Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 113: Turn 104 - Advocate -------------------------------- Turn 104 - Advocate     Der gläserne Aufzug fuhr Zoey mit beachtlicher Geschwindigkeit an der Außenfassade des Wolkenkratzers nach oben. Wer baute so ein riesiges Gebäude überhaupt hier draußen im Nirgendwo, fragte sich das Mädchen dabei. Abseits des Geländes des Pharmaunternehmens gab es nur eine Straße, die zum Highway führte, den sie in der Ferne erkennen konnte. Alles war umzäunt von Stacheldrahtzäunen. Unten bemerkte sie einen Helikopterlandeplatz in der rechten Ecke der Anlage, gekennzeichnet durch eine leicht erhöhte Plattform, markiert mit einem H in einem Kreis. Gegenüber lag eine Reihe von Lagerhallen.   Es ratterte in ihr. Denn wenn man es recht betrachtete, waren sie Gefangene. Wieso sonst konnte man die unterirdische Anlage nur mit Erlaubnis verlassen? Diese ganzen Idioten da unten schnallten das aber offenbar nicht. Oder hatten sich damit abgefunden. Man wollte ja dem höheren Zweck dienen. Wenn Zoey eins nicht tun würde, dann irgendeinem von diesen Spinnern vertrauen. Sie hatte ihre eigenen Pläne.   Schließlich hielt der Fahrstuhl und Zoey stampfte selbstbewusst durch einen breiten, weißen Gang, der von schwarzen Säulen gestützt wurde. Am Ende wartete ein gebogener Schreibtisch, an welchem eine rothaarige Dame im Kostüm und mit Headset arbeitete. Als Zoey näher kam und bemerkt wurde, konnte sie dem Rotfuchs deutlich die Überraschung aus den Augen ablesen. „Einen kleinen Moment bitte“, richtete sie sich an Zoey, ehe sie weitersprach. „Ah, ja, Mr. Densmore ist jetzt frei. Ich stelle durch.“ Sie betätigte einen Knopf an der Telefonanlage vor sich und atmete tief durch. Dann sah sie Zoey mit einem strahlenden Lächeln an. „Hallo. Wie kann ich helfen?“ „Was ist? Siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen“, murrte die in ihrem grauen Trainingsanzug. „Man trifft nicht oft Leute von unten.“ „Aha.“ Ob sie wohl von den Plänen dieser Organisation wusste, fragte Zoey sich still. Was ihr letztlich völlig egal war. „Ich wurde hoch geschickt, um mit Kathea zu sprechen.“ „Miss Musgrave?“ Etwas Ängstliches schwang in der Nennung dieses Namens mit. Firecrotch, wie Zoey sie gemeinerweise taufte, fragte vorsichtig: „Und Sie sind?“ „Zoey Bauer.“ „Okay. Einen Moment bitte.“ Wieder spielte Firecrotch an der Anlage herum und sprach dann in ihr Headset: „Miss Musgrave, hier ist eine Miss Bauer, die zu ihnen geschickt wurde. Von wem?“ Das Mädchen mit der Beanie musste ernsthaft überlegen. Wie hieß der doch gleich? „Dem Trainer.“ „Von Mr. Haigh, Ma'am. Verstanden.“ Sie beendete das Gespräch und erhob sich von ihrem Drehstuhl. „Bitte folgen Sie mir, Miss Bauer.“   Zusammen gingen sie in den Abschnitt hinter dem Tresen, der in einen langen Gang mündete. An dessen Ende befand sich das Büro von Mr. Densmore. Allerdings war jenes nicht das Ziel der Reise, sondern ein anderes zu Zoeys Linken. Dort stand neben der Tür auf einem kleinen Schild in schwarzen Lettern Kathea Musgrave und darunter Head of Finances. Vorsichtig klopfte die Sekretärin an die Tür, ehe sie diese unaufgefordert öffnete. Just in diesem Moment schwang auch die Tür des Obermotz auf, wie Zoey ihn heimlich betitelte. „Gehen Sie herein“, wurde sie von Firecrotch aufgefordert und während sie über die Schwelle trat, war ihr Augenmerk weiterhin auf das andere Büro gerichtet. Sie sah ihn. Es konnte kein anderer sein. Selbst Zoey bekam eine Gänsehaut beim Anblick des Mannes, der aus seinem Büro trat. Weiße Haut, wie Asche, fahl wie die einer Leiche. Und dazu die Augenhöhlen, so schwarz, als wären sie leer. Der Mann mit dem langen, weißen Haar bemerkte ihren Blick, doch dann verschwand er aus Zoeys Blickfeld, als diese in Katheas Büro eintrat.   „Hallo, Zoey“, grüßte die sie. Doch das blonde Mädchen starrte geistesabwesend einen der vielen Aktenschränke zu ihrer Rechten an und musste erst durch das Schließen der Tür daran erinnert werden, weshalb sie eigentlich hier war. Sie drehte sich abrupt zu Kathea um, die in einem weißen Kostüm an ihrem Schreibtisch saß und erwartungsvoll zu ihr aufsah. „H-hi!“ „Nimm Platz“, bot sie ihr mit einem Nicken zum Stuhl ihr gegenüber an. „I-ich stehe lieber.“ „Auch gut.“ Die Frau, deren schwarze, lange Haarpracht ab der Mitte langsam ins Weiße überging, faltete die Hände aufeinander. „Man sagte mir, Gregory hätte dich geschickt?“ „Yeah.“ Zoey nickte fest. „Ich bin mit dem Training durch!“ „Das ging schnell“, schmunzelte ihr Gegenüber, „vorhin-“ „-sagte ich schon, dass ich das nicht brauche! Und dieser Fettklops gibt mir Recht! Sonst hätte er mich wohl kaum hierher geschickt, damit ich mir ein besseres Deck abholen kann!“ Kathea zog eine Augenbraue an, verlor ihr Lächeln dabei aber nicht. „Darüber werde ich noch einmal mit ihm reden müssen. Haha. Ich will natürlich deine Leistungen nicht herunterspielen.“ Genau das tat das Miststück aber gerade, dachte Zoey wütend. Wie sie diese arroganten Weiber hasste, die hinter ihren Computern saßen und dachten, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. „Gregorys Maßstäbe sind außerordentlich hoch. Viele unserer Mitglieder scheitern im sportlichen Bereich. Daher kannst du stolz auf dich sein, seine Erwartungen zumindest im Ansatz erfüllt zu haben“, flüsterte sie wie eine Schlange. „U-uh, yeah. Ich hätte ihn auch im Duell besiegt, aber mein Deck ist einfach nicht stark genug“, schnarrte Zoey und zog jenes aus ihrer neuen Duel Disk, „deshalb bin ich hier. Also her mit einem Stärkeren.“ Sie zeigte ein Lächeln, so falsch wie Chers … ganzer Körper. „Und du sollst es bekommen.“   Angespornt davon, einen Schritt weitergekommen zu sein, trat das Mädchen auch wortwörtlich vor und verlangte: „Da ich dann mit dem Scheiß fertig bin, will ich hier raus! Andere wie Ares bekommen bereits Aufgaben zugeteilt!“ „Sie unterscheiden sich von dir in ihren Erfahrungen“, erklärte Kathea ihr sachlich. „Würde ich dich völlig unvorbereitet auf eine Mission schicken, könntest du verletzt werden oder schlimmer noch, getötet. Bedenke außerdem, dass ein falscher Schritt auch unsere Organisation in Gefahr bringt.“ „Ich werd's nicht vergeigen!“, beharrte Zoey stur. „Ich weiß.“ Und was dann kam, überraschte das Mädchen. „Ich habe bereits eine Aufgabe für dich im Sinn.“ „'kay? Welche?“ „Das verrate ich dir in Kürze.“ Damit erhob sich die schöne Schwarzhaarige und umrundete ihren Schreibtisch, zog an dem Mädchen vorbei zu einem der Schränke in der Ecke des Raumes. Dabei sah sie verschwörerisch lächelnd zurück, hauchte: „Glaub mir, niemand ist besser dafür geeignet als du.“   Dann öffnete sie einen hohen, schmalen Holzschrank und nahm eine von vielen Schatullen darin heraus. Mit dieser in den Händen schritt sie auf Zoey zu. „Hier. Betrachte es als dein Abschlussgeschenk. Ab heute bist du ein vollwertiges Mitglied von CLEAR.“ Zoey nahm das gute Stück aus schwarzer Plastik entgegen. Aber sie öffnete es nicht. „Da ist das Deck drin?“ „Ja. Wir haben eine Vielzahl mächtiger Decks zusammengestellt, um die Bedürfnisse unserer Agenten zu befriedigen“, erklärte Kaetha diplomatisch, „ich bin mir sicher, dieses passt besonders gut zu dir. Wir haben es nach dem Vorbild eines aufstrebenden Duellanten zusammengestellt. Deine Cousine kennt ihn sogar.“ „Yeah, cool“, meinte Zoey mit einem Schulterzucken. „Sonst noch was?“ Ihre 'Entdeckerin' fasste sie an der Schulter an und führte sie zur Tür. „In ein paar Tagen erfährst du die Einzelheiten zu deinem Auftrag. Bis dahin nutze die Zeit, dich mit deinen neuen Karten vertraut zu machen.“ „Wenn ich Bock habe …“ Zu ihrem Argwohn meinte Kathea: „Du hast.“   Auf dem Gang trennten sich die Wege der beiden schließlich. Zoey kehrte halbwegs zufrieden zurück zu den Unterkünften. Kathea wiederum suchte schließlich das Büro ganz am Ende auf, klopfte nicht einmal an, als sie eintrat. Roger Densmores Büro war genauso leblos wie sein Erscheinungsbild. In hellen Cremetönen gehalten, war es vor allem eins: Dunkel. Es gab gleich drei Fenster in einer Reihe, doch sie alle waren vollständig durch Vorhänge bedeckt. In der hinteren, rechten Ecke stand sein Schreibtisch, in der linken zahlreiche Blumentöpfe mit den verschiedensten, tropischen Pflanzen. Nur waren diese allesamt abgestorben, braun und grau, als wäre alles Leben aus ihnen hinausgesogen worden. „Die müssen wir mal austauschen“, stellte Kathea mit Blick darauf kritisch fest. Der CEO des Pharmaunternehmens stand vor einem der Vorhänge, hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Sie schritt auf ihn zu. „Vermisst du das Sonnenlicht, Seraphix?