Blinded By You von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kaiba Seto hatte viele Feinde, das wusste er selbst am besten. Viel zu viele gönnten ihm seinen Erfolg nicht, versuchten ihn von seinem Platz zu verdrängen. Nicht nur als Gamegenie war er bekannt geworden, sondern auch seine Leistungen in der Entwicklung von Hologrammen und Videospielen waren so weit vorangeschritten, dass er sich einen Namen gemacht hatte. Die Kaiba Corporation war wieder zu alten Ruhm und Bekanntheit aufgestiegen. So war diese Firma zu Lebzeiten seines Stiefvaters stets auf Hass und Gewalt fokussiert, war der Trendsetter schlechthin, wenn es um die neuesten und zerstörerischsten Waffen ging, doch nun, wo er selbst die Fäden in der Hand hielt, hatte er alles, was den Namen der KC einst ausmachte, mit eigenen Händen zerstört. Die Kaiba Corporation von damals gab es nicht mehr. Und er setzte alles daran, dass es sie niemals wiedergeben würde. Trotz all seiner Erfolge und dem Wunsch, von anderen anerkannt zu werden, gab es Menschen, die ihn nicht akzeptierten. Zu jung, untalentiert und kindisch. Was wussten diese Narren schon von ihm? Alles, was er besaß, hatte er sich selbst erarbeitet und hart erkämpft. Keine Sekunde hatte er stillgesessen und Däumchen gedreht. Seit seinem zehnten Lebensjahr hatte er auf diesen Tag hingearbeitet. Energisch zog er eine weitere Schraube seines neuesten Werkes nach, betrachtete das Gesamtstück. Ein neuer Duel-Disk, der bereits in einer Woche auf den Markt kommen sollte. Das Gehäuse edel und glatt, eine Kombination aus weiß, rot und schwarz, so wie ein modernes Design, das den Spieler ein einzigartiges Erlebnis verschaffte. Nicht sein bestes Werk. Garantiert aber ein Schnelldreher, der keinesfalls in den Verkaufsregalen verstauben würde. Nachdenklich zog er eine Augenbraue runter, drehte das Stück vorsichtig in seinen Händen. Er hatte nicht viel an dem Grundprinzip des Duel-Disks verändert. Eine neue Grafikkarte, hochwertiger und leistungsstärker und ein paar technische Änderungen, um das Gerät auf den neuesten Stand zu bringen. Unterschiedliche Farbmodelle, um der Nachfrage gerecht zu werden. Immer mehr junge Mädchen setzten sich mit Duel Monsters auseinander und auch diese Zielgruppe wollte er unbedingt zu seinen zukünftigen Kunden zählen. Nicht, dass der alte Duel-Disk, den er noch während des Battle City Turnier vorgestellt hatte, nicht mehr gut war. Die Funktionalität war nicht eingeschränkt und er konnte auch nicht behaupten, dass sich der Duel-Disk schlecht verkaufte. Kaiba strebte jedoch Perfektion an. Es gab immer irgendetwas, das er verändern wollte, das er ausprobieren wollte. Das brachte sein Beruf als Entwickler eben so mit. „Der Duel-Disk wird schwer am Arm, wenn man ihn längere Zeit trägt.“ Kaiba zischte genervt. Nur ein kleiner Satz, der ihn dazu angespornt hatte, sich erneut hinzusetzen und seine anderen Projekte zu verschieben. Wie lang lag dieser Tag in der Vergangenheit zurück? Kaiba hatte seinen Rivalen, Mutou Yuugi, zu einem Duell herausgefordert. Wie erwartet zog sich ihr Spiel sehr in die Länge und als Kaiba am Zug war, verzog Yuugi plötzlich das Gesicht. Er wirkte müde, beschwerte sich aber nicht. Stattdessen massierte er sich wortlos mit seiner freien Hand den Nacken, hopste von einem Fuß auf den anderen und warf den Blick allzu oft auf den Boden. Da hatte es ihm gereicht! „Yuugi, was ist los? Als König der Spiele erwarte ich von dir, dass du eine höhere Aufmerksamkeitsspanne als eine Fliege besitzt. Dein Verhalten ist respektlos“, erklärte