Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 103: Turn 94 - Nonexistance ----------------------------------- Turn 94 – Nonexistance     „Ich benutze den Effekt von [Hand Of Nephthys]“, rief eine blonde Frau und schwang den Arm aus, „indem ich [Golem Dragon] und sie opfere, beschwöre ich [Sacred Phoenix Of Nephthys] direkt von meinem Deck.“ Der braune, flügellose Drache, der vor einer deutlich jüngeren Cynthia Taslitz ohne Tattoos am rechten Arm verharrte, löste sich zusammen mit der ägyptischen Priesterin in rotem Gewand mit goldener Haube in tosenden Flammen auf. Anya hockte gespannt vor dem Fernseher in ihrem Wohnzimmer und verfolgte das Finale eines Turniers von vor über zehn Jahren, das in einer dunklen Halle stattfand. Die Scheinwerfer waren ganz auf die aufsteigende Star-Duellantin und spätere Duel Queen gerichtet, vor der aus dem Inferno ein ganz aus Gold bestehender Phönix aufstieg. Sowohl sein Schopf, als auch die Flügel standen in Flammen.   Sacred Phoenix Of Nephthys [ATK/2400 DEF/1800 (8)]   „Direkter Angriff!“, befahl die Cynthia in der Aufzeichnung, die ein weißes, kurzärmliges Hemd und zerschlissene Jeans anhatte, energisch. „Flames of Eternity!“ Der riesige Vogel stieß einen flammenden Odem aus, der den Gegner der zukünftigen Duel Queen vollkommen einhüllte. Aus dem Hintergrund tönte eine weibliche Ansagerin: „Damit gewinnt Cynthia Taslitz die Regionalmeisterschaft Wisconsin!“ „Ja, und so fing alles an“, meinte die Cynthia der Gegenwart im Sessel hinter Anya, zückte die Fernbedienung und schaltete den Apparat ab. „Dass sie selbst heute noch solche alten Kamellen wiederholen …“ Dabei sah sie die Karte von [Sacred Phoenix Of Nephthys] in ihrer anderen Hand nostalgisch gestimmt an, ehe sie ihn in den Deckschacht der Duel Disk an ihrem Arm schob. „Na ja, wie auch immer. Was hast du gelernt?“ Anya drehte sich zu ihr um und kniff die Augen fest zusammen. „Nichts.“ Die junge Frau im schwarzen Tanktop, die ihr Haar diesmal hochgesteckt trug, lachte bissig. „So ist es. Alles, was du da gesehen hast, beherrscht du längst selbst. Was ich also sagen will: Wir werden die Regionalmeisterschaften überspringen und dich direkt in die Profiliga einschleusen.“ „Die Szene wird nie wieder dieselbe sein“, gluckste Zanthe, der ebenfalls zugesehen hatte, vom Sofa aus und lehnte sich zurück. „Hach. Was meinst du, Claire?“ Jene saß im anderen Sessel zum Flur hin und antwortete gewohnt tonlos: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Anya Bauer abgelehnt wird, beträgt circa 95%.“ „Ein bisschen mehr Optimismus, bitte“, forderte Cynthia und sprang auf, „seit damals hat sich eine Menge geändert. Heute wird die Liga in verschiedene Gruppen unterteilt.“ „Ich weiß“, erwiderte Anya, die zu ihr aufsah. „S-Rang sind die, die die Millionen scheffeln.“ Zanthe fügte hinzu: „Und die vom D-Rang sind die Neueinsteiger.“ „Genau so ist es. Je nachdem, welche Leistungen man vorweisen kann, kann man auch direkt in den C-Rang oder sogar den B-Rang einsteigen.“ Cynthia verschränkte Arme und sah mit ihrem typisch neckischen Grinsen auf Anya herab. „Hättest du den Legacy Cup gewonnen, könntest du jetzt anstelle von Othello Nikoloudis von Position B starten. Da du aber nur Zweite geworden bist, reicht es eigentlich nur, um im untersten Rang einzusteigen.“ „Das heißt D!?“ Anya erhob sich erschrocken. „Aber ich war so nah dran! Wieso nicht C!?“ „Hast du davor schon mal etwas gerissen? Nein“, nahm ihre Mentorin ihr die Antwort prompt vorweg. „Es ist schon nicht einfach, überhaupt Teil der Profiliga zu werden.“ Der Kopftuchträger hinter ihnen meinte: „Solange du nicht wenigstens in der C-Liga bist, kannst du nicht an den großen Events wie den Kontinentalmeisterschaften teilnehmen.“ „So ist es. Da aber genau das unser – also mein – Ziel ist, müssen wir deine Statistik aufpolieren. Bis zum C-Rang muss man nicht unbedingt nur Turniere gewinnen, auch andere öffentliche Aktivitäten spielen eine Rolle“, erklärte Cynthia weiter und ging an dem Mädchen vorbei. Dabei warf sie ihr einen herausfordernden Seitenblick zu, „und dank meiner Beziehungen hast du übermorgen bereits deinen ersten, öffentlichen Termin.“ „Wo?“ „Gar nicht weit weg. Euer Einkaufszentrum veranstaltet auf meinen Wunsch hin ein Showduell, um das neue Boosterset zu promoten, das Anfang nächster Woche erscheint.“ Sie zwinkerte Anya keck zu. „Dein Gegner wird ein paar der neuen Karten benutzen. Da findet deine erste Lektion statt.“ Anya protestierte mit wedelnden Händen: „Was zur Hölle!? Warum nicht ich!?“ „Wir hatten unsere Gründe, uns darauf zu einigen“, erwiderte Cynthia geheimnisvoll und verließ das Wohnzimmer winkend, „bereite dich gut vor. Ich bin erstmal weg, ein bisschen Bier kaufen. Das, was bei euch rumsteht, ist ekelhaft.“   Das Mädchen sah ihrer neuen Mentorin nachdenklich hinterher. Ein Showduell also? Klang ja ganz interessant. Sofern überhaupt jemand kam, um es sich anzusehen.   ~-~-~   Das Klirren von Fensterscheiben. Glassplitter, die ihr Gesicht berührten, in der Ferne eine mächtige Explosion, die alles verschlingen würde.   Velvet schreckte schweißgebadet auf. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, was geschehen war. Ihre Mutter hatte sie gerufen. „Velvet! Telefon für dich.“ „J-ja !“ Sofort schwang sich das Mädchen über ihre Bettkante und griff dabei nach ihrer Brille, die sie selbstverständlich verfehlte und zu Boden schmiss. Hektisch sank sie auf die Knie, schnappte sich das gute Stück und eilte Richtung der Tür.   Die ganze Woche hatte sie sehr schlecht geschlafen, weshalb sie dieses Wochenende all das versucht hatte nachzuholen. Aber dieser Traum, diese verdammte Vision, sie hielt sie regelrecht gefangen. Das Ende der Welt. Diesmal war es so nah nie. Und da war keiner, der es verhindern würde.   Benommen stampfte sie vom hinteren Ende des Hauses durch den kleinen Gang, der die Schlafzimmer voneinander trennte, wo ihre Mutter Sheila ihr bereits mit dem weißen schnurlosen Hörer in der Hand entgegen kam. „Eine Frau von der Abraham Ford Company.“ „J-ja.“ „Ich mache dann mal Frühstück“, sagte ihre Mutter noch und verschwand links herum in die Küche.   Velvet legte mit großem Unbehagen den Hörer ans Ohr. „H-hallo?“ „Guten Morgen, Velvet“, grüßte sie eine fröhliche Dame am anderen Ende der Leitung, „ich bin Melinda Ford-“ „V-von der AFC!?“, fiel ihr das Mädchen erschrocken ins Wort. Natürlich, wenn ihre Mutter schon sagte, dass es jemand von dort war … „Ha ha, ja, genau die“, schien sich jene aber nicht an der unhöflichen Unterbrechung zu stören, „hör mal Velvet, wir würden dich gerne auf einen Rundgang durch unseren Hauptsitz in Portland einladen.“ Der Schülerin sackte sofort das Herz in die Hose. „W-wie bitte?“ „Sieh es als Wiedergutmachung dafür an, dass mein Bruder dich vor ein paar Tagen so unvermittelt unter Druck gesetzt hat. Ich möchte dir gerne alles zeigen.“   Die Gedanken des Mädchens rasten. Diese Firma war noch ein Grund, warum sie in letzter Zeit so schlecht schlief. Denn die Anschuldigung, sie hätte [Ebon Sky Pegasus] gestohlen, stand weiterhin im Raum. Schließlich hatte die Konfrontation mit Henry Ford nur hervorgebracht, dass sie nicht unmittelbar zur Rechenschaft gezogen wurde. Und dieses Treffen war sicher nur ein Vorwand, überlegte Velvet angestrengt. Mrs. Ford hatte doch bestimmt irgendetwas vor, die Sache mit Pegasus war schließlich noch nicht vom Tisch. Aber ablehnen konnte sie wohl kaum … „U-und wann soll …?“ „Wie wär’s mit jetzt gleich? Ich stehe jeden Moment vor der Tür.“ Velvet fiel aus allen Wolken. „W-was!?“ „Du hast noch fünf Minuten“, kicherte Melinda vergnügt, „wir sehen uns. Bye bye!“ Völlig hilflos stammelte das Mädchen: „Bye …!?