Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 102: Turn 93 - A Queen Of Times Past -------------------------------------------- Turn 93 – A Queen Of Times Past     „Diese blöde Ziege! Tch!“ Anya stampfte wütend auf. Hier war Zoey also auch nicht. Das Mädchen stand vor dem Eingang zum Schrottplatz, einem einfachen Tor aus Maschendraht, das offen stand. Dahinter stapelten sich Berge von Metall, Überresten von PKWs und deren Reifen. Gleich neben dem Tor stand ein kleines Häuschen, wo sie nach ihrer Cousine gefragt hatte, mit der sie hier früher oft gespielt hatte. Aber nichts.   Du hast inzwischen fast die ganze Stadt nach Zoey Bauer abgesucht. Solltest du es nicht langsam gut sein lassen, Anya Bauer?   Levrier erschien neben ihr in seiner [Gem-Knight Pearl]-Form und schwebte wie ein Geist über dem Boden. Anya ließ die Schultern hängen. „Yeah. Wer weiß, wo die inzwischen ist. Was zur Hölle ist ihr Problem!?“   Ich vermute Eifersucht. Oder Neid. Vielleicht auch beides. Auf jeden Fall fühlt sie sich dir im Nachteil und kann damit nicht umgehen.   „Und das sagst du mir erst jetzt!?“ Anya lief rot an vor Wut. „Alter, das ist meine Cousine! Hättest du mir das gleich gesagt, hätte ich das vielleicht noch klären können! Bah, Levrier!“   Du hast nicht gefragt.   Natürlich würde Anya niemals so weit gehen und zugeben, dass sie sich Sorgen um Zoey machte. Es war gefährlich, sie auf die Menschheit los zu lassen, wenn sie schlechte Laune hatte. Nicht umsonst waren viele der Meinung, sie und Anya wären Zwillinge. Auch Zoey, wie damals Anya, hatte diese gewisse Neigung, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Anders als sie, hatte ihre Cousine jedoch keinen geduldigen Vater, der sie aus dem Knast holte. Nein, Zoey hatte stattdessen Grandma Bauer. Und das war ein guter Grund, hinter den Gitterstäben bleiben zu wollen. Seit gestern hatte sich das Mädel nirgendwo blicken lassen. Ihre Mutter Sheryl wartete bereits darauf, eine Vermisstenanzeige aufzugeben, aber dafür mussten erst 24 Stunden vergehen, seit Zoey das letzte Mal bei ihnen war. Die Blonde seufzte. „Scheiße …“ Sie brauchte wohl oder übel Hilfe bei der Suche. Zu blöd, dass sie Nutzlos McFurry niemals fragen würde, obwohl seine Spürnase sicher weiterhelfen konnte. Und Summers … nein. Sein Talent, alles zu versauen, würde sie vermutlich direkt vor die Nase eines ausgehungerten Vampirs führen. Zumal Zoey die beiden sowieso nicht leiden konnte. Nein, wen sie brauchte, war jemand mit Beziehungen. Am besten zu den Cops, denn die könnten während ihrer Streife durchaus auch mal arbeiten. Das hier … war ein Fall für Redfield. Ugh!   ~-~-~   „Ich wollte 'n Bier“, stellte Anya unzufrieden klar, als vor ihr auf einer kalten, grauen Küchenzeile eine Cola-Flasche serviert wurde. Von niemand Geringeres als Valerie Redfield, die hinter dem Tresen stand, an dem Anya auf, verdammt nochmal, viel zu hohen Hockern saß. „Du wolltest Cola und du wirst sie mögen“, stellte die Gastgeberin in ihrer Küche frostig klar. Etwas vor sich hinmurmelnd nahm Anya den Kronkorken an der Flasche in den Mund und riss ihn einfach ab, zum Schrecken der Schwarzhaarigen im hellblauen Tanktop. „Ich hätte dir auch einen Flaschenöffner gegeben“, verflog ihre Unnahbarkeit augenblicklich. „Die sind für Loser“, maulte Anya und nahm einen Schluck zu sich. Valerie war seit dem Flugzeugabsturz nicht sehr gut auf Anya zu sprechen, weil sie die Befürchtung hegte, dass jene indirekt damit im Zusammenhang stand. Beweisen konnte sie das natürlich nicht, außer man legte Anyas seltsames Erlebnis zugrunde, das ihnen das Leben gerettet hatte. Trotzdem hielt ihre Erzrivalin seitdem vorsichtig Distanz zu ihr. Und nur zu ihr. Ein gewisser Dämonenjäger durfte Gerüchten zufolge, die von einem gewissen Werwolf stammten, kommen und gehen wann er wollte.   Anya rülpste laut, als Valerie sich ungeduldig über den Tresen lehnte. Wohlgemerkt konnte die Blonde sich nicht erinnern, dass es den schon damals vor circa einem Jahr hier gegeben hatte, als die Gruppe rund um die Zeugen der Konzeption sich erstmals zusammengefunden hatte. Anscheinend hatten die Redfields ihre Küche renoviert. „Ah“, machte sie zufrieden beim Anblick ihres angewiderten Gegenübers, „also, ich brauche deine Hilfe, Redfield. Meine Cousine Zoey ist seit gestern verschwunden.“ „Zoey?“ Valerie machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ah, ich erinnere mich. Ihr habt doch immer aneinander geklebt wie Kletten, wann immer sie zu Besuch kam. Ist sie nicht vor einigen Jahren weggezogen?“ „Yeah“, brummte Anya düster, „und vorgestern war sie plötzlich da. Wir haben uns gestritten und seit gestern Nachmittag ist die blöde Kuh verschwunden.“ „Für eine Vermisstenanzeige ist es noch etwas früh.“ „Ich will die Cops nicht einschalten! Du sollst die Cops einschalten!“ „Wieso ich!?“ Anya stöhnte, als ob es das Logischste der Welt wäre. „Wenn du dich an Zoey erinnerst, dann sicher noch an Grandma, oder?“ Aber natürlich schüttelte Miss-ach-so-edgy den Kopf. „Hör zu, Redfield! Zoey ist 'ne tickende Zeitbombe. Wenn sie schlechte Laune hat, ist das ganz schlecht, 'kay?“ Unerwartet tauchte Levrier sitzend auf einem der anderen Barhocker vor dem Tresen auf.   Stell sie dir wie Anya Bauer vor, nur mit durchschnittlicher Intelligenz, Valerie Redfield.   „Schnauze, Levrier! Verschwinde!“, fauchte die Beleidigte und verscheuchte ihn mit einer Handbewegung, sodass er sich auflöste. Zu allem Überfluss begann Redfield auch noch zu kichern wie eine Verrückte, erkannte dann aber, dass der eigentliche Grund dafür gar nicht zum Lachen war. „Oh. Du hast Angst, sie stellt was an?“ „Ja. Wenn sie im Knast landet und Grandma das herausfindet, dann kann sie sich gleich 'nen Strick nehmen. Und ich vermutlich gleich mit.“ „Und wieso soll ich dann die Polizei rufen?“ Anya schlug sich die Hand vor die Stirn. „Man, dein Dad hat doch Beziehungen als Bürgermeister! Wenn er es sagt, schauen sie sich nach ihr um, ohne gleich die Sirenen schrillen zu lassen.“ „Anya, das ist vollkommen bescheuert“, stellte Valerie klar und löste sich vom Küchentresen, drehte sich zum Kühlschrank um, „mal abgesehen davon, dass das so nicht funktioniert, würde mein Vater Fragen stellen, die du garantiert nicht beantworten kannst geschweige denn möchtest.“ Sie nahm sich eine Zitronenlimonade, machte einen Seitenschritt zu einem der oberen Schränke und holte sich ein Glas. Die goss sich tatsächlich was ein, anstatt aus der Flasche zu trinken, dachte Anya erschrocken, deren selektive Wahrnehmung die eigentliche Botschaft konsequent ausblendete. „Also?“, fragte sie. „Nein.“ Valerie drehte sich mit Glas in der Hand zu ihr um. „Frag doch Matt oder Zanthe. Die können dir besser helfen als jeder Polizist.“ Und vor denen zugeben zu müssen, dass sie sich -doch- mit Zoey gestritten hatte? Never, sagte sich Anya grimmig. „Oder warte doch einfach ab. Sie beruhigt sich bestimmt wieder.“ Nach kurzer Überlegung schüttelte Valerie jedoch glucksend den Kopf. „Nein, vergiss es. Wenn sie wie du ist, wird sie dir das noch im Grabe nachtragen.“ Genau das war das Problem, Madam! Anya wusste wieder, warum sie dieses Weib nur sehr widerwillig 'Freundin' schimpfte. Sich in Lebensgefahr begeben, klar, das konnte sie! Dann rummeckern, weil da ein Flugzeug abgestürzt ist, wofür Anya gar nichts konnte, sicher! Aber helfen, wenn es um eine Lappalie ging? Nö! Das Mädchen verdrehte genervt die Augen und nahm einen Schluck Cola. Musste sie eben selbst weiter suchen …   „Sag mal, Anya“, wechselte Valerie da unvermittelt das Thema, „wie geht es dir eigentlich?“ „Ich bin im Stress, siehst du doch!“ Wieder rollte sie mit den Augen. „'kay, auf eine Art und Weise ist das auch gut, zumindest wird mir damit nicht langweilig.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht an das denken, was danach kommt. Keine Artefakte mehr jagen, keine Kämpfe auf Leben und Tod, die ich -grundsätzlich- immer gewinne …“ „Du solltest es gut sein lassen damit und den Undying vertrauen.“ Valerie sah sie streng an. Dazu hatte sie sogar das Recht, schließlich war sie es gewesen, die unermüdlich auf Zed eingeredet und den Frieden zwischen ihnen letztlich ermöglicht hatte. „Sie werden einen Weg finden, dir deine Lebenskraft zurückzugeben.“ „Yeah …“ Die Schwarzhaarige machte einen Bogen um den Tresen und setzte sich neben Anya. So saßen beide mit ihren Gläsern in der Hand da wie alte Kriegsveteranen in einer Kneipe. Sie bedachte Anya eines ausdruckslosen Blickes. „Das ist es gar nicht, nicht wahr?“ Keine Antwort. Aber wie so oft schien Valerie ihre Erzrivalin zu lesen wie ein Buch. „Dir geht es wie mir. Frustriert, weil die Karriere, von der man geträumt hat, sich vor den eigenen Augen aufgelöst hat.“ „Yeah, ich weiß was du meinst“, gab Anya geknickt zu. „Seit dem Legacy Cup hat sich von der Profiliga niemand bei mir gemeldet. Und nur weil ich nicht gewonnen habe. Nicht, dass ich es Othello nicht gönnen würde ...“ „Das tut mir leid.“ „Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob ich jemanden darauf ansprechen oder warten soll.“ Valerie kicherte verhalten. „Nein, die möchten selbst entscheiden. Wobei, in deinem Fall könnte es sogar funktionieren.“ Auf den bösen Seitenblick ihrer Freundin hin grinste die Schwarzhaarige umso breiter. Ihr freundlicher Stups gegen Anyas Schulter rief jedoch nur ein doppelt so starkes Echo hervor, das das Mädchen beinahe umwarf. „H-hey!“ „Und was ist mit dir?“, murrte Anya. Womit sie es sofort schaffte, die Unbeschwertheit ihrer Sitznachbarin im Winde zu verstreuen. Valerie antwortete reserviert: „Das kannst du dir sicher denken.“ „Yeah …“ „Aber es ist okay.“ Valerie senkte ihr Haupt. „Ich habe mich damit abgefunden.