Four Seasons - Vier Jahreszeiten von Kurama_Kitsune ================================================================================ Kapitel 4: Winterblues ---------------------- „Oooh man, ich glaub, ich hab's voll verhauen!“ „Hast du wieder die ganze Nacht 'Nerdkram' gemacht? Dann kein Wunder.“ „Hey! Ich hab's eben nicht so mit Spanisch. Und der 'Nerdkram' ist mir eben wichtig!“ „Logisch, weil du der größte Obernerd bist, den ich kenne, Peter!“ Peter zuckte leicht zusammen, als der andere Junge ihm den Arm um die Schultern legte und ihm durch die Haare wuschelte. „Lass das, Harry!“ Er versuchte eher halbherzig, sich zu befreien. Das war immer wieder aufs neue eine Herausforderung. Niemanden wissen lassen, welche Kraft er eigentlich hatte. Sich niemals verraten, um keinen seiner Freunde in Gefahr zu bringen und niemals seine geheime Superheldenidentität aufzudecken. „Hey, kommst du noch mit zu mir? Ich könnt 'n bisschen Hilfe in Mathe für Montag brauchen. Versteh wer will, warum man EINE Woche vor den Weihnachtsferien noch n Haufen Prüfungen reingehauen bekommt“, wollte Peters bester Freund Harry Osborne wissen und zog seinen Schal zurecht. Gerade setzte Peter zu einer Antwort an, da meldete sich sein Alarmläuten im Hinterkopf. Der Spinnensinn! Gefahr! In... der Highschool?! „Sorry, ich hab meiner Tante versprochen, gleich nach Hause zu kommen. Aber ich ruf dich später an, dann können wir das am Wochenende nachholen.“ Harry klopfte ihm auf die Schulter und Peter tat so, als würde ihn das wieder zusammenzucken lassen. „Alles klar, Pete. Aber vergiss es nicht wieder! Stell dir n Wecker oder so, bevor du wieder beim Nerden versumpfst“, grinste Harry dann. Auch Peter erwiderte das Grinsen etwas schief. Er musste zu seinem Spind. Den Ersatzsuit holen, denn dank des Sportunterrichts, trug er seinen Spider-Man Anzug heute nicht unter seinen Sachen wie sonst. „Nein, ich vergess es nicht, versprochen. Oh und apropos vergessen! Ich hab was in meinem Spind vergessen! Ich meld mich!“ Damit machte er kehrt und wollte die kurze Strecke zu den Schulspinden zurücklaufen, als plötzlich ein lautes Krachen ihn und auch die anderen Schüler im Gang zusammenfahren ließ. Und dann erschütterte ein Beben die Schule, woraufhin einzelne Aufschreie erklangen. Oh verdammt! Sein Spinnensinn spielte völlig verrückt! „RAUS! ALLE RAUS!!“, schrie er einfach laut, da brach eh schon die Panik aus und alle rannten los in Richtung Ausgang. „Pete!“ Harrys Stimme, aber da wurde er schon von den Massen mitgerissen. „Ich bin gleich hinter dir!“, rief Peter ihm zu, um ihn zu beruhigen. Stattdessen spurtete er los. In genau die entgegensetzte Richtung. Er musste an seinen Spider-Man-Suit! Da durchbrach etwas direkt vor ihm eine Wand und er kam gerade noch rutschend zum Stehen, um nicht von Trümmern der Wand getroffen zu werden. Schnell kehrt machen! Da vorne war der Nebengang, der auch zu seinem Spind führte! Hinter sich erneut lautes Krachen und eine Explosion. Was zur Hölle war denn da los?! Aber er konnte sich noch nicht umdrehen, um zu sehen, wer da seine Highschool angriff. Dann konnte er sich nicht umziehen und nicht kämpfen! Aber der Angreifer schien ihm nachzusetzen! Peter warf nun doch einen Blick über die Schulter, duckte sich im letzten Moment, bevor ihn ein aus der Wand gerissener Wasserspender traf, den der Verfolger einfach hinter ihm her schleuderte. Er ließ sich auf den Boden fallen und rutschte ein paar Meter weiter, packte die Ecke des letzten Spinds in der langen Reihe – seines Spinds! - , hielt sich dank seiner Fähigkeiten daran fest und zog sich um die Ecke in die kleine Nische zwischen Wand und Spind, wo er sofort auf die Füße sprang, während knapp an ihm vorbei ein Koloss von einem Gegner preschte. Rhino! Diese hirnlose Kampfmaschine, ein Typ in einem riesigen, hydraulischen Rhinozerosanzug. Und der walzte gerade alles platt, was ihm in den Weg kam. Aber wieso gerade hier? Hier gab es ja nicht mal was zu holen. Na das würde er gleich herausfinden! Schnell griff er um die Ecke, riss seinen Spind auf, packte sich seinen Rucksack mit dem Suit, doch dann erstarrte er. Denn hinter Rhino folgte gleich noch jemand. Oh verflucht! Bitte nicht! Schnell zuckte Peter zurück und drückte sich in die Ecke zwischen Wand und Spind, als ein paar Schüsse fielen, dann presste Rhinos Verfolger sich direkt neben ihm gegen die Wand, als von Rhino ein paar Schränke als Antwort auf die Schüsse geflogen kamen. Er starrte zu dem Typ im rot-schwarzen Anzug hoch und der sah zu ihm und – oh Gott, er hasste es, das zu tun, aber er MUSSTE! Peter ließ den Rucksack fallen, nahm die Arme schützend über den Kopf und duckte sich, kauerte sich in der Ecke zusammen und legte einen fast weinerlichen Tonfall in seine Stimme, als er ausstieß: „Oh Gott, bitte, bitte tu mir nichts!“ Er konnte gar nicht sagen, wie viel Überwindung ihn das kostete. Gerade vor IHM den Angsthasen zu mimen! Aber Deadpool war einfach die allerallerALLERletzte Person auf der Welt, die wissen durfte, wer er war. „Mach dir nicht ins Hemd, du Memme! Ich bin der Gute! Glaub ich... Irgendwie... Gerade zumindest! Ich rette dir deinen Hintern und sorg dafür, dass du hier lebend rauskommst! Also heul nicht rum, sondern sieh zu, dass du Land gewinnst, Kleiner!“ Peter blieb weiter geduckt hocken und sah unter den Armen hinter Deadpool her, der sich von der Wand abstieß und hinter Rhino herhetzte. Na großartig. Was suchte DER denn auch noch hier?! Aber das würde er gleich wissen. Schnell verschwand Peter in einem leeren Klassenzimmer und schlüpfte in seinen Suit, versteckte seine Sachen in seinem Spind und setzte dann Rhino und Deadpool nach, die dank des Krachs, den sie veranstalteten, nicht zu überhören waren. Gerade zerlegten sie die halbe Aula bei ihrem Kampf. Rhino warf Schränke, Stühle und andere Möbelstücke nach ihm, während Deadpool gekonnt auswich und immer wieder auf Rhino schoss. Das juckte den aber eher weniger, da die Kugeln nicht durch die Panzerung drangen. Mit einem letzten Schwung hatte Spider-Man die beiden erreicht und trat erst Rhino auf die eine Seite, dann Deadpool auf die andere weg und beide dabei je gegen eine Wand. „SCHLUSS! Oder ich schicke euch beide zum Nachsitzen! Wieso zerlegt ihr zwei Betonschädel hier 'ne Schule?!“ Sowohl Rhino, als auch Deadpool stemmten sich aus Trümmern und Betonstücken der Wände wieder hoch. „Spider-Man! Du bist tot!“, dröhnte ihm Rhinos Stimme entgegen. „Das Gleiche hat er zu mir auch gesagt, bevor er auf mich los ist!“, rief Deadpool und deutete auf Rhino. „Und das lass ich mir nicht gefallen!“ Spider-Man ging in Angriffsstellung, als er sah, wie Rhino wutschnaubend Anlauf nahm. „Was? Dass dich 'n Jumanji-Statist auf die Hörner nimmt?“ Er sprang hoch, stieß sich mit einer Hand an Rhinos Horn ab und gab sich damit genug Schwung, um über ihn zu springen und ihm dabei noch einen Tritt in den Rücken zu verpassen. Deadpool machte einen Satz zur Seite, als Rhino fast mit ihm kollidierte. „Nein! Dass er mich für DICH hält! Ich hasse es, wenn mich die Leute mit dir verwechseln!“ Spider-Man zuckte leicht zusammen, dann schauderte er auf. „Wieso verwechselt dich überhaupt IRGENDWER mit mir?!“ Schnell feuerte Deadpool eine Salve Schüsse auf Rhino ab und hinderte den am auf die Füße kommen. „Keine Ahnung? Du hast meinen Style geklaut?“ Schon folgte eine Ladung Spinnfäden, um Rhino zu fixieren. „Wenn, dann klaust DU meinen! Das sieht doch n Blinder, dass du nicht Spider-Man bist! Dann noch eher Daredevil!