Die Reise beginnt von Erenya (Eri no Bouken) ================================================================================ Kapitel 1: Codewort: Let it go ------------------------------ Es passierte selten, eigentlich gar nicht, dass ich auf der Couch einschlief. Schon gar nicht wenn ich beschäftigt damit war zu schreiben. Beim Fernsehen war es schon mal passiert, aber nicht, wenn ich auf irgendetwas fokussiert war. Und doch war es irgendwie passiert. Der Kälte verdankte ich es, dass ich wieder zu mir kam, wach wurde und mich eigentlich in eine Decke kuscheln wollte. Seltsam wenn man bedachte, dass mein Bademantel mich sonst immer wärmte. Noch dazu hatte ich die Heizung an. Wie kalt musste es also sein? Langsam und müde öffnete ich meine Augen und blickte in ein Meer aus weiß. Ich blinzelte etwas, denn meine Wohnung war alles aber nicht ein Meer aus weiß. Als diese Erkenntnis in mir durchsickerte, öffnete ich schlagartig die Augen und verstand auch, warum mir so kalt war. Auf mir lag eine Schicht Schnee, die meinen Bademantel vollkommen durchnässt hatte. Kein Wunder, dass der also nicht mehr warm hielt. Ich mühte mich schnell auf, spürte die Nässe des Mantels, der mich immer wieder zu Boden zog. Doch mit Sicherheit war es nicht gerade richtig hier zu verweilen, auch wenn es seltsam war, wie einfach ich akzeptieren konnte, dass ich gerade nicht in meiner Wohnung erwacht war. Oder vielleicht glaubte ich auch noch zu träumen. Solche realen Träume waren keine Seltenheit. Ich schüttelte meinen Kopf, da mir etwas schwindlig war und zog den Stoff des nassen Bademantels enger um mich. Es war viel zu real. Das war kein Traum. Das konnte und durfte keiner sein. Allmählich machte sich doch so etwas wie Panik breit. Dezent, denn ich hatte gerade andere Sorgen als mich zu fragen, warum ich inmitten der Tundra war. Die Kälte stieg mir unangenehm in die Knochen und ich wusste, dass ich sterben würde, wenn ich nicht bald aus den nassen Sachen und in frische warme Klamotten schlüpfen konnte. Und da standen sie. Meine Rettung. Männer mit Speeren. Gut in meiner Welt hätte das jetzt nicht als die „Rettung“ gegolten, aber es war alles an Hoffnung das ich hatte. Ich zwang mich dazu Schritt um Schritt zu machen und auf diese Männer zuzugehen. Es war nicht leicht, denn mein Körper gab mir Widerstand. Ich kam also nicht so schnell voran, wie ich es gewohnt war. Eine Jeanshose wäre also definitiv nice gewesen. Aber woher hätte ich auch wissen können, dass ich im Schnee erwachte, wenn ich nicht einmal vor hatte das Haus zu verlassen. „Hallo!“ Ich versuchte mein bestes mich bemerkbar zu machen, doch meine Stimme war zittrig und alles andere als nutzbar. Ich musste mehr Kraft geben, auch wenn ich wusste, dass ich mich erneut Kraft kosten würde. „Entschuldigung!“ Ich war ihnen näher gekommen und zum Glück nah genug, damit sie mich bemerkten. Die Krieger sahen auf zu mir, ernst und doch in gewisser Weise ausdruckslos. Auf dieselbe Art sah ich wohl auch die Krieger an, deren Kleidung mir vertraut war. Bewusst wurde mir erst jetzt wo ich mich wohl befand. Imuchakk. Die Krieger sahen mich an und schienen darauf zu warten, was ich sagen würde. Mir fiel spontan nur eines ein, auch wenn die großen Jungs doch arg gefährlich aussahen. „I-Ihr h-habt ni-nicht z-z-zufällig... w-w-warme Sa-sa-Sachen?“, bibberte ich hervor und fühlte mich als hätte ich gerade jetzt jeden Stotterer in meiner Welt beleidigt. Die Kälte hinderte mich aber daran auch nur ein Wort klar und deutlich aussprechen zu können. „Bitte... ich... kann nicht...“ Mir gaben die Beine nach. Ich fühlte wie meine Kraft wich. Die Kälte hatte sie mir geraubt und wenn ich nicht bald Hilfe bekam, würde ich erfrieren und hier sterben. Mit etwas Pech passierte mir dann dasselbe wie Vincent aus Catherine, wenn dies hier ein Traum war. Ich würde vielleicht sterben. „Sie sieht seltsam gekleidet aus...“, merkte einer der Imuchakk an. Natürlich sah ich seltsam gekleidet aus. Wäre das ein MSP, wäre das eine Steigerung von nackt auf bekleidet. Ich wusste aber nicht, ob ich es so toll finden sollte, dass ich wirklich Sachen aus meiner Welt trug, die eindeutig nicht von hier stammten. Das würde mir sicher noch einige unangenehme Fragen bringen. „Sie könnte zu den Assassinen gehören.“ Ich schüttelte langsam den Kopf. Einfach um klar zu machen, dass ich kein Assassine war. Ein klares „Nein“ hätte ich sowieso nicht mehr hervorbringen können. „Sie sieht nicht aus wie ein Assassine... allerdings Sinbad wurde von diesem Kind angegriffen.“ Erneut schüttelte ich den Kopf und sammelt alle Kraft, die ich noch aufbringen konnte. Sie mussten verstehen, dass ich nicht gefährlich war. Gerade schon einmal gar nicht. „Kein Assassine...“, wisperte ich und hatte das Gefühl dass mir diese zwei Worte die restliche Kraft aus dem Körper saugten. Doch ich durfte nicht ohnmächtig werden. Nicht jetzt. „Holt ihr warme Sachen. Unser Aufbruch wird sich etwas verschieben. Ich will wissen was sie hier macht.“ Immerhin einen Erfolg hatte ich. Einen kleinen.   Mir war zwar nicht mehr so kalt, aber meine Situation war nur bedingt besser geworden. Gefesselt zu sein gehörte nicht gerade zu meinen Favoriten, wenn man bedachte, dass ich auf Bondage so null stand und ich kein Safe-Word festgelegt hatte. „Wo kommst du her?“ „Von etwas weiter weg“, beantwortete ich die Frage. Die Wahrheit konnte ich ihm kaum erzählen, dass hatte mir mein MSP damals schon verraten. Niemals mit der Wahrheit rausrücken. Aber besser war auch, dass ich nicht erzählte das ich von Banditen überfallen worden war. Am Ende hätte ich noch Borg und die Lüge flog auf. Das Leben mochte mich auf so eine Situation nicht vorbereitet haben, mein MSP schon. „Wieso bist du hier, wenn du nicht zu den Assassinen gehörst?“ In meinem Kopf ratterte es. Assassinen, die Imuchakk hatten sich bereit zum Aufbruch gemacht, sie hatten Sinbad erwähnt... Ich ahnte zu welchem Zeitpunkt ich hier angekommen war. Und hey, in der Wirklichkeit konnte mir mein Fandomwissen helfen. Anders als in meinem MSP. Perfekt. „Ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Nicht nur aus Visionen... wie der zweite Dungeon verschwindet.“ „Wie der zweite Dungeon verschwindet? Aus Visionen?“ Ich hatte Hinahohos Vater sichtlich verwirrt, aber das war auch Sinn und Zweck der Sache gewesen. Irgendwie zumindest. Je mysteriöser es klang um so glaubwürdiger würde es in einer Welt, in der es Magie gab, vielleicht sein. „Ich komme aus einer Stadt, verborgen vor den Augen aller. Wir sind Seher und haben den ersten Dungeon schon vor Jahrhunderten fallen sehen, noch bevor er erobert wurde. Als ich eine Vision hatte, wie der zweite Dungeon ebenfalls fiel, ging ich auf Reisen, um diese einzigartige Entität zu treffen. Dafür habe ich ein Portal benutzt, welches es uns ermöglicht weite Strecken zurückzulegen. Allerdings ist dies nur eine sehr einseitige Reisemöglichkeit. Deswegen, Volk der Imuchakk, fürchtet mich nicht, ich will nur sehen wer dieser Sinbad aus meiner Vision ist.