“   Sie hatte also fünf Minuten Zeit, sich umzuziehen, zu frühstücken und nebenbei ihre Angst in den Griff zu bekommen!? Na großartig, da würde wohl was auf der Strecke bleiben … Sofort zischte das Mädchen wie ein Blitz zurück in ihr Zimmer. Sie konnte damit leben, mit knurrendem Magen und zitternd wie Espenlaub mit Melinda Ford eine zweistündige Fahrt zu unternehmen. Aber sicher -nicht- im Nachthemd!   Und sie hatte sich kaum in ein pinkes Shirt mit grauer Weste und Kapuze – die mit den Hasenohren! – sowie eine schwarze Jeans gezwängt, da ertönte schon eine Hupe von draußen. Als Velvet die Tür hinter ihrem Zimmer zufallen ließ, stand ihre Mutter plötzlich vor ihr. „Wo willst du hin?“ „I-ich treffe eine Freundin. Wird spät!“ Sheila zeigte sich wie üblich streng. „Du bist vor 10 Uhr zurück, verstanden?“ Das Mädchen zwängte sich förmlich an ihr vorbei. „J-ja, natürlich.“ „Brauchst du Geld?“ „N-nein.“ „Hast du dein Telefon mit?“, rief Mrs. Thorne ihrer regelrecht flüchtenden Tochter hinterher. „Ja!“ Das Mädchen seufzte. „Mum, mach dir bitte nicht so viele Gedanken!“ Sie meinte es nur gut, aber-   Schätze es. Denn es wird nicht immer so sein.   Velvet blieb wie eingefroren vor der Haustür stehen. Sie wusste dank ihrer Visionen von Menschen, die Stimmen in ihrem Kopf hörten. Aber dieser Gedanke eben, der war ihr eigener gewesen und doch auch nicht. „Was …?“ Draußen hupte es erneut und so wurde sie aus ihrer Starre gerissen. „I-ich bin dann weg, Mum! Bye!“ „Welche Freundin-“, rief ihre Mutter ihr noch hinterher, aber die Tür knallte schon vor ihr zu. Regelrecht angestachelt von dem seltsamen Erlebnis rannte Velvet zu der schwarzen Limousine, die vor ihrem Grundstück parkte. Der Fahrer stand am Bürgersteig und öffnete ihr die Tür, sodass sie nur noch zu Melinda einsteigen musste, die sie bereits mit einem breiten Lächeln empfing.   ~-~-~   Ein penetrantes Klingeln riss Anya und ihre Freunde aus dem entspannten Fernsehvormittag. Das blonde Mädchen rollte genervt mit den Augen. „Mum!?“ Aber die reagierte nicht von der Küche aus. „Anya, man kann auch mal selber zur Tür gehen“, schnarrte Zanthe, der mit Claire noch immer auf der Couch saß. „Tch!“ Nur widerwillig erhob sich Livingtons neue Berühmtheit und trottete an Matts Sessel – denn jener hatte sich inzwischen auch die Ehre gegeben – vorbei in den Flur. Die anderen machten sich auf, ihr völlig indiskret zu folgen. „Wir kaufen nichts von-“, maulte Anya, als sie die Haustür aufriss und einer kleinen, alten Dame gegenüber stand, stockte dann aber erschrocken. „Grandma!?“ „Anya! Meine Kleine“, strahlte Margery Bauer ihre Enkelin an, kurz bevor die anderen dazu stießen. Und ehe sie sich versah, bekam die Blonde eine Faust aufs Auge gedrückt. „Wie kannst du es wagen, unsere Familie zu blamieren!? Eine Bauer verliert nicht im Finale eines Turniers!“ Benommen kippte Anya zurück und wurde von einem perplexen Matt aufgefangen. „Was zur Hölle!?“, keuchte Zanthe. „Ist die mit dir verwandt!?“ „Hi Grandma …“, stöhnte Anya und hielt sich das rechte Auge.   Man konnte der alten Dame schon rein optisch ansehen, mit wem sie verwandt war. Von zwergenhafter Statur, war ihr graues Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Der hauseigene Familiendrache trug zudem mit Vorliebe schwarze Lederjacken mit Nieten und zerschlissene Jeans. Eine Rockerbraut, die sich nicht daran störte, schon über sechzig Jahre alt zu sein. Oh und Marge trug eine Augenklappe über dem linken Auge. Aber es ging in der Familie das Gerücht umher, dass jene ausschließlich Dekoration war, hatte man Margery vor einigen Jahren dabei gesehen, wie sie besagte Klappe in volltrunkenem Zustand komischerweise über dem rechten Auge trug. Solche Geschichten erzählte man sich jedoch ausschließlich hinter vorgehaltener Hand, denn wer es wagte, sie in ihrer oder Anyas Gegenwart von sich zu geben … hatte eine düstere Zukunft in Aussicht.   „Ich geh‘ mir erstmal ein Bier holen“, murrte die kleine Frau und schob sich einfach an Anya und den anderen vorbei, die ihr verblüfft bis furchtsam hinterher sahen. „Jetzt wissen wir, woher sie -das- hat“, gluckste Zanthe schließlich. Im Hintergrund hörten sie Marge schreien: „Sheryl, wo ist das verdammte Bier!?“ Matt half in der Zwischenzeit Anya auf, die sich knurrend das Auge rieb. „Verdammt, die alte Hexe hat's immer noch drauf!“ „Anya, ist das wirklich … also ich meine“, stammelte der irritiert. „Ja, das ist Grandma Bauer. Und mein Idol, falls du es wissen willst.“ Der Werwolf der Gruppe prustete los. „Das konnten wir bereits in den wenigen Sekunden ableiten, in denen wir sie gesehen haben, Anya. Und ich habe jetzt das unnütze Wissen erlangt, wie du in fünfzig Jahren wohl aussehen wirst.“   Analog dazu klimperte die Kühlschranktür. Grandma Bauer gab ihre Unzufriedenheit lautstark zum Besten. „Scheiße, Sheryl, dein beschissener Kühlschrank ist leer wie der Kopf unseres dämlichen Präsidenten!“ „Du warst ja auch nicht eingeplant“, drang es kühl von Anyas Mutter aus der Küche. „Nicht mal Bier findet man in diesem Haus. Wo ist der Wodka!?“ Genervt mit den Augen rollend, rannte Anya an den anderen vorbei in den Flur zur Küche. „Boah, Grandma, ich hol' dir dein beknacktes Bier ja schon!“ „Das will ich auch hoffen. Du willst mich lieber nicht im nüchternen Zustand erleben!“ „Besoffen bist du noch schlimmer, Grandma!“   Jedoch war es nicht Margery, die die Aufmerksamkeit von Matt und Zanthe auf sich zog. Nein, es war Claire Rosenburg, die hinter ihnen stand und etwas tat, das man so noch nie von ihr erlebt hatte. Sie sprach, ohne aufgefordert zu werden. „Frage: Wenn ich Anya Bauer mit der Faust schlage, bringe ich sie damit zum Schweigen?“ Die beiden sahen die blonde Weltmeisterin entgeistert an. Zanthe öffnete verblüfft den Mund, da wurde ihm dieser von Matt zugehalten. Leise flüsterte er dem Werwolf zu. „Sei vorsichtig was du sagst! In dem Zustand, in dem sie sich befindet, kann jedes falsche Wort erhebliche Schäden anrichten! Im Grunde stellen wir die Weichen-“ Aber typisch Zanthe, riss dieser die Hand von sich und schoss wie aus der Pistole: „Probier' es aus!“ Unmittelbar danach löste sich Claire von der Gruppe und verschwand in die Küche. Was folgte, war ein Schrei, ein lauter Knall und eine ganze Menge Gefluche. Zanthe und der Dämonenjäger sahen sich entgeistert an. Letzter stammelte: „I-ist das normal?“ „K-keine Ahnung, vielleicht haben wir gerade einen ersten Einblick in ihre alte Persönlichkeit erhascht?“ Obwohl er versuchte, es zu unterdrücken, klang der Werwolf beim Lachen heiser. „Ist doch was Positives.“ „Ja“, murrte Matt, „als ob wir nicht schon genug Furien um uns geschart hätten …“ Aus der Küche drang es: „Scheiße, was soll das, Roboburg!?“ „Verdammt, Anya“, fauchte ihre Großmutter wütend, „du lässt dich von so einer halben Portion umhauen!? Bist du zum Waschlappen mutiert!?“ „N-nein!“ Und Claire sprach dazwischen: „Meine Analyse ergab, dass du still bist, wenn man dich schlägt. Fehler. Du bist nicht still.“ „Und du kein verdammter Roboter, elendes Miststück!“   Matt flüsterte Zanthe zu: „Das kann ja heiter werden.“ Jener grinste aber breit. „Wieso? Es war Claires Art zu sagen, dass Anya ihr auf die Nerven geht. Wie gesagt, das ist eine positive Entwicklung. Je nach Betrachtungswinkel …“ „Bring ihr bei, dass das falsch war“, knurrte der Schwarzhaarige jedoch düster, „sonst tu ich's mit dir als Exempel.