Uncertain Heart von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 24: Versprechen ----------------------- Irgendwann hatte die Müdigkeit mich doch in den Schlaf getrieben, doch als plötzlich die Tür ging, schrak ich hoch. Schnell sah ich auf die Uhr auf meinem Handy. Es war 3.00 Uhr nachts. Einen Moment später ging die Zimmertür auf und Tai kam herein. Erst, als er die Tür hinter sich schloss, erkannte er mich und schrak zurück. „Gott, Mimi. Hast du mich erschreckt!“, sagte er geschockt und fasste sich an die Brust, ehe er zu mir rüberkam und sich ans Bett setzte. „Was machst du denn hier?“ Durch das Licht der Straße, dass durch die Fenster schien, konnte ich erkennen, dass er grinste. „Deine Mutter hat mir erlaubt, heute noch eine Nacht hier zu bleiben. Morgen kann ich dann die Wohnung nebenan beziehen“, erklärte ich ihm ruhig und er lächelte. „Das ist super! Hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Aber je eher du von zu Hause weg kommst, desto besser“, sagte er und stand auf. Er ging zu seinem Schreibtisch und zog sich sein Shirt über den Kopf. „Man, hab ich einen Schädel dran.“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Sollte ich fragen? „Wie… Wie war es denn?“ „Hm? Ähm… Gut! Es war toll, mal wieder was mit den beiden zu unternehmen. Auch, wenn Yamato sich ziemlich früh verabschiedet hat.“ Tai kam wieder zu mir, setzte sich hin und strich mir mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Warum hast du denn nicht gesagt, dass du heute hier übernachtest? Dann wäre ich eher nach Hause gekommen.“ „Ich wollte dich und Sora nicht stören“, kam es leider schneller über meine Lippen als beabsichtigt. Und natürlich bemerkte er den Unterton in meiner Stimme. „Mich und Sora nicht stören?“, lachte er. „Was redest du denn da? Das klingt ja fast so, als wärst du eifersüchtig.“ Ich funkelte ihn wütend an, da er es anscheinend für einen Witz hielt. „Wow, Mimi. Dieser Blick…“, sagte er und grinste frech. Er nahm mich überhaupt nicht ernst! „Schön, dass du das so lustig findest.“ „Ach, komm schon. Du musst doch nicht eifersüchtig auf Sora sein. Ich dachte, ihr hättet euch ausgesprochen.“ „Haben wir auch“, sagte ich und stand auf. Ich fing an unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. „Es tut mir ja leid, dass ich wieder damit anfange, aber… Ach, ich weiß auch nicht.“ Ich blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Ich war so sauer, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Sauer auf mich selbst, weil ich Tai und ihr nicht einfach vertrauen konnte. Dabei gab es ja noch nicht mal einen Beweis für meine Vermutung. Bis auf die SMS, aber die hätten alles Mögliche bedeuten können. „Mimi, ich weiß wirklich nicht, was mit dir los ist“, sagte Tai ruhig und ging auf mich zu. „Sora ist doch mit Matt zusammen. Und ich möchte mit dir zusammen sein. Reicht das denn nicht? Kannst du mir nicht einfach vertrauen?“ Nein, das konnte ich nicht. Und daran war meine Vergangenheit schuld. Trotzdem, ich brauchte etwas, woran ich mich festhalten konnte. Ich brauchte einen Beweis. „Nein, das reicht mir nicht“, sagte ich trotzig und sah Tai herausfordernd an. Immer wieder musste ich daran denken, dass er heute Abend mit ihr zusammen war und wie viel Spaß sie miteinander hatten, das durfte ich schließlich live miterleben. „Was?“, entgegnete Tai fassungslos. „Was willst du denn noch?“ „Warum hast du Sora vorhin noch nach Hause gebracht? Warum ist sie nicht mit Yamato nach Hause gegangen?“, hakte ich weiter nach, ohne auf seine Frage einzugehen. Innerlich spürte ich, wie die Wut und die Eifersucht wieder in mir hochkroch und mich auffraß. Allein bei dem Gedanken daran, dass Tai sie mitten in der Nacht nach Hause begleitete, wurde mir schlecht. „Was hätte ich denn tun sollen? Sie allein nach Hause gehen lassen? Mitten in der Nacht?“, antwortete Tai. „Außerdem ist Yamato wirklich sehr früh gegangen. Wir hatten noch keine Lust nach Hause zu gehen und wollten lieber noch ein wenig weiter feiern. Was ist daran so schlimm? Sora ist meine beste Freundin!“ Den letzten Satz hätte er sich sparen können. Das wusste ich schließlich selbst. Und noch nie war mir diese Freundschaft so ein Dorn im Auge, wie eben. „Oh, wie schön für euch, dass ihr ein wenig Zweisamkeit genießen konntet, nachdem ich euch wochenlang im Weg war“, giftete ich zurück, woraufhin Tai laut aufstöhnte. „Gott, Mimi! Du müsstest dir mal zuhören! Weißt du eigentlich, wie bescheuert das alles ist?“ „Bescheuert?“, schrie ich ihn an. „Ja, bescheuert! Du weißt ganz genau, dass ich mit dir zusammen sein möchte und mit niemanden sonst.“ Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Ach ja, weiß ich das?“ Ich war kurz davor, ihm von den SMS zu erzählen, die ich gelesen hatte, konnte mich jedoch in letzter Sekunde noch zusammenreißen. Ich ging an ihm vorbei und setzte mich aufs Bett, um das Gesicht in den Händen zu vergraben. Wie konnte es sein, dass wir schon wieder so aneinandergerieten? Und wieder war Sora der Grund dafür. Sie war doch auch meine beste Freundin. Wieso fiel es mir so schwer, den beiden zu vertrauen? Ich seufzte schwer, als er sich neben mich setzte. „Was soll ich denn noch tun, dass du mir glaubst?“ Plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke, den ich schon länger hatte, aber bis zu diesem Moment immer unterdrückt hatte. Doch gerade jetzt gewann er deutlich die Oberhand. Ich musste es einfach wissen, was er wirklich für mich empfand. Und es gab nur einen Weg, das herauszufinden. „Beweis es mir“, sagte ich leise und wandte mich ihm zu. Unvermittelt legte ich meine Lippen auf seine und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Tai zögerte kurz, gab sich dann jedoch schnell dem Kuss hin. Ich presste meine Lippen auf seine und schwang mich kurzerhand auf seinen Schoß, während ich die Hände in seinem Haar vergrub. Er umschloss mich mit seinen starken Armen, fuhr sanft mit den Händen meinen Rücken hinunter, bis zu meinen Hüften. Ich löste mich von seinen Lippen und begann seinen Hals mit Küssen zu übersähen, während meine Hände seinen Oberkörper erforschten. Als ich ihm meine Hüfte verlangend entgegen schob, entwich ihm ein genüssliches Stöhnen. Er fuhr mit den Händen unter mein Shirt und streichelte meinen Rücken, was mir einen wohligen Schauer verschaffte. Ich wollte ihn so sehr. Und ich wollte, dass er mir bewies, wie sehr er mich wollte. Tai küsste meinen Hals. Seine Hände wanderten nach vorne, berührten erst meinen Bauch, dann meine Brüste. Verlangend trafen sich erneut unsere Lippen und verschmolzen zu einem intensiven Kuss. Plötzlich packte er mich an den Hüften und hob mich hoch, nur, um mich gleich wieder aufs Bett zu legen, damit wir uns weiter küssen konnten. Er lag auf mir und während ich die Hand in seinen Haaren vergrub und mich ihm genüsslich entgegen reckte, konnte ich seine Erektion spüren. „Schlaf mit mir, Tai“, hauchte ich ihm verführerisch entgegen. „Ich will mit dir schlafen!“ Tai hielt plötzlich inne und wich ein Stück zurück. Irritiert sah er mich an. „Was?“ „Hörst du schwer?“, grinste ich und wollte ihn wieder an mich ziehen, doch diesmal blieb er standhaft. „Hatten wir nicht gesagt, wir wollen es langsam angehen lassen?“ Frustriert ließ ich meine Arme sinken und sah ihn verständnislos an. „Ja, schon, aber… willst du es denn nicht?“ Allein diese Frage laut auszusprechen verursachte bei mir einen stechenden Schmerz in der Magengegend. „Nicht so.“ Im Grunde hätte er mir auch gleich eine reinhauen können. Das wäre ein besseres Gefühl gewesen, als das, was ich gerade empfand. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte und zum Glück war es so dunkel, dass er nicht sehen konnte, dass mir erneut die Tränen in die Augen stiegen. „Mimi“, sagte er, grinste verwegen und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich bin total betrunken. Das ist wirklich nicht der richtige Moment.“ Aber es war der richtige Moment, um mit Sora den Abend zu verbringen, anstatt mit mir. Ich sprach meine Gedanken nicht aus, blinzelte stattdessen meine Tränen weg und schob ihn von mir. Ich kroch zurück unter die Bettdecke und drehte mich auf die Seite. Das erste Mal wünschte ich mir, in meinem eigenen Bett liegen zu können. Wenn er mich nicht wollte, warum war ich dann hier? Warum tat er das dann alles für mich? Ich spürte, wie er einen Arm um mich legte und sich von hinten an mich kuschelte. So gut mir diese Art von Nähe auch tat, so sehr schmerzte sie auch. „Weißt du eigentlich, wie viel du mir bedeutest?“, flüsterte er und drückte mir einen Kuss ins Haar. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf. „Das war mir klar“, grinste er, als er seinen Arm noch fester um mich schlang. „Du bedeutest mir sehr viel, Mimi. Und ich bin gerne mit dir zusammen. Wahnsinnig gerne. Und ich weiß, dass es dir genauso geht. Deswegen möchte ich, dass unser erstes Mal etwas Besonderes ist. Das klingt jetzt vielleicht etwas altmodisch und bescheuert, aber… ich möchte, dass wir uns erst noch ein bisschen besser kennenlernen, als Paar meine ich. Ich möchte, dass du mir voll und ganz vertraust, bevor du diesen Schritt machst.“ Er berührte mit der Hand mein Gesicht und wandte meinen Kopf zu sich, so dass ich ihn ansehen musste. „Wir sollten es nicht aus einer Laune heraus tun oder deswegen, weil du irgendeinen Beweis brauchst, dass ich dich liebe. Wir sollten es tun, weil es etwas Besonderes ist. Weil wir etwas Besonderes sind.“ Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte los. Wie machte er das nur immer wieder? Wie konnte er mir jedes Mal mit so viel Wärme begegnen? Schniefend wischte ich mit dem Finger meine Tränen von den Augen. „Du redest ganz schön viele tolle Sachen, dafür, dass du so betrunken bist.“ Tai lachte. „Jaah, oder gerade deswegen.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und kuschelte sich wieder an mich. „Oh man, morgen bereue ich sicher, was ich gesagt habe. Ich meine, das war immerhin DIE Gelegenheit“, witzelte er und ich musste lachen. „Ich bereue es nicht, was du gesagt hast. Du hast recht. Ich möchte auch, dass es etwas Besonderes ist. Und ich habe kein Problem damit, wenn wir warten. Vielleicht war genau das der Beweis, den ich gebraucht habe.“ Lächelnd verschränkte ich seine Finger mit meinen. „Danke, dass du immer so aufrichtig zu mir bist, Tai.“ Am nächsten Tag hatten wir alle Hände voll zu tun, die neue Wohnung bezugsfertig zu machen. Während Yuuko auf Hope aufpasste, waren Tai, sein Vater und Kari damit beschäftigt sämtliche Umzugskartons nach oben zu tragen, während ich versuchte Ordnung in meinem kleinen, neuen Reich zu schaffen. Die Wohnung war etwas kleiner als die, der Yagamis, doch sie reichte für Hope und mich vollkommen aus. Hope sollte sogar ihr eigenes Zimmer bekommen. Dass ich meiner Tochter mal so viel bieten konnte, hatte ich nie zu träumen gewagt. Also stand ich rätselnd an der Türschwelle und überlegte angestrengt, wie ich es ihr einrichten konnte. „So, das ist der Letzte“, stöhnte Tai plötzlich hinter mir und stellte einen Karton ab. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die schwitzende Stirn. „Ich frag mich echt, was du da alles drin hast.“ „Klamotten? Schuhe?“, erwiderte ich geistesabwesend und starrte weiter in den kargen Raum vor mir. „War mir fast klar, dass es keine Bücher sind“, lachte Tai und kam auf mich zu. „Was machst du hier eigentlich? Nach Kisten ausräumen sieht das nicht aus.“ „Ich überlege, wie ich Hopes Zimmer einrichten soll. Es sieht so trostlos aus“, stellte ich prüfend fest und fuhr mit dem Finger über die bereits gräulich verfärbte Tapete an der Wand. Anscheinend wurde dieser Raum schon länger nicht benutzt. Tai legte eine nachdenkliche Miene auf, als sein Vater und Kari ebenfalls mit jeweils einer Kiste durch die Tür kamen und sie im Wohnzimmer abstellten. „So, das war alles“, verkündete Susumu, völlig aus der Puste. „Danke, Herr Yagami“, sagte ich höflich und lächelte. „Kein Problem, Mimi. Ich muss jetzt leider zur Arbeit, aber wenn ich später wiederkomme, schauen wir mal, was wir noch an alten Möbeln im Keller haben. Ein paar alte Sachen von Kari müssten da noch sein, die könntest du für Hope benutzen. Und Yuuko müsste auch noch einige alte Stücke dort unten stehen haben, dann musst du dir nichts Neues kaufen.“ „Danke, das ist wunderbar!“, strahlte ich begeistert und war wirklich froh über dieses Angebot. Momentan konnte ich einfach jede Hilfe gebrauchen. Tais Vater beteuerte noch, dass das doch selbstverständlich sei, was mir mal wieder überaus unangenehm war. Danach verabschiedete er sich. „Ich muss auch wieder rübergehen. Ich löse Mama mit Hope ab, weil sie auch gleich zur Arbeit muss. Ihr schafft den Rest alleine?“ „Ich denke, ja. Danke für deine Hilfe, Kari“, sagte ich, während Kari zum Abschied wank und durch die Tür verschwand. Ich wandte mich wieder dem Raum zu. „Also, wenn du möchtest…“, sagte Tai grinsend und trat einen Schritt näher. „Dann können wir morgen nach der Schule etwas Farbe kaufen und Hopes Zimmer streichen. Dann sieht es sicher schon viel freundlicher aus.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Wirklich? Du würdest mir dabei helfen?“ „Na klar“, grinste er. „So, wie ich dich kenne, hast du doch sicher noch nie ein Zimmer gestrichen und weißt gar nicht, wie das geht.“ Ich schlug ihm gegen den Arm. „Hey, du traust mir echt verdammt wenig zu!“ Tai zog eine Augenbraue nach oben und sah mich wissend an. „Okay, du hast recht“, gab ich mich geschlagen und er lachte. Ich nahm seine Hand, verschränkte unsere Finger miteinander und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Ich freue mich, dass ich ihr endlich ein richtiges zu Hause bieten kann“, seufzte ich glücklich und dachte daran, was es doch für ein weiter Weg bis hierhin gewesen war. Tai drückte mir einen Kuss aufs Haar und legte seinen Kopf auf meinen. „Du wirst das toll machen, Mimi. Das weiß ich.“ Am nächsten Tag gingen wir das erste Mal seit langem wieder gemeinsam zur Schule. Tai hatte am kommenden Tag seine nächste Prüfung und wollte mit den anderen gemeinsam in der Bibliothek dafür lernen. „Oh, ich habe überhaupt keine Lust“, stöhnte ich genervt. Viel lieber wollte ich weiter meine neue Wohnung einrichten, damit Hope und ich endlich unser eigenes Reich hatten. Am Abend davor hatten wir noch eine ganze Menge geschafft. Kari hatte niedliche, alte Kindermöbel im Keller stehen, die wirklich toll aussahen. Und aus Yuukos Zeit vor der Ehe waren auch noch einige Sachen vorhanden, die zwar schon etwas aus der Mode waren, aber absolut noch ihren Zweck erfüllten. Und mit ein bisschen Deko würde das Ganze richtig schön wohnlich aussehen. „Na ja, um die Schule kommst du eben nicht drum rum. Und so schlimm ist es ja jetzt auch nicht“, grinste Tai und verschränkte die Arme hinter den Kopf. „Sagt der, der bald nicht mehr hin muss“, schmollte ich und zog eine Schnute. „Ach, komm schon. Du unterschätzt das. Ich muss schließlich bald studieren, das wird ganz sicher kein Zuckerschlecken.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du jetzt doch studieren möchtest.“ Fragend sah er mich an. „Nun ja, ich habe gedacht… da das jetzt mit Hope erst mal geklärt ist, wäre es gut, erst mal ein Studium zu beginnen, bis du auch mit der Schule fertig bist. Vielleicht können wir für die Zeit einen Babysitter engagieren, wenn meine Mutter mal nicht auf sie aufpassen kann.“ Ich war sichtlich überrascht über diese Neuigkeit und sah ihn mit offenem Mund an. „Nicht gut?“, hakte Tai unsicher nach, doch ich schüttelte schnell den Kopf. „Doch, absolut! Das ist eine tolle Idee, Tai!“ Ich freute mich darüber, dass Tai seine Zukunftspläne anscheinend doch noch nicht ganz über den Haufen geworfen hatte. Das war schließlich das Letzte, was ich wollte. Er sollte nicht wegen uns alles stehen und liegen lassen und seine eigenen Träume hintenanstellen, nur, um mir und Hope unter die Arme zu greifen. Er hatte schließlich schon mehr als genug für uns getan und es ging nun stetig bergauf. Die Situation hatte sich grundlegend verändert. Jetzt war es an der Zeit, dass auch mal Tai im Vordergrund stand. Zuversichtlich lächelte ich ihn an. „Ich finde es klasse, dass du das machen willst. Wir kriegen das schon hin. Und wer weiß, vielleicht kannst du ja dann sogar zu mir ziehen.“ Nun war es Tai, der mich ziemlich verdutzt ansah, während ich mir eins grinste. Ich hatte ja noch gar keine Gelegenheit gehabt, es ihm zu erzählen. Diese Sora-Sache und die neue Wohnung hatten mich so sehr abgelenkt, dass ich es ganz vergessen hatte. „Die Frau vom Jugendamt hat zu bedenken gegeben, dass es sehr gut für Hope wäre, wenn sie in klaren Familienverhältnissen aufwachsen würde. Das heißt, es wäre definitiv ein Plus Punkt, wenn ich eine feste Partnerschaft mit Zukunftsaussichten vorweisen könnte.“ Ich konnte sehen, wie Tai augenblicklich rot um die Nase wurde. Ich musste kichern, denn genauso ging es mir, als ich mir das Ganze das erste Mal bildlich vorgestellt hatte. „Das heißt… d-du u-und ich in… in einer Wohnung? So richtig?“, stotterte er. Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Ja. Du und ich. In einer Wohnung. So richtig. Wie ein richtiges Paar, verstehst du?“ Neckisch grinste ich ihn an, was ihn nur noch mehr erröten ließ. „Ge-gefällt mir, diese Vorstellung“, stammelte Tai und wir gingen weiter. „Na ja, deine Mutter wird es vorläufig sicher nicht erlauben, also freu dich nicht zu früh. Ihr Blick war ziemlich eindeutig, als dieser Vorschlag in den Raum geschmissen wurde.“ „Die krieg ich schon rum!“, grinste er nun breit und ich freute mich darüber, dass er es anscheinend auch für eine schöne Vorstellung hielt, wenn wir zusammenwohnen würden. „Ich drück dir die Daumen“, meinte ich und verschränkte die Arme hinter den Rücken. „Aber jetzt sag mal, was willst du eigentlich studieren? Sport? Oder etwas ganz anderes?“ Tai zuckte mit den Schultern. „Ehrlichgesagt habe ich mich noch nicht hundert Prozentig entschieden, aber Sport wäre auf jeden Fall eine Variante. Zumindest könnte ich dann an derselben Uni, wie Sora studieren. Das wäre definitiv ein plus Punkt. Dann würde ich immerhin schon eine Person kennen.“ Skeptisch runzelte ich die Stirn. An derselben Uni, wie Sora? Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Vorstellung gefiel. Ach. Wem machte ich eigentlich was vor? Mir gefiel diese Vorstellung ganz und gar nicht! So langsam war ich zwar wirklich davon überzeugt, dass da absolut nichts zwischen ihr und Tai lief, vor allem nachdem, wie Tai neulich Nacht reagiert hatte, doch… so ganz wollte mein Gefühl mich einfach nicht loslassen. Und ich verfluchte mich selbst dafür. Ja, wirklich. Ich hatte mir nach seiner letzten Liebeserklärung wirklich geschworen, diese Eifersucht in den Griff zu kriegen, denn, wenn ich weiter so machen würde, ohne irgendeinen Beweis zu haben, würde ich Tai am Ende noch gänzlich vertreiben. Und das war das Letzte, was ich wollte. Ich brauchte ihn! Aber Sora… „Wieso geht dir das nicht aus dem Kopf?“, fragte er plötzlich und riss mich somit aus meinem Gedankenkreislauf. Überrascht sah ich ihn an. Dann grinste ich entschuldigend. „Wieso kannst du immer meine Gedanken lesen?“ „Manchmal bist du sehr leicht zu durchschauen.“ „Hmm“, machte ich und sah betreten zu Boden. „Tut mir leid. Es wäre sicher schön, wenn du mit Sora zusammen…“ „…ein Eis essen könntest? Das sehe ich genauso!“, mischte sich plötzlich eine bekannte Stimme ein. Sora tauchte neben Tai auf und legte ihm einen Arm um die Schultern. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie uns auf dem Schulweg eingeholt hatte. „Hey!“, sagte Tai und sah sie genervt an. „Schleich dich gefälligst nicht so an! Und wieso zum Teufel sollte ich mit dir ein Eis essen gehen?“ Sora zog schmollend die Unterlippe nach oben. „Weil ich dir heute Nachhilfe in Japanisch geben werde, damit du die Prüfung morgen bestehst. Ist doch klar! Das war doch unsere Abmachung, die wir neulich Abend getroffen hatten. Hast du das etwa schon vergessen?“ Bedächtig zog ich eine Augenbraue nach oben und schaute die beiden misstrauisch an. Neulich Abend? Und er hatte ihr versprochen, mit ihr Eis essen zu gehen? „Kann ich mich gar nicht dran erinnern“, erwiderte Tai nur tonlos. „Na, du musst ja wirklich ziemlich betrunken gewesen sein“, stellte ich nüchtern fest, während Sora immer noch breit grinste und nicht mitbekam, worauf ich anspielte. „Ja, dann erzählt der gute Taichi ganz schön viel, wenn er betrunken ist“, sagte sie und ich konnte mir ein Schnaufen nicht verkneifen. „Ja, so langsam glaube ich das auch“, sagte ich, als Tai die Augen verdrehte. „Hör auf mich aufzuziehen, Sora“, nörgelte er und folgte mir. Sora ging uns pfeifend hinterher. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie das Ganze auf mich wirkte, doch es war so, dass erneut Eifersucht in mir hochkroch. Es war ganz gut, dass ich Tai bis zum Nachmittag nicht sehen würde. Somit hatte ich genug Zeit, um wieder runter zu kommen. „Kannst du jetzt mal aufhören, mich anzuschweigen?“ Ich beachtete ihn nicht, und strich stattdessen weiter die Wand von Hopes Zimmer in einem zarten mintgrün. Gequält presste ich die Lippen aufeinander. Tai hatte gut reden. In seinem Kopf herrschte nicht völliges Chaos. Ein auf und ab der Gefühle. Leider hatte ich es an diesem Tag nicht geschafft, mein bescheuertes Kopfkino abzustellen. Dabei hatte ich es mir so fest vorgenommen. Ich spannte meine Arme an und rollte das geschätzt zehnte Mal über dieselbe Stelle an der Wand. „Wenn du weiter so machst, bist du bald durch und kannst die Wand in der Nachbarwohnung auch gleich noch mit streichen.“ „Ja, sehr witzig“, entgegnete ich eiskalt, ohne ihn anzusehen. „Was sollte das mit dem Eis essen? Hast du ihr das echt versprochen?“ „Gott im Himmel, also darum geht es dir?“ Verständnislos sah ich ihn an. „Natürlich geht es darum! Worum denn sonst?“ Tai setzte den Pinsel ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte ein altes T-Shirt an, was schon mit vielen, kleinen Farbspritzern übersäht war, genauso wie meins. Leider zeichneten seine Muskeln sich unter diesem Shirt nur noch deutlicher ab und die Gedanken, die ich dabei hatte, ließen mich unvermittelt erröten. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Hast du dazu was zu sagen?“ „Was willst du denn hören? Das war doch nur so ein Spruch. Du solltest nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Sie hat mir beim Lernen geholfen, das ist alles.“ „Ach ja? War das, was du an dem Abend zu mir gesagt hast, auch nur so ein Spruch?“ „Nein, war es nicht. Ich habe jedes Wort ernst gemeint!“, sagte er ruhig und ging auf mich zu. Er zog mich an sich und grinste, doch ich drehte beleidigt den Kopf zur Seite. „Okay, ich schreib das mal dem Stress zu, den du in letzter Zeit hattest. Aber Mimi… du musst damit aufhören!“ Er grinste, doch er meinte es ernst. Das wusste ich. Frustriert ließ ich die Arme sinken. „Ich weiß. Keine Ahnung, warum ich immer so reagiere. Früher wäre mir das nie passiert.“ „Schon klar. Du hast einfach Angst, mich zu verlieren. Und du hast Angst, wieder verletzt zu werden. Aber Mimi, ich bin nicht Hayato! Und du wirst mich auch nicht verlieren, das verspreche ich dir.“ Liebevoll sah er mich an, was mein Herz erneut zum dahinschmelzen brachte. Immer wieder schaffte er es, mich mit seiner Wärme und Ehrlichkeit auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. „Du machst, dass ich mich schlecht fühle“, sagte ich und lächelte entschuldigend. „Ach, ist das so?“ „Ja. Du bist immer so verdammt süß!“, stieß ich hervor und schlug ihn sanft gegen die Brust. „Und dann komme ich mir wie eine bescheuerte, dumme Ziege vor.“ Tai lachte und hob den Pinsel in seiner Hand hoch. „Na ja, wenigstens siehst du es ein“, grinste er und strich mir damit über die Nase. „Hey!“, rief ich empört und wich einen Schritt zurück. „Was soll das?“ „Das war deine Strafe dafür, dass du gesagt hast, ich würde machen, dass du dich schlecht fühlst. Dabei strenge ich mich so an, genau das Gegenteil zu bewirken.“ Er machte einen Satz auf mich zu und schmierte mir erneut Farbe ins Gesicht. Perplex sah ich ihn an. „So, und jetzt lass uns endlich weiter streichen! Sonst werden wir heute nicht mehr fertig.“ Er widmete sich wieder der Wand, während ich immer noch dastand und ihn anstarrte. „Na, warte“, flüsterte ich, tunkte heimlich meine ganze Hand in den Farbtopf und schlich mich an ihn heran. Mit einem Ruck schlug ich ihm mit der flachen Hand auf den Arsch, was ihn unvermittelt aufschrien ließ. Ich begann zu lachen, als er sich umdrehte und seinen Hintern musterte, den ein wunderschöner, grüner Handabdruck zierte. „Nicht dein Ernst, Prinzessin.“ Ich hielt mir den Bauch vor Lachen und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Du müsstest dein doofes Gesicht mal sehen! Zum Totlachen!“ „Schön, dass du das lustig findest, aber hast du mal darüber nachgedacht, was meine Mutter denkt, wenn sie deine Hand auf meinem Arsch findet?“ Mein Lachen erstarb und ich sah ihn verdattert an, als er auch schon seine Hände in den Eimer tauchte, auf mich zukam und mir beide Hände an die Brüste drückte. „Aaaah! TAI!“, schrie ich auf und sah an mir hinab. Zwei große Hände zierten meine Oberweite und nun war es Tai, der sich vor Lachen kugelte. „So, jetzt sind wir quitt!“ „Quitt?“, konterte ich. „Quitt sind wir noch lange nicht. Das bedeutet Krieg!“ Ich schnappte mir einen Pinsel aus dem Farbeimer und schleuderte ihn einmal in der Luft, sodass Tai eine riesen Ladung von Farbspritzern ins Gesicht bekam. „Oh, na warte…“, sagte er verheißungsvoll und sprang auf mich zu, um mir den Pinsel aus der Hand zu reißen und mich aus zu kitzeln. Lachend wand ich mich unter ihm, während er versuchte mich an jeder freien Stelle meines Körpers zu beschmieren. „Tai, hör auf! Lass das!“, lachte ich und war schon völlig außer Atem, als er endlich von mir abließ und mich musterte. „Gott, wie siehst du nur aus, Mimi? Unmöglich! Du solltest dir wirklich was anderes anziehen.“ „Bitte“, sagte ich, grinste ihn gönnerhaft an, zog mir kurzentschlossen das grün bemalte Shirt über den Kopf und schmiss es ihm vor die Füße. Schnaufend stemmte ich die Hände gegen die Hüfte. „Besser?“ Irritiert zog Tai eine Augenbraue nach oben. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Und, wie sieht’s aus? Willst du mich noch weiter mit Farbe beschmieren, oder gibst du endlich auf?“, sagte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er mich unerwartet an sich zog. „Du müsstest mich lang genug kennen, um zu wissen, dass ich niemals aufgebe.“ Dann küsste er mich. Der Kuss war so verlangend, dass augenblicklich tausend Gefühle in mir zu explodieren drohten. Schneller als beabsichtigt ließ ich mich von diesem Kuss hinreißen und schlang die Arme um seinen Hals, um mich ihm auf Zehenspitzen entgegen zu recken. Er schloss beide Arme fest um meine Taille und küsste mich noch intensiver. Als meine Hände unter sein Shirt fuhren und seinen Rücken ertasteten, spürte ich, wie er unter dieser Berührung zusammenzuckte. Ein Seufzer entfuhr ihm und er begann meinen Hals zu küssen, während wir uns zusammen auf den Boden gleiten ließen. Seine Küsse verschafften mir ein angenehmes Prickeln auf der Haut und als er seine Hand in meinen Nacken legte, um mich erneut zu küssen, entfachte er damit ein unbändiges Feuer in meinem Inneren. Genüsslich biss ich ihm in die Lippe, während ich meinen Körper noch mehr gegen ihn presste. Keuchend ließ er von mir ab und sah mich mit verklärtem Blick an. „Ich will dich so sehr, Mimi“, hauchte er mir entgegen. Ich fuhr mit dem Daumen über seine warmen Lippen und sah ihn verlangend an. Nicht nur mein Unterleib, sondern mein ganzer Körper wollte ihn. Mehr als alles andere. „Was haben wir uns versprochen, Mimi?“, fragte er schwer atmend und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sag’s mir noch mal, bevor ich völlig die Kontrolle verliere.“ „Wir wollten warten. Damit es etwas Besonderes wird“, presste ich hervor und wusste, dass es das einzig Richtige war. „Rückzugskommando?“, grinste Tai und sah mich flehend an. „Wir haben ein Rückzugskommando?“, lachte ich. „Es wäre zumindest besser, wenn wir eins hätten. Irgendwie suchen wir uns immer die unmöglichsten Momente aus, um übereinander herzufallen.“ „Also, ich finde es mehr als perfekt hier“, säuselte ich unschuldig, woraufhin Tai mir einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Mimi!“, ermahnte er mich und ich kicherte. „Schon gut. Wie wär’s mit: Prada?“ „Prada?“ „Ich liebe Prada!“ Tai sah mich verständnislos an. „Gucci?“, fragte ich, doch Tai runzelte nur die Stirn. „Warum nicht Sushi?“, meinte er. „War ja klar, dass du ein Wort nimmst, dass mit Essen zu tun hat“, lachte ich. Ich küsste ihn erneut und biss ihm abermals sanft in die Unterlippe, was ihm ein weiteres Stöhnen entlockte. „Oh Gott… Was ist jetzt mit dem Rückzugskommando?“ „Okay, okay. Ist ja schon gut. Gucci!“, grinste ich triumphierend. Tai lachte und richtete sich auf, ehe er mir die Hand reichte und mich mit sich hochzog. „Das war haarscharf“, schmunzelte er und zog mich in seine Arme. „Das macht nichts“, lächelte ich gespielt schüchtern und spielte mit seinem T-Shirt Kragen. „Das denk ich mir. Aber Mimi, mal ehrlich… wegen vorhin. Du musst dir wirklich keine Gedanken machen, dass ich dir davonlaufe und schon gar nicht wegen irgendeiner anderen. Ich habe nur Augen für dich. Das müsstest du jetzt langsam mal wissen, nachdem, was eben beinahe passiert wäre.“ Ich nickte und strich ihm über die Wange. „Du hast recht. Ich werde damit aufhören. Ab jetzt vertraue ich dir! Voll und ganz. Das Verspreche ich dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)