Lukullus von Kazumi15 ================================================================================ Kapitel 1: Lukullus ------------------- Ein starker Wind wehte über dem Meer, das gefürchtet wurde als das Piratengrab, und sorgte dafür, dass die vorher ruhige Wasseroberfläche nun große Wellen schlug. Der Himmel war bedeckt von grauen Wolken und ein leichter Nieselregen machte das Wetter noch einmal ein Stück unangenehmer. Doch davon ließ sich der rothaarige, großgewachsene Mann nicht stören, der mit verschränkten Armen am Bug seines stolzen Schiffes stand, das problemlos dem rauen Wetter trotze, und mit wachsamen Blick Richtung Horizont blickte. Erst als er Schritte näherkommen hörte, die schließlich neben ihm hielten, wandte er seinen Blick von der Kulisse vor sich ab und seinem blonden Vize zu. „Gegen Mittag sollten wir die nächste Insel erreichen, Captain.“, sprach Killer seinen langjährigen Freund und Kapitän an. Dieser nickte nur zum Zeichen, dass er verstanden hatte, bevor er wieder die stürmische See betrachtete, deren Ungezähmtheit sein nach Freiheit strebendes Herz schneller schlagen ließ. Doch seine Aufmerksamkeit galt auch weiterhin seinem Vize und der Information, die er gebracht hatte. Sie waren nun schon wieder einige Wochen unterwegs, seit sie das letzte Mal an einer Insel vor Anker gegangen waren und ihre Vorräte neigten sich bereits gen Ende. Umso besser, wenn sie schon heute wieder Aufstocken konnten. „Was für eine Insel ist es?“, fragte Kid interessiert nach. „Eine Gourmet-Insel namens Lukullus. Soll recht berühmt sein für ihre ausgezeichneten und ebenso teuren Gerichte.“, gab Killer wie gefordert Auskunft und sorgte so dafür, dass sich ein breites, gehässiges Grinsen in Kids Gesicht breit machte. „Umso besser. Dann rentiert es sich wenigsten das Essen auf ihre Kosten mitgehen zu lassen.“ Manchmal war es wirklich nur zu schön, Pirat zu sein. Man konnte tun und lassen, was man wollte und nahm sich einfach, was man begehrte, ohne sich rechtfertigen zu müssen. In diesem Fall eben ihren Proviant. Und eventuell das ein oder andere Schmuckstück, das sich auftreiben ließ. Doch das verneinende Brummen von Killer senkte seine Euphorie so schnell wie sie aufgekommen war. „Was?“, fragt er barsch. „Das solltest du noch mal überdenken. Meines Wissens nach, steht diese Insel nicht unter dem Schutz der Regierung, was sie bei Piraten sehr beliebt macht. Wir sind sicher nicht die ersten, die auf eine solche Idee kommen. Ich bin sicher, die Leute dort wissen sich zu verteidigen.“ Doch die abratenden Worte stießen auf taube Ohren. „Und wenn schon! Mit uns können die es sicher nicht aufnehmen, also sei nicht so ein Feigling!“ Das kehlige Lachen das über das gesamte Deck schallte, sorgte bei Kille bloß dafür, dass er innerlich den Kopf über den Übermut seines Captains schüttelte. Irgendwann würde er sie damit noch mal in Teufels Küche bringen. Aber damit hatte er sich schon lange abgefunden. In der Hinsicht würde Kid sich vermutlich niemals ändern. Dieser drehte sich um und fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare, ehe er Richtung seiner Kajüte stiefelte. „Halte Kurs auf die Insel und sag mir Bescheid sobald sie in Sicht kommt!“, wies er seinen Vize noch an, ehe er im Schiffsinneren verschwand. Tatsächlich hatte die Sonne gerade ihren Zenit überschritten, als die Adventure Gally im Hafen Lukullus vor Anker ging. Auch das Wetter hatte sich inzwischen beruhig, der Wind war abgeklungen und am Himmel schimmerten durch die grauen Decke hin und wieder ein paar blaue Stellen durch. Schon die Tatsache, dass niemand am Hafen sonderlich beunruhigt schien, zeigte, dass Piraten hier keine Seltenheit waren. Die meisten warfen dem Schiff und seiner Besatzung nur einen kurzen neugierigen Blick zu, um zu schauen, ob man die Bande kannte. „Hoffentlich haben die hier wenigsten ‘ne ordentliche Bar!