“ Ich musste gestehen, dass selbst ich mir das abgekauft hätte. Naja fast alles. Das Portal war vielleicht etwas too much, aber es erklärte immerhin wie ich in den verschneiten, eisigen Norden gekommen war. Ich konnte nur hoffen, dass man mich jetzt nicht unbedingt danach fragte wo genau diese Stadt liegen würde. „Wird Hinahoho aus dem Dungeon kommen?“ Ich wandte meinen Blick zu der Frau, die ebenfalls in der Hütte war und wohl Pipirika war. Wenn ich mich richtig erinnerte, war sie es gewesen die ihren Vater dazu angehalten hatte, die Krieger zu versammeln und gemeinsam zum Dungeon zu gehen. Das war meine Gelegenheit meine Geschichte zumindest zu unterstreichen. „Ja, er lebt. Allerdings, solltet ihr euch beeilen, denn es warten bereits andere auf die Rückkehr des gewählten Königs. Auch wenn Sinbad mächtig, die Strapazen des Dungeons haben sie alle sicher mitgenommen. Ihr müsst schnell sein.“ Nachdenklich sah mich Hinahohos Vater an und ich hielt seinem Blick stand. Er traute mir nicht, was mich nicht verwunderte. Nur weil ich von Feinden Sinbads sprach, die ihn begrüßen würden, hieß es nicht, dass ich nicht zu diesen gehörte. Noch dazu hatten Sinbad in diesem Dorf Assassinen angegriffen, es war rein logisch, dass man mir nicht vertrauen konnte. „Ich würde gerne mit euch kommen, es werden neue Gefährten an Sinbads Seite sein, die bezeugen können, dass ich keine Gefahr bin. Aber dafür, müsst ihr euch beeilen.“   Das man mir nicht vertraute war mir ja klar, aber dass man wohl der festen Überzeugung war, dass man mich an der Leine führen musste, immer noch gefesselt, ging einfach zu weit. Ich ergab mich einfach stumm und folgte dem Krieger der die Aufsicht für mich hatte. Doch ich war nicht ganz allein, immerhin lief Pipirka neben mir hier. Wobei ich ehrlich gesagt nicht wusste, ob ich mich glücklich schätzen sollte oder nicht. „Hinahoho geht es wirklich gut?“, fragte sie nach einiger Zeit und ich sah zu ihr. Scheinbar war sie diejenige, die meine Geschichte wirklich geschluckt hatte, auch wenn mir nicht ganz klar war wieso. „So gut es einen nach einem Dungeon gehen kann. Aber er lebt, ist nicht stark verletzt und hat sich als starker Rückhalt für Sinbad erwiesen. Du kannst stolz sein, so einen Bruder zu haben.“ „Du weißt, dass wir verwandt sind?“ Ihre Verwunderung war verständlich, denn ich hatte gerade eindeutig zu viel verraten. Aber gut, vielleicht war meine Ausrede auch in der Hinsicht effektiv genug. „Wir Seher wissen vieles. Anhand der Visionen die wir haben, können wir uns einiges zusammenreimen.“ „Du kannst also wirklich in die Zukunft sehen? Kannst du mir erzählen, was in meiner Zukunft liegt?“ Ich lachte leise, eigentlich war das ja klar, dass irgendjemand fragen würde, was die Zukunft für ihn brachte. Jetzt musste ich nur was gutes einwerfen, warum ich das nicht unbedingt für jeden konnte. „Leider... nun es hat einen Grund warum ich durch das Portal gegangen bin. Ich bin nur in Ausbildung. Man wird nicht von heute auf Morgen ein Seher, der seine Gabe kontrollieren kann. Ich kann es ehrlich gesagt nicht. Manchmal weiß ich die Realität nicht einmal von der Vision zu unterscheiden. Ich dachte mir aber, wenn ich die Orte die ich sehe besuche, dass ich vielleicht lernen kann es zu kontrollieren und zu verstehen. Die Ältesten waren nicht sehr begeistert und hatten es mir eigentlich verboten, also habe ich mich heimlich davon geschlichen.