses Namens, entschied sich mein Herz mal wieder selbstständig, für einen Moment einen Schlag auszusetzen, um dann wieder heftig gegen meinen Brustkorb zu donnern. Das brünette Mädchen neben mir wand sich um und bekam ein aufgeregtes Leuchten in den Augen, ehe sie aufsprang und in seine Richtung wank:„Seiii-kun!!“ Er stand etwas weiter weg mit zwei weiteren Männern, der eine stand mit dem Rücken zu uns und war etwa genauso groß wie er. Der andere war etwas größer als sie beide, hatte aber ebenso dunkles Haar und trug ein dunkel blaues Sakko. Seiji hob seine Hand zum Gruß, wodurch seine Gesprächspartner auf uns aufmerksam wurden und sich ebenfalls zu uns umwandten. Ein weiteres bekanntes Paar blauer Sapfire ruhte nun auf uns. „ Das ist ja Doktor Niwa!“ rief ich erschrocken aus. „Ja…“ Clio spielte mit ihren roten Haaren und wollte wohl aufreizend auf Yaten wirken. Der ignorierte das aber und blickte mit leichter Neugierde ebenfalls in Seijis Richtung. „ Hat dir Suri das nicht erzählt? Er ist Seijis Bruder.“ „Bruder?!“ Ich starrte abwechselnd von einem zum anderen. Natürlich… Jetzt wo sie es sagte, war es mehr als deutlich. Sie sahen sich ähnlich. Das erklärte auch, warum sie jedes Mal so merkwürdig miteinander umgingen. Warum sie sich dutzten und so vertraut wirkten. Ich dachte an ihr Verhalten an meinem ersten Tag zurück. Danach, hatte er mich häufiger nach dem Unterricht zu sich gebeten und sich immer wieder erkundigt wie ich mit dem Stoff zurechtkam. Der Unterricht war nicht das Problem. Womit ich nicht klar kam, war immer noch seine Blicke, wenn wir alleine waren. Und er kam irgendwie immer viel zu nah. Manchmal zweifelte ich deshalb an meinem Verstand - vielleicht war es ja Einbildung. Die kleine Gruppe tauschte kurz ein paar Worte. Dann bewegten sie sich in unsere Richtung. Mich überkam panik… Wie sollte ich mich verhalten. Ob er noch wütend war? „ Hey…“ ein kaum merkliches Lächeln zierten Seijis Lippen, als er vor uns zum Stehen kam. „Sei-kun!“ Surie fiel ihm um den Hals. Dann schlang sie, fast zeitgleich, jeweils einen Arm um Dr. Niwa und den anderen Mann. Beide lachten voller Freude und ich sah das Suris Wange wieder rot wurde als unser Dozent ihre Wange tätschelte. Irgendwie wurde sie sonst nie nervös. Nur in seiner Gegenwart. Aber in der Uni hatten sie sich immer distanziert verhalten. Vermutlich wollten sie das private und berufliche voneinander trennen. Ich sah aus den Augenwinkeln, dass Seiji mich musterte, traute mich aber nicht ihn anzusehen oder mich überhaupt zu bewegen. Was er wohl dachte? Er musste mich für verrückt halten. Warum hatte ich ihn anfassen müssen. „ Hallo, Kino – kun.“ Grüßte mich nun Seijis vermeintlicher Bruder und lächelte freundlich. „ Dr. Niwa... Hallo.“ Ich versuchte meine Nervosität in den Griff zu bekommen, während ich mich leicht verbeugte. Ausgerechnet diese beiden Kerle waren Brüder? Lag es dann vielleicht an irgendetwas in ihrer DNA dass sie mich immer so nervös machten? Wenn auch auf verschiedene Weisen. Er lachte und zwinkerte mir zu. „ Außerhalb der Uni, kannst du mich Seija nennen.“ Suri umklammerte den Arm des anderen Mannes. „ Und das ist Liam. Liam das sind Yu-chan und Yaten. Clio, kennst du ja.“ Ich zwang mir ein Lächeln auf dass verbergen sollte, wie unangenehm mir diese Situation gerade war und reichte ihm meine Hand. Liam hatte dunkle Augen, die wie schwarze Opale wirkten. Seine Gesichtszüge waren sehr markant, wirkten fast hart und bildeten einen Kontrast zu seinem warmen, freundlichen Lächeln. Vermutlich war er im Alter von Dr.Niwa. Vielleicht etwas älter. „Freut mich Yuji.“ Eine Weile sah er mich so an, als hätte er noch etwas sagen wollen. Dann wand er sich aber Yaten zu. „ Freut mich auch dich kennen zu lernen, Yaten.“ Mein blonder Mitbewohner musterte ihn einen Moment und runzelte die Stirn. „ Ich kenne sie doch… Aber woher?“ „ Liam ist der Beste Kinderarzt in Japan… was sag ich? In ganz Asien. “ stolz schwang in Suris Stimme mit und Liam grinste leicht verlegen. Yatens Augen bekamen einen anerkennenden Glanz. „ Stimmt! Dank ihnen kann doch dieser Junge aus Kyoto wieder laufen… obwohl es jeder für Aussichtslos hielt.“ Er kratzte sich am Kopf. „ Für mich gibt es keine aussichtslosen Fälle.“ Suri seufzte. „ Du bist einfach der Beste Li-kun.“ Seija lachte und kniff ihr in die Wange. „ Sonst bin ich doch der Beste? Da kann man wohl nichts machen... Wenn Liam dabei ist, bin ich wohl immer 2.Wahl, was Ri-chan?“ Daraufhin lachte auch sie verlegen und wurde tief rot. „ Habt ihr hier noch Platz?“ fragte er dann und seine Augen wanderten umher, als versuche er sich selbst eine Antwort darauf zu geben. Schnell hatten wir einen weiteren Tisch und Stühle zu unserem geschoben. Seiji musste natürlich ausgerechnet neben mir sitzen. Ich klammerte mich an meine Tasse und hatte es immer noch nicht gewagt ihn anzusehen. Konnte die Situation noch merkwürdiger werden? Kapitel 5: Jealousy is a mean bitch ----------------------------------- Chapter V – Jealousy is a mean bitch » Kens POV « Kaum hatte ich die Tür von Yujis Wohnung hinter mir geschlossen, atmete ich erleichtert aus. Ich hatte noch 20 Minuten bis mein Onkel mich abholen würde. Aber ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Yuji war morgens nach dem Aufstehen noch niedlicher als sonst. Sein Anblick war mir sehr deutlich und klar vor Augen: wie seine zerzausten braunen Haare ihm wirr ins Gesicht hingen… Seine Augen noch leicht verträumt waren. Und dann hatte er da plötzlich halbnackt gestanden! Mir schoss die Röte ins Gesicht. Früher war mir nie aufgefallen wie perfekt er war. Und mir ging einfach dieser Blick von dem Kerl, der Yuri vergangene Nacht nach Hause begleitet hatte, nicht aus dem Kopf. Als ich Yuji umarmt hatte, hatte ich schwören können, dass er mich angefunkelt hatte. Ich ging den Flur entlang. Zu meinem Bedauern regnete es in Strömen draußen. Eigentlich das perfekte Wetter um zu Hause zu bleiben und Filme zu gucken – mit Yuji. Onkel Rey wollte aber heute unbedingt die Wohnungsübergabe mit mir machen. Shibuya war ein Szene Viertel Tokios und hier waren viele Musik Labels angesiedelt. Wie auch die Firma meines Onkels. Ich hätte mir alleine die Miete nicht leisten können, aber Onkel Rey fand, dass ein angehender Star unbedingt hier leben sollte. „ Mitten drin musst du sein.“ hatte er gesagt. Er wollte mir die Wohnung so lange finanzieren, bis ich mit der Musik Geld verdienen würde. Und es war ein unglaubliches Apartment, nicht weit vom Bahnhof gelegen. Es war schön geräumig und hell. Es musste neu saniert wurden sein. „ Und die Möbel?“ ich sah mich erstaunt um und zog voller Neugierde, was mich erwaten würde beim Blick aus dem Fenster, die Vorhänge zur Seite. Ich musste Schlucken, so überwältigt war ich von der Aussicht. Der berühmte Hachiko blickte mir voller stolz entgegen. Unfassbar. Am Fuß dieser Statue, hatten schon viele Künstler den Grundstein für ihre Karriere gelegt. Onkel Rey trat neben mich: „ Bald, wirst du es sein.“ Er schien zu erahnen, was mir durch den Kopf ging und lächelte. „ Ich bin überzeugt davon.“ Er strubelte mir durchs Haar. „ Meine Innen Architektin meinte, so wohnen die jungen Leute heute… gefallen dir die Möbel nicht? Wir können sie auch austauschen. Sag Fey einfach was du willst.“ „D-doch!“ ich wand mich um und musste erstmal begreifen, was er alles für mich tat. Und wie sehr er an mich glaubte. „ Oji-san ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich - ich hoffe ich werde dich nicht enttäuschen.“ Er lächelte und zog mich in eine Umarmung. „ Ken – chan… Du wirst mich nie enttäuschen. Du hast in den letzten Jahren so hart an dir gearbeitet. Wolltest nie bevorzugt behandelt werden. Ich bin jetzt schon sehr stolz auf dich.“ Er schob mich wieder etwas von sich und lächelte während er mir über die Haare strich. „ Ich habe mir immer geschworen, alles zu tun um dich glücklich zu machen. Durch euren Umzug nach Chiba, hatte ich nicht mehr oft die Gelegenheit dazu… Ich habe einiges nachzuholen.“ Er war oft so sentimental. Ich grinste und klopfte ihm auf die Schulter. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ihm mehr an mir lag, als meinem eigenen Vater. Es war absurd. Aber er war immer sehr besorgt um mein Wohlergehen. Ich erinnerte mich, dass er am Boden zerstört war, als wir umzogen. Die erste Zeit war er fast jedes Wochenende gekommen um mich zu sehen. Irgendwann kam er dann plötzlich nicht mehr. Ich wusste nicht weshalb. Niemand wollte es mir erklären. „ Dein Onkel und dein Vater haben eine komplizierte Beziehung.“ Hatte meine Mutter nur gesagt. Ich hatte es nie verstanden und wenn ich ihn darauf ansprach, hatte er immer das Thema gewechselt. „ Gut...“ er kramte in seiner Manteltasche und zückte ein Handy. „ Ich werde Mina Bescheid geben… sie soll ein Termin für dich am Montag arrangieren.“ „ Mina?“ „Sie ist meine Assistentin. Du kannst dich jeder Zeit an sie wenden.“ Er streckte mir sein Handy entgegen. Auf dem Display, war eine dunkelhaarige, hübsche junge Frau mit Brille zusehen. Strahlende Augen blickten frech grinsend in die Kamera. „ Mina kriegt alles hin…“ sagte er schmunzelnd und zwinkerte. Mein Onkel hatte uns nie eine Frau vorgestellt - kam mir daraufhin in den Sinn. Ich hatte oft mitbekommen wie mein Vater deshalb auf ihn eingeredet hatte, dass er sich endlich mal eine gute Frau suchen und eine Familie gründen sollte. „ Wozu? Ihr seid meine Familie.“ Hatte er nur geantwortet. Er war einige Jahre jünger als mein Vater. Sogar etwas mehr als zehn Jahre lag zwischen ihnen. Und die meisten hielten ihn wohl für attraktiv. Dennoch, hat es da nie jemanden an seiner Seite gegeben. Oder zu mindestens hatte er uns nie jemanden vorgestellt. Ob er einsam war? „ Wie geht es eigentlich Yuji?“ seine dunklen grünen Augen ruhten auf mir und ein Grinsen zierte seine Lippen. Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen und wand mich um. „Gut… Es geht ihm wirklich gut.“ Einen Moment herrschte Stille. Dann hörte ich, dass er auf mich zukam. Ich wollte jetzt nicht darüber sprechen. Ich wusste genau worauf er aus war. Diese Andeutungen hatte er schon gemacht, seit dem ich ihn das erste Mal gemeinsam mit Yuji besucht hatte hier in Tokio. „ Hast du schon gefrühstückt?“ Ich sah ihn überrascht an. „ Nein…“ „ Hier in der Nähe ist doch das Einkaufszentrum. Da ist ein hervorragendes kleines französisches Cafe.“ Ich war froh, dass er mich auch ohne Worte verstand und nicht weiter auf das Thema einging. „ Ja gerne.“ . . . Das Cafe war wirklich schön. Relativ klein, aber die französische Anmutung lag nicht nur im Namen, sondern auch in der Einrichtung. Es war sehr liebevoll und bis ins kleinste Detail durchdacht. Onkel Rey ging voraus steuerte auf einen freien Tisch neben einer Gruppe junger Leute, die sich vergnügt unterhielten, zu. „ Ken!“ ich sah mich überrascht um. In mitten dieser Gruppe, begegneten mir vertraute honig braune Augen, die mich überrascht musterten. „ Yu-chan!“ Onkel Rey, der bereits Platz genommen hatte, erhob sich wieder mit einem Strahlen im Gesicht und trat an den Tisch. Viele neugierige Augenpaare musterten uns, während Yuji aufsprang, um den Tisch lief und meinem Onkel voller Freude um den Hals fiel. „ Rey-san.“ Ein Paar zog meine Aufmerksamkeit besonders auf sich. Ich war ihnen schon einmal begegnet. Dunkel blaue Seen blitzten auf und folgten jeden einzelnen von Yujis Schritten. Es war deutlich dass es ihm nicht gefiel was er sah. Sie wanderten zu mir und einen Moment lang glaubte ich, dass sie sich noch mehr verdunkelten, als Yuji auch mich kurz drückte. Wir würden wohl keine Freunde werden. Das hatte ich schon bei unserer ersten Begegnung gespürt. Ich vernahm Yujis und Reys Stimme. Wie sie sich gegenseitig nach ihrem Wohlbefinden erkundeten. Ehe Yuji sich der Gruppe zu wand. „ Leute, das ist Ken… Wir sind zusammen aufgewachsen in Chiba. Er ist gerade erst nach Tokio gezogen… Das ist sein Onkel, Rey-san. Das sind Yaten, Clio, Suri, Dr. Niw – ich meine Seija-san, Liam-san und … und Seiji-san.“ Hatte Yuji da gerade kurz gezögert, ehe er den letzten Namen ausgesprochen hatte? „ Hallo zusammen.“ Onkel Rey grüßte in die Runde. Er hatte sein charmantestes Lächeln aufgelegt und die beiden Mädchen erröteten leicht bei seinem Anblick. Er kam schon immer gut an in der Damenwelt. Umso merkwürdiger fand ich es, dass er uns nie eine Frau vorgestellt hatte. Ich versuchte auch zu lächeln und wand den Blick von dem dunkelhaarigen mir gegenüber ab. Keine Ahnung, was es war, aber mir gefiel nicht wie er mich ansah. Und noch weniger, wie er Yuji ansah… Klar, nur weil ich mich in ihn verliebt hatte, hieß es nicht, dass jetzt auch jeder andere Kerl auf ihn stand. Aber seine Blicke waren doch nicht normal. Oder war ich es, der nicht normal war? Onkel Rey räusperte sich und sah mich irritiert an. „ Also gut… dann wollen wir euch nicht länger stören.“ „Unsinn!“ Das Brünette Mädchen erhob sich. „ Wollt ihr euch zu uns setzen? Yujis Freunde, sind auch unsere Freunde.“ Yuji strahlte übers ganze Gesicht bei den Worten. Ihn so zu sehen, lies auch mich lächeln. „ Wir haben noch etwas zu besprechen. Aber vielen Dank für das Angebot… eh.. Suri, richtig?“ Sie nickte verständnisvoll und nahm wieder Platz. „ Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.