“ Woraufhin Anya sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen konnte. „Hängst du deshalb neuerdings wie 'ne Klette an Summers?“ „W-wer sagt das!?“ „Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er wohl ganz gut darin ist, dich zu trösten.“ Das provozierende Funkeln in Anyas Augen entging ihrer Freundin nicht. Verstimmt kam die Retour: „Dieser 'Vogel' trägt nicht zufällig Pelz?“ „Vielleicht?“ Was so viel hieß wie 'natürlich'.   Anya wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, ehe Zanthe den beiden vor Neugier hinterher schnüffeln würde. Wahrscheinlich sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Ob der eigentlich auch Pheromone und so'n Scheiß roch? Darüber dachte sie bei näherer Betrachtung lieber gar nicht so genau nach.   Anscheinend musste Schadensbegrenzung betrieben werden, denn Valerie hob beschwichtigend die Hände. Was Anya allerdings nur umso skeptischer dreinblicken ließ. „Da liegt ein Missverständnis vor. Ich möchte mich nicht mit Matt trösten.“ „Sondern?“ „Er … er bringt mir ein paar Sachen über Dämonen bei.“ „W-was?“ Bei Anya klingelten sofort alle Alarmglocken. „Er bildet dich zur Jägerin aus? Redfield, bist du bescheuert!?“ Welche sofort nicht minder aufgebracht zurück fauchte und dabei sogar aufsprang, wobei sie noch fast vom Hocker fiel: „So habe ich das nicht gesagt!“ „Und warum dann das Ganze?“, fragte Anya trocken mit zusammengekniffenen Augen. Valerie stockte und ließ sich betreten wieder neben ihr nieder. Womit sie einen triumphierenden Gegenschlag einstecken musste. „Yeah, dacht' ich mir. Willst du wirklich mit sowas anfangen?“ „Ja“, kam es stur von ihrer Freundin. Es dauerte einen Moment bis Anya fragte: „Warum?“ „Alles andere wurde mir durch Marc verbaut. Meinen Studienplatz habe ich zwar freiwillig aufgegeben, aber die Scham, dort noch einmal aufzutauchen, vielleicht noch auf Marc zu treffen, könnte ich nicht ertragen.“ Valerie schloss die Augen. „Und mein Traum, Profiduellantin zu werden, nun, darüber haben wir ja schon geredet.“ Anya aber schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Und da muss es jetzt ausgerechnet ein Job als Dämonenjägerin sein? Hast du Todessehnsucht? Und darf ich nebenbei anmerken, wie heuchlerisch es ist, -mich- dann für deinen Beinahe-Flugzeugabsturz verantwortlich zu machen, wenn du sowieso auf sowas zu stehen scheinst!?“ „Es passt zu mir. Anya, ich habe mir diesen 'Beruf' immer als etwas vorgestellt, das all jenen vorbehalten ist, die keinen anderen Ausweg haben. Vielleicht kann ich damit Menschen helfen, die sich selber nicht helfen können.“ „Da gibt es genug andere Alternativen. Und was du da laberst ist Dünnschiss. Kannst du einen Dämonen denn kaltblütig vernichten wenn du musst?“ „Wenn sie böse sind, ja“, kam es fast schon schmerzhaft naiv zurück. „Und wenn sie es nicht sind? Hat dich das vergangene Jahr nicht gelehrt, dass das manchmal nicht so einfach ist?“ Anya verschränkte die Arme voreinander. „Denk an Abby oder Levrier.“ Valerie stöhnte: „Ich weiß, aber es gibt auch andere.“ „Und mit denen wirst du dann fertig oder was?“ „N-nein, ich möchte Matt nur ein wenig helfen-“ „Wie denn? Du bist ihm wahrscheinlich mehr im Weg als alles andere.“ Da hob Valerie plötzlich ihre Stimme. „Anya, ich weiß deine Sorge um mich zu schätzen, aber ich habe mich entschieden.“ Um das zu verdeutlichen, erhob sich die Schwarzhaarige. Sich zu Anya umdrehend, sagte sie wieder in normaler Lautstärke: „Tut mir leid. Mir ist das sehr wichtig.“ Anya erwiderte verstimmt: „Tu was du nicht lassen kannst.“ Redfield war zu weich. Und Anya zu stolz, sich noch weiter in die Angelegenheit reinzuknien, immerhin war sie nicht ihre Mutter. Die blöde Kuh würde noch schnell genug auf den Trichter kommen, dass jene Welt nichts für sie war.   „Ich muss jetzt weiter nach Zoey suchen. Falls du irgendetwas hörst, meld' dich bei meiner Mutter“, brummte Anya unzufrieden. Sie rutschte vom Hocker und schritt einfach von dannen, ohne sich von Valerie zu verabschieden. „O-okay, bye …“ Im Weggehen schwor sie sich, dass das Erste, was sie tun würde wenn sie ihre Cousine gefunden hatte, sich Summers ordentlich vorzunehmen!   ~-~-~   Anyas Suche führte sie schließlich in ein kleines Eiscafé am Stadtrand, das nicht weit von ihrem Zuhause entfernt lag. Früher hatte sie hier viel Zeit mit Zoey verbracht. Das zur Front offene Gebäude erlaubte einen Blick auf die Tische im Inneren. Rechts beim Eingang gab es einen kleinen Stand mit einer Auslage leckerer Eissorten, doch dafür interessierte sich Anya nicht. Ihr Blick lag vielmehr auf zwei Gästen ganz vorne, die sich grinsend einen großen Eisbecher teilten. Eines war ein rothaariges Mädchen, das Anya öfter gesehen hatte, als sie noch zur Schule gegangen war. Ihr gegenüber saß niemand Geringeres als Ernie Winter, die schmächtige, blonde Napfsülze vom Dienst und eines ihrer Lieblingsopfer. „Hey Winter“, rief sie und stampfte auf ihn zu. Der erschauderte und ließ vor Schreck glatt seinen Löffel klimpernd zu Boden gehen. „Hast du vielleicht Zoey gesehen?“ Mechanisch drehte der junge Mann sich zu ihr um. „Z-z-zoey? W-wer ist das?“ „Du weißt doch, Zoey Bauer, meine Cousine!“, schnaubte Anya, als sie vor ihm zu stehen kam. Die anderen Gäste guckten schon neugierig. „Blond, etwas aufbrausend, trägt selbst im Sommer einen Pullover …“ „N-nein, i-ich habe niemandem gesehen, d-der so aussieht!“ „Hmpf. War ja klar.“ Als Anya das sagte, hielt sich Ernie die Hände über den Kopf, als befürchtete er jeden Moment geschlagen zu werden. Aber das Mädchen ließ von ihm ab. „Na dann, viel Spaß noch mit deinem Date.“ Abwinkend zog sie schon von dannen, da eilte der Verkäufer am Eisstand um jenen herum und rannte ihr hinterher. „Warte, bist du Anya Bauer?“ Auf dem Bürgersteig angelangt, drehte die sich um. „Huh? Ja. Aber heute gibt’s keine Autogramme.“ Der war wohl neu, wenn er sie nicht kannte. Schweinerei, hatte keiner diesen Typen darüber informiert, wer in Livington wirklich das Sagen hatte!? „Tut mir leid, dich belauscht zu haben“, fing der Schwarzhaarige an. „Du suchst nach einer blonden Frau?“ Die Arme verschränkend, starrte Anya den Eisverkäufer fordernd an. „Ja.“ „Hier ist vor vielleicht einer halben Stunde jemand vorbeikommen, der nach dir gefragt hat. Bis auf das mit dem Pullover passt die Beschreibung.“ „Nach mir?“ Das Mädchen weitete die Augen. „Zoey?“ „Sie hat ihren Namen nicht genannt, nur gefragt, wo du wohnst. Einer der Gäste wusste es und hat ihr die Adresse gegeben.“   Das kann unmöglich Zoey Bauer gewesen sein. Sie kennt deine Adresse.   Anya, die für einen kurzen Moment Hoffnung gewonnen hatte, stöhnte genervt. „Yeah. So viel zum Datenschutz, huh!?“ Wahrscheinlich irgendein Fan oder so. Na ja, solange es kein Stalker war … Trotzdem, langsam hatte sie die Nase voll. Offensichtlich wollte ihre Cousine nicht gefunden werden. Vielleicht war sie schon längst aus der Stadt verschwunden, wie Anya es als Preis für ihren Sieg in ihrer blinden Wut verlangt hatte. Scheiße … wenn dem so war, konnten vermutlich wirklich nur noch die Cops helfen.   ~-~-~   Nach der erfolglosen Suche hatte Anya sich letztlich dazu entschieden, nachhause zurückzukehren und den Nachmittag damit zu verbringen, Pläne zu schmieden, was sie ihrer Cousine antun würde, wenn man diese erst gefunden hatte. Wobei ihre Großmutter da sicher auch schon eigene Ideen hatte, die sich bestimmt mit Anyas gut ergänzen würden.   Nebenbei bemerkte die Blonde Claire, die draußen im Garten stand und … nichts tat. Einfach in die Ferne starrte. „Hey Roboburg“, rief sie über den hüfthohen Holzzaun hinweg, „was machst du da?“ „Mir wurde gesagt, dass ich das Haus verlassen und atmen soll“, antwortete die mechanisch. Sie trug eine weiße Hose und ein gelbes Tanktop, durch das ihre muskulösen Arme unangenehm betont wurden. Anya verdrehte die Augen. „Yeah, ich kann mir denken, was die eigentliche Botschaft war …“ Der Flohpelz hatte es ihr erklärt. Da Claires Emotionen unterdrückt wurden, folgte sie jeder Anweisung, die man ihr gab, ohne sie zu hinterfragen. Mit der Zeit würde der Pakt zwischen Nigel McPherson, ihrem Manager und gleichzeitig ein Dämon, gelockert werden, aber dies musste langsam geschehen, damit Claire nicht überfordert wurde und keinen Nervenzusammenbruch erlitt. „Na dann atme mal weiter“, zischte Anya grimmig, die der Weltmeisterin nie verzeihen würde, dass sie sich ihre Titel durch einen Pakt erschlichen hatte. Schnaufend trat sie gerade die weiße Gartentür auf, als sie ein lautes Brummen vernahm. Sie drehte sich um und sah nur noch einen riesigen Wohnwagen mit quietschenden Reifen vor ihrem Grundstück anhalten, gezogen von einem schwarzen Ford Fiesta. Und der stach mit seiner Graffiti-verschmierten Fassade derart ins Auge, dass Anya ihren Blick gar nicht abwenden konnte. Auch nicht, als die Fahrerin des Wagens ausstieg und grinsend zu ihr schritt. „Da komm ich ja genau zur rechten Zeit, Anya Bauer.“ Jene machte große Augen, als die blonde Frau, vielleicht Ende Dreißig, ihr die Hand reichte. Die lange, wallende Mähne machte sicher so manches Mädchen neidisch. In zerschlissenen Jeans und schwarzem, trägerlosen Top gekleidet, machte sie jedoch trotzdem nicht viel her. „Äh, hi?“ Anya erwiderte die Geste nur zögerlich. „Ich kaufe nichts von Pennern.“ „Ja, was auch immer“, ignorierte die Blonde die Abweisung unbeschwert. „Was wollen Sie?“ Anya musste zugeben, dass der rechte Arm dieser Schrulle schon cool war, gab es doch keinen Flecken Haut dort, der nicht tätowiert war. Das Motiv war vom Unterarm zur Schulter ein Skelett, das seine knorrige Hand nach einem Engel ausstreckte, der genau das Gleiche tat. Um sie herum flatterten rote Rosenblätter. „Dich.