“ Es klang glaubwürdig. Ich war wirklich stolz auf mich, denn meine Erfahrung als Fanfiction Autor schien sich gerade wirklich bezahlt zu machen, auch wenn die Backgroundstory gerade aus einer anderen Geschichte von mir eher geklaut war. „Dafür das du wusstest, dass du hier her kommen willst, warst du aber ziemlich unpassend gekleidet.“ Ich schluckte. Scheinbar hatte mir Pipirika doch nicht alles geglaubt. Wie konnte ich nun also meinen Bademantel erklären? „In der Regel tragen wir so etwas wenn es kalt wird. Bei uns reicht es. Ich habe die Kälte hier wohl einfach unterschätzt.“ Da meine Kleidung hier als recht exotisch gesehen wurde, war es ein leichtes, die Lüge auf eine andere zu stapeln. Wichtig war nur, dass man mich nicht erwischte. Wie hatte Ichigo aus Kamikaze Girls es richtig angemerkt, wenn es zu viele Lügen gab und jemand anderes eine neue Lüge daraus sponn, gab es keinen Weg mehr zurück. Schon meine Sehrerlüge konnte mich also Kopf und Kragen kosten. „Der Dungeon! Er ist weg!“, rief Pipirka plötzlich aus und ich versuchte hinter den breiten Rücken des Wächters vor mir zu sehen. Dazu neigte ich mich etwas an diesem vorbei und wirklich, da war nichts. Ich verdankte es lediglich meinen dürftigen Erinnerungen, dass ich mir ungefähr vorstellen konnte, wie der Dungeon dort gestanden hatte. Das konnte nur eines bedeuten. Sinbad war erfolgreich gewesen und nun musste er sich mit den Typen von Al-Thamen herumschlagen. So gesehen waren wir gerade rechtzeitig gekommen.   „Tötet sie!“ Wir waren, ohne das die Kämpfenden es bemerkt hatten, nah genug an die „Ruine“ gekommen, so dass die Krieger Imuchakks sich bereit für den Kampf machen konnten. „Haltet sofort ein!“, schallte die Stimme von Hinahohos Vater und machte die Kämpfenden so auf sich und den Rest aufmerksam. „Ihr unverschämten Eindringlinge solltet euch sofort zurückziehen, oder ihr werdet von unseren Landsleuten verjagt. Macht euch bereit, denn ihr werdet die volle Macht des Imuchakk-Clans zu spüren bekommen.“ Die Krieger hatten sich um die Überbleibsel des Dungeons verteilt und sahen ins Innere, wo Sinbad und seine Gefährten gegen ihre Gegner bestanden. „Na, na. Von so vielen Imuchakk eingekreist... Wir haben keine andere Wahl als...“ Die Person, die scheinbar als Anführerin der gegnerischen Gruppe galt und obendrein eine Magierin war, ergriff die Gelegenheit und teleportierte sich mitsamt ihrem Gefolge weg. Was wohl das klügste war in Anbetracht der Tatsache, dass sie sowohl kräftemässig als auch Dshinn-Gefäß technisch unterlegen war. „Aber denkt daran, Verräter werden nicht geduldet.“ Ich folgte dem Strahl des Teleports mit meinen Blicken gen Himmel und war ehrlich gesagt erleichtert, dass es an dieser Stelle zu keinem großen Kampf kam. Dennoch mir war ganz und gar nicht wohl dabei überhaupt hier zu sein. Denn egal wo ich mich in dieser Welt befinden würde, ich war in Gefahr und ich hatte sicher nicht die Talente um zu überleben. In Sport war ich eine Niete, Selbstverteidigung hatte ich gerade so überlebt, obwohl einige aus meiner Klasse mir gerne die ein oder andere Faust ins Gesicht geschlagen hätten. Irgendwie hatte ich aber doch noch ein paar Reflexe bewiesen. Ich bezweifelte allerdings, dass mir diese Reflexe hier weiterhalfen, oder dass sie noch existierten. Ich seufzte leise und sah wieder zu den Imuchakk, die freudig ihren Freund Hinahoho begrüßten. Ebenso wurde Sinbad in ihren Reihen willkommen geheißen. „Ihr seid hier? Aber woher wusstet ihr das?