der Brünette und blieb möglichst ruhig. Nach all der Zeit hatte er gelernt, dass es sinnlos war Yuugi auf diese Weise provozieren. Ihn anzuschreien oder grob zu beleidigen brachte rein gar nichts. Im Vergleich zu Atem war er ein kleines Lamm, sanftmütig und liebenswert. Der Pharao dagegen ein mutiger und brüllender Löwe. Es erstaunte ihn selbst am meisten, dass er Yuugi als seinen neuen Rivalen akzeptieren konnte. Es war Atems Wunsch. Seine Bitte. War es wirklich das? Tief in seinem Herzen wusste Kaiba, dass auch Yuugi, so unscheinbar und freundlich er sich geben mochte, eine starke und noble Duellantenseele in sich trug. Auch Yuugi war ein großartiger und fähiger Duellant und überzeugte nicht nur in Duel Monsters mit seinen Fähigkeiten, sondern auch in vielen anderen Spielen. Bisher hatte er es kein einziges Mal geschafft, in einem Duell gegen Yuugi die Oberhand beizubehalten. Yuugi war nicht Atem. Und vielleicht war das auch ganz gut so. „Tut mir Leid, Kaiba-kun. Mir tut der Arm weh.“ „Vom Krafttraining?“ „Willst du mich ärgern?“, brummte Yuugi erbost. Yuugi sah nicht so aus, als würde er trainieren. Sein Körper war schlank, geradezu dürr, wenn Kaiba es umschreiben sollte. Das wusste der Firmenleiter auch, aber er konnte es sich nicht verkneifen, eine spitzzüngige Bemerkung von sich zu geben, wo er doch genau wusste, dass Yuugi sich auf herkömmliche Art und Weise nicht provozieren ließ, aber durchaus schnell eingeschnappt war. Yuugis Reaktionen waren stets amüsant. Kaiba hatte Gefallen daran gefunden, zu testen, wie weit er gehen konnte und wo Yuugis wunder Punkt lag. Seine Körpergröße hatte sich als ein Schwachpunkt herausgestellt, da wurde selbst der sonst so ruhige und gelassene König der Spiele zickig und ließ seinen Rivalen im Regen stehen. Immerhin hatte es zwei Wochen gebraucht, bis Yuugi wieder ein Wort mit ihm sprach. Yuugi war eben ein putziger Ersatz für Atem, ein guter Lückenfüller mit dem man sich die Zeit vertreiben konnte. Es waren bereits drei Jahre vergangen. Drei Jahre seit sie aus der Schule raus waren und ihre eigenen Wege gegangen waren. Drei Jahre seit Kaibas letztem Wiedersehen mit Atem. Er selbst staunte am meisten darüber, dass er das Unmögliche möglich gemacht hatte und mit seinem Willen und seiner Technik eine andere Dimension durchbrochen hatte. Atems amethystfarbenen Augen hatten ihn mit großer Verwunderung angestarrt. Ungläubig betrachtete er den brünetten Mann, der sich ungefragt selbst in den Palast eingeladen hatte und nicht einmal den Anstand besaß, vorher nach einer Audienz bei dem von allen Menschen geliebten und geschätzten Pharao zu erbeten, sondern mit einem selbstgefälligen und herausforderndem Grinsen dem Thron näher kam und es sogar wagte, den Mann, zu dem ganz Ägypten hoch sah, mit dem Vornamen anzusprechen. Sein Name ging über seine Lippen, als wären sie gute Freunde, die sich Jahre nicht gesehen hatten. Kein Anzeichen von Demut oder gar Zurückhaltung. Sofort waren sämtliche Priester in Alarmbereitschaft und wollten ihre magischen Bestien beschwören, doch Atem hatte nur beschwichtigend die Hand gehoben. Sämtliche Priester wurden ruhig, gingen auf die Knie und verneigten sich unterwürfig ihrem Herrscher, während dieser kein Wort von sich gab und Kaibas unerschütterlichen Blicken standhielt. Atem hatte nur den Kopf schief gelegt und ihm ein warmes, einladendes Lächeln geschenkt und erwies sich als äußerst zuvorkommender Gastgeber, denn letztendlich war Kaiba eine ganze Woche im Alten Ägypten oder wie Atem es nannte Kemet geblieben und hatte