“ „Huh!?“ „Aber wie ich sehe, war die Konkurrenz schneller.“ Die Frau bedachte Claire eines forschenden Blickes. „Dann wird McPherson sicher irgendwo in der Nähe sein.“ Anya verstand nicht. „Erklärt mir mal einer, was hier los ist!?“ „Cynthia Taslitz“, stellte jene sich vor. „Ich betreibe eine Agentur und fördere talentierte Duellanten auf ihrem Weg zum Profidasein. Und kurz gesagt: Ich hab' dich ausgesucht, um mein nächster Schützling zu werden.“   Das Mädchen traute ihren Ohren kaum. Sie und ein Profidasein? Das konnte doch nur ein Witz sein! Das oder irgendjemand da oben hatte sie gehört, als sie sich bei Redfield war. Pft, als ob! „Sorry, aber den Bullshit kannst du mit jemand anderem abziehen!“, sprachs und drehte sich bereits um, aber diese Cynthia hielt sie an den Schultern fest. „Ich meins ernst“, protestierte die, „ich hätte dich schon viel früher kontaktiert, aber du warst nicht erreichbar.“ Anya riss sich los. „Ich wurde ja auch von den Behörden von Ephemeria City festgehalten! Trotzdem, verarschen kann ich mich alleine!“ Welcher halbwegs normale Mensch in diesem Business würde eine fluchende, mittelmäßig talentierte Duellantin wie sie managen wollen? Außerdem hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes keine Zeit für sowas. Ihr Leben drohte bald vorbei zu sein, da konnte sie sich nicht auf irgendeinen Vertrag einlassen. „Ich glaub' dir kein Wort“, versuchte sie, diese Taslitz abzuwimmeln und machte eine verscheuchende Handgeste, „los, zieh' Leine.“ „Man sieht es mir vielleicht nicht mehr an, aber ich war einst das, was sie jetzt ist“, entgegnete Cynthia ernst, nickte Claire zu, „die Duel Queen einer früheren Generation.“ Und da wurde Anya schlagartig hellhörig. Auch sie wandte sich an die still da stehende Weltmeisterin. „Stimmt das?“ „Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% ist diese Frau Cynthia Taslitz, dreimalige Duel Monsters-Weltmeisterin“, kam die Antwort wie von einem Roboter. Was machte eine ehemalige Duel Queen hier!? Anya wusste nicht, was sie davon halten sollte. Der Name Taslitz kam ihr zwar irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn jemals mit einer Duel Queen in Verbindung gehört zu haben. Und es war sicher schon lange her, dass sie ihn gehört hatte. „Lass mich nicht betteln“, tat Cynthia dies schon längst und grinste, „gib' mir eine Chance.“ „Angenommen das stimmt alles“, murrte Anya und verschränkte die Arme. „Wieso ich?“ „Weil du ein ungeschliffenes Juwel bist. Eines, das vielleicht nicht jeder auf Anhieb erkennt“, entgegnete die Blonde und es klang aufrichtig, „aber wahrscheinlich bist du schon bei McPherson unter Vertrag.“ Anya sah herüber zu Claire, die der Grund für diese Annahme sein musste. „Nope, die ist hier nur zu Besuch. Aber …“ Sie schüttelte den Kopf. „… ich habe keine Zeit für eine Karriere als Profiduellantin. Außerdem gibt es bestimmt andere, die besser sind als ich. Nichts für ungut.“   Warum sagte sie so etwas, fragte sich Anya innerlich aufgewühlt. Das waren nicht ihre wahren Gefühle. Ihr Herz klopfte schnell, sie spürte die Gänsehaut und wollte vor Glück am liebsten schreien. Wenn diese Cynthia es wirklich ernst meinte, dann könnte ihr Traum endlich in Erfüllung gehen. Aber die Angst, was bald mit ihr geschehen könne, lähmte sie regelrecht.   „Du nimmst an einem Turnier teil, das dir die Pforten in die Profiliga ermöglicht und weist dann einen potentiellen Wohltäter ab?“ Cynthia rieb sich den Hinterkopf. „Du bist nicht ganz dicht, weißt du das?“ Anya senkte ihren Kopf. „Yeah …“ „Denk nicht, dass ich das so einfach hinnehmen werde.“ Als sie aufsah, konnte sie sofort das Feuer in den grauen Augen ihres Gegenübers erkennen. „Jeder, der halbwegs Ahnung von der Psyche eines Menschen hat sieht, dass du nicht wirklich glaubst, was du da sagst.“ Cynthia hob den linken Arm, an dem eine silberne Duel Disk befestigt war, deren Spielfläche anders als bei Battle City-Modellen jedoch nicht geknickt, sondern gerade geformt war. „Also warum klären wir das nicht auf die einzige Art und Weise, die dafür angemessen ist?“ „Huh!?“ „Duelliere dich mit mir. Wenn du gewinnst, lasse ich dich in Ruhe. Verlierst du, werde ich dir beibringen, wie du nächstes Mal nicht mehr verlierst.“ Die tätowierte Blonde grinste keck. „Egal, wie lange es dauert. Und ich werde dafür auch weder eine Bezahlung, noch irgendeinen anderen Gefallen verlangen. Du siehst: Einen besseren Grund, freiwillig zu verlieren, gibt es nicht.“   Das konnte nicht ihr Ernst sein. Irgendwo musst es einen Haken geben. Wahrscheinlich war sie irgendeine Hochstaplerin, die sich als diese Taslitz ausgab und Anya ausnutzen wollte. Oder sie war es wirklich und wollte sich an ihr bereichern. Egal was es war, Anya schwor sich, dem Drang zu widerstehen, einfach nachzugeben. Ein halbtotes Mädchen brauchte keine Karriere als Profiduellantin mehr beginnen. Falls die Undying es schafften sie zu retten, dann vielleicht. Aber nicht jetzt, nicht heute! „Unter einer Bedingung“, hielt Anya deshalb dagegen. „Nur, wenn ich dich auf nächstes Jahr vertrösten kann.“ „Nein“, schoss es aus Cynthia wie aus einer Pistole, „das geht nicht.“ Skeptisch wollte Anya wissen: „Wieso?“ „Viele Gründe. Jetzt ist der beste Zeitpunkt. Glaub' mir.“ „Tch. Fein.“ Anya schloss die Augen und ging voraus Richtung Straße, doch nicht ohne ihre Kontrahentin dabei bewusst anzurempeln. „Dann streng' dich mal an, ehemalige Duel Queen.“ Jene sah ihr hinterher, grinste wieder. „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann treibt man es mir nur schwer wieder aus. Du solltest dir Mühe geben, Anya.“   Kurz darauf standen die beiden Frauen auf der Straße mit einigem Abstand und bereits aktivierten Duel Disks einander gegenüber. Anya hatte Claire aufgefordert, ihr zu folgen, weshalb jene wie ein Schatten hinter ihr stand. Hätte sie doch bloß nichts gesagt … „Ist sie stark?“ „Ihre letzte gemessene Siegesquote betrug 96,1%.“ „Eine Duel Queen gewinnt immer. Also schon mal die erste Lüge“, sprach Anya an ihre Gegnerin gewandt. Doch die winkte kichernd ab. „Ach na ja, ein paar Mal habe ich es vergeigt. Kann ja nicht jeder perfekt wie deine Freundin sein.“ Ihr Blick verhärtete sich, als sie Claire ins Visier nahm. Sie wurde ernst. „Aber was ich sagte ist trotzdem wahr. Innerhalb von drei Jahren war es niemandem gelungen, mich in offiziellen Duellen zu besiegen. Private Duelle sind eine andere Geschichte. Nichtsdestotrotz wurde ich als die erste Duel Queen gefeiert. Mir hat das nichts bedeutet, aber die Leute haben einen richtigen Elefanten aus der Sache gemacht.“ „Ich … will keine Duel Queen mehr sein“, erwiderte Anya kühl. Nicht wenn es bedeutete, wie Claire seine Seele zu verkaufen. Oder eine Illusion aufrecht erhalten zu müssen, wie diese Frau es offensichtlich damals getan hatte. Eine Duel Queen war unbesiegbar und weil das so war, konnte es so jemanden doch gar nicht geben. Jeder verlor irgendwann einmal, es sei denn, irgendwelche höheren Mächte waren im Spiel. Anya ballte eine Faust. Das war doch alles Bullshit! Sie sollte aufhören, sich selbst zu belügen und gar nicht erst von so etwas träumen. Vielleicht halfen diese Gedanken ihr auch dabei, dieses Angebot überhaupt gar nicht erst in Erwägung zu ziehen.   „Wenn dann alles geklärt ist, sollten wir beginnen“, sprach Cynthia. „Yeah …“ Und die Zwei schrien synchron: „Duell!“   [Anya: 4000LP / Cynthia: 4000LP]   Beide zogen ihr Startblatt auf. Obwohl Anya überhaupt nicht danach war, sich mit diesem Weib zu duellieren, hatte deren Gelaber sie trotz allem neugierig gemacht. „Eine Duel Queen einer anderen Generation? Pft!“ Anya hatte ein ungutes Gefühl. Der Name kam ihr tatsächlich bekannt vor. Doch sie konnte sich nicht mehr entsinnen woher. „Wie oft noch, ich lüge dich nicht an“, lächelte Cynthia herausfordernd zurück und nickte Richtung Claire, die regungslos an Anyas Seite verharrt, „ich habe mit der da nichts mehr zu tun gehabt, aber eins kannst du wissen: Damals war alles besser.“ Und es funkelte dabei in den Augen der tätowierten Blonden. So sehnsüchtig, dass Anya ihr schlussendlich glaubte, obwohl es neben Claires Aussage keinerlei Beweise für ihre Behauptungen gab. Diese Person ihr gegenüber war einst eine unbesiegte Duellantin gewesen. Betonung auf 'war'. „Mal sehen, was Ihre Majestät so drauf hat. Ich fang an“, bellte Anya, nun doch ihrem üblichen Kampfeseifer verfallen und nahm zwei Karten aus ihren Blatt, „das hier ist erst nach deiner Zeit entstanden: Ich aktiviere [Gem-Knight Tiger's Eye] mit dem Pendelbereich 2 und [Gem-Eyes Value Dragon] mit dem Wert 5. Pendulum Scales set!“ Neben dem Mädchen schossen zwei Lichtsäulen aus dem Boden. Die von ihr aus gesehen Linke hievte einen Ritter in gold-schwarz gestreifter Rüstung empor, dessen Helm in seiner dreieckigen Form entfernt an einen Tigerkopf erinnerte und welcher eine Peitsche schwang. Dagegen stieg in der anderen ein roter Drache in goldener Panzerung auf, deren drei langen Tragflächen an jeder Seite seine Flügel ersetzten. An den Seiten seines Helms befanden sich Drehscheiben mit verschiedenfarbigen, durchsichtigen Platten darin.   <2> Anyas Pendelbereich <5>   Wie es nur eine Duel Queen konnte, verschränkte Cynthia die Arme und beobachtete das Ganze analytisch. Inzwischen gab es die Pendelmonster ungefähr einen Monat, erkannte Anya, womit sie für die Wenigsten noch vollkommen neu waren. Also schon gar nicht für jemanden wie die. Trotzdem würde sie ihr blaues Wunder erleben! „Jetzt kann ich Monster von meiner Hand beschwören, deren Stufe zwischen den beiden Pendelwerten liegen!“ Anya zückte zwei Monster aus ihrer Hand. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“ Über ihr öffnete sich ein riesiges Portal, umgeben von zahlreichen Lichtellipsen. Aus ihm schossen zwei rote Lichtstrahlen. „Aus meiner Hand: [Gem-Knight Jasper] und [Gem-Knight Malachite]! Pendulum Summon!“ Beide schlugen vor Anya ein und keinen Moment später standen vor ihr ein Hüne in rot-schwarzer Rüstung mit langer Hellebarde in der Hand sowie ein grün-blau schimmernder Ritter, der sich eines langen Stabs bediente.   Gem-Knight Jasper [ATK/1800 DEF/600 (4) PSC: <2/2>] Gem-Knight Malachite [ATK/1000 DEF/1900 (4) PSC: <2/2>] „Diese beiden hier machen sich besonders gut als Fusionsmaterialien.“ Anya zückte ihre letzte Handkarte. „Da mir aber meine Lieblingszauberkarte dazu noch fehlt, suche ich sie mit dieser hier: [Absorb Fusion]! Damit erhalte ich eine Gem-Knight-Karte von meinem Deck!“ Um Anya herum entstanden diverse Edelsteine verschiedenster Arten, Farben und Formen, die allesamt zu ihr herangezogen wurden und sich vor dem Mädchen sammelten. „Ich wähle [Gem-Knight Fusion]!“ Aus deren neuer Duel Disk schob sich die benannte Karte, die Anya zwischen Mittel- und Zeigefinger aufnahm, was dazu führte, dass die Klunker um sie herum zerbarsten. „Hier, eine erste Kostprobe, ich aktiviere [Gem-Knight Fusion]!“, feixte sie und zeigte den Zauber vor. Über ihr öffnete sich ein Vortex, der immer neue, aus dem Nichts entstehende Edelsteine in sich aufsog. „[Gem-Knight Malachite], du bist das Element, [Gem-Knight Jasper], du der Ursprung! Vereinigt eure Kräfte!“ Auch ihre beiden Ritter auf dem Feld wurden in den Wirbel hineingezogen. Ein greller Lichtblitz schloss den Prozess schließlich ab. „Fusion Summon! Für's Erste beschützt -du- mich, [Gem-Knight Amethyst]!“ Über ihr machte das neue Monster einen Satz aus dem Strom heraus und landete kniend zu ihren Füßen. Es war ein Ritter von violetter Farbe, um dessen Schultern ein langer, blauer Umhang hing. Er schützte sich mit einem erhobenen Rundschild aus Eis und kreuzte über jenen eine lange, spitze Klinge, ebenfalls aus Eis, die aus seinem Handschuh wuchs. „Und da ich Pyrite und Malachite als Fusionsmaterialien benutzt hab, verstärkt Ersterer jetzt meinen Ritter, während Malachite mich eine Karte ziehen lässt.“ Während Anya aufzog, begann Amethyst in roter Aura aufzuleuchten. Außerdem öffnete sich das Pendelportal erneut und sog zwei rote Lichtstrahlen in sich auf, die von Anyas schwarzer Duel Disk ausgingen.   Gem-Knight Amethyst [ATK/1950 → 2550 DEF/2450 → 3050 (7)]   Anya betrachtete ihre letzte Handkarte, die sicher noch ganz praktisch werden konnte. Das würde noch lustig werden. Voller bitterböser Zuversicht verkündete sie: „Zug beendet!“   Es war diese unbekümmerte, gar verspielte Art ihrer Gegnerin, die Anya zur Vorsicht mahnte. Als Cynthia zog, tat sie dies mit einem herausfordernden Lächeln. „Ich setze ein Monster plus zwei weitere Karten. Ihre Majestät hat fertig“, gluckste sie, als erst eine horizontal positionierte Karte sowie zwei dahinter liegende vor ihr auftauchten. „Langweilig“, murrte Anya großmäulig. „Kommst wohl an der Verteidigung meines Amethyst nicht vorbei, was?“ Da hatte sich die Jüngere insgeheim deutlich mehr erhofft. Andererseits war Roboburg auch eine defensive Duellantin. Und definitiv keine Duel Queen, weshalb sie den Vergleich sofort wieder aus ihrem Kopf verbannte. Tch! „Du gehst mir auf die Nerven, Roboburg. Rück mir nicht so auf die Pelle“, knurrte sie der Blonden hinter sich zu, ohne sich umzudrehen. Jene erwiderte: „Verstanden.“   „Mein Zug, Draw!“ Es kribbelte in Anyas Händen. Wenn das wirklich eine frühere Duel Queen war, und sie sie besiegte, würde sie dieses Konzept in ihrem Kopf endgültig zerschlagen. Dann brauchte sie diesen Traum gar nicht mehr. Sie starrte herüber zu Claire, die inzwischen zu ihrer Linken vor dem Wohnwagen wie eine Salzsäule verharrte. Am liebsten würde sie sie ganz weg scheuchen. Doch nein, eigentlich war es passend, dass sie hier war. So würde sie Zeugin werden, dass sie, Anya Bauer, mit fair spielenden Gegnern durchaus fertig wurde. Und das Mädchen ignorierte in diesem Augenblick gekonnt, dass die Weltmeisterin wohl noch gar nicht in der Lage war, solche Eindrücke festzuhalten. „Ich wechsle Amethyst in den Angriffsmodus!“ Jener erhob sich aus seiner Hocke.   Gem-Knight Amethyst [ATK/2550 DEF/3050 (7)]   „Und jetzt schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum“, kopierte Anya den Beschwörungsspruch ihres Freundes Othello erneut, „Pendulum Summon! Aus meinem Extradeck kommen [Gem-Knight Jasper] und [Gem-Knight Malachite]!“ Über ihr öffnete sich das Pendelportal und stieß wie in der Runde zuvor zwei rote Lichtstrahlen aus, die vor Anya einschlugen und die Form der Ritter mit der Hellebarde und dem Stab annahmen.   Gem-Knight Jasper [ATK/1800 DEF/600 (4) PSC: <2/2>] Gem-Knight Malachite [ATK/1000 DEF/1900 (4) PSC: <2/2>]   Zu dumm, dass sie die [Gem-Knight Fusion] in ihrem Friedhof nicht recyclen konnte, um eine neue Fusion zu starten, da ihr noch die Ressourcen dazu fehlten. Aber bei genauer Betrachtung war das gar nicht nötig. Anya besaß ein Monster, mit dessen Hilfe sie das Duell noch in diesem Zug gewinnen konnte! „Ich errichte das Overlay Network“, rief sie und streckte den Arm aus. Vor ihr öffnete sich ein Schwarzes Loch. „Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster!“ Die beiden Neuankömmlinge verwandelten sich in braune Lichtstrahlen, die von dem Vortex absorbiert wurden. Eine Explosion in dessen Inneren folgte. „Xyz Summon! Krall' sie dir, [Kachi Kochi Dragon]!“ Aus dem Sog brach ein Drachenkopf, der ganz mit silbernem Kristall besetzt war. Jener lauerte unterhalb der Erde und zeigte nur den Rücken und die Klauen. Dabei kreisten zwei Lichtsphären um ihn.   Kachi Kochi Dragon [ATK/2100 DEF/1300 {2} OLU: 2]   Sofort schwang Anya in ihrem Ehrgeiz den Arm aus. „Los, [Kachi Kochi Dragon], greif' das verdeckte Monster an! Primo Sciopero!“ Kreischend brach der Kristalldrache aus dem Boden, flog über das Feld und zielte mit ausgestreckter Pranke Cynthias gesetztes Monster an. Jenes stieg aus seiner Karte empor und entpuppte sich als roter Drache, dessen Gesicht von einer weißen Maske bedeckt war. Und jene war es, die beim Hieb Kachi Kochis zu Bruch ging. „Hah! Wenn er ein Monster zerstört, kann er im Austausch gegen eine Overlay Unit gleich nochmal angreifen.“ Da ergriff die ehemalige Duel Queen wieder das Wort. „Das würde ich mir zweimal überlegen. Was du da zerstört hast, war schließlich [Unmasked Dragon].“   Unmasked Dragon [ATK/1400 DEF/1100 (3)] „Huh!?“ Jetzt erkannte Anya erst, dass ebenjener noch auf dem Feld war. Die letzten Reste seiner Maske bröckelten ab und entpuppten ein fürchterliches, vipernartiges Gesicht, das irgendwie seltsam transparent war. Der Drache wurde immer durchsichtiger, bis er gänzlich verschwand. „Wenn der im Kampf besiegt wird, kann er ein Monster mit 1500 oder weniger Verteidigung von meinem Deck beschwören“, erklärte Cynthia weiter und zuckte freudig mit den Mundwinkeln, „es muss nur vom Typ Wyrm sein.“ Anya traute ihren Ohren kaum. „Was'n das?“ „Sieh' selbst! Erscheine, [Metaphys Armed Dragon]!“ Und wie aus dem Nichts tauchte an der Stelle, wo der rote Drache verschwunden war, ein riesiger, hellgrauer auf. Auch er war durchsichtig. Zwar besaß er keine Flügel, dafür aber goldene Klingen an den Schultern und einen langen Schweif.   Metaphys Armed Dragon [ATK/2800 DEF/1000 (7)]   „D-das ist doch eine von Dads alten Karten!“, stammelte Anya perplex. Moment! Konnte diese Frau etwa seine Gegnerin aus dem Battle City-Finale sein!? Cynthia indes sah stolz auf ihre Duel Disk. Die Karte darauf hatte einen gelben Rahmen. „Nein, das ist ein Wyrm-Monster. Viele wissen nichts von diesem Monstertyp, da solche Karten nicht frei verkäuflich sind.“ „Nie davon gehört“, gestand Anya verblüfft. Und es war erstaunlich, dass sie diese Geschichte tatsächlich glaubte, wie sie sich selbst gegenüber zugeben musste. „Wo bekommt man die her?“ Die tätowierte Blonde sah grinsend auf. „Sei erfolgreich, gewinn' ein paar Turniere und vielleicht vertraut man dir irgendwann ein oder zwei Karten an. Ich könnte dir dabei helfen.“ „K-kein Interesse!“, stellte Anya giftig klar und das war so gelogen, dass sie es selbst kaum glauben konnte. „Los, [Kachi Kochi Dragon], komm zurück!“ Besagter Drache flog unverrichteter Dinge zu ihr zurück und verkroch sich wieder im Asphalt, wo nur noch sein Haupt hervorragte. „Zug beendet!“   Als Cynthia aufzog, grinste sie breit. „Der hat dich aus der Bahn geworfen, was? Ja, ich bin schon ein bisschen stolz drauf. Er war meine erste Wyrm-Karte.“ „D-du hast noch mehr!?“ Anya weitete die Augen. Wie kannst du das infrage stellen? Sie galt lange Zeit als unbesiegt, Anya Bauer.   Musste Levrier sich mal wieder im ungünstigsten Zeitpunkt einmischen, ärgerte sich jene wütend. Aber Recht hatte er, wer damals so erfolgreich war, wurde mit diesen Dingern wahrscheinlich zugeworfen. „Tch. Auch wenn sie einen anderen Typen haben, heißt das nicht, dass sie unbesiegbar sind!“ „Da stimme ich dir zu.“ Trotzdem grinste die ehemalige Duel Queen immer noch. „Aber sie haben ein paar fiese Überraschungen parat. Sieh dir den an! Erscheine, [Night Dragolich]!“ Die Erde erzitterte, oder zumindest simulierten die Hologrammdrohnen einen vergleichbaren Effekt, als eine dürre, lange Gestalt aus dem Asphalt brach. Das Skelett eines Drachen, das bläulich leuchtete, erhob sich vor Cynthia und überragte sie.   Night Dragolich [ATK/1700 DEF/0 (4)]   Plötzlich begannen auch von Anyas beiden Monstern blaue Lichter auszugehen, die wie dünner Nebel um sie waberten und durch die leeren Augenhöhlen des Skelettdrachen eingesaugt wurden. „W-was ist das!?