“ „Pipirika bat uns herzukommen. Es hat die ganze Nacht gedauert die Jungspunde zu versammeln.“ „Ein ganze Nacht?“ Durch den Manga wusste ich, was in Sinbads Kopf vor sich ging. Den letzten Dungeon hatte er innerhalb von zwei Monaten erobert, für diesen hatte er nur eine Nacht gebraucht. Man hätte nun sagen können, es sprach deutlich dafür, dass er sich seit dem letzten Mal bereits entwickelt hatte. „Wie dem auch sei, Sinbad. Wir sollten als erstes hier weg. Teilt euch alle auf und tragt die Sachen zurück ins Dorf.“ Ehrlich gesagt fühlte ich mich, neben angebunden, gerade ziemlich nutzlos. Jeder hatte seine Aufgabe nur ich hatte keine. Außer dumm rumzustehen und darauf zu warten, dass man sich vielleicht wieder an mich erinnerte. „Ähm hallo.... Ich möchte ja nicht stören aber... könntet ihr mich nun losbinden, ich bin offensichtlich kein Feind.“ Da mein Wächter mich nun auch nicht mehr an der Leine führte, hielt ich es für besser mich Hinahohos Vater und Sinbad zu nähern. Ich konnte ja nicht die ganze Zeit so unbeteiligt hier herum gammeln. „Huh? Wer ist das?“ Okay, das war nicht meine beste Idee. Ich hatte ganz vergessen, dass ich weiblich und Sinbad flirty war. Verdammt. Ich konnte also nur beten, dass er jetzt nicht auf irgendwelche dummen Ideen kam und ihm der Dungeon in den Gliedern klebte. „Richtig, ich hatte sie fast vergessen. Wir haben sie gefunden als wir losziehen wollten. Sie erzählt etwas davon, dass sie eine Seherin ist und hergekommen sei um zu sehen wie der zweite Dungeon erobert wird. Wir glaubten sie könnte zu deinen Feinden gehören.“ „Und wie ihr seht bin ich noch hier. Also kein Feind!“, murrte ich und hoffte, dass sie es nun endlich verstanden. „Drakon, kennst du sie?“ Sinbad sah zu Dragul und ich wusste, dass das ganze nur noch gut ausgehen konnte. Als General Parthevias musste er doch alle Mitglieder kennen, die zu den Feinden Sinbads gehörten und ich war definitiv nicht dabei. „Ich habe sie noch nie gesehen. Ich bezweifle auch, dass jemand der aussieht wie sie eine Bedrohung ist.“ „Hey! Man sollte ein Buch niemals nach seinen Einband beurteilen!“ Mir gefiel es nicht wie Dragul von mir sprach. Allgemein gefiel mir das nie, wenn man mich unterschätzte, oder abwertete. Mal ehrlich, kein Mensch hatte das verdient nach seinem Äußeren beurteilt zu werden. Was schon ironisch war, dass ich als Otome-Fangirl so etwas sagte. „Die Frage ist also, was wir mit ihr machen.“ „Ich hätte da eine Idee... Es wäre sehr nett, wenn ihr mich erst einmal losbindet. Ich finde das gerade sehr unbequem.“ Noch dazu hatte ich immer noch kein Sicherheitswort. Aber vielleicht half es ja, wenn ich mal lieb darum bat. „Wirklich, ich tue nichts. Ich habe keine Waffen bei mir, ich bin keine Magierin, ich bin ein normaler Mensch, fast zumindest. Aber ich beherrsche nichts, dass euch gefährlich werden könnte. Also...“ Flehend sah ich zu Sinbad und den anderen. Ich verlangte doch nicht zu viel außer ein bisschen Bewegungsfreiheit. Es war ja nicht so das ich um ein Schwert oder dergleichen bat, oder um Geld. Ich hatte nicht vor allzu lange hier zu bleiben, so dass Geld notwendig gewesen wäre. „Ich denke wir können sie wirklich losmachen.