“, murrte Kid, der sich noch nicht ganz sicher war, was er von der mangelnden Aufmerksamkeit halten sollte. Er war es gewohnt, dass die Leute allein bei seinem Anblick schreiend das Weite suchten oder zumindest ängstlich Platz machten. Dieses Desinteresse der Leute in dieser Stadt ging ihm ziemlich gegen den Strich, aber noch war er gewillt, sich zu beherrschen. Was sich jedoch nur zu schnell ändern konnte, wenn er kein ordentliches Bier oder einen guten Rum bekam. Zusammen mit Killer, Heat und Wire lief er nun also durch die Stadt, auf der Suche nach einer Kneipe oder ähnlichem. Doch bisher waren sie nur an Lebensmittelläden, Restaurants und Wohnhäusern vorbei gekommen. Auffällig war jedoch die schiere Anzahl an verschiedensten Gaststätten, die die unterschiedlichsten Spezialitäten anpriesen. Nur kurze Zeit später erreichten die vier eine belebte Marktstraße mit Ständen, soweit das Auge reichte. Von Obst über Gemüse, bis hin zu Fisch und Fleisch war alles zu finden, ob nun exotisch oder gewöhnlich und laut den Händler war die Qualität nur die allerbeste. Für einen jeden Koch wäre dies hier wohl das Paradies. Doch Kid hatte für die Ware nur einen müden Blick übrig und selbst wenn er etwas hätte kaufen wollen, ein Blick auf die Preise hätte ihn ganz schnell wieder davon abgebracht. Das war Wucher! Vielleicht würde er auf dem Rückweg was mitgehen lassen oder auch den ein oder anderen Stand dem Erdboden gleichmachen. Aber jetzt wollte er wirklich nur erst mal sein Bier und am besten eine ordentliche Mahlzeit. Doch schon als die kleine Gruppe das Ende der Markstraße erreichte, wurde Kids Interesse doch noch einmal geweckt. Sie waren an einen großen Platz gelangt, auf dem gerade mehrere Reihen Tische mit Stühlen aufgebaut wurden. Links von ihnen war ein weiterer großer Stand errichtet worden, hinter dem eine Kochzeile aufgebaut wurde. Ein großes Schild darüber kündigte eine Wettessen an, das an diesem Tag sowohl gegen Mittag, also wohl recht bald, als auch gegen Abend noch einmal stattfinden sollte. Was jedoch Kids Aufmerksamkeit geweckt hatte, war das ausgeschriebene Preisgeld von Zehntausend Berry. Interessiert besah er sich das Schild näher, unter den skeptischen Blicken seiner Mannschaftsmitglieder. Diese waren zunächst ein wenig überrascht, dass ihr Captain sich für so etwas interessierte. Noch dazu, wo er eigentlich eine Bar aufsuchen wollte. Normalerweise galt Alkohol bei ihrem Kapitän als oberstes Bedürfnis, das gestillt werden wollte. Warum also hielt er sich jetzt an so einem Wettbewerb auf? Kid hatte zwischenzeitlich rausgefunden, dass dieser Wettkampf wohl einmal im Jahr auf der Insel stattfand und offiziell „Glouton-Kampf“ genannt wurde. Dabei war es jedes Jahr ein anderes Gericht, das den Teilnehmern vorgesetzt wurde. Dieses Jahr hatte man sich offenbar für Curry mit Reisbeilage entschieden. „Du willst da aber jetzt nicht teilnehmen, oder?“, fragte Killer zweifelnd nach. Kid jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht? Es ist ein Kampf, ich hab Kohldampf und bekomme sogar Geld dafür.“ Besser ging es doch wirklich nicht mehr. „Ja, wenn du gewinnst! Das ganze kostet immerhin auch tausend Berry Startgebühr.“ „Na und? So schwer wird’s schon nicht werden! Außerdem warst du doch derjenige, der rumgejammert hat, dass wir hier keinen Stress machen sollen. Dann holen wir uns das Geld diesmal eben legal.“ Für Kid war das eine ganz logische Sache. Auch wenn er durchaus Lust auf einen wirklichen Kampf hätte, aber er hatte schon gelernt, dass es manchmal besser war, auf Killer zu hören. Und da bot sich dieser Wettkampf doch wirklich gut an. Verlieren würde er mit Sicherheit nicht. Diesen Gedanken ließ sein Selbstbild nicht einmal zu. „Das könnte schwer werden, Captain.“, schaltete sich nun auch Heat ein und verwies mit dem Daumen auf einen jungen Mann, der sich gerade in die Liste für den Wettbewerb eintrug, die an einer Häuserfassade gut sichtbar angebracht wurde. Jener Mann hatte schwarze Haare und trug kurze Hosen, sowie ein offenes Hemd und einen orangen Cowboyhut. „Das ist der zweite Kommandant von Whitebeard, Portgas D. Ace. Und Gerüchten zufolge soll der Kerl einen Magen haben, der einem Fass ohne Boden gleich kommt.“ So langsam stieg die altbekannte Wut in Kid auf. Warum wollten seine Leute ihn eigentlich unbedingt davon abhalten? Da entschloss man sich einmal im Leben dazu, etwas Legales zu tun und dann sowas! „Und was lässt dich glauben, ich würde gegen so jemanden verlieren?!“ Scharf sah Kid seinen Untergebenen an. Er konnte es gar nicht leiden, wenn man ihm irgendeine Art der Schwäche nachsagte. Heat schien unter dem Blick auch direkt einen Kopf kürzer zu werden. Offenbar hatte er gerade begriffen, was er seinem Captain da vorgeworfen hatte. „Ähm, also ich meinte…“ Hilfe suchend sah er zu Wire. Doch dieser hielt sich lieber aus der Sache raus und sah stattdessen noch einmal zu Ace, zu dem sich nun noch eine weitere Person gesellt hat, die ihn mehr als genervt ansah. „Der erste Kommandant ist auch anwesend.