“ „Der Effekt meines [Night Dragolichs]. Alle Nicht-Wyrm-Monster, die von deinem Deck oder Extradeck spezialbeschworen wurden, werden sofort in die Verteidigungsposition gewechselt und verlieren all ihre originalen Verteidigungspunkte.“ Anya weitete die Augen. „So ein Scheiß!“ Sie sah hilflos mit an, wie die Seelen ihres Ritters und Kristalldrachens von deren geisterhaften Widersacher absorbiert wurden. Wie Puppen fielen sie in sich zusammen.   Gem-Knight Amethyst [ATK/2550 DEF/3050 → 600 (7)] Kachi Kochi Dragon [ATK/2100 DEF/1300 → 0 {2} OLU: 2]   „Ist aber nicht so, als ob sie noch lange leiden würden. Denn die Königin befiehlt: Ab mit den Köpfen! Verdeckte Falle, [Tragedy]!“ Cynthia betätigte den Kopf an ihrer Duel Disk mit einer wischenden Bewegung. Aus dem Himmel schossen scharfe Guillotinen, die genau das taten, was die Blonde angekündigt hatte – Anyas Monster enthaupten. Die fühlte sich wie im falschen Film. So war es ihre Gegnerin, die das Wort ergriff. „Wenn eines deiner Monster in Verteidigung wechselt, zerstört diese Falle sofort all deine Monster in Verteidigungsposition.“ Anya ballte eine Faust. „Ach ja!? Dann sieh zu, was Amethyst bei seinem Ableben bewirkt!“ Aus dem Nichts schoss ein langer Eisspeer in Cynthias andere, gesetzte Karte und durchbohrte sie, woraufhin sie sich auflöste. Cynthias Duel Disk warf sie aus. „Alle deine gesetzten Zauber und Fallen kehren auf deine Hand zurück!“ „Gut für dich“, erwiderte die junge Frau mit einem schelmischen Grinsen und nahm die Karte aus dem Apparat, hielt sie demonstrativ hoch, „denn hiermit hätte ich das Duell noch in diesem Zug entschieden.“ Warte, dachte Anya da erschrocken. Wieso ging die Kuh davon aus, dass sie nur mit jener Karte hätte gewinnen können, wenn ihr Feld leer war und die Angriffspunkte ihrer Monster für einen fatalen Doppelangriff schon jetzt ausreichten? Wusste sie etwa von-!? „Dann setze ich sie mal wieder.“ Gesagt, getan, die Falle materialisierte sich wieder vor den Füßen der tätowierten Rockerbraut, wenn man sie so nennen konnte. „Da du es nicht weißt, erkläre ich es dir. Wyrm-Monster, zumindest die meisten, sind keine Drachen mehr. Sondern nur noch Phantome, Illusionen, Träume.“ Ihr Blick gewann etwas Trauriges, was Anya nicht verborgen blieb. Ungewollt rutschten ihr ein paar merkwürdige Worte heraus: „So als gäbe es sie gar nicht.“ „Ja.“ Für einen Moment schwieg die Frau. Dann sagte sie wieder keck: „Aber wenn sie zuschlagen, tut das trotzdem weh! Kostprobe gefällig? Natürlich, wieso frag ich!? Direkter Angriff auf ihre Lebenspunkte, [Metaphys Armed Dragon]! Ghost Punisher!“ Der halb transparente, schwer bewaffnete Drache brüllte auf und schleuderte von seinen Schulterblättern die scharfe Klingen, welche durch Anya einfach hindurch glitten.   [Anya: 4000LP → 1200LP / Cynthia: 4000LP]   Unbemerkt von den beiden gab es vom Wohnzimmerfenster der Bauers zwei Beobachter, die das Gesehene ganz unterschiedlich aufnahmen. „Passiert das hier gerade wirklich?“, fragte Matt und drückte sein Gesicht gegen die Scheibe. „Sie ist es, oder?“ „Also ich habe Bilder von ihr gesehen, die dagegen sprechen“, gluckste Zanthe neben ihm und zuckte mit den Schultern. „Aber ich schätze, Menschen verändern sich mit der Zeit. Manche optisch, andere innerlich.“ „Soll ich sie nach einem Autogramm fragen!?“, reckte Matt den Kopf in seine Richtung. Der Dämonenjäger war mit den Duellen der ehemaligen Königin groß geworden. Als sie ihre Karriere vor einigen Jahren dann beendet hatte, war sein Interesse an der Profiszene mit einem Mal verschwunden gewesen. „Tu, was du nicht lassen kannst. Aber wenn sie eine Hochstaplerin ist, unterstützt du sie bloß.“ Matt sah seinen Freund verständnislos an. „Wieso sollte sie lügen?“ „Du bist genauso naiv wie Anya, weißt du das?“ Der Werwolf rollte mit den Augen und deutete auf die Tätowierte. „Ist dir klar, wie leicht man solche wie euch ausnutzen kann? Wie der Sammler dich ausnutzen wollte?“ Sofort war Matt still. Auf dem Weg zurück nach Livington hatte er seinen Freunden die ganze Geschichte offenbart. Dass der Sammler von ihm gefordert hatte, Anya bei ihrer Mission zu unterstützen. Nur deswegen hatte er seiner Sandkastenfreundin Tara Hartwell geholfen, als diese im Sterben lag. Deren Körper hatte die Immaterielle Urila missbraucht, um 'den wahren Feind' zur Erde zu locken – erfolglos, zum Glück. Demnach hatte der Sammler schon damals alles geplant gehabt und Matt war noch vor allen anderen Teil davon gewesen. Zu jedermanns Erstaunen jedoch hatte Anya das gar nicht weiter gejuckt, denn zu diesem Zeitpunkt war ihr Schicksal bereits besiegelt gewesen – der Sammler hatte längst ihre Lebenskraft an sich gerissen. Und letztlich war sie Matt, unabhängig von dessen Beweggründen, auch dankbar für seine Hilfe. Was er ihnen jedoch vorenthielt war die Tatsache, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr 'allein' war. Einzig Valerie schien es zu ahnen, aber direkt darauf angesprochen hatte sie ihn bisher nicht.   „Sorry“, meinte Zanthe, als sein Freund den Kopf senkte, „so war das nicht gemeint. Ich … möchte nur nicht, dass sie an jemanden gerät, der ein falsches Spiel mit ihr treibt. Davon gibt es schon genug, findest du nicht?“ „Ja …“ Als das immer noch nicht half, klatschte der Werwolf dem jungen Mann im schwarzen Mantel fest auf den Rücken. „Eigentlich sollten -wir- diejenigen sein, die die Lage ausnutzen, stimmt's?“ „W-was?“ „Ich meine, das ist doch ein Bild für die Ewigkeit: Drei Königinnen, vereint. Die vorherige, die gegenwärtige und die, ahem, eventuell zukünftige Duel Queen. Kennt jemand eine Klatschkolumnistin, der man die Story verkaufen könnte?“ Matt kniff die Augen zusammen. „Nein … Und jetzt auf einmal bist du dir sicher, dass sie doch Cynthia Taslitz ist? Diejenige, die Mercury als stärksten Duellanten in der Profiszene abgelöst hat?“ „Ich sagte doch, Menschen verändern sich auf vielerlei Arten.“ Der Dämonenjäger neben ihm pfiff. „Wow. Weshalb sie wohl hier ist?“ „Sich ihren Titel zurückholen?“ Zanthe trat neben ihn dicht ans Fenster. „Wer weiß. Hättest du vorhin nicht so viel geschnattert und geschmachtet, hätte ich verstanden, was-“ „Moment“, unterbrach Matt ihn da aber, „es gab nie ein Titelmatch zwischen Cynthia und Claire. Die beiden liegen zeitlich gesehen mehrere Jahr auseinander.“ Zanthe zuckte mit den Schultern. „Trotzdem war es doch vorher ihr Titel? Zwischen den beiden gab es keine Queen oder einen King.“   Er hätte jetzt natürlich Matt die Wahrheit sagen können und ihm eröffnen, dass Cynthia eigentlich hier war, um Anya zu coachen. Aber dann würden hier wahrscheinlich diverse Körperflüssigkeiten durch die Luft fliegen und darauf konnte Zanthe verzichten. Nachdenklich sagte er sich, dass Anya selbst erst akzeptieren musste, -dass- sie die Hilfe jener Frau benötigen würde. Und sich selbst klar machen, dass sie jene auch annehmen wollte. Aber dieses sture Biest würde nicht so leicht klein beigeben und der Werwolf konnte sich auch denken, warum sie sich so sehr dagegen strebte …   Indes seufzte Cynthia und fasste sich an den Hinterkopf. „Wenn es das jetzt schon war, war das leider ziemlich einfach.“ Während sie ein Auge geschlossen hielt, starrte das andere Anya herausfordernd an. „Mal sehen.“ Sie nahm eine gerade Haltung an und befahl: „Direkter Angriff auf ihre Lebenspunkte, [Night Dragolich]!“ Das Drachenskelett hob sein Haupt und feuerte aus den insgesamt vier Augenhöhlen gelbe Lichtstrahlen ab, die wie Scheinwerfer agierten und Anya ins Visier nahmen. „Tch, du weißt es doch längst!“ Das grimmige Mädchen schnippte mit dem Finger. „Hab nicht umsonst [Gem-Eyes Value Dragon] in meine Pendelzone gesetzt! Wenn ich bei einem direkten Angriff den Gem-Knight in der anderen Zone opfere, kann ich Gem-Eyes direkt von dort rufen!“ Ihr Peitsche-schwingender Ritter löste sich in hellem Licht und unter stolzem Gebrüll seines monströsen Partners zusammen mit der Lichtsäule, in der er schwebte, auf. Gleichzeitig verschwand auch die andere und der mächtige, goldene Drache erschien direkt vor Anya, schirmte sie vor den Lichtstrahlen ab.   Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>] „Replay“, rief die ehemalige Duel Queen unbeeindruckt, „da du ein neues Monster kontrollierst, kann ich den Angriff abbrechen. Und gehe entsprechend direkt in meine Main Phase 2 über.“ Entschlossen nahm sie eine Zauberkarte aus ihrem Blatt. „Ich hätte auch auf einen Angriff verzichten können, was bedeutet, dass du Gem-Eyes nicht hättest beschwören können, aber es ist nicht meine Art, Konfrontationen zu meiden.“ Sie schob die Karte in ihre Duel Disk. „Stattdessen suche ich nach einem Weg, die Gefahr zu bezwingen. [Graceful Charity]!“ Während über ihr ein weiblicher, dunkelblonder Engel in weißer Robe erschien und die Arme von sich ausbreitete, erwiderte Anya schnippisch: „Das macht doch jeder Duellant.“ „Wirklich?“ Die Tätowierte zog drei Karten. „Wenn ich dich so ansehe, bezweifle ich das. Du siehst mir wie jemand aus, der vor etwas davon rennt.“ „Pah, als ob!“ Was bildete die sich eigentlich ein, fragte sich Anya ertappt, als sie zusah, wie ihre Gegnerin zwei Monsterkarten in den Friedhofsschlitz schob, eines mit gelbem Rand und eines mit orangefarbenem. „Ich kitzle schon noch aus dir heraus, wo der Schuh drückt“, zwinkerte Cynthia ihr zu. Dabei ließ sie ihre Spielfeldkartenzone ausfahren. „Solange kannst du dich an [Celestia] erfreuen, der alle Wyrm-Monster um 300 Punkte stärker macht!“ Das ganze Spielfeld wurde in einen violett angehauchten Sternenhimmel getaucht. Über den Dächern der Vorstadt tauchte ein Gebilde auf, das wie der Trichter eines Wurmlochs aussah und scheinbar in eine ferne Galaxie führte.   Metaphys Armed Dragon [ATK/2800 → 3100 DEF/1000 → 1300 (7)] Night Dragolich [ATK/1700 → 2000 DEF/0 → 300 (4)]   Ugh, jetzt waren die Biester noch stärker! Anya schnaubte wütend. „Oh, -darum- geht es gar nicht“, schien ihr Gegenüber regelrecht ihre Gedanken zu lesen. „Willst du wissen was passiert, wenn man die Drachengeister wütend macht?“ „Nein!“ Als hätte sie das gar nicht gehört, erklärte Cynthia weiter: „Mit [Celestias] zweitem Effekt kann ich drei Wyrm-Monster von meinem Friedhof aus dem Spiel entfernen, um eine deiner Karten zu zerstören.“ Drei Karten schoben sich daraufhin aus ihrem Friedhof hervor. Es waren der zuvor zerstörte [Unmasked Dragon] und, wie Anya erkannte, die beiden eben erst abgeworfenen Monster. Ihre Gegnerin zeigte sie vor, wodurch sie die Namen lesen konnte: [Mystery Shell Dragon], der Vanilla, und [Lindbloom], ein Stufe 4-Effektmonster mit 0 Angriffspunkten. Beide landeten in der Hosentasche der Älteren. Und keine Sekunde später kam ein derart greller Lichtstrahl aus dem Wurmloch am Himmel geschossen, dass Anya nur noch keuchen konnte. Wie ein Komet schlug dieser in ihren Drachen ein und ließ nichts mehr von ihm übrig. Damit war ihr Feld komplett leer gefegt, innerhalb eines einzigen Zuges und ohne viel Aufwand seitens ihrer Gegnerin. Jene nahm eine Karte aus ihrem Blatt und schob sie in ihre Duel Disk. So nahm sie zischend vor ihr Form an. „Ein zweites Mal kommst du nicht drum herum. Zug beendet!“   „Mal sehen, ob sie da noch wieder rauskommt“, überlegte Zanthe am Wohnzimmerfenster. Matt gab sich pessimistisch. „Ich glaube nicht. Wenn jemand wie diese Frau so leicht zu besiegen wäre, hätte sie nicht jahrelang den Titel der Duel Queen innegehalten.“ Der Werwolf nickte. „Und wer kratzt am Ende die Reste von Anyas Ego von der Straße? Ich oder du?“ Beide sahen und schwiegen sich voller Inbrunst an.   „Draw!“, fauchte das Mädchen aufgebracht und zog auf eine dritte Handkarte auf. Welche sich als sehr nützlich erwies. „[Gem-Trade]! Sofern eine Karte auf meinem Friedhof liegt, die Gem-Knights verschmelzen kann, lässt sie mich ein Gem-Knight-Fusionsmonster von dort verbannen. Und für jeden dritten Stufenstern, den er besitzt, kann ich dann eine Karte ziehen!“ Tatsächlich hielt Anya sowohl [Gem-Knight Amethyst] der Stufe 7, ihren Signaturzauber [Gem-Knight Fusion] sowie [Gem-Knight Malachite] in die Höhe. Dann zog sie zwei Karten, schob die beiden Monster in die Verbannungszone unter ihrem Friedhof und fügte gleich noch ihren Fusionszauber durch seinen Effekt ihrer Hand hinzu. Womit sie auf ein stolzes Blatt von fünf Karten kam. Trotzdem sah die Lage übel aus. Solange sie diesen beknackten Skelettdrachen nicht wegbekam, konnte sie noch so viele starke Monster rufen – sie würden alle direkt in die Verteidigung gedreht und all ihrer Kräfte beraubt werden. Anya dachte angestrengt nach und betrachtete ihr Blatt. Wenn sie es -so- anstellte, dann würde sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Perfekt! „Hoffentlich funktioniert das“, murmelte sie leise.   Ich ahne was du vorhast. Wäre dein Gegner irgendwer, würde es das bestimmt. Doch ich befürchte, das Cynthia Taslitz gewiss nicht 'irgendwer' ist-   „Ich muss es zumindest versuchen!“, unterbrach Anya ihn gereizt. „Das ist die richtige Einstellung“, lobte ihre Gegnerin sie. „Wer es nicht versucht, hat schon verloren. Das gilt für alles im Leben.“ „Hmpf.“ Anya schnappte sich eine Zauberkarte. „Ich aktiviere [Monster Reincarnation]!“ Sie entledigte sich ihrer [Gem-Knight Fusion] und nahm sich stattdessen [Gem-Knight Jasper] von ihrem Friedhof, welcher dort als Overlay Unit von [Kachi Kochi Dragon] gelandet war. „Zuerst du“, knurrte sie und starrte dabei geradewegs den Skelettdrachen an. „[Forbidden Chalice]! Dieser Zauber negiert vorübergehend den Effekt eines Monsters und stärkt es um 400 Angriffspunkte!“ Über dem Kopf des Ungetümes materialisierte sich ein goldener Kelch mit Wein darin, welcher sich nach vorne beugte und das Gesöff über [Night Dragolich] goss. Der Wein rann über die Knochen, durch die Augenhöhlen hindurch und gab dabei rote Entladungen von sich.   Night Dragolich [ATK/2000 → 2400 DEF/300 (4)]   Cynthia schmunzelte. „Und jetzt von meiner Hand [Gem-Knight Jasper] mit dem Pendelbereich 2 und [Gem-Knight Pyrite] mit dem Pendelbereich 8! Pendulum Scales set!“ Neben ihr schossen zwei hellblaue Lichtsäulen aus dem Boden. In der linken befand sich der rote Ritter mit der Hellebarde, in der rechten ein weißer mit mächtigen Rundschildhälften an den Armen und viereckigen, silbrigen Schulterplatten.   <2> Anyas Pendelbereich <8>   Anya streckte entschlossen den Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Aus meinem Extradeck beschwöre ich [Gem-Knight Tiger's Eye] und [Gem-Eyes Value Dragon]! Und von meiner Hand [Gem-Knight Garnet]! Pendulum Summon!“ Drei rote Lichtstrahlen schossen nacheinander aus dem sich über ihr öffnenden Pendelportal. Sie schlugen vor ihr ein und nahmen die Formen des Peitsche-schwingenden Kriegers, des goldenen Drachens und einem Ritter in bronzener Rüstung, der in seiner Hand eine Flamme hielt, an.   Gem-Knight Tiger's Eye [ATK/1600 DEF/1600 (4) PSC: <2/2>] Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>] Gem-Knight Garnet [ATK/1900 DEF/0 (4)]   „Da der Effekt deines Drachenlichs negiert wurde, kann er meine Monster nicht mehr in die Defensive zwingen“, raunte Anya und streckte den Arm aus. „Und jetzt lernst du die Besonderheit von Gem-Eyes kennen! Er kann seinen Typen wechseln und ich wähle Fels! Sight Transition!“ Die vierfarbigen Scheiben an beiden Seiten des Helms ihres Drachens begannen damit sich rapide zu drehen. Sie hielten bei den grünen Segmenten, welche sich wie ein Visor um seine Augen legten. Grüne Energielinien zogen sich durch die goldene Rüstung, die drei Tragflächen, welche seine Flügel einhüllten, platzten auf und gaben knorrige, mit Edelsteinen besetzte Lederschwingen zu erkennen. „Und jetzt der Effekt, den er dadurch erhält! Ich kann sofort die Monster auf meinem Feld mit ihm fusionieren! Dazu kommt, dass er selbst trotz seines Namens ein Gem-Knight ist!“ Anya schwang den Arm aus. Über ihr öffnete sich ein blau-orangefarbener Vortex. „Emerald Perfection!“ Der Drache und die beiden Ritter an seiner Seite wurden von dem Sog absorbiert. „Herz, Seele, Gefäß! Vereint euch zur reinsten aller Ritterinnen, deren Klinge jeden Hoffnungsstrahl zerteilt! Fusion Summon!“ Der Wirbel verfärbte sich weiß und stieß zahllose Edelsteine aus. Zwischen ihnen schwebte majestätisch die neueste Ritterin in Anyas Deck herab, gekleidet in einer einfachen, beigefarbenen Rüstung, von deren spitzen Schulterplatten ein kurzer, roter Umhang flatterte. Elegant landete sie auf beiden Füßen vor Anya und zog ihr schlichtes Schwert aus der Scheide. Die Brillanten in ihrer Brustplatte funkelten dabei stärker als alle anderen Edelsteine vor ihnen. „Kämpfe für mich, [Gem-Knight Lady Brilliant Diamond]!“, nannte die Blonde schließlich ihren Namen.   Gem-Knight Lady Brilliant Diamond [ATK/3400 DEF/2000 (10)]   Jene richtete die Klinge auf den feindlichen, riesigen Phantomdrachen und schoss kurzerhand einen Blitz auf ihn ab. Mit einem lauten Knall ging er unter. Anya gab ein fieses „Heh!“ von sich. „[Metaphys Armed Dragon] wurde zerstört“, murmelte Cynthia tonlos. „Na logisch!“ Die Jüngere schlug sich mit der Faust stolz gegen die Brust. „Wenn Tiger's Eye als Fusionsmaterial benutzt wird, killt er anschließend eine deiner Karten. Und jetzt Angriff-!“ „Falle“, sprach Cynthia leise, aber selbst Anya entging nicht diese unterschwellige Drohung, die dabei von ihr ausging, „[Relieve Monster]. Sie lässt mich ein Monster von meinem Feld auf die Hand zurücknehmen, um es gegen eines mit gleicher Stufe von meinem Blatt auszutauschen.“ Vor Anyas Augen löste sich der Skelettdrache auf. Warum tat sie das? Die Antwort sollte Anya nicht gefallen. Kaum hatte Cynthia [Night Dragolichs] Karte von ihrer Duel Disk genommen, legte sie sie sofort wieder darauf. „Es kann auch dasselbe Monster sein.“ Sofort nahm der Drachenlich vor ihr wieder Gestalt an.   Night Dragolich [ATK/1700 → 2000 DEF/0 → 300 (4)]   „Huh!? Ah!“ Anya weitete die Augen.   Da er das Feld verlassen hat, ist der Effekt deines [Forbidden Chalice] aufgehoben, Anya Bauer!   Dünner Nebel begann plötzlich aus Lady Brilliant Diamond zu entfleuchen, welche in die Knie sackte. Ihre Seele wurde durch die Augenhöhlen ihres Widersachers eingesaugt. Anya blieb sprachlos.   Gem-Knight Lady Brilliant Diamond [ATK/3400 DEF/2000 → 0 (10)]   Das sich diese Karte nur bei einem Angriff aktivieren lässt, kann es nicht dieselbe sein, mit der sie dich letzte Runde besiegen wollte. Was hat das zu bedeuten?   Anya war dies egal. Sie konnte nichts mehr tun. Auch ihre Gegnerin wusste dies und zog auf. Da grinste sie plötzlich wieder frech. „Übrigens sind nicht alle Monster in meinem Deck vom Typ Wyrm. Hier ist ein altes Überbleibsel meiner Profizeit: [Lancer Lindwurm]!“ Sofort tauchte vor ihr ein smaragdgrüner Drachenkrieger mit goldener Brustpanzerung auf, der mit seiner namensgebenden Doppellanze bewaffnet war. „Angriff!“ Wie ein Pfeil fegte er über das Feld. Aber Anya war noch nicht bereit aufzugeben. „Tch! Einen letzten Trumpf hab ich noch! Ich aktiviere den Effekt von [Gem-Knight Jasper] in meiner Pendelzone und schicke Lady Brilliant Diamond zurück ins Deck, um passende Fusionsmat- huh!?“ Es geschah nichts. Anya sah hinauf zu ihrer Ritterin, die sich einfach nicht rühren wollte. „Warum!?“ „Weil sich auf deinem Friedhof nicht genug Ziele befinden. Zwei der drei Fusionsmaterialien waren schließlich Pendelmonster, die ins Extradeck zurückgekehrt sind.“ Cynthia lachte. „Auf sowas musst du achten. Abgesehen davon fügt [Lancer Lindwurm] übrigens Durchschlagschaden zu, also selbst wenn du die Pendelmonster aus deinem Extradeck holen könntest, wären sie leichte Beute.“ Anya weitete die Augen und sah mit an, wie der Drache seine Lanze durch ihre Ritterin bohrte, welche mit einem Schrei in tausende Partikel zersprang. Es war vorbei.   [Anya: 1200LP → 0LP / Cynthia: 4000LP]   Anya stand der Mund offen – sie erinnerte sich an das Battle City Finale von damals, bei dem ihr Vater verloren hatte. Gegen die! Es gab keinen Zweifel mehr, diese Frau war tatsächlich die ehemalige Duel Queen, Cynthia Taslitz. Dem Mädchen war es nicht einmal gelungen, auch nur einen Punkt Schaden zuzufügen. Schmerzliche Erinnerungen kamen auf, Erinnerungen an das Duell mit Claire, das sie niemals hatte gewinnen können. Ein Stück weit fühlte sich das hier genauso an, nur dass diesmal keine faulen Tricks im Spiel waren. Während Anya wie gelähmt an Ort und Stelle verharrte, verschwanden die Hologramme und die tätowierte Blonde ging grinsend auf sie zu. „Damit ist es entschieden“, sprach sie feierlich, „du bist ab heute mein Champion. Das Vertragliche regeln wir später.“ Sie reichte Anya die Hand, doch jene rührte sich nicht. „Sag bloß, du willst dein Wort brechen?“, fragte Cynthia vorsichtig. „N-nein“, schrak das Mädchen aus ihrer Starre, „ich habe bloß keine Kohle, um dich zu bezahlen.“ Und keine gescheite Lebensversicherung, die für den Ausfall einspringt, sollte sie nächsten Monat hopps gehen … „Darum mach dir keine Gedanken, ich streiche einfach das Geld ein, das du während deiner 'Ausbildung' verdienst“, zwinkerte ihr Gegenüber ihr neckisch zu. „Nur wenn ich die Hälfte abbekomme. Sonst gebe ich sie nicht her“, gluckste jemand aus der Ferne. Zanthe und Matt standen im Türrahmen. Ersterer grinste über beide Backen. „Nur ich weiß, wie man das Biest bändigt.“ „Zieh' Leine!“, fauchte Anya wütend mit erhobener Faust. „Das hat nichts mit euch zu tun!“ „Das war ein, uh, tolles Duell“, meinte Matt derweil, als die beiden am Wohnwagens vorbei schritten, der so unverblümt vor dem Garten der Bauers parkte. „Ja, Anya hat ganze drei Runden durchgehalten“, stichelte Zanthe, „in der Disziplin ist sie ganz gut. Wenn sie nur versuchen würde, auch mal zu gewinnen.“ „Ha ha“, murrte Anya zerknirscht. Cynthia, die ihre Hand noch immer ausgestreckt hielt, lächelte das Mädchen sanft an. „Daran werden wir arbeiten müssen. Keine Sorge, das mit der Bezahlung war nur Spaß, ich verlange nur, dass du denselben Ehrgeiz an den Tag legst wie beim Legacy Cup.“ Die grauen Augen der Frau funkelten wie Edelsteine. Aber Anya zögerte weiter. Sie konnte nicht. Sie konnte einfach nicht, verdammt! „Los, worauf wartest du?“, fragte Zanthe verständnislos. Matt stimmte ihm zu. „Ist dir nicht klar, was für eine Chance sich dir bietet?“ Dein Traum könnte sich durch eine Zusammenarbeit mit dieser Frau erfüllen, Anya Bauer. Cynthia Taslitz erscheint mir aufrichtig.   Anya zitterte. „Wenn nicht jetzt, wann sonst?“, wunderte sich der Dämonenjäger neben ihr. „Meine Güte“, zischte Zanthe und löste sich von ihm. Ehe Anya sich versah, umrundete sie der Werwolf, griff ihre rechte Hand und zog sie zu Cynthias, wodurch ein ungewollter Handschlag zustande kam. Dann nahm er das Mädchen mit seiner Linken in einen festen Schwitzkasten. „Muss man dich erst zu deinem Glück zwingen? Sie ist dabei!“ An Cynthia gewandt, zwinkerte er dieser zu. „Wie sind Sie eigentlich auf Anya aufmerksam geworden?“, wollte Matt neugierig wissen und trat an zu den anderen beiden. „Durch den Legacy Cup. Davon abgesehen? Uh, sagen wir, ich mag Querulanten.“ Die beiden verfielen in ein Gespräch über das Turnier. Keiner bemerkte Claire Rosenburgs mechanischen Blick, der auf die lachende, ehemalige Duel Queen gerichtet war. Anya hielt ihr Haupt gesenkt, während Zanthe sie losließ und sich an der Konversation beteiligte. „Danke …“, murmelte sie leise und auch wenn er nicht reagierte, hatte er es sicherlich gehört. Sie selbst hätte es nicht geschafft, ihre eigenen Zweifel zu überwinden. Aber dafür hatte sie wohl Freunde wie Zanthe. Ein heimliches Lächeln zierte kurz ihre Lippen, ehe sie aufsah. „Also bin ich jetzt wohl ein angehender Profi, huh?“ „Davon kannst du ausgehen“, gluckste ihre neue Mentorin vergnügt, „und das Beste ist, dass ich nicht die geringste Absicht habe, deine Persönlichkeit einzudämmen. Im Gegenteil. Es ist Zeit, diese langweilige Liga aufzumischen.“ Die beiden Blonden grinsten sich gegenseitig an. „Cool!“ Langsam begann Anya eine gewisse Sympathie für diese Frau zu entwickeln. Zumindest wenn man bedachte, dass sie diejenige war, die ihren Vater ein großes Turnier gekostet hatte. Aber das war Schnee von gestern. Anya hatte ihre Pläne, Cynthias Anwesen anzuzünden – sollte sie überhaupt eins haben – schon vor Jahren aufgegeben, als andere Dinge ihre Aufmerksamkeit forderten.   „Ach Matt“, wandte sich Zanthe da plötzlich schelmisch an den Dämonenjäger, „ist Valerie jetzt eigentlich out?“ „W-wie bitte?“ „Na ja, so wie du Miss Taslitz anstarrst …“ Anya blinzelte verdutzt. „Huh?“ Der Schwarzhaarige wurde knallrot im Gesicht, als er sich gegenüber der ehemaligen Duel Queen zu rechtfertigen versuchte. „Ä-ähm. D-das bildet er sich ein, ich starre Sie nicht an!“ „Übrigens ist Matt in Valerie Redfield verliebt, falls es jemanden interessiert“, schnatterte Zanthe schamlos drauf los. „Was!?“, donnerten Anya und der Gehörnte synchron, während Cynthia losprustete. Mit sichtlicher Zurückhaltung murmelte Anya: „Ich glaub, das interessiert niemanden.“ „Und es ist absolut nicht wahr!“ Zanthe aber sah das anders: „Ach? Die ganze Zeit leierte er es wie eine kaputte Schallplatte runter. 'Oh Valerie, oh Valerie, der Schmerz in meinen Lenden weiß meinen Verstand zu verblenden.' und so. Und ja, du hast es nicht laut ausgesprochen, aber gedacht!“ „Wie kommst du überhaupt ausgerechnet jetzt darauf!?“, fauchte Matt, röter als eine Tomate. „Entertainment?“ Dabei warf der Kopftuchträger einen prüfenden Blick auf Claire beim Wohnwagen, die aber wieder in die Leere zu starren schien. „Na ja, war ja nur ein Gedanke. Als wir mit dem Jagen der, ahem, ihr-wisst-schon-was anfingen habe ich noch gedacht, dass -ihr- beide irgendwann unweigerlich übereinander herfallen würdet.“ Dabei deutete er mit dem Zeigefinger zwischen Anya und Matt hin und her. Cynthia gab einen erstaunten Laut von sich, grinste so breit, dass ihre Mundwinkel zu reißen drohten. „Ich bin keine Stunde hier und fühle mich schon wie zuhause. Perfekt!“ „Da war diese Chemie zwischen euch, ihr habt zusammen schon viel durchgemacht, aber keiner hat den Stein zum Anstoßen gebracht.“, erläuterte Zanthe derweil weiter. Matt und Anya hingegen sahen sich verstimmt an. „Aber das hat sich inzwischen erledigt, wie es scheint. Bei Anya geht es seit Wochen nicht mehr voran mit ihrem Zwerg und Matt, vielleicht solltest du Valerie auch mal in die Augen sehen und nicht nur auf den Vorbau.“ Zufrieden mit seinem Werk stemmte Zanthe die Hände in die Hüften und sah von Matt zu Anya und von der wieder zu Matt, während Cynthia in einen regelrechten Lachanfall verfiel. Aber zu seinem Bedauern regte sich die Person, von der er eigentlich eine Reaktion erhofft hatte, nicht im Geringsten. Claire stand nur da.   Derweil flüsterte Anya Matt zu: „Du sorgst dafür, dass er nicht entkommt und ich sorge dafür, dass er in Zukunft nur noch mit seinem Hinterteil spricht.“ Der Dämonenjäger nickt finsteren Blickes stumm. „Oh oh, Zeit, die Biege zu machen!“ Lachend rannte Zanthe davon, während die beiden anderen ihn wie von der Tarantel gestochen verfolgten. „Bleib gefälligst hier, du elende Kackbratze!“ „Hör' auf, solche Gerüchte in die Welt zu setzen!“ Cynthia sah den Dreien belustigt hinterher, wie sie durch die Nachbarschaft über Zäune und Gärten hetzten, kreuz und quer. „Da habe ich mich ja auf etwas eingelassen …“ Dann sah sie aus den Augenwinkeln zu Claire, die sie wieder anstarrte. Ihr Ton wurde schlagartig ernst. „Und was geht in deinem Kopf vor sich?“   ~-~-~   Wütend stampfte Anya die Treppe hoch, polterte in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Dieser Depp von Flohpelz! Wie konnte er es wagen, sie derart vor Cynthia Taslitz zu blamieren, die gerade in diesem Moment in der Küche saß und sich mit der einzig normalen Person in diesem Haushalt, ihrer Mutter, unterhielt. Jetzt wollte sie nur noch ihre Ruhe! „Guten Abend, Anya Bauer.“ Und die würde sie nicht bekommen. Natürlich.   Vor ihrem Schreibtisch stand niemand Geringeres als der eine Dämon, den sie sofort und ohne zu zögern gnadenlos vernichten würde. Wie immer in einem feinen, schwarzen Designeranzug gekleidet, wartete der Sammler, leicht von ihr abgewandt, genau wie lange auf sie? „Du“, zischte Anya bitterböse. „Was willst du hier!?“, herrschte sie ihn sofort an, rührte sich aber nicht von der Stelle. Da war diese 'Freude' ihn zu sehen, die sie nur zu gerne 'zeigen' wollte – aber das war, und selbst sie musste das eingestehen, eine extrem dumme Idee. Immerhin verfügte er über ihre verlorene Lebenskraft. Von der Seite lächelte der Teufel, der in der Gestalt eines rothaarigen Briten auftrat, sie wie jeher geheimnisvoll an. „Plauschen.“ „Bist wohl pissig, was? Weil Redfield und Summers dich beinahe gekillt haben.“ Er lachte. Künstlich, falsch. „Haben sie das? Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber genug der Späße.“ Nachdem er sie sorgsam betrachtete, ja fast studierte, fügte er an: „Ich bin nicht nachtragend. Und du solltest dankbar sein.“ „Warum!?“ „Wer denkst du, hat es dir ermöglicht, so schnell vor den Behörden von Ephemeria City zu entkommen?“ Der Sammler zeigte sein typisches, erhabenes Lächeln. „Es war ein kostspieliges Unterfangen, den Verdacht von euch abzulenken. Überaus kostspielig.“ Anya knirschte mit den Zähnen. „Hast du was mit dem Flugzeugabsturz zu tun!?“ „Mitnichten. Wie ich sagte, ich bin nicht nachtragend.“   Anya blieb weiterhin wie angewurzelt stehen. Klar, das behauptete er vielleicht, aber deswegen musste es noch lange nicht stimmen. Scheiße! Und ihre Mutter, Cynthia und Summers waren unten in der Küche! Aber sie konnte sie unmöglich warnen. Vielleicht witterte der Flohpelz die Gefahr, aber der war zu dumm, um sich Summers zu schnappen und abzuhauen, sondern würde eher ins Zimmer reinstürzen und seltendämliche Fragen stellen. „Hör zu, meine Liebe“, sprach der Sammler schließlich, löste sich aus seiner abgewandten Haltung und schritt elegant auf das Mädchen zu. „Deine Zeit ist inzwischen äußerst knapp bemessen und es gibt noch viel zu tun.“ „Yeah …“ „Deine Allianz mit den Undying ist … faszinierend. Aber ineffektiv. Die Wahrheit ist: Sie werden dir nicht helfen können. Nur ich kann das.“ Er stand direkt vor ihr. Zum ersten Mal schenkte Anya der Narbe auf seiner Wange Aufmerksamkeit, vornehmlich, um ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. Eine Narbe hieß Kampf und das hieß, dass er nicht unverwundbar war. Shit, das Schwert! Es lag im Schrank – hinter dem Sammler! So ein Dreck, da kam sie doch niemals schnell genug ran! „Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte er gespielt tadelnd. „Y-yeah, und?“ „Dann hör nun genau hin, Anya Bauer.“ Ehe sie sich versah, lagen plötzlich seine beiden Hände auf ihren Schultern. Erschrocken sah sie ihn an und stockte. „Du bist die Einzige, die -mir- helfen kann, die -es- schaffen kann. Ich bitte dich. Sammle die verbliebenen Artefakte. Bitte!“ „W-was!?“ Das Mädchen traute ihren Ohren kaum. Der unüberwindbare, beinahe allmächtige Sammler … flehte sie an!? Zeigte so etwas wie Verzweiflung!? Und dachte dabei tatsächlich noch, dass er damit irgendwie Erfolg hatte!?   Als Reaktion senkte Anya ihr Haupt sowie ihre Stimme. „Weißt du, als ich davon erfuhr, dass Summers und Redfield dich aufgespießt haben, dachte ich 'scheiße'. Was für Idioten, bringen mich ins sichere Grab.“ Ihr Mundwinkel zuckte nach oben. „Aber nur einen Moment. Denn weißt du was? Inzwischen bin ich sauer, dass sie mal wieder versagt haben! Ich scheiße darauf, ob du mein Leben in der Hand hast oder nicht!“ Und selbst für ihn kam unvorhergesehen dieser Stoß mit der flachen Hand, genau auf die Brust, die Stelle, an der das Katana ihn vor ein paar Tagen durchdrungen hatte. Keuchend stürzte der Dämon zurück und knallte gegen den Schrank am Ende des Zimmers.   Anya funkelte ihn mit düsterem Blick an. „Ich bin nicht mehr deine Puppe, elender Mistkerl! Wenn du über mein Schicksal entscheiden willst, dann gefälligst in einem Duell!“ Sie hob den Arm mit ihrer Duel Disk daran. „Dieses Mal werde ich nicht verlieren!“ Erst starrte er sie ungläubig an, dann lachte er wieder falsch und richtete sich auf. Mit einem Schlag war er wieder ganz der Alte. „Ich fürchte, da irrst du dich. Nun gut. Aber eins hast du seither missverstanden.“ „Was?“ „Du bist keine Puppe. Du bist …“ „Ein Werkzeug, schon klar!“ Er schloss besonnen lächelnd die Augen. „Natürlich. Aber vielleicht interessiert dich ja etwas anderes. Wenn du möchtest, werde ich dir alles erzählen. Die gesamte Wahrheit, über dich, deine Mission, alles. Jetzt sofort.“ „Soll ich dir was verraten? Selbst das interessiert mich inzwischen nicht mehr!“ Anya schielte an ihm vorbei zum Schrank. Wenn sie das blöde Schwert doch bloß nicht dort gelassen hätte! Der Sammler öffnete die Augen. Doch diesmal war sein Blick anders. Einen Hauch trotzig? Er klopfte sich über die Stelle, an der Anya ihn geschlagen hatte. „Bedauerlich. Wie ich sehe, verfügst du immer noch nicht über die Tugend der Einsicht.“ Nun wagte sie einen Schritt vor. „Wenn das alles ist: Raus aus meinem Zimmer! Oder stelle dich mir! Heh … ich wette du weißt, dass du keine andere Wahl hast.“ „Wie du willst.“ Er straffte sich, verschränkte die Arme vor dem Schritt und betrachtete sie kalkulierend. „Aber nicht heute. Suche mich in deinen letzten Stunden, dann wirst du verstehen, warum du deine Worte bitter bereuen wirst. Bis dahin hast du noch etwas Zeit, deine Haltung zu überdenken.“ „Du-“ „Und keine Sorge. Ich werde deinen Freunden nichts tun.“ Er schnippte und ließ neben sich eines dieser schwarzen Portale erscheinen. „Bedenke: Deine Zukunft liegt nicht in -deiner- Hand. Wir sehen uns wieder, Anya Bauer.“ Damit durchschritt er die Pforte, aber war noch nicht fort, ehe sie ihm ein paar bitterböse Worte hinterher rief: „Abweisung tut weh, was, Arschloch!?“ Vor ihren Augen verpuffte das Portal im Nichts und sie war wieder allein.   Anya sank auf die Knie. Verdammte Scheiße! Sie hatte sich mit dem Sammler gemessen … und irgendwie gewonnen. Wenn sie doch bloß das verdammte Schwert gehabt hätte, um ihn einen Kopf kürzer zu machen! In diesem Moment durchfuhr ein heftiger Schmerz Anyas Kopf.   Das Bodenpersonal versuchte Anya aufzuhalten, wie sie durch die Kontrolle zurück in den Boardingbereich rannte. Sie schüttelte eine Frau ab, hörte ihre Freunde hinter ihr rufen. Jemand vom Personal rief in ein Walkie Talkie, dass der Flug nicht starten konnte, verstummte aber plötzlich und schien die Meinung zu ändern.   Das konnte nicht sein! Wenn jemand ein Flugzeug vor dem Start verließ, mussten alle aussteigen und das Flugzeug von oben bis unten gefilzt werden! Das hatte Anya mal irgendwo aufgeschnappt, Verdacht auf eine Bombe oder so'n Scheiß. Und genau so war es gekommen. Wieso war das Flugzeug dann trotzdem gestartet!? Aber das war nicht, woran sie sich eigentlich erinnern sollte. Da war noch mehr!   Sie rannte durch die große Halle mit den leeren Sitzreihen. Da stand er, direkt in der Mitte, der Typ im weißen Mantel, dessen Basecap bis tief ins Gesicht gezogen war. Er hielt etwas in der Hand. Eine Schwertscheide, eingehüllt in braunem Leder. Anya kannte es – das war das Katana! Sie hatte das Schwert extra für den Flug anmelden müssen, war das ein Krampf gewesen! Wieso hatte er es, wie war er da ran gekommen!?   Schwer atmend kam sie vor dem Mann an. Er reichte ihr die Waffe. „Verlier' es nicht“, sprach er in einer völlig verzerrten Stimme. Als Anya das eingehüllte Katana annehmen wollte, wurde es ihr förmlich in die Hand gedrückt. „W-wer zum Geier bist du!?“ Nicht ihr Vater, das spürte sie jetzt mehr als deutlich. Was hatte das zu bedeuten!? Im Hintergrund hörte sie, wie das Flugzeug startete und an den großen Panoramafenstern des Boardingbereichs vorbei rollte. Er sagte nichts. Anya starrte ihn an. Sie griff nach seinem Gesicht, er bewegte sich nicht, aber irgendwie schaffte sie es nicht, ihn zu berühren. Die Blonde drehte sich um. Wo waren eigentlich ihre Freunde hin!? „Wer bist du!?“, wandte sie sich wieder ungehalten an den Fremden. „Ein Pfeil.“   Anya schreckte hoch. Sie hockte in ihrem Zimmer, schweißnass. Diese Erinnerungen hatte sie völlig verdrängt gehabt. Kurz darauf war das Flugzeug über Ephemeria abgestürzt. Dieser Mann, wenn er überhaupt einer war, er war der Schlüssel zu all dem. Dessen war sie sich sicher. Und etwas in ihr zweifelte daran, dass es der Sammler war, den sie da gesehen hatte.   ~-~-~   Sie schnaufte wütend, wie sie über den Bürgersteig schlenderte. Ein Mann, der ihr entgegen kam, wurde gnadenlos angerempelt. „Pass doch auf, Wichser!“, fauchte Zoey Bauer ihn an. „Was ist denn mit dir!? Blöde Kuh!“, schallte es zurück, aber der Kerl wagte es nicht, sich ihr entgegen zu stellen. Schade. Das Mädchen trug eine graue Strickjacke, hatte deren Kapuze bis tief über das Gesicht gezogen. Jenes gute Stück war ziemlich dreckig, hatte sie es sich in einer Rangelei erkämpft. Überhaupt hatte Zoey auf ihrem Weg in den Nachbarort Rains keine Konfrontation gescheut, was, bedingt durch ihre zierliche Statur, nicht immer zu ihrem Besten ausgegangen war. So war ihre linke Wange geschwollen vom Faustschlag irgendeines Miststücks, das meinte, ihr keine Kippe pumpen zu müssen.   Sie wollte irgendetwas zerstören. Ja. Ihre Wut auf ihre Cousine hatte sich nicht gelegt, im Gegenteil, sie war nur gewachsen. Jene ahnte ja nicht einmal, was in ihr vorging. Sie -wusste- nicht, was Zoey wusste. Lange genug hatte sie sich zurückgehalten, die Wahrheit vor ihr verborgen. Aber das würde sich ändern, sehr bald sogar …   Dabei bemerkte das Mädchen aus den Augenwinkeln, wie eine schwarze Limousine neben ihr anhielt. Auch Zoey stoppte. Das hinterste Fenster fuhr herab. Eine wunderschöne, schwarzhaarige Frau in einem eierschalenfarbenem Kleid saß darin. Wobei, nicht die ganze, lange Haarpracht war schwarz. Etwa ab der Hälfte ging sie abwärts von grau ins Weiße über. Seltsamer Anblick. Irgendetwas stimmte mit der nicht. „Endlich habe ich dich gefunden, Zoey Bauer“, sprach die Frau. „Hmpf.“ Zoey zog ihre Kapuze herab, wodurch ihre braune Beanie und die blonde Strähnen zu ihren beiden Gesichtshälften zum Vorschein kamen. „Wer bist du?“ „Kathea Musgrave. Steig ein, dann wirst du alles erfahren. Und glaub mir“, sprach jene geheimnisvoll, „es gibt -eine Menge-, über die wir sprechen sollten.“     Turn 94 – Nonexistance Während Cynthia Anya auf eine kommende Veranstaltung vorbereitet, um ihre Karriere zu fördern, wird Velvet von Melinda Ford auf einen Besuch im Hauptsitz der AFC eingeladen. Unter dem Vorwand, ihr die Anlage zu zeigen, scheint Melinda in Wirklichkeit mehr über das Mädchen herausfinden zu wollen. Doch alles kommt anders, als ein Eindringling Chaos stiftet … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)