“ „Nein.“ „Ihr Fluch ist mächtig. Vergib mir, dass ich ihn nicht zu brechen vermag.“ Der Mann drehte den Kopf leicht in ihre Richtung. „Irgendwelche Fortschritte mit Velvet Thorne?“ „Wir müssen vorsichtig vorgehen“, sprach Kathea mit seidiger, verträumter Stimme. „Dieses Mädchen wird von der Weißen Hexe beschützt. Ein weiterer Versuch, sie zu uns zu holen, könnte darin resultieren, dass die Hexe sie in ihre Domäne einsperrt.“ Der Mann am Fenster erwiderte mit tiefer, kratziger Stimme. „Dann wäre sie unerreichbar für uns.“ „Ja.“ Während sie sprach, glitt die Schwarzhaarige wie eine Schlange zu ihm herüber und streichelte ihm sanft über den Rücken. „Doch dagegen kann man etwas tun. Ich habe etwas, das ihr gehört.“ „Ihre Schülerin.“ „Ja. Und sie hat etwas, das uns gehört.“ Katheas Ton wandelte sich in pure Verachtung um. „Wer hätte gedacht, dass sich ein Vampir von einer Amateurin gefangen nehmen lässt?“ Der Mann gab einen keuchenden Lacher von sich. „Du unterschätzt ihn, Kind.“ Etwas, das die junge Frau mit einem Naserümpfen aufnahm. Sofort ließ sie von dem Anführer der CLEAR-Organisation ab. „Wir müssen ihn zurückbekommen. Oder sollte ich sagen, wir müssen unsere Trophäe 'zurückgeben'?“ „Ein Austausch?“ „Ja, mit einem interessanten Twist“, hauchte Kathea und eine Spur Boshaftigkeit schwang in ihrer Stimme mit, „und es ist inzwischen alles vorbereitet.“ „Dann tu es.“ Und sie lachte. „Mit Vergnügen.“   ~-~-~   „Was für ein erfrischendes Duell“, sprach der Sammler überschwänglich und streckte die Arme aus, lächelte falsch, „ich entschuldige mich für meine abweisende Haltung.“ Zusammen mit der Weißen Hexe Gardenia in einer riesigen, von goldenen Linien überzogenen Blase gefangen, welche sich auf einer gläsernen Plattform mehrere hundert Meter über dem Wald von San Augustino befand, schien er die Konfrontation mehr und mehr zu genießen.   [Collector: 4000LP / Gardenia: 4000LP]   Matt und Zanthe, welcher den Kopf der bewusstlosen Anya auf seinem Schoß liegen hatte, sahen von außerhalb der Blase hilflos zu, wie sich die zwei Superdämonen einen Schlagabtausch leisteten – dem sie allerdings nicht lauschen konnten. Kein Ton drang mehr zu ihnen, seit der rothaarige, britisch-stämmige Dämon im schwarzen Anzug die Blase erschaffen hatte. Und es sah gut für ihn aus. Nicht nur kontrollierte er eine riesige Puppe hinter sich, von deren Rücken sich zahllose rote Fäden ausbreiteten, nein er besaß ebenso einen flammenden Ritter, der aussah wie Anyas [Gem-Knight Crystal]. Von seinem Rücken erstrecken sich lodernde Schwingen, die jedoch bei genauerem Hinsehen ebenfalls Marionettenstränge waren.   El Shaddoll Construct [ATK/2800 DEF/2500 (8)] El Shaddoll Grysta [ATK/2450 DEF/1950 (7)]   Neben zwei Handkarten besaß er außerdem noch den Spielfeldzauber [Curse Of The Shadow Prison], welcher unheimliche Schatten um Gardenia aufsteigen und wieder verschwinden ließ. Die wiederum sorgte mit schwarzen Flammen innerhalb des Bannkreises für einen entsprechenden Kontrast, ausgelöst durch ihre Feldmagie [Void Expansion]. Auch die brünette, in weißer Robe mit grauem Umhang gekleidete Hexe besaß zwei Handkarten.   Curse Of The Shadow Prison [Zählmarken: 1]   „Allerdings muss ich auch sagen, dass ich etwas enttäuscht bin“, folgte der Sammler mit einem Seitenhieb; es war immer noch sein Zug, „ich hätte ehrlich gesagt mehr erwartet. Du hast schließlich einen gewissen Ruf, meine Liebe.“ Die blieb stur. „Ich interessiere mich nicht für die Gerüchte, die sich um meine Person ranken. Und außerdem hätte dir längst auffallen müssen, dass die Falle, die dein [Shaddoll Dragon] vor seiner Verschmelzung zerstört hat, vorher aktiviert wurde.“ Ihr Widersacher schmunzelte still. „[Void Feast]!“, verlautete Gardenia. Plötzlich sammelten sich all die schwarzen Flammen vor ihr zu einer gebündelten. „Dazu muss ich eine andere Void-Karte auf den Friedhof schicken. Danach kann ich bis zu drei Infernoid-Monster von meinem Deck rufen, deren Stufen zusammen exakt 8 ergeben. Ich rufe-“ Der Sammler schnitt ihr ins Wort: „Leider gar nichts. [El Shaddoll Grysta], wärst du so freundlich?“ Jener schrie seltsam hohl auf und spreizte seine Schwingen. Aus ihnen schossen zahlreiche der roten Fäden und durchstachen die schwarze Flamme vor Gardenia, welche sich diesmal zu einem überraschten Laut hinreißen ließ. „Natürlich ist mir deine kleine List nicht entgangen“, erklärte der Rotschopf mit der Narbe auf der Wange schließlich und zeigte die Fallenkarte [Shaddoll Core] vor, „nur ist es so, dass [El Shaddoll Grysta] einmal pro Zug Spezialbeschwörungen annullieren kann, wenn ich dafür eine Shaddoll-Karte abwerfen.“ Er schob die Karte in den Friedhof, wodurch die Fäden in alle Richtungen ausschlugen und damit die Flamme regelrecht zerrissen. „Bedaure.“   „Er ist ihr immer einen Schritt voraus“, murmelte Zanthe nervös, denn auch wenn er sie nicht hören konnte, war die Situation auch so eindeutig, „wenn sie sich jetzt nicht verteidigen kann, war's das.“ Der Dämonenjäger, der neben ihm und Anya kniete, schluckte. „Wenn selbst die Weiße Hexe so machtlos ist, welche Chance hätten wir dann?“ „Gar keine?“ Sofort lachte der Schwarzhaarige bissig auf. „Ah ja? Erzähl das mal Anya.“ Zanthe sah betrübt auf sie herab. „Lieber nicht …“   Der Sammler streckte die Hand aus. „[El Shaddoll Construct], [El Shaddoll Grysta], greift ihre Lebenspunkte direkt an!“ Zuerst tat es die riesige, ausdruckslose Puppe mit dem weißen Porzellangesicht ihm gleich und richtete ihre Hände nach vorne. Aus den Fingerspitzen schossen rote Stränge, die auf Gardenia abzielten. Im Anschluss schrie der flammende Kristallritter auf und ließ noch viel mehr dieser Fäden von seinem Rücken wie Peitschen auf die Weiße Hexe zu schnellen. Jene aber machte nicht einmal Anstalt, sich vor den Attacken zu schützen. Stattdessen verkündete sie ruhigen Gemüts: „Ich verbanne den Zauber [Chaos Neclipse] von meinem Friedhof. Dadurch wird jeder Schaden, den ich in diesem Zug erleide, um 500 für jedes meiner zu diesem Zeitpunkt verbannen Monster verringert.“ „[Chaos Neclipse]?“, staunte der Sammler gekünstelt. „Ah!“   Schwungvoll zog die in weiß-grauer Robe gekleidete Gardenia eine Karte von ihrer Halbmond-Duel Disk. „Ich aktiviere zwei Zauberkarten. Die erste ist ebenfalls ein Spielfeldzauber, [Void Expansion]!“ Schwarze Flammen stiegen überall innerhalb der Blase auf. Der Sammler lächelte geheimnisvoll. „Die zweite Zauberkarte nennt sich [That Grass Looks Greener].“ „Nachbars Gras ist grüner? Ja. Das ist es immer“, erwiderte ihr Gegner melancholisch. „Anders als die meisten Duellanten spiele ich mehr als 40 Karten in meinem Deck. 45 um genau zu sein.“ Gardenia griff nach ebendiesem. „Der Effekt meines Zaubers schickt die Differenz der Anzahl an Karten zwischen unseren Decks auf meinen Friedhof. In deinem sind 35, in meinem noch 39. Also lege ich vier ab.“ Sie nahm sie auf und zeigte sie vor. Es waren [Infernoid Pirmais], [Void Seer], [Infernoid Piaty] sowie eine nicht erkennbare, zweite Zauberkarte. Zwei Monster und zwei Zauber also.   All die nach ihr schlagenden Fäden prallten an einer unsichtbaren Barriere vor der Weißen Hexe ab, welche zudem nach ihrer silbernen, sichelförmigen Duel Disk griff.   [Collector: 4000LP / Gardenia: 4000LP → 2200LP → 750LP]   „Des Weiteren erhalte ich bei jedem zugefügten, durch [Chaos Neclipse] verminderten Schaden eines meiner verbannten Monster auf die Hand zurück.“ Der Apparat an ihrem Arm flackerte kurzzeitig pechschwarz auf, dann zog Gardenia [Infernoid Pirmais] und [Infernoid Piaty] aus dem Schlitz unter ihrem Friedhofsschacht hervor. Damit hielt sie insgesamt vier Karten auf ihrem Blatt. „Ich bin froh, dass du es mir doch nicht so einfach machst“, meinte der Sammler, „ein so schnelles Ende wäre deiner nicht würdig. Zug beendet.