“ Deadpool lud nach und schüttelte leicht den Kopf. „Das... war jetzt irgendwie mies. Sagst du ihm so was auch ins Gesicht, wenn er dich anschau... oh... warte...“ In dem Moment riss sich Rhino mit einem Wutschrei los und schlug Deadpool zur Seite, dann schleuderte er ein Mauerstück auf Spider-Man, das der gerade so abfangen konnte. Dafür rannte Rhino gleich auf ihn los und rammte ihn samt Mauerstück gegen die nächste Wand. Spider-Man keuchte auf, dann zog er die Beine an und trat Rhino mit Kraft von sich weg. „Und wieso lockst du Idiot ihn in eine Schule?! Wo lauter Kids rumrennen, die verletzt werden könnten?!“ Zwei weitere Sprünge und ein schneller Schuss mit dem Spinnseil brachten Spider-Man gerade noch aus der Wurfbahn der nächsten Trümmerstücke. Dafür schoss er im Gegenzug weitere Spinnfäden auf Rhino, während er sich um ihn herum schwang. „Ich hab ihn nirgends hin gelockt! Er ist voraus gelaufen, ich wollte ihm einprügeln, dass ich nicht du bin. Damit er sich das merkt. Weißt schon...“ Ein erneuter Kugelhagel, der auf Rhinos Panzer niederging. „Du tust keinem weh. Ich...“ Spider-Mans Spinnensinn schlug Alarm und er sprang mit einem Satz hinter einen umgestürzten Schrank, da detonierte auch schon eine Granate direkt neben Rhino. „... schon“, beendete Deadpool irgendwo im sich langsam setzenden Rauch und unter einem Splitterhagel den Satz. Rhino lag unter einem Haufen Mauerstücken und rührte sich nicht mehr. Schnell war Spider-Man zur Stelle und spann ihn samt der Mauersteine komplett ein, damit er nicht mehr hochkam. Dann packte er Deadpool am Kragen und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Hör auf, hier alles kurz und klein zu sprengen!! Spinnst du?!“ Deadpool hob abwehrend die Hände. „Das weißt du doch, dass ich das tue.“ Mit einem genervten Laut ließ Spider-Man ihn wieder los und sah sich in der total zerstörten Aula um, dann baute er sich vor Rhino auf und fixierte den böse. „Hey! Dickschädel! Augen auf und erklär mir, warum du auf wehrlose Schulkinder losgehst!“ „Und auf mich!“, fügte Deadpool hinzu und stellte sich mit verschränkten Armen neben Spider-Man. Rhino ließ einen Schmerzlaut zusammen mit einem wütenden Grummeln hören, während er sofort anfing zu versuchen, sich aus den Fesseln zu befreien. „Spider-Man muss vernichtet werden! Und wenn Menschen in Gefahr sind, kommst du, um sie zu retten!“ Fast musste Spider-Man aufatmen. Das klang zumindest so, als wäre Rhino nicht gezielt zu genau seiner Highschool gelaufen. Kurz hatte Spider-Man nämlich das ungute Gefühl gehabt, jemand hätte den Verdacht, dass sein 'normales' Ich hier zur Schule ging. Eine Katastrophe, wenn das jemand herausgefunden hätte! Vor allem, wenn es um seine Gegner ging. Mit einem weiteren Spinnfaden fixierte er Rhino fester auf dem Boden. „Wow, DU denkst logisch? Das ist ja mal was ganz neues. Trotzdem!“ Er wedelte mit dem Zeigefinger vor Rhinos Gesicht herum. „Nein, nein, nein! Keine Menschen angreifen! Böses Nashorn!“ Erneut kam ein wütendes Grunzen von Rhino, während Spider-Man neben sich ein Klicken hörte, so als würde eine Waffe geladen. Aber noch bevor er reagieren konnte, gab Deadpool einen Schuss direkt auf Rhinos Gesicht ab. „DEADPOOL!!“ Spider-Man packte ihn dennoch und verdrehte ihm sofort den Arm mit der Waffe, so dass Deadpool die fallen lassen musste. „Auauau! Lass das, du Sadist! Ich hab ihn nur schlafen geschickt! Jiautsch!!“ Spider-Man verdrehte ihm den Arm trotzdem noch weiter und zwang Deadpool dabei auf die Knie, erst dann warf er einen Blick auf Rhino, in dessen Nase... ein Betäubungspfeil steckte? „Was zum... Wieso hast du Betäubungspfeile dabei?! Und wieso...“ Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf und ließ Deadpool wieder los. Den nach logischen Gründen zu fragen, war genauso sinnlos, wie jemanden wie Rhino danach, warum er Dinge zerstörte. „Weil du nie wissen kannst, wann du so 'ne gesunde Dosis Elefanten-K.O. brauchen kannst?“, bestätigte Deadpools Antwort Spider-Mans Gedanken, während er sich über den Arm rieb und dann seine Waffe einsammelte. „Und JETZT haben wir das doch gebraucht. Oder nicht? Ich hab immer ALLES dabei, was man brauchen kann.“ Kurz durchwühlte er seine Gürteltaschen. „Betäubungspfeile, Energieriegel, Peil- und Störsender, Gutscheine fürs Happy Meal, mein Kuchi Kopi Nachtlicht...“, zählte er auf und steckte die Waffe weg. Dann stützte er sich auf Spider-Mans Schulter ab und klopfte ihm leicht auf den Rücken. „Allzeit bereit!“ Spider-Man stieß ihn weg, fuhr sich übers Gesicht und seufzte laut auf. „Okay, lass es einfach. Geh einfach weg. Ich hab gerade echt keine Lust auf dich und DAS!“ Sofort sah Deadpool ihn an. „Keine Lust auf mich? Das hat mir noch keiner gesagt.“ „Du kannst auch gerne hierbleiben und aufräumen. Oder der Polizei erklären, wieso du und das wandelnde Schlachtschiff hier für 'ne Woche extra Ferien gesorgt haben!“ Deadpool hob abwehrend die Hände. „Äääh... nächstes Mal vielleicht. Ich hab noch n wiiichtigen Arzttermin! Geh du und kümmer dich um die kleinen Heulsusen, damit sie alle heil nach Hause zu Mommy und Daddy kommen.“ Kurz nahm in Spider-Man die Wut überhand und er packte Deadpool hart am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Bring NIE WIEDER Kinder in Gefahr! Bring nie wieder IRGENDWEN in Gefahr! Oder ich werde rausfinden, ob man dir nicht doch bleibende Schäden zufügen kann!“ Damit schleuderte er ihn von sich und Deadpool schlug hart auf dem Boden auf. „Wow! Sachte, Kumpel! Was ist denn jetzt kaputt? Sind wir etwa plötzlich keine Freunde mehr?“, jammerte er und stemmte sich wieder hoch. „DU BIST NICHT MEIN FREUND! Und das wirst du auch NIE sein!“, fuhr Spider-Man ihn an und Deadpool zuckte betroffen zurück. „Oh... au. Weißt du... das geht da rein...“ Er deutete auf sein Ohr, dann klopfte er sich auf die Brust. „Und tut da weh.“ Ein Spinnfadenschuss auf Deadpool und Spider-Man riss ihn wieder nah zu sich heran. „Halt dich fern von anderen Menschen! Und von MIR! Und jetzt verschwinde! Ich will nicht mit dir zusammen gesehen werden!“ Kurz blieb Deadpool ganz still und wirkte ganz schockiert. „A-aber es ist doch so kurz vor Weihnachten. Zeit des Friedens und der Nächstenliebe...“ Von Spider-Man kam ein wütendes Knurren, dann stieß er Deadpool ein weiteres Mal von sich, ließ ihn einfach stehen, packte sich Rhino und setzte den am Schultor ab, wo sich bereits Polizei, Feuerwehr und das Sondereinsatzkommando sammelten. Natürlich waren die ganzen Schüler hellauf begeistert, dass er sie 'gerettet' hatte. Dafür hagelte es sofort auch Vorwürfe von den Einsatzkräften wegen der Zerstörung, so dass Spider-Man sich schnellstens aus dem Staub machte, Schnell zurück durch ein Fenster in das Klassenzimmer neben dem Spind, in dem seine Sachen waren, umziehen und dann raus zu den anderen und sich unter sie mischen. „Pete! Gott sei Dank!“, hörte er da schon Harry nach sich rufen. „Alles okay bei dir? Du warst auf einmal weg und ich dachte schon, dir wär was passiert!“ Kurz drückte Harry ihn. „Nein, nein, alles okay! Ich wurde nur abgedrängt und dann kam dieser... DIESE Verrückten kamen genau auf mich zu. Da hab ich mich versteckt und bin durch n Fenster raus“, log Peter schnell. „Hauptsache, du bist in Ordnung. Soll ich dich nach Hause bringen? Mein Dad lässt mich abholen nach der Sache hier“, bot Harry ihm an. Peter nickte. „Ja, gerne. Wenn meine Tante das hier in den Nachrichten sieht, flippt sie sicher aus. Je schneller ich daheim bin, desto besser.