Uncertain Heart von Khaleesi26 ================================================================================ Prolog: -------- „Ein Geheimnis, das du verborgen halten willst, darfst du keinem – auch nicht den Vertrautesten – mitteilen, denn keiner wird das Geheimnis besser bewahren als du selbst.“ Saadî Es war alles wie immer. Die Schule, meine Freunde, der Frühling… Die Schüler gingen lachend an mir vorbei, freuten sich auf die letzten Wochen vor den Frühlingsferien. Ein paar von ihnen lächelten mich unsicher an. Ob sie mich noch erkannten? Während ich wie hypnotisiert dem Treiben der Schülermenge hinterher sah, wehte ein lauer Wind durch mein Haar. Völlig in Gedanken versunken betrachtete ich den großen Baum, unter dem wir uns früher oft zum Mittagessen trafen. Auch seine Kirschblüten würden bald erblühen und alles in ein zartes rosa tauchen. Alles begann von vorn, alles erholte sich nach dem langen Winter – nur ich nicht. Wie angewurzelt stand ich da, unfähig auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Am liebsten würde ich auf dem Absatz kehrtmachen und zurück nach Hause laufen. Zu groß war die Angst vor den Blicken, den Fragen, dem Getuschel. Denn das würde mich zweifellos erwarten. Aus der Ferne konnte ich rote Haare und ein altbekanntes Gesicht erkennen. Sora, meine beste Freundin. Zumindest war sie das noch vor ein paar Monaten. Was würde sie davon halten, dass ich wieder da war? Ob sie sauer auf mich sein würde, dass ich vor über einem halben Jahr einfach aus ihrem Leben verschwand und jetzt genauso plötzlich wieder auftauchte? Und wie würden die Anderen reagieren? Neben ihr stand Taichi. Anscheinend machte er gerade einen seiner dämlichen Witze, gestikulierte dabei wild in der Luft herum und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, während Sora sich die Hand vor den Mund hielt und kicherte. Mein Herz fing an stark gegen meine Brust zu hämmern. Meine Beine wurden weich und ich fragte mich, wie sie mich jemals in dieses Gebäude tragen sollten… Doch ich musste mich endlich zusammenreißen und mein Leben wieder auf die Reihe kriegen, also lief ich wie ferngesteuert los, setzte einen Fuß vor den anderen. Schon seit Tagen machte ich mir Gedanken darüber, wie die erste Begegnung verlaufen würde, was ich zu ihnen sagen sollte. Doch jetzt, als der Moment gekommen war, war alles wie ausradiert. Mein Kopf war leer und meine Kehle wurde staubtrocken, als ich vor ihnen stehen blieb und auf eine Reaktion wartete. Zuerst bemerkten sie mich gar nicht, bis Tai plötzlich seine Erzählungen unterbrach und Sora’s ungläubigem Blick folgte, der schließlich an mir haften blieb. Mit großen Augen sah sie mich an, bis endlich ein breites Lächeln ihre Lippen umspielte und sie mir stürmisch um den Hals fiel. Ich war wie erstarrt und zudem noch völlig überfordert mit dieser herzlichen Begrüßung. Auch Tai grinste mich an und erst jetzt fiel mir auf, wie sehr ich sie vermisst hatte. Und plötzlich war es wie vor sieben Monaten. Meine Freunde hatten sich nicht verändert. Alles war wie immer – nur ich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)