“   ~-~-~   Die knapp zweistündige Fahrt war für Velvet erstaunlich angenehm. Während die Limousine über den Highway düste, unterhielt sie sich mit Melinda über alle möglichen Dinge. Mode, Haustiere, natürlich auch Duel Monsters. Melinda hatte auch erklärt, wie die Karten in Japan entwickelt und die Daten an die AFC weitergeleitet wurden. Jene durfte auch selbstständig Themen entwerfen und wurde gar damit beauftragt, eine neue Mechanik – die Pendelmonster – ins Spiel zu integrieren. Es war spannend, ihr zuzuhören und Fragen zu stellen, besonders weil sie ganz anders war als ihr Bruder. Freundlich, aufgeweckt, ein wenig frech, aber immer respektvoll. Außerdem hatte Melinda ihr einen Briefumschlag gegeben, den sie jedoch erst öffnen sollte, wenn sie wieder zuhause war. Das Mädchen befürchtete bereits, dort drinnen ein Schreiben der Anwälte der AFC vorzufinden, aber das hatte ihre Gastgeberin sofort zwinkernd ausgeschlossen. Zum Glück konnte Melinda sie sofort wieder durch ihre spannenden Geschichten davon ablenken.   Als eine Abfahrt in Sicht kam, die eigens für den AFC-Hauptsitz gebaut worden war, staunte Velvet Bauklötze. Die relativ öde Umgebung war hier und da durch ein paar Bäume und Sträucher gespickt, aber all das stand im Schatten einer riesigen Anlage. Vom hexagonalen Hauptgebäude führten regelrechte Brücken alle zwei Stockwerke in einen kleinen, 'normalen' Trakt. Zur Rechten befand sich ein gut besuchter, riesiger Parkplatz. „Wow!“, hauchte Velvet beim Anblick der Glassphäre, die sich auf dem Dach des Hauptgebäudes befand und in der Duel Monsters-Hologramme projiziert wurden. „Du bist die Erste, die Bauklötze staunt“, gluckste Melinda neben ihr, „die Meisten sagen, dass es auf Bildern wesentlich imposanter aussieht. Aber so ist es mit vielem.“ Im vorderen Bereich des Hexagons war zudem eine Eingangshalle aus Glas angebaut, über der – ebenfalls per Hologrammtechnologie – das Logo und der Schriftzug der Abraham Ford Company angezeigt wurden.   Als sie den Gebäudekomplex schließlich erreichten, hielt die Limousine direkt vor dem Haupteingang an. Der Boden war mit grauen Pflastersteinen bedeckt. Drei Stufen führten hinauf zu einer Reihe gläserner Schiebetüren, hinter der sich zu Velvets Erstaunen eine Sicherheitskontrolle befand. Melinda, die den irritierten Blick bemerkte, meinte: „Das ist notwendig.“ „O-okay.“ „Geht auch ganz schnell.“   Nach der Prozedur, wo sie durch eine Art Scanner hindurchgehen und anschließend ein Besucherformular ausfüllen musste, führte Melinda sie durch die Lobby. Der Empfang befand sich direkt in der Mitte der riesigen Halle und bestand aus einem kreisrunden Glastresen, der sich um eine Säule schlang. Gleich mehrere Damen saßen dort verteilt und nahmen Telefonate entgegen. „Wir haben oft Besuch“, erklärte Melinda heiter, „von Designern, Aktionären, Profiduellanten, hin und wieder auch Anwälten …“ „O-oh“, stieß Velvet hervor und sah betreten zu Boden. Sie konnte ihr Spiegelbild verschwommen in den schwarzen Marmorfliesen sehen, die scheinbar regelmäßig poliert wurden, so wie sie glänzten. „Entschuldigung.“ Melinda sah die Schwarzhaarige mitleidig an. „Ich wollte nicht auf deine Situation anspielen, falls das so rüberkam.“ „N-nein, schon gut.“ „Unsere Empfangsdamen haben aber noch mehr zu tun, als Besucher zu betreuen. Sie müssen sich beispielsweise auch um Beschwerden der verschiedenen Agenturen kümmern und Telefonate weiterleiten an die entsprechende Abteilung.“ Velvet war der jungen Frau dankbar dafür, dass sie sofort das Thema wieder aufgriff, statt weiter auf ihre Lage einzugehen. Das würde noch früh genug kommen. „Das ist sehr interessant“, ging sie daher mit aufrichtigem Interesse darauf ein, „ich habe mich immer gefragt, wie es hier so zugeht.“ „Haha, meist sehr chaotisch. Kunden sind nie zufrieden, besonders weil sich in den letzten Tagen immer wieder einige unserer Server verabschiedet haben.“ „W-was? Davon wusste ich gar nichts!“ Melinda seufzte schwer. „Na ja, meistens ist die Ostküste betroffen. Aber die Probleme mehren sich und damit auch die Beschwerden. Die Presse wartet schon auf eine Stellungnahme, aber was soll ich ihnen sagen? Bei den Wartungen ist uns nichts aufgefallen und danach funktioniert auch wieder alles.“ „Das tut mir leid.“ „Muss es nicht, ist ja nicht deine Schuld. Mir tut es leid für die Unannehmlichkeiten, die euch dadurch entstehen.“ Während sie am Empfang vorbei schlenderten, zwinkerte der Rotschopf ihr verschwörerisch zu. „Ich weiß wie es ist, ein tolles Duell zu Ende spielen zu wollen, es aber nicht zu können.“   Sie peilten eine riesige Front aus Aufzügen an, die sich weiter hinten in der Halle befand. Jene waren ebenfalls aus Glas, man konnte die Mitarbeiter in ihren Anzügen sehen. Erst jetzt bemerkte Velvet, dass die Halle noch viel höher war als gedacht, denn sie konnte hoch bis zu den oberen Etagen sehen. „Komm“, bat Melinda sie mit einem Wink. Beide stiegen in einen der Fahrstühle. Da fiel der Brillenträgerin auf, dass die gläserne Tastatur jedes Stockwerk dreimal aufzähle. So gab es zum Beispiel Etage 3, 3L und 3R. „Unsere Aufzüge können etwas ganz Tolles“, gluckste Melinda, der der verwirrte Blick auffiel und drückte die 3R-Taste. Es ging ganz normal aufwärts, aber als sie das dritte Stockwerk erreichten, öffneten sich nach rechts die Schächte der anderen Aufzüge. Es gab einen kaum merkbaren Ruck und plötzlich fuhr er an einer Schiene entlang nach rechts, bis er die rechte Seite der Halle erreicht hatte. „Uh …“ „Irgendwie sinnlos“, gluckste Melinda, „wir hätten auch einfach Aufzüge auf beiden Flügelseiten bauen können, aber Dad wollte technischen Schnickschnack. Der Alte hat einfach zu viel Geld.“ Die beiden stiegen aus. Velvet trat auf Glas und erkannte, dass sich auch unter ihnen solch ein Schacht befand. „Das Ding könnte dich sogar bis ans Ende des Komplexes bringen, aber mein Büro ist nur ein paar Meter voraus.“ Melinda deutete einen langen Gang entlang. Die beiden gingen nebeneinander her und plauderten weiter. Es gefiel Velvet hier. Vielleicht hätte sie hier einen Job angenommen, sofern sich ihr natürlich die Möglichkeit geboten hätte. Aber bei ihrer Vorgeschichte konnte sie das wohl inzwischen vergessen. Die Mitarbeiter, die ihnen auf ihm Weg entgegen kamen, grüßten höflich. Am Ende des mehr als nur ein paar Meter langen Gangs erreichten sie besagtes Büro schließlich. Überhaupt schloss hier jeder Raum an den anderen an, aber sie alle waren durch schwarzes Glas nicht einsehbar. Zumindest die meisten nicht, manche waren zum Gang hin durchsichtig. Velvet glaubte, dass sich dahinter eine Art Technik verbarg, mit der man dies steuern konnte. Melinda legte keinen Wert auf Privatsphäre, in ihres konnte man hineinsehen. Dadurch konnte das Mädchen auch einen Blick auf ein sich anschließendes Treppenhaus erhaschen, das am Ende des Ganges und neben dem unter ihnen verlaufenden Fahrstuhlschacht lag.   „Nach dir“, meinte Melinda, die sich vor die Tür stellte und jene mit dem Mitarbeiterausweis um ihren Hals entriegelte. Sofort schoss diese auf. Nachdem beide eingetreten waren, bewahrheitete sich Velvets Vermutung. Indem der Rotschopf in die Hände klatschte, verdunkelte sich das Glas und plötzlich waren sie ungestört. „Setz' dich“, bat Melinda, als sie ihren Schreibtisch umrundete und hinter diesem Platz nahm. Nur sehr zögerlich nahm Velvet das Angebot an und ließ sich auf dem bequemen Lederstuhl nieder, der vor dem Mahagonitisch stand. Das sanfte Lächeln der rothaarigen Frau machte sie nur nervöser. „I-ich weiß, warum ich wirklich hier bin. Ich habe gegen Ihren Bruder-“ „Ich habe dich nicht hergeholt, um dich zu bestrafen“, ging Melinda sofort dazwischen, „im Gegenteil. Trotz gewisser Defizite hast du dich gegen Henry hervorragend zur Wehr gesetzt. Ein tolles Duell.“ Beim Nicken fiel Velvet fast die Brille von der Nase. „D-danke.“   Melinda machte eine Pause, damit die Kleine sich erstmal ein wenig sammeln konnte. Aber sie wagte es nicht, überhaupt aufzusehen. Was den Ford-Spross zum Seufzen brachte. „Du hast mich natürlich durchschaut. Ich hatte in der Tat den Hintergedanken, noch einmal mit dir über -diese Sache- zu sprechen. Also komme ich am besten gleich zur Sache. Du sagst, du hast keine unserer Excel-Karten gestohlen. Und ich glaube dir.