die Zeit mit seinem wahren Rivalen und einzigem Freund verbracht. Eine Woche. Sieben Tage, die alles veränderten. Kaiba wollte Atem zuliebe all seinen Hass und Zorn hinter sich lassen und hatte entschlossen, dass er nach seiner Rückkehr nie wieder zurückblicken würde, sondern nur noch nach vorne. Mit erhobenen Hauptes und voller Stolz wollte er den Zukunft entgegentreten, so wie Atem, dessen Bild sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt und Spuren in seiner Seele hinterlassen hatte. Drei Jahre war dies nun her. Kaiba hatte Atem hinter sich lassen können und diesem seinen Wunsch erfüllt. Atem hatte Yuugi als einen wahren Duellanten anerkannt und wenn sein eigentlicher Rivale dies so sah, hatte er nicht das Recht, diese Entscheidung anzuzweifeln. Denn Atem war für Kaiba die Messlatte aller Duellanten. Nur jene Duellanten, die es schafften, seine Anerkennung zu erhalten, waren würdig sich mit Kaiba zu messen. Yuugi hatte bereits mehr als einmal bewiesen, dass er auf seine eigene Art und Weise besonders war. Yuugi war als Pro-Duelist bekannt und trug nach wie vor den Titel des Königs der Duellanten. Auch in anderen Spielen hatte er sich einen Namen gemacht, weshalb man ihn durchaus König der Spiele bezeichnen konnte. Hier war der Name Programm. Soweit Kaiba es wusste, arbeitete Yuugi nun im Laden seines Großvaters. Zugeben würde er es nicht, aber Kaiba wünschte sich, dass sie sich öfter duellieren könnten. Es war ihm nicht anzusehen, doch er genoss es mit jeder Faser seines Körpers, ihm in einem Duell gegenüber zu stehen. Yuugis Fähigkeiten waren einfach grandios. Immer wieder überraschte er mit neuen Kombos und Strategien und bewies, wie wichtig ein klarer Verstand und ein Blick fürs Wesentliche waren. Kaiba Seto bewunderte ihn. Diese seltenen Momente, wo sie sich nur mit ihren Duel-Disks und ihren nackten Seelen ausgerüstet, einander gegenüber standen, gaben ihm einen Grund jeden Morgen aufzustehen. Bisher hatte er es nicht geschafft, Yuugi zu schlagen. Und auch heute hatte sein geschätzter Rivale eine andere Strategie, andere Monster-, Zauber- und Fallenkarten, die ihm klarmachten, dass auch Yuugi sich auf ihre Duelle freute und sich entsprechend vorbereitete. Er war anders als der Pharao. Nicht so forsch und dominant. Atem hatte stets dieses wunderschöne überhebliche Lächeln auf seinen Lippen, während seine tiefe Stimme und sein einnehmendes Lachen ihn verhöhnte. Kaiba hatte jede Sekunde ihrer Duelle genossen. Vielleicht lag es daran, dass Atem der einzige war, den Kaiba als stärker ansah. Atem war stärker als er. Seine Persönlichkeit, seine Art mit Problemen umzugehen und seine Fähigkeit in einem Duell ihn zu unterwerfen und ihm seine eigenen Schwächen aufzuweisen – all das machte ihn zu einem würdigen Rivalen, der ihn stets dazu antrieb, über seine eigenen Grenzen hinauszusehen und neue höhere Ziele erreichen zu wollen. Atem zeigte ihm, dass hinter dem Horizont weitaus mehr war, als das Auge zu erblicken vermochte. Doch Atem war nicht mehr hier und er hatte sich mit Yuugi als neuen Rivalen begnügen müssen. Yuugis Präsenz während eines Duells war nicht mal halb so einnehmend und beeindruckend, doch da war etwas, was in seinen Augen aufflammte. Der Wille zu siegen. Kaibas größter Fehler war es, ihn zu unterschätzen. In einem Moment lachte er über ihn und im nächsten Moment hatte der unscheinbare Yuugi mit dem liebenswerten Lächeln den Boden mit ihm gewischt und ihm eine neue Grenze aufgewiesen. Yuugi hatte durchaus die Macht sich auf Augenhöhe mit ihm zu messen. Und das