“ Immerhin entsprach das der Wahrheit. Nachdem er seine Eltern verloren hatte und dann auch noch sein Onkel gestorben war, war seine Tante jedes Mal ganz krank vor Sorge, wenn er unterwegs war und irgendein Verrückter die Stadt angriff. Sie durfte ebenfalls nichts von seinem geheimen Leben als Held wissen. Aber es wurde von Mal zu Mal schwerer, sich glaubhafte Ausreden einfallen zu lassen, wenn er genau dann immer irgendwo unterwegs war, wenn es draußen in den Straßen von New York so richtig krachte. So kam es ihm gerade recht, dass sein bester Freund Harry Osborne der Sprössling einer der reichsten Familien der Stadt war. Er wurde fast überall mit Daddys Limousinenservice hinkutschiert und das nutzte Peter jetzt zu seinem Vorteil. Auch wenn Harry sonst darauf bestand, dass er wie ein normaler Junge ohne Privilegien behandelt werden wollte. Manchmal... war es praktisch, dass er reich war. Zuhause folgten die üblichen tausend Beteuerungen, dass es ihm gut ging. Dass ihm nichts passiert war. Dass er sich die Schrammen nur beim aus dem Fenster klettern geholt hatte. Trotzdem ging ihm den ganzen Nachmittag und Abend nicht mehr aus dem Kopf, dass Rhino gezielt Menschen angegriffen hatte, um ihn aus der Reserve zu locken. Gar nicht gut. Sprach sich das rum, machten das ja sofort alle, die etwas gegen Spider-Man hatten. Und das... waren verdammt viele. Andererseits war da noch das erneute Einmischen von Deadpool. Vielleicht – aber nur vielleicht! - nutzte es ja doch was, wenn es die Runde machte, dass er Support von dem Verrückten bekam. Vielleicht schüchterte das seine Feinde irgendwie ein. Auch wenn ihm das nicht schmeckte. Mit dem wollte er nicht in Verbindung gebracht werden. Wie Deadpool selbst gesagt hatte: Er war NICHT der Gute. Kein guter Einfluss auf Spider-Mans teilweise eh nicht so gutes Image. Peter seufzte genervt auf und warf sich auf sein Bett. Ihm war irgendwie komisch. Er hatte ein ganz seltsames Gefühl. Und das bedeutete nie was Gutes bei ihm. Sollte er noch eine Runde? Vielleicht noch eine kleine? Nur so... zur Kontrolle... Leise sperrte er seine Zimmertür ab, damit seine Tante nicht unerwartet hereinkam und feststellte, dass er sich davongeschlichen hatte. Morgen konnte er zum Glück ausschlafen, da war 'sich nachts ein bisschen in der Gegend rumtreiben' sicher drin. In Windeseile schlüpfte er in seinen Spider-Man-Suit, den er immer extrem sorgfältig vor seiner Tante May versteckt hielt, justierte seine Netzwerfer, zog die Maske über und kletterte aus dem Fenster in die kalte Winternacht. New York im Winter konnte zwar wunderschön sein, vor allem, wenn es schneite, überall die viele Lichter und Dekorationen leuchteten und blinkten, dazu noch die Geschäfte, die voll waren mit Ideen für Weihnachtsgeschenke. Aber für einen Helden in so einem Anzug wie er ihn trug... Verdammter Deadpool! Schon musste Spider-Man an seine dämlichen Kommentare wegen des Suits denken. Und dass er recht hatte. Ihm war echt kalt. Aber das Schwingen an den Spinnseilen wärmte ihn Gott sei dank gleich auf. Später dann schön ins warme Bettzeug kuscheln, wenn er wieder zuhause war. Oh! Und vielleicht machte seine Tante ihm zum Frühstück eine heiße Schokolade! Kurz wurde er unter der Maske rot. „Okay! Aufhören! Benimm dich wie ein Mann! Schön erwachsen denken! Mmmh, heißer Kaffee!“, redete er vor sich hin, da hörte er plötzlich einen Schrei und sein Spinnensinn reagierte im selben Augenblick. Schnell änderte er die Richtung und suchte nach der Person, die den Schrei ausgestoßen hatte. Da unten war sie schon! Eine Frau, die ängstlich ihre Tasche an sich presste, sich panisch umsah, aber nicht von der Stelle kam. Denn um sie herum hatte sich eine Art Käfig aus Wassersäulen gebildet, die so in die Höhe schossen, dass sie nicht durchkam. Und anscheinend auch nicht versuchen wollte, durchzukommen. Spider-Man fragte sich, warum wohl nicht. Ob sie nur nicht nass werden wollte. Dann erfasste er jedoch mit einem Blick, was los war. Die Frau stand auf einem Kanaldeckel, durch dessen Löcher das Wasser kam und das Wasser strömte nicht einfach nur steil nach oben durch zu viel Druck. Nein. Die Säulen standen einfach da. Es gab keine Pfützen am Boden. Und es sah so aus, als würden die Wassersäulen sich enger auf die Frau zubewegen, die sich jetzt duckte und versuchte, sich ganz klein zu machen. „Och komm schon, bitte nicht“, murrte Spider-Man nur. „Es ist kalt und ich will nicht nass werden...“ Mit einem Seufzen schwang er sich direkt durch die Wassersäulen, die unerwartet ganz schön Widerstand boten, packte die Frau und setzte sie ein gutes Stück weg von diesem und auch anderen Kanaldeckeln wieder ab. „Alles okay, Miss?“ Sie sah ihn erschrocken und immer noch verängstigt an und hielt weiter die Tasche an sich gedrückt. „D-das Wasser... es... es hat gesagt... ich soll... Es wollte... mein Geld... Das Wasser lebt!“ Oh nein, das hatte er befürchtet. „Keine Sorge, zu Weihnachten passieren eben die verrücktesten Dinge. Die Stadt lässt sich echt jedes Jahr neue Gags einfallen. Suchen sie sich am besten n trockenes Plätzchen. Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft kümmert sich sofort um den kleinen Defekt.“ Die Frau flüchtete sowieso sofort. „Schöne Weihnachten?“, rief er ihr noch nach und bevor ihn schon wieder sein Spinnensinn warnte. Schnell sprang er hoch, da schwappte schon eine Welle unter ihm den Bürgersteig entlang, nur um gleich darauf im nächsten Kanalschacht zu verschwinden. Spider-Man setzte dem Wasser nach, blieb dann aber unschlüssig an dem Kanaldeckel stehen. Er hatte da so einen dringenden Verdacht, was es mit dem komischen Wasser auf sich hatte. Doch wenn der, den er vermutete, sich in die Kanalisation zurückzog, fand er ihn wohl eher kaum wieder. Das gefiel ihm zwar nicht, aber es hatte auch nicht viel Sinn, blindlings da hinterher zu steigen. Er konnte ja mal eine Warnung an die anderen Helden herausgeben. Nur zur Sicherheit. Damit sie die Augen offen hielten. Gerade wollte er an dem kleinen Transponder, den er an seinem Netzwerfer trug, etwas entsprechendes eingeben, da riss ihn ein weiterer Schrei aus seinen Gedanken. Na da hatte aber einer ein dringendes Verlangen danach, noch richtig Ärger zu bekommen. Schnell folgte er auch dieses Mal den Rufen und ihm bot sich erneut das Bild eines in Wassersäulen gefangenen Passanten. „Okay, Freundchen, das ist Strike Nummer zwei! Und weil wir nicht Baseball spielen, bist du JETZT raus. Strike drei gibt’s bei mir nämlich nicht!“ Ein Spinnfadenschuss riss den Typ im Anzug aus seinem nassen Gefängnis, ein zweiter den Kanaldeckel nach oben. „Was denn? Gönnst du's mir etwa nicht, dass ich mir noch ein Taschengeld für Weihnachtsgeschenke verdiene?“, ertönte eine Stimme aus den Fontänen, die ein paar mal die Form wandelten und dann mit einem: „Komm und hol mich, wenn du kannst“, in sich zusammenfielen und im Kanal verschwanden. Genervt rollte Spider-Man unter der Maske mit den Augen. „Was ist das nur immer mit euch Bösen und dem Fangen spielen? Ist das ne Voraussetzung, um ein Böser zu werden?“ Mit einem lauten Seufzer sprang er hinter dem Wasser in den Kanal her. „Suche: Bösewichte für meinen Club. Du solltest folgende Vorlieben haben: Stehlen, Betrügen, anderen Wehtun, gerne Fangen spielen“, zitierte er eine frei erfundene Anzeige, bevor er sich mit einem Sprung an die steinerne Kanalwand vor einer neuen Welle in Sicherheit brachte. „Ich dachte, du sitzt in einem süßen kleinen Aquarium ein. Hatte ich dir da nicht ein Einzelzimmer direkt neben dem Sandmann verschafft, Hydroman?