“ „Wirklich!?“ „Ja.“ Zur Bekräftigung nickte Melinda, faltete die Hände ineinander. „Aber dadurch bleibt die Frage offen, wie du dann in den Besitz deines Pegasus' gekommen bist. Wir haben diese Karte nie entwickelt – das hat mein Bruder dir bisher nicht gesagt. Und gerade deswegen sind wir verpflichtet, dem nachzugehen.“ Panisch stammelte Velvet: „I-ich sagte doch, ich weiß es nicht. Wenn Sie wollen, gebe ich ihn sofort zurück, Miss Ford!“ „Nein, du kannst ihn behalten. Und sprich mich doch bitte mit meinem Vornamen an. Ich bin Melinda.“ „Okay“, nuschelte die Schwarzhaarige, aber sank dabei nur tiefer in den Stuhl. „Velvet, das klingt jetzt … merkwürdig. Aber ich denke, dass du ein ganz besonderes Mädchen bist. Möchtest du mir vielleicht erklären, warum ich das glaube?“ Melinda versuchte so freundlich und offen wie möglich zu klingen. Ihr Gegenüber schüttelte verunsichert den Kopf. „Mein Bruder und ich, wir haben in der Vergangenheit auch einige Dinge erlebt, die wir uns anfangs nicht erklären konnten“, sprach Melinda weiter, „wir waren genauso verängstigt wie du, das kannst du mir glauben. Bis wir begriffen, dass es … nicht immer für alles logische Erklärungen gibt. Und ich glaube, dir geht es im Moment nicht anders.“   Plötzlich sah Velvet sie an. Zutiefst erschrocken, gar panisch. Wäre sie nicht von Hause aus so blass, hätte man befürchten müssen, dass sie jeden Moment ohnmächtig wird. „Du kannst mir vertrauen, auch wenn dir das berechtigterweise sehr schwer fällt. Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest, aber nicht kannst?“, hakte Melinda vorsichtig nach. Die Finger des Mädchens krallten sich in ihre schwarze Jeans. Sie kämpfte. Mit sich selbst. Dann sah sie, den Tränen nah, auf. „Nein. Tut mir leid, Miss Ford.“ „Melinda“, korrigierte sie jene sanft. Nickte dann aber verständnisvoll. „Alles klar. Dann werde ich nicht mehr nachfragen.“ Beschämt sah ihr junger Gast zur Seite. „Aber wenn du jemals Hilfe brauchst, kannst du dich jederzeit bei mir melden.“ „D-danke …“ Seufzend erhob sich Melinda schließlich, strahlte dann aber plötzlich kindlich. „Tja, was hältst du erstmal von dem versprochenen Rundgang, um die Stimmung etwas zu heben?“ Auch Velvet erhob sich. „Uh, also, Sie … d-d-du musst das nicht tun.“ „Ach komm schon, das wird dir bestimmt gefallen. Ich zeige dir die Labore, wo wir Karten entwerfen und wie sie dann dort hergestellt werden.“ Melinda zwinkerte. „Sowas bekommt nicht jeder zu sehen.“ „Ist das wirklich ok? Nach allem, was passiert ist?“ „Oh, höre ich da ein Schuldeingeständnis?“, kicherte der Rotschopf schelmisch, schlich um den Schreibtisch und schnappte Velvets Schulter. „N-nein!“, protestierte die hektisch. „Dann hast du keinen Grund, so bescheiden zu sein. Los, los! Damit kannst du dann schön vor deinen Klassenkameraden angeben, also mach ruhig ein paar Bilder!“   Gerade als die beiden die Tür erreicht hatten, wurde es schlagartig stockdunkel, nicht nur in Melindas Büro, sondern auch auf dem Gang. „Ein Stromausfall?“, wunderte sich Velvet. Melinda sagte nichts. Kurz darauf erhellte das Display ihres Smartphones den Raum, welches sie an ihr Ohr legte. „Tommy, ich bin's. Was ist da los?“ Die Schwarzhaarige sah sie von der Seite nervös an. Da stimmte etwas nicht, denn mit jedem unverständlichen Wort, dass dieser Mann am anderen Ende der Leitung sprach, wurde der Ausdruck in Melindas angeleuchtetem Gesicht düsterer. „Völlig zerstört?“, hauchte sie fassungslos. „W-was? Sind sie bewaffnet!?“ Velvet erschrak laut, sodass die junge Frau sich zu ihr umdrehte. Hastig sprach sie: „Das kann nicht sein, die wären nicht durch die Kontrolle gekommen. Denk doch mal nach, Tommy! J-ja, natürlich, alle sollen in ihren Büros bleiben, aber-! Nein! Die Security soll nach diesen Typen suchen. Alles klar, ich verspreche es.“ Was auch immer der Rotschopf da versprach, sie schien sich nicht daran halten zu wollen, wie die gekreuzten Zeige- und Mittelfinger ihrer freien Hand verrieten. Seufzend legte Melinda auf. „Velvet, wir haben ein Problem. Angeblich sind zwei bewaffnete Männer hier eingedrungen und haben unsere Stromzufuhr unterbrochen. Mit dem Notstrom gibt's ebenfalls Probleme, aber“, meinte sie und wandte sich dem Mädchen zu, „wir bekommen das in den Griff.“ „B-bewaffnet!?“, keuchte das Mädchen und wich zurück. „Bleib hier und versteck' dich am besten, verhalte dich ruhig. Dir wird nichts geschehen, das verspreche ich dir.“ „U-und Sie?“ Melinda schnalzte mit der Zunge. „Du! Wir sind beim Du! Ich muss etwas überprüfen. Irgendwas an der Geschichte stinkt wie die Socken meines Bruders nach einem Tennisspiel mit Dad.“ Entgegen dem Ernst der Lage musste Velvet glucksen. Um dann gleich zu erkennen, dass sich Melinda in Gefahr brachte, wenn sie alleine durch dieses riesige Gebäude streifte. „Bitte, Sie dürfen nicht alleine gehen! Was wollen Sie überhaupt-“ „Keine Zeit für Erklärungen.“ Melinda hob ihr Smartphone hoch. „Ich sehe genau, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Und als zukünftige Erbin der Firma ist es meine Pflicht, dem nachzugehen. Warte auf mich, Velvet!“ Kaum hatte sie ihre heroische Ansprache mit einem deutlich schelmischen Grinsen zum Besten gegeben, wandte sie sich der Tür zu und riss sie mit erstaunlich viel Kraft für so eine zierliche Person auf. „M-miss Ford! I-ich meine Melinda!“   Velvet eilte ihr bis zur Türschwelle nach und sah dem Licht nach rechts hinterher, das sich Richtung Treppenhaus bewegte. Es war nur ein Impuls, aber statt die Tür wieder zu schließen, eilte die Schülerin ihr kurzerhand hinterher. „Warte!“ „Bleib wo du bist, Velvet!“ Aber darauf hörte das Mädchen nicht. Irritiert rannte Velvet der jungen Frau hinterher, die nur mit dem Licht ihres Smartphones ausgestattet war, bereits die Stufen des dunklen Treppenhauses hinab eilte. „W-warte doch! Ich komme mit!“ „Das kannst du nicht!“ „Doch!“, widersprach Velvet mit all ihrer zur Verfügung stehenden Courage. „Ich lasse dich nicht alleine, immerhin betrifft mich das auch!“ Der Rotschopf machte kurz Halt und stöhnte. „Wer hätte gedacht, dass du so ein Sturkopf bist? Egal, weiter!“ Schon rannte sie wieder los, fast, als versuche sie Velvet abzuhängen. Aber die war immerhin sportlich genug, wenigstens ansatzweise mitzuhalten, wie sie Stockwerk um Stockwerk nach unten eilten. Dabei musste sie noch aufpassen, ihr Telefon, das ihr als Lichtquelle diente, nicht fallen zu lassen. „W-was für einen Verdacht hast du denn überhaupt?“, wollte Velvet wissen und merkte dabei schon, dass sie immer mehr aus der Puste geriet, weil der Weg hinab kein Ende nehmen wollte. „Irgendjemand schnüffelt hier herum“, kam eine angestrengte Antwort, „ich hab’s im Blut!“ „I-ich habe nichts-“ Melinda, die eine ganze Etage Vorsprung hatte, hielt auf den Stufen lächelnd an. Auch sie war schon außer Atem geraten. „ Ha … Weiß ich doch!“ „A-aber wie kommst du darauf, dass es überhaupt einen Eindringling gibt?“ „Sagen wir, der Strom ist nicht überall ausgefallen. Das hier“, erklärte die junge Frau und hob ihr Smartphone hoch, während Velvet langsam zu ihr aufschloss, „hat immer noch Kontakt zu den Servern, was nicht gehen sollte, wenn sowohl Haupt- als auch Notstrom ausgefallen sind.“ „Sollten wir die Sache dann nicht den Wachmännern überlassen?“ Der Rotschopf stürmte bereits weiter. „Ich will demjenigen selbst gegenüber stehen. Das ist nicht das erste Mal, aber dieses Mal erwische ich ihn oder sie!“   Und so rannten die beiden weiter, bis es irgendwann nicht mehr tiefer nach unten ging. Was folgte waren diverse Gänge, wie ein Labyrinth, die allesamt so dunkel waren wie die oberen Stockwerke. Mühselig hielt Velvet mit Melinda Schritt, die ihrerseits auch erschöpft war, aber von ihrem Ehrgeiz angetrieben wurde. Hoffentlich war dort niemand, flehte Velvet innerlich. Und wenn doch, bitte unbewaffnet. Vielleicht war es doch keine gute Idee, mit Melinda mitzukommen, aber sie hätte ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn sie es nicht täte …   Am Ende des letzten Ganges betraten die Zwei einen nur durch Notbeleuchtung rot erhellten, kreisrunden Raum, in dessen Mitte sich eine Säule befand. Dicke Kabel führten von ihr am Boden und an den Wänden in alle möglichen Richtungen, vor ihr stand eine Eingabekonsole. „Wow“, staunte Velvet und sah sich in dem leeren Raum um. Die Akustik war seltsam widerhallend. „Der Serverraum ist gleich … da hinten“, deutete Melinda keuchend auf einen Gang voraus. „Melinda“, stammelte Velvet plötzlich, als ihr beim Umsehen etwas ins Auge stach und stieß rückwärts gegen jene. „D-dort!“ Sie zeigte auf zwei Männer in dunkler Uniform, die nebeneinander gegen die Wand gelehnt lagen, unweit vom Eingang, sodass sie nicht sofort bemerkt worden waren. „Oh nein!“, brachte Melinda erschrocken hervor. Sofort eilten beide zu ihnen, stellten aber kurz darauf fest, dass die Wachen nur bewusstlos waren. Durch das schlechte Licht konnte man jedoch nicht erkennen, was das verursacht hatte. „Die sind bestimmt nicht von alleine umgekippt.“ Der kniende Rotschopf erhob sich. „Velvet, geh' los und hol Hilfe.“ „U-und du?“ „Der Typ ist bestimmt noch hinten im Serverraum. Ich verschaffe dir etwas Zeit, damit-“ Doch zu ihrem eigenen Erstaunen protestierte Velvet erneut: „Nein! Alleine zu gehen ist viel zu gefährlich. Was, wenn das mehrere sind?“ „Damit komme ich schon klar!“ Das Mädchen mit der Brille schüttelte den Kopf. Sie hatte ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache. „Ich wüsste nicht mal, wo ich nach Hilfe suchen soll! Bitte, lass mich mitkommen!“ Vielleicht war alles auch nur ein Irrtum oder der Eindringling schon weg? Aber sie hätte ein schlechtes Gewissen, Melinda einfach alleine gehen zu lassen. Melinda machte eine Pause und sah die beiden Männer an. „Warte kurz …“ Sie schnappte sich ihr Smartphone und wählte eine Nummer. „Melinda hier. Ruf bitte einen Krankenwagen, Meyer und Bartels sind bewusstlos. Dann komm mit ein paar Jungs runter zu den Servern. Was? Wie lange? Ja. Beeilt euch. Bye.“ Sie grinste berechnend. „Verstärkung kommt gleich! Wenn wir diese Person lange genug beschäftigen, kommt sie nicht mehr heil hier raus. Der Serverraum ist nämlich 'ne fette Sackgasse.“ „H-hoffentlich.“   Statt wie zuvor zu rennen, gingen sie langsam an der Säule vorbei. Ihre Schritte hallten im kreisrunden Raum nach. Wenn Melinda Recht behielt und dort drüben wirklich jemand war, würden sie sowieso früher oder später auf ihn stoßen. Also war es egal, ob sie sich beeilten oder nicht. Im Gegenteil, je später sie ihn überraschten, desto schneller würden die Wachmänner dann auftauchen. Velvet wurde ganz schwindelig bei diesen kindlichen Berechnungen, die sie da anstellte. Es folgte wieder ein langer Gang, aus dem bereits orangefarbenes Licht drang. Welches plötzlich einen langen Schatten warf. Melinda und Velvet blieben abrupt stehen, als sie die Gestalt sahen, die auf sie zu kam. Jene trug einen Koffer mit sich. „Bingo“, zischte Melinda düster, als die kaum erkennbare Person ihnen auf ein paar Metern gegenüber stand, „auf mein Bauchgefühl kann ich mich immer verlassen.“ „Miss Ford“, sprach der Mann mit heller, eisiger Stimme, „Bauchgefühl brauchen nur diejenigen mit begrenztem Intellekt.“ „Ich weiß genau, wer du bist. Du hast neulich schon beinahe unser System gehackt“, fauchte die zukünftige Erbin des Ford-Unternehmens zornig, „und jetzt bist du persönlich gekommen, um es durchzuziehen, nicht wahr?“ Der Mann lachte. Es war ein kaltes, berechnendes Lachen. Er setzte seinen Koffer ab. „Sie irren sich. Ich hätte schon damals Erfolg haben können. Aber meine persönliche Neugier hat mich dazu bewogen, mir ein paar Dinge 'aus der Nähe' anzusehen.“ Dabei führte er seine Hand zu seinem Gesicht, aber Velvet konnte nicht erkennen, was er dort tat. Melinda verlange zu wissen: „Wer bist du!?“ „Ich bezweifle, dass Sie schon einmal von mir gehört haben, aber kann ihnen gerne meinen professionellen Namen nennen: Harrier.“   Harrier? Velvet zumindest hatte tatsächlich nie von jemandem gehört, der so hieß. Vermutlich eine Art Spitzname. Der eines Hackers?   „Habe ich nicht, aber das reicht mir schon“, knurrte Melinda zornig und hob den Arm, „und jetzt stell dich mir! Ich werde dich zur Rechenschaft ziehen!“ Er drehte sich zur Seite weg, stand da, als wolle er gleich in die andere Richtung gehen. Von der Velvet wusste, dass sie in einer Sackgasse enden würde. „Keine Frage, was ich überhaupt getan habe?“ „Das finde ich noch früh genug heraus.“ An Melindas Arm fuhr ein rotes D-Pad aus. „Vielleicht ja früher als mir lieb ist? Oder könnte es sein, dass du noch gar nicht fertig warst? Immerhin sind höchstens zehn bis fünfzehn Minuten vergangen. Du hättest dran denken sollen, dass mein Team immer noch über Mobilfunk Kontakt halten kann. Und dadurch habe ich dich erst gefunden.“ Harrier antwortete herausfordernd: „Was soll ich sagen? Ihr Team ist mit der Jagd nach zwei nicht existierenden, bewaffneten Männern beschäftigt. Und das -durch- den 'Mobilfunk'.“ „Eine Finte. Hmpf, wusste ich es doch.“ „Mehr noch, hat sie Sie direkt zu mir geführt, Miss Ford.“ Harrier hob in seiner halb weg gedrehten Position seinen Arm. Es surrte. Und kurz darauf breitete sich vor jenem eine Art gebogener, roter Duel Monsters-Spielplan aus, genau wie es bei diesem Zyxx der Fall gewesen war. Und die Worte, die dann folgten, ließen Velvet das Blut in den Adern gefrieren. „Und Sie haben direkt Velvet Thorne mitgebracht. Würde ich an Glück glauben, nun ja, wäre dies mein Glückstag.“ „W-was?“ „Kennt er dich?“, wandte sich Melinda an das erschrockene Mädchen, was dieses mit einem Kopfschütteln verneinte. Durch das Licht, das von Harriers Duel Disk ausging, konnte man sie nun sehen. Die Augen eines Raubtiers hinter zwei Brillengläsern, die die beiden Frauen anstarrten, als wären sie Beute. Blondes, eine Handbreit langes Haar, das ihm über der Stirn lag. Er trug eine graue, dünne Jacke. „Aber ich kann Sie beruhigen, Miss Thorne. Ich bin nicht wegen Ihnen hier und habe bedauerlicherweise auch weder Zeit noch Mittel, mich in angemessener Form um Sie zu kümmern.“ „Ganz recht, du tust hier niemandem was!“, fauchte Melinda dazwischen. „Du wirst dich mir stellen und schön ausplaudern, was das hier werden soll, wenn es fertig ist!“ „Heh, ist es denn fertig? Ist eine Viertelstunde nicht zu wenig gewesen, um mein Werk zu beenden?“ Harrier lachte kalt. „Das überlasse ich Ihrer Fantasie.“ Melinda schrie bis aufs Mark provoziert: „Duell!“   [Melinda: 4000LP / Harrier: 4000LP]   Beide zogen ihr Startblatt. Kaum hatte die Rothaarige ihre fünfte Karte in der Hand, bestimmte sie aufgebracht: „Da das hier meine Firma ist, ist es nur fair, wenn ich auch beginne.“ „Von mir aus“, gab sich der immer noch seitwärts stehende Hacker mit dem Pseudonym Harrier unbeeindruckt. „Ihre Chancen auf Sieg sind ohnehin nicht existent.“ Zu Melindas Schrecken musste sie feststellen, dass ihre Hand nur aus Monstern bestand, vier davon mit halb orangenem, halb grünem Kartenrand. Sie könnte demnach sofort eine mächtige Armee von Monstern beschwören. Melinda entschied sich jedoch bewusst dagegen – denn das würde sie sich für den nächsten Zug aufheben, wenn sie ihren Gegner angreifen konnte. „[Performapal Gold Fang]!“ Vor ihr materialisierte sich ein goldgelber Löwe, dessen Mähne nach hinten über den Rücken gekämmt war. An seinen Vorderpfoten hingen die Reste von Eisenketten und wie jedes Zirkustier aus Melindas Arsenal, besaß auch er eine Fliege um den Hals. Das Biest brüllte wütend.   