“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu einem der anderen. Doch damit hatte er nun Killers Aufmerksamkeit. „Mh, solange wir keine Schwierigkeiten mit ihnen bekommen, braucht uns das nicht zu interessieren.“ Dabei sah er kurz zu Kid, der noch immer dabei war, Heat zur Sau zu machen. Seufzend beschloss er, dass es besser war, seinem Captain seinen Willen zu lassen. Allerdings konnte er ziemlich gut auf einen eingeschnappten Kid verzichten, falls dieser tatsächlich verlieren sollte. Nach Niederlagen, egal welcher Art, war er tagelang immer besonders unleidlich und auch Killer waren die Gerüchte über Ace bekannt. Also musste er nun wohl oder übel einen Mittelweg finden. Betend, dass überhaupt noch ein Platz in der Liste frei war, ging er zielstrebig darauf zu und konnte sein Glück kaum fassen. Ace hatte sich für den bald folgenden Wettbewerb am späten Mittag eingetragen. Und in der Liste für den Wettkampf am Abend war tatsächlich noch ein Platz frei. Nun musste er nur noch Kid überzeugen, dass er am zweiten Kampf teilnehmen sollte. Zurück bei der Gruppe war Kid mittlerweile damit fertig, seiner Wut Luft zu machen und starrte nur noch mit mörderischem Blick in der Gegen rum. Killer konnte sich wirklich nicht erklären, warum Kid so unbedingt bei diesem Unsinn mitmachen wollte. Doch ihm war bewusst, dass man ihn spätestens nach Heats Kommentar nicht mehr davon abbringen konnte. Nun war sein Kampfgeist eben geweckt. „Warum meldest du dich nicht einfach für den Wettkampf heute Abend an? Da ist noch genau ein Platz frei.“, versuchte Killer es einfach mal gerade heraus. Augenblicklich richteten sich die goldenen Iriden auf ihn und bohrten sich skeptisch in seinen hinter der Maske verborgenen Blick: „Glaubst du etwa auch, ich würde mit diesem Portgas nicht fertig werden?“ Ein Ja wäre jetzt definitiv die falsche Antwort. Also versuchte Killer ein wenig diplomatischer zu formulieren: „Natürlich nicht. Aber warum willst du dir den Sieg schwerer machen als nötig? Das Geld kannst du auch leichter haben.“ Hoffentlich gab Kid sich damit zufrieden. Dieser grummelte kurz, gab sich dann aber tatsächlich geschlagen und stapfte zur Liste um sich einzutragen. Killer wollte sich schon stolz selbst auf die Schulter klopfen – natürlich metaphorisch – da er diese Situation so gut gemeistert hatte. Doch gerade als Kid sich von der Liste wegdrehte und zu ihnen zurückkam, sah er Ace erneut zur Liste eilen, kurz einen verwunderten Blick darauf werfen und sich kurzerhand erneut eintragen. Da Killer sich partout nicht vorstellen konnte, dass der Kommandant der Zweiten Division sich zweimal für denselben Wettkampf eintrug, blieb nur die Möglichkeit, dass er auch am zweiten Kampf teilnehmen wollte. Obwohl er das irgendwo für genauso seltsam hielt. Nach einem solchen Wettessen war man für gewöhnlich die nächste Zeit Papp satt. Und soweit lagen die beiden Kämpfe nun wirklich nicht auseinander. Allerdings blieb da eine andere Frage offen: Als er eben nachgesehen hatte, war bloß noch ein Platz frei gewesen. Und Kid hatte sich gerade vor Ace eingetragen. Wie also konnte der sich auch noch eintragen? Genau diese Frage stellte Killer auch Kid, als dieser wieder bei ihnen stand. „Pah! Ein Eustass Kid steht nicht an letzter Stelle, sondern nur an erster! Ich hab den Penner, der sich zuerst eingetragen hat, durchgestrichen und meinen Namen hingeschrieben.“, erklärte dieser ganz lapidar mit breitem Grinsen und Killer war wirklich kurz davor sich die Hand vor die Stirn zu schlagen. Manchmal könnte er Kid echt den Kopf abreißen! Zum Glück konnte der seine Mimik nicht sehen. Während Killer sich weiterhin stumm über Kid aufregte, war Ace auf dem Weg zurück zu Marco. Dieser wartete schon fast ungeduldig auf ihn, immerhin hatten sie hier noch etwas zu erledigen. Und das am besten vor dem geplanten Wettessen. Dieses war anfangs eigentlich gar nicht eingeplant gewesen, doch als Ace das Schild gesehen hatte, konnte er einfach nicht anders, als mitzumachen. Essen konnte er immerhin besonders gut. Das hatte nach einiger Nerverei auch Marco eingesehen und ihm die Erlaubnis zur Teilnahme gegeben. Möglicherweise wusste er aber auch einfach, dass er seine Ruhe vorher nicht bekommen hätte. Ace konnte unglaublich penetrant sein, wenn er etwas unbedingt wollte. Fast schon freudestrahlend hatte er sich in die Liste eingetragen und dabei bemerkt, dass es am Abend denselben Wettkampf noch einmal gab. Direkt Feuer und Flamme konnte er sein Glück kaum fassen. Marco hingegen sah das ganze schon wieder anders. Für ihn war der erste Wettkampf schon eine Zeitverschwendung. Da er sich allerdings recht sicher sein konnte, dass Ace das Preisgeld gewann, war er gewillt, die wenigen Stunden in Kauf zu nehmen. Immerhin wusste er mit am besten, wie viel diese Fressmaschine verdrücken konnte. Doch darauf, den ganzen Tag auf dieser Insel festzusitzen, hatte er absolut keine Lust. Da konnte ihn selbst Ace‘ Dackelblick nicht erweichen. „Ach komm schon, Marco! Pops erwartet uns ohnehin nicht sofort zurück!