“ Sie hatte ein sehr hübsches und freundliches Gesicht. Ich grinste und zwinkerte ihr zu. „ Mit Sicherheit!“ Ich bemerkte dass der Blick dieses Seijis, wieder zu Yuji wanderte. Ein unangenehmes Gefühl überkam mich und ich zog ihn in eine feste Umarmung. Yuji gehörte zu mir. Das wollte ich diesem Kerl unbedingt zu verstehen geben. Er sollte nicht mal im Traum daran denken, auf falsche Gedanken zu kommen. „ Bis später.“ Flüsterte ich in sein Ohr. Er lächelte daraufhin schräg und ich konnte die leichte Verwirrung in seinen Augen sehen. Ich musste diesen anderen Kerl nicht ansehen, um zu wissen, dass er mich gerade mit seinen Augen aufspieß. Aber vielleicht hätte ich doch noch einen Blick riskieren sollen. Dann hätte ich vielleicht bemerkt, dass nicht nur in seinem Blick etwas aufflackerte. Wir setzten uns. Weit genug, dass ich ihr Gerede nicht genau hören konnte, aber dennoch so nah dass ich Yuji mühelos beobachten konnte. Warum saß er neben ihm? Wenn da was im Gange wäre, hätte er es mir doch erzählt? Ich war sein bester Freund. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Wobei ich ja auch ein Geheimnis mit mir herum trug. Bisher wusste ich nicht mal ob Yuji überhaupt auf… naja, ob er überhaupt Männer mochte? Und trotzdem störte es mich gewaltig, dass er scheinbar viel Zeit mit diesem Typen verbrachte. „ Was war das gerade?“ ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und blickte in neugierige Augen. Onkel Rey hatte ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen. Ich griff nach der Speisekarte. „ Was soll schon gewesen sein?“ „ Du bist für einen Moment zu einer Eis Statue gefroren.“ Sagte er und nahm sich ebenfalls eine der Speisekarten. „ Wer ist das?“ „ Wer?“ ich versuchte mich auf die Buchstaben vor mir zu konzentrieren. Ich hörte wie mein Gegenüber die Seiten umblätterte. „ Der mit dem Todesblick!“ Ich sah nun auf und begegnete Onkel Reys amüsiertem Blick. „ Du hast es also auch bemerkt?“ Er nickte und strich sich kurz durch die grauen Haare. „ Ich denke, er mag dich nicht sonderlich… Beide vermutlich nicht.“ „Beide?“ ich zog die Augenbrauen zusammen. Er nickte. „ Der andere Kerl… der wie eine etwas ältere Version von ihm aussah, hat dich fast genauso angeschaut.“ Ich musste zugeben, dass ich so auf diesen Seiji und Yuji fixiert war, dass ich den Rest am Tisch kaum Beachtung geschenkt hatte. Ich schielte kurz zu der Gruppe, die sich angeregt unterhielten. Yuji wirkte etwas nervös. Am Liebsten hätte ich ihn zu mir geholt und in die Arme genommen. Er löste in mir schon immer den Beschützer Instinkt aus. Da saß ein Typ ihm gegenüber mit ebenso dunklem Haar wie dieser Seiji. Hatte er ihn gemeint? Aber ich konnte sein Gesicht nicht sehen. „ Keine Sorge.“ Onkel Rey klappte die Speisekarte zu. „ Yu-chan, hatte auch schon immer nur Augen für dich gehabt.“ „ Oji-san!“ ich wurde rot und senkte den Blick wieder auf die Menü Auswahl vor mir. Aber das hielt nur kurz. Nach wenigen Sekunden, schielte ich schon über die Karte in meiner Hand hinweg wieder zu dem Tisch. Yujis lächeln traf mich mitten ins Herz. Ich musste es ihm sagen. Aber ich wusste nicht, wie. Oder hatte ich einfach nur Angst, dass er mich ablehnen würde? Dass es unsere Freundschaft in irgendeiner Form zerstören könnte? „ Aber dieser Chinese…“ er wirkte nachdenklich. „ Er scheint sehr nett…“ War es irgendwie besorgniserregend, dass eine leichte Röte auf seinen Wangen lag? Ich musterte meinen Onkel verwirrt. „ Chinese?“ Ich war wirklich ziemlich fixiert auf Yuji. „ Naja, vielleicht ist er auch kein Chinese… aber er ist bestimmt kein Japaner. Oder zu mindestens nicht ganz.“ „ Und woher willst du wissen, dass er nett ist?“ ich lachte. „ Du hast doch kein Wort mit ihm gewechselt.“ „ Ach…“ er räusperte sich kurz. „ Das habe ich in seinen Augen sehen...“ Wir brachen beide plötzlich in Gelächter aus. Was genau solustig war, wusste ich selbst nicht. Aber irgendwie schien es richtig und fühlte sich erleichternd an. Während des Frühstücks besprachen wir Onkel Reys Pläne für mich. Er schien sich schon ziemlich lange darauf vorbereitet und alles bis ins kleinste Detail geplant zu haben. Ich war froh darüber und zeitweilig vergaß ich sogar die muntere Runde in unserer Nähe. Onkel Rey war mein Vorbild und Ich hatte in den letzten Jahren viele Songs geschrieben. Somit gab es mehr als genug Material an dem wir nun gemeinsam arbeiten konnten. „ Ken-chan!“ Ich hob den Blick. Yuji stand vor uns und grinste breit. „ Die anderen gehen jetzt und wollen heute Abend ins Kino… ich dachte…“ er sah nervös zwischen mir und meinem Onkel her. Schien abzuwägen, ob er uns störte oder nicht. „Ich dachte, wir wollten ja eh noch was unternehmen und … vielleicht hast du auch Lust, dass wir mitgehen.“ Mein Blick glitt zu den sogenannten `anderen´. Sie hatten sich bereits erhoben und zogen ihre Jacken an. Ein gewisser jemand starrte wieder zu uns herüber und ich fragte mich, ob Yuji es wirklich nicht merkte? Die Augen dieses Kerls klebten förmlich an ihm. Es machte mich krank. „ Ehm ja… Meinetwegen.“ Eigentlich wäre ich lieber alleine mit ihm gewesen. Aber vielleicht war es auch besser so. War ich wirklich bereit unsere Freundschaft wegen diesen Gefühlen zu riskieren? Er strahlte und wand sich um. „ Alles klar, wir sehen uns dann um 8!“ rief er seinen Freunden zu. Das brünette Mädchen lachte voller Freude und wank in unsere Richtung. „ Ich freue mich! Also dann bis später!“ „ Vergiss nicht, dass du mit einkaufen dran bist!“ brummte ein blonder, sehr schlanker Kerl und trottete, mir und Onkel Rey noch zunickend, aus dem Cafe. Das war vermutlich sein Mitbewohner. Als ich am Morgen Yujis WG verlassen hatte, war er nicht zu Hause gewesen. Deshalb war ich ihm noch nicht begegnet. Yuji nahm an unserem Tisch Platz und die Freude in seinem Gesicht war kaum zu überbieten. Irgendetwas sagte mir, dass es nicht nur an der tatsache lasg dass wir mit seinen Freunden ins Kindo gehen würden, dass er nun dieses irritierende breite Grinsen auflegte. Ich dachte plötzlich daran, dass dieser Seiji vermutlich auch dabei sein würde. Ob Yuji deshalb so aufgeregt war? Das war ein furchtbarer Gedanke. Dass er Yuji mochte, war deutlich zu sehen. Aber was, wenn Yuji ihn ebenfalls mochte? Kapitel 6: Triangle ------------------- Chapter VI – Triangle » Seijis POV « Nachdenklich ging ich neben Suri her, die fröhlich vor sich hin plauderte. Warum hatte ich mich nochmal darauf eingelassen? Eigentlich wusste ich es genau. Ich wollte ihn wiedersehen. Und hoffte darauf die Gelegenheit zu haben, mit ihm zu sprechen. Heute Morgen waren wir so viele Leute gewesen und dann war da mein Bruder und dieser Typ – wie war noch sein Name? - Ken. Yujis bester Freund aus Chiba. Mir war sein Blick nicht entgangen. Ich strich mir seufzend durch die Haare und dachte an die vergangene Nacht. Reue beschlich mich bei dem Gedanken, dass ich mich für meinen harschen Ton nicht entschuldigt hatte bei Yuji. Ich verstand immer noch nicht weshalb er mich so nervös machte. Heute hatte er mich nicht mal angesehen. Einmal hatten sich unsere Hände versehentlich berührt am Tisch. Er hatte natürlich nur wieder Entschuldigung gemurmelt und den Blick gesenkt. Warum ärgerte es mich so sehr, von ihm ignoriert zu werden? Und warum ärgerte es mich noch mehr, dass selbst mein Bruder ihm diese vielsagenden Blicke zuwarf? Seija, war schwul. Das war kein Geheimnis in unserer Familie. Er trug sein Herz auf der Zunge und sagte in der Regel immer was er fühlte und dachte. Oft hatte er deshalb mit unserem Vater gestritten und als Jugendlicher war er auch oft abgehauen. Unser Verhältnis, war deshalb manchmal auch sehr schwierig. Ich verstand ihn nicht. Nicht weil er schwul war - das war mir egal. Ich wusste selbst nicht mal ob ich eine Tendenz in die eine oder andere Richtung hatte. Ich war natürlich schon mal in ein Mädchen verknallt gewesen. Aber so richtig geliebt hatte ich noch nie. Deshalb wusste ich nicht, wie ich das was Yuji in mir auslöste, einschätzen sollte. Nein, das war nicht der Grund. Ich verstand ihn oft einfach nicht in seinem Verhalten. Nehmen wir mal die Beziehung zu Liam. Liam war seit Jahren ständig an Seijas Seite. Sie hatten gemeinsam studiert und auch eine gewisse Zeit zusammen gewohnt. Ich wusste, dass der Halb-Chinese ihn liebte. Das war eindeutig. Er tat einfach alles für meinen Bruder. Umso weniger verstand ich, warum Seija diese Gefühle nicht erwiderte? Natürlich konnte man Liebe nicht erzwingen, das wusste sogar ich. Aber Seija, gab Liam auch nicht frei. Er genoss seine Gegenwart und plante sein Leben gemeinsam mit ihm. Dennoch beteuerte er immer noch, dass er Single wäre. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie sich Liam fühlen musste. Das musste furchtbar sein. „Sei-kuuuun!“ Suris jammernde Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Du hörst mir gar nicht zu.“ Ich blinzelte sie kurz an und versuchte mich dann in der Umgebung zu orientieren. Wir waren bereits am Kino angekommen. Hier wollten wir uns mit den anderen treffen. Es war kurz vor acht und ich war erstaunt, dass wir es tatsächlich pünktlich geschafft hatten. Suri hatte fünf Outfits ausprobiert, ehe sie zufrieden gewesen war. Sie liebte es sich zu stylen. Besonders Abends, oder zu Partys. Das war nicht ungewöhnlich für ein Mädchen in ihrem Alter, aber durch diese Leidenschaft kamen wir häufig zu spät. „ Also was meinst du?“ „Worüber?“ Suri verdrehte die Augen und stemmte die Hände in die Hüfte. „ Na Yujis Freund…Dieser Ken.“ Ich überlegte kurz, wovon sie sprach denn ich hatte tatsächlich nicht zugehört. „ Meinst du er und Yuji sind nur Freunde oder läuft da mehr? So wie er geschaut hat…“ Ach das meinte sie. Ich zuckte mit den Schultern, als wäre es mir egal. Aber auch ich hatte bemerkt, dass die Art wie dieser Ken ihn ansah und umarmt hatte, irgendwie anders war. Mir war nur nicht klar, was Yuji für ihn empfand und ob es ihm bewusst war. „ Aber hübsch ist er ja.“ Die blauen Augen meiner besten Freundin, bekamen einen verträumten Glanz. Das hatte sie schon mehrfach angesprochen, seitdem wir uns aus dem Cafe heute Vormittag verabschiedet hatten. Ich war nicht weiter darauf eingegangen. Sie sprach oft mit mir über solche Dinge und verlor sich meist in ihren Theorien. Zwar war Clio eine Freundin von ihr, aber Suri war der Typ Mädchen, der lieber mit Jungs abhing. Viele Kerle deuteten das falsch. Ich hatte schon häufiger ihren Freund spielen müssen,um sie aus verzwickten Situationen zu retten. Manchmal glaubte ich, dass Suri nicht bewusst war was für eine Wirkung sie auf Männer hatte. Vermutlich mochte sie deshalb auch Yuji so gerne. Er schien ihre freundliche Art nicht falsch zu interpretieren. Ganz im Gegenteil… er schien sogar genauso naiv wie Suri was solche Dinge betraf. Als wäre ihm nicht bewusst, was für eine Wirkung er auf Menschen in seiner Umgebung hatte. Und ich? Ich war immer noch verwirrt von meinem eigenen Verhalten. Ich wusste nur, dass ich Yujis Lächeln mochte. Und ich nie wieder diesen traurigen Ausdruck in seinen Augen sehen wollte. „ Hallo ihr zwei!“ Yatens blonder Zopf wippte, als er auf uns zukam. Ich nickte ihm zu und vergrub meine Hände in meiner Hosentasche. Suri drückte ihn kurz. Wo war Yuji? „Yu und Ken müssten auch gleich hier sein.“ Als hätte er meine Gedanken gelesen. Suri stutzte. „ Warum seid ihr nicht gemeinsam gekommen?“ Der Blonde lächelte. „ Sie waren eh in Shibuya, bei Ken und wollten direkt von dort herkommen.“ „Soso… bei Ken zu Hause.“ Suri kicherte vielsagend. „ Die zwei… hihi.“ Yaten zog die Augenbrauen irritiert zusammen. „ Was meinst du… mit `die zwei ´?“ Daraufhin lachte sie nur verlegen. „ Ach nichts.“ Mein Magen hatte sich zusammen gezogen bei dem Gedanken dass sie alleine bei ihm zu Hause waren. Es ging mich nichts an und ich hatte kein Recht dazu. Aber mir gefiel diese Vorstellung nicht. Yuji und Ken kannten sich wohl schon sehr lange. Dennoch sah es nicht richtig aus, wenn er ihn in den Arm nahm. Es fühlte sich falsch an. „ Hallo!“ vernahm ich plötzlich Yujis Stimme und seine honig braunen Augen tauchten hinter Suri und Yaten auf. Dicht gefolgt von dem dunkelhaarigen. Mein Herz tat wieder diesen ungewohnten Satz, beim Anblick des Brünetten. Suri fiel ihm wie immer um den Hals und zum ersten Mal wurde auch diesem Ken das Glück von Suris liebevoller Art zu Teil. Er sah etwas überrascht aus. Erwiderte die Umarmung dann aber unter Yatens und Yujis leisem Gelächter. Über meine Lippen kam nicht mal ein Lächeln. „ Dann sind wir komplett.“ Suri klatschte in die Hände. Diese Reaktion zeigte sie immer, wenn sie zufrieden war und den Auftakt zu etwas Erfreulichem einläutete. Sie hakte sich bei Yuji und Yaten ein und marschierte ins Innere des riesigen Gebäudekomplexes, in den viele andere Menschen hinein aber auch genauso viele wieder heraus strömten. Ihr Ziel war wohl die Kasse. „ Ihr zwei seid doch bestimmt auch für eine Komödie.“ hörte ich sie säuseln. Sie wollte die beiden wohl auf ihre Seite ziehen, da ich eher für etwas Spannendes war. Ich folgte ihnen. Mein Blick wanderte zu dem Jungen mit den warmen braunen Augen. Er trug eine dunkel graue Jeans und einen grauen Mantel, unter dem ein blauer Pullover hervorblitzte. Seine Haare waren wie immer zu einem Zopf gebunden und wippten mit jedem Schritt. Ich fragte mich, wie sie wohl offen aussahen. Trug er sie jemals so? Ob dieser Ken sie schon mal offen gesehen hatte? Apropos… er lief neben mir her und funkelte mich gerade an. „Was?“ schoss es aus mir heraus? Das war mein Reflex, wenn mich jemand anstarrte und mir der Blick nicht gefiel. Angriff ist die beste Verteidigung. Einen Augenblick sah er mich stumm aus grünen Augen an. Dann wand er den Blick ab und er schien zu Yuji zu gleiten. „ Es gefällt mir nicht.“ Sagte er ruhig. „Sprich Klartext.“ Ich hasste Rumgerede. Er wollte auf etwas Bestimmtes hinaus. Und auch wenn ich ahnte, um was es sich handelte, würde ich keine Ratespiele mitmachen. Ken blieb stehen und starrte mich an. „ Es gefällt mir nicht, wie du ihn ansiehst.“ Er wirkte sehr gefasst. Ich starrte zurück. „ Und mir gefällt nicht, wie du ihn anfasst.“ Ich konnte nicht fassen, dass das gerade über meine Lippen gekommen war. Aber jetzt wo ich es aussprach, wurde es mir umso bewusster. Auch wenn ich nicht sicher war, was genau ich von Yuji wollte. Ich wollte sicher nicht, dass er ihn wieder so berührte. Ein Grinsen zierte plötzlich seine Lippen. „ Ist mir klar.“ Er kam näher. „ Ich bin sein bester Freund. Du solltest dich besser an meine Gegenwart gewöhnen.“ kurz musterte er mich. „ Und daran, dass ich ihn anfasse.“ Wut stieg in mir hoch. Er wollte mich wohl provozieren. Aber ich war eigentlich nie jemand gewesen, der sich von Gefühlen kontrollieren ließ und er würde das bestimmt nicht ändern können. „ Und du solltest dir bewusst machen, dass ich nicht daran interessiert bin, den Platz seines besten Freundes einzunehmen.“ Sagte ich dann ruhig. Die Augen meines Gegenübers weiteten sich für einen Augenblick. „ An einer neuen Freundschaft bin ich nicht im Geringsten interessiert.“ Machte ich meine Aussage noch deutlicher und hörte, wie er die Luft scharf einsog. Er schien überrascht von meinen Worten. Das war ich selbst. Versuchte aber es mir nicht anmerken zu lassen. Auch dieser Fakt wurde mir erst richtig bewusst, nachdem ich es ausgesprochen hatte. Ich fühlte mich zu Yuji hingezogen… aber ich war an ihn als Freund nicht interessiert. Was also dann? Ich wusste es nicht. Dazu kannte ich ihn vermutlich auch nicht gut genug. „ Hey ihr zwei!“ Yuji stand plötzlich neben uns und sah unsicher zwischen uns her. „ Su-Suri und Yaten halten in der Schlange die Stellung… Wir haben uns für die neue Komödie der Takanawa Zwillinge entschieden. Suri meinte der war richtig gut und naja...“ Er stockte und musterte seinen besten Freund. Kens düsteres Gesicht hellte sich daraufhin sofort auf und er zwang sich ein Lächeln auf. Yuji schien zu bemerken, dass es nicht echt war. „ Stimmt was nicht?“ „ Nein…Alles in Ordnung.“ sagte der dunkelhaarige und legte einen Arm um Yuji. „ Sollen wir dann schon mal die Snacks holen?“ . . . Ich saß zwischen Yuji und Suri. Eigentlich hatte Suri neben ihm sitzen wollen. Aber ich hatte sie in einem stillen Moment gebeten mit mir zu tauschen und versprochen es später zu erklären. Suri kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich um so etwas nicht einfach so bat. Kens Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht gerade begeistert davon war. Aber er schien es sich nicht anmerken lassen zu wollen. Zu mindestens war ich mir inzwischen sicher, dass Yuji nichts von seinen Gefühlen wusste. Wie lange er wohl heimlich in ihn verliebt war? Ich verspürte einen Hauch Mitleid mit ihm. Mir fiel es schon schwer damit umzugehen. Es musste noch härter sein, wenn man der Person die man mochte so nah war. Yuji mied es immer noch mich anzusehen oder gar mit mir zu sprechen. Ich hatte ihn wohl ziemlich eingeschüchtert. Das war nicht meine Absicht gewesen. Es war einfach nur so ungewohnt. Und ich musste einsehen, dass ich es nicht ertrug von ihm ignoriert zu werden. Es ärgerte mich. Aber ich wusste, dass ich manchmal härter wirkte, als ich es selbst wollte. Ein innerer Kampf tobte in mir. Sollte ich ihm einfach sagen, was für ein durcheinander in mir vorsich ging? Der Saal verdunkelte sich. " Was ist mit euch?" hörte ich Suris Stimme flüstern. " Du wirkst so angespannt und Yuji scheint der Ohnmacht nahe..." "Später." zischte ich nur und fuhr mir durchs Haar. Diese Situation war unangenehm. Aber es gab nur einen Weg um es besser zu machen... Ich beugte mich irgendwann, als alle anderen in den Film vertieft zu sein schienen, leicht zu ihm rüber. „ Es - es tut mir leid.“ flüsterte ich und er zuckte kurz zusammen. Dann sah er mich aber an. Selbst in der Dunkelheit sah ich den verwirrten Glanz seiner schönen Augen. „ W-was?“ Im Sitz neben ihm, wurde jemand Aufmerksam und wand sich uns zu. Ich ignorierte die Tatsache dass mich nun ein weiteres Augenpaar betrachtete und das Leuchten in diesen eine lodernde Flamme der Eifersucht war. Vorsichtig legte ich einen Arm um Yuji, so dass ich ihn näher an mich ziehen konnte. „ Gomen nasai, Yuji.“ Flüsterte ich dann wieder. Ich spürte, dass er leicht zitterte. „ Ich wollte dich nicht so anfahren letzte Nacht.“ Er nickte und ich sah in der Dunkelheit dass er lächelte aber den Blick senkte. Vermutlich war er wieder rot. „ Mir tut es auch leid.“ flüsterte er leise. „ Yuji… ich möchte dich…“ ich schluckte. Wollte ich diesen Schritt wirklich gehen? Natürlich wollte ich mich auf mein Studium konzentrieren und ein genauso erfolgreicher Arzt wie mein Bruder und Liam werden. Aber die Gedanken und Gefühle für Yuji wurden je häufiger ich ihn sah umso stärker. Ich hatte versucht ihm aus dem Weg zu gehen in den vergangenen Monaten. Aber selbst das hatte nicht wirklich funktioniert. Allein Suri hatte ihn immer wieder in mein Leben gedrängt. Und vielleicht musste ich ihn einfach nur richtig kennenlernen. Vielleicht hätte ich ihn dann auch gar nicht mehr so interessant gefunden. „ … ich möchte dich besser kennenlernen.“ kam es schließlich über meine Lippen und um uns herum schien die Zeit still zu stehen. Er erstarrte in meinen Armen und sein Kopf wirbelte heftig in meine Richtung. Unsere Gesichter waren sich von einer auf die andere Sekunde plötzlich sehr nahe und ich konnte seinen heißen Atem spüren. Ich spürte wieder dieses ungewohnte Herzrasen und ein Verlangen seine Lippen zu berrühren. „ Ahhh!“ stieß er auf einmal laut aus und sprang erschrocken auf. „ Was ist?“ riefen Suri und Yaten neben mir gleichzeitig und Sorge schwang in ihren Stimmen mit. „ Hinsetzen!“ grummelte jemand hinter uns. „ Wir sehen nichts.“ Wieder jemand aus den hinteren Reihen, mit verärgerter Stimme. Ich sah Yuji überrascht an. Was war plötzlich in ihn gefahren? „WAAAH!“ Yuji sah an sich herunter und ich bemerkte einen dunklen Fleck auf seiner Hose. Weiter unten rollte gerade ein Becher den schmalen Gang entlang. „ Sorry Yu-chan!“ Ken sprang ebenfalls auf und tupfte mit etwas weißem in der Hand an Yuji herum. Mir wurde sofort klar, was geschehen war. Eifersüchtiger kleiner Mistkerl. „ Lass uns das kurz sauber machen gehen.“ Sagte er und schob Yuji etwas vor sich her. Dieser blickte einen Moment zu mir herunter… Als wolle er nicht gehen. Dann nickte er und zwängte sich durch die Reihen. Dicht gefolgt von Ken. Hatte dieser elende Kerl etwa ein verfluchtes Grinsen im Gesicht? " Was... war das?" flüsterte Suri und blickte ihnen verwirrt hinterher. Wie konnte es dieser Kerl wagen? Wollte er sich wirklich mit mir anlegen? Ich ballte meine Hände zu Fäusten. " Das...? Das war wohl eine Kampfansage." Kapitel 7: You make me ---------------------- Chapter VII – You make me » Yujis POV « „ Es tut mir wirklich leid…“ murmelte Ken immer wieder und rubbelte an dem Stoff meiner Hose. Ich war nicht sauer auf ihn. Aber ich war irgendwie völlig durcheinander und wünschte mich zurück zu Seiji. „ Ich möchte dich besser kennenlernen.“ Hatte er geflüstert. Hatte er das wirklich gesagt? Oder spielte mir mein Verstand nur noch Streiche? Mein Herz raste. Ich wusste nicht was ich denken, fühlen oder sagen sollte. Ken sah mich an. Seine Augen hatten einen eigenartigen Glanz. „ Yuji…?“ „H-hai?“ „ Du siehst wieder so blass aus. Alles in Ordnung?“ Ken strich mir einige Haare aus dem Gesicht. „ Hat er irgendetwas getan, was du nicht wolltest?“ Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und mir wurde heiß. Wie kam er denn darauf? Irgendwie klang das furchtbar. „ Diesen Seiji… meine ich.“ flüsterte Ken und lehnte sich nun mit verschränkten Armen an das Waschbecken hinter sich. Seine grau-braunen Haare fielen ihm wie immer wild ins Gesicht, konnten aber den ernsten Ausdruck in seinen Augen nicht verdecken. Was war es, das ihn anscheinend so ärgerte. Ich sah mein eigenes Spiegelbild und senkte schnell den Blick. Mein Gesicht war ganz rot. „ Nein…“ Warum konnte ich Ken nicht sagen, was mich bewegte. Ich hatte noch nie ein Geheimnis vor ihm gehabt. Schließlich war er mein bester Freund. Warum viel es mir also so verdammt schwer? Hatte ich Angst, dass er es nicht verstehen würde? Dass er sich vor mir ekeln würde? Ihn zu verlieren… Bei diesem Gedanken wurde mir schlecht. Ich dachte an den Tag zurück, als wir uns das erste mal begegnet waren. Es war auch mein erster Tag an der neuen Schule in Chiba. Ich hatte furchtbar geweint und mit niemanden sprechen, geschweige denn spielen wollen. „ Hör gefälligst auf zu heulen.“ hatte Ken mich damals angeschrien und mich dann aber in eine innige Umarmung gezogen. „ Ich werde ab heute dein Freund sein und dich immer beschützen. Also hör auf zu heulen.“ Rückblickend, weiß ich noch immer nicht weshalb ich damals aufgehört hatte zu weinen, obwohl er mich angeschrien hatte. Aber von diesem Tag an, waren wir unzertrennlich. Er hatte sein damaliges Wort gehalten und war immer an meiner Seite gewesen. Ich hatte zu Ken aufgesehen, weil er mutig war und oft Dinge tat, die sich kein anderer von uns zugetraut hatte. Mir wurde plötzlich bewusst, dass es bis zu meiner Begegnung mit Seiji keinen anderen Mann gegeben hatte, der mich so in seinen Bann gezogen hatte, wie Ken. Keinem dem ich so vertraut hatte wie ihm. Dennoch, hatte ich ihm gegenüber nie ein Wort darüber verlieren können, dass ich schon früh bemerkt hatte, dass mich Frauen einfach nicht interessierten. Ich war wohl so fixiert von ihm und unserer Freundschaft gewesen, dass ich einfach nie den Kopf frei hatte, andere Männer zu mögen. Somit hatte es auch nie einen Grund gegeben mich zu offenbaren. Diese Tatsache traf mich ziemlich hart… Ehe ich den Gedanken weiter vertiefen konnte, wurde ich an den Schultern gepackt. Ein fester Griff. „ Yu…“ ich wagte es nicht aufzusehen und spürte seinen Körper dich vor mir. „ Yuji, bitte sprich mit mir. Was ist los?“ er umfasste mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Seine wunderschönen grünen Augen, hatten diesen merkwürdigen und mir fremden Glanz. Mein Herz raste immer noch… oder wieder? Warum hatte ich diese Panik? Das da vor mir war niemand vor dem ich mich fürchten musste. Es war Ken-chan. Der beste Freunde den ich jemals hatte. Warum war ich also plötzlich so aufgeregt? „ Yuji …“ Kens dunkle Stimme und sein Duft benebelte meine Sinne. Warum kam er mir plötzlich so nahe? Wollte er etwa – Ich erstarrte und versank in seinen Augen. Was geschah hier gerade? Das war Ken! Woher kam diese merkwürdige Spannung die in der Luft lag? Ken musterte mich lange aus unendlichen grünen Tiefen. Dann hielt er auf einmal inne und lächelte. Irgendwie traurig. „ Du sagst es mir, wenn er irgendetwas tut, was du nicht willst.“ Immer noch völlig verwirrt von der ungewohnten Spannung zwischen uns, war ich nicht fähig mich zu bewegen. „ J-ja…“ haspelte ich deshalb nur leise. Hatten sie sich beide abgesprochen, mich heute zu verwirren? Mir kam der Gedanke, wie sie sich vor dem Kino angefunkelt hatten. Ich hatte nicht gehört worüber sie gesprochen hatten. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die zwei sich nicht mochten. Naja, sie waren auch sehr verschieden, aber sie kannten sich ja nicht mal richtig… „Gut.“ er atmete kurz durch, als wäre eine Last von ihm gefallen. „ Warum magst du ihn nicht?“ kam es plötzlich über meine Lippen. Kens grüne Augen weiteten sich einen Augenblick, als wäre er überrascht, dass ich ihm diese Frage stellte. Aber dann wurde sein Blick intensiver. „ Keine Ahnung…“ er zuckte mit den Schultern und sah an mir vorbei. Mein Kopf wurde heiß. Und ich rang mit mir selbst ob ich es sagen konnte oder nicht. „ Ich… Ich mag da jemanden.“ Seine Augen weiteten sich voller Unglauben und irgendwie auch Furcht. Ahnte er was nun kommen würde? Hatte er deshalb so merkwürdig auf Seiji reagiert? „ Was meinst du Yu?“ er zog die Augenbrauen zusammen und ich sah wie es in seinem Kopf arbeitete. Ich schüttelte heftig den Kopf. Was war nur in mich gefahren?! Ich wusste doch selbst nicht was es war. Worüber wollte ich also mit Ken sprechen? „ VERGISS ES!“ schrie ich plötzlich und stürmte in eine der Kabinen. Konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen. „ Yuji warte!“ hörte ich Ken rufen ehe ich die Tür hinter mir verschloss. Ich war so ein Idiot. Was war nur los mit mir? Dieses Durcheinander in meinem Kopf hätte ich doch niemanden erklären können. Warum hatte ich nur ein einziges Wort darüber verloren? Ein leises Klopfen lies mich aufschrecken. „ Yuji…“ Kens dunkle Stimme auf der anderen Seite der Tür. „Yu – chan… Sprich bitte mit mir. Wen… wen magst du?“ „ Vergiss es einfach wieder.“ Rief ich entsetzt über mein eigenes Verhalten. „ Das – das kann ich nicht.“ Täuschte ich mich oder klang seine Stimme leicht verzweifelt? Kein Wunder. Er war ja schließlich mein bester Freund. Er sorgte sich sicherlich um mich. Natürlich... So war er. Mein Ken-ken. Immer besorgt um mein Wohl. Jetzt oder nie. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Wenn mich einer verstehen würde, war es Ken oder? „ Ich – ich mag Seiji-san.“ Rief ich plötzlich und war froh dass er mein Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen konnte. Eine Weile war es still und ich war nicht sicher ob er noch da war. Sekunden verstrichen und es wurde unerträglich für mich, dass er nichts darauf erwidert hatte. „ Ken-kun…?“ „ H-hai Yu-chan?“ seine Stimme klang plötzlich so fremd. „ Hasst du mich jetzt?“ „ Unsinn…“ er schwieg wieder einen Moment. „ Ich könnte dich niemals hassen Yu.“ Wieder schweigen. „ Mag er dich denn auch?“ vernahm ich Kens Stimme nach einer Weile. „ Ich denke nicht.“ Flüsterte ich und spürte dass es mir einen Stich versetzte. „ Dann wäre er ein Idiot.“ Sagte Ken leise. Ich atmete tief durch und es vergingen wieder einige Minuten des Schweigens. Mir war bewusst, dass ich mich nicht ewig verstecken konnte. Und was gab es für einen Grund? Ken würde mich niemals hassen, hatte er gesagt. Und war das nicht das Wichtigste? Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und öffnete dann langsam wieder die Tür. Undeutbare grüne Augen musterten mich überrascht. Ich senkte den Blick sofort und spürte wieder Hitze in meinen Kopf steigen. Er würde mich niemals hassen können, wiederholte ich immer und immer wieder in meinem Kopf. Und warum hatte ich dann gerade das Gefühl, dass da dennoch etwas in seinem Blick war, was vorher noch nicht da gewesen war? Etwas dass mich beunruhigte. „ Ich denke...“ Hörte ich ihn sagen und meine Schultern wurden wieder von seinen Händen umschlossen. Es lag so vieles in dem Blick mit dem er mich nun musterte, dass ich nicht Drumherum kam eine gewisse Nervosität zu verspüren. Gerade wollte ich etwas erwidern, als die Tür aufgerissen wurde und Seiji uns aus dunklen Augen anstarrte. Einen Augenblick schwiegen wir alle drei und der Schwarzhaarige sah zwischen mir und Ken hin und her. Als würde er sich fragen, was wir hier taten: „Ist… ist alles in Ordnung bei euch?“ Nervös ging ich auf ihn zu. „ Natürlich…“ ich lachte und kratzte mich am Kopf. „ Wir – hehe – wir haben nur darüber gesprochen, dass es so typisch für mich ist.“ Er verzog das Gesicht irritiert. „ Typisch für >dich<…?“ sein Blick glitt zu Ken. „ Aha...“ dunkle blaue Seen ruhten dann wieder auf mir – schienen mich zu durchbohren. Mein Herz tat einen Satz und ich spürte eine gewisse Hitze aufkommen. „ Kann man auch mal seine Ruhe vor dir haben?“ zischte Ken und trat zwischen uns. Seijis Augen weiteten sich verärgert. Aber ehe er etwas erwidern konnte schob ich Ken, an ihm vorbei aus dem Raum. Irgendwie lag mal wieder eine unangenehme Spannung zwischen den Beiden. „ Wir verpassen noch den ganzen Film… Lasst uns wieder zurückgehen.“ Gerade wollte ich mich ebenfalls wieder in Richtung Kinosaal bewegen, als ich am Handgelenk ergriffen wurde:„ Warte!“ Seiji sah mich ernst an. „ Ich würde gerne, einen Moment alleine mit dir sprechen.“ „ Eh…“ leichte Panik überkam mich. „ Wir verpassen noch den Film!“ prustete es aus mir heraus, ich senkte den Blick und wollte einem Augenblick mit ihm alleine unbedingt entgehen. Seine Hand war noch immer fest um mein Handgelenk geschlossen und ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht. „ Entschuldige…“ er blickte auf meinen Arm. „ Ha – habe ich dir wehgetan?“ Ich schüttelte langsam den Kopf. Was war das hier? Mein Herz schlug so schnell, dass mich Übelkeit überkam. Seiji kam näher und strich sich durch die Haare. Seine tief blauen Augen ruhten auf mir. Mir schien es, als würde er mich jedes Mal gerade zu durchdringen mit seinen Blicken. Ich konnte dem nicht wirklich standhalten und spürte Hitze in mir aufsteigen. Mein Gesicht war sicher feuerrot. „ Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“ vernahm ich dann plötzlich Kens Stimme und wurde wieder in die Realität zurückgeholt. Seiji seufzte, während er leicht die Augen verdrehte. Vermutlich hätte mich Kens „Störung“ auch nerven sollen, aber ich war irgendwie erleichtert, ergriff die unverhoffte Gelegenheit und lies meinen Gegenüber etwas verdutzt stehen um dieser Situation möglichst schnell zu entkommen. Was auch immer er mir gerade sagen wollte. Ich war einfach nicht bereit dazu. . . . Seufzend lies ich mich - zurück im abgedunkelten Kinosaal - in meinem Sitz fallen. Nur wenige Sekunden nach mir spürte ich Kens Anwesenheit und dann schließlich auch Seijis. Ich wusste weder wie ich mich verhalten sollte, noch was genau gerade geschehen war, aber es machte mir irgendwie Angst. Ich mochte Seiji… Jetzt wo ich es Ken gestanden hatte, fühlte es sich noch realer an. Aber irgendwie wurden dadurch auch gewisse Ängste in mir entfacht. Was wenn die anderen es herausfanden? Würden sie mich verstossen? Was wenn Ken doch nicht damit klar kam? Bei diesem Gedanken, schnallte mein Kopf sofort zu meinem Sitznachbar links von mir. Er starrte auf die Leinwand und so im Dunkeln konnte ich nicht viel aus seinem Blick deuten. Aber was auch…? „ Ich könnte dich niemals hassen.“ hatte er gesagt. Es war, als wäre dieser eine Satz der einzige Grund, dass ich einen Hauch Hoffnung verspürte. Aber Hoffnung wofür…? Ich spürte plötzlich etwas Warmes auf meinem Bein. Überrascht sah ich mich danach um und starrte auf eine Hand. Mein Puls beschleunigte sich sofort, ich wagte es nicht, mich nach dem Rest dieses Körperteils umzusehen. „ Er…“ eine rauhe Stimme drang leise an mein Ohr. „ Er sagte zu mir: Du bist ein toter Mann, wenn du es vermasselst.“ Ich schluckte. „ Oh…“ Mit » Er « war wohl Ken gemeint. „ Das habe ich nicht vor… Ich habe keine Ahnung, was das genau ist, was ich vermasseln sollte…“ er ergriff meine Hand, die erbarmungslos zitterte. „ Aber da ist etwas oder?“ Ich war viel zu geschockt, um etwas zu sagen. War das sein ernst? Ich wagte es noch immer nicht ihn anzusehen und starrte nun auf seine Hand, die meine fest umschlungen hielt. „ Was ich vorhin gesagt habe, meine ich ernst… Ich will dich besser kennenlernen.“ Mein Herz raste wie verrückt. Geschah das hier wirklich? Ich spürte deutlich, dass mir mal wieder die Röte ins Gesicht schoss. Es schien inzwischen schon fast sowas wie meine natürliche Gesichtsfarbe. Irgendwie ging mir das gerade alles zu schnell. Es war klar, dass ich irgendwelche Gefühle für ihn hatte. Aber was ging in ihm vor sich? Er hatte mich bis heute Abend oft ignoriert. Warum also plötzlich dieses ganze Gerede von » kennenlernen« ? Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und blickte nun endlich zu ihm rüber. Sah mich seinen kühlen tief blauen Augen gegenüber. Als wäre ich nicht Herr über meine Sinne, schlich sich intuitiv ein Lächeln auf meine Lippen. Was war denn das bitte? Hastig schlug ich eine meine Hände vors Gesicht um es zu verdecken. Seiji starrte mich einen Moment verwirrt an. Dann lächelte er aber sanft und beugte sich wieder näher zu mir herüber. „ Ich gebe dir all die Zeit die du brauchst.“ Täuschte ich mich, oder schien er gerade überrascht über seine eigenen Worte. Trotz der Dunkelheit, meinte ich eine leichte Röte auf seinen Wangen ausmachen zu können, ehe er sich dann der Leinwand wieder zuwand. Meine rechte Hand immer noch fest umschlungen. Ich wusste nicht wie mir geschah. Spürte lediglich mein Herz hart gegen meinen Brustkorb donnern und wusste irgendwie, dass dieser Abend unser aller Leben, für immer verändern sollte… Kapitel 8: Reality crushes hard sometimes ----------------------------------------- Chapter VIII – Reality crushes hard sometimes » Kens View «   Schweigend ging ich hinter Yuji und seinem Mitbewohner Yaten her. Sie schienen sich über den Film zu unterhalten. Ich hatte mich nach Yujis Geständnis nicht mehr auf den Film einlassen können und wusste nicht mal wirklich, wie er zu Ende gegangen war. Ich hatte auf die Leinwand gestarrt, aber war nicht in der Lage eine einzige Szene zu rekapitulieren. Er mochte also Seiji… Es hatte mir den Boden unter den Füßen weg gezogen. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Ertrug es kaum ihn anzusehen, geschweige denn in seiner Nähe zu sein. „ Ken…?“ Yuji war stehen geblieben und musterte mich aus verunsicherten zuckersüßen Augen. „ Was gibt’s?“ Er senkte den Blick und spielte nervös mit seinen Händen. „ Willst du noch mit zu uns kommen? Wir könnten noch … reden?“ Ich warf einen Blick auf meine Uhr. „ Es – es ist schon relativ spät Yu-chan.“ Das war es nicht wirklich. Aber ich ahnte worüber Yuji mit mir sprechen wollte. Es war nur natürlich, dass er nun mit mir über ihn sprechen wollte. Vermutlich wollte er sogar Ratschläge. Dazu war ich einfach noch nicht bereit. „ Oh.“ Ich hasste es ihn so enttäuscht zu sehen. „ Yuji, wir können doch ein bisschen zusammen abhängen...“ Yaten schien zu bemerken wie traurig er geworden war und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf den Rücken.    Daraufhin nickte der Brünette und ich sah, dass das Lächeln, was er nun aufsetzte, nicht  seine Augen erreichte. Wir waren an der Metro angekommen. Suri und dieser Seiji hatten sich schon am Kino von uns verabschiedet. Auch ihm hatte ich kaum in die Augen schauen können. Noch weniger dem lächerlichen, nervösem rumgehampel als wir uns verabschiedet hatten. Yu und Seiji hatten sich kaum in die Augen schauen können. Was mochte Yuji bloß an ihm? Irgendwie machte es mich wütend. „ Ich werd dann mal.“ Mit einem gezwungenem Lächeln, hob ich meine Hand zum Gruß und Yujis Augen weiteten sich überrascht. Ehe ich wusste was geschah, fiel er mir um den Hals. „ Du hast gesagt, du würdest mich nicht hassen…“ flüsterte er mit brüchiger Stimme. „Warum siehst du mich dann so an?“ Es jagte mir einen Schauer über den Rücken und instinktiv schlang ich meine Arme um seinen zierlichen Körper. Allein der Gedanke, dass er glauben könnte, ich würde ihn hassen, machte mich krank. Ich liebte ihn. Ich wusste nur noch nicht wie ich mit diesen Gefühlen umgehen sollte. Er hatte mir quasie seine Liebe zu Seiji gestanden. Es wäre sinnlos ihn jetzt noch über meine eigenen Gefühle aufzuklären, oder? Neben uns räusperte Yaten sich. „Übertreibt ihr nicht ein wenig…? Ihr könnt euch doch morgen wieder sehen.“ Mir war in diesem Augenblick egal, was die Menschen um uns herum vermutlich dachten. Das einzige was zählte, war Yuji. Ich konnte ihn nicht gehen lassen, mit dem Glauben ich würde ihn hassen. „ Du bist und bleibst mein bester Freund…“ flüsterte ich und schob ihn nun etwas von mir, um ihm in die Augen zu schauen. Seine Wangen waren leicht gerötet und mein Herzschlag nahm wieder drastisch zu. Wie unfassbar schön er war. Warum konnte ich es nicht sein? Warum war ich nicht der eine, der sein Herz erobert hatte? „ Versprochen?“ er schien den Tränen nahe. Ich nickte und strich ihm über die Wangen. Wie konnte er nur glauben, dass ich ihn deshalb hassen würde? Wenn ich jemanden hasste, war es diesen Seiji. Er nahm mir schließlich meinen besten Freund. Ich gab ihm einen Kuss an die Wange und löste mich dann schnell von ihm. „ Ich rufe dich an!“ Yaten nickte ich noch kurz zu, ehe ich schnell die Treppen nach unten zur Metro nahm und mich nicht mehr umwand. „ Hey, hör auf zu weinen Yu…“ hörte ich Yaten noch sagen und es kostete mich einiges an Selbstbeherrschung mich nicht umzudrehen und ihn doch wieder an mich zu reißen. Aber ich brauchte erstmal etwas Abstand. Ich konnte ihn nicht weiter so nah bei mir haben und so tun, als ob nichts wäre. Und da war es mir sogar lieber die nächste Metro zu nehmen, obwohl meine Wohnung sogar ganz in der Nähe gewesen wäre. Yuji war es noch nicht wirklich bewusst, aber mir war eines sehr klar geworden: Seiji mochte ihn vermutlich auch. Die Art wie er ihn angesehen hatte, war doch deutlich. Also was blieb mir übrig? Ich musste mir Yuji aus dem Kopf schlagen. . . . Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, hatte ich sofort seine unvergleichlichen honigbraunen Augen vor Gesicht und mein Herz verkrampfte sich bei der Erinnerung an den gestrigen Tag. Yuji liebte einen anderen… Dieser Gedanke war noch immer unerträglich schmerzhaft. Müde tastete ich nach meinem Handy: 4 Nachrichten und 3 verpasste Anrufe. Ich rieb mir über die Augen. ~ 1. Nachricht : Empfangen: 23:32 Uhr Mom: Ken-chan ruf doch bitte zurück. Love - Mami   ~ 2.Nachricht: Empfangen: 23:33 Uhr Oji-san: Ken-ken. Komm doch morgen zum Brunch  vorbei. Ich habe den ganzen Tag frei. Hab deinen Song noch mal überarbeitet und paar Ideen, die ich mit dir besprechen möchte.   ~ 3. Nachricht: Empfangen: 23:38 Uhr Mom: Ken-chan. Warum rufst du nicht zurück? Dein Vater und ich sorgen uns um dich! Wie geht es Yu-chan und Rey-chan? Isst du auch genug? Ruf mich an. Love – Mami   ~ 4. Nachricht: Empfangen: 23:45 Uhr Unbekannt: Hey. Wir sollten reden. Morgen. 