“ Dankbar darüber, dass Sinbad meine stummen Gebete erhört hatte, sah ich zu diesem und lächelte etwas. Ich spürte auch, wie Hinahohos Vater mir die Fesseln löste und war erleichtert meine Arme endlich wieder frei bewegen zu können. „Wenn ihr mich dann mal entschuldigen würdet“, machte sich Dragul mit einem Räuspern bemerkbar. Sinbad sah seinen Freund fragend an, der jedoch mit einem sanften rosa auf den Wangen versuchte seine Fassung zu wahren und seine Intentionen zu tarnen. „Wir sind von Beginn an Feinde. Und im Dungeon haben wir uns nur zusammen getan weil wir keine andere Wahl hatten. Es gibt also keinen Grund weiterhin zusammen zu arbeiten.“ Ich konnte sehen wie Sinbad feixte. Was wahrscheinlich daran lag, dass die Tsundere-Ader von Dragul wieder zum Vorschein kam. Alles was Dragul nach außen hin war, widerspach seinen Worten. Er war echt kein guter Schauspieler. „Was soll dieser Blick?“, fluchte Dragul und zeigte dabei verlegen und erzürnt auf Sinbad, der weiterhin feixte. „Wie dem auch sei. Ich kehre in mein Heimatsland zurück... um jemanden zu beschützen der mir wichtig ist. Das ist meine Mission. Ich weiß ich werde Zuhause behandelt, als wäre ich tot und ich werde wohl bestraft für meine Taten, aber ich muss es tun.“ Zu hören wie entschlossen Dragul war, ließ mich wirklich staunen. Ich meine im Manga fand ich seinen Mut und seine Entschlossenheit schon awesome. Traurig war nur zu wissen was passieren würde. Und der Autor in mir verbot mir, das zu offenbaren. „Ich verstehe... halte durch, Drakon.“ „Tze, ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen werden.“ Ein rührender Moment, in dem sich zwei Jungs, die einst Feinde waren aus aufrichtigen Herzen die Freundschaft gestanden. Auf ihre verschrobene Art und Weise. Dragul war gerade dabei sich abzuwenden, wahrscheinlich um diesen Abschied nicht noch länger hinauszuzögern. „Warte, Drakon!“ Er hielt inne und verwirrt sah ich zu Sinbad. Im Manga hatte er Dragul nämlich nicht davon abgehalten zu gehen. Was würde also passieren? „Kannst du sie mitnehmen?“ Dragul wandte sich um und sah zu Sinbad, der mit seinen Hand auf jemanden verwies. Es brauchte einen kleinen Augenblick, bis ich verstand, dass Sinbad auf mich zeigte. „Was? Sie wird mich nur aufhalten. Du weißt, dass ich es eilig habe“, konterte Dragul und erneut fühlte ich mich von ihm beleidigt. Mal ehrlich, wie oft wollte er mir noch vorhalten, dass ich jetzt nicht gerade wie eine Kämpferin aussah. „Kann ich nicht mit dir reisen, Sinbad?“ Wenn ich die Wahl zwischen Sodom und Gomorra hatte, nahm ich lieber Sodom, auch wenn ich bereits wusste, dass die Reise von Sinbad nicht ungefährlich war. Aber das war die von Dragul auch nicht. Wobei ich der Meinung war, dass Draguls noch etwas gefährlicher war. Seinem Bruder wollte ich eigentlich nicht über dem Weg laufen. „Ich denke du bist bei Drakon besser aufgehoben. Er reist nach Parthevia und kann dich dort ja absetzen.“ Ich seufzte leise. Mitspracherecht hatte ich wohl nicht. Mein Blick wandte sich daher zu Dragul. Er schien genauso erfreut zu sein wie ich. Immerhin eine Gemeinsamkeit hatten wir was das anging. „Wenn du nicht mithältst lasse ich dich zurück.“ „Solange du mich nicht in einem Freudenhaus absetzt, ich weiß bereits wie das endet“, murrte ich und verschränkte die Arme. „Komm einfach mit, ich habe keine Zeit.“ Über soviel Grantigkeit konnte ich einfach nur den Kopf schütteln. Mit einem Kopfnicken verabschiedete ich mich von Sinbad und folgte Dragul. Das würde die wohl schlimmste Reise meines Lebens werden. Zumal ich auch nicht wusste, ob Dragul seine Drohung wahr machen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)