“ Ace war noch lange nicht bereit, einfach aufzugeben. Und tatsächlich hatte ihr Kapitän ihnen den restlichen Tag zur Verfügung gestellt. Marco ging mittlerweile davon aus, dass er von dieser Veranstaltung gewusst haben musste. Trotzdem wollte er sich nicht erweichen lassen. „Marco.“, quengelte Ace weiter, doch Marco lief stur geradeaus, seine Begleitung einfach ignorierend. „Immerhin bleibst du dann nicht auf den Kosten für das Abendessen sitzen!“ Das war sein absolutes Todschlagargument. Wenn Marco jetzt nicht darauf ansprang, müsste er es wohl tatsächlich aufgeben. Doch widererwartend blieb Marco kurz stehen und ließ sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Wägte die vergeudeten Stunden mit dem Gewinn, auf den sie eine Chance hatten, ab. Seufzend gab er sich also ein weiteres Mal geschlagen und nahm sich fest vor, das nächste Mal mehr Durchsetzungsvermögen an den Tag zu legen. Sonst tanzte ihm Ace irgendwann noch auf der Nase herum. Dieser lief freudig zurück und sah, wie sich jemand anderes gerade in die Listen eintrug. Hoffentlich jedoch in die für den ersten Wettkampf, denn Ace hatte eben bereits gesehen, dass in der zweiten Liste nur noch ein Platz frei war. Als der große Kerl schließlich zu seinen Leuten zurückging, näherte er sich wieder der Liste und sah auf den ersten Blick, dass die eine Lücke noch frei war. Doch auch auf der anderen Liste hatte sich niemand unter ihm eingetragen. Verwirrt legte er den Kopf schief, ehe er bemerkte, dass der erste Eintrag auf der zweiten Liste durchgestrichen war und nun ein neuer Name dort stand. „Komisch…“ Allerdings wollte er sich nicht weiter damit beschäftigen, sondern freute sich schlichtweg noch einmal über sein Glück und füllte die letzte Lücke aus. Kid indessen hatte beschlossen, sich seine Konkurrenz genauer anzusehen und so kamen sie pünktlich zu Beginn des ersten Wettkampfes wieder zurück zum riesigen Marktplatz. Vorher hatten sie noch ein wenig die Stadt erkundet und tatsächlich eine Bar gefunden, in der sie es sich zwischen den beiden Wettkämpfen gemütlich machen würden. Nun allerdings standen sie unter den Zuschauern und beobachteten die Kandidaten dabei, wie sie eine Schüssel Curry nach der anderen verschlagen. Kid jedoch hatte nur Augen für eine einzige Person. Genau beobachtete er Ace dabei, wie er ohne große Mühe Schüssel um Schüssel leerte und nicht einmal ans Aufhören dachte. Neben ihm hatte sich schon ein beachtenswerter Turm an Porzellanschalen gebildet. Doch selbst als die ersten sich bereits unter Magenschmerzen wanden und gezwungenermaßen aus dem Wettkampf ausschieden, aß die Feuerfaust weiter, als wäre es gerade mal die Vorspeise die er verschlang. Und die Geschwindigkeit die er beim Verzehr an den Tag legte, ließ Kids Siegesgewissheit ein wenig schrumpfen. Nicht genug, als dass er an einem Sieg zweifeln würde. Dennoch musste er einsehen, dass Ace einen ernstzunehmenden Gegner darstellte. Das wiederum würde den Kampf aber nur umso interessanter machen. Ein breites Grinsen machte sich bei diesem Gedanken auf seinen Lippen breit und seine Vorfreude ließ sich nur zu gut an seinen Augen ablesen. Das war anfangs zwar nicht geplant gewesen, es sollte schließlich nur um eine ordentliche Mahlzeit und das Geld gehen, doch so war es gleich um Längen besser. Killer war das breite Grinsen im Gesicht seines Freundes natürlich nicht entgangen und er wusste nur zu gut, was gerade in dessen Kopf vor sich ging. Auch Killer hatte sein Hauptaugenmerk in den letzten Minuten auf Ace gerichtet und was er gesehen hatte, ließ sämtliche Gerücht blass erscheinen. Wie konnte ein Mensch nur so viel essen?! Kopfschüttelnd beobachtete er weiterhin das Spektakel. Immer mehr Teilnehmer gaben nach und nach auf, die meisten von ihnen früh genug, bevor sie von schrecklichen Magenkrämpfen geschüttelt