“   Gerade als die Weiße Hexe wortlos ihre nächste Karte zog, legte der Rothaarige seine Hand ans Kinn und fragte: „Verrate mir doch eines: Wie konnte Anya Bauer aus deinem Weißen Raum entkommen?“ Zunächst zögerte Gardenia. Dann schloss sie die Augen. „Ich ließ sie gehen.“ „Was?“ Zum ersten Mal schien der Sammler aufrichtig überrascht. Als sein Gegenüber ihn wieder ansah, tat sie das mit deutlicher Abneigung. „Dieses Mädchen ist bereits so mächtig, dass sie handfeste Illusionen erschaffen kann. Du hast sie dazu gemacht. Der Mann, der sie gerettet hat, war ein Abbild ihres Vaters. Und er rief dasselbe Monster, das sie heute genutzt hat, um Kali zu besiegen.“ Die kurzzeitige Starre des Sammlers legte sich. Er begann zufrieden zu lächeln. „Das ist wahrlich interessant. Und viel zu früh, sie sollte diese neue Kraft, die Excel-Monster, noch gar nicht besitzen. Aber ich denke, ich ahne, was geschehen ist.“ „Kläre mich auf“, bat Gardenia. Ihr Widersacher nickte. „Ja, ich denke, das geht in Ordnung. Immerhin ist auch dies auf einen Verrat an meiner Person zurückzuführen, wenngleich dieses Mal ein anderer meiner Diener gemeint ist: Kyon. Perfide, wenn ich so darüber nachdenke …“ „Worüber sie wohl reden?“, wunderte sich Zanthe derweil. „Zumindest scheint die Weiße Hexe doch mehr drauf zu haben.“ Auf Matts nachdenkliche Worte hin erwiderte der Werwolf: „Wollen wir es hoffen. Eines Tages könnte sie eine Verbündete werden.“ „Was!?“ Der Dämonenjäger sah ihn mit geweiteten Augen an. „Wie um alles in der Welt kommst du auf diese Idee? Sie ist Kalis Mentorin und hier, um Anya zu töten!“ „Mag sein, aber ist Anyas Tod denn die einzige Möglichkeit, den Konflikt zwischen ihnen beizulegen? Ich an deren Stelle würde mir eher den Kopf über einen möglichen Nutzen vom 'doppelten Lottchen' zerbrechen, als zu versuchen, mein anderes Ich kalt zu machen“, gab Zanthe grinsend zu bedenken. Jedoch zeigte er sofort wieder seine nachdenkliche Seite. „Ich glaube, unsere beiden Gruppen sind gar nicht so verschieden – keiner will, dass dieser Welt etwas geschieht. Wenn es nur eine Gelegenheit gäbe, mal offen mit dieser Gardenia zu sprechen …“ Matt funkelte die Blase an. „Die wurde uns bewusst genommen.“   „Du musst wissen, die Excel-Monster sind keinesfalls meine Idee“, erklärte der Sammler vergnügt und mit ausschweifenden Handgestiken, „ich habe sie 'erworben', als Henry Ford um meine Hilfe bat, den Turm von Neo Babylon zu infiltrieren. Tja, es heißt ja nicht umsonst Trading Card Game. Ich gab ihm Karten und er mir.“ Die Weiße Hexe funkelte ihn verachtend an. „Der arme Junge hat gewiss mehr gegeben als nur das Konzept dieser Monster.“ „Das ist eine andere Geschichte“, erwiderte der Sammler geheimnisvoll, „natürlich habe ich diese neue Kraft an meine Untergebenen weitergegeben. Kyon schien es jedoch für nötig zu halten, wie ein Waschweib alles weiterzutratschen. Wie sonst konnte ein Excel-Monster in die Hand eines völlig Unbeteiligten geraten? Exa, heißt er, denke ich … ich muss Kyon bei Gelegenheit noch dazu konsultieren.“ Er lächelte breit. „Und mich bedanken. Denn kurz darauf hat Kyon es zu einer Begegnung zwischen Anya Bauer, besagtem Exa, Ricther und dem maskierten Dämon kommen lassen. Indem er Letzteren auf Anya gehetzt hat. Durch den entfachten Kampf konnte sie sich unbewusst dank ihrer Conqueror's Soul die Excelbeschwörung aneignen und das obwohl Exa sie dort nicht eingesetzt hat.“ „Ich nehme an, der Sinn dahinter war jedoch nicht, Anya Bauer auf den Kampf gegen Kali vorzubereiten, sondern gegen dich.“ Nickend stimmte der Rothaarige ihr zu. „Selbstverständlich, doch allein dieser geniale Einfall verdient nichts als Lob. Nun gestatte mir noch eine weitere Frage: Anya hat also eine Illusion ihres Vaters erschaffen, um gegen dich zu kämpfen? Das kann nur die Kraft des Doppelklingen-Artefaktes gewesen sein.“ „Jenes war definitiv daran beteiligt. Wie ich gelernt habe, kann es die Vorstellungen seines Trägers bis zu einem gewissen Grad für wahr erscheinen lassen. In seinem Kopf und in dem anderer, wenn ein wahrer Meister es führt.“ Die Hexe lächelte wissend. „Anya Bauer hat ohne Zweifel sehr fest daran geglaubt, gerettet zu werden. Doch dieses Artefakt ist nicht dazu imstande, äußere Illusionen zu erschaffen. Etwas anderes muss ebenfalls daran beteiligt gewesen sein. Womöglich eine Kraft, die sie durch ihre Gabe absorbiert hat.“ „Dazu kommen mir bereits die ersten Theorien. Herrlich.“   „Bedauerlicherweise“, machte Gardenia einen harten Schnitt und zückte eine Karte, „habe ich kein Interesse daran, diese mit dir zu durchzugehen. Wir haben bereits genug Zeit damit vertrödelt.“ Aber ihr Gegner störte sich nicht daran. „Ah, die gute Zeit. Dein kostbarstes Gut.“ „Zumindest gibt es Dinge, die mir kostbar sind.“ Die Brünette zückte eine Zauberkarte. „Diese hier dürfte dir bereits bekannt sein. Ich aktiviere [Chaos Neclipse].“ Unvermittelt tauchte neben dem flammenden Ritter des Sammlers zur Linken eine schwarze, lodernde Sonne. Zu seiner Linken dagegen war es ein weißer Halbmond, der eisigen Dampf abgab. Beide Himmelskörper waren transparent. „Mit dieser Karte wähle ich ein Monster als Ziel und annulliere für den Rest des Zuges seinen Effekt, indem ich ein Monster von meinem Deck mit gleicher Stufe auf die Hand nehme“, erklärte die Weiße Hexe weiter. Die beiden Objekte schossen aufeinander zu, legten sich beim Aufeinandertreffen perfekt aneinander und schlossen so Grysta in sich ein, bevor sie letztlich verschwanden. „Ich wähle [Infernoid Seitsemas].“ Gardenia zeigte das Stufe 7-FEUER-Monster vor. Dann nahm sie eine andere Karte aus ihrem Blatt und rief selbstsicher aus: „Ich aktiviere den permanenten Zauber [Void Imagination], der die Stufe aller offenen Infernoid-Monster zu 1 werden lässt. Jedoch ist das nicht mein eigentliches Anliegen.“ Sie schloss die Augen.   Kali kniete vor Gardenia inmitten des endlosen Weißen Raums nieder. Die einzelnen, durch goldene Linien getrennten Kacheln pulsierten regelmäßig in grünlichem Licht. „Ugh!“, stöhnte die Maskierte in schwarzer Kutte, die ihre rechte Handfläche auf den Boden gelegt hatte. „Shit …“ „Gib nicht auf. Wenn du diesen Ort aus eigener Kraft erreichen willst, musst du diese Prüfung bestehen“, redete die Hexe eindringlich, aber fürsorglich auf das Mädchen ein. „Ich versuch's … aber fuck, das brennt …“ Die Weiße Hexe rührte sich nicht von der Stelle. „Was du hier vollbringst ist einen Pakt zu schließen. Nicht mit einem lebendigen Wesen, sondern einem Gegenstand. So wie einst der Immaterielle Isfanel mit dem Tor Eden.“ Kali presste angestrengt hervor: „Ich weiß! Dadurch hat er diese hässliche Karte erhalten, das hast du mir schon erklärt. Es ist nur … ich bin nicht stark genug …“ „[Sophia, Goddess Of Rebirth] wurde durch diesen Pakt geboren. Und wenn es dir gelingt, einen Pakt mit dem Weißen Raum zu schließen, wirst du eine vergleichbare Macht erlangen.“ Die Frau lächelte sanft. „Vielleicht sogar eine, die die meine übertrifft. Du trägst das Potential in dir.“ „Wenn ich so etwas bekomme“, keuchte Kali und sackte nach vorn, „dann soll es etwas sein, das euch stolz macht, Lady Gardenia! Etwas, durch das ihr immer bei mir seid!“ Sie schrie schmerzerfüllt auf, dann sprang sie auf. Ihre ganze rechte Hand loderte in grünlichen Flammen, die langsam vergingen. Und als sie fort waren, hielt sie eine einzelne Karte in der Hand, die sie schließlich staunend betrachtete. „D-das ist-!“ „Gut gemacht“, lobte Gardenia sie lächelnd und legte ihr ihre Hand auf die Schulter, „aber ich habe nichts andere erwartet, Anya.“ Die nickte dankbar.   „Ich muss dich vernichten, Strife Carrington. Für das Wohl meiner kostbaren Schülerin“, verkündete Gardenia und streckte den Arm energisch aus, „und dazu werde ich die Karte nutzen, die das Band zwischen uns symbolisiert! Ich aktiviere den zweiten Effekt von [Void Imagination] und schicke sie auf den Friedhof!“ Vor ihr öffnete sich ein schwarzer Schlund mitten in der Luft. Nacheinander tauchten violette Feuerkugeln in insgesamt drei Reihen vor diesem auf. Links und rechts brannten je drei, in der Mitte über ihnen eine und weiter unten noch einmal drei – der kabbalistische Lebensbaum. „Ich führe nun eine Fusionsbeschwörung durch. Und es ist der Tatsache zu verdanken, dass du ein vom Extradeck beschworenes Monster kontrollierst, dass ich den zusätzlichen Effekt von [Void Imagination] nutzen kann, um sechs der benötigen Materialien direkt von meinem Deck auf den Friedhof zu senden.“ Die Weiße Hexe zählte dazu auf: „[Infernoid Onuncu], [Infernoid Devyaty], [Infernoid Antra], [Infernoid Attondel], [Infernoid Harmadik] und [Infernoid Patrulea].“ An verschiedenen Plätzen innerhalb des Sephiroth tauchten benannte Effektmonster als Karten in den Flammen auf. Gardenia zeigte ihre Hand vor. „Weitere vier nutze ich aus meiner Hand. [Infernoid Pirmais], [Infernoid Piaty], [Infernoid Decatron] und [Infernoid Seitsemas].“ Auch die übrig gebliebenen Feuerkugeln wurden durch Karten ausgefüllt. Fast jedes Monster darin besaß eine andere Stufe, von 1 bis 10. Tatsächlich fehlte nur die Stufe 6, dafür war die Stufe 1 zweimal vertreten. „Und nun rufe ich das ultimative Infernoid-Monster! Fusion Summon!“ Schlagartig wurden alle zehn Flammen mit den Karten darin in den schwarzen Sog gezogen, welcher verschwand. Dann geschah es. Der Himmel verdunkelte sich, wurde so grau, dass es jeden Moment zu donnern und zu blitzen schien. „Zerstöre, [Infernoid Tierra]!“ Aufgerufen durch Gardenias Worte brach ihre Kreatur schließlich aus den Wolken. Blitze schlugen dabei überall um die Plattform herum ein. Unfassbar lang war diese Erscheinungsform Tierras, die sich hinab zum Platz des Geschehens begab, bis sie hinter Gardenia und der Glasplattform Stellung bezog, sich über deren Rand hinüber beugte. Langsam umschlang die drachenartige, gehörnte Kreatur mit ihrem Schweif die Glasplattform in der Luft an zwei Stellen. Ein weißer und ein schwarzer Flügel aus Glas fächerten sich dabei von ihrem Rücken auf. Über ihren Händen ließ sie gleichfarbige Energiekugeln erscheinen.   Infernoid Tierra [ATK/3400 DEF/3600 (11)]   „Was zur Hölle!?“, keuchte Zanthe. Nur knapp hinter ihnen umschlang der Schweif Tierras die Plattform, versperrte den Weg. Matt sah die Kreatur gebannt an. „Es sieht fast so aus wie Kalis Monster. Nur ein wenig kleiner und lebendiger.“ Gleichzeitig erklärte Gardenia im Inneren der vom Weißen Raum umschlossenen Blase: „[Infernoid Tierra] ist eine mächtige Kreatur, die mit einer variablen Zahl an Fusionsmaterialien beschworen werden kann.“ Der Sammler lachte vergnügt. „Natürlich verschwendet die Weiße Hexe ihre Zeit nicht mit der Mindestanzahl. Nein, ich schätze, zehn Infernoids dürfte das Maximum gewesen sein.“ „Korrekt. Und jetzt wird eine Sequenz von Effekten in Abhängigkeit der Anzahl an verschmolzenen Monstern verwendet.“ Sie streckte die Hand aus und hob den Zeigefinger. „Eins: Bei drei fusionierten Monstern werden die obersten drei Deckkarten beider Spieler auf den Friedhof gelegt!“ „Wie du wünscht.“ Der Rotschopf nahm seine Karten auf, genau wie seine Gegnerin. Während ihre direkt auf dem Friedhof landeten, zeigte er die seinen vor. Es waren die Zauber [Fusion Weapon], [Battle Fusion] und die Falle [Final Fusion]. Auch er schob sie schließlich in den Friedhofsschlitz. „Zweites: Bei fünf Infernoids schicken beide Spieler drei Monster von ihrem Extradeck auf den Friedhof.“ Die Frau hob dabei den Mittelfinger. „Jedoch befinden sich in meinem keine weiteren.“ „In meinem schon“, seufzte der Sammler schauspielernd und verkündete: „Ich verzichte dann auf [El Shaddoll Shekhinaga], [El Shaddoll Winda] und [El Shaddoll Anoyatyllis].“ Jene drei Karten wurden aus seinem Extradeck herausgeschoben und schließlich auch auf den Ablagestapel gelegt. Gardenia hob den Ringfinger an: „Bei acht Fusionsmaterialien wählen wir beide drei unserer verbannten Karten und legen sie auf den Friedhof.“ „Bedauerlicherweise besitze ich keine“, meinte der Sammler halbherzig. „Aber ich.“ Gardenia zeigte ihren Zauber [Chaos Neclipse] vor, ehe sie ihn in den Friedhofsschlitz schob. Gleichzeitig hob plötzlich Tierra ihre beiden Sphären über den Händen in die Höhe. „Und nun der letzte Effekt! Sind alle zehn Infernoids benutzt worden, werden die Hände beider Spieler auf den Friedhof geschickt!“ Da führte die schlangenhafte Drachengestalt die weiße und die schwarze Lichtsphäre zusammen. Mächtige Schockwellen entstanden, die Bäume unterhalb der Plattform schwankten ob des entstandenen, starken Sturmwinds hin und her. Nacheinander prallten die sichelartigen Klingen an der Barriere des Sammlers ab. Welcher amüsiert meinte: „Natürlich profitierst auch hier nur du davon, die du keine Handkarte mehr besitzt. Dann lege ich also meine [Shaddoll Fusion] ab. Bedauerlich.“ Er tat wie angekündigt und schob die Karte in den Friedhofsschlitz.   Und während er da drinnen sicher war, hatten Matt und Zanthe mit den heftigen Stürmen zu kämpfen. „Ugh!“, keuchte der kniende Dämonenjäger. „Wenn der Wind noch stärker wird, werden wir davon geweht.“ „Wäre doch unsere Chance zu entkommen“, gluckste Zanthe, dem ein paar schwarze Haarsträhnen ins Gesicht peitschten. „Außerdem bin ich jetzt Team Ginger! Diese Hexe ist irre!“ „Kalis Monster wurde bestimmt im Abbild von diesem hier erschaffen! Dann dauert es sicher nicht mehr lange, bis wir das Assmonster vom Sammler zu Gesicht bekommen!“ „So gern ich das sehen würde, hänge ich doch irgendwie an meinem Leben.“ Matt musste zum ersten Mal seit einiger Zeit grinsen. „Ich denke nicht, dass du noch irgendeine Form von Kontrolle darüber hast. Wir sind denen ausgeliefert. Verdammt!“ Er schlug mit der Faust aufs Glas, was natürlich eine ziemlich schmerzhafte Idee war. „Au!“   „Bedauerlicherweise hat das Vernichten meiner Fusionsmonster auch einen Nebeneffekt. Jedes von ihnen kann eine Shaddoll-Magie oder Fallenkarte von meinem Friedhof auf meine Hand schicken, wenn sie durch einen Effekt auf den Friedhof gelegt werden“, erklärte der Sammler völlig lapidar und fächerte seine Hand auf, in der nacheinander [El Shaddoll Fusion], [Nephe Shaddoll Fusion] und [Shaddoll Fusion] erschienen, die er der Hexe kurz zudrehte. „Keine von ihnen nützt dir noch länger“, wusste Gardenia jedoch und schwang die Hand zur Seite aus, „[Infernoid Tierra] wird [El Shaddoll Construct] angreifen!“ „Dann vergiss bitte nicht, dass drei weitere Zähler auf meiner Spielfeldzauberkarte [Curse Of The Shadow Prison] dazugekommen sind“, fuhr der Sammler ihr lächelnd in die Parade, „für jedes Fusionsmonster einer. Das kostet dein Monster pro Stück 100 Angriffspunkte.“ Winzige Schatten krochen an der drachenartigen Gestalt außerhalb der Blase empor.   Curse Of The Shadow Prison [Zählmarken: 1 → 4] Infernoid Tierra [ATK/3400 → 3000 DEF/3600 (11)]   Gardenia hielt stur dagegen. „Dennoch ist die Kraft Tierras mehr als ausreichend! Vernichte seine Puppe nun!“ Der Schlangendrache richtete sein Haupt nach unten und stieß eine glühende, schwarz-rote Flamme aus, welche die Blase jedoch abwehrte und zu beiden Seiten abprallen ließ. Die Luft um die Plattform herum flimmerte vor Hitze. „Ich fürchte, du unterschätzt [El Shaddoll Construct] ein wenig“, schmunzelte der Sammler und schnippte mit dem Finger. Kurzzeitig leuchteten die leeren Augen der riesigen Puppe in dunkler Metallkleidung auf. „Im Kampf zerstört sie automatisch jedes Monster, das spezialbeschworen wurde.“ Erneut streckte die Maschine ihre Hände aus und schwang zahlreiche, rote Fäden aus ihren Fingern wie Peitschen, die gegen die bereits von der Flamme Tierras schwarz gewordenen Stellen innerhalb des Bannkreises schlugen und diese schließlich durchdrangen. „Dessen bin ich mir bewusst“, konterte Gardenia und streckte die Hand aus, „deshalb verbanne ich die Zauberkarte [Void Seer] von meinem Friedhof. Für den Rest des Zuges ist es damit unmöglich, [Infernoid Tierra] durch einen Karteneffekt zu zerstören.“ Der Sammler fasste sich ans Kinn und machte ein nachdenkliches, aber unbekümmertes Summen. Dadurch, dass die Stränge seiner Puppe den Bannkreis überwunden hatten, waren sie den Flammen des dämonischen Drachens ausgesetzt, welcher sie entzündete. Binnen weniger Sekunden lösten sie sich wie eine Lunte auf und detonierten schließlich, als sie [El Shaddoll Constructs] Finger erreichten. Die Druckwelle im Inneren des Bannkreises störte den Sammler jedoch nicht.   [Collector: 4000LP → 3800LP / Gardenia: 750LP]   Im Gegenteil, er summte weiter, stimmte sogar eine fröhliche Melodie an. Als er den ungeduldigen Blick seiner Gegnerin auffing, lächelte er falsch. „Oh? Entschuldige. Ein Ohrwurm. Durch den Untergang von [El Shaddoll Construct] wird ihr letzter Effekt aktiv. Wieder erhalte ich eine Shaddoll-Nicht-Monsterkarte von meinem Friedhof zurück. Da bleibt dann nur noch [Shaddoll Core].“ Jene Falle wurde von seinem Friedhof ausgespuckt und in sein bereits drei Karten umfassendes Blatt genommen. Die Weiße Hexe nickte ihm zu. Ihr Zug war beendet, womit Tierra damit aufhörte, Flammen auszuspeien. Die obere Seite des Bannkreises war vollkommen schwarz, flimmerte unregelmäßig.   Nicht weiter davon beunruhigt zog der Sammler seine nächste Karte und betrachtete sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. Dann sah er auf, drehte dabei das verbliebene Fusionsmonster auf seiner schwarzen Battle City-Duel Disk in die Horizontale. „[El Shaddoll Grysta] geht in die Defensive.“ Der schwebende Ritter vor ihm schlug seine Fadenschwingen um sich, die ihn binnen weniger Sekunden in einen Kokon einhüllten. Jener pulsierte hin und wieder, war von Flammen überzogen, die ihm jedoch nicht schadeten.   El Shaddoll Grysta [ATK/2450 DEF/1950 (7)]   „Dazu setze ich eine Karte verdeckt. Du bist am Zug, werte Gardenia.“ Die Karte materialisierte sich zischend zu seinen Füßen. Und er lächelte, als wäre dies alles nur ein Spiel, das er nicht verlieren konnte.   ~-~-~   Der kleine Schattengeist saß schwankend auf Velvets Bettkante. Seine leeren, weißen Augen drehten sich förmlich ob der wahr gemachten Drohung des Mädchens, ihn in eine Waschmaschine mit Schleudergang zu stecken. Jenes hockte inzwischen bekleidet mit einem fliederfarbenen Kleid und schwarzen Leggins, aber immer noch knallrot im Gesicht vor Orion. Hinter ihren Brillengläsern betrachtete sie die schwarze, zwiebelartige Kreatur beschämt. „S-sorry, ich hätte das nicht tun sollen.“ „Alles gut …“, würgte der Schattengeist hervor. „D-du heißt also Orion“, fragte Velvet vorsichtig nach, „und bist hier, um auf mich aufzupassen?“ Ihr merkwürdiger Besucher schüttelte intensiv seinen Kopf – sprich den ganzen Körper – als vertreibe dies den Schwindel. Dann flötete er durch seine Mundtröte: „Jaha!“ „Warum? Wir kennen uns doch gar nicht.“ „Weil Lady Gardenia es so möchte. Sie ist schlau, lieb, manchmal sehr streng“, verfiel der Schattengeist sofort ins Schwärmen, „und das Wohl dieser Welt liegt ihr sehr am Herzen.“ „A-aber was hat das mit mir zu tun?“, verstand Velvet nicht. „Das“, druckste Orion herum, „äh, wissen wir selbst nicht so genau. Eine von uns hatte eine ziemlich schmerzhafte Begegnung mit einem maskierten Dämon, der ihr den Auftrag gegeben hat, dich im Auge zu behalten.“ Völlig irritiert fragte Velvet: „Maskierter Dämon? I-ich kenne so jemanden nicht.“ „Als Kali Lady Gardenia davon berichtete, hat sie sofort entschieden, dass wir uns alle um dich kümmern sollen. Und sie hatte Recht!“ Der Kleine nickte so heftig, dass er beinahe vom Bett purzelte. „Jemand ist hinter dir her, weil du die Zukunft sehen kannst!“ „Als ich von diesem Zyxx angegriffen wurde … ihr wart das? Ihr habt mir geholfen?“ „Ja, Kali hatte zu diesem Zeitpunkt Dienst.“ Orion verzog die Augen. „Eigentlich wäre es allein ihre Aufgabe, aber sie hält nicht viel von Verpflichtungen, also springen ich und Reika-chan ein.“   Plötzlich senkte er sein Haupt, die Kulleraugen verzogen sich traurig. „Aber Reika-chan ist seit ein paar Tagen verschwunden …“ „W-was!?“ Velvet sah ihn verängstigt an. Doch der Kleine ruderte wild mit seinen Stummelärmchen. „Darum musst du dich nicht sorgen! Sie ist Lady Gardenias Top-Schülerin und kann auf sich aufpassen. Sicher hören wir bald von ihr. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um dich!“ Velvet atmete tief durch und erhob sich langsam. „Das ist nett, aber ich möchte euch keine Umstände machen. Außerdem kann ich euch nicht einmal dafür entschädigen.“ „Das musst du nicht! Wie ich sagte: Lady Gardenia ist sehr wohlwollend, sie erwartet keine Gegenleistung für ihre Hilfe.“ Orion sah strahlend zu ihr auf. „Glaub mir, ich weiß es!“ Das brachte die Schwarzhaarige zum Kichern. „Wenn ihr von meinen Kräften wisst, wisst ihr dann auch, wer da genau hinter mir her ist?“ „Noch nicht“, gab der Schattengeist geknickt zu. „Kali-senpai konnte Zyxx fangen, aber bisher hat Lady Gardenia nichts von ihm erfahren können. Dieser Vampir ist echt zäh!“ „Ist er wirklich einer? Unheimlich …“ „Ah!“ Orion sprang erschrocken von der Bettkante und watschelte zu ihr herüber. „Ich wollte Velvet-chan keine Angst machen!“ Die schüttelte den Kopf. „N-nein, e-es ist nur, dass ich etwas Merkwürdiges bei ihm verspürt habe. Fast so, als habe er versucht, mich in seinen Bann zu ziehen. Sind das seine Vampirkräfte?“ „Jaha!“   Das Mädchen bückte sich zu ihm hinab und las ihn auf. Mit ihm auf dem Arm schritt sie herüber zu ihrem Schreibtisch und setzte Orion dort ab. „D-das ist alles etwas viel. Aber … vielen Dank.“ „Nichts zu danken“, grunzte ihr neuer Bekannter verlegen. Und machte einen riesigen Trötenmund, „wenn Velvet-chan will, kann sie mich gerne durch einen Kuss belohnen!“ „I-ich verzichte!“, schnappte die empört. „Was ist überhaupt ein 'chan'!?“ „Oh, das!? Ich bin ein Otaku! Ich benutze gerne solche Endungen. 'Chan' steht für süße Mädchen. Ich würde Lady Gardenia gerne Gardenia-sama nennen, aber sie hat es mir verboten!“ Er ließ den Kopf hängen. „Manchmal ist sie eben auch sehr streng …“ „Otaku? 'Sama'?“ „Das bedeutet-“ Sofort hob Velvet winkend die Hände. „Nein, schon gut! I-ich google das später!“   Sie zog ihren Schreibtischstuhl nach hinten und setzte sich an diesen. „Aber wie geht es jetzt weiter? Werde ich Lady Gardenia persönlich treffen?“ „Im Moment ist sie sehr beschäftigt.“ „Ich würde ihr gerne danken“, gestand Velvet, „sie scheint ja wirklich sehr nett zu sein. Und bei Kali und Reika möchte ich mich natürlich auch bedanken.“ Orion drehte ihr den Rücken zu. „Du wirst sie früher oder später schon kennenlernen. Und auch den faulen Zach-kun.“ „Zachkun?“ „Nein!“ Er wirbelte zu ihr um. „Zachariah! Zach-kun! Er ist der Letzte im Bunde und ich mag ihn gar nicht. Er hat schlimme Sachen getan!“ „O-oh … was für Sachen denn?“ „Ein Flugzeug zum Absturz gebracht! Viele Menschen sind gestorben!“, beklagte Orion wütend.   In dem Moment bekam Velvet ein ganz flaues Gefühl im Magen. In letzter Zeit hatte es nur einen bekannten Flugzeugabsturz gegeben. Den über Ephemeria City, welchen sie in einer ihrer Visionen miterlebt hatte. „W-welchen?“, fragte sie leise. „War überall in den Nachrichten. Flug 117.“ Die Schwarzhaarige weitete die Augen. Das war er! Sie schlug entsetzt die Hände vor den Mund. „Owah! Jetzt hab ich Velvet-chan wieder erschreckt! Eigentlich hätte Lady Gardenia ihn dafür bestrafen müssen, aber Kali-senpai konnte sie irgendwie davon abbringen.“ Als Orion sah, dass Mädchen die Tränen kam, fuchtelte er wieder wild mit seinen Ärmchen. „Hab keine Angst, Velvet-chan! Zach-kun wird nie in deine Nähe kommen! Wenn doch, verpasse ich ihm eine Abreibung, wie sie nicht einmal Lady Gardenia hinbekommen würde! Versprochen!“ „Warum hat er das getan!?“, wimmerte Velvet jedoch fassungslos. „Da waren … so viele … ich hatte eine Vision davon …“ Orion machte vor Schreck einen derart langen Trötenmund, dass er rückwärts stolperte und gegen ihre Schreibtischlampe stieß. „Wa-wa-wa-was!?“ Sie nickte um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. „Oh Velvet-chan, das tut mir leid.“ Er sah sie traurig an. „Aber ich darf nicht über seine Gründe sprechen …“ „Verstehe.“   Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und atmete dreimal tief durch. „Danke, dass du mir das erzählt hast.“ Nur wusste sie jetzt nicht mehr, ob sie Orion und seiner Gruppe überhaupt vertrauen konnte. Leute, die so etwas taten, waren noch zu viel mehr imstande. Waren ihre Absichten wirklich so uneigennützig wie er behauptete? Unabhängig davon hatten sie Velvet trotzdem vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt – fürs Erste. Was sollte sie bloß tun? „Wenn ihr herausfindet, wer hinter mir her ist, was werdet ihr tun?“, fragte das Mädchen vorsichtig. „Weiß ich nicht. Das entscheidet Lady Gardenia.“ Orion tapste zu Velvet herüber. „Aber sie wird dich bestimmt mit einbeziehen, immerhin ist dein Leben in Gefahr. Und diese Gruppe ist möglicherweise nicht die einzige, die dich wegen deiner Kräfte verfolgt.“ „W-was!?“ „Niemand darf je davon erfahren, Velvet-chan! Die Zukunft sehen zu können kann eine gefährliche Waffe darstellen!“, sprach Orion eindringlich. „Jeder, der davon weiß, wird dich ausnutzen wollen!“ Aber ihre Freunde hatten das nie versucht, wollte das Mädchen widersprechen. Auch wenn das so nicht ganz stimmte, aber Antworten bei Tests vorhersagen war wohl kaum, was Orion damit meinte. Und geklappt hatte es natürlich sowieso nicht. „I-ich kann sie ja nicht einmal kontrollieren. Ich wäre viel zu unzuverlässig als … Waffe.“ Orion sah sie nachdenklich an, wackelte mit seinem Kopf hin und her. „Hm, hm, hm. Vielleicht wäre es ja das Beste, wenn du lernst sie zu beherrschen? Es könnte dir eines Tages helfen, unangenehmen Lagen zu entkommen.“ Das Mädchen horchte auf. „Was? Ist das denn möglich?“ „Bestimmt. Ich habe schon eine Idee, aber die Wahl liegt bei dir.“ So ernst hatte sie ihn bisher nicht erlebt, besonders als er hinzufügte: „Wenn du deine Kräfte erst einmal kontrollieren kannst, werden sie dein Leben verändern. Du könntest Dinge erfahren, die du gar nicht wissen wolltest, wenn du der Verlockung nachgehst. Möchtest du das?“ Velvet zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber … aber ich glaube, ich bin nicht ohne Grund damit geboren worden. Vielleicht kann ich Gutes tun, wenn ich die Visionen steuern kann?“ Aber Orion gab zu bedenken: „Anderen bestimmt. Aber auch dir selber, langfristig gesehen? Das kannst nur du allein wissen, Velvet-chan.“ Jene seufzte. „Ja … ich denke darüber nach.“ „Du musst mich nur rufen! Ich bin immer in deiner Nähe, Velvet-chan!“   Damit schnippte er mit seinen winzigen Fingern und ließ vor sich auf dem Tisch ein kleines, schwarzes Portal erscheinen, durch das er schritt. Völlig verblüfft sah ihm Velvet dabei zu und hauchte ehrfürchtig, als das Portal sich wieder schloss.   ~-~-~   Sich nicht von der Arroganz des Sammlers beeindrucken lassend, griff Gardenia nach ihrem Deck und zog auf. Sie musste die Karte gar nicht ansehen, sondern spielte sie direkt aus. „Ich benutze den Zauber [Harmonic Waves], um für diesen Zug die Stufe Tierras auf 4 zu setzen.“ Der dämonische Schlangendrache, der sich um die Glasplattform geschlungen hatte und hinter Gardenia thronte, verfiel in einen grässliches Röhren, das kaum als Gesang durchgehen konnte.   Infernoid Tierra [ATK/3000 DEF/3600 (11 → 4)]   „Reguläre Infernoid-Monster können nicht beschworen werden, solange die Stufen der Monster auf meinem Feld acht oder mehr ergeben“, erklärte die Weiße Hexe, „da dies nicht länger der Fall ist, kann ich sie von meinem Friedhof reanimieren. Ich verbanne die Infernoids Pirmais, Antra und Harmadik von dort und beschwöre [Infernoid Devyaty] aus der Asche!“ Aus dem fast schwarzen Himmel brach eine weitere, meterlange Kreatur hervor. Zwar war sie allenfalls halb so lang wie Tierra, besaß jedoch große Ähnlichkeit zu dieser. Im Gegensatz zu ihr war sie eher Schlange als Drache und ihre Flügel aus Glas hatten eine klassischere, durchsichtige Form. Doch als sie sich hinter den Sammler begab und ebenfalls mit ihrem Schweif die schützende Blase einmal umschlang, wurde die Abstammung noch einmal besonders deutlich.   Infernoid Devyaty [ATK/2900 DEF/2900 (9)]   „[Infernoid Devyatys] Effekt aktiviert sich!“, verlautete Gardenia mit ausgestreckter Hand. „Alle Nicht-Void-Zauber- und Fallenkarten werden sofort zerstört! Hinfort!“ „Oh?“ Der Sammler schmunzelte. Das Monstrum spreizte seine transparenten Schwingen bis zum Anschlag, welche sich finster verfärbten. „Ich könnte diese Beschwörung durch [El Shaddoll Grysta] annullieren. Aber das ist doch genau, was du beabsichtigst, nicht wahr?“ „Ugh!“, keuchte die Weiße Hexe ertappt. „Denn dein Monster kann einen Monstereffekt annullieren und den Auslöser verbannen, indem es selbst ein Opfer anbietet.“ Der Rotschopf lächelte. „Sehr clever, wohl wahr. Du könntest Devyaty opfern und sofort eine neue Kreatur von deinem Friedhof rufen. Aber ich verzichte auf den Effekt von [El Shaddoll Grysta].“ Aus ihren Schwingen feuerte Devyaty zwei pechschwarze Laserstrahlen ab, welche die Barriere mühelos durchdrangen und einerseits die gesetzte Karte des Sammlers zerfetzten, andererseits auch seine Duel Disk trafen und den Spielfeldzauber darin vernichteten. Damit verschwanden die kleinen Schatten, die an der drachenartigen Kreatur empor krochen.   Infernoid Tierra [ATK/3000 → 3400 DEF/3600 (4)]   Matt und Zanthe hatten sich so weit es ging geduckt, denn die Hitze der Strahlen war unerträglich gewesen. Jetzt saß ihnen noch so ein Vieh im Rücken. „Das wird ja immer besser“, knurrte Matt angespannt, „wenn das so weiter geht, bricht am Ende noch die ganze Plattform zusammen.“ „Musst du immer alles so negativ sehen?“, fragte Zanthe, der sich über die immer noch bewusstlose Anya beugte. „Kein Wunder, dass du alles vergeigst. Du beschreist es ja förmlich.“ „Nicht witzig!“ Total witzig!   Matt pfiff verächtlich, als der Quälgeist in seinem Kopf gackernd widersprach. Er sah über die Schulter und weitete die Augen beim Anblick der Serpentine, die ihr Maul öffnete. „Duckt euch!“   „[Infernoid Devyaty], vernichte sein Monster! Angriff!“, befahl Gardenia indes innerhalb der unter dem ganzen Gewicht langsam nachgebenden Blase. Dann spie die hinter dem Sammler lauernde Kreatur eine smaragdgrüne Flamme, die ebenfalls durch den Bannkreis brach, an ihm vorbei schoss und von hinten seinen im Kokon eingewickelten Krieger zu Asche verarbeitete. „Ein Jammer“, seufzte der Mann schulterzuckend, „jetzt bekomme ich -schon wieder- [Shaddoll Core] von meinem Friedhof zurück, da Grysta dorthin umgezogen ist. Zur Erinnerung: Das war die gesetzte Karte, die dein teuflisches Werkzeug eben vernichtet hatte.“ Er zeigte die Falle vor und steckte sie zu den anderen vier Handkarten. „Dessen bin ich mir bewusst“, erwiderte Gardenia eisig, „und nun erfahre die volle Macht von [Infernoid Tierra] am eigenen Leib! Direkter Angriff auf seine Lebenspunkte!“ Der Schlangendrache, der sich über die Plattform beugte und auf die Blase herab sah, stieß einen infernalischen, schwarz-roten Odem aus und penetrierte den Bannkreis ein weiteres Mal. Anstatt sich aber zu schützen, breitete der Sammler die Arme aus und badete summend in den Flammen.   [Collector: 3800LP → 400LP / Gardenia: 750LP]   Kaum war der Angriff beendet, stand er völlig unbeschadet da und lächelte. „Liebe Güte, ist ganz schön kuschelig geworden. Aber Hitze tötet Bakterien ab, da beschwere ich mich sicher nicht.“ „Hmpf“, rümpfte Gardenia angesichts des unterschwelligen Hohns und verkündete: „Ich beende meinen Zug!“   „Hervorragend“, strahlte der Sammler und zog schwungvoll seine Karte. Sofort im Anschluss ballte er eine Faust und hob sie an. Auf seinem Handrücken trat ein schwarzes Symbol zum Vorschein, ein Breitschwert, das von Dornenranken umgeben war. Doch als er Gardenias entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte, senkte er seine Faust wieder und das Mal verschwand. „Aber nein, das wäre unfair, nicht wahr?“ „Hältst du dich etwa zurück, Strife Carrington?“, fragte die Weiße Hexe scharf. „Mitnichten.“ Er sah über die Schulter herüber zu Matt, Zanthe und Anya. „Aber bei so vielen neugierigen Augen muss ich doch eine gute Show bieten.“ Er wandte sich wieder Gardenia zu und nahm eine Karte aus seinem Blatt. „Diese habe ich mir extra seit dem letzten Zug aufgehoben: Die Zauberkarte [Pot Of Avarice].“ Jene stellte sich vor ihm auf und zeigte eine edle, voluminöse Vase, voll bespickt mit Edelsteinen. Und einem grinsenden Gesicht mit Schnauzbart. Jene trat aus der Karte hervor, während der Sammler seinen Friedhof aus dessen Schacht zog. „Ich mische fünf Monster von meinem Friedhof zurück ins Deck und ziehe dann zwei Karten. Oh, du dachtest sicher, du hättest meine Fusionen versiegelt. Leider muss ich dich da enttäuschen.“ Der Rotschopf fächerte fünf Karten vor ihren Augen auf. Sie waren allesamt violett umrandet – [El Shaddoll Winda], [El Shaddoll Construct], [El Shaddoll Grysta], [El Shaddoll Shekhinaga] und [El Shaddoll Anoyatyllis]. Allesamt führte er sie in einen Schlitz an der Seite ein, wo sich sein Extradeck befand. Gardenia schnaubte wütend, als er summend zwei Karten zog, die symbolisch auch aus der Vase hervor schossen, ehe diese grinsend verschwand. Mit insgesamt sieben Handkarten überlegte er laut: „Tja, was nun?“ Er schnippte demonstrativ mit dem Finger. „Ich weiß! Da du ein aus dem Extradeck beschworenes Monster kontrolliert, kann ich den besonderen Effekt meiner Zauberkarte [Shaddoll Fusion] benutzen. Also aktiviere ich sie!“ Über ihm öffnete sich ein schwarzer Wirbel, der Schatten aus dem Nichts in sich hinein zog. „Wie bereits erwähnt, da du [Infernoid Tierra] kontrollierst, kann ich die für die Fusion benötigten Materialien direkt von meinem Deck nutzen! Ich verschmelze also [Shaddoll Beast] mit dem ERDE-Monster [Apoqliphort Towers] von meinem Deck …“ Jene Karten stiegen über ihm auf und wurden ebenfalls in den Vortex gezogen. „… und erschaffe damit [El Shaddoll Shekhinaga]! Fusion Summon!“ Aus dem Sog tauchte eine gewaltige Gestalt auf, fast zu groß für den Bannkreis. Je vier Auswüchse besaß sie, die wie Beine wirkten – ein riesiges Flugobjekt. Darauf saß die mechanische Puppe [El Shaddoll Construct], die über violette Fäden mit ihrem Thron verbunden war.   El Shaddoll Shekhinaga [ATK/2600 DEF/3000 (10)] „Und da mein [Shaddoll Beast] durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt wurde, darf ich eine Karte ziehen“, verkündete der Sammler süßlich und lächelte, anders als das weiße Porzellangesicht seiner Marionette, welche sich hinter ihm positionierte. Er zog auf. „Auch wenn du es gewiss längst erkannt hast, erkläre ich es zur Sicherheit trotzdem noch einmal. [El Shaddoll Shekhinaga] kann einmal pro Zug auf Kosten einer Shaddoll-Karte in meiner Hand den Effekt eines spezialbeschworenen Monsters annullieren und es zerstören.“ „Was bedeutet, dass sich [Infernoid Devyaty] und deine Puppe gegenseitig aufheben können.“ „Korrekt“, nickte der Brite im schwarzen Anzug lächelnd, „je nachdem, wer zuerst den Abzug betätigt. Derjenige wird sein Monster verlieren.“ Seine Widersacherin runzelte die Stirn, begriff sie doch, dass sie praktisch keine Möglichkeit mehr besaß, die Effektmonster des Sammlers zu behindern. „Nun“, sprach der und betrachtete sein Blatt. Auf einmal schwand all die vorgetäuschte gute Laune und wich einem nachdenklichen, ja beinahe traurigen Ausdruck, „wenn ich richtig zähle, liegen in diesem Moment genau fünf FINSTERNIS-Monster auf meinem Friedhof. [Shaddoll Falco], [Shaddoll Hedgehog], [Shaddoll Dragon] und zwei Kopien von [Shaddoll Beast].“ Er sah auf, verzog die Augen zu Schlitzen. „Und das heißt, dass ich dieses Monster von meiner Hand spezialbeschwören kann. Tritt in Erscheinung, verblasste Erinnerung! [Oblemirage The Elemental Lord]!“ Der Schatten des Sammlers wuchs vor diesem auf der Glasplattform zu enormer Größe an und bildete ein Tor, aus dem eine eindrucksvolle Kreatur empor stieg. Völlig aus violett-goldenem Stahl war sie mit dem Erscheinungsbild eines fliegenden Augapfels. Unter jenem rotierten zahlreiche metallische Ruder, über der stilistischen Pupille ragte ein Helm samt schwebendem Kragen dahinter.   Oblemirage The Elemental Lord [ATK/2800 DEF/2200 (8)]   Die eigentlich blaue Iris innerhalb der schwarzen Pupille verfärbte sich plötzlich rot. Dazu erklärte der Sammler: „Bei der Beschwörung von Oblemirage erhalte ich ein Monster mit nicht mehr als 1500 Angriffspunkten von meinem Deck. Ich wähle einen [Shaddoll Falco].“ Jene Karte schob sich automatisch aus seinem Deck heraus, sodass er sie nur aufzunehmen brauchte.   Indes konnte Matt nur mit offenem Mund zusehen. „Unglaublich! Eben noch dachte ich, der Sammler wäre am Ende. Aber jetzt beschwört er Monster um Monster und sorgt gleichzeitig dafür, dass ihm nicht die Karten ausgehen. Er hat immer noch sieben auf der Hand!“ Selbst Zanthe konnte ihm diesmal nur zustimmen. „Yeah. Und soll ich dir was sagen? Ich glaube, er hält sich sogar noch zurück. Hast du den Blick gesehen, den er uns eben zugeworfen hat?“ „Hab' ich …“ „Trotzdem“, gluckste Zanthe voller schwarzem Humor, „da er Anya gewissermaßen gerettet hat, bin ich auf seiner Seite. Go, Collector!“ Er hob die Faust in den Himmel, während Matt stöhnend die Hand vor die Stirn schlug.   „Es scheint, als seien Anya Bauers Freunde auf deiner Seite“, stellte Gardenia fest und lächelte besonnen, „sie denken wahrscheinlich, dass ich auch ihnen schaden will.“ „Sie ahnen ja nicht, dass das alles ein abgekartetes Spiel ist“, erwiderte der Sammler, „und du in Wirklichkeit von Anfang an mich im Visier hattest. So ist es doch, nicht wahr?“ Die Weiße Hexe zog verheißungsvoll die Mundwinkel an. „Sehen wir doch, ob dieser Plan nicht nach hinten losgegangen ist?“ Der Mann nahm eine Karte aus seinem Blatt und zeigte sie vor. „Ich fusioniere ein weiteres Mal, diesmal mit [El Shaddoll Fusion]!“ Erneut entstand über ihm ein schwarzer Wirbel, der zwei Karten in sich hinein zog. „Ich verschmelze [Shaddoll Squamata] mit dem FINSTERNIS-Monster [Shaddoll Falco]!“ Kurz erschienen die durchsichtigen Abbilder einer gut gepanzerten Schlange und eines Vögelchens – beide in dunklen Farben gehalten – dann verschwanden auch sie in dem Sog. „Fusion Summon! Komm herbei, [El Shaddoll Winda]!“, rief der Sammler mit deutlich mehr Nachdruck als bisher in der Stimme. Aus dem Vortex schoss ein grünhaariges Mädchen, das auf einem chinesischen Drachen ritt. Auch diese beiden waren in tief violetten Tönen gehalten und hingen an zahlreichen Fäden.   El Shaddoll Winda [ATK/2200 DEF/800 (5)]   „Monstereffekte der beiden durch Karteneffekte auf den Friedhof geschickten Shaddoll-Monster“, sprach der Sammler konzentriert, „[Shaddoll Falco] wird verdeckt aufs Spielfeld beschworen. [Shaddoll Squamata] schickt ein weiteres Shaddoll-Monster von meinem Deck auf den Friedhof!“ Der kleine Vogel tauchte kurz vor ihm auf, ehe sich seine vielfach vergrößerte Karte über ihn legte und er darunter verschwand. Shaddoll Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]   „Ich schicke durch Squamatas Effekt [Shaddoll Hedgehog] auf den Friedhof. Und wird der durch einen Effekt dorthin gelegt, erhalte ich einen seiner Kameraden vom Deck. [Shaddoll Hound].“ Kurz tauchte vor ihm ein kleiner, finsterer Igel auf, der quiekend all seine Stacheln aus dem Rücken wachsen ließ, ehe er wieder verschwand. Dann schoss die benannte Karte aus des Sammlers Deck und wurde in dessen Blatt aufgenommen. Gardenia gab ein angespanntes Zischen von sich. „Nervös? Ahnst du bereits, was ich für dich im Sinn habe?“, fragte der Sammler süffisant. Dann nahm er die nächste Karte aus seinem Blatt. „Du wirst begeistert sein. Ich aktiviere [Monster Reincarnation] und werfe [Shaddoll Core] von meiner Hand ab, um ein Monster vom Friedhof zu bergen. Meine Wahl: [Apoqliphort Towers]!“ Diesmal war es jenes Effektmonster, das aus seinem Friedhof entnommen wurde. Er zeigte die Karte demonstrativ vor. „Weißt du, normalerweise dürfte diese Karte nur beschworen werden, indem man drei Qliphort-Monster dafür als Tribut anbietet. Aber es gibt einen Weg, das zu umgehen.“ Der Sammler zeigte seinen Handrücken vor, auf dem wieder das Schwert mit den es umringenden Dornenranken erschien. „Also greifst du doch auf deinen verborgenen Schatten zurück“, wusste Gardenia sofort zerknirscht. „Ich habe mich bereits gefragt, wann du zu solch niederen Mitteln greifen würdest.“ Abwehrend hob der Rotschopf die Hände. „Aber nicht doch. Ich beschwöre -ihn- nicht, ich nutze nur seine kleine Spielerei für meine Zwecke. Monstereffekt: The Taken Name!“ „Was?“, staunte Gardenia, als sich um die Monster des Sammlers weiß-schwarze Linien zogen, die ineinander verzackt waren. Ihr Widersacher lächelte sie vergnügt an. „Damit wird der Name jedes Monsters auf meiner Spielfeldseite zu einem anderen, den ich frei bestimmen kann. Ich bin so frei und nenne meine Monster, ob offen oder verdeckt, [Apoqliphort Towers]. Aber das ist nur ihr Name, nicht ihre Identität, Teuerste. So sind mein einziger Freund und ich immer miteinander verbunden.“ Die Hexe in weiß-grauer Robe musste lachen. „Oh? Damit ist wohl der Überwacher gemeint. Sicher verfolgt auch er in diesem Moment unsere Konfrontation.“ „Davon bin ich überzeugt. Und extra für ihn nehme ich all diese Mühen auf mich, dieses Monster zu beschwören.“ Der Sammler streckte die Hand nach vorne aus. „Ich biete [El Shaddoll Winda], [El Shaddoll Shekhinaga] und [Shaddoll Falco] als Tribut an! Erscheine, [Apoqliphort Towers]!“ Eins nach dem anderen löste sich erst die verdeckte Monsterkarte, dann die Drachenreiterin und schließlich auch die Puppe auf. Doch ihr Thron blieb. Und fuhr plötzlich hoch, offenbarte sich als vierbeinige Kampfmaschine, in deren Zentrum sich ein langer Kern befand.   Apoqliphort Towers [ATK/3000 DEF/2600 (10)]   Beinahe nebensächlich war es, dass der Sammler den Zauber [Shaddoll Fusion] und die Falle [Shaddoll Core] von seinem Friedhof zurück ins Blatt nahm, da seine Fusionsmonster dorthin geschickt worden waren. „Natürlich wäre [Apoqliphort Towers] in voller Größe wesentlich beeindruckender“, lamentierte der Sammler, als er damit fertig war, „aber das muss reichen. Doch auch so setzt sofort ihr Effekt ein, der sämtliche spezialbeschworenen Monster um 500 Punkte auf beiden Werten schwächt! Apocrypha!“ Der nach unten gerichtete Kern der Maschine begann grün zu leuchten. Auch um das andere Monster des Sammlers sowie die beiden Schlangen außerhalb des Kraftfelds begann sich ein gleichfarbiger Schleier zu legen, der sie träge machte.   Oblemirage The Elemental Lord [ATK/2800 → 2300 DEF/2200 → 1700 (8)] Infernoid Tierra [ATK/3400 → 2900 DEF/3600 → 3100 (10)] Infernoid Devyaty [ATK/2900 → 2400 DEF/2900 → 2400 (9)]   „Aber das war nur der halbe Spaß. Nächster Effekt von [Apoqliphort Towers]. Du musst ein Monster wählen, das sich entweder auf deiner Hand oder deinem Spielfeld befindet und es auf den Friedhof schicken“, sprach der Sammler weiter. Sofort begann die Antenne an der Spitze seiner Kriegsmaschine rot aufzuleuchten und einen Laserstrahl abzugeben, der um Gardenia herum etliche Male den Sephiroth-Lebensbaum zeichnete, bis jene sich um sie zu drehen begannen. Doch die Weiße Hexe schwang den Arm aus. „Du Narr! Durch das Opfer von [El Shaddoll Shekhinaga] kann ich jetzt bedenkenlos den Effekt von [Infernoid Devyaty]-! Was!?“ Doch die Kreatur im Nacken des Sammlers rührte sich nicht, war geschwächt von dem grünen Schleier um sie herum. „Bedaure, aber das ist nicht möglich. Monster mit geringer Stufe können [Apoqliphort Towers] nichts anhaben, von Zauber- und Fallenkarten ganz zu schweigen.“ Der Sammler grinste siegessicher. „Also? Welches Opfer bringst -du- dar?“ Gardenia knirschte mit den Zähnen. „[Infernoid Devyaty].“ Sofort dehnte sich der Ring aus, durchdrang zu allen Seiten die Blase und löste die Schlangenkreatur, als sie diese ebenfalls passierte, in grüne Partikel auf. Ganz zur sichtbaren Erleichterung der beiden, die am ehesten in der Schusslinie von Devyaty standen. „Da das nun erledigt ist, widmen wir uns nun dem Grande Finale“, sagte der Sammler überschwänglich und breitete die Arme aus, „Angriff auf [Infernoid Tierra], oh [Apoqliphort Towers]! Discard Materialism – ich hoffe, das war so richtig, Xiphos!“ Der Rotschopf zuckte kurz darauf erfreut mit den Mundwinkeln. Die Zackenlinien auf [Apoqliphort Towers] 'Beinen' begannen rosafarbend aufzuleuchten. Dann löste sich das Licht von ihnen. Aberdutzende Strahlen schossen an Gardenia vorbei, deren langer Zopf wild im Wind flatterte, durchdrangen den Bannkreis und schlugen wie ein Regen aus Pfeilen in die Drachengestalt am Ende der Glasplattform ein. An deren ganzen Körper entstanden Explosionen. Schreiend löste sich erst der Schweif, der sich um die Blase gewunden hatte, dann der restliche Körper der Kreatur von der Plattform und sie fiel brennend in die Tiefe. Noch bevor sie auf dem Boden aufschlug, löste sie sich auf.   [Collector: 400LP / Gardenia: 750LP → 650LP]   „Und jetzt“, schloss der Sammler plötzlich mit eisiger Stimme ab und streckte die Hand nach vorne aus, „beende es, Oblemirage! Direkter Angriff auf ihre Lebenspunkte!“ Gardenia schloss die Augen. Und grinste plötzlich. „Du hast etwas vergessen, Strife Carrington!“ Der Kranz aus zahlreichen, gold-violetten Rudern unterhalb dessen Monsters begann sich von jenem zu lösen und rotierte langsam auf die Weiße Hexe zu. „Auf meinem Friedhof befinden sich zwei Kopien von [Chaos Neclipse]. Und indem ich diese verbanne, verringere ich den Schaden für jedes meiner zu diesem Zeitpunkt verbannten Monster um 500. Drei Stück sind das und mal zwei genommen wird jeder Schaden also um 3000 Punkte reduziert.“ Sie riss die Augen auf. „Mir war von Anfang an bewusst, dass es kein Leichtes-!“ Er kicherte. Bitterböse und absolut selbstsicher. Und deutete mit dem Zeigefinger auf die offene Zauberkarte, die vor ihm aufgeklappt stand. Gardenia weitete die Augen. „Was!?“ „Oh, das habe ich vergessen zu erwähnen“, spielte der Rotschopf sein falsches Schauspiel bis zum Schluss, „mein [Pot Of Acquisitiveness] mischt drei verbannte Karten in das Deck ihrer Besitzer und lässt mich eine Karte ziehen. Das heißt, du musst nochmal den Abakus auspacken, Teuerste.“ Vor ihren Augen wurden Abbilder der Karten [Infernoid Pirmais], [Infernoid Antra] und [Infernoid Harmadik] in den aus der Zauberkarte heraus tretenden, silbernen Krugs mit fiesem Grinsen gezogen, welcher daraufhin eine einzelne Karte ausspuckte. Der Sammler zog diese. „Ich zähle nämlich keinerlei verbannte Monster bei dir.“ Und da tauchte er um Gardenia herum auf, der Kreis zahlreicher Metallplatten, welcher sich zu drehen begann. Erst jetzt wurde sie sich der Tatsache bewusst, dass dessen Innenseite aus einem guten Dutzend scharfer Klingen bestand. Welche nacheinander aus allen Richtungen in gerader Linie auf sie zu geschossen kamen. Die erste traf sie von hinten, die nächste von der Seite, dann von vorn und wieder von hinten. Der Körper der Weißen Hexe wurde wie eine Puppe von den Angriffen hin und her geschleudert, stets begleitet von einem gemeinen Zischen. Der letzte brachte sie schließlich zu Fall.   [Collector: 400LP / Gardenia: 650LP → 0LP]   „Hm“, machte der Sammler unbeeindruckt beim Anblick der in einer riesigen Blutlache liegenden Gardenia. Er schritt langsam auf sie zu. Die Hologramme verschwanden, ebenso die goldenen Linien auf der sie umschließenden Blase. Welche sich im Anschluss auflöste. „Irgendwie bin ich doch enttäuscht. Ich meine, dafür, dass wir angeblich auf einer Stufe stehen, war das doch ziemlich … antiklimatisch“, redete der Sammler nebenbei daher. In seiner rechten Hand materialisierte sich sein Gehstock. „Aber das ist das Problem an unserer Gesellschaft. Bewertungsskalen sind so … nichtssagend.“ Er stellte sich direkt vor sie. Umfasste seinen Gehstock mit beiden Händen. Und zog dann am Griff eine lange, dünne Klinge aus der versteckten Scheide hervor. Begleitet von den entsetzten Blicken der beiden Jungs hinter ihm. Gardenia öffnete in ihrer Blutlache die Augen. Aus ihrem Mundwinkel rann die rote Flüssigkeit ebenfalls hinab. „Ich verstehe deine Macht nun, Strife Carrington.“ „Und ich erinnere mich gesagt zu haben, dass ich nicht bei diesem Namen genannt werden möchte“, kam die Retour in ihrer kältesten Form. Der Sammler umrundete die verletzte Hexe und hielt ihr sein Schwert an die Kehle. Aber sie grinste weiter. Und klatschte ihre blutige Hand auf die Plattform. Welche laut scheppernd zum Schrecken des Sammlers sowie Matts und Zanthes in tausend Stücke zerbarst. Alle fünf Anwesend begannen zu fallen. Für einen Moment glaubte Matt, zwei schwarze Krähen am Himmel kreisen zu sehen, ehe alles dunkel wurde.     Turn 105 – Star-Crossed Fates Wie durch ein Wunder haben Anya, Zanthe und Matt den Sturz überlebt – doch zu welchem Preis bleibt offen. Jeder von ihnen muss sich mit der Frage nach der Zukunft auseinandersetzen und geht daher seiner eigenen Wege. Derweil trifft sich Nick mit der kürzlich genesenen Melinda Ford in der AFC-Hauptzentrale, um eine Forderung zu stellen. Welche jedoch nicht so ohne Weiteres akzeptiert wird … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)