Performapal Gold Fang [ATK/1800 → 2000 → 1800 DEF/700 (4) PSC: /3>]   „Wenn er beschworen wird, erhöht er bis zum Ende des Zuges die Angriffskraft aller Performapals um 200. Jetzt bringt mir das noch nichts. Du bist!“   Velvet, die hinter Melinda stand, konnte kaum fassen, dass sie schon wieder in Schwierigkeiten geraten war. Der nur durch den anschließenden Serverraum beleuchtete Korridor war nicht einmal das Unheimlichste. Nein, der Mann, dieser Harrier, er schien sie zu kennen. Konnte es sein, dass er mit Zyxx zusammenarbeitete? Es musste so sein, wenn sie dieselbe Duel Disk verwendeten! „Melinda, bitte verliere bloß nicht“, flehte die Brillenträgerin ängstlich. „Hey“, drehte die sich um und zwinkerte ihrem Gast keck zu, „ich bin die Erfinderin der Pendelmechanik! So einen in die Tasche zu stecken ist meine leichteste Übung.“   Wortlos zog der blonde Mann auf und rückte dabei mit seinem Zeigefinger die dezente Brille auf seiner Nase zurecht. Selbst jetzt drehte er sich nicht um, sondern legte lediglich ein Monster auf den rein aus Energie bestehenden, roten Spielplan seiner Duel Disk. „Normalbeschwörung: [Digital Bug Websolder].“ Höchstens einen halben Meter groß war jene hellgrün leuchtende Spinne, die vor ihm erschien. Bis auffiel, dass sie mechanischer Natur war – die Beine bestanden aus dünnen Nadeln, über den Leib zogen sich dünne Linien, wie man sie auf Platinen und Mikrochips vorfand.   Digital Bug Websolder [ATK/500 DEF/1500 (3)]   Melinda zuckte provozierend mit den Schultern. „Oh, ein PC-Geek, der ein Computerbug-Deck spielt. Für einen angeblich professionellen Hacker bist du aber nicht besonders originell.“ Wie sie es sagte, musste Velvet kichern. Anders als sie, schien der Rotschopf gar keine Angst zu haben. Wenn sie doch auch nur so sein könnte … „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie so einen Spruch loslassen, betrug 100%, Miss Ford.“ Ein dünnlippiges, berechnendes Lächeln zierte Harriers Gesicht. Dann streckte er den Arm nach vorne aus. „Aktivierung des Effekts von [Digital Bug Websolder]: Er wechselt eines meiner Monster in die Verteidigungsposition, demnach sich selbst, und beschwört einen Insekt-Typus von meiner Hand in ebenjener Lage. [Bachibachibachi].“ Die Riesenspinne senkte ihren Körper herab, wodurch die Gummigelenke an ihren Beinen besonders beansprucht wurden. Dabei piepte sie unaufhörlich einen Signalton, bis neben ihr eine mechanische Biene auftauchte. Ihr Gesicht war eine einzige Fratze, der Körper langgezogen wie eine Batterie und neben den gelb-schwarzen Streifen auch mit Blitzsymbolen versehen und Beine fehlten ihr auch.   Digital Bug Websolder [ATK/500 DEF/1500 (3)] Bachibachibachi [ATK/800 DEF/800 (3)]   Schließlich konnte Melinda sich ein höhnisches Glucksen nicht verkneifen. „Oh, dann kommt wohl als Nächstes Uga Uga Uga.“ „Ein weiterer, traurig vorhersehbarer Spruch, Miss Ford. Aber ich verstehe, dass Sie Ihr Gesicht mit aller Macht wahren möchten – und sei es nur vor diesem Mädchen.“ Ihre grimmige Fratze entlockte ihm ein schmales, bitterböses Grinsen. Dann streckte er erneut den Arm aus. „Ich errichte das Overlay Network!“ Unmittelbar danach öffnete sich ein Schwarzes Loch, seine Monster verwandelten sich in goldene Lichter, die als Strahlen hineingezogen wurden. „Aus meinen beiden Stufe 3-Insekten wird ein Rang 3-Monster! Xyz Summon! Erscheine, [Digital Bug Scaradiator]!“ Eine Lichtexplosion erfolgte. Leises Surren füllte den Korridor, als aus dem Strom ein hellgrün leuchtender Mistkäfer erschien, der mit seinen hinteren Beinen einen Lüfter festhielt. Durch diesen zirkulierten zwei Lichtsphären.   Digital Bug Scaradiator [ATK/1800 DEF/1400 {3} OLU: 2]   „Ich weiß, was Ihnen gerade durch den Kopf geht“, sprach Harrier und schob seine Brille arrogant zurecht, „schwach und widerlich. Aber praktisch. Sehen Sie, da ich [Digital Bug Websolder] als Xyz-Material verwendet habe, wird Ihr [Performapal Gold Fang] sofort in dem Verteidigungsmodus gewechselt und verliert obendrauf all seine Punkte in diesem Bereich.“ Der Käfer drehte sich zur Seite, genau wie Harrier zu Melinda seitwärts stand, und erzeugte mit dem Lüfter einen gewaltigen Luftstoß, der ihren Löwen in die Knie zwang.   Performapal Gold Fang [ATK/1800 DEF/700 → 0 (4) PSC: /3>]   Velvet stammelte: „Oh nein …“ „Keine Sorge, der kann das ab“, versuchte Melinda weiterhin zuversichtlich zu bleiben. Aber auch ihr stand inzwischen Schweiß auf der Stirn. Dieser Kerl nahm sie nicht ernst und musste offenbar gute Gründe dafür haben. Sie kannte sich in der Hackerszene nicht aus, meinte aber im Nachhinein, den Namen Harrier doch schon einmal in den Nachrichten gehört zu haben. Was bedeutete, dass dieser Mann hochgefährlich war. Und er hatte die AFC als sein Ziel auserkoren. Der Gedanke, was er mit der Firma ihres Vaters vorhatte, erfüllte Melinda mit einem ganz unangenehmen Kribbeln im Bauch. „Fühlen Sie sich sicher? Ich hoffe nicht.“ Harrier nahm eine Zauberkarte aus seinem Blatt. „Ich rüste [Digital Bug Scaradiator] mit [Xyz Drain Cannon] aus. Zusätzlich sollten Sie wissen, dass [Bachibachibachi] einem Xyz-Monster die Fähigkeit 'Durchschlagschaden' verleiht.“ Die beiden Xyz-Materialien, die durch den Lüfter des Mistkäfers flogen, begannen sich giftgrün zu verfärben und leicht zu pulsieren.   Dieses Mal wich Melinda erschrocken zurück. Spätestens jetzt war sich Velvet nicht mehr so sicher, ob ihre Gastgeberin wirklich furchtlos war. Das Mädchen blickte auf ihre eigene, deaktivierte Duel Disk. Sollte sie sich in das Duell einmischen?   Mit erhobenem Zeigefinger deutete Harrier auf den kauernden Löwen. „Vernichten.“ Immer schneller begann sich die Turbine im Lüfter Scaradiators zu drehen, bis sie Feuer fing. Daraus entstand ein Flammenzyklon, der Melinda und ihr Monster erfasste. Die junge Frau schrie gequält auf, als ihr Monster explodierte und sackte geschwächt auf die Knie. Analog dazu leuchtete der Harrier grünlich, genau wie es die Overlay Units von Scaradiator taten.   [Melinda: 4000LP → 2200LP / Harrier: 4000LP → 5800LP]   „Er hat sich geheilt!“ Velvet schlug ihre Hände vor den Mund. „Oh nein!“ „Äußerst 'scharfsinnig'. Und das ist der Grund, warum Sie Zyxx nur um Haaresbreite entkommen sind, Miss Thorne.“ Harrier lachte gehässig und schob seine Brille zum gefühlt hundertsten Male zurecht. „Dafür steht das Drain in [Xyz Drain Cannon]. Zugefügter Kampfschaden wird auf mein Konto übertragen. Einfache Mathematik.“ Melinda fasste sich in ihrer Hocke an die Stirn. „Ugh ...“ Also hatte sie Recht! Dieser Verrückte gehörte zu Zyxx! Dann … dann war vielleicht eine ganze Gruppe von Leuten hinter ihr her! Aber warum!? Velvets Herz schlug schneller und schneller beim bloßen Gedanken daran. Wie gelähmt sah sie den Blonden an, der seine Worte wieder an Melinda richtete. „Aber es geht noch weiter. Der Effekt von [Digital Bug Scaradiator] setzt ein und absorbiert das zerstörte Monster als Overlay Unit.“ Der Rotschopf sah kämpferisch auf. „Dann habe ich schlechte Nachrichten für dich-“ „Ich weiß, als Pendelmonster wird [Performapal Gold Fang] in Ihr Extradeck gelegt. Ich wollte nur sichergehen, dass -Sie- das nicht vergessen haben.“ Er sah prüfend auf seine Duel Disk und gab einen sich bestätigt fühlenden Laut von sich. Dann blickte er Melinda in die Augen. „Wie zu erwarten war. Sie besitzen einen überdurchschnittlich starken Äther, Miss Ford.“ Jene erhob sich, torkelte aber rückwärts und musste von Velvet aufgefangen werden. „D-danke. Was besitze ich?“ „Selbstverständlich wie jeder“, ignorierte Harrier ihre Frage, „der damals im Turm war.“ „Woher-!?“ „Wenn ich recherchiere, dann gründlich. Ich kenne Ihre dunkelsten Geheimnisse, Miss Ford.“ Die Tochter des CEOs der Abraham Ford Company riss sich von einer erschrockenen Velvet los und streckte ihrem Gegenüber frech die Zunge raus. „Und wenn schon, ich war eben erst 13. Das ist alt genug, wenn du mich fragst.