kaum noch aufstehen konnten. In Killers Augen das einzig vernünftige. Man sollte seine Grenzen kennen. Doch es gab natürlich auch Exemplare, die trotz sämtlicher Warnzeichen ihres Körpers weiter machten. Sei es, weil sie nicht in der Lage waren, diese richtig zu deuten. Sei es, weil sie zu stolz waren um aufzugeben. Jeder von ihnen wollte schließlich das Preisgeld, viele selbst auf Kosten ihrer Gesundheit. Stolz konnte schon etwas gefährliches sein. Bedauerlicherweise zählte Killer auch Kid zu dieser Art Personenkreis. Er zweifelte doch stark daran, dass Kid einfach so aufgeben würde, selbst wenn sein Körper ihn dazu anhielt. Und genau darum machte er sich wegen diesem Abend am meisten Sorgen. Sein Captain würde alles daran setzten zu gewinnen. Was wenn er es übertrieb? Doch diesmal musste er Kid wohl einfach vertrauen und darauf hoffen, dass auch er seine Grenzen respektierte und einmal in seinem Leben nach ihnen handelte. Doch im gleichen Gedankengang wusste er, dass diese Hoffnung vergebens war. Kaum hatte Killer diesen Gedanken zu Ende geführt, erklang um ihn herum lautes Geklatsche und Getöse. Verwundert schenkte Killer seine Aufmerksamkeit wieder dem Szenario vor sich, nur um festzustellen, dass Ace als einziger noch an seinem Platz saß. Der Tisch vor ihm war fast gänzlich zugestellt mit Schüsseln und der Gewinner saß satt und sich zufrieden den Bauch reibend auf seinem Stuhl. War er denn tatsächlich so lange in Gedanken gewesen? Die Menge klatschte noch immer begeistert Beifall, als wäre dieser Sieg eine überraschende Sensation. Verwundert nahmen sowohl Killer als auch Kid das zur Kenntnis. Es hatte doch schon recht schnell festgestanden, wer dieses Wettessen für sich entscheiden würde. „Bist du dir wirklich sicher, dass du heute Abend antreten willst? Wenn Portgas da wieder so viel verdrückt, wird das ganz schön schwierig werden.“, mischte sich nun Wire ein und sah fragend zu seinem Vorgesetzten. Auch ihn hatte es überrascht, wie viel dieser Mann in Wahrheit essen konnte. „Natürlich werde ich das! Ich zieh doch nicht den Schwanz ein! Außerdem ist der Kampf bereits in wenigen Stunden. So viel wie der gerade gegessen hat, muss der da immer noch voll sein. Das wird ein Kinderspiel!“ Ganz so überzeugt wie er gerade geklungen hatte, war Kid dann doch nicht wirklich. Aber das vor seinen Leuten preisgeben? Niemals! „Lasst uns erst mal die Kneipe aufsuchen. Ich hab keinen Bock mir hier noch länger die Beine in den Bauch zu stehen!“, warf Killer ein und dieser Vorschlag wurde von allen angenommen. In der Kneipe würde die Zeit sicher schneller rum gehen. So kam es dann auch und bevor die kleine Gruppe sich versah, war es auch schon Zeit, zum Platz des Wettessens zurückzukehren. Als sie ankamen, war dort auch bereits wieder einiges los. Wenn man sich so umsah, konnte man meinen, es wären noch weitaus mehr Zuschauer, als gegen Mittag. Ob das wohl daran lag, dass Ace ein zweites Mal antreten wollte? Kid sah sich um, doch seinen stärksten Konkurrenten konnte er nirgendwo entdecken. Hatte der sich vielleicht verschätzt und war nun doch nicht in der Lage, am Essen teilzunehmen? Wäre wirklich schade drum. Kid freute sich bereits seit dem Mittag auf diesen Wettkampf, ohne Ace könnte es ziemlich langweilig werden. Andererseits hätte er das Geld dann schon so gut wie in der Tasche. Allerdings kam genannte Person da auch schon mit ihrer blonden Begleitung im Schlepptau an. Bei seiner Ankunft ging ein Raunen durch die Zuschauermenge. Einige applaudierten, andere feuerten ihn jetzt schon an. Doch Ace schien das nicht weiter zu interessieren. Er wechselte ein paar Worte mit dem ersten Kommandanten, bevor dieser sich ebenfalls unter die Zuschauer mischte. Ace indessen suchte sich einen freien Platz und ließ sich schließlich zwei Tische von Kid entfernt nieder. Dieser warf ihm einen forschen Blick zu, doch entweder bemerkte Ace das gar nicht, oder er ignorierte es. Die Ruhe selbst hatte die Feuerfaust sich auf seinem Stuhl zurück gelehnt, die Arme hinter dem Nacken überkreuzt und sah einfach nur nach vorne, wo die einzelnen Köche hinter ihrer Kochzeile hektisch am Arbeiten waren. Nicht mehr lange und der Wettkampf würde starten. Die Teilnehmer waren bereits alle versammelt und der Moderator gerade dabei, die einzelnen Kandidaten vorzustellen. Die Helfer machten sich bereit, um bei Beginn schnellstmöglich die erste Portion zu den Teilnehmern zu bringen. Und schließlich