10 Uhr an der Hashiko Statue. Seiji Meine gesamte Aufmerksamkeit galt natürlich der Nachricht von Seiji und um ein Haar wäre ich aus dem Bett gefallen vor lauter Überraschung. Woher hatte er meine Nummer? Was wollte er mit mir besprechen? Naja, eigentlich ahnte ich, worum es ging. Ich warf einen Blick auf die Uhrzeit. Es war bereits 9 Uhr. Aber zu dem Treffen sollte ich es schaffen. Schließlich war es direkt vor meiner Haustür. Aber wollte ich dieses Treffen wirklich? Wollte ich wissen was in ihm vor sich ging? Hastig antwortete ich meiner Mutter, ehe sie vermutlich eine Vermissten Anzeige bei der Polizei aufgeben würde und teilte meinem Onkel mit, dass ich gegen 11 bei ihm sein würde. Es kam mir so absurd vor, solche in diesem Augenblick belanglos wirkenden Nachrichten zu schreiben, wo Seiji mich um ein Treffen gebeten hatte. Schwermütig erhob ich mich. Eine Dusche sollte helfen, wieder einen klaren Verstand zu bekommen. Aber selbst als das kühle Nass über meinen Körper prasselte, war ich nicht in der Lage diese Situation irgendwie einzuordnen oder gar zu verstehen. Was genau wollte er von mir? Es half alles nichts... Ich wusste, dass ich dieses Treffen wahr nehmen musste. Alleine für meinen eigenen inneren Frieden. . . . Als ich am Fuß der Hashiko Statue ankam, saß er bereits auf einer Bank. Er trug einen dunkel blauen Parka und hatte beide Hände tief in den Taschen vergraben. Nervosität machte sich in mir breit, als er mich wahrnahm und sich langsam erhob. Seine dunklen Augen musterten mich neugierig. „Hallo.“ „Hey.“ Seiji kratzte sich verlegen am Kopf und vergrub seine Hände in der Jeans. „ Danke, dass du gekommen bist. Es geht um Yuji.“ „ Ach was…“ wollte er mich unnötig aufregen? Was hätten wir beide sonst miteinander zu bereden gehabt?,, Aber vielleicht verrätst du mir erstmal, woher du meine Nummer hast?" Einen kurzen Augenblick zögerte er, ehe er sich erneut verlegen am Kopf kratzte. Er war wohl mindestens so nervös wie ich. ,, Yuji hat uns die Nummer gestern gegeben. Für denn Fall, dass was dazwischen kommt, hat er gesagt?" » Für den Fall, dass was dazwischen kommt ... « Klang so typisch nach Yuji und bedeutete, dass er sich verspäten, verlaufen oder sogar sein Handy verlieren konnte. „ Ich will… ich will ihn kennenlernen.“ kam es nach einem Moment des Schweigens vom Dunkelhaarigen. „ Und was hat das mit mir zu tun?“ Okay, man hätte meine Stimmung vermutlich als gereitzt beschreiben können. Aber wer sollte es mir verübeln. Hatte dieser Mistkerl doch wirklich die Nerven, es mir unter die Nase zu reiben. „ Ihr steht euch nahe.“ „Na und?“ ich wurde ungeduldig und irgendwie auch wütend. „ Ich will es richtig angehen …“ Seiji strich sich durch die dunklen Haare und zog seine Augenbrauen leicht verärgert zusammen. „ Liebst du ihn?“ Diese Frage traf mich mitten ins Herz. Irgendwie wusste ich ja, dass er und ich ähnlich empfanden. Und ich wusste auch, dass es uns beiden bewusst war. Aber dass er mich so direkt fragen musste? „ Würde es etwas ändern?“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „ Das ist keine Antwort.“ „Richtig. Das ist eine Frage.“ Er seufzte und es kam mir so vor, dass er sich gerade sehr beherrschen musste. „ Wenn da was zwischen euch ist, werde ich mich zurückziehen. Ich will mich nicht ziwschen zwei Menschen drängen, die sich - naja.“ Sein Blick traf mich wieder und ich hätte alles dafür gegeben hinter diese gefasste Fassade blicken zu können. „ – die sich mögen.“ Verdammt! Er wollte es mir wohl schwer machen, ihn zu hassen. „ Aber wenn da nichts zwischen euch ist, erwarte ich, dass du mir gegenüber genauso viel Respekt zeigst.“ Er räusperte sich kurz. „ Schließlich geht es auch darum, was Yuji will.“ es klang alles so logisch und er erklärte es als wäre es eine ganz einfache mathematische Formel. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich lief da ja nichts zwischen uns. Wir waren Freunde – Beste Freunde. Aber mehr auch nicht. Yuji liebte mich nicht. Zu mindestens nicht so wie ich es mir gewünscht hatte. „ Da ist nichts.“ Es kostete mich meine ganze Kraft ihm nun in die Augen zu schauen. Skepsis begegnete mir. „ Ich schätze, ich war nur eifersüchtig, weil ihr anscheinend viel Zeit miteinander verbringt.“ Log ich weiter und war selbst überrascht wie überzeugend es doch klang. Einen Augenblick schwiegen wir uns an. Schließlich wurde sein Blick weicher. „Verstehe.“ Er nahm wieder Platz auf der Bank. „ Nun… wie ich schon sagte, ich bin nicht an einer neuen Freundschaft zu ihm interessiert. Nicht in der Form.“ Er wirkte nachdenklich. „ Er mag Tiere.“ Kam es plötzlich über meine Lippen, ehe ich wusste was ich tat. Der Kopf des schwarzhaarigen hob sich und er musterte mich aus dunklen blauen Tiefen. „ Yuji mag Tiere… eigentlich alle, aber besonders Bären.“ Ich strich mir über den Nacken und versuchte das betäubende ziehen in meiner Brust zu ignorieren. Alles in mir wehrte sich gegen die Vorstellung diesem Kerl irgendetwas über meinen Yu-chan zu sagen, was sie einander näher bringen könnte. Aber Tatsache war, dass das was Yuji fühlte, was auch immer es war, wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Die Realität konnte einen manchmal so unvorbereitet und hart treffen, dass es einem schwindelig wurde. Seiji nickte. „Bären also…“ „ … Und… er ist sehr schüchtern. Von alleine wird er nie den ersten Schritt machen.“ Ich liess meine Hände in die Manteltaschen gleiten. „ Er ist manchmal sehr stur und eine kleine Heulsuse… Aber der aufrichtigste Mensch, den es wohl auf der Welt gibt.“ Seiji erhob sich und es schien als wollte er etwas erwiedern. Aber ich wand mich hastig um und sagte das erste Mal wieder etwas was auch wirklich meinem Herzen entsprach. „ Wie ich schon sagte… Wenn du es vermasselst, bist du ein toter Mann.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging ich dann schnellen Schrittes davon. Hatte keine Kraft mehr ihm gegenüber zu stehen. „ Ken!“ vernahm ich noch Seijis Stimme, was mich aber dazu veranlasste noch schneller zu gehen, bis ich schließlich rannte. Rannte so schnell mich meine Beine trugen. . . . Ich wusste nicht, wie lange ich umher wanderte. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Ich hatte gehofft, dass der Schmerz in meiner Brust irgendwann nachlassen würde… Aber ganz im Gegenteil. Der Gedanke an Yuji, schien immer mehr zu einem unerträglichen Zustand zu werden. Desto bewusster mir wurde, dass Seiji, Interesse an ihm hatte, umso mehr verletzte mich der kleinste Gedanke an meinen besten Freund. Warum hatte ich nichts dagegen unternommen? Warum hatte ich es nur soweit kommen lassen? Irgendwie hatte ich doch bereits bei unserer ersten Begegnung gespürt, dass Seiji keine gewöhnliche Bekanntschaft war. Die Art wie er Yuji angesehen hatte... „ Hey!“ eine dunkle mir unbekannte Stimme durchbrach meine wirren Gedanken und ich hob meinen Blick. Rasend näher kommende Scheinwerfer und laut starkes Hupen trafen mich, ehe ich zu Boden gerissen wurde. Ich schloss hastig die Augen. Sollte es alles gewesen sein? Stille umgab mich und ich sah Yuji vor mir... War dies wirklich mein Ende? . . ,,Bist du Lebensmüde Junge?!" Eine sehr verärgerte Stimme drang an mein Gehör. Ich schlug instinktiv die Augen auf: Über mir der Himmel und ein großgewachsener Mann. ,, Bitte beruhigen Sie sich. Es ist ja alles gut gegangen." Ein kurzes Wortduell folgte und dann wiederStille. ,, Hey..." Dunkle Opale blickten mir plötzlich entgegen und ich wurde an den Schultern ergriffen. „ Dich kenne ich doch?“ Verwirrt sah ich mich um und versuchte zu begreifen, wo ich jetzt eigentlich gelandet war. Ich war wohl gerade in Shibuya zurück gelangt , vernahm die mir schnell vertraut gewordene Geräuschkulisse aus den Bars und Cafes um mich herum, während ich mich langsam aufrichtete. Mir gegenüber stand ein dunkelhaariger Mann.  Er hatte ein sehr mysteriöses aber dennoch schönes Lächeln. „ Du bist doch der Musiker?“ Ich musterte ihn irritiert. „ Liam.“ Fügte er hinzu und lächelte. „ Ich bin Liam. Seijas Freund.“ Mein Kopf schwummerte und ich musterte ihn noch etwas intensiver, in meinem verbliebenen nicht von Yuji bevölkerten Gedanken nach einem Zusammenhang suchend. Liam…? Plötzlich traf sie mich! Die Erinnerung an die kurze Begegnung vom Vortag. „ Ach der Chinese aus dem Cafe gestern?“ Ein kurzes Lachen entkam seiner Kehle. „ Freut mich auch… Verzeih mir - “  er grübelte kurz. „ Wie war dein Name noch gleich?“ „ Ken.“ „ Richtig.“ Entgegen seiner so distanziert wirkenden Erscheinung, war sein Lächeln warm und herzlich. „ Alles in Ordnung?" Ich nickte benommen. Er hatte mir das Leben gerettet... Gerade hob er die Hand zum Abschiedsgruß, als ich endlich wieder Herr meiner Sinne war und das einzig Richtige tat. Eine tiefe Verbeugung folgte. ,, Arigatou Liam-san. Bitte lass es mich wieder gut machen." Er lachte verlegen. ,, Das ist wirklich nicht nötig..." ,, Ich bitte dich... Das ist das Mindeste." ,, Das ist wirklich nicht - " - ,, Ich bestehe darauf!" Unterbrach ich ihn. Einen Moment zögerte er und musterte mich. ,, Also gut…“ Seine dunklen Augen wanderten zur Uhr an seinem Handgelenk. „Also ich hätte schon Zeit... " „ Fantastisch.“ Liam strich sich durch die dunklen Haare. Ein Klingeln meines Handys unterbrach unsere still gewordene Unterhaltung jäh und ich zog es, mit einer kurzen Entschuldigung an Liam gewandt, aus meiner Tasche. Es war Onkel Rey. „ Guten Morgen Ken-chan.“ Er klang wie immer sehr fröhlich, aber es schwang auch etwas Ungeduld in seiner Stimmer mit. „Oh- ja richtig.“ „ Also wann kommst du? Ich habe schon alles vorbereitet…“ „ Eh…“ irgendwie war es mir peinlich Liam jetzt abzusagen. „ Kann ich noch jemanden mitbringen?“ Mein Gegenüber musterte mich und ich konnte nicht wirklich sagen, ob da Verwirrung oder überhaupt Interesse in seinen Augen zu sehen war. „ Ist es Yu-chan?“ kam es munter vom anderen Ende der Leitung. „ Nein.“ Einen Moment schwieg er. „ Sicher. Du kannst gerne jemanden mitbringen.“ Mit einem Klicken beendeten wir das Gespräch. Ein breites Grinsen zierte nun mein Gesicht:„ Planänderung Liam…“ . . . Liam hatte sich erstaunlich schnell darauf eingelassen mit zu meinem Onkel zu kommen und dort etwas zu essen. Er war gerade von einer 12 Stunden Schicht gekommen und hatte wohl bis auf Schlafen nichts Besseres vorgehabt. Ich war überrascht wie redeseelig er war. Unglaublich wie sehr einen der erste Eindruck täuschen konnte. Onkel Rey wohnte auch in Shibuya, aber etwas Abseits, in einem sehr großem und schönem Haus. Meine Familie väterlicherseits war schon immer sehr wohlhabend gewesen. Aber weder mein Vater, noch Onkel Rey hatten sich darauf ausgeruht. Ganz im Gegenteil. Beide hatten ihr lebenlang hart dran gearbeitet, sich und unserer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Liams Blick nach, war er etwas erstaunt über die Gegend. „ Wow… das Haus ist ein Traum..“ Ich drückte grinsend die Klingel und war zugegeben etwas stolz auf meinen Onkel. Weder mein Vater noch Großvater hatte je an ihn und seinen Traum geglaubt. Und dennoch hatte er es geschafft sich einen Namen zu machen. Es dauerte nicht lange, bis wir aus dem Inneren Schritte näher kommen hören konnten. „ Ken-chan!!“ die grünen Augen meines Onkels  leuchteten voller Freude, als er die Tür aufriss. Er zog mich in eine innige Umarmung und tätschelte mir über die Haare. „ Na endlich.“ „Ist ja gut…“ ein leises lachen entkam mir. Typisch für ihn, eine Begrüßung so dramatisch zu gestalten. Ich schob mich von ihm und blickte zu Liam. Seine dunklen Augen, hatten einen eigenartigen Glanz angenommen und er lächelte leicht während er den langhaarigen neben mir musterte. Einen Augenblick sahen sich beide stumm an. Lag es an mir oder war da gerade so etwas wie eine merkwürdige Spannung in der Luft? „ Ich bin Rey.“ Oji-san streckte ihm lächelnd eine Hand entgegen und strich sich gleichzeitig mit der anderen Hand eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht. Irritiert sah ich eine zarte Röte auf seinen Wangen. Was zur Hölle war denn das bitte? War er etwa nervös? Liam nickte.  „ Ich erinnere mich…“ er drückte kurz seine Hand. „ Ich bin Liam.“ „ Ich erinnere mich ebenfalls.“ Sagte Onkel Rey und hatte einen ähnlich merwürdigen Glanz wie Liam in den Augen. Und da, in diesem einzigen Moment fielen mir 19 Jahre Unwissenheit plötzlich wie Schuppen von den Augen und ich wurde wurde zum zweiten Mal in den letzten 24 Stunden mit einer Wucht in die Realität befördert, dass es mir schwindelig wurde. Onkel Rey war schwul! Deshalb hatte er nie eine Frau nach Hause gebracht. Deshalb hatten er und Vater so viel gestritten und waren meistens verstummt, wenn ich in Hörweite war. Onkel Rey war schwul... Kapitel 9: There is a thin line between taking chances and making mistakes -------------------------------------------------------------------------- CHAPTER IX – There is a thin line between taking chances and making mistakes » Seijis POV «   Müde lies ich mich in den Sitz neben Suri fallen. Ich hatte die vergangene Nacht kaum geschlafen. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. Das Gespräch mit Ken hatte mich irgendwie noch viel mehr verwirrt und ich konnte ihm nicht glauben, dass er nichts für Yuji empfand… warum hatte er sich mir gegenüber dann die ganze Zeit so abweisend verhalten? Warum war er einfach weggelaufen? „ Du bist so still?“ Ich strich mir durch die Haare und seufzte tief. „ Ja… mir ist nicht so nach reden.“ Dunkle blaue Seen musterten mich verständnislos. Nach einer Weile, zog sie ihre Augenbrauen skeptisch zusammen. „ Also Sei… Ich bin ein bisschen enttäuscht.“ Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollen. „ Ich dachte ich wäre deine beste Freundin… Und jetzt geschieht da etwas Großes in deinem Leben und du willst nicht mal mit mir darüber sprechen?“ „ Etwas Großes..." ich sah sie skeptisch an. Das, was auch immer das mit Yuji war, sollte etwas Großes sein? Suri war wirklich der Mensch der mir am nächsten stand, aber manchmal konnte ich ihren Gedanken nicht ganz folgen. Suri kam etwas näher und legte einen Arm um mich. „ Ich habe dich noch nie so gesehen." Sie schwieg wieder einen Augenblick. Ich spürte, wie sie langsam meinen Arm rauf und runter streichelte. Sie wollte mich wohl beruhigen? Es funktionierte nicht wirklich... „ Yu-chan!“ Suri sprang plötzlich auf und wedelte heftig mit den Händen. Mein Herzschlag beschleunigte sich bei dem Klang seines Namens und ich sah ihn gerade die Stufen des Vorlesungssaals zu uns herauf kommen. Er hatte den Blick,gesenkt. Dennoch konnte ich die zarte Röte auf seinen Wangen sehen. Er war vermutlich mindestens genauso durcheinander, wie ich selbst. Yuji kam schließlich vor uns zum Stehen und wurde sofort von Suri in eine innige Umarmung gezogen. ,, Hallo Yu – chan!“ „ H- Hi!“ haspelte er in ihren Nacken und für wenige Sekunden trafen sich unsere Blicke. Unsicherheit und vielleicht sogar ein wenig Angst lag in seinen honig braunen Augen. Schnell senkte er aber selbige wieder und nahm neben Suri Platz. Der Kleine war plötzlich schwer damit beschäftigt, seine Unterlagen aus der Tasche zu kramen. Klassisches Ablenkungsmanöver. Ich war verunsichert… was sollte ich tun? Ich wollte mit ihm sprechen und dass er mich anhörte. Aber was hätte ich noch weiter sagen sollen? Ich hatte ihm eigentlich sehr klar gesagt, dass ich ihn kennenlernen möchte. Leider hatte er mir darauf noch keine Antwort gegeben und schien das auch nicht geplant zu haben. So verstrich die Vorlesung. Ich hatte immer wieder versucht Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Aber Yuji ignorierte mich vollkommen.   Vorne erklärte Seija gerade weitere Grundlagen, zu menschlichen Nervenbahnen. Egal wie selbstgefällig mein Bruder manchmal war. Er war ein großartiger Dozent und konnte wirklich sehr gut erklären. Aber was mir nicht gefiel, war die Art, wie er Yuji ansah. Dabei schnürrte sich mir jedes Mal die Kehle zu und ich hätte ihm am Liebsten eine runter gehauen. Ein schreckliches Gefühl. So merkwürdig... Ich hatte soetwas noch nie empfunden. ,, Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit." endete Seija seine Vorlesung und blickte mit einem freundlichen Lächeln durch die Runde. Ich vernahm einige sehnsüchtige Seufzer und auch dem brünetten Mädchen neben mir entfloh ein kurzer Ausdruck ihrer Zuneigung zu dem Älteren. Schon als Teenager hatte Seija dieses gewisse Etwas, was die Frauen irgendwie reihenweise Schwach werden lies - und seit einiger Zeit, auch die Männer. Ich hatte als Kind nie verstanden warum er so viel Aufmerksamkeit bekam und wurde damals auch oft genötigt ihm Liebesbriefe oder Geschenke zu übermitteln. Aber bis auf Liam, hatte es noch nie jemand geschafft sein Interesse wirklich lange zu fesseln. Mein Blick fiel auf den jungen Mann neben Suri. Er hatte seine Augen stur auf seine Schriftstücke gerichtet und bewegte leicht seine Lippen. Schien sie nochmal durch zu gehen und irgendwie war ich erleichtert, dass er meinem Bruder scheinbar nicht so verfallen war, wie die meisten anderen. Vielleicht gefiel er ihm gerade deshalb so gut? Seija liebte Herausforderungen. Suri gähnte herzhaft und erhob sich, als auch die meisten anderen Studenten sich aufrichteten und langsam Richtung Ausgang strömten. Ich erhob mich ebenfalls und versuchte meine Unterlagen in meiner Tasche zu verstauen, ohne sie zu beschädigen. „ Ich hol mir was zu trinken…“ murmelte Suri plötzlich leise, als sie gerade ihre Sachen zusammen gepackt hatte und warf mir einen kurzen Blick zu. Mir war bewusst, dass sie mir damit einen Gefallen tun wollte, schließlich hatten wir wie gewohnt, in der nächsten Stunde Chemie gemeinsam. Yuji hatte diese Vorlesung nicht mit uns und sie hatte wohl bemerkt, dass ich unbedingt mit ihm sprechen wollte. Ich wartete, bis auch mein Bruder endlich den Saal verlassen hatte und wir alleine waren. Er hatte uns noch einen merkwürdigen Blick zugeworfen, da er wohl wusste, dass ich eigentlich in einen anderen Saal musste. Ich hatte fast das Gefühl gehabt, er hatte sich noch mehr Zeit als sonst gelassen. Wollte mich wohl ärgern? Unser Verhältnis war schwierig zu beschreiben. Als Kind hatte ich immer zu ihm aufgesehen. Seija hatte nie groß Wert darauf gelegt seine Gefühle offen zu zeigen, aber er sagte was er dachte und nahm dabei keine Rücksicht auf Verluste. Irgendwie bewunderte ich das wohl an ihm. Ich kam vor Yuji zum Stehen. ,, Hi..." Der Brünette junge Mann vor mir stockte kurz und blickte mich an. „ H-hai?“ Einen Augenblick musste ich ihn anstarren. Man konnte sehen, dass es ihm irgendwie unangenehm war und er nicht so richtig wusste, wie er sich verhalten sollte. Ich räusperte mich und versuchte ihn nicht weiter so anzustarren, um auch ihm die Situation zu erleichtern. ,, Können… wir uns sehen? " Er zog die Augenbrauen verwirrt in die Höhe. „ Ich meine nach dem Unterricht… Kann ich dich da sehen?“ Yuji nickte leicht und strich sich einige Strähnen aus seinem schönen aber nun puderrotem Gesicht. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte und ein schüchternes Lächeln umspielte seine Lippen. Dennoch kam keine Silbe über selbige. Vielleicht waren Worte auch nicht das Richtige, um ihm bewusst zu machen, was ich von ihm wollte. » Er ist sehr schüchtern « hatte Ken gesagt. Also was konnte ich von ihm erwarten? Würde er sich wirklich auf ein offizielles Date einlassen? Ein Date...? Irgendwie war es merkwürdig. Desto mehr ich mich an den Gedanken gewöhnte, dass ich ihn mochte, desto größer wurde das Verlangen Zeit mit ihm zu verbringen und ihn zu berrühren. Zu gerne hätte ich gewusst, wie es wohl war seine Lippen zu berrühren... ihn zu schmecken. Ehe mein Verstand den Gedanken zu Ende geführt hatte, war ich noch näher an ihn heran getreten und hatte ihn an beiden Armen erfasst. Kurz schaute ich in seine überraschten braunen Seen, die diesen unschuldigen, irgendwie erregenden Ausdruck hatten, ehe ich die Distanz zwischen uns verringerte und seine Lippen mit einem Kuss versiegelte. Ich spürte wie der Kleinere etwas versteifte und es kaum wagte, sich zu bewegen. Nach wenigen Sekunden entspannte er sich aber leicht und sank in meine Arme. Es war, als würde mein Herz aus der Brust springen wollen. Seine Lippen waren so zart wie es ihr Anblick versprach und trotz der Tatsache, dass ich ihn gerade so nah bei mir hatte und auf eine völlig neue Art und Weise spüren konnte, wusste ich dass mein Verlangen nach ihm größer wurde. Dass ich von nun an mehr wollte. Eine leichte Röte lag auf seinen Wangen, als wir uns nach einer Weile voneinander lösten und seine linke Hand wanderte vorsichtig an seine Lippen. Eine Mischung aus Unglauben, Überraschung und Furcht konnte ich in seinem Blick lesen, während er seinen Mund abtastete, als könne er nicht fassen, was gerade damit geschehen war. War es zu forsch gewesen? Hatte ich eine Grenze überschritten? Immerhin waren wir kein Paar...und gestern hatte ich gesagt, ich würde ihm Zeit geben. ,, Entschuldige." Ich trat einen Schritt zurück.,, Bitte verzeih mir." Er starrte mich aus verwirrten honig - braunen Augen an. Ich war ebenso in Schock wie er selbst. Was hatte ich getan? ,, Ich... " ,, Ihr glaubt nicht was gerade passiert ist - ! " Ich vernahm die vertraute aber aufgeregte Stimme meiner jahrelangen Freundin und mein Gegenüber riss wieder erschrocken die Augen auf. Sein Gesicht, war wenn möglich noch geröteter. Ehe ich wusste was geschah, hatte er seine Tasche gegriffen und stürmte los. Stolperte die Stufen Richtung Ausgang, als wäre der Teufel hinter ihm her. ,, Yuji! " Rief ich noch. Aber er reagierte nicht und war schnell aus meinem Blickfeld verschwunden. Suri sah verblüfft aus, blickte ihm kurz hinterher und kam hastig auf mich zu. Sie war wohl ebenso überrascht über sein Verhalten wie ich. ,, Was ist passiert?" Ich strich mir nervös durch die Haare und ein tiefes Seufzen entkam meiner Kehle. ,, Ich ... Ich habe Mist gebaut! " rief ich noch und rannte plötzlich ebenfalls los in der Hoffnung den Kleineren noch zu erwischen. Wieso war es so, als ob mein Körper selbstständige Entscheidungen traf, wenn es um Yuji ging? Als würde mein Verstand keine Rolle mehr spielen? Ich war schon immer ein Kopf Mensch gewesen. Wusste seit der Grundschule, dass ich Arzt werden wollte und hatte jede Entschwidung seither dementsprechend getroffen. Und nun...? Nun lief ich einem Kerl nach, den ich bis vor wenigen Tagen, erfolglos versucht hatte zu ignorieren. ,, Oh Seiji - Kun ..." Ein blonder Lockenkopf tauchte kaum war ich in den Flur getreten vor mir auf und blickte mich aus freudigen und hoffnungsvollen, blauen Augen an. ,, Dich habe ich gesucht." ,, Shi-ina- san. Es - Es ist gerade - " Sie ergriff meine Hand und drückte sie leicht. ,, Seiji - Kun, es ist wirklich wichtig... " es lag etwas Verzweiflung in ihrer Stimme und ich hielt inne. Shi-ina kannten wir seit der Mittelschule. Aber Suri hatte sie nie leiden können, wodurch auch ich nicht wirklich viel Kontakt mit ihr hatte. Suri und ich waren gemeinsam aufgewachsen und wenn ich ehrlich war, waren wir wohl immer so etwas wie unzertrennlich. Somit kam es für mich nie in Frage, jemanden den sie nicht leiden konnte, mehr Aufmerksamkeit als nötig zu widmen. Sie war mir eh genug als Freundin. Ich hatte nie den Drang mehr Freundschaften zu schließen. Aber Shi-ina war eigentlich ein sehr freundliches und liebenswürdiges Mädchen. Ich sah dass sich ihre Lippen bewegten und sie hielt noch immer meine Hand. War das gerade ein Liebesgeständnis? Aber ich konnte mich einfach nicht auf ihre Worte konzentrieren. Etwas Weiter den Flur entlang, hinter Shi-ina, erhaschte irgendwann etwas meine Aufmerksamkeit und mein Herzschlag setzte für einen Moment aus. Dort stand mein Bruder und hatte eine Hand um Yujis Talije und eine weitere um eines seiner Handgelenk gelegt. Seija hatte sich etwas zu ihm herunter gebeugt und lächelte leicht mit diesem irritierendem Ausdruck in den Augen. Yuji hatte den Kopf gesenkt und obwohl er mit denn Rücken zu mir stand, wusste ich dass er einen hochroten Kopf hatte. Seine Unterlagen und Bücher lagen um sie herum. Er war vermutlich gestolpert und in Seijas Arme gefallen, schlussfolgerte ich. Seija schien etwas zu sagen, woraufhin Yuji hastig den Kopf hob. Ihre Gesichter waren sich unglaublich Nahe und Seija zog ihn in einen nahe gelegenen Raum. ,, Verzeih mir Shi-ina-san, aber es ist gerade wirklich unpassend. " ich verbeugte mich entschuldigend, ehe ich an ihr vorbei rannte. Was war denn das bitte? Was hatte Seija zu ihm gesagt und warum hatte er ihn in diesem Raum gedrängt? Ich kam vor der Tür zum halten und öffnete sie hektisch, mit einem unguten Gefühl, bereit mit allem Möglichen konfrontiert zu werden. Dennoch: das Bild was sich mir bot, versetzte mir einen Schlag in der Magengegend und ich hatte das Gefühl, dass mir die Luft wegblieb. Seija hatte Yuji an einen Tisch gedrückt und war tief über ihn gebeugt. Sein Gesicht so nah an dem des Brünetten, dass ich mir sicher war, dass ihre Lippen miteinander versiegelt waren. Dieses flaue und unangenehme Gefühl breitete sich weiter aus. Yuji in Seijas Armen, war ein unerträglicher Anblick. Wie konnte es mein Bruder wagen?? Aber war ich besser...? Ich hatte ihn auch einfach ohne Erlaubnis geküsst. Es vergingen wohl kaum zwei Sekunden, die mir dennoch unendlich schienen, ehe Yuji ihn heftig von sich stieß und eine schallende Ohrfeige folgte. ,, So - sorry! Aber ich.... was - was tun sie da?! " rief er erschrocken aus und erst als er wohl wegrennen wollte, fiel sein Blick auf mich. Seine Augen weiteten sich noch mehr voller Entsetzen. Und ich hatte das Gefühl, er zitterte. Seija sah ihn verdutzt an und hielt sich mit einer Hand die leicht gerötete Wange, während er einen anerkennenden Pfiff ausstieß. ,, Temperamentvoll also huh?" Als keine Reaktion vom Jüngeren kam, folgte er schließlich Yujis Blick und ein merkwürdiger Ausdruck lag in seiner Mimik, als sich unsere Augen trafen. Es war eine Mischung aus Überraschung und Trotz. Keine Spur von Scham oder Reue. Typisch. Warum sollte er als Dozent auch jegliche Scham dafür empfinden, dass er einen seiner Studentin geküsst hatte? Nein - Einen Kuss aufgezwungen hatte. Das war es doch, was hier gerade vor sich ging? Ich klammerte mich an diesen Gedanken , dass es gegen Yujis Willen geschah. Schande über mich. Aber der Gedanke, dass Yuji das hier wollte, war einfach zu schmerzhaft. ,, Oh Gott..." Yuji vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als könne er sich so verstecken. ,, Oh Gott, Oh Gott." Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte... da war dieser unheimliche Drang meine Faust in das Gesicht meines älteren Bruders zu rammen und so lange auf ihn einzuschlagen, bis dieses verschmitzte Grinsen, was nun zu sehen war,verschwand. Und andererseits wollte ich Yuji in meine Arme ziehen und mit tausend Küssen belegen. Wollte nicht, dass die Lippen eines anderen, die letzten waren, die ihn berrührt hatten. Besonders nicht die von Seija. Seija strich sich durch die Haare und sein Blick wanderte auf meine zitternde Hand, die ich wohl unterbewusst schon zu einer Faust geballt hatte. ,, Ich, hatte ja keine Ahnung Sei... " er grinste wissend und blickte nun wieder zu dem Kleinen: ,, Ist er der Grund für die Ohrfeige?" Yuji erschrack und sah mich kurz an. Sein Gesichtsausdruck lies mich all die Wut über Seija vergessen und zurück blieb nur der Wunsch ihn in meine Arme zu schließen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder, schüttelte heftig den Kopf und rannte los. Im letzten Augenblick konnte ich ihn am Handgelenk fassen und zum Stillstand zwingen - diesmal würde ich ihn nicht entkommen lassen. Er wirkte panisch und ich spürte, dass er noch immer leicht zitterte. Was hatten wir diesem süßem Engel nur angetan? ,, Also... Ich denke, ich bin dann raus." Murmelte Seija und räusperte sich. Er ging langsamen Schrittes an uns vorbei und blieb kurz stehen, als er auf unserer Höhe war. Sein Blick fiel zu meiner Verärgerung auf Yuji, der den Kopf, scheinbar reflexartig senkte. Er konnte ihm wohl nicht in die Augen schauen, aber wer würde es ihm verübeln? Ich legte meine ganze Wut in den Blick, mit dem ich meinem Bruder nun begegnete, während ich Yuji noch immer festhielt. In den dunkel blauen Tiefen, war aber nur ein amüsiertes Funkeln zu sehen. Seija hatte nie die Gefühle anderer sehr ernst genommen. Das Beste und irgendwie auch traurigste Beispiel dafür war Liam. Als er aus meinem Blickfeld verschwunden war, atmete ich erleichtert aus. Ich vernahm ein leises murmeln und blickte in dunkle braune Augen, die mich leicht verärgert und irgendwie verwirrt ansahen. ,, Was hast du gesagt...?" Ich versuchte nun jegliche Wut aus meiner Stimme zu verbannen, als ich mich Yuji zuwand. ,, ... Arm.... Loslassen.... Bitte..." Murmelte Yuji und zuckte mit seiner Hand. ,, Ah , entschuldige..." Ich lies ihn sofort los und kratzte mir verlegen am Kopf. Ich hatte gar keine Zeit gehabt mir Gedanken zu machen, was ich eigentlich zu Sagen hatte. Yuji spielte nervös mit seinen Händen und Strich sich erfolglos die Haare nach hinten. Seine Mähne, war ein wirres durcheinander und mir kam plötzlich der Gedanke, wie er wohl morgens nach dem Aufstehen aussah... Vermutlich noch niedlicher. Ich hob die Hand und strich ihm die störenden Strähnen aus dem Gesicht. Machte die Sicht auf seine wunderschönen Augen frei. Er sah mich wie gebannt an - Ein leichter Glanz in den braunen Linsen und leicht gerötete Wangen. Ich musste mich schwer beherrschen, ihn nicht wieder zu küssen. Vielleicht sogar mehr zu tun. ,, Es... Es tut mir leid." Es war verrückt wie absurd schnell mein Herz schlug. ,, Ich hätte dich nicht einfach küssen dürfen." Fuhr ich fort und hielt sein Gesicht in beiden Händen. Sanft, als könnte ich irgendetwas zerbrechen, strich ich mit dem Daumen über seine Wangen. Seine Haut war so unfassbar zart. Einen Moment schwiegen wir beide und starrten uns lediglich an. Ich vergaß alles um mich herum und wunderte mich, wie ich diese unfassbare Schönheit, all die Wochen oder sogar Monate ignoriert haben konnte. Ich wusste seit unserer ersten Begegenung, dass er hübsch war und mir auf irritierende Weise gefiel. Aber das, was ich nun vor mir sah, brachte mein Herz zum rasen. Er legte vorsichtig seine Hände auf meine. ,, Be - bereust du es Seiji-san?" Ich war überrascht von dieser Frage und nochmehr von dem Körperkontakt. Yuji hatte diesen .... Ja hoffnungsvollen und doch ängstlichen Ausdruck in den Augen. ,, Nein..." Kam es schließlich über meine Lippen. ,, Um ehrlich zu sein, desto mehr ich über dich nachdenke und desto häufiger ich dich sehe, desto mehr will ich dich wieder küssen." Seine Augen weiteten sich und Yuji wurde wieder knallrot. Er senkte sofort den Blick und atmete schwer, als hätte er kurz zuvor, die Luft angehalten. Ich kam um einen Gedanken nicht herum. ,, Die Ohrfeige..." Yuji hob erschrocken und mit leichter Scham, den Kopf. ,, Gomen... ich wollte deinen Bruder nicht schlagen... aber - aber er hat mich so überrascht und - " murmelte er leise und senkte wieder den Kopf. Er musste inzwischen den Fußboden sehr genau kennen. Ich lächelte und hob vorsichtig sein Gesicht. Zwang ihn mich anzusehen. ,, Es - es muss dir nicht leid tun." Seine dunklen Augenbrauen kräuselten sich und das » Warum? « stand ihm gerade so ins Gesicht geschrieben. Ich spürte dass sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. ,, Wenn du es nicht getan hättest, hätte ich ihm eine runter hauen müssen. " ich nahm schweren Herzens etwas Abstand. ,, Mein Bruder ist also nochmal gut davon gekommen." Ich verschwieg, dass es irgendwie eine Genugtuung war, zu wissen, dass er meinen Kuss sogar irgendwie erwiedert, während Seija eine Ohrfeige bekommen hatte. Ein leises Lachen entkam Yuji, woraufhin seine Gesichtszüge weicher wurden und meine Aufmerksamkeit wieder auf seine schönen Lippen gezogen wurden. Ich hatte das Gefühl, dass eine riesige Last von uns beiden fiel und der Kleine endlich etwas entspannte. Vielleicht hatte ich da Ganze doch noch nicht vermasselt... Kapitel 10: 10 Days ------------------- Chapter X - 10 Days » Yujis View « Schwere Regentropfen prasselten vom Himmel und schlugen so hart auf den Boden, dass ich einen Moment grübelte, ob es sich eventuell doch um Hagel handelte. Mein Blick wanderte zu den grauen Wolken über mir und ich drückte mich so nah wie möglich an die Hauswand. Es war Donnerstag und drei vorlesungsfreie Tage lagen nun vor mir. Nervös drückte ich meinen Rucksack ebenfalls enger an mich, als könnte man sonst erahnen was sich dadrin befand. Der Inhalt selber war ja nicht so dramatisch.... aber das wofür er eingepackt war, war dann doch beschämend. So richtig fassen, konnte ich es selbst noch nicht. ,, Fertig?" Eine dunkle Stimme drang an mein Ohr und ein grauer Schirm wurde über mir aufgespannt. Mitternacht blaue Augen sahen mich freundlich an und ein leichtes Lächeln forderte mich auf, dem dunkelhaarigem Mann vor mir zu folgen. ,, Ja!" rief ich und er legte einen Arm um meine Schultern, um mich so näher an sich heran zu ziehen. ,, ... Sonst werden wir nur beide nass..." flüsterte er erklärend und ignorierte die tiefe Röte in meinem Gesicht. Seiji war egal, was andere Leute dachten. Es hielt ihn nicht davon ab, in der Öffentlichkeit meine Nähe oder sogar Körperkontakt zu mir zu suchen. Mir hingegen, war es oft peinlich. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und ich war in seiner Gegenwart einfach immer noch sehr nervös und meistens völlig überfordert. Trotzdessen, dass er mir bereits meinen ersten Kuss geraubt hatte, war er aber zu meinem Glück nun sehr geduldig. 10 Tage waren vergangen und Seiji hatte sich sehr viel Mühe gegeben dieses » Kennenlernen « wirklich in die Tat umzusetzen. 10 Tage, an denen Seiji mich jeden Morgen zur Uni abgeholt hatte und nach der Uni nach Hause brachte. 10 Tage an denen er, wenn ich länger Vorlesungen hatte, die Zeit nutzte, um in der Bibliothek zu lernen. Ich hatte ihm oft gesagt, dass es nicht nötig war und er hätte nach Hause gehen oder etwas mit Suri Unternehmen können. Aber er bestand einfach darauf und irgendwie gefiel mir wohl auch diese neue, ungewohnte Aufmerksamkeit. 10 Tage pures Herzklopfen, Nervosität und dennoch Freude und Glücksgefühle. An denen er mich manchmal zum Essen einlud, in ein Café mitnahm oder wir an verregneten Nachmittagen wie heute, bei ihm in der WG rum hingen und ich gemeinsam mit Suri Filme ansah oder Videospiele zockte, während er für die Uni lernte. Seiji war ziemlich fleißig und ich bekam manchmal ein schlechtes Gewissen, ob ich ihn irgendwie von seinem Studium ablenkte. ,, Hast du hunger?" fragte er, als wir nicht mehr weit vom Wohnblock ihrer WG entfernt waren. ,, Wir könnten noch kurz in den Supermarkt, bevor wir nach Hause gehen." Als hätte mein Magen seine Frage gehört knurrte er bereits lautstark und ich sah ihn peinlich berrührt und entschuldigend an. Seiji lachte und einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass er mich wieder auf diese bestimmte Art und Weise ansah. Als wollte er eigentlich etwas ganz anderes tun. ,, Also gut... Ich deute das als ein 'Ja'. " Ich wurde wieder nervös. Heute sollte ich zum ersten Mal bei ihm übernachten. » Keine Sorge... Ohne Hintergedanken. « hatte er gesagt und ich glaubte ihm. Trotzdem war ich einfach unglaublich aufgeregt und ich hätte alles dafür gegeben, mit Ken darüber sprechen zu können. Zu meinem Bedauern waren es aber auch 10 Tage ohne Kontakt zu meinem besten Freund gewesen. Dieser Gedanke versetzte mir immer wieder einen Stich, aber es schien, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. In den ersten drei Tagen hatte ich versucht es zu ignorieren und war so damit beschäftigt gewesen, meine Gefühle zu Seiji richtig zuzuordnen, dass kaum Momente blieben, weiter darüber nachzudenken. Ich glaubte, er brauchte wirklich nur etwas Zeit um sich daran zu gewöhnen - hatte ihm ja immerhin gestanden Seiji und somit auch Männer zu mögen. Natürlich musste er das erstmal verarbeiten. Das war ja völlig normal. Aber dass er mich jetzt so lange schon ignorierte...? An manchen Tagen wusste ich nicht, ob ich lachen sollte vor Glück, oder weinen vor lauter Frust. Kurz dachte ich an meinen letzten Kontakt zu Ken. Es war an dem Tag gewesen, als Seiji mich zum ersten und bisher auch einzigen Mal geküsst hatte. . . . Es war vor genau zehn Tagen gewesen. Seiji und ich waren schweigend nebeneinander hergelaufen. Er hatte darauf bestanden mich nach Hause zu begleiten und während des gesamten Heimwegs hatte ich so unfassbares Herzklopfen gehabt. Es war aber auch einfach ein verrückter Tag gewesen... erst hatte ich von dem dunkelhaarigen neben mir meinen ersten Kuss bekommen - Meinen ersten Kuss verdammt nochmal! - und dann folgte ausgerechnet ein weiterer Kuss von seinem Bruder. Bei dem Gedanken alleine war mir sofort die Röte ins Gesicht geschossen und ich hatte mich noch fester an meine Tasche geklammert. Es war zwar sehr überraschend, aber irgendwie nicht unangenehm gewesen. Seijis Lippen waren warm und weich. Ich weiß noch, wie furchtbar heiß mein Kopf wurde und ich schielte zu ihm herüber. Er hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben und blickte gerade aus, auf die Straße vor sich. Seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und ich dachte an den Tag unserer ersten Begegnung. Wie anziehend ich ihn schon damals gefunden hatte... Wer hätte je gedacht, dass sich die Dinge so zwischen uns entwickeln würden? Ausgerechnet zwischen uns, schließlich waren wir so verschieden. Was mochte er eigentlich an mir? - schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Seiji hätte jedes Mädchen und wahrscheinlich sogar jeden Kerl haben können. Was mochte er also ausgerechnet an mir? ,, Hm?" Ich wurde plötzlich aus neugierigen dunkel blauen Seen gemustert. ,, Ist was?" ,, Ahhh... Nein ich- " ich grinste unbeholfen und senkte beschämt den Blick. ,, Ich... ach es ist nichts wichtiges." ,, Yuji... ich sagte, dass ich dich kennenlernen möchte." Er blickte wieder gerade aus. ,, Das heißt, ich will wirklich alles von dir wissen. " Ich hielt inne und starrte ihn einen Moment an. Er erwiederte meinen Blick und eine wohlige Wärme breitete sich in meiner Magengegend aus. Seiji war unfassbar... er war so perfekt in seiner Erscheinung. ,, Ich - Ich habe mich nur gefragt...." ,, Ja? " ,, Ich habe mich gefragt, was du an mir magst!" Schrie ich plötzlich hastig und kniff beschämt und erschrocken über meinen eigenen Ausbruch, die Augen zusammen. ,, Du bist so perfekt Seiji... was mag jemand wie du an jemanden wie mir? " Eine Weile hatten wir beide geschwiegen. Ich wusste selbst nicht, warum ich so geschrieen hatte, aber es war als hätte ich die Worte sonst nicht über meine Lippen bringen können. Dann spürte ich Seijis Hände um meine Talije und er zog mich feste an sich. Als ich meinen Kopf hob und seinem Blick begegnete, vergaß ich, dass wir uns mitten auf der Straße befanden und vermutlich gerade angestarrt wurden. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. ,, Du bist unfassbar niedlich Kino, Yuji... besonders wenn du Lachst... " Zärtlich und fast schon vorsichtig berrührten seine Lippen meine Stirn. ,, ... nenne es egoistisch oder selbstsüchtig... Aber ich möchte der jenige sein, der dir dieses unglaubliche Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich allein. " Und das war es gewesen. Dieser eine Satz hatte mein Herz so sehr berrührt, dass es fast schon weh tat. . Nachdem ich Seiji vor meiner Wohnungstür verabschiedet hatte, war ich sofort in mein Zimmer gestürmt. Ich hatte ihm hastig einen Kuss an die Wange gegeben und ihm dann in meiner Panik die Tür vor der Nase zugeschlagen. Warum war ich nur immer so aufgeregt in seiner Gegenwart und konnte mich nicht normal verhalten? Yaten schien unterwegs gewesen zu sein, was mich aber eigentlich eher erleichtert hatte. Mit ihm konnte ich eh nicht darüber sprechen und er hätte nur unnötige und peinliche Fragen gestellt. Mein Herz hatte noch immer gerast und ich freute mich wie ein kleines Kind, dass er mit mir am nächsten Wochenende in einen großen Tierpark gehen wollte. Dort gab es wohl sogar Nachwuchs bei den Bären. Das war einfach so aufregend alles. So etwas hatte ich noch nie empfunden. Ich schloss meine Augen und dachte wieder an Seijis Worte. Es hatte so ehrlich geklungen und dennoch verwirrte es mich... was sollte ich tun? Ich mochte ihn. Sehr sogar. Meine Gedanken glitten plötzlich zu dem zweiten Kuss, den ich an diesem Tag erhalten hatte. Aber was war das mit Dr.Niwa gewesen? Ich lies mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinem Kopfkissen. Warum hatte er mich überhaupt geküsst gehabt? War das ein schlechter Scherz? Und Seiji hatte es auch noch gesehen?! Es war mir so peinlich gewesen. Der Kuss von seinem Bruder war irgendwie unangenehm... Es hatte sich nicht schlecht angefühlt, aber irgendwie falsch. Und ich fragte mich erneut, warum er es getan hatte? Ich war schließlich sein Student und viel jünger und überhaupt. ,, Arrgh!" verwirrt wand ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben noch nie so kompliziert gewesen war. Wenn es jemals einen Menschen gab, der mein Leben wieder ins Gleichgewicht bringen konnte, war es schon immer Ken gewesen. ~~~~~~ Gesendet: 17:25 Uhr An: Ken Ken-ken, können wir reden? Ich habe versucht dich anzurufen. Es ist wichtig. ~~~~~ Empfangen: 17:32 Uhr Von: Ken Alles in Ordnung? ~~~~~~ Gesendet: 17:36 Uhr An: Ken Hai! Hast du Zeit für mich? Ich würde gerne mit dir reden. ~~~~~~ Empfangen: 17:48 Uhr Von: Ken Bin momentan sehr beschäftigt. Worum geht's Yu? ~~~~~~ Seit ich denken konnte, hatte Ken mich nie abgewiesen. Und nun tat er es innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal. Ich las diese beiden Sätze immer wieder und versuchte mir einzureden, dass es vermutlich nicht böse gemeint war. Schließlich war ihm seine Musik sehr wichtig und er hatte wahrscheinlich einfach wirklich viel zu tun. ~~~~~~ Gesendet: 17:56 Uhr An: Ken Ich bin ziemlich durcheinander... Ich würde wirklich gerne mit dir reden. Seiji hat mich geküsst. ~~~~~~ Als nach 20 Minuten immer noch keine Antwort gekommen war, war ich plötzlich so nervös, dass ich in meinem Zimner auf und ab lief. Was, wenn er nicht mit mir darüber sprechen wollte? Was wenn ihn dieses Thema anekelte?! War es egoistig von mir ihn einfach damit zu konfrontieren? Ken würde es mir wahrscheinlich niemals sagen können oder? ~~~~~~ Gesendet: 18:23 An: Ken Es tut mir leid... Ich sollte dich nicht damit belästigen. Das war sehr egoistig von mir. Vergiss es einfach. ~~~~~ Es hatte ewig gedauert, bis mein Handy wieder geklingelt und ich auf dem kleinen Bildschirm seinen Namen angezeigt bekommen hatte. Mein Herz hatte so heftig gegen meinen Brustkorb geschlagen vor lauter Aufregung. ~~~~~~ Empfangen: 18:53 Uhr Von: Ken Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen... Ich weiß nur nicht was ich dazu sagen soll. ~~~~~ Mich überkam ein flaues Gefühl... Also kam er damit nicht klar. Er hasste mich vielleicht sogar. Der Gedanke war unerträglich und ehe ich mich versah, hatte ich auf das kleine Telefon - Symbol gedrückt und hielt den Hörer an mein Ohr. Geduldig vernahm ich das klingeln. ,, Yu... " Kens Stimme klang so fremd, als er endlich den Anruf angenommen hatte. ,, Sag, dass du mich nicht hasst... du hast es versprochen." Meine Stimme war brüchig und ich spürte ein brennen in den Augen. Tränen rannen meine Wange hinunter und ich schluckte schwer. Einen Augenblick war es still und ich schluchzte verzweifelt in den Hörer. ,, Yu-Chan. Das könnte ich nie, das weißt du ... ! Nichts was du tust könnte mich dazu bringen, dich zu hassen. " wieder wurde es still. Ich konnte ihm nicht glauben. Warum verhielt er sich dann so merkwürdig? ,, Ich denke... ich brauche einfach etwas Zeit." ,, Zeit...?" ich hatte mich ewig nicht mehr so elendig gefühlt. ,, Ich- verdammt Yuji es liegt nicht an dir... Ich... Yu ich..." es war eindeutig, dass es auch ihm gerade sehr schwer viel. Seine Stimme war irgendwie zittrig und keine Spur von der Fröhlichkeit und Sorglosigkeit mit der er mir sonst immer begegnet war. ,, Gib ... Gib mir bitte Zeit mich daran zu gewöhnen." Sagte er dann leise. Es tat so unfassbar weh, zu realisieren, dass Ken mein bester Freund seit Kindertagen, mich nun so sehr ablehnte. Genau das war immer meine Angst gewesen. Und dennoch konnte ich es nicht fassen... Dass er scheinbar ein Problem damit hatte und Abstand von mir wollte, war wie ein böser Traum. Ich verfluchte den Tag, an dem ich es ihm gesagt hatte. Warum konnte ich nicht einfach meinen Mund halten. Dann wäre alles noch in bester Ordnung gewesen oder? ,, Wenn du das willst... dann werde ich ihn nie wieder sehen." rief ich in den Hörer und war selbst überrascht wie verzweifelt meine Stimme klang. ,,Was?!" ,, Ich... ich werde ihn ignorieren. ich verspreche es." Ich hatte erfolglos versucht, gegen weitere Tränen anzukämpfen. ,, Ich kann ihm aus dem Weg gehen." ,, Ach Yu... " ich weiß noch genau, wie traurig seine Stimme geklungen hatte. ,, Was redest du da? Das würde ich niemals von dir verlangen... Ich weiß, dass ihr euch mögt. Und ich möchte, dass du glücklich bist." ,, Ken..." ,, Ich verspreche dir, es wird alles gut. Gib mir einfach Zeit." Und das war es gewesen... Ich hatte mich zurück gezogen und den Drang ihn zu kontaktieren unterdrückt. Es war kaum in Worte zu fassen, wie sehr ich darunter litt. Ken und ich hatten noch nie gestritten und jetzt sprachen wir schon zehn volle Tage nicht miteinander. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich mich nicht richtig auf Seiji einlassen konnte. Irgendwie hatte ich Schuldgefühle und wann immer ich an Ken dachte, überkam mich Scham. . . . ,, Hey Yuji! " ich wurde angestupst und blickte in verwirrte dunkle Seen. ,, Du bist wieder so abwesend... sicher, dass alles in Ordnung ist? " Ich hatte Seiji nie von Kens Verhalten erzählt. Aber er wusste dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Kein Wunder... ,, Ja... sicher. " haspelte ich und bemerkte, dass wir bereits vor besagtem Supermarkt standen. Seiji strich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und lächelte sanft. ,, Du bist ein sehr schlechter Lügner." ,, Ich - ich ..." sollte ich ihm erzählen, was mit Ken passiert war? Würde er es verstehen? ,, Es geht um -" ,, Oh Yu-chan! " wurde ich plötzlich von einer vertrauten Stimme unterbrochen. Ich erblickte hinter Seiji einen langhaarigen jungen Mann, der gerade aus dem Store trat und freudige grüne Smaragde musterten mich. ,, Rey-kun." Seine Augen strahlten, aber meine Freude währte nicht lange, da direkt hinter ihm Ken ebenfalls aus dem Store trat. Er hatte beide Arme um eine braune Einkaufstüte geschlungen und starrte mich fast schon erschrocken an. ,, Na so eine freudige Überraschung." Rey drückte mich kurz, ehe seine Aufmerksamkeit auf Seiji fiel. ,, Hi... du bist Seiji richtig?" Der schwarzhaarige lächelte kühl und hob eine Hand zum Gruß, während er in der anderen noch immer den Regenschirm über uns aufgespannt hielt. ,, Ja richtig... Hallo." sagte er freundlich und nickte auch Ken zu. ,, Hey..." kam es knapp von Ken und er starrte mit einem undefinierbaren Ausdruck auf den Boden. Rey sah irritiert zwischen uns hin und her, während er ebenfalls einen Regenschirm aus seiner Tasche zog und ihn aufspannte. ,, Wir waren gerade bei einem Pianist hier in der Gegend... er hilft Ken mit seinem Album. " Rey plauderte, trotz des irritierten Ausdruck in seinem Gesicht drauf los. Er war schon immer so etwas wie Kens Vorbild gewesen. Trotzdessen, dass er sein Onkel war, hatten sie keinen ganz so großen Altersunterschied. Er war ein liebevoller Mann und tat für Ken eigentlich so ziemlich alles. ,, Euer Wohnheim ist hier in der Nähe oder? Ich hatte Ken doch mal hier irgendwo abgeholt." Ich nickte abwesend. Ein merwürdiger Moment der Stille folgte und auch ich starrte auf den Boden, um weder ihn noch seinen Onkel anschauen zu müssen. Mein Herz schlug so schnell, dass ich hätte schwören können, dass es jeder der anderen hören konnte. ,, Wie ... geht's dir?" Kam es schließlich vom jüngeren der beiden und als ich den Kopf hob, trafen sich unsere Blicke. Er fixierte mein Gesicht und ich wurde irgendwie unter den forschenden grünen Augen nervös. ,, Gu-Gut. Mir geht's gut Ken-kun... " ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Egal was zwischen uns passiert war und wie sehr er mich verletzt hatte. Ihn zu sehen und seine Stimme zu hören, machte mich einfach glücklich. Einfach so unfassbar glücklich... Er erwiederte mein Lächeln instinktiv und es war ein kurzer Moment der alten Vertrautheit und Verbundenheit zwischen uns, die kein anderer verstehen konnte. Als hätte es die Ereignisse der letzten Tage nicht gegeben. ,, Eh..." Rey räusperte sich und für wenige Sekunden wanderte Kens Blick zu seinem verwirrt dreinschauenden Onkel und dann zu Seiji neben mir. In diesem Moment, hatte ich das Gefühl, dass er sich etwas versteifte. Er kratzte sich im Nacken und wand den Blick von mir ab. ,, Wir gehen dann mal..." er lächelte mich an. ,, Bis bald Yu." ,, Bis bald! " rief Rey, lächelte uns entschuldigend an und ich sah die wachsende Verwirrung in seinen Augen. Vermutlich hatte Ken ihm nichts davon erzählt, was zwischen uns vorgefallen war. Ich sah beiden hinterher... ein wehmütiges Seufzen entkam meiner Kehle und ich bekämpfte den Drang ihm nachzulaufen und einfach um den Hals zu fallen. Ihn anzuflehen mir zu verzeihen. ,, Willst du mir jetzt vielleicht endlich mal sagen, was los ist? ". Seiji legte eine Hand auf meine Schulter und drückte sie sanft. ,, Das letzte mal, als ich euch beide zusammen sah konnte er kaum die Hände von dir lassen. Und jetzt könnt ihr euch nichtmal richtig in die Augen schauen." Einen Moment zögerte ich. Aber dann dachte ich an all den Schmerz den ich die letzten Tage verspürt hatte und den ich mit niemanden hatte teilen können. Und was noch viel schlimmer war, dass ich deshalb auch ihm oft genug vor den Kopf gestoßen hatte. Also platzte es aus mir heraus. Alles... von meinem ersten Geständnis im Kino bis hin zu unserem letzten Gespräch vor 10 Tagen. Seiji hatte mir schweigend zu gehört. Zwischendurch hatten sich seine Augenbrauen gekräuselt, als wäre er verärgert oder wütend, dann lag da noch etwas anderes in seinem Blick, was ich aber nicht deuten konnte. Schließlich seufzte er aber tief und fuhr sich durch die Haare. ,, Dieser verdammte kleine Feigling..." murmelte er düster und legte eine Hand an meine Wange. ,, Yuji... Ich bin mir sehr sicher, dass er dich nicht hasst." Woher wollte er das so genau wissen? ,, Ich denke eher, dass er dich... dass er dich so gerne hat, dass ihn die Vorstellung von uns Beiden sehr schmerzt." Was meinte er denn damit? Wollte er etwa sagen, dass Ken eifersüchtig war? Aber es gab doch keinen Grund dafür. Ich hätte mir immer Zeit für ihn genommen. Er würde doch mein bester Freund bleiben und nichts und niemand konnte das ändern. ,, Aber ... ich verstehe nicht. Es ändert doch nichts zwischen uns..." Seiji lächelte und hauchte wieder mal einen Kuss an meine Stirn. ,, Vertrau einfach darauf, dass er sein Versprechen hält. Alles wird gut. Wenn er soweit ist, wird er es dir erklären." Es fiel mir schwer Seijis Worte richtig einzuordnen. Ich beschloss dennoch seinem Rat zu folgen und Ken zu vertrauen. ,, Und was mich betrifft... " Seiji strich mir über die Wange. ,, Ich mag dich wirklich sehr... " Wie konnte er solche Dinge immer einfach so sagen. Ich sah mich hastig um, ob uns jemand hören konnte. Schließlich standen wir immer noch vor dem Store aus dem jeder Zeit hätten Menschen rauskommen oder hineingehen können. ,, Du machst dir viel zu viele Gedanken, was andere Menschen denken könnten." Er strich sich durch die Haare. ,, Du empfindest doch was für mich? Und solange sich das gut anfühlt, spielt es keine Rolle was alle anderen sagen oder denken." Wieder stieg mir die Röte ins Gesicht. Aber er hatte recht. Es fühlte sich gut an. Sehr sogar... warum sollte ich mich also deshalb schlecht fühlen oder schämen? Mein Lebenlang hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass ich mich verstecken musste. Der einzige, der immer zu mir gehalten hatte, war Ken. Vermutlich war das auch der Grund, weshalb ich nun das Gefühl hatte, etwas schlechtes zu tun. Wenn sogar Ken mich ablehnte, konnte es nur falsch sein. Aber Seijis Worte lösten etwas in mir aus. Er mochte mich, so wie ich bin und ich mochte ihn. Egal wie sehr ich Ken wieder in meinem Leben haben wollte, eins war klar: Ich wollte weder meine Gefühle für Seiji, noch mich selbst ändern. War das nicht der Grund weshalb ich nach Tokio gekommen war? Ich wollte endlich frei sein. Es war, als ob eine große Last von meinen Schultern fiel und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. ,, Eh... warum weinst du denn jetzt? " Seiji zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe. Ich schluckte und fiel dem schwarzhaarigen um den Hals. ,, Weil ich glücklich bin." schluchzte ich in seinen Nacken und spürte wie er einen Arme um mich schlang und mich fester an sich zog. Und diesmal war ich es, dem es völlig egal war ob uns irgendjemand sehen konnte und der seine Lippen mit einem sanften Kuss versiegelte - und es fühlte sich wirklich gut an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)