“ „Wie hat Ihr Vater auf die Konsequenz ihrer Jugendsünde reagiert? Das konnte ich leider nicht herausfinden. Obschon dafür nicht sonderlich viel Fantasie notwendig ist.“ Melinda erstarrte. Und ballte wortlos eine Faust, was Velvet hinter ihr sehen konnte. Sie wollte gar nicht genau darüber nachdenken. „Heh. Natürlich.“ Harrier nahm eine Karte aus seinem Blatt und schob sie in seine Energie-Duel Disk. „Ich setze eine Karte und beende meinen Zug.“ Leise zischend materialisierte sich die Falle zu seinen Füßen.   „Mein Kopf“, knurrte Melinda und fasste sich an die Stirn, „dieses Duell beginnt mir langsam auf die Nerven zu gehen. Und das sage ich nicht oft.“ „G-geht es Ihnen nicht gut, Miss Ford?“, fragte Velvet und erinnerte sich an ihre Auseinandersetzung mit Zyxx, bei der sie ebenfalls von Schwindelgefühlen geplagt worden war. „Nein, alles gut.“ Melinda versuchte heiter zu klingen, scheiterte dabei aber an ihrer eigenen, zittrigen Stimme. Selbst als sie besonders betont ihr Selbstvertrauen zur Schau stellen wollte. „Jetzt verteile ich ein paar Backpfeifen. Sieh zu und lerne, Velvet! Und wir waren beim Du, schon vergessen?“ „E-entschuldigung“, stammelte Velvet, strahlte dann aber zuversichtlich. „Dem zeigen Sie, i-ich meine, dem zeigst du es!“   „Draw!“ Nachdem Melinda auf eine fünfte Karte aufgezogen hatte, nahm sie zwei andere aus ihrem Blatt und zeigte sie vor. „Ich aktiviere [Performapal Monkeyboard] mit dem Pendelbereich 1 und [Performapal Guitartle] mit dem Pendelbereich 6! Pendulum Scales set!“ Tatsächlich legte sie die Karten aber in genau der entgegengesetzten Reihenfolge auf ihre Duel Disk, sodass erst eine Gitarre mit dem Kopf einer hellblauen Schildkröte und ein Affe, dessen breites Maul gefüllt mit Klaviertasten war, in zwei Lichtsäulen neben ihr empor stiegen.   <1> Melindas Pendelbereich <6>   „Da ich technisch gesehen [Performapal Guitartle] zuerst aktiviert habe, kann ich ihren Effekt nutzen, der mich eine Karte ziehen lässt, wenn auch die andere Pendelzone mit einem Performapal gefüllt wird.“ Melinda zog schwungvoll von ihrem Deck und streckte die Hand aus. „Und wenn [Performapal Monkeyboard] aktiviert wird, erhalte ich einen belieben Performapal vom Deck. Drummerilla!“ Dessen Karte schob sich aus ihrem roten D-Pad. Die immer noch ausgestreckte Hand nach oben richtend, rief der wilde Rotschopf. „Und jetzt schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“ Über ihr öffnete sich ein riesiges, bunt schimmerndes Loch, umgeben von dutzenden Lichtellipsen. „Pendulum Summon! Aus meinem Extradeck [Performapal Gold Fang]! Und von meiner Hand [Performapal Silver Claw], [Performapal Drummerilla], [Performapal Trumpanda] und [Performapal Camelump]!“ Velvet klappte die Kinnlade hinunter, als nacheinander fünf rote Lichtstrahlen aus dem Pendelportal herab schossen und vor Melinda einschlugen. Es erhoben sich der goldgelbe Löwe, sein blau-grauer Rivale der Wolf, ein massiver Gorilla, auf dessen Brust zwei Trommeln hafteten, ein kleiner Pandabär, welcher eine gewaltige Tuba spielte und zu guter Letzt ein gelbes Kamel mit dunkelblauer Melone auf dem Kopf.   Performapal Gold Fang [ATK/1800 DEF/700 (4) PSC: /3>] Performapal Silver Claw [ATK/1800 DEF/700 (4) PSC: <5/5>] Performapal Drummerilla [ATK/1600 DEF/900 (5) PSC: <2/2>] Performapal Trumpanda [ATK/800 DEF/800 (3) PSC: /3>] Performapal Camelump [ATK/800 DEF/1800 (4) PSC: <2/2>] Die Schülerin konnte nicht mehr an sich halten. „Wahnsinn! D-damit können Sie, k-kannst du ihn regelrecht über-“ „Berechenbar“, schnitt ihr der Hacker kühl ins Wort, „aber etwas anderes war in der Tat nicht zu erwarten. Sie sind die Schöpferin der Pendelmechanik und verpflichtet, mit positivem Beispiel voran zu schreiten.“ Der Blonde in der grauen Windjacke schob seine Brille zurecht. „Zumindest soll die Öffentlichkeit das denken. Als Sie damals Anya Bauer durch das gestellte Duell in den Legacy Cup geschleust haben, sind sie ein großes Risiko eingegangen. Das Debüt der Pendelkarten – ein totaler Reinfall.“ Statt beleidigt zu kontern, winkte Melinda grinsend ab. „Ach hier weißt du auch Bescheid? Wie schön für dich. Aber mir war und ist bis heute völlig Banane, was die Leute von mir oder den Pendelmonstern halten.“ Harrier schnippte mit dem Finger, wodurch seine gesetzte Falle aufklappte. „Sehen Sie, das ist Ihr Fehler. Kein Antrieb, sich weiterzuentwickeln. Vermutlich verstehen Sie sich deshalb so gut mit Anya Bauer.“ Auf dem Bild der Falle war ein bunter Galaxienwirbel abgebildet, nicht ganz unähnlich dem Inneren des Pendelportals. Jener Sog öffnete sich vor dem Blonden, welcher ungestört weiter sinnierte. „Dadurch haben Sie Ihren Untergang noch vor dem Duell besiegelt. Diese Falle nennt sich [Time-Space Trap Hole] und schickt alle von der Hand und dem Extradeck beschworenen Monster sofort ins Deck des Besitzers zurück, auch wenn mich das für jedes von ihnen 1000 Lebenspunkte kostet.“ „D-diese Karte-“ „Hat Ihr eigener Bruder als Gegenmaßnahme dieser Mechanik entworfen. Bitter, ich weiß.“ Eines der Zirkustiere nach dem anderen wurde in das bunte Loch gezogen und verschwand von Melindas Feld, deren eingefrorene Gesichtszüge Bände sprachen.   [Melinda: 2200LP / Harrier: 5800LP → 800LP]   Das konnte doch nicht sein, überschlugen sich Velvets Gedanken. Dieser Harrier schien das ganze Duell wie ein Computer simuliert zu haben. Erst seine Lebenspunkte zu erhöhen, um sie dann zu nutzen, um Melindas Pendelbeschwörung zu unterbinden. Sie grauste sich regelrecht davor, was er als Nächstes im Sinn hatte. Panisch blickte sie ihre Duel Disk an. Jeder gute Plan konnte jedoch durch unvorhergesehene Umstände über den Haufen geworfen werden. Wenn sie sich ins Duell einschaltete und ihren [Ebon Sky Pegasus] beschwor, konnten sie Harrier vielleicht zusammen besiegen. Aber was, wenn sie scheiterte? Was würde dann mit ihr geschehen? Würde ihre Todesvision dann zur Realität werden?   Das Mädchen blickte ängstlich auf. „N-nein. I-ich werde mich nicht drücken. W-wenn dein Zug beendet ist, werde ich einsteigen, Melinda!“ „Nein!“, bestimmte die und streckte den Arm von sich weg, um die Schwarzhaarige daran zu hindern, neben sie zu treten. „Das ist mein Kampf. Bitte versteh' das, Velvet.“ „A-aber-!“ „Als Erbin der Abraham Ford Company muss ich sie in Zeiten der Not beschützen. Außerdem kann ich keine Unbeteiligten in die Sache hineinziehen.“ Der Rotschopf sah über ihre Schulter und zwinkerte dem Mädchen zu. „Und mal ehrlich, mit dem werde ich auch alleine fertig.“ Velvet nickte zögerlich und trat ein paar Schritte zurück. „Okay.“ „Wenn es danach geht, haben Sie bisher einen hervorragenden Job geleistet, Miss Ford“, spottete Harrier sarkastisch und rückte seine Brille zurecht. „Ich hoffe, Ihre kleine Ansprache hält was sie verspricht. Wobei -das- noch nie eine der Stärken Ihres Unternehmens war.“ „Und ich hoffe, dass du mehr als nur ein Haufen heiße Luft bist. Da ich noch kein Monster als Normalbeschwörung gerufen habe, hole ich das jetzt nach und setze es.“ Melinda legte ihre letzte Handkarte auf ihr D-Pad, woraufhin jene zischend zu ihren Füßen erschien. „Du bist!“ Dabei begann sie schelmisch zu grinsen.   Der blonde Hacker zog gelangweilt auf und zuckte. „Und das soll alles sein? Ich bin enttäuscht. Korrektur: Ich bin kein wenig überrascht.“ Ruckartig streckte er die Hand nach vorne aus. „Double Rank Up-Incarnation! Ich kann zwei Overlay Units von einem Digital Bug-Monster entfernen, um es zwei Ränge aufsteigen zu lassen.“ „Was!?“, keuchte Melinda. „Double Rank Up … Incarnation!?“ Sie weitete die Augen, als die zwei leuchtenden Sphären um Scaradiator nach unten schossen und das Überlagerungsnetzwerk öffneten, in welches der Käfer eintauchte. „Noch nie davon gehört? Dabei ist das doch eine Erfindung aus dem Hause Ford. Ich rekonstruiere das Overlay Network. Aus der eigenen Kraft meines Rang 3-Monsters wird ein Rang 5-Monster! Xyz Summon! [Digital Bug Corebage]!“ Eine optische Erschütterung suchte den Serverraum heim. Aus dem dunklen Wirbel entstieg eine riesiger, hellblauer Schmetterling. Auf seinem oberen Flügelpaar waren gelbe Platinen angebracht, die genau so leuchteten wie die Kreuze in seinen Facettenaugen. „Dieses Monster macht sowohl Scaradiator, als auch [Xyz Drain Cannon] durch deren eigenen Effekt zu Overlay Units“, erklärte Harrier, als zwei Lichtkugeln um den Falter zu rotieren begannen.   Digital Bug Corebage [ATK/2200 DEF/1800 {5} OLU: 0 → 2]   Melinda stand der Schweiß auf der Stirn. Hatte die AFC wirklich so etwas eingeführt? Wann? Etwa zu der Zeit, als sie in Livington, von Isfanel besessen, um ihre Zukunft gekämpft hatte? Eine andere Erklärung gab es nicht! Trotzdem würde Harrier sein blaues Wunder erleben, sobald er erst angegriffen hatte. „Natürlich weiß ich ganz genau, was Sie denken. Ihr überhebliches Grinsen verrät sie, Miss Ford“, sagte jeder und schob seine Brille zurecht, „'sobald er das verdeckte Monster angreift, wird er eine böse Überraschung erleben.' Aber dazu kommt es nicht.“ Der Mann hob die Hand und schnippte mit den Fingern. „Effekt von [Digital Bug Corebage]. Im Austausch für eine Overlay Unit schickt er ein Monster im Verteidigungsmodus zurück in das Deck seines Besitzers.“ Ein entsetztes Keuchen entfloh Melinda, als der Schmetterling mit seinem schlauchartigen Rüssel eine der beiden Lichtkugeln absorbierte. Seine Flügel begannen gelblich zu leuchten, als er in die Höhe stieg und sie, auf der Stelle verharrend, in schnellen Intervallen ausschlug.   Digital Bug Corebage [ATK/2200 DEF/1800 {5} OLU: 2 → 1]   Funkelnde Partikel flogen in Richtung des Rotschopfs und ihres gesetzten Monsters. Als sie auf jenes trafen, löste sich dessen Karte einfach auf. Genauer gesagt wurde sie Bit für Bit, Pixel um Pixel zersetzt, gelöscht. „Ah!“ „M-Melinda!“, stieß Velvet panisch aus. Doch Harrier richtete bereits seinen Zeigefinger auf die junge Frau. „Wie ich es erwartet habe, große Klappe, nichts dahinter. Sie mögen die Tochter des Firmenbesitzers sein, doch verstehen Ihre eigenen Produkte nicht. Armselig. Direkter Angriff, [Digital Bug Corebage].“ „W-wa-!?“ Melinda weitete die Augen. Die Facettenaugen des Schmetterlings leuchteten auf. Und keine Sekunde später feuerten sie feine Laserstrahlen auf die junge Frau ab, welche getroffen und fortgeschleudert wurde. Im Flug begann die Welt vor ihren Augen immer mehr zu verschwimmen. Den Aufprall bekam Melinda gar nicht mehr mit, sie spürte den Schmerz nicht.   [Melinda: 2200LP → 0LP / Harrier: 800LP]   Der Rotschopf rutschte über den glatten Boden. Velvet eilte zu ihr und fiel auf die Knie, um dem entgegenzuwirken. Das Mädchen packte die Schultern ihrer Gastgeberin und sah nur noch, wie deren Lider sich schlossen. „M-Melinda!“ Sie schüttelte die Frau, aber die reagierte nicht. „H-hey!“ Entsetzt sah Velvet auf. „Sie ist doch nicht tot!?“ „Unwahrscheinlich. Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen, doch Todesfälle gab es bisher keine“, sprach Harrier kryptisch und schob seine Brille zurecht. Dann wandte er sich erstmals seinen Gegenübern zu. „Nun, ich würde mich gerne auch noch um Sie kümmern, Miss Thorne. Doch leider fehlt mir heute die Zeit dazu.“ Er neigte sich hinab und las den Koffer auf, der die ganze Zeit neben ihm gestanden hatte. Passend dazu hörte Velvet die Stimme von mehreren Männern hinter sich. Sie sah über ihre Schulter und bemerkte zwei Männer in blauen Uniformen, die den kreisrunden Raum mit der Maschinensäule entlang und auf sie zu rannten. Wachmänner! Na endlich! „Man sieht sich“, sprach Harrier abschließend, griff in seine Jackentasche und warf etwas auf den Boden. Dabei legte er mit seiner anderen Hand eine Art schmale, weiße Atemmaske an seinen Mund an. Es knallte. Alles wurde in grelles Licht getaucht. Die Wachmänner, welche just in diesem Moment den Korridor zum Serverraum erreichten, bremsten und wandten sich stöhnend ab. Mehr noch, spürte Velvet, wie ihre Sinne schwanden. Gas! Das geblendete Mädchen kippte schwach zur Seite, hörte nur dumpf die Schritte Harriers, welcher an ihnen vorbei rannte. Danach Schreie der Wachmänner, die er anscheinend überrumpelte und mit Schlägen niederstreckte. Es folgte Dunkelheit.   ~-~-~   Drei Generationen von Bauer-Frauen saßen am kreisrunden Holztisch in der Küche der Bauers und starrten sich gegenseitig verstimmt an. Anya mit Eisbeutel in ein Handtuch gewickelt, das sie sich ans rechte Auge hielt. Sheryl, die ihre Schwiegermutter mit finsteren Blicken strafte. Und Margery, die ihre Hände ineinander gefaltet vor ihr Kinn gerichtet hatte. Zanthe, Matt und Claire waren da nur Pappaufsteller, die neugierig im Türrahmen standen und keinen Mucks von sich gaben. „Wo ist Zoey?“, fragte Anyas Großmutter scharf. „Nicht mehr hier. Du bist zu spät“, entgegnete Sheryl mit unterdrückter Wut, „ich hatte gehofft, dass du dich etwas beeilst. Wir waren uns einig, dass du sie so schnell wie möglich zurückholst.“ „Hmpf.“ „Oma, Zoey ist abgehauen“, versuchte Anya zu erklären. Und wer genau hinhörte, konnte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme ausmachen. „Und es ist meine Schuld, irgendwie. Wir haben uns gestritten …“ Ein Blick aus dem gesunden Auge der alten Frau genügte, um selbst eine Anya Bauer sofort zum Schweigen zu bringen. „Hmm.“ „Es ist Zoeys Schuld“, stellte Sheryl jedoch klar, „sie hat angefangen, Anya aus Neid zu provozieren.“ „Seid ihr beide zwölf, dass es bei euch darum geht, wer an was Schuld hat?“, raunte Margery verstimmt, schnappte sich die Büchse Bier, die neben ihr stand, und trank sie leer. „Bah! Ihr wisst, wie empfindlich das Gör ist!“ Aber Sheryl ließ sich davon nicht beeindrucken. „Die kommt schon wieder. So sind Mädchen in ihrem Alter. Spätestens, wenn ein Anruf von der Polizei kommt, wissen wir wo sie ist. Und der wird nicht lange auf sich warten lassen.“ Der letzte Satz war mit besonders viel Missachtung gesprochen. Anya schluckte, hoffte sie insgeheim doch inständig, dass genau das nicht geschehen würde. Zoey konnte sich keinen Ärger mehr leisten. „Meine Enkelinnen sind gute Mädchen“, stellte Margery klar. Anya lächelte sofort besonnen in sich hinein. „Nur etwas dumm. Aber sie finden immer ihren Weg zurück nachhause. Ich werde warten.“ „Nicht-“ „Hier“, schnitt die alte Dame ihrer Schwiegertochter ins Wort. „Bis die kleine Zoey wieder ins Nest zurückgeflogen ist. Und in der Zeit werdet ihr euch Gedanken machen, wie ihr euch bei ihr entschuldigt.“ Kleinlaut murmelte Anya: „Ja, Grandma …“ „Und ich sorge dafür, dass sie sowas nicht nochmal macht“, murrte jene hinterher, „und jetzt, Anya, erzähl deiner Grandma, was du so alles erlebt hast.“ Deren Mimik hellte sich sofort auf. Sie wusste, dass ihre Oma entgegen ihrer rauen Schale ein guter Mensch war, der seine Familie liebte. Sofort verblasste ihre Euphorie wieder. Hoffentlich war das bei Zoey genauso. Aber Grandma kannte sie am besten und würde Recht damit haben. Zoey würde zurückkommen, sobald sie ihren Dampf abgelassen hatte. Und Grandma würde sie dafür bestrafen, aber … Anya seufzte schwer. Aber was wenn sie sich irrte? „Also, angefangen hat es …“     Turn 95 – Bonds Anyas erster offizieller Termin zum Eintritt in die Profiliga ist herangerückt. Im Livingtoner Einkaufszentrum, dem gläsernen Kolosseum, soll sie sich ihrem Gegner stellen, der die neuesten Duel Monsters-Karten vorstellen soll. Jener entpuppt sich als ein bekanntes Gesicht, ganz zum Erstaunen des Mädchens. Und als besonders schwerer Widersacher … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)