war es, was ihn faszinierte. Yuugi veränderte sich während eines Spiels. Er mochte den Anderen Yuugi – Pharao Atem – verloren haben, doch nun musste er sich gegen den Kleinen Yuugi behaupten, der sich als ebenso fähig und ebenbürtig erwies. Kein Wunder, dass Atem ihn in höchsten Tönen gelobt hat. Er hatte recht. Es ist ein fataler Fehler ihn aufgrund seines unscheinbaren Aussehens zu unterschätzen. Ich darf nicht zulassen, dass Yuugi mich erneut besiegt, dachte Kaiba und biss sich auf die Unterlippe. Yuugi war sein Rivale. Aber auch ein Mensch, den Kaiba gerne um sich hatte. Völlig egal, wie oft Kaiba ihn von sich stieß und ihm sagte, dass er seine Freundschaft ablehnte, Yuugi kam immer wieder auf ihn zu. Und jedes Mal mit diesem ehrlichen Lächeln und dieser strahlenden Güte, die ihn stets daran erinnerte, wie pechschwarz seine eigene Seele war. Vielleicht hatte Atem ihn deshalb darum gebeten, Yuugi als Freund und als Rivalen anzuerkennen und ein wachendes Auge auf ihn zu haben. Und wenn Kaiba ehrlich war, so war er dankbar, dass Yuugi so viel Geduld aufbrachte und immer wieder ihre Verbundenheit und Freundschaft betonte. Das gab Kaiba Sicherheit und Stabilität. Es tat gut, zu wissen, dass Yuugi seinen Sarkasmus nicht persönlich nahm und seine wahre Persönlichkeit durchschaute. Erst jetzt, Jahre später, wurde ihm bewusst, wie tief Yuugi in seine Seele zu blicken vermochte und dass er jede Lüge durchschaute. Er konnte ihn nicht belügen. Auch das beruhigte ihn auf merkwürdige Art und Weise. Ob als Rivale oder Freund – er konnte sich auf Yuugi verlassen. Atem brauchte sich keine Sorgen um Yuugi zu machen. Nicht Kaiba musste auf ihn aufpassen, viel eher war es Yuugi, der Ausschau nach Kaiba hielt. „Heh, stimmt, so wie du aussiehst, kannst du nicht mal einen Apfel halten.“ „Was?!“, kam es empört von Yuugi. Mit Verwunderung betrachtete er seinen Gegenüber. Er blies die Backen auf, wie ein beleidigtes Kind, dem man ein Spielzeug weggenommen hatte. „Entschuldige, das war... unprofessionell.“ „Der Duel-Disk wird schwer am Arm, wenn man ihn längere Zeit trägt“, erklärte Yuugi sich und hob seinen Arm, um auf das Gerät hinzuweisen. Das war der Moment, in dem Kaiba entschlossen hatte, dass er etwas ändern musste. So war sein neuer Duel-Disk viel leichter, komfortabler zu tragen und er hatte sämtliche spitzen Kanten so abgeschliffen und abgerundet, dass niemand sich verletzen konnte. Nur der Feinschliff fehlte. Yuugi wusste nichts hiervon, noch weniger von seiner Motivation. Ein Lächeln schlich sich auf Kaibas Gesicht. Er konnte es kaum mehr erwarten, Yuugi seine neueste Kreation zu zeigen und erneut gegen ihn zu spielen. Mittlerweile war es nicht nur sein Wunsch, ihn zu schlagen, sondern die Aufregung, das pure Adrenalin, das ihn dazu brachte, nach einem neuen Spiel zu streben. Yuugi war ihm in vielerlei Hinsicht ebenbürtig und er schätzte ihn als Kollegen in der Szene. Eine Woche verging und endlich kam sein neuer Duel Disk auf den Markt. Mit Stolz präsentierte er den Medien, woran er seit Wochen getüftelt hatte. Während der Pressekonferenz waren die Gesichter der Anwesenden mit Staunen erfüllt. „Leichter, schneller, komfortabler und vor allem viel leistungsstärker. Das ist der neue Duel-Disk A-Plus, den wir ab kommenden Dienstag in sämtlichen Technikfachgeschäften und ausgewählten Spielläden veräußern werden. Unser Ziel war es, das zu verbessern und auszuarbeiten, was ausbaufähig war und mit Stolz können wir, das Entwicklungsteam der Kaiba Corporation sagen, dass wir ein modernes Gerät erschaffