Uncertain Heart von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 25: Rückzugskommando ---------------------------- Die nächsten Wochen waren irgendwie magisch. Ich genoss den Freiraum, den die neue Wohnung Hope und mir gab. Wir konnten so viel Zeit wie noch nie miteinander verbringen und es war das pure Glück. Sie bei mir zu wissen, war einfach alles, was zählte. Doch es war nicht nur das. Ich genoss auch die Zeit, die ich zusammen mit Tai hatte. Wir hatten es geschafft, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft zu engagieren, um ab und zu auf Hope aufzupassen. Ich glaube, sie war ziemlich einsam und froh, über so eine willkommene Abwechslung. „Ist das auch wirklich in Ordnung, Frau Hanada?“ Lächelnd nahm sie mir Hope ab und sah mich an. „Gar kein Problem. Du weißt, Mimi, ich hab die Kleine gern bei mir. Sie hat mein Herz bereits im Sturm erobert.“ Hope lachte, als Frau Hanada anfing sie zu kitzeln. Zufrieden lächelte ich. „Ja, so geht es irgendwie jedem. Sie wickelt einfach alle um den Finger.“ „Kann ich mir vorstellen. Deine Tochter ist ja auch ganz besonders süß. Habt ihr beide heute etwas vor? Du und dein Freund?“ Ich schmunzelte und strich mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. „Wir müssen lernen. Tai hat morgen seine letzte Prüfung und ich will ihm etwas Ruhe gönnen. Außerdem schreibe ich morgen eine Mathe Klausur, auf die ich mich noch vorbereiten muss. Und seine Mutter hat sich auch mal einen kinderfreien Abend verdient. Die Yagamis helfen mir wirklich schon genug.“ „Ah verstehe. Du kannst Hope so lange bei mir lassen, wie du willst. Wir werden uns die Zeit schon vertreiben, nicht Kleine?“ Hope quiekte vergnügt. Ich war wirklich froh, dass sie sich so wohl bei Frau Hanada fühlte. Frau Hanada war ungefähr 65 und schon fast so etwas, wie ein Oma Ersatz für Hope geworden. Ihr Mann starb vor ein paar Jahren und ihre Kinder und Enkelkinder wohnten weit weg, weswegen sie sich vermutlich wirklich freute, mal etwas Leben im Haus zu haben. Sie half mir unheimlich damit. Und ich freute mich für sie, dass sie für ein paar Stunden nicht allein war und eine Aufgabe hatte. „Danke nochmals. Also dann, bis später“, verabschiedete ich mich winkend und machte mich wieder auf den Weg nach oben. Eigentlich sollte ich mich gedanklich schon mal auf Mathe vorbereiten, doch in meinem Kopf war nur eins: Tai. Aufgeregt rannte ich die Treppen nach oben und nahm manchmal sogar mehrere Stufen auf einmal. Tai war viel bei mir gewesen, die letzten Wochen – mehr, als er tatsächlich zu Hause war. Doch dank der Prüfungen und meiner vielen Klausuren zum Schuljahresende, hatten wir wenig Zeit füreinander gehabt. Deshalb genoss ich jede freie Minute mit ihm. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Momentan war einfach alles perfekt. Tai war ein toller Freund und er war zauberhaft zu Hope. Manchmal kam es mir vor, als würde ich mich jeden Tag ein Stück mehr in ihn verlieben. Ein wenig aus der Puste kam ich oben an und schloss die Tür auf. Ich streifte mir die Schuhe ab und ging eilig ins Wohnzimmer, wo Tai es sich bereits auf dem Teppich gemütlich gemacht hatte und in ein Lehrbuch vertieft war. „Hey“, sagte ich etwas außer Atem. Tai sah auf und grinste. „Bist du gerannt?“ „Ein wenig.“ „Warum?“ „Nun, ich konnte es eben kaum erwarten, für Mathe zu pauken“, witzelte ich und ließ mich im Schneidersitz neben ihn nieder. Tai lachte und versuchte sich wieder auf sein Buch zu konzentrieren, während er auf seinem Bleistift herumkaute. „Was lernst du denn da?“, fragte ich neugierig und beugte mich zu ihm. „Morgen ist Englisch dran. Danach hat der Wahnsinn endlich ein Ende.“ „Englisch? Dabei könnte ich dir helfen“, schlug ich vor und ein Grinsen umspielte meine Lippen. Tai zog eine Augenbraue hoch und schielte mich von der Seite her an. „Ach, ja? Und wer lernt dann für dich Mathe?“ „Das kann ruhig noch warten.“ Ich rutschte etwas näher. „Ich denke, ich komme klar“, erwiderte Tai selbstsicher und versuchte, sich nicht weiter ablenken zu lassen. „Bist du sicher?“, hakte ich dennoch einmal nach und legte einen verführerischen Blick auf. „Ich bin nämlich ziemlich gut in Englisch.“ Tai räusperte sich und ich konnte sehen, wie er damit zu kämpfen hatte, standhaft zu bleiben. „Das kann ich mir vorstellen. Trotzdem solltest du jetzt lieber für Mathe lernen.“ Ich schenkte ihm ein letztes Grinsen und zuckte schließlich mit den Schultern, ehe ich von ihm wegrutschte. „Na gut.“ Ich holte mein Buch und mein Heft, schlug beides auf und setzte mich ihm gegenüber. Ich beobachtete Tai, wie er in seinem Buch las. Dann legte ich mein Buch auf den Boden und mich bäuchlings davor. Ich stützte mich ab und beugte mich darüber, um mir dann ein paar Notizen zu machen. Nachdenklich kaute ich auf meinem Stift herum und sah auf, als ich bemerkte, dass Tai mich beobachtete. „Ist was?“, fragte ich unwissend und grinste. Sein Blick wanderte von meinen Augen hinab auf mein Dekolleté, was durch mein knappes Shirt besonders gut zur Geltung kam. Und natürlich dadurch, dass ich auf dem Bauch lag, was natürlich keine Absicht war. „N-nein“, stotterte Tai und hatte Schwierigkeiten, seinen Blick abzuwenden. „Ich versuche nur, mich zu konzentrieren.“ „Oh“, sagte ich und schielte in sein Heft. „Kommst du etwa nicht weiter?“ Ich richtete mich auf und krabbelte auf allen vieren zu ihm hinüber, um mich über seine Arbeiten zu beugen. Selbstverständlich entging mir nicht, wo seine Augen festhingen. „Du willst wohl echt, dass ich morgen durchfalle, was?“, entgegnete er trocken, ohne den Blick abzuwenden. „Ich spiele nur“, grinste ich verführerisch und schaffte wieder etwas Abstand zwischen uns. „Keine Sorge, ich lass dich weiter lernen.“ Sein Blick wanderte von meiner Oberweite wieder nach oben. Erst zu meinen Augen. Dann zu meinem Mund. Plötzlich warf er sein Buch zur Seite und schnellte nach vorne. Seine Hände umfassten mein Gesicht und seine Lippen trafen mich hart und gierig. „Du bist schuld, wenn ich morgen nicht bestehe!“, hauchte er gegen meine Lippen, während er mich weiter verlangend küsste. „Warum? Ich habe dir schließlich meine Hilfe angeboten“, entgegnete ich grinsend. „Tolle Hilfe“, schmunzelte er und zog mich auf sich. Er ließ sich nach hinten fallen und erforschte mit den Händen meinen Rücken. Ich küsste ihn begierig auf seine warmen Lippen, während sich das Verlangen erneut in mir regte. In letzter Zeit fiel es mir immer schwerer, den nötigen Abstand zu halten, um es nicht zu überstürzen, so, wie wir es abgemacht hatten. Ich genoss die Nähe zu Tai. Ich genoss jede einzelne Minute mit ihm. Und ich genoss diese vielen, wunderbaren Gefühle, die er in mir auslöste. Ich biss ihm sanft in die Unterlippe, da ich bereits wusste, welche Wirkung es auf ihn hatte. „Wir sollten das nicht tun“, stöhnte er gegen meinen Mund. „Ich kann nicht mehr warten“, sprudelte es aus mir heraus, während ich mit den Händen seinen Oberkörper hinabfuhr und unter sein Shirt glitt, um seine Haut zu spüren. „Ich auch nicht“, sagte Tai und legte eine Hand an mein Gesicht, ehe er von meinen Lippen abließ und mir in die Augen sah. „Aber wollen wir unser erstes Mal wirklich hier auf dem Fußboden deiner Wohnung haben?“ „Wir könnten ins Schlafzimmer gehen“, schlug ich eilig vor. „Mit der Prüfung im Nacken?“, grinste Tai überlegen und ich wusste, dass er mal wieder recht hatte. Ich seufzte und zog eine Schnute. Wie konnte er nur jedes Mal so standhaft bleiben? Würde er nicht immer einen Rückzieher machen, wäre ich wahrscheinlich schon längst übers Ziel hinausgeschossen. „Tut mir leid. Ich hatte mich nur so gefreut, endlich mal wieder mit dir allein zu sein.“ Tai lächelte mich liebevoll an und strich mit dem Finger über meine Lippen. „Geht mir genauso, Prinzessin. Aber, wenn wir das erste Mal miteinander schlafen, will ich, dass alles perfekt ist. Nur wir zwei. Keine Verpflichtungen, die auf uns warten. Niemand, der uns stören könnte. Und ein Zimmer, in dem wir uns mindestens drei Tage lang einschließen können.“ Bei dieser Vorstellung musste ich schmunzeln. „Gefällt mir, der Plan. Das heißt aber, dass wir mindestens bis nach der Prüfung warten müssen. Und wenn du mich drei Tage irgendwo einsperren willst, muss ich jemanden finden, der so lang auf Hope aufpasst.“ Tai fuhr mir mit der Hand durchs Haar und sah mich amüsiert an. „Du könntest meine Mutter fragen.“ „Oh, ja, natürlich“, entgegnete ich begeistert. „Frau Yagami, bitte… würden sie drei Tage auf meine Tochter aufpassen, damit ich mit ihrem Sohn schlafen kann? Sie würden uns einen riesen Gefallen damit tun.“ Tai lachte. „Nein, mal ehrlich. Wenn es so weit ist, nehme ich mir so viel Zeit, wie du willst, für dich. Aber lass uns noch bis nach der Prüfung warten, ja? Schaffst du das?“ Ich biss mir auf die Unterlippe und sah ihn angestrengt an. „Wird schwierig.“ „Für mich auch, glaub mir“, lachte Tai. „Also, Rückzugskommando?“ Ich seufzte schwer auf, als ich mich ihm geschlagen gab. „Rückzugskommando.“ „Okay. Gucci“, grinste er und wir richteten uns beide auf. „Das war ne scheiß Idee mit dem Rückzugskommando“, nörgelte ich und verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. „Kann sein“, grinste Tai. „Aber dafür wird es danach umso schöner“, versprach er mir, küsste mich und sah mir tief in die Augen, was mein Herz zum höherschlagen brachte. „Ich liebe dich, Mimi.“ „Ich liebe dich, Tai. Bleibst du heute über Nacht?“ Er grinste gegen meine Lippen. „Natürlich bleib ich über Nacht.“ „Schön“, sagte ich und rutschte ein Stück weg. Ich drückte ihm sein Buch wieder in die Hand. „Und jetzt: lern! Sonst musst du die Prüfung am Ende noch wiederholen und ich kann nicht garantieren, dass ich noch so lange warten kann.“ Tai grinste mich an, schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich schließlich wieder seufzend auf seine Aufgaben. Ich beobachtete ihn noch eine Weile, ehe ich mich ebenfalls wieder meinen Aufgaben widmete. Ich war überglücklich, wie sich die Beziehung zwischen Tai und mir entwickelt hatte. Er gab mir alles, was ich brauchte. Liebe. Geborgenheit. Sicherheit. Und ich war gewillt, nichts davon wieder aufzugeben. Es war egal, wie lange wir warteten. Das Gefühl, dass es dann etwas ganz Besonderes sein würde, erfüllte mich. Denn ich wollte ihn. Und er wollte mich. Und das war alles, was zählte. „Ich habe eine Idee“, verkündete Tai am nächsten Morgen, als ich mit Hope in der Küche saß und sie gerade fütterte. „Was denn?“, fragte ich und sah ihn überrascht an, während er sich seine Schuluniform zuknöpfte. „Was hältst du davon, wenn wir heute eine Party geben?“ „Eine Party?“ „Ja“, meinte Tai und goss sich einen Kaffee ein. „Ich dachte, zur Feier des Tages, dass die Prüfungen hinter uns liegen. Außerdem kennen die anderen deine neue Wohnung noch gar nicht. Na ja, und…“ Er deutete mit dem Kopf auf Hope. Fragend sah ich zwischen Hope und ihm hin und her. „Oh… äh… ich weiß nicht.“ „Möchtest du es nicht endlich offiziell machen?“, fragte Tai und setzte sich zu mir. „Ich meine, früher oder später werden es sowieso alle erfahren.“ Er legte seine Hand auf meine, da er meinen unsicheren Blick bemerkte. „Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest, Mimi. Wir sind zusammen. Wir drei. Und das können alle wissen.“ Dankbar lächelte ich ihn an. „Du hast recht. Du hast absolut recht. Ich sollte endlich reinen Tisch mit meiner Vergangenheit machen. Meine Freunde sind mir wichtig. Genauso wie du und Hope. Ich sollte es ihnen sagen.“ Freudig strahlte ich ihn an. „Lass uns diese Party machen!“ Nach der Schule wollten Izzy und ich uns noch mit den anderen treffen. Tai, Yamato und Sora waren längst mit ihrer Prüfung fertig und warteten bereits in einem Café auf uns. „Also, ich fand die Klausur eigentlich relativ einfach“, bemerkte Izzy, als wir auf den Weg dorthin waren. „War mir fast klar, dass du das sagst“, entgegnete ich augenrollend. „Wie lief es denn bei dir?“ „Nicht so gut“, stöhnte ich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Aber das ist jetzt auch egal. Das Schuljahr ist fast vorbei und ich werde in Mathe definitiv nicht durchfallen. Alles andere ist mir egal.“ Izzy runzelte die Stirn. „Du solltest dir wirklich höhere Ziele stecken, als nicht durchzufallen.“ „Ja, ja, schon klar, Papi“, witzelte ich und kniff ihn in die Seite. Er lachte verlegen, als wir am Café ankamen und ich die Tür öffnete. Ich suchte den Raum nach den anderen ab und fand sie recht schnell an einen der hinteren Tische. „Ah, da sind sie“, erkannte auch Izzy und wir gingen zu ihnen. Ich freute mich, als ich sah, dass sogar Joe gekommen war. Seit er Medizin studierte bekam man ihn nur noch sehr selten zu Gesicht. „Hallo, alle zusammen“, sagte ich und unterbrach damit ihre angeregte Unterhaltung. „Ich wusste gar nicht, dass du auch kommst, Joe. Schön, dich zu sehen.“ „Ein Seminar ist heute ausgefallen, also habe ich gedacht, ich schaue mal kurz vorbei“, antwortete er und erhob sich für eine kurze Umarmung. Izzy quetschte sich zu Sora und Yamato, sie sich offensichtlich einen Milchshake teilten. Kurz schmunzelte ich darüber, ehe ich mich an Joe vorbei zu meinem Angebeteten durchdrängelte. „Hey, Prinzessin.“ „Hallo, Schatz. Wie war die Prüfung?“, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Joe sah uns stirnrunzelnd an. „Entschuldigung, habe ich was verpasst?“ „Offensichtlich“, grinste Izzy. „So ist das eben, wenn man sich nie blicken lässt“, entgegnete Yamato und legte einen Arm um Sora, die mir ein zaghaftes Lächeln schenkte. Ich lächelte zurück, doch irgendwie war unser Verhältnis trotz der Aussprache immer noch angespannt. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, das heute Abend zu ändern. „Bevor ihr mir gleich all das langweilige Zeug von eurer Englischprüfung erzählen werdet…“, verkündete ich und sah begeistert in die Runde. „…wollte ich euch fragen, was ihr davon haltet, heute Abend alle zu mir zu kommen? Ich habe jetzt meine eigene Wohnung, müsst ihr wissen.“ Alle sahen mich verblüfft an. „Wie, jetzt? Du bist von zu Hause ausgezogen? Aber warum?“, wollte Izzy direkt wissen, doch ich grinste nur verlegen. „Das ist eine lange Geschichte und ich wollte sie euch heute Abend erzählen.“ Ich schenkte Tai einen kurzen Blick, während er mich ermutigend anlächelte und meine Hand drückte. „Also, wollt ihr kommen? Ich wohne direkt neben Tai. Wir könnten auf eure Prüfungen anstoßen…“ Erwartungsvoll sah ich meine Freunde an. Sora wirkte weniger überrascht als alle anderen. Sie kannte mein Geheimnis ja schließlich schon. „Du wohnst direkt neben Tai?“, hakte Joe misstrauisch nach. „Dann hättet ihr auch gleich zusammenziehen können.“ „Seh ich auch so“, lachte Yamato plötzlich auf. „Ist ja nicht so, dass ihr nicht jede freie Minute miteinander verbringt.“ Ich grinste unsicher, während ich immer noch auf eine Antwort wartete. „Also, ich finde, das ist eine tolle Idee. Ich komme gern“, antwortete Sora schließlich und lächelte mich freundlich an. Erleichtert atmete ich auf. „Gut, von mir aus. Bin dabei“, meinte nun auch Yamato schulterzuckend und auch Izzy nickte zustimmend. „Also ich kann nicht. Ich muss…“ „Lernen. Ist schon klar, Joe“, lachte ich und kniff ihn in die Seite. „Ich werde Kari und Takeru Bescheid sagen“, meinte Tai und zückte sein Handy. „Gut. Also, dann um sieben bei mir?“, fragte ich in die Runde und alle waren einverstanden. Der erste Schritt war getan. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. Jetzt musste ich nur noch den Rest überstehen… So cool, wie ich im Cafe noch war, so aufgeregter war ich wenige Stunden später, als Tai zur Tür reinkam. „Mimi? Mimi, ich hab die Sachen besorgt, die du wolltest“, rief er und fing an, alles in der Küche auszuräumen. Mit Hope auf dem Arm kam ich aus ihrem Zimmer. „Ich hab sogar Chips und Sushi mitgebracht“, sagte er, ehe er den Kopf hob und grinste. „Haben sich meine zwei Frauen etwa schick gemacht?“ Ich schenkte ihm ein unsicheres Lächeln, während Hope die Arme nach ihm ausstreckte und vergnügt rumbrabbelte. Ich hatte ihr extra ein süßes, rotes Kleidchen angezogen und ein dazu passender Haarreif mit Schleife zierte ihren blonden Lockenkopf. Tai nahm sie an sich und hielt die lachende Hope hoch in die Luft. „Du siehst wirklich süß aus, kleine Prinzessin. Bereit für deinen großen Auftritt?“ Nervös zog ich am Saum meiner weißen Bluse. „Sie schon. Ich nicht.“ „Bist du aufgeregt?“, fragte Tai und sah mich mitfühlend an. „Das beschreibt es nicht mal annähernd.“ „Hey“, sagte Tai und kam auf mich zu. „Es wird alles gut. Sie werden es verstehen.“ Ich umarmte ihn dankbar. „Und außerdem, wissen Sora und Kari ja schon bescheid. Also hast du das Schlimmste ja eh bereits hinter dir. Izzy, Matt und T.K. haben sowieso nix zu melden.“ Ich musste herzhaft lachen, weil er dieses eigentlich ernste Thema so scherzhaft behandelte. Noch eine seiner besten Eigenschaften. Hope gähnte und Tränen der Müdigkeit stiegen ihr in die Augen. „Oh, nein. Jetzt bist du müde? Ausgerechnet jetzt?“ Tai rümpfte die Nase. „Hm, ich glaube, du hast die kleine Maus umsonst hübsch gemacht. Na, komm. Dann legen wir dich mal hin.“ Ich seufzte, als Tai sie zurück ins Kinderzimmer brachte und umzog, damit sie schlafen konnte. Ich stand im Türrahmen und beobachtete die beiden dabei. Tai war wirklich süß mit ihr. Er war fast, wie ein richtiger Vater für Hope. Fast…? Wenn wir zusammenbleiben würden, dann würde Hope mit ihm aufwachsen. Sie würde keinen anderen Vater, außer ihn kennen. Sozusagen… war Tai bereits ihr Vater. Bei dem Gedanken daran, errötete ich, als er sich zu mir umdrehte. „Was ist?“, grinste er. „W-was? Ähm… nichts, gar nichts“, log ich, doch Tai kam auf mich zu und zog mich an den Hüften zu sich. „Und warum wirst du dann plötzlich so rot um die Nase? Hast du schon wieder versaute Gedanken?“ „WAAS?“, entrüstete ich mich. „Ich habe gerade an was völlig anderes gedacht!“ „Ja, na klar“, grinste er breit, da er mir kein Wort glaubte. „Kaum sind die Prüfungen vorbei, kommst du auf anzügliche Gedanken.“ „Das hättest du wohl gern“, meckerte ich und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Allerdings“, scherzte Tai und zog mich noch enger an sich, was mein Herz unweigerlich höherschlagen ließ. „Hör auf mich so anzusehen“, flüsterte ich. „Warum?“, entgegnete er und sah mir nur noch tiefer in die Augen. Wie sollte man bei so was denn standhaft bleiben? Tais Hand glitt meinen Rücken hinauf, bis in mein Kreuz. Er drückte mich noch enger an sich, während er seine andere Hand in meinen Nacken legte und meinen Lippen immer näherkam. Kurz vorher hielt er jedoch inne. Eine unerträgliche Distanz, die ich kaum länger ertragen konnte. „Was ist?“, fragte ich und konnte meine Augen gar nicht von seinen Lippen abwenden. „Du machst mich wahnsinnig. Weißt du das?“, hauchte er gegen meinen Mund. Ich grinste und schloss die Lücke zwischen uns. Ich legte meine Lippen begierig auf seine und ehe ich mich versah, hatte Tai mich gegen die Wand hinter uns gedrückt. Meine Hände ruhten auf seiner Brust, während seine meinen Körper hinab fuhren und jeden einzelnen Zentimeter davon erforschten. Seine Finger glitten über meinen Bauch, schoben meine Bluse höher und gelangten schließlich an den Bund meiner Jeans. Mit einem gekonnten Handgriff öffnete er den ersten Knopf meiner Hose, was mich genüsslich aufseufzen ließ. Wie konnte man nur etwas so sehr begehren, wie ich ihn begehrte? Verlangend presste ich meine Lippen weiter auf seine. Sie verschmolzen in einen intensiven Kuss, während er mich weiter gegen die Wand drückte und seine Finger langsam in meine Jeans glitten. Gerade, als er an meiner empfindlichsten Stelle angekommen war und mir ein forderndes Stöhnen entlockte, klingelte es an der Tür. Ruckartig hielten wir in unseren Bewegungen inne und starrten uns an. Wir hatten völlig die Zeit vergessen. Ich glaube, wir hatten einfach alles um uns drum rum vergessen. Entsetzt sah ich ihn an. „Ach, du scheiße! Prada, äh… Sushi! Nein, Gucci, GUCCI!“, rief ich und schuppste ihn von mir. Aufgeregt rannte ich zum Spiegel und versuchte mein zerzaustes Haar wieder in Ordnung zu bringen, während Tai sich sein Hemd glatt streifte. „Oh, man! Ist es etwa schon so spät?“, fluchte ich und hetzte zur Tür. „Alles gut, keine Panik“, meinte Tai und folgte mir. Etwas übereilt riss ich die Tür auf und starrte in die Gesichter unserer Freunde, die uns überrascht ansahen. Es war Yamato, auf dessen Lippen sich zuerst ein Grinsen legte. „Habt ihr gerade gevögelt?“, platzte es aus ihm heraus und auch alle anderen fingen an, zu grinsen, während mir die Hitze ins Gesicht schoss und ich puterrot anlief. Tai hingegen blieb ganz cool. „Nein? Wieso?“, entgegnete er trocken und nahm mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ich gar nicht bemerkt hatte und die dort absolut nicht hingehörte. „Wollt ihr jetzt reinkommen oder was?“, fragte er und hielt die Tür auf. Beschämt trat ich zur Seite. „Aber nur, wenn wir nicht stören“, flötete Kari, was Tai lediglich mit einem „Bla bla“ quittierte. „Wow, schön hast du’s hier, Mimi“, meinte Takeru, als sich alle neugierig in der Wohnung umsahen. „Danke“, sagte ich verlegen und folgte ihnen. „Es ist nicht groß, aber für uns reicht es.“ „Für uns?“, hakte Izzy gleich spitzfindig nach. „Ich dachte, ihr wohnt noch nicht zusammen.“ Ich warf erst Tai und dann Kari einen unsicheren Blick zu, doch beide nickten mir aufmunternd zu. Mein Blick fiel auf Sora und auch sie lächelte. Ich straffte meine Schultern. „Ich muss euch etwas zeigen… beziehungsweise, jemanden.“ Ich ging zu Hopes Zimmer und öffnete die Tür. Die anderen folgten mir in den kleinen Raum. „Ein Kinderzimmer?“, fragte Yamato irritiert und sah sich um. Sein Blick fiel auf das kleine Bettchen. Als auch Izzy und Takeru es bemerkten, weiteten sich ihre Augen. „Ein… ein Baby?“, stotterte Izzy und schrak zurück, als hätte er noch nie zuvor eins gesehen. Tai lachte. „Ja, ein Baby. Und pass auf! Gleich beißt es dich!“ „Sehr witzig“, grummelte Izzy und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist meine Tochter und sie heißt Hope“, eröffnete ich allen und warf einen Blick auf meine schlafende Tochter. Sie sah so friedlich aus und bekam von dem ganzen Trubel um sie drum rum nichts mit. „Deine… deine was? Ist das euer Ernst? Ihr habt ein Baby zusammen?“, stammelte Yamato und sah Tai und mich fassungslos an, als Sora ihm beruhigend eine Hand auf den Arm legte. „Red keinen Unsinn, Tai ist nicht der Vater!“, mischte Izzy sich ein, als wäre Yamato total bescheuert. „Woher willst du das wissen? Ich finde, die Sache ist ziemlich eindeutig. Oh Gott…“, sagte Takeru und schlug die Hand vor den Mund. „Seid ihr etwa deswegen so plötzlich ein Paar geworden? Weil das Kind nicht mit getrennten Eltern aufwachsen soll?“ Kari fing an zu kichern, während ich nur leicht gestresst aufseufzte. „Jetzt hört doch mal zu! Tai kann gar nicht der Vater sein!“, protestierte Izzy jedoch weiterhin entschlossen. „Das passt zeitlich überhaupt nicht zusammen. Überlegt doch mal, wenn man es zurückrechnet und in Anbetracht der Tatsache, dass Mimi für längere Zeit außer Lande war… Außerdem waren sie davor noch gar kein Paar.“ „Oh Gott, Izzy, du bist ja so schlau“, unterbrach ihn Yamato und schlug sich die Hand gegen den Kopf. „Man kann auch miteinander rumvögeln, ohne, dass man zusammen ist, du Detektiv!“ Augenblickliche, peinliche und betretene Stille legte sich über alle Anwesenden. Während ich rot anlief und Sora ihren Freund peinlich berührt musterte. Tai fing an zu lachen, doch ich schlug ihn gegen den Arm. „Hör sofort auf zu lachen! Es ist gar nicht so, wie ihr denkt. Es ist ganz anders!“, richtete ich mich nun an die anderen, die mich inzwischen einfach nur noch verwirrt ansahen. „Ich erkläre es euch“, seufzte ich. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und ließen Hope schlafen, während ich mehr oder weniger hektisch erklärte, wie es dazu kommen konnte. Natürlich, ohne irgendwelche Details zu nennen. „Alle Verwirrungen beseitigt?“, hakte ich unsicher nach. Yamato legte die Stirn in Falten und schüttete sein zweites Bier nach hinten. Izzy griff sich nachdenklich ans Kinn und stierte in die Luft. Und Takeru schüttelte bedächtig den Kopf. „Ich versteh’s immer noch nicht“, sagte er. „Wenn Tai nicht der Vater ist. Wer ist es dann?“ „Das hatte ich doch bereits erzählt. Ich kenne ihn nicht genauer“, log ich, da ich der Meinung war, dass sie nicht gleich die ganze, dramatische Geschichte erfahren mussten. „Weiß er von Hope?“, fragte Yamato. Ich nickte. „Und es ist ihm egal?“, fragte Izzy. Ich nickte. „So ein Schwein!“, schimpfte Takeru. Alle nickten. Wieder legte sich Schweigen über die Runde, was mir deutlich unangenehm war. Ich hatte ihnen zwar alles erzählt, aber ich wusste immer noch nicht, wie sie dazu standen. Ich hatte sie schließlich alle belogen. „Puh, das ist ein ganz schöner Hammer. Aber…“, setzte Yamato schließlich an. „…, wenn ihr irgendwie Hilfe braucht, egal, welche… dann fragt einfach. Wir sind für euch da“, verkündete er und legte Sora eine Hand aufs Bein, die zustimmend nickte. „Wir natürlich auch“, stimmten auch Kari und Takeru zu. „Jetzt verstehe ich auch, warum du in der Schule immer pennst“, sagte Izzy und ich rümpfte die Nase. „Was? Mache ich gar nicht!“ „Schon gut“, grinste er. „Wenn du mal keine Zeit zum Lernen hast, dann sag einfach Bescheid. Ich helfe dir, so gut ich kann, versprochen.“ Ein großer, dicker Stein fiel mir vom Herzen. „Danke, ihr alle!“ Tai drückte meine Hand und lächelte mich an, als wollte er sagen: hab ich’s dir nicht gesagt? „So, genug der dramatischen Geschichten. Das zieht einen ja total runter. Lasst uns lieber ein bisschen feiern! Wir haben schließlich heute unsere letzte Prüfung geschrieben“, grinste Yamato und holte für alle eine Runde Bier aus dem Kühlschrank. Wir machten leise Musik an, aßen, tranken, unterhielten uns angeregt. Es war ein entspannter, ausgelassener Abend mit meinen Freunden. Der absolut beste Abend seit langem. „Willst du noch was?“, fragte Yamato, der gerade dabei war, allen nochmal nachzufüllen. „Danke, aber ich glaube, ich habe erst mal genug“, lehnte ich ab und sah mich suchend nach Kari um, da ich sie schon lang nicht mehr gesehen hatte. Ich stand auf und ging in die Küche, blieb jedoch kurz vorher stehen, als ich hörte, dass Takeru bei ihr war und sie offensichtlich eine hitzige Diskussion führten. „Ich weiß gar nicht, warum du so einen Aufstand deswegen machst“, hörte ich Takeru sagen. „Wir hatten eine Abmachung, Kari.“ Eine Abmachung? Wovon sprach er? Ich lehnte mich etwas weiter gegen die Wand, um genauer zuzuhören. „Ich weiß ja, ich weiß. Ich sage doch nur, dass du vielleicht nicht ganz so offensichtlich handeln solltest. Die Mädchen in der Schule stellen schon Fragen. Und nicht nur sie…“ Kari klang unsicher. So etwas wie Angst schwang in ihrer Stimme mit. „Was meinst du damit?“ „Mimi hat dich gesehen.“ Takeru seufzte. „Ich weiß.“ „Nein, nicht nur im Shopping-Center. Auch vor ein paar Wochen beim Einkaufen.“ „Was? Davon hast du mir gar nichts erzählt“, sagte Takeru beunruhigt. „Ich wollte es dir nicht noch schwerer machen. Ich möchte nur nicht, dass alles wieder von vorn losgeht.“ Karis Stimme brach und sie begann zu schluchzen. Mir brach das Herz und am liebsten wäre ich sofort zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm genommen. Was auch immer hier los war. Ich hatte das Gefühl, dass es etwas mit T.K. und seiner heimlichen – oder vielleicht auch nicht ganz so heimlichen – Freundin zu tun hatte. „Keine Sorge. Ich werde dafür sorgen, dass das nicht noch mal passiert, versprochen“, sagte Takeru beruhigend und tröstete sie. „Und jetzt, beruhig dich ein wenig. Und dann komm wieder zu uns.“ Kari schniefte. „Okay.“ Ich wich einen Schritt zurück und tat so, als wäre ich gerade auf den Weg in die Küche, als Takeru mir entgegenkam, beladen mit einem Teller voll von dem Sushi, was Tai besorgt hatte. „Oh. Hey, Mimi. Tolles Sushi! Selbst gemacht?“, fragte er, und stopfte sich eins davon in den Mund, als wäre nichts gewesen. „Äh… nein, Tai hat es vorhin gekauft“, sagte ich und tat ebenfalls unwissend. T.K. grinste. „Super lecker! Danke noch mal für die Einladung“, entgegnete er und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Vorsichtig ging ich in die Küche und stellte mich neben Kari. Ich nahm mir ein Glas aus dem Schrank und goss mir Wasser ein. Kari legte sich gerade ebenfalls ein paar Sushi Rollen auf den Teller und versuchte dabei krampfhaft mir nicht in die Augen zu sehen. „Alles in Ordnung?“, fragte ich nach und legte eine Hand auf Karis Schulter. Sie sah mich kurz an. „Ähm, ja. Ja, es ist alles in Ordnung. Ich finde es toll, dass du endlich allen von Hope erzählt hast.“ „Ja, ich finde es auch gut, dass das Versteckspiel endlich ein Ende hat“, lächelte ich. „Weißt du, manchmal fällt einem eine große Last von den Schultern, wenn man sich jemanden anvertraut.“ Kari nickte und eine Träne kullerte über ihre Wange. „Ach, Kari…“, sagte ich mitfühlend und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie ging auf Abstand und wischte sich stattdessen mit dem Ärmel über ihre feuchte Augenpartie. „Nein, es ist schon gut. Wirklich, Mimi. Alles ist in Ordnung“, wiederholte sie und ich wusste nicht, ob sie gerade mich oder sich selbst davon überzeugen wollte. Ohne weiterer Worte nahm sie ihren Teller und ging an mir vorbei. Völlig verwirrt stand ich da und fragte mich, was nur mit ihr los war. Ich leerte mein Glas Wasser und ging ebenfalls zurück ins Wohnzimmer, wo eine mehr als ausgelassene Stimmung herrschte. Izzy und Yamato waren in eine hitzige Diskussion verstrickt. Keine Ahnung, um was es dabei ging. Aber sie schienen beide schon etwas angetrunken zu sein. Kari und T.K. machten sich über ihr Essen her und hatten im Fernsehen irgendein Tennisspiel angestellt. Mein Blick fiel auf Sora und Tai, die sich ebenfalls angeregt unterhielten. Tai grinste und Sora kicherte. Er hatte offensichtlich schon einen kleinen Schwips. Ich setzte mich neben Kari und tat so, als würde ich ebenfalls das Spiel im Fernsehen verfolgen. „Was? Ach nein, hör auf, du spinnst doch!“, kicherte Sora und schlug Tai spielerisch gegen den Arm. „Wenn ich’s dir doch sage! Sein Handtuch ist ihm runtergerutscht und plötzlich stand er splitterfasernackt in der Mädchenumkleide!“ Sora prustete los. Anscheinend erzählte Tai wieder eine seiner Geschichten aus dem Fußballclub. „Was hat er da überhaupt gemacht?“, fragte sie lachend und hielt sich den Bauch. Tai zuckte mit den Schultern. „Er war eben neu an der Schule und hat sich verlaufen.“ „Ach du Schande! Sah er wenigstens gut aus?“ „Wie meinst du das?“, fragte Tai irritiert nach. „Na, wenn er schon sein Handtuch in der Mädchenumkleide verliert, dann kann er doch wenigstens gut aussehen, damit die Mädels auch etwas davon haben“, grinste sie. „Hey, das hab ich gehört“, mischte sich Yamato mit einem schiefen Seitenblick zu den beiden ein. „Ach, komm“, meinte Tai keck. „Du kannst froh sein, dass ich noch nie splitterfasernackt in der Mädchenumkleide stand. Sonst hätte sich deine Freundin das mit dir vielleicht noch mal überlegt. Oder Sora?“ Er lehnte sich zu Sora rüber und grinste sie schief an, während ich am liebsten über den Tisch gesprungen wäre und Yamato ein Kissen nach Tai warf. „Vollidiot!“ Tai fing an zu lachen und legte einen Arm um Soras Schultern. „Ich mach doch nur Spaß.“ Schöner Spaß! Ich sah, wie Sora rot anlief und seinem Blick auswich. „Ähm… i-ich…“, fing sie an zu stottern. „I-ich hole mir mal noch etwas Sushi.“ Irgendwie ließ mich dieser Satz aufhorchen. Sushi? Tai sah sie überrascht an und nahm schließlich den Arm von ihren Schultern. „Okay…“ Sora stand auf und ging in die Küche, während Tai sitzen blieb und sein Bier in einem Zug leerte, ehe er sich ebenfalls dem Tennisspiel im Fernsehen zuwandte. Ich beobachtete ihn aus dem Seitenwinkel. Warum wirkte er plötzlich so angespannt? Ich stand auf und ging in die Küche zu Sora. Sie stand an der Arbeitsplatte und lud sich den Teller mit Sushi voll. „Sora?“, sagte ich, lehnte mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja?“ „Du magst doch überhaupt kein Sushi.“ Sora ließ die Stäbchen sinken und stierte auf ihren Teller. „Da hast du recht.“ Ich zog eine Augenbraue nach oben und sah sie fragend an. „Alles klar?“ „Ja, ich wollte nur mal weg von den Jungs. Manchmal sind sie echt kindisch, oder?“, sagte sie und grinste verlegen. Weg von den Jungs oder weg von Tai? Ich nickte stumm und ging zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich neben Tai setzte. „Hey, ich dachte, du wolltest dir auch Sushi holen?“, fragte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, mir ist der Appetit vergangen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)