“ Er schoss einen Spinnfaden direkt in das Gebilde aus Wasser, das sich so gar nicht recht wie normales Wasser bewegte. Dann aktivierte er eine besondere Funktion seines Netzwerfers. Die schickte einen Stromstoß durch den Spinnfaden, von dem er selbst unberührt blieb. Dafür traf er seinen Gegner umso heftiger. Hydroman, ein Typ namens Morris Bench, dessen Fähigkeit war – wie der Name schon sagte -, seinen Körper zu Wasser werden zu lassen, war eigentlich ein eher unscheinbarer Gegner. Lästig zu fangen, weil er durch schmale Ritzen und Löcher entkommen konnte, aber an sich keine große Herausforderung, da er Spider-Man kräftemäßig unterlegen war. Und eigentlich sollte er sicher verwahrt in einem der speziellen Zellen des Hochsicherheitstraktes stecken. Aber das war ja nichts ganz so neues für Spider-Man, dass die bösen Jungs von Zeit zu Zeit einen unerwarteten Freigang machten. Kurz runzelte er die Stirn. Zwei an einem Tag? Hydroman traf der Stromstoß und für einen Moment nahm er seine normale Gestalt an. „Schön stehenbleiben und spar dir die Zerfließe-Nummer! Sonst heiz ich dir gleich nochmal ein!“ Erneut legte Spider-Man auf Hydroman an. Zumindest hatte er bei dieser Art von Gegner den Vorteil, dass die Stromschläge hauptsächlich dem Schmerzen bereiteten, solange er sich selbst nicht ins Kanalwasser stellte, sondern an der Kanalwand blieb. Hydroman hob die Arme. „So ist's brav. Und jetzt erzähl mir mal, welcher Poolreiniger das Wasser aus deinem Strafbassin abgelassen hat“, forderte Spider-Man. Von Hydroman kam ein höhnischer Laut. „Wie wär's mit einem Deal?“ „Ich verhandle nicht mit den bösen Jungs, das sollte dir eigentlich klar sein. Also?“ Ein seltsam hinterhältiges Grinsen. „Tja, dein Pech. Und ich rede nicht freiwillig mit Möchtegern-Helden.“ Damit löste er sich in Wasser auf. Gleichzeitig schwappte das Wasser vom Boden des Kanals hoch und riss Spider-Man von der Wand, so dass der nicht angreifen konnte. Stattdessen landete er im kalten Wasser, sprang schnell auf und schüttelte sich aus. „Bah! Igitt!“ Kalt und eklig. Was für ein Abend. Und wo war jetzt Hydroman hin? Ein Stück weiter floss eine ungewöhnliche Woge Wasser um eine Biegung. Sofort folgte Spider-Man der Welle. Den würde er sich holen! Schade, dass er keines von Deadpools Spielzeugen hatte. Hitzebomben. Das hätte jetzt was. Hydroman 'eindampfen' und den Dampf schön in einer Flasche fangen und dann einfach zukorken. Aber wenn er Hydroman nochmal ordentlich mit einem Angriff treffen konnte, versagte vielleicht dessen Fähigkeit, zu zerfließen lange genug, damit er ihn einspinnen konnte. Seine Netze waren nämlich nicht wasserlöslich. Da käme sein Gegner von allein nicht mehr raus, wenn Spider-Man ihn in einem hübschen Kokon verpackte. Aber dafür musste er ihn erst mal erwischen. Um die nächste Ecke! Wenn es nur nicht so düster gewesen wäre. Irritiert sah Spider-Man den Gang hinter der Ecke entlang. Da war eine Öffnung im Boden, durch die das Wasser nach unten abfloss. „Oh man...“ Spider-Man spähte nach unten. Großartig. Immer schön ins tiefste, dunkelste Loch verkriechen. Und ins kälteste. Sein Anzug war nass und langsam fror er doch. Vielleicht... wenn er doch zurück... Sein Spinnensinn schlug an und er sprang mit einem Satz zur Seite, als ihm eine Wassersäule entgegenkam und über der Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte, ein Loch in die Decke des Kanals riss. „Na schön! Du hast es nicht anders gewollt! Jetzt kriegst du Ärger! Weil ich jetzt runterkomme und dir einen verpasse! Einen saftigen Stromschlag!“ Mit einem Satz sprang Spider-Man nach unten, feuerte einen Spinnfaden nach oben ab, um sich abfangen zu können, schwang sich in die Dunkelheit, wartete auf den Boden... der aber zuerst gar nicht kam. Wie tief war dieser Schacht denn? Aber da war so ein Leuchten. Wie von beleuchteten Tasten, oder Lämpchen an Maschinen. War das Elektronik? Computer? Und dann war er unten angekommen. Von oben fiel ganz schwach ein wenig Helligkeit nach unten und Spider-Man versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. Wo war er hier gelandet? Der Boden fühlte sich nicht nach Stein an. Eher Metall. Er machte zwei Schritte auf die Lichter zu, streckte die Hand aus und dann... Er wirbelte herum, als sein Spinnensinn Gefahr signalisierte, doch er konnte nicht ausweichen, weil er den harten Schlag im Dunklen nicht kommen sah. Davon wurde er ein Stück zurückgeschleudert, trat plötzlich ins Leere und fiel, ehe er hart auf einer metallenen Fläche aufschlug. Mit einem Schmerzlaut rollte er sich zur Seite und kam wieder auf die Füße, streckte die Hände aus, um zu versuchen, eine Wand zu finden. Und da war auch eine, aber die Oberfläche war so... glatt? Was war das denn? Er tastete sich daran entlang, da kam schon eine Ecke und es ging genauso glatt weiter. Wo war er bloß? Da ertönte auf einmal ein lautes, metallenes Krachen direkt über ihm, das ihn zusammenzucken ließ. Schnell versuchte er, an der Wand nach oben zu klettern, aber nach kaum drei Metern kam schon die Decke. Wieder so glatt und kalt. Aber er war doch nach unten gefallen. Wo war denn der Rand? Der Zugang? Das Loch? Was zum... „Willkommen, Spider-Man. Willkommen. Und bald auf Wiedersehen.“ Irritiert sah Spider-Man sich um. Die Stimme klang blechern und so, als käme sie aus einem Lautsprecher. Und dann ging unerwartet auf einmal das Licht an. Spider-Man kniff zuerst die Augen zusammen, bei der plötzlichen Helligkeit, sah sich aber sofort um, sobald er sich an das künstliche Licht gewöhnt hatte. Doch was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Denn er steckte in einer Art großem Kasten fest. Vier Wände, Boden, Decke. Wo war der Eingang? War das das Krachen gewesen? Er machte an der Decke eine quadratische Abgrenzung aus. Da war er wohl reingestoßen worden. Doch jetzt war die Klappe zu. Na schön, kein Problem, dann würde er die eben aufstemmen und dort wieder rausklettern. „Weißt du, ich habe mir oft und lange überlegt, wie ich an dich rankomme, dann, wie ich dich ausschalten kann“, riss ihn die Lautsprecherstimme aus seinen Gedanken. „Und letztendlich habe ich durch das Beobachten deiner Kämpfe ein paar Dinge gelernt.“ Spider-Man sah sich suchend um, aber er fand nicht heraus, von wo die Stimme kam. Wohl ein versteckter Lautsprecher. „Du tauchst auf, wenn Menschen in Gefahr sind. Aber eher, wenn es die kleinen Bürger trifft. Darum reicht auch ein kleiner Köder für dich aus.“ In Spider-Man machte sich ein richtig mieses Gefühl breit. Er kannte die Stimme. „Und ich habe gelernt, dass ich dich an einen Ort locken muss, wo du alleine kämpfen musst“, fuhr die Stimme fort. Spider-Man holte aus und schlug hart gegen die Wand. Sie gab keinen Millimeter nach. „Natürlich auch nicht gegen meinen Köder. Du hast leider immer viel zu viel Glück und gewinnst.“ Er kletterte nach oben und versuchte, die Abdeckung zu lösen. Aber es gelang ihm nicht. Oh nein, das war gar nicht gut. Köder... Anlocken... Hydroman war nur dazu da gewesen, ihn in eine Falle zu locken. Und nun kam er da nicht mehr raus. Dazu der Typ, dem die Stimme gehörte. Der war alles andere als ein kleiner Fisch. Er war brandgefährlich, weil er weder Skrupel, noch Mitgefühl, Anstand oder Moral besaß. Dem traute Spider-Man einfach alles zu. „Das ist kein Glück, sondern Können und Training! Bei den Gegnern, die ich kriege, brauche ich aber meistens nicht mal das!“, gab Spider-Man sich betont stark und unbeeindruckt. „Dafür brauchen sie anscheinend so 'ne lausige Blechkiste, weil sie zu viel Angst haben, sich mir direkt zu stellen, was Doc?“ Ein hämisches Lachen aus dem Lautsprecher. „Ich mache mir nur nicht gern die Finger schmutzig, Spider-Man. Oh aber was das angeht... damit werde ich zumindest keine Probleme mehr haben, wenn ich mit dir fertig bin. Denn jetzt bekommst du einen extra gründlichen Waschgang. Gratis. Gern geschehen. Ich freue mich schon darauf, dich später in deine Einzelteile zu zerlegen. Zu schade, dass ich nicht dabei zusehen kann. Aber das Ergebnis zählt. Fürs Erste solltest du aber zur Entspannung einfach mal tief durchatmen.“ Kurze Stille und plötzlich schoss Wasser durch mehrere sich plötzlich auftuende Öffnungen in den kleinen Raum. „Solange du noch kannst.“ Entsetzt riss Spider-Man die Augen auf. Das war doch ein schlechter Scherz! Er wollte ihn doch nicht etwa... Aber das eiskalte Wasser, das nun nach und nach sein Gefängnis füllte, sagte da etwas anderes. „Sie kranker Mistkerl! Lassen sie mich hier raus!“ Automatisch schoss er mehrere Spinnfäden auf die Öffnungen, die durch den Druck aber sofort wieder abgesprengt wurden. Spider-Man versuchte erneut, sich den Weg durch die Wand frei zu schlagen, doch er kam nicht durch das dicke Metall. Mittlerweile reichte ihm das Wasser bis über die Hüfte. Oh nein, wenn das weiter so schnell stieg... Und niemand wusste, wo er war! Er musste aus dieser Falle raus! Wieder kletterte er nach oben und drückte gegen die Platte, doch auch dort kein Erfolg. Er schlug dagegen, aber sie rührte sich nicht, zitterte nicht einmal. Die saß bombenfest. Langsam stieg Panik in ihm hoch. Zurück auf dem Boden musste er sich schon auf die Zehenspitzen stellen, denn das Wasser stieg unaufhörlich an. Wie sollte er freikommen?! Kurz schätzte er den Abstand zur Abdeckung ab. Wenn er sich vom Boden abstieß, vielleicht reichte der Schwung, um die Platte zu durchstoßen, oder aufzuhauen. Spider-Man holte Luft, tauchte unter, stieß sich ab, jedoch... Das Wasser bremste den Schwung sofort ab und es nutzte gar nichts! Nein, nein, nein, wieso hatte er nicht vorher daran gedacht?! Als das Wasser noch nicht so hoch stand! Spider-Mans Atem ging schneller und er musste nun schon schwimmen, er erreichte bereits die Decke, wenn er die Hand ausstreckte. Also zog er sich gleich hoch und hämmerte weiter gegen die Abdeckung. „Komm schon! Komm schon!! Verdammt, geh auf!“, schrie er. Das Wasser berührte seinen Rücken und ihm wurde ganz schlecht. „Komm schon! Komm schon...“ Dieses Mal war es eher ein Flehen. Ihm kam ein kleines Schluchzen aus, als er ganz verzweifelt versuchte, die Finger in den Spalt zu graben, den er an der Decke ausmachen konnte und es ihm nicht gelang. Er schluckte schon ganz schwer und spürte, wie die Panik überhand nahm, als ihm nur noch wenige Zentimeter blieben. Nur noch wenige Zentimeter Luft. Oh Gott, bitte nicht. Bitte nicht! Er holte tief Luft und dann... Dann war da keine Luft mehr. Nur noch Wasser. Überall. Einfach überall! Wieder und wieder drückte er gegen die Abdeckung. Sein Herz schlug wie verrückt, seine Finger suchten nach einer schwachen Stelle, nach irgendetwas, um sein Gefängnis aufzubrechen, ein Ausweg, irgendwas! Seine Lungen fingen an zu brennen, alles in ihm schrie nach Luft. Einfach einatmen. Er konnte nicht mehr. Er konnte einfach nicht mehr! Völlig verzweifelt presste er die Hände auf Mund und Nase. Nicht atmen! Nicht! NICHT! Aber es war zu spät, es ging nicht mehr. Spider-Man kniff die Augen fest zusammen, zitterte am ganzen Körper und dann... holte er Luft. Ein Schwall Luftblasen stieg aus seinem Mund und durch die Maske nach oben, während sein Körper sich sofort verkrampfte, als er das Wasser einatmete. Und dann sank er langsam tiefer, Richtung Boden. Bis ganz unvermittelt eine laute Explosion die komplette Abdeckungsplatte der Falle aus der Verankerung riss. Dann griff eine Hand nach Spider-Man, packte dessen Handgelenk und riss den schlaffen, leblosen Körper nach oben und aus dem Wasser. „Oh Shit! Mach keinen Mist, Kleiner! Das kannst du mir und den Lesern doch nicht antun!!“ Deadpool packte Spider-Man an den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch. Aber sein Körper fiel einfach reglos zurück auf den Boden, als er ihn losließ. „Verflucht, ich hab mich doch so beeilt! Sterben ist nicht! Wag es ja nicht!“ Schnell schob er Spider-Mans Maske ein Stück nach oben, um zu sehen, ob er noch atmete. Aber da war... nichts. Automatisch fing er mit einer Herzdruckmassage an. „Komm, komm, komm, das ist nicht drin! Das ist kein Drama! Das ist 'ne Heldengeschichte!“ Kurz zögerte er, dann zog er Spider-Man die Maske ganz vom Kopf. „Sorry, aber Helden-nicht-demaskier-Codex kommt leider hinter Helden-nicht-sterben-lassen-auch-wenn-du-sie-enttarnen-musst-für-ne-ordentliche-Beatmung! Und DAS ist definitiv nicht, was ich mir unter meiner Chance, dich zu knutschen vorgestellt habe! Nur, dass du's weißt!“ Deadpool schob die eigene Maske hoch, hielt Spider-Man die Nase zu, überstreckte dessen Kopf und beugte sich zu ihm, wollte die Lippen auf Spider-Mans pressen, aber genau da spuckte der ihm einen Schwall Wasser mitten ins Gesicht und fing an, loszuhusten. Deadpool blinzelte irritiert, dann schüttelte er kurz den Kopf. „Ach komm schon! Wirklich?! Nicht mal jetzt?! Man, wie ich konsequent anständige Autoren hasse!“ Schnell stützte er Spider-Man ab, damit der sich zur Seite beugen und weiter Wasser ausspucken konnte und klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken. Spider-Man klammerte sich zitternd an Deadpools Arm und keuchte und hustete noch, behielt dabei die Augen geschlossen und versuchte, zwischen dem Husten gierig Luft zu holen. „Schon gut. Ruhig atmen. Es ist alles gut.“ Erst jetzt kam Spider-Man langsam wieder richtig zu sich. „Dead... pool...?“ Völlig neben sich sah er zu Deadpool auf, der sah ihm direkt ins Gesicht, dann stieß er unerwartet aus: „Waah! Beim Barte des Odin! DU bist die Memme aus der Schule!“ Spider-Man sah ihn ganz verwirrt an. „W-was?“ „Ah, sorry, falsches Kapitel. Den Spruch hab ich nur vergessen, zu bringen.“ Aber Spider-Man hörte schon nicht mehr hin, befühlte sein Gesicht und sah entsetzt auf die Maske, die neben ihm lag. Schnell stieß er Deadpool von sich und rutschte immer noch heftig atmend von ihm weg. „W-was hast du... wieso hast du...“ Auf der Stelle rieb er sich mit dem Handrücken über den Mund, während Deadpool ihn nur ganz enttäuscht ansah. „Was?! Nicht mal n Danke? Ich hab dich grad aus dem Fischtank geangelt bevor du in die ewigen Jagdgründe eingehst. Oder... Fischgründe. Wie auch immer. Und sorry, aber...“ Er deutete auf Spider-Mans Mund. „Außer der blonden Bitch im letzten Kapitel, hat meine neue Erzfeindin noch keinen da rangelassen.“ Spider-Man war total neben sich, er verstand kein Wort. Nur, dass Deadpool ihn gerettet hatte. Aber... wie... „Wo-woher... woher wusstest du, wo ich bin?“, wollte er wissen. Deadpool stand auf und hielt ihm die Hand hin. „Ääähm, ja. Das... Ich sagte ja, ich hab in meinem Gürtel immer alles dabei. Falls du dich an die kleine Aufzählung erinnerst.“ Spider-Man ließ sich hochziehen, wrang so gut es ging seine Maske aus und zog sie sich wieder über. „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Aber...“ Nun hielt er Deadpool doch die Hand hin. „Danke. Schätze ich.“ Deadpool ergriff seine Hand sofort mit beiden Händen und drückte sie. „Immer doch! Du darfst nicht sterben! Dann ist die Geschichte aus und es gibt 'ne drei Seiten lange Beschreibung, wie ich in Depressionen versinke und mir die Augen ausheule. Hm, obwohl... nein. Das ist ja verboten, dass ich 'n Weichei bin, sonst gibt’s wieder Ärger mit der Co-Produzentin, die das hier absegnen muss.“ Spider-Man zog die Hand zurück und rieb sich über die Arme. Entweder, Deadpool redete schon wieder dermaßen unverständliches Zeug, dass es NIEMAND im ganzen Universum verstand, oder ihm waren gerade ein paar Gehirnzellen beim fast ertrinken abgestorben. Erst jetzt sah er sich genauer um. Was war das hier? Ein Labor? Sah so aus. Unterirdisch. Das passte zu dem, der versucht hatte, ihn umzubringen. Und die Lichter, die er zuvor in der Dunkelheit gesehen hatte? Die gehörten in der Tat zu mehreren Apparaturen und Computern. Das sah aus, als wären da Kühlvorrichtungen, was auch immer der Doc da aufbewahren mochte. Und eines der Schaltpulte sah aus, als hätte jemand mit Waffengewalt darauf eingeprügelt. Wahrscheinlich Deadpool, der versucht hatte, die Abdeckung so zu öffnen. Aber Spider-Man konnte einfach nicht richtig nachdenken. Er merkte, wie er zitterte, ihm fiel jetzt erst auf, wie kalt ihm war. Kein Wunder. „Alles klar, Kleiner? Du gehörst sofort ab nach Hause und in ein warmes Bett“, befand auch Deadpool gleich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Spider-Man rieb sich weiter über die Arme und schüttelte den Kopf. „Das geht nicht! Ich muss Hydroman noch erwischen und den, dem ich den Tauchgang verdanke!“ Fast lässig winkte Deadpool ab. „Kein Stress. Um dein Abwasserproblem kümmern wir uns zusammen. Ich hab da so 'n Gefühl, dass wir den im Team locker packen. Er hat übrigens da lang die Biege gemacht, als er mich gesehen hat.“ Er deutete auf einen weiteren Gang, dann zog er ebenfalls seine Maske wieder zurecht. „Was meinst du? Einmal den Schleudergang einlegen für den Typ und dann spendier ich dir 'n Kinderpunsch zum Aufwärmen?“ Spider-Man versuchte das Zittern zu unterdrücken. Ganz toll. Ausgerechnet DEADPOOL hatte sein Gesicht gesehen und wusste jetzt, dass er noch zur Schule ging. Aber zugegeben, je schneller das erledigt war und er nach Hause konnte, desto lieber war es ihm. Er fror wirklich erbärmlich. „Na schön. Du hilfst mit. Aber nur dieses eine Mal!“ Deadpool ballte die Faust und zog den Arm in einer Sieg-Geste an sich. „Yesss!“ Dann deutete er nach vorne in Richtung des Gangs. „Los, schnapp ihn dir, Tiger! Ich geb dir Rückendeckung.“ Spider-Man schüttelte seine Handgelenke aus. Hoffentlich funktionierten die Netzwerfer nach dem Bad noch. Aber sie waren zum Glück unversehrt und er konnte sich sofort in Richtung des Gangs schwingen. Zwar zitterte er sofort noch mehr, denn es war eiskalt und die Zugluft beim Schwingen machte es nicht besser. Aber jetzt hieß es, Zähne zusammenbeißen und durch. Auch hinter dem Gang verbarg sich ein Raum, der wie ein unterirdisches Labor anmutete. Kein Wunder. Der, der hinter dem Lockvogel Hydroman steckte, operierte gerne in solchen Verstecken. Möglichst tief unten. Möglichst da, wo Wasser war. Spider-Man ließ den Blick schweifen. Viele seltsame Gerätschaften. Es sah so aus, als wäre hier alles darauf ausgerichtet, jemanden – er nahm an, sich selbst – gefangen zu nehmen und irgendwelche komischen Experimente durchzuführen. Proben zu gewinnen und zu konservieren. Der Doc, oder besser gesagt, Doktor Otto Ocatvius, alias Doctor Octopus, war hinter ihm her, seit er angefangen hatte, mit seinen Kräften auf Verbrecherjagd zu gehen. Immer danach lechzend, ihn in seine Finger oder Metallarme zu bekommen und an sein Blut und seine DNA zu kommen, um seine eigenen Mutationen mit Spider-Mans Kräften zu erschaffen. Dass er dafür Spider-Mans Tod in Kauf nahm, hatte er nun mehr als deutlich wieder mal bewiesen. Aber wo steckte der Doc? Und Hydroman? Hier ging es nirgends raus. Denn hier waren keine Kanäle, durch die er hätte flüchten können. Nur viele Nischen und dunkle Ecken. „Sag mal“, hörte er Deadpool hinter sich, der ihm nachgelaufen war. „Wieso enden eigentlich so viele von euch auf 'Man'? Das klingt doch – sorry, nix gegen dich, du bist klein und weißt es wahrscheinlich nicht besser – total lahm. Weißt du, was richtig gut käme? THE Spider. Einfach nur THE vorne dran. Ohne Man. Dann kannst du toll in Cross-Overs genannt werden!“ Er machte eine Geste, als würde er einen Titel in der Luft andeuten. „Deadpool and THE Spider! Thor and THE Spider! Avengers and THE...“ Spider-Man packte ihn am Kragen und riss ihn mit sich an einem Spinnfaden hoch, als ihn sein Spinnensinn warnte und aus dem Dunkel einer Ecke plötzlich eine Welle heran rauschte. Sofort klammerte Deadpool sich an ihn. „Woa! Das ist aber 'n bisschen mehr Wasser, als gerade eben noch!“ „Wir sind in der Kanalisation. Er kann Wasser absorbieren und wird größer!“, war auch Spider-Man nicht gerade erfreut. „Oh! Du meinst, so wie mit Sand der Sandmann? HA! Da! Noch so 'n 'Man'! Jetzt fühl ich mich toll! Mein Name ist cool!“ „Halt die Klappe! Ich muss mir überlegen, wie wir den kleinkriegen!“, herrschte Spider-Man Deadpool an. Vielleicht doch die Nummer mit den Granaten nochmal? Aber da sah er, dass Hydroman durch den Gang die Flucht antrat. Und im anderen Raum war ja noch viel mehr Wasser! Nicht gut. Wenn Hydroman richtig 'auftankte', konnte er gut und gerne auf Hochhausgröße anwachsen. Und auf einen zweiten Tauchgang im Inneren eines Bösewichts konnte Spider-Man getrost verzichten. „Hey, Kleiner, ob du's glaubst oder nicht, aber ich hab 'ne Idee!“, brachte ihn Deadpool wieder zurück in die Wirklichkeit. „Bring uns rüber, lenk ihn fünf Minuten ab, dann kümmer ich mich um den Typ!“ Skeptisch sah Spider-Man ihn an. „Na los! Oder willst du, dass er stiften geht? Mach dir keine Sorgen! Ich weiß schon, was ich tue!“ Spider-Man atmete tief durch und schwang sich mit Deadpool im Schlepptau hinter Hydroman her. „Ich mache mir immer Sorgen, wenn du mir sagst, ich soll mir keine Sorgen machen. Was hast du vor?“ Er setzte sie beide wieder in dem Raum mit dem bis zum Rand mit Wasser gefüllten Tank ab und ging sofort in Angriffsstellung, als er sah, dass Hydroman in ebendiesem verschwand. Zu spät! Er hatte das Wasser schon erreicht! „Lenk ihn ab! Hol ihn weg von den Containern und Schränken da drüben!“, rief Deadpool ihm zu und lief los. Spider-Man nickte nur knapp. In dem Moment barst der Tank, der sein Grab hätte werden sollen und daraus hervor quoll ein metergroßer Hydroman. Schnell sprang Spider-Man hoch, zog sich mit einem Spinnfaden aus dem Weg, dann packte er sich im Weiterschwingen einen Teil der abgesprengten Metallverkleidung des Tanks und drosch damit auf die gewaltige Gestalt ein, während er aus dem Augenwinkel sah, wie Deadpool von den Wassermassen erst mal weggeschleudert wurde, sich dann aber fing und über ein paar Rohre ein Stück nach oben kletterte. Da standen tatsächlich weitere siloartige Gebilde und noch mehr Apparaturen direkt neben den Schränken, die wie große Kühllager aussahen. Wollte er wieder alles kurzschließen? Wie bei Electro? Aber das schienen seiner Meinung nach keine Generatoren zu sein. Hydroman holte aus und schlug nach Spider-Man, der gerade noch ausweichen konnte, ehe er Hydromans riesige Wasserpranke mit der Metallplatte einfach zerteilte. „Wegen dir habe ich meine Prämie verloren! Weil du nicht tot zu kriegen bist! Aber das werde ich jetzt korrigieren! Niemand kann Wasser so kontrollieren, wie ich! Denn ich BIN das Wasser!“, schrie Hydroman ihm entgegen und dann kam eine ganze Wasserwand auf Spider-Man zu, die ihn von seinem Spinnfaden riss und gegen die nächste Wand schleuderte, wo er auf das metallverkleidete Mauerwerk prallte und zu Boden ging. „HEY, Mr. Splash Mountain! Wie gut bist du in Physik?!“, hallte da Deadpools Stimme durch den ganzen Raum. Spider-Man hob etwas benommen den Kopf und sah ihn vor den großen Containern mit gezückten Schwertern stehen. Die Wassermassen setzten sich sofort in Deadpools Richtung in Bewegung. „Ich zeige dir MEINE Physik, du Störenfried! Mit wie viel Geschwindigkeit muss ein Körper auf eine harte Wasseroberfläche treffen, um komplett zerschmettert zu werden?! Ich werde es dir demonstrieren!“ „Sorry, kein Bedarf. Nachhilfe hab ich aus Prinzip immer geschwänzt. Aber eins hab ich mir gemerkt!“ Die Wassermassen schossen jetzt auf Deadpool zu, der sprang hoch und nach hinten, holte aus und stieß die Schwerter in die großen Container, aus denen eine dampfende Flüssigkeit direkt Hydroman entgegen spritzte. „Hoch mit dir, Schätzchen! Jetzt wird’s 'n bisschen frisch!“ Spider-Man hatte sowieso schon seinen Alarm läuten hören, zog sich mehr automatisch an einem Spinnfaden nach oben und beobachtete von der obersten Wand aus, wie das Wasser sofort mit der Flüssigkeit reagierte. Aber ganz anders, als er erwartet hatte, denn... „Gefrierpunkt von Wasser: 0 Grad. Flüssiger Stickstoff aus Kühlaggregaten um teure Materialien wie Blut und Zellen vorm Auftauen zu schützen: -196 Grad. Wissenschaft ist cool. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Deadpool ging auf den Kühlaggregaten in die Hocke und sah in aller Ruhe dabei zu, wie Hydroman nach einem kurzen Aufschrei zu einer spiegelnden, glatten Eisfläche gefror. „Alles klar bei dir Kumpel?!“, rief er zu Spider-Man herüber, der nur nicken konnte. Wow, Deadpool hatte tatsächlich einen funktionierenden Plan gehabt. Dafür wurde ihm selbst jetzt erst recht wieder kalt. „Ich... ich muss noch... Der Doc... Er muss hier irgendwo...“, fiel ihm dann auch noch ein. Mit einem Satz war Deadpool auf der Eisfläche und glitt elegant zu Spider-Man herüber, das letzte Stück rutschte er sogar rückwärts und stoppte dann mit weit offenen Armen direkt unter ihm. „Lass gut sein, Spidey. Hier ist keiner mehr. Die großen böse Oberfieslinge kommen immer erst zum spielen raus, wenn sie denken, der Gegner wehrt sich nicht mehr. Und wir wehren uns sogar zu zweit. Also sein ein braver Junge und komm da runter, damit wir nach Hause können. So langsam wird mir nämlich auch kalt. Und das will was heißen bei 'nem Kanadier!“ Langsam ließ Spider-Man sich an seinem Spinnseil nach unten, wobei er die Finger schon arg darum krampfte, weil ihn so fror. Deadpool glitt in einer kleinen Runde und mit auf dem Rücken verschränkten Armen rückwärts um ihn herum. „Auf 'ner Eislaufbahn war ich ewig nicht. Weckt richtiges Nostalgiefeeling in mir. Wenn du dann noch weißt, dass du gerade auf dem Gesicht deines Gegners rumrutschst, ist es gleich doppelt so schön. Solltest du auch mal probieren.“ Spider-Man setzte vorsichtig die Füße auf die glatte Oberfläche und schüttelte langsam den Kopf, dann sah er sich um. Aber Deadpool hatte wohl recht. Hier war niemand mehr. Sein Spinnensinn gab Ruhe. Der Doc hatte sich bestimmt ein geschütztes Plätzchen gesucht, um abzuwarten, dass er ertrank und wäre erst danach aufgetaucht, um was auch immer mit seinem Körper anzustellen. „Wie wär's mit 'ner Runde Paarlaufen, als Dankeschön fürs Retten“, plapperte Deadpool einfach weiter und Spider-Man fragte mehr automatisch: „Wieso... kannst du das?“ Überrascht stoppte Deadpool. „Was? Eislaufen? Ich sagte doch, ich bin Kanadier. Das ist 'ne angeborene Superkraft. Also? Wie sieht's aus? Einmal Yuri on Ice für die Fangirls?“ Er hielt Spider-Man die Hand hin. „Ich persönlich finde ja, dass Männereiskunstlauf eine der erotischsten Sportarten überhaupt ist!“ „Igitt! Spar dir das!“ Spider-Man wich langsam rutschend vor ihm zurück und rieb sich wieder zitternd über die Arme. „Ich geh jetzt nach Hause. Genug für einen Abend. Genug für einen Tag! Ich will nur noch in mein Bett.“ Ganz enttäuscht ließ Deadpool Arme und Kopf hängen. „Awww! Dann eben nicht. Nimmst du mich wenigstens mit nach oben? Beim Klettern kann ich dafür mit dir nicht mithalten.“ Ganz langsam nickte Spider-Man. „Festhalten.“ Mit einem freudigen Laut legte Deadpool die Arme um Spider-Mans Nacken. Dann schauderte Spider-Man unangenehm auf, als Deadpool ihn ganz fest an sich drückte. „W-was tust du da?! Du kannst dich auch 'normal' festhalten!“, protestierte er und schauderte erneut auf, als Deadpool ihm ins Ohr raunte: „Ich will nur, dass du weißt, dass ich jetzt doppelt so gut auf dich aufpassen werde. Weil du noch so klein bist.“ Beleidigt giftete Spider-Man ihn an: „Ich bin nicht KLEIN! Ich bin stärker als du! Halt dich fest und halt den Mund! Sonst bleibst du hier!“ Er zog sich mit Deadpool an einem neuen Spinnfaden durch die Öffnung ganz oben in der Decke des Raumes, durch die er in das unterirdische Labor mit der Falle gelockt worden war, zurück in den Kanalschacht. „Ich muss dem Aufräumdienst Bescheid geben, dass die Hydroman hier mit ein paar Eispickeln aus dem Fußboden schlagen können“, murmelte er vor sich hin, während er sich wieder über die Arme rieb, nachdem er Deadpool abgesetzt hatte. Dann sah er Deadpool an. „Also schön, raus damit. Wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, wo ich bin?“ Das musste er jetzt einfach wissen. Deadpool fuhr sich verlegen über den Nacken. „Ähm, ja...weißt du... Das... liegt an 'ner kliiitzekleinen Sache aus meinem Gürtel.“ Er stützte sich, wie schon beim Kampf gegen Rhino, auf Spider-Mans Schulter ab. „Weißt du noch? Allzeit bereit?“ Fragend sah Spider-Man ihn an und schob ihn von sich weg, als Deadpool ihm auf den Rücken klopfte. „Schluss mit der Geheimnistuerei! Mir ist kalt, ich bin nass und ich bin gerade ein bisschen mies gelaunt, weil man versucht hat, mich zu ertränken! Außerdem treibe ich mich mitten in der Nacht in dunklen Kanalschächten rum UND darf mir den Kopf darüber zerbrechen, was Doc Oc vorhat, wo er steckt und ob er mein Gesicht gesehen hat! Dank DIR!“, fuhr er Deadpool an. „Oh... Dann wirst du das jetzt nicht mögen...“ Spider-Man starrte ihn wortlos an. Deadpool hob langsam die Hand und hielt ihm einen kleinen, flachen, metallenen Gegenstand unter die Nase. „Ist das... ist es das, was ich denke, dass es ist?! Hast du mir einen Peilsender an den Anzug geheftet?! Deadpool!“ Mehr aus Reflex tastete Spider-Man über seinen Nacken und Rücken über die Stelle, auf die Deadpool mit der Hand geklopft hatte. Schnell machte Deadpool zwei Schritte rückwärts. „Was denn?! Es war doch... nützlich. Oder etwa nicht? Halt mir ja nicht vor, dass ich dir das Leben gerettet hab! Und ich wollte eben sicher gehen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst. Nachdem mich der Hornschädel mit dir verwechselt und dann versucht hat, mich anzulocken. Da dachte ich, als du aufgetaucht bist, es wäre nicht so übel, 'n Auge auf dich – oder besser gesagt 'n Peilsender auf dir – zu haben. Das kam mir nämlich nicht ganz koscher vor“, erklärte er und fügte hinzu: „Hm... sind Nashörner koscher? Egal! So und jetzt ist der Moment, in dem du dich überschwänglich bei mir bedanken musst! Weil ich so vorausschauend denke!“ Spider-Man starrte ihn nur wieder an. „Er hat dich angelockt? Und das sagst du erst jetzt?!“ Dann war also auch schon Rhino darauf angesetzt worden, ihn irgendwohin zu locken. Um ihn zu töten? Ja natürlich. Er hatte ja was davon gefaselt, dass Unschuldige angreifen ihn auf den Plan rief. „Sieht so aus, als würde dein komischer Onkel Doktor alles an gestörten Kleinkriminellen mit Sonderfähigkeiten einsetzen, um dich zu erwischen. Also jetzt bin ich definitiv dafür, dass du den Peilsender behältst, falls ich dich wieder raushauen muss.“ Sofort streckte Deadpool ihm die Hand mit dem Sender entgegen. „Vergiss es! Das sind meine Gegner! Und du stalkst mich nicht! Wehe! Ich bin dir dankbar fürs aus dem Tank fischen. Aber ich will trotzdem nichts mit dir zu tun haben! Das bringt nur Ärger!“, schimpfte Spider-Man augenblicklich und drückte Deadpools Hand weg. Dann drehte er sich um und marschierte zurück in die Richtung, in der er den Kanaldeckel vermutete, durch den er gekommen war. „Hey! Warte! Mein Anstand gebietet es mir, dass ich dich heil zuhause abliefere! Es ist doch schon nach zehn!“ Kurz zuckte Spider-Man genervt zusammen, drehte sich um und zog Deadpool an einem Spinnfaden zu sich heran. „Wenn du IRGENDWEM verrätst, wer ich bin, wird aus Deadpool 'Dead'-Deadpool.“ Deadpool wirkte sichtlich irritiert. „Aber ich kenn dich ja gar nicht. Ich weiß doch gar nicht, wer du bist.“ Spider-Man wollte etwas erwidern. Aber der Idiot hatte recht. So ein Glück! Bloß, weil er sein Gesicht gesehen hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass er wusste... „Okay, du bist 'n Schulkind. Du gehst auf die Midtown. Oder du bist der Sohn des Hausmeisters. Oder beides. Dann hast du ja zwei Geheimidentitäten!“, fing Deadpool da schon an zu spekulieren, woraufhin Spider-Man ihn am Kragen packte und leicht schüttelte. „Wenn du mich enttarnst, sorg ich dafür, dass J.A.R.V.I.S. dich zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt! Mit Abschussprämie!“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Hey, wow, langsam. Ich verrate dich schon nicht. Helden-Bro-Code! Und nur so nebenbei: Ich BIN schon auf der Feinde-der-Avengers-Liste. Immer so zwischen Red Skull und Loki. Variiert von Comic zu Comic, zu Film, zu Universum. Und zur Finanzlage von Tony und mir.“ Kopfschüttelnd ließ Spider-Man ihn los. „Du hast doch gar kein Geld.“ „Ja, in den Geschichten DIESER Autorin nicht, nein. Die gönnt mir ja eh so gar keinen Spaß.“ Mit einem lauten, frustrierten Seufzer wandte Spider-Man sich wieder von ihm ab. Gar nicht fragen. Einfach weggehen. Aber schon schloss Deadpool wieder zu ihm auf. „Ich hab dein Geschenk vergessen!“ Verwirrt sah Spider-Man zu ihm, blieb aber nicht stehen. „Was?“ „Na dein Weihnachtsgeschenk!“ Einfach ignorieren. Nicht fragen. „Ich bring es dir vorbei. Hast du Montag Schule? Oder ist wegen Rhino geschlossen? Oder hast du schon Ferien?“ „Du kreuzt NICHT bei mir in der Schule auf!“ Deadpool machte nur ein bedauerndes „Awww!“, das aber deutlich amüsiert klang. Na das hatte ihm gerade noch gefehlt. Oh Gott, wenn er nun wirklich an der Highschool auftauchte und ihn da vor allen anderen bloßstellte! Wenigstens waren sie jetzt an dem offenen Kanaldeckel angekommen. „Darf ich wieder...“, fing Deadpool an, aber Spider-Man sagte nur völlig emotionslos: „Benutz die Leiter“, ehe er sich selbst mit einem Spinnfaden nach oben zog. Draußen schneite es nun heftig und es war richtig still auf der Straße, in der sie herauskamen. „Och kuck doch. Ist das nicht romantisch?“ Schon hatte Spider-Man Deadpools Arm um seine Schultern liegen. „Hach ist das blöd, dass ich mir jetzt die zotigen Sprüche sparen muss, bis du alt genug bist, um sie zu verstehen.“ Erneut stieß Spider-Man ihn von sich weg, aber Deadpool packte sein Handgelenk und zog ihn wieder an sich. „Mal Spaß beiseite, Kleiner. Denkst du, du bist okay?“ Oha, plötzlich so ein ernster Ton? Spider-Man nickte. „Also... überhaupt. Nicht nur nach dem, was da gerade passiert ist. Das Heldenbusiness ist 'n verdammt hartes Pflaster. Pass auf, dass du nicht unter die Räder kommst. Wär verflucht schade um dich, Spidey.“ Spider-Man starrte Deadpool nur an. Wo kam das denn auf einmal her? „Ist nur 'n gut gemeinter Rat. Weil du doch noch 'n Kind bist. Pass auf dich auf.“ „Ich bin kein Kind“, maulte Spider-Man trotzig und klang dadurch erst recht wie eins. „Und ich passe immer auf!“ Noch immer hielt Deadpool sein Handgelenk fest. „Heh, ja. Hab ich gesehen. Mehrere Male, um genau zu sein.“ Er zog ihn noch etwas näher zu sich. „Nur, damit du's weißt: Ich passe auch auf. Immer. Und das ist gut so, denn sonst wären wir nicht das beste Cross-Over-Team aller Zeiten.“ „Wir sind kein Team“, murmelte Spider-Man nur. Es wurde gerade wieder echt unangenehm. Kurz drückte Deadpool sein Handgelenk etwas fester, so dass Spider-Man fast Angst hatte, er würde den Netzwerfer auslösen, dann hörte er ihn sagen: „Geh nach Hause und wärm dich auf. Sonst holst du dir noch den Tod. Und Tod durch Lungenentzündung kann ich leider nicht verhindern. Huschhusch. Den Aufräumdienst ruf ich für dich. Wir... sehen uns. Denke ich... Hoffe ich... Bin ich mir fast sicher.“ Er ließ Spider-Man los und kreuzte die Finger. Unschlüssig sah Spider-Man ihn an, dann auf den Boden, dann wieder zu ihm. „Nicht, wenn ich es verhindern kann“, meinte er halb scherzhaft. Deadpool legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Pass auf dich auf, Kleiner. In dieser Stadt leben eindeutig zu viele Gestörte. Ich weiß, wovon ich rede. Und ich wäre echt am Boden zerstört, wenn dir einer von denen was Schlimmes antut.“ Damit wandte er sich zum Gehen. Spider-Man sah ihm nach, dann rief er: „Hey!“ Deadpool blieb stehen und sah sich um. „Danke... für... dass du... Danke, einfach.“ Kurz deutete Deadpool ein Herz mit den Händen an. „Jederzeit, Spidey-Kumpel, jederzeit. Los, verschwinde! Ab ins Bett! Bevor du erfrierst oder krank wirst!“ Er winkte Spider-Man und der machte sich nun wirklich auf den Weg nach Hause. So kalt war ihm noch nie in seinem Leben gewesen und er zitterte nur noch in einer Tour, so dass er beinahe ein paar mal vom Spinnseil gefallen wäre. Auch zuhause wurde und wurde ihm nicht recht warm. Kein Wunder, sein Fenster war ja die ganze Zeit geöffnet gewesen und auch in seinem Zimmer war es eiskalt. Da nutzte es auch nicht viel, sich unter der kalten Bettdecke zu verkriechen. Und ihm wurde sogar noch kälter, wenn er daran dachte, dass er ohne Deadpool jetzt tot wäre. Das musste er unbedingt ausblenden. Wenn er wusste, seine Feinde trachteten ihm nach dem Leben und würden es wieder und wieder versuchen, würde er nicht mehr dort rausgehen können. Nicht mehr als Spider-Man. Aber das würde er niemals zulassen! Dass seine Feinde ihn einschüchterten! Egal, ob Kind oder nicht! Er war ein Held! Außerdem... hatte er etwas, was nicht jeder Held von sich sagen konnte. Nämlich so etwas wie einen persönlichen, wenn auch etwas sehr gestörten, aber dafür umso gefährlicheren Wachhund. Und mit einem Gedanken schlief er dann doch irgendwann ein, nämlich dass er vielleicht... ja ganz vielleicht... daran irgendwann ja auch noch etwas positives finden können würde... Hosted by Animexx e.V. 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