ertönte das Startsignal und die ersten Portionen Curry wurden an die Kandidaten verteilt. Kid schnappte sich auch augenblicklich die Schüssel, kaum dass sie auf seinem Tisch platziert wurde und leerte sie so schnell er konnte. Und schon nach dem ersten Bissen musste er zugeben, dass die Köche dieser Insel etwas von ihrem Handwerk verstanden. So gut hatte er lange nicht mehr gegessen und es war fast schon schade, dass er es nicht richtig genießen konnte. Doch mit seinem Ziel vor Augen konnte er das gut ignorieren und so hatte er bald auch schon die dritte Schüssel hinter sich. Noch waren auch alle Kandidaten im Rennen, wenn auch nicht alle gleich weit. Ein Blick zu seinem ärgsten Konkurrenten zeigte beispielsweise, dass dieser bereits zwei Schüsseln im Vorsprung lag. Das konnte Kid nicht auf sich sitzen lassen und er gab sein bestes, sein Tempo bei den nächsten Schüsseln noch weiter zu beschleunigen. Der Moderator war dabei, den gesamte Wettkampf munter zu kommentieren. Dabei kam er nicht umhin anzumerken, dass Ace nicht auf sein Tempo vom Mittag kam, auch wenn es immer noch teilweise für Unglaube sorgte, wie schnell dieser Mensch essen konnte. Kid ließ sich von diesen Kommentaren nur noch mehr anspornen und so war das junge Mädchen, welches ihm die neuen Portionen brachte, eigentlich nur damit beschäftigt, zwischen der Kochzeile und seinem Platz hin und her zu laufen. Auf seinem Tisch standen nun schon einige leere Schüsseln, bereits gestapelt um nicht zu viel Platz in Anspruch zu nehmen. Und auch sein Magen signalisierte ihm langsam aber sicher, dass er gesättigt war. Doch noch war dieses Sättigkeitsgefühl gut zu ignorieren. Zumindest bei ihm. Einige der Kandidaten sahen das wohl anders und so leerte sich der Kampfplatz stetig mehr. Bald schon befanden sich nur noch fünf Teilnehmer im Rennen. Unter ihnen natürlich Kid und Ace. Doch bei ihnen allen hatte das Esstempo abgenommen. Kids Magen fing bereits an sich zu beschweren, er wollte keine Nahrung mehr haben. Kid kümmerte das wenig, doch es fiel ihm bereits deutlich schwerer, die köstlichen Speisen zu verzehren. Kurz fragte er sich, ob es tatsächlich so eine tolle Idee gewesen war, an diesem Wettkampf teilzunehmen. Aber als schließlich auch der nun fünft platzierte und kurz darauf ein weiterer Kandidat ausschieden, gab Kid das noch mal genug Motivation, um sich der nächsten Schüssel zu widmen. Nun waren sie also nur noch zu dritt, ein Platz auf dem Treppchen war ihm schon mal sicher. Doch jetzt, wo er so weit gekommen war, wollte er natürlich unter allen Umständen den ersten Platz haben. Dieses Vorhaben wurde nur mit jeder Schüssel schwerer. Mittlerweile musste er sich tatsächlich dazu zwingen, jeden weiteren Bissen in den Mund zu nehmen und das Schlucken kostete ihn eine ungeheure Überwindung. Hätte er sich nicht derart auf sein eigenes Essen konzentrieren müssen, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass es Ace nicht besser ging. Diesem hing der Wettkampf vom Mittag noch nach und bereits zu Beginn des Essens hatte sich sein Hunger in Grenzen gehalten. Eigentlich etwas, das bei ihm ziemlich selten vorkam, doch wann aß er auch schon mal solche Portionen wie am Mittag? Natürlich waren seine Mahlzeiten größer als bei anderen, sein allseits bekannter Hunger war es schließlich auch. Doch im Alltag hielten sich die Portionen normalerweise in Grenzen. Allein schon weil ihr Schiffskoch entschieden hatte, dass es sonst zu teuer wurde. Ace hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass das Essen ihm irgendwann einmal derart schwer fallen würde. Nur am Rande bekamen die beiden mit, wie schließlich auch der dritte das Rennen verließ und sie nun nur noch zu zweit da waren. Das Ganze glich nun einem Kopf an Kopf rennen. Sie beide hatten dieselbe Anzahl an Schüsseln geleert und ihr Tempo glich ebenfalls einander. Dennoch lag Ace einen Tick vor Kid und fing bereits seine nächste Schüssel an, als Kid seine leere gerade abstellte. Letztendlich würde aber ohnehin derjenige verlieren, der als erstes Ausschied. Und Kid betete dafür, dass Ace das sehr bald tun würde. Zwischenzeitlich hatte sein Magen nämlich den Protest verstärkt und es fiel ihm sichtlich schwer, die Schmerzen noch zu ignorieren. Jeder weitere Bissen kam ihm wie eine Höllenprüfung vor, jede Schüssel erschien dreimal so groß wie zuvor. Und die Übelkeit die in Kid aufstieg, machte es ihm noch einmal schwerer, die so köstlich aussehende und schmeckende Portion zu genießen. Inzwischen würgte er das Curry eher runter, als dass er noch ordentlich schluckte. Von der Seite drangen Anfeuerungsrufe zu ihm vor. Einige gingen an ihn, andere an seinen Kontrahenten. Das Publikum schien sichtlich Spaß an dem zu haben, was ihnen geboten wurde und vermutlich war jeder von ihnen gespannt, wer den Wettkampf für sich entscheiden konnte. Kid versuchte die Stimmen bestmöglich zu ignorieren, um sich gänzlich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und er fragte sich, wie lange er das noch durchhalten musste, bis Ace endlich aufgab. Oder wie lange es dauerte, bis er soweit war, aufzugeben. Langsam aber sicher kam auch er an seine äußersten Grenzen. Doch gerade, als er sich tatsächlich dazu durchgerungen hatte, sich mit dem zweiten Platz zu begnügen, nahm er die absolute Stille um sich herum wahr, die mit einem Mal vorherrschte. Verwundert fragte er sich was los war, schließlich hatte das Publikum bis eben noch lauthals ihre Kandidaten angefeuert. Und als er seinen Blick von seinem Essen hob und sich verwundert umsah, konnte auch er einen Moment nicht glauben, was er dort sah. Die Schale mit Curry noch in der einen Hand und die Stäbchen in der anderen starrte er fassungslos auf seinen Konkurrenten, der die Stäbchen ebenfalls noch in der Hand haltend mit dem Kopf auf dem Tisch zwischen den ganzen Schüsseln lag und felsenfest am Schlafen war. Dass er noch lebte konnte Kid auch nur daher sagen, da er sah, wie sich dessen Oberkörper unter den Atemzügen leicht bewegte. Für einen Moment war selbst das Essen vergessen, doch dann besann er sich und leerte unter Anstrengung zumindest noch diese eine Schüssel. Der Moderator hingegen wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. War das nun eine Disqualifikation? Oder sollten sie ihn wecken, damit es weiter gehen konnte? Einen solchen Fall hatten sie bisher noch nicht gehabt. Es war zwar schon passiert, dass Kandidaten sich derart übernommen hatten, dass sie bewusstlos wurden. Aber eingeschlafen war in einem solchen Wettkampf wirklich noch keiner. Schnell beratschlagte er sich mit dem Schiedsrichter. Kid gelang es unterdessen, seine letzte Schüssel zu leeren und er war sich sicher, dass er absolut keine weitere schaffen würde. Demnach hoffte er, dass Ace sich mit seiner Aktion selbst ins Aus geschossen hatte und man ihm den Sieg zusprechen würde. Immerhin hatte er jetzt eine Schüssel mehr gegessen als sein Kontrahent. „So, mein verehrtes Publikum, da bin ich wieder.“, machte der Moderator erneut auf sich Aufmerksam. Gespannte Stille breitete sich im Publikum aus. Jeder wollte wissen, wie es nun mit dem Wettkampf stand. Auch Kid hörte dem Moderator zu, was er jetzt zu sagen hatte. „Nach einer intensiven Beratschlagung mit dem Schiedsrichter sind wir zu der Ansicht gekommen, dass Portgas D. Ace, da er nicht weiter essen kann, nun ebenfalls ausscheiden muss. Damit haben wir nur noch einen Kandidaten übrig! Der Gewinner heißt also Eustass Captain Kid!“ Heftiger Applaus wurde im Publikum laut und nebenbei hörte Kid, wie sein Name gerufen wurde. Doch seine größte Aufmerksamkeit galt gerade dem Versuch, sein Essen auch drin zu behalten. Nun wo sein Sieg feststand, war ihm mit einem Mal Speiübel geworden und er war sich sicher, nie wieder in seinem Leben eine Schüssel Curry anrühren zu können. Garde konnte er sich nicht einmal wirklich über seinen Sieg freuen, so sehr schmerzte sein Magen. Irgendwie schaffte Kid es dann aber dennoch von seinem Stuhl aufzustehen und selbst die kurzgehaltene Siegerehrung überstand er mit genügend Selbstbeherrschung. Er konnte sich nach dem ganzen schließlich nicht die Blöße geben und einfach auf den Boden kotzen. Das konnte er erledigen wenn er zurück auf seinem Schiff und allein in seiner Kajüte war. Als ihm jedoch der Beutel mit seinem Preisgeld in die Hand gedrückt wurde, schaffte er es tatsächlich ein breites Grinsen zustande zu bringen. Wieder einmal hatte er bewiesen, dass Eustass Kid jede Herausforderung meistern konnte! Das sollte seinen Leuten eine Lehre sein, an seinem Sieg zu zweifeln! Egal welchem Gegner er gegenüberstand! Doch so schnell wie seine Genugtuung gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder, als eine neue Welle des Schmerzes sich von seinem Magen ausgehend breit machte. Es kostete ihn wirklich alle Mühe, sich unter diesen Bauchschmerzen nicht zu krümmen und sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin sollte das ganze wie eine Leichtigkeit aussehen! Doch ob ihm das so wirklich gelang? Kaum war dann die Siegerehrung vorbei, kamen auch schon seine Leute auf ihn zu. Heat und Wire gratulierten ihm zu seinem Sieg und auch Killer sprach seinen Glückwunsch aus. Allerdings kam Kid nicht dazu, etwas zu erwidern, da wurde ihm auch schon das Preisgeld von Killer aus den Händen genommen und Heat zugeworfen. „Ihr geht schon mal zurück zum Schiff!“, befahl ihr Vize den beiden, ehe dieser Kid am Arm packte und hinter sich herzog. Der war im ersten Moment zu perplex um zu reagieren und ließ sich so anfangs einfach mitschleifen. Als er dann jedoch realisierte, was da gerade passierte, riss er sich von Killer los und wollte ihn schon anfahren. Dazu kam es aber nicht, denn erneut strafte ihn sein Magen seiner Taten. Diesmal erlaubte er es sich sogar, die Arme um den Bauch zu schlingen und ein schmerzverzerrtes Stöhnen von sich zu geben. Das Gefühl zu Explodieren wurde beständig größer und er wollte nichts lieber, als sich einfach nur hinzulegen und zu schlafen. Doch das wurde ihm rigoros verwehrt. Killer hatte ihn einfach wieder gepackt und zog ihn weiter durch die Straßen. Kid kam der Weg unendlich vor, bis Killer endlich eine Tür öffnete und Kid in den Raum zog. Dieser entpuppte sich schließlich als öffentliches WC und ehe Kid sich versah hatte Killer bereits eine Kabinentür geöffnet und ihn vor das Klo gezerrt. Verwirrt fragte Kid sich, was das Ganze werden sollte, als Killer auch schon eine kleine Tablette aus seiner Tasche kramte. „Was-“, wollte Kid fragen, doch Killer ließ es gar nicht erst soweit kommen, sondern nutzte die Gelegenheit, ihm die Tablette in den Mund zu stopfen. „Nicht fragen, schlucken!“ Nur kurz wunderte sich Kid, was sein Freund damit bezweckte. Im nächsten Moment war es ihm klar, als die Übelkeit in ihm ein ganz neues Maß erreichte. So schlecht war ihm sein Lebtag nicht gewesen und die Hand auf den Mund gepresst sank er auf die Knie, um sich im nächsten Moment über die Toilettenschüssel zu beugen. Dann ließ er sich sein gesamtes Essen noch einmal durch den Kopf gehen und erbrach sich geräuschvoll in die Schüssel. „Das schöne Essen. Was für eine Verschwendung…“, murmelte Killer hinter ihm und Kid hätte ihm gerne sonst etwas erzählt, wenn er gerade nicht mit etwas anderem beschäftig wäre. Eine ganze Weile standen beziehungsweise knieten die beiden in der engen Kabine. Kid musste immer wieder würgen und es schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Zwischendurch kam in ihm die Frage auf, wie das alles überhaupt in seinem Magen gepasst hatte. Kein Wunder, dass er eben noch geglaubt hatte, explodieren zu müssen. Doch schließlich war auch sein Magen wieder leer und ziemlich erschöpft kniete er weiter vor der Toilette, die Stirn an das kühle Porzellan gelehnt. „Killer, ich werde nie wieder was essen!“, presste er wehleidig hervor und verzog sein Gesicht bei dem Gedanken daran, auch nur jemals wieder etwas vorgesetzt zu bekommen. „Du bist selbst schuld!“ Killers Anteilnahme hielt sich in Grenzen. Er kannte Kid gut genug um zu wissen, dass er gerade, wo sie allein waren, das Ganze ein wenig über dramatisierte. Vor den anderen versuchte er ja noch immer den Starken zu markieren, doch wenn sie zu zweit waren kam es nicht selten vor, dass Kid sich gerne Mal ein wenig bemitleiden ließ. Doch wenn er sich seinen Freund so ansah, dann schienen ihn die letzten Minuten doch ein wenig mitgenommen zu haben und seufzend half er seinem Kapitän sich wieder aufzurichten. Dieser stand kurz ziemlich wacklig auf den Beinen und war ein wenig bleich im Gesicht. Killer war sich dennoch sicher, dass sich das bald legen würde. Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg zurück zur Adventure Gally und kaum hatten sie das Toilettenhaus verlassen, bewahrheitete sich Killers Annahme auch schon. Natürlich versuchte Kid sich in der Öffentlichkeit wieder unter Kontrolle zu halten. Umso erleichterter war dieser, als sie sein Schiff endlich erreicht hatten. Kurz erkundigte er sich, ob alles Notwendige erledigt worden war und nach Bestätigung gab er nur noch den Befehl zum Ablegen, ehe er schließlich endlich in seiner Kajüte verschwinden konnte. Bei einem war er sich aber zu hundert Prozent sicher: Auf der nächsten Insel würden sie ihr Geld auf altbewährte Methode erlangen! 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