Bayrische Hitze von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 3: II. Brennende Hoffnung (Ohne Adult) ---------------------------------------------- Wie versprochen, jetzt darf mal Heiko ran. Also ans Erzählen. Nicht, was ihr wieder denkt :-P Obwohl … ran darf er ja wirklich bald, an seinen heißen Pagen xD II. Brennende Hoffnung (Ohne Adult) ~Heiko~ Mir fällt das Gemüsemesser aus der Hand, das leise klappernd in die Schüssel mit den Kartoffelschalen landet. Egal. Das Zittern ist ohnehin so stark, dass ich mich damit wahrscheinlich nur schneiden würde, wenn ich weiter versuchen würde, die Kartoffeln zu schälen. Und es wird sogar noch stärker, als ich die zitternde Hand zu meinem Mund hebe und ihn mit Zeige- und Mittelfinger sachte berühre. Hat Henning mich gerade wirklich … geküsst? Hat er? War das ein Traum, oder … Kann das sein? Noch immer kann ich den unverwechselbaren Duft seines Aftershaves in der Luft ausmachen. Er ist hier gewesen. Also kein Traum. Ich schaue rüber zu Küchentür, die noch immer offen steht. Henning ist weg. Geflüchtet. Kein Wunder. "Ich Idiot!" Frustriert schlage ich mit der Faust auf die silberne Arbeitsfläche. "Au!" Etwas zu fest. Dafür hat das Zittern aufgehört. Zur Frustration gesellt sich nun auch noch Ärger. Fest knete ich meine schmerzende Hand, während ich mich umdrehe, mit dem Rücken gegen die Arbeitsfläche lehne und den Kopf hängen lasse. "Ich dämlicher Idiot." Wieso habe ich nichts getan?! 'Weil ich ein Trottel bin. Ein ängstlicher, feiger Trottel!' Zugegeben. Hennings 'Attacke' kam auch ziemlich überraschend. Dennoch … Jede Reaktion von mir wäre besser gewesen, als weiter Kartoffeln zu schälen! "Wie kann man nur so blöd sein?", sage ich zu mir selbst und wische mir über das Gesicht, mit dem Ergebnis, dass jetzt Erde von den Kartoffeln daran klebt. Seufzend laufe ich zur Spüle und wasche mir die Hände. Sie haben schon wieder angefangen zu zittern. 'Henning hat mich geküsst …' Ich kann es immer noch nicht fassen! Endlich! Nach all den Jahren, in denen er mir so vehement aus dem Weg gegangen ist, dass ich schon befürchtet hatte, er hätte etwas von meinen Gefühlen ihm gegenüber gemerkt und würde mich deshalb meiden, passiert plötzlich DAS und ich versemmle alles! Meine Augen fangen an zu brennen, was allerdings nicht am Wasser liegt, mit dem ich mir das Gesicht säubere. "Scheiße", hauche ich und drehe den Wasserhahn zu, ehe ich mir ein frisches Geschirrhandtuch gegen das Gesicht drücke. "Was mache ich denn jetzt?" Ich atme ein paar Mal tief ein. Ich muss weiter machen und das Mittagessen für morgen vorbereiten. Schließlich ist das mein Job. Mein Blick fällt auf die Kartoffeln, bleibt dann jedoch am Küchenmesser hängen, das Henning vor ein paar Minuten noch in der Hand gehalten hat. Keine Sekunde später liegt es in meiner. Nachdenklich schaue ich es an und befühle den Griff. Normal hilft Henning nicht in der Küche aus. Erst recht nicht, wenn ich alleine am Arbeiten bin. Wie gesagt, eigentlich vermeidet er es länger in meiner Nähe zu sein. Erst vor ein paar Monaten konnte ich ihn das erste Mal dazu überreden, einen Filmabend mit mir zu verbringen. Davor hatte er immer irgendwelche Ausreden parat. Ich dachte zuerst, die Ausreden seien ihm nach fünf Jahren endlich mal ausgegangen. Wieso sonst konnte er sich dazu herablassen, einen Abend mit mir zu verbringen, aber nach dem, was heute passiert ist … Könnte es sein, dass da doch was ist? Dass ich mir seine Blicke doch nicht eingebildet habe, weil ich mir einfach zu sehr wünsche, er könnte etwas für mich empfinden? Wollte er deshalb ausgerechnet heute mir beim Kartoffelschälen helfen? Ich zucke innerlich zusammen und mir wird leicht schummrig. Hat er den Kuss etwa geplant?! Noch immer starre ich das Messer in meiner Hand an. Für einen Außenstehenden muss das sicherlich ziemlich bekloppt aussehen. Massenmördermäßig. Dabei versuche ich doch nur meine Gedanken, und vor allem meine Gefühle zu sortieren und zu begreifen, was da eben abgegangen ist. Aber so sehr ich auch grüble, ich kann es nicht begreifen. Ich komme nicht dahinter. Vor allem, weil ich mir keine Hoffnungen machen möchte. Nicht schon wieder. Weil mich das nur wieder hart auf den Boden der Tatsachen aufschlagen lassen würde, wie jedes Mal, wenn ich zu viel in Hennings Handlungen hineininterpretiere. Obwohl ich zugeben muss, einen Kuss kann man kaum falsch interpretieren, oder? Also Scheiße ja! Ich mache mir wieder Hoffnung. Ob ich jetzt viel darüber nachdenke, oder nicht. Und wer kann mir das auch verübeln? Hätte ich das nur vorher alles gewusst! Bevor ich hier angefangen habe zu Arbeiten. Ich hätte gleich mit offenen Karten spielen müssen. Auch wenn ich eine Abfuhr erteilt bekommen hätte. Das wäre immer noch besser gewesen, als das ständige Hoffen und Bangen, ob da nicht vielleicht doch was zwischen Henning und mir ist. Aber ich habe geschwiegen, abgewartet, mich vorsichtig an ihn herangetastet, und wurde mir immer unsicherer, während ich mich gleichzeitig immer mehr in unseren Junior-Chef verliebt habe. Und jetzt stehe ich hier, verwirrt, mit einem Messer in der Hand und kann an nichts anderes mehr denken, als an den Kuss. Dabei war ich mir anfangs so sicher mit meinen Gefühlen umgehen zu können. Auch wenn sie niemals erwidert werden würden … Wie falsch ich damit doch lag! Doch als ich es begriffen hatte, war es bereits zu spät. *** Als ich Henning das erste Mal gegenüberstand … Mein Gott! Ich war auf der Stelle hin und weg von diesem Mann! 'Er ist die pure bayrische Versuchung!', dachte ich sofort. Mit seinem blonden Haar, den blauen Augen und seiner beeindruckenden Körpergröße. Dazu noch seine tiefe Stimme und der bayrische Akzent, dem ich noch nie widerstehen konnte … Aber ich mahnte mich zur Zurückhaltung. 'Das ist der Sohn deines Chefs! Bau keinen Mist!' Ich mochte das kleine Hotel 'Zum Seeblick'* auf Anhieb. Nicht so wie die feinen Schuppen in der Stadt. Genau so einen Betrieb hatte ich damals gesucht, als ich beinahe an einem fast-Burnout zugrunde gegangen wäre. Hier wollte ich arbeiten, mich ausprobieren, ganz ohne den Druck eines Spitzenrestaurants im Nacken. Gute Küche, auch mal deftige Küche, aber mit Klasse. Nicht nur für dicke Geldbeutel. Man kann auch gut Kochen, ohne viel dafür ausgeben zu müssen. Selbst mit frischen, regionalen Produkten. Und aus dem Vorstellungsgespräch mit dem Hotelinhaber ging genau das hervor. Ich war total happy, dass er mir gleich nach dem Probekochen die Stelle angeboten hatte. Und dann kam Henning um die Ecke. Stilecht in Tracht und zum Anbeten! Ich muss gestehen, es verschlug mir mehr als bloß die Sprache. Als er vor mir stand, die Hand nach mir ausstreckte und mich mit einem hinreißenden Lächeln und neugierigem Blick musterte, wurden meine Knie weich. So jemanden wie ihn hatte ich noch nie getroffen. Bis heute nicht. Henning ist und bleibt einmalig. Für mich wird es nie einen anderen geben … Damals schimpfte ich mich einen notgeilen Idioten. Mich in den Junior-Chef vergucken! Das konnte doch nur wieder mir passieren. Wäre nicht das erste Mal, dass ich was von jemanden wollte, mit dem ich zusammenarbeitete. Doch diesmal war es etwas völlig anderes. Keine bloße Schwärmerei. Mich hatte es wirklich nach kurzer Zeit total erwischt. Anfangs verdrängte ich die Gefühle, die in mir aufkamen, jedes Mal, wenn Henning in meiner Nähe war. Ich flüchtete mich in die Arbeit, versuchte mir einzureden, dass Henning doch ein total langweiliger Typ ist, der tagein tagaus nur das Hotel im Kopf hatte. Außerdem hatte er damals eine Freundin. Ergo: Nicht schwul. Und dann, ich arbeitete noch nicht mal ein halbes Jahr im Hotel, ging seine Beziehung in die Brüche. Henning schien das nicht großartig zu stören. Ganz im Gegenteil. Er wirkte … erleichtert. 'Das bilde ich mir nur wieder ein', sagte ich zu mir selbst. Wer ist schon erleichtert, wenn eine Beziehung gescheitert ist? Und da war sie das erste Mal. Die Hoffnung. Sie keimte in mir auf, bildete Wurzeln und fing an zu wachsen. Ich wagte den ersten Versuch, mich Henning anzunähern. Wider aller Vernunft und trotz meines Bestrebens, mir vorzugaukeln, er sei ein totaler Langweiler. Das war er natürlich nicht und ich wusste, dass hinter seinem scheinbar kühlen Blick eine wahre Feuersbrunst brodelte, die nur darauf wartete, von mir freigelassen zu werden. Doch es kam ganz anders. Ich blitzte bei Henning ab. Nicht nur einmal. Selbstverständlich baggerte ich ihn nicht offen an. Ich versuchte zuerst, eine freundschaftliche Basis mit ihm aufzubauen. Fragte ihn nach Feierabend, ob wir nicht mal ein Bierchen zusammen trinken wollen. Wollte er nicht. Einmal habe ich es so gedreht, dass Abends noch etwas vom Nachtisch über war. Ich weiß nicht mehr genau, was es war. Irgendwas mit Himbeeren und weißer Schokolade. Eine süße Versuchung. Hübsch auf einem kleinen Teller angerichtet. Bewaffnet mit zwei Tellern klopfte ich also mit dem Fuß gegen die angelehnte Bürotür, die sofort aufschwang. Vorsichtig linste ich ins Büro, wo Henning am Schreibtisch saß. "Störe ich?" "Hm?" Wie niedlich er aussah, als er leicht abwesend zu mir rüber geschaut hat. "Nein", erwiderte er. "Komm rein." 'Yes!', jubelte ich innerlich. "Es ist noch was vom Nachtisch übrig", plauderte ich gleich darauf los und stürmte den Raum. "Hunger?" Ich glaube, ich sah ziemlich dämlich aus, wie ich, strahlend vom einen bis zum anderen Ohr, vor ihm stand und ihm einen der Teller vor die Nase hielt. "Sieht lecker aus", meinte Henning und ich wurde mir immer sicherer, auf einem guten Weg zu sein. "Es schmeckt auch lecker." "Danke. Stell es einfach hier hin. Ich esse es später. Wenn ich hier fertig bin." Game over. Zu früh gefreut. Doch vielleicht ließ sich das Ruder nochmal herumreißen. "Ich dachte, wir essen zusammen." Ich wedelte mit beiden Tellern. "Oh … Ähm … Ein anderes Mal vielleicht", vertröstete er mich und brütete betont geschäftlich über das, was auch immer so ungemein Wichtiges auf dem Bildschirm des Laptops vor ihm zu sehen war. "Schade", seufzte ich und stellte den Teller auf den Schreibtisch. "Dann einen schönen Abend noch und lass es dir schmecken." "Danke. Dir auch." Enttäuscht über diese weitere Abfuhr machte ich mich auf den Weg nach Hause, nachdem ich meinen leckeren Himbeernachtisch frustriert in die Biotonne gekloppt hatte. Ich schwor mir, nie wieder einen weiteren Versuch der Annäherung zu starten. Dass ich diesen Schwur nicht einhalten konnte, war mir natürlich bewusst. Aber im selbst in die Tasche lügen war ich schon immer einsame Spitze. Bald schon versuchte ich es wieder, biss bei Henning abermals auf Granit, zog mich verzweifelt zurück, nur um wieder den nächsten Vorstoß zu wagen. So ging es weiter. Und weiter. Bis, eines Nachmittags: "Henning?" Sehnsuchtsvoll legte ich ihm die Hand auf die Schulter, während er an der Rezeption die Reservierungen durchging. "Heiko!" Er zuckte regelrecht zusammen, als ich mich bemerkte. Sofort zog ich meine Hand wieder zurück. "Lust auf einen DVD Abend? Ich habe ein paar super Schnäppchen im Internet gemacht." Gelogen, aber irgendeinen Vorwand, ihn auf einen gemeinsamen Abend einzuladen, brauchte ich ja. "Ähm …" Henning wurde auf der Stelle nervös, doch davon ließ ich mich nicht abschrecken. Falls er wirklich mitbekommen haben sollte, dass ich auf ihn stehe, und sich deshalb nicht mit mir treffen wollte, dann war das eben so. Aber ich würde nicht aufgeben, bis er mir das nicht selbst ins Gesicht sagen würde! "Komm schon", redete ich auf ihn ein. "Ich arbeite schon so lange hier. Mit jedem habe ich schon mal was außerhalb der Arbeit unternommen, nur mit unserem Junior-Chef nicht." Mein Herz schlug schnell und hart gegen meine Brust. Ging ich zu weit? "Ich kann nicht einfach weg …" "Kein Ding. Wir können auch bei dir gucken. Hab alles dabei." Ich war vorbereitet. "Na los. Wir schnappen uns ein paar Flaschen Bier aus dem Keller und es kann los gehen. Knabberkram habe ich auch dabei." Henning sah mich merkwürdig an. Ängstlich, aber auch neugierig. Ich bekam Panik, dass er mir gleich wieder eine Abfuhr erteilen würde, oder schlimmer noch, mir stecken würde, er wüsste Bescheid über meine Gefühle, doch nichts dergleichen geschah. "Na gut", sagte er plötzlich. "Warum nicht?" "Echt?" Ich konnte es kaum glauben! Henning nickte. "Bis zwanzig Uhr dürfte ich hier fertig sein." Innerlich vollführte ich einen Freudentanz. "Schön", erwiderte ich sachlich, grinste aber. "Ich freue mich schon." "Hmhm." Henning lächelte schmal und widmete sich gleich wieder dem Reservierungsbuch. Der Abend verlief … ereignislos. Klar war er schön und ich freute mich riesig, auch nur in Hennings Nähe sein zu können. Aber insgeheim hatte ich mir schon etwas mehr erhofft, als bloß nebeneinander zu hocken und in die Glotze zu schauen. Eigentlich dachte ich, wir könnten uns nebenbei endlich mal richtig miteinander unterhalten, uns näher kommen, eine Grundlage aufbauen, mit der wir eventuell, irgendwann, uns noch näher kommen könnten. Doch Pustekuchen. Als wären wir zwei Fremde, die zufällig im Kino nebeneinander sitzen. Zwar 'durfte' ich dann bei ihm übernachten, in seinem Gästezimmer auf einer Klappcouch, weil es dann doch ziemlich spät wurde, aber die Situation blieb weiterhin eher handwarm, statt knisternd heiß. Dennoch versuchte ich das alles positiv zu sehen. Henning taute vielleicht nicht so schnell auf. Wobei nach fünf Jahren … Es war zum Mäuse melken! Besonders, da nach diesem DVD Abend kein weiterer folgte. Henning wich mir nur noch mehr aus, was mich bei meiner Vermutung bestärkte, er könnte mitbekommen haben, dass ich etwas für ihn empfinde. Doch solange er nichts dazu sagte, wollte ich das auch nicht ansprechen. Noch nicht. Ich übte mich also weiter in Geduld, wartete und hoffte. Und dann kamen sie. Eigentlich sah ich es als Chance. Wie würde Henning auf das offen miteinander flirtende, schwule Pärchen reagieren? Es zeigte sich: Gar nicht. Er behandelte die beiden wie jeden anderen Gast. Das beruhigte mich auf der einen Seite, auf der anderen ließ es mich jedoch nervös werden. War es ein gutes Zeichen, oder ein schlechtes? Henning ist nicht gerade der gesprächigste Typ, wie ihr euch inzwischen sicher vorstellen könnt. Und erst recht niemand der über andere tratscht. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, er würde das Thema irgendwie ansprechen. Aber nichts. Henning stürzte sich weiter in die Arbeit. So wie immer. Ich war fast versucht, das ganze abzuhaken und weiter darauf zu hoffen, dass sich irgendwann eine Möglichkeit finden würde, mich Henning anzunähern, da passierte es. Einer des scheinbar so glücklichen Paares machte sich an Henning ran! An meinen unschuldigen, immer freundlichen Henning! Mir knallten sämtliche Sicherungen raus, als ich sah, wie sich dieser Mistkäfer an Henning heranpirschte, der unbekümmert am Strand hinter dem Verkaufswagen stand, und Süßkram verkaufte. Anfangs mahnte ich mich zur Ruhe, beobachtete aber alles skeptisch von der Terrasse aus. Mir doch egal, dass in der Küche noch Arbeit wartete. Je länger ich die zwei beobachte, desto nervöser und wütender wurde ich. Der Kerl machte sich tatsächlich an Henning ran! Er flirtete ungeniert mit ihm, betatschte ihn sogar! "Jetzt reicht es!", knurrte ich, als ich es nicht mehr aushielt, und machte mich auf den Weg zum See. Unterwegs ließ ich mir irgendeine Lüge einfallen, nur um Henning aus der Reichweite dieses Widerlings zu bekommen. Es klappte. Henning verschwand im Hotel, ich übernahm den Stand und 'kümmerte' mich um den unwillkommenen Gast. Das der Kunde König ist, darauf habe ich diesmal geschissen. Ich versuchte erst gar nicht zu verbergen, was ich von diesem dreisten Typen hielt. Konnte ich auch nicht, denn er schmachtete so offensichtlich meinem Henning hinterher, dass ich ihm am liebsten meine Faust ins Gesicht gedonnert hätte. "Schön habt ihr es hier", säuselte er, ehe er mich grinsend musterte. "Und was für eine tolle Aussicht …" Geifernd sah er Henning hinterher. Mir riss beinahe die Hutschnur. "Ja. Wundervoll, nicht?", knurrte ich ihn an. "Und am schönsten ist die Aussicht, wenn man sie von der Ferne genießt." Ich hoffte, das war deutlich, doch der Typ lachte bloß. "Nicht immer. Manchmal ist es auch schön, die Dinge anzufassen, die einem gefallen. ... Wie viel macht das?" Er deutete auf das Eis, dass er zuvor bei mir bestellt hatte. Ich hielt es schon in der Hand. Am liebsten hätte ich es zerquetscht … Aber es gab auch noch andere Möglichkeiten. "Drei Euro", verlangte ich von ihm. "Ganz schön happig." "Kannst ja auch in die Stadt fahren und dir eine Packung im Supermarkt holen. Da gibt es auch schöne Aussichten." Mit äußerster Befriedigung sah ich, wie diesem Typen die Gesichtszüge entgleisten. Leider fing er sich relativ schnell wieder. "Warum so weit wegfahren, wenn man das, was man begehrt, genau vor der Nase hat? Ist schön blöd, wenn man sich nicht traut zuzuschnappen", haute er mir um die Ohren, knalle vier Euro auf die Geldschale und säuselte mir ein "stimmt so" zu. "Dann werde ich mal mein Eis vernaschen und auf meinen Schatz warten. Der darf mir dann danach den Tag versüßen", waren seine letzten Worte, bevor er sich endlich aus meinem Sichtfeld bewegte. Irritiert blieb ich zurück. Stimmt. Er hatte einen Freund. Aber warum machte er sich dann an Henning ran? Er war wohl einer der untreuen Sorte, was? Ekelhaft! Na ja, das konnte mir ja eigentlich auch egal sein. Hauptsache, er startete keinen weiteren Versuch, sich an Henning ranschmeißen zu wollen. Falls er es doch nochmal wagen sollte, würde ich in der Nähe sein. 'Diesen Typen behalte ich im Auge.' *** Dieser Vorfall ist noch keine 5 Stunden her. Bis jetzt ist der Kerl weder Henning noch mir nochmal über den Weg gelaufen. Während ich in der Küche schuftete und zwischendurch mit im Service ausgeholfen habe, konnte ich Henning ganz gut im Blick behalten. Der dreiste Fremdgehertyp trieb sich irgendwo anders herum. Und Henning hatte zum Glück genug zu tun, als sich mit irgendwelchen Flirtereien abzugeben. Gut so. Deshalb war ich auch relativ zufrieden, als ich mich an die Arbeit machte, das Gemüse für morgen kleinzuschneiden. Bis Henning auftauchte und alles durcheinander wirbelte. Es machte mich leicht nervös, dass er mir plötzlich beim Kartoffelschälen helfen wollte. Nach dem Desaster mit dem Ablenkungsmanöver am Strand (ich hatte ihm gesagt, seine Mutter wolle etwas von ihm, damit ich ihn aus der Reichweite des Typen wegbekam), dachte ich, er wolle mich darauf ansprechen, warum ich ihn angelogen hatte. Inzwischen wusste er natürlich, dass seine Mutter gar nichts von ihm wollte. Ich war schon dabei, mir zu überlegen, ob ich ihm die Wahrheit sagen, oder mir lieber eine Ausrede einfallen sollte, da fühlte ich auf einmal etwas an meiner Hand. Nein, nicht etwas. Hennings Hand hielt meine umfasst! Regungslos und erschrocken starrte ich in die Kartoffelschüssel auf unsere Hände, die sich berührten. "Ups. Falsche Kartoffel", flüsterte Henning. Ich musste schlucken, bekämpfte das dumpfe Kribbeln in meinen Gliedern und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich diese Berührung aufwühlte und mein Herz dazu brachte, wie ein eingesperrtes Vögelchen wild in seinem Käfig herumzuflattern. "Scheint so", brabbelte ich verlegen grinsend, aus Mangel einer geistreicheren Antwort und schaute auf zu Henning. Als ich ihm in die Augen sah, fiel das arme Vögelchen in meiner Brust fast tot von seiner Stange. Das Kribbeln kam zurück und mein Körper fühlte sich so an, als wolle er sich gleich in all seine Atome auflösen. Was ich in Hennings Augen sah? Sehnsucht! 'Das bildest du dir ein!', redete ich mir ein. 'Mach dir nicht schon wieder Hoffnungen!' Doch dann … Traute ich meinen Augen nicht! 'Beugt sich Henning gerade zu mir?' Ja! Das tat er! Es sah aus, als wolle er mich küssen! 'Schwachsinn! Das würde er doch niemals … Oh Gott!' Seine Lippen lagen auf meinen! Versteinert stand ich da. Ich glaube, noch nicht mal mein Herz tat einen Schlag, so überrumpelt und erschrocken war ich. Die Zeit schien still zu stehen, zog sich scheinbar endlos dahin. Dennoch endete der Kuss so abrupt, dass ich kaum realisieren konnte, was da gerade geschehen war. Wir starrten uns an. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. In meinem Kopf summte es laut und ich fühlte, wie meine Wangen heiß wurden. Die Situation überforderte mich. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. In meinem Kopf herrschte heilloses Durcheinander. 'Die Kartoffeln … Ich muss noch die Kartoffeln schälen.' Ich weiß, ich bin ein Vollidiot! Ein totaler Versager! Ein feiger Hund, der nicht mehr ganz richtig tickt. Denn welcher normale Mensch würde einfach weiter Kartoffeln schälen, nachdem ihn sein Traummann endlich geküsst hat? Eben. Keiner. Und das bringt uns wieder hier her. In die Küche, in der ich seit fünf Jahren fast täglich arbeite. In der ich mich besser auskenne, als in meiner eigenen Wohnung, aber jetzt in diesem Moment, habe ich keine Ahnung, was ich tun soll. Die Kartoffeln sind längst wieder vergessen. Auch der Rest des noch zu schneidenden Gemüses. Seit Minuten starre ich rüber zur Küchentür und bete stumm, dass Henning wieder zurückkommt. Ich muss es ihm sagen. Was ich für ihn empfinde, und dass mir das von eben leid tut. Also nicht der Kuss, sondern dass ich danach nicht gehandelt habe. Ihn nach dem Kuss einfach ignoriert habe, denn das habe ich, oder ihm zumindest nicht sofort hinterhergelaufen bin, um endlich alles zu klären. 'Ich Feigling.' Aber das hat ab jetzt ein Ende! Ich muss wissen, was der Kuss zu bedeuten hat. Nur, wie stelle ich das an? Ob ich Henning suchen soll? Ich ringe mit mir. Obwohl es wahrscheinlich das beste wäre. Jetzt liegt es an mir, den nächsten Schritt zu tun. Genau darauf habe ich doch so lange schon gewartet. 'Also los!' Mit Schwung stoße ich mich von der Küchenzeile ab und halte mit großen Schritten auf die Küchentür zu, als "Henning!" Plötzlich steht er vor mir! Wie vom Donner gerührt bleibe ich stehen. Keinen Meter von Henning entfernt, der draußen im Flur steht und mich ebenfalls überrascht anschaut. "Ich wollte dich gerade suchen", erkläre ich ihm und wappne mich innerlich auf das kommende Gespräch. "Ich … ich wollte auch mit dir reden", sagt Henning, der spürbar nervös ist. Genau wie ich. Er senkt den Blick und scheint mit sich zu ringen. So wie ich kurz zuvor, ehe ich beschlossen habe, Henning aufzusuchen, um endlich reinen Tisch zu machen. "Das wollte ich auch", entgegne ich und lächle ihn an. In der Hoffnung, uns beiden etwas Druck zu nehmen. Zu meiner Freude lächelt er ebenfalls. "Wegen vorhin, also …" "Es tut mir leid, dass ich …", reden wir gleichzeitig drauf los, halten dann aber inne und grinsen. Ich atme tief ein. Das Gespräch wird vielleicht nicht leicht, aber so wie es aussieht, nicht halb so verkrampft, wie ich befürchtet hatte. "Du zuerst", fordere ich ihn auf, weil ich endlich wissen will, wieso er mich plötzlich geküsst hat. Ich halte es vor Ungeduld und Neugier kaum noch aus. Die Hoffnung in mir wird immer größer. 'Hoffentlich lande ich nicht wieder auf dem Boden der Tatsachen.' Ich habe immer noch Angst davor, wieder enttäuscht zu werden. Aber vor allem davor, wie Henning reagieren wird, wenn ich ihm die Wahrheit beichte. Denn egal, was er gleich sagen wird, ich werde ihm meine Gefühle gestehen. Ich kann nicht länger so weiter machen, wie bisher. Henning nickt und atmet tief ein. Er setzt dazu an, die Küche zu betreten, aber soweit kommt es nicht. Seine Mutter Agnes rauscht um die Ecke. In der Hand einen dicken Aktenordner. Oh oh. "Ach hier bist du", spricht sie Henning an und bleibt neben ihm stehen. "Ich habe dich schon gesucht." "Was ist denn?" Henning wendet sich seiner Mutter zu, die den Aktenordner öffnet und ihm darin anscheinend etwas zeigen möchte. 'Oh nein!' Muss das ausgerechnet jetzt sein? Ungeduldig und zugegebenermaßen genervt beiße ich mir auf die Unterlippe und beobachte das Ganze angespannt. "Ich habe die Zahlen des Kassenbestandes mit den Zahlen verglichen, die du in das Buchhaltungsprogramm eingegeben hast." Agnes tippt auf das aufgeschlagene Papier. "Und?" "Die stimmen nicht überein." "Nicht?" Henning runzelt die Stirn. Ich seufze leise. Auch wenn Henning mit gerunzelter Stirn absolut hinreißend aussieht, will mich der Anblick nicht so recht erfreuen. Sieht so aus, als würde das Buchhaltungsproblem eine längere Angelegenheit werden. "Nein", meint Agnes kopfschüttelnd. "Ich habe alles mehrfach geprüft, finde aber den Fehler nicht. Kannst du das nochmal mit mir zusammen durchgehen?" "Jetzt?" Das hätte ich am liebsten auch gefragt. Wahrscheinlich hätte ich noch ein 'warum ausgerechnet' dran gehängt, aber nun gut. Die Kernaussage bleibt auch so bestehen. Agnes sieht Henning an, als würde sie an seinem Verstand zweifeln. Wäre auch kein Wunder, falls sie das tatsächlich glauben würde, denn Henning widerspricht normal bei so etwas Wichtigem nicht. Business first. Das Hotel liegt Henning sehr am Herzen, was ihn in meinen Augen nur noch liebenswerter macht. "Natürlich jetzt. Das muss dringend zum Steuerberater." "Ach so." Henning seufzt resigniert. "Okay dann …" Er deutet auf die Bürotür. Agnes schreitet geschäftig voran. Ich traue mich nichts zu sagen, sondern schaue den beiden stumm nach. Als Henning die Bürotür schließt, sieht er mich nochmal an. Beinahe um Verzeihung bittend. Ich fange an zu lächeln. Er wirkt auf der Stelle erleichtert. Die verschlossene Tür vor mir, sehe ich mich in der Küche um. "Und was jetzt?" Ich kann unmöglich nach Hause. Als ich die Schale mit den Kartoffelschalen erblicke, zucken meine Mundwinkel. "Kartoffeln schälen." Was auch sonst? *** Ich ziehe den Stöpsel. Gurgelnd strömt das Spülwasser durch die kleinen Abflusslöcher. Jetzt nur noch abtrocknen, dann bin ich fertig für heute. Ich schaue auf die Uhr. Schon ziemlich spät. Fast Mitternacht. Trotzdem ist hinter der Bürotür noch Licht zu sehen. Henning und Agnes sind immer noch dem Fehler in der Kalkulation auf der Spur. Hoffentlich finden sie ihn bald! Das Geschirr ist schnell abgetrocknet und an seinen Platz gestellt. Unschlüssig laufe ich in der Küche umher und werde dabei immer kribbeliger. Wann geht endlich diese beschissene Tür auf?! Um mich weiter abzulenken, laufe ich zur Rezeption, schnappe mir dort einen Stift und einen kleinen Block, und marschiere wieder zurück in die Küche. Wenn ich schon zum Warten verdammt bin, kann ich die Zeit auch nutzen, und mir schon mal Gedanken um die Gerichte machen, die nächste Woche auf der Karte stehen werden. Etwas mit Kürbissen wäre nicht schlecht … Ganz vertieft in meine Planung, bemerke ich erst, dass sich endlich diese dumme Bürotür öffnet, als sie schon wieder zu schlägt. Ich schaue auf, da entdeckt Agnes mich aber schon. "Oh. Heiko. Du arbeitest noch?" "Ja", antworte ich ihr. "Ich wollte schon mal die Menükarte für nächste Woche fertig machen." Agnes zieht die Augenbrauen zusammen. "Ich dachte, die wäre schon fertig? Die Lebensmittelbestellungen sind doch schon raus, oder irre ich mich?" "Ähm ... Ach so!" Sie hat Recht! "Ja, das ist alles schon erledigt. Ich meinte, ich arbeite schon mal für übernächste Woche vor", rette ich mich. Menükarte für nächste oder übernächste Woche ... Ist doch egal. "Schön", stahlt meine Chefin, die sich offensichtlich über meine spätabendliche Arbeitswut freut. "Aber mach nicht mehr so lange, ja?" "Ich werde es versuchen", lächle ich sie an. "Gute Nacht." "Wünsche ich dir auch." Sie nickt mir zu und zieht von dannen. Als ihre Schritte verhalt sind, lasse ich den Stift fallen und durchschreite mit klopfenden Herzen die Küche. Ich bin noch nicht ganz an der Tür, da kommt Henning auch schon aus dem Büro gegenüber und löscht dort das Licht. Nur noch das kühle Licht der Küche erhellt den schmalen Flur. "Du bist noch hier?" Henning sieht überrascht aus, als er mich entdeckt. "Ich hatte noch zu tun", erkläre ich, trete mir dann allerdings mental in den Hintern. Keine Lügen mehr! Seufzend schüttle ich den Kopf. "Nein, hatte ich nicht. Ich habe auf dich gewartet." Hennings blaue Augen weiten sich. "Du hast die ganze Zeit über auf mich gewartet?" "Na wir wollten doch noch reden. Wegen … vorhin." Ich kann Hennings Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten. Das verunsichert mich wieder. Dennoch bitte ich ihn in die Küche hinein. "Der Kuss", fange ich an und blicke Henning geradewegs in die blauen Augen. "Ich ..." '... weiß nicht, wie ich beginnen soll.' Jetzt steht er endlich vor mir und mir versagen die Worte! "Ja?" Henning mustert mich. "Ich hätte ... '... ihn erwidern sollen!' "ihn gern erwidert", brabble ich meine Gedanken laut aus. Leider hören sie sich nicht mal halb so gut an, wie sie es zuvor in meinem Kopf getan haben. 'Sag doch einfach, dass du dich in ihn verliebt hast! Los!' Ich atme tief ein und halte Hennings durchdringenden Blick stand. "Henning, ich ..." Plötzlich scheint sich die Atmosphäre um uns herum zu verändern. Sie knistert und ich kann tatsächlich spüren, wie sich zwischen uns die Luft magnetisch auflädt. Ich denke noch, dass das doch eigentlich nur in Filmen existiert und bin erstaunt, dass es so etwas anscheinend auch in der Wirklichkeit gibt, da schaltet mein Denkzentrum auch schon aus und mein Körper entwickelt ein Eigenleben. Meine Hände greifen nach Hennings Hosenbund, ziehen ihn zu mir, während er ebenfalls nach mir greift, mich am Rücken packt und festhält. Dabei schauen wir uns die ganze Zeit über in die Augen, versinken regelrecht ineinander, bevor wir gegeneinander prallen. Schon liegen unsere Lippen aufeinander. Dieses Mal bleibe ich jedoch nicht erstarrt und erschrocken untätig vor Henning stehen. Ganz im Gegenteil. Es ist, als würde sich alles, was sich in den letzten fünf Jahren angestaut hat, blitzartig entladen. All die Sehnsucht, die Hoffnung und die unterdrückten Gefühle. Ich klammere mich an den festen Körper vor mir, fühle die seidig warmen Lippen auf meinen und gerate völlig in Ekstase. Henning und ich knutschen! Ich kann es noch gar nicht richtig fassen! Wir sind wie in einem Rausch, lassen Hände hektisch auf Wanderschaft gehen, schieben sie unter die Stoffschichten und erkunden dort die fremde Haut. 'Viel zu wenig! Ich brauche mehr!' Henning, der wie immer bei der Arbeit stilecht Lederhosen mit Hosenträgern trägt, drängt mich fest gegen die Küchenzeile, während ich ihm eben jene Hosenträger von den breiten Schultern reiße. Danach sind die Knöpfe seines Hemdes dran. Keine Zeit, sie einzeln aus den Knopflöchern zu fummeln. Einige von ihnen landen leise klackernd auf dem Boden, was uns beide aber überhaupt nicht juckt. Als ich die warme Haut seine Brust berühre, durchfährt es mich heiß. Ich stöhne leise auf. Oh Gott! Wie sehr habe ich mich hiernach gesehnt! In der Zwischenzeit hat Henning mir meine Kochjacke bis zu den Armbeugen heruntergezogen. Ich mache kurzen Prozess mit ihr und schüttle sie eilig vollends von meinen Armen. Sie landet, wie Hennings Hemdknöpfe, auf dem Küchenboden. Danach ist mein Shirt dran. Als auch dieses irgendwo in der Küche verschwindet, endet unser Kuss. Schwer atmend, schauen wir uns an. "Heiko ..." Hennings Blick huscht über meinen nackten Oberkörper, dann wieder hoch zu meinem Gesicht. Seine Augen leuchten glasig und sind dunkler, als normal. Er will das hier genauso sehr wie ich. "Ich weiß", flüstere ich und greife zum wiederholten mal nach seinem Hosenbund. Doch nicht, um ihn wieder zu mir zu ziehen, sondern um dort die Knöpfe zu öffnen. Hennings Bauch hebt und senkt sich schnell. Die feinen, goldenen Härchen unterhalb seines Bauchnabels bringen mich dazu, mir fest auf meine Unterlippe zu beißen. Verdammt sieht das sexy aus! Ich bin total gespannt, was mich am Ende der schmalen, verlockenden Straße erwartet. Vorsichtig ziehe ich die beiden Hälften des Hosenverschlusses auseinander, fahre dann mit den Händen am Bund entlang bis zu den Seiten und schiebe die Hose anschließend langsam über Hennings Hüfte. Während der ganzen Prozedur bewegt er sich keinen Millimeter, mustert mich nur weiter eingehend mit seinen tiefblauen Augen. Unter seinem aufmerksamen Blick rutscht die kurze Lederhose samt Unterhose mit einem leisen Laut von seinen muskulösen Beinen. Mein Herz rast davon. Ich riskiere nur einen kurzen Blick, schlucke hart, und schaue schnell wieder auf. Immer noch werde ich genaustens von Henning beobachtet. Verunsichere ich ihn etwa gerade? Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, das tue ich. Mich würde es wahrscheinlich auch verunsichern, wenn ich nackt vor Henning stände und er, außer dumm aus der Wäsche gucken, nichts täte. Also ran an den Mann, Heiko! 'Oder .…' Ich öffne meine Hose, gleiche Voraussetzungen schaffen. Weil sie etwas stramm sitzt, muss ich mit ein wenig mehr Nachdruck nachhelfen. Ich drehe mich also etwas zur Seite, bücke mich und zupple den Stoff über meine Waden. Jedoch, als ich mich wieder aufrichten möchte, spüre ich was an meinem Kopf. Hennings Hände haben sich auf meinen Hinterkopf gelegt! Ich erstarre für einen kurzen Moment, denn just in dieser Sekunde wird mit klar, WO genau sich mein Kopf befindet. Langsam drehe ich den Kopf schräg nach oben. Henning grinst mich frech an. Jedenfalls nehme ich das an, denn mir wird von etwas Bestimmten ein Teil der Sicht versperrt. Mir stiehlt sich ebenfalls ein Grinsen auf das Gesicht und meine Hose ist vergessen. Kurzerhand gehe ich in die Knie und lege die Hände auf Hennings Oberschenkel. Dabei schlägt mein Herz so schnell, dass mir für einen Augenblick schwindelig wird. Das legt sich allerdings schnell wieder. Zurück bleibt das heftige kribbelnde Pochen in meinen Adern. Auch in meiner Lendengegend zieht es heiß. Trotzdem hält mich etwas zurück, das zu tun, was ich mir all die Jahre über so oft sehnsuchtsvoll vorgestellt habe. Ich muss es ihm zuerst sagen! Ich atme tief ein und schaue zu Henning hinauf. "Ich liebe dich." Hennings Pupillen weiten sich. Er sieht überrascht aus. Keine Ahnung ob die Situation daran Schuld ist (ein Liebesgeständnis auf den Knien in eindeutiger Pose bekommt wohl nicht jeder), oder die Bedeutung der kleinen drei Worte an sich. "Wirklich?" Seine Frage lässt mich schmunzeln. "Oh ja! Und wie wirklich", entgegne ich lächelnd. Henning blinzelt, stimmt in mein Lächeln mit ein und schüttelt leicht den Kopf. Ich runzle die Stirn. "Was denn?" Stimmt was nicht? "Später." Er geht ebenfalls vor mir auf die Knie, umfasst mein Gesicht und streichelt mit den Daumen über meine Wangenknochen. "Ich liebe Dich auch", erwidert Henning meine Liebeserklärung, versiegelt mir anschließend die Lippen und macht mich damit zum glücklichsten Menschen der Welt. Anders als bei unserem Kuss zuvor, sind wir dieses mal nicht so stürmisch. Wir genießen es, uns zu spüren und zu schmecken. Mal schmusen unsere Lippen zärtlich miteinander, mal saugen sie verspielt an denen des anderen, probieren uns aus, was uns immer wieder dazu bringt, leise zu kichern. Total albern! Ich weiß. Aber auch so unfassbar schön ... * "Wow", klaut er mir meinen Text. Ich lache leise. "Bedeutet das, dass es dir gefallen hat?", ahme ich seine Frage vorhin nach. Henning schmunzelt. "Mehr als das." "Dann wiederholen das hier irgendwann nochmal?" Ich will ihn bloß ärgern, aber Henning scheint das nicht zu begreifen. Er richtet sich auf und sieht mich mit seinen großen Hundeaugen verdutzt an. "Irgendwann?" Unfähig ihm zu antworten, ohne gleich anfangen müssen zu lachen, nicke ich einfach. Aber mein armer Henning bläst daraufhin übelst Trübsal. Eindeutig verschwendetes Blas-Potenzial. Das lässt sich wo anders viel besser einsetzen, wie ich inzwischen weiß. Ich tätschle ihm die Wange. "Mit irgendwann meine ich heute Nacht, morgen früh, in der Mittagspause, heimlich während der Arbeit, Abends nach Feierabend, an unseren gemeinsamen freien Wochenenden, die du ab jetzt hoffentlich immer auf den selben Tag legen wirst, an den Feiertagen und an sonst jeder sich bietenden Möglichkeit", antworte ich ihm. Spätestens nach 'heimlich während der Arbeit' hat er es schließlich verstanden. Seine Mundwinkel, die stetig weiter nach oben gewandert sind, haben es mir verraten. "Heißt das ...?" "Genau das", unterbreche ich ihn. "Ich liebe dich." Nur nochmal zur Erinnerung. Henning kann des Öfteren leicht verstreut sein. Nach einer weiteren wilden Knutscherei (sorry. Ich konnte meine Finger nicht von Henning lassen), beseitigen wir nun die Spuren der vergangenen Minuten, nachdem wir uns wieder unsere Hosen angezogen haben. "Der Topf hat eine Delle", seufze ich, während ich den von mir, im Eifer des Gefechtes, heruntergefegten Topf begutachte. "Tut mir leid." "Nicht schlimm", meint Henning. Er grinst immer noch vom einen bis zum anderen Ohr. "Ich bestelle dir morgen ein neues Set. Jedes, das du willst." Er knöpft sich sein Hemd zu. Ich runzle die Stirn und stelle den Topf am seinen Platz. "Wie verlockend", entgegne ich. "Aber wir haben genug Töpfe." "Ach so." Henning guckt wie ein Fisch auf dem Trockenen. Kichernd laufe ich zu ihm und lege meine Arme um seinen Nacken. "Erwartet mich das ab jetzt? Ich bekomme lauter teure Kochutensilien, weil ich mit dem Chef schlafe?" "Äh ... Ich dachte ... Ich wollte nur ..." Wie süß. Er stottert wieder. Das tut er immer, wenn er verunsichert ist. Das ist er oft. Auffallend oft in meiner Gegenwart. Noch vor ein paar Stunden dachte ich, das käme davon, weil er ahnt, dass ich mich in ihn verliebt habe. Da habe ich mich aber anscheinend getäuscht. Ich habe mich schier in allem getäuscht. Na ja, bis auf meine gelegentlichen Ahnungen. Mit denen lag ich richtig, doch ich wollte ihnen einfach nicht glauben. "Henning? Das war ein Scherz", kichere ich und tupfe ihm einen Kuss auf. "Oh", macht er. "Aber falls du neue Töpfe brauchst, dann sag mir einfach Bescheid." Hat man da noch Worte? "Da gäbe es tatsächlich etwas, das ich brauche", überlege ich. "Ja? Und was?" "Dein Bett." "Hm?" Seine Stirn legt sich in Falten. Oh Henning! Bist du wirklich so schwer von Begriff? Das muss sich definitiv ändern. Aber das bekommen wir schon hin. "In dein Bett. Wir beide. Jetzt", erleuchte ich ihn und schnappe mir seine Hand. Er folgt mir brav hinaus in den Flur, schweigt aber. Auch, als wir das Hotel durch die Hintertür verlassen, den kleinen Weg entlang laufen, der hinauf zu Hennings kleinem Bauernhaus, das schräg hinter dem Hotel liegt, führt, bleibt er stumm. Erst, als wir schon im Haus sind und vor der Treppe am Ende des Flurs stehen, die zu seinem Schlafzimmer im Dachgeschoss führt, findet er seine Worte wieder. "Heiko?" "Ja?" Ich ziehe ihn immer noch hinter mir her. Stufe um Stufe. "Heißt das, dass du bei mir übernachten willst?" Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm. "Danach sieht es aus, oder?", lache ich. Henning atmet tief ein und lächelt leicht verschämt. "Sorry. Aber ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Dass du und ich ..." Da ich eine Stufe höher stehe als Henning, sind wir fast auf Augenhöhe, als ich meine Stirn gegen seine lege. "Das geht mir auch so", gestehe ich ihm. "Aber ich bin mir sicher, dass wir uns schnell daran gewöhnen werden." Henning stimmt in mein Lachen mit ein, ehe wir eiligen Schrittes die restlichen Stufen erklimmen und sein Schlafzimmer betreten. ****** Hach ja. Eigentlich sollte hier schon Ende stehen, aber ich will euch ihre erste gemeinsame Nacht nicht vorenthalten *gg* Und danach steht das Outing vor Hennings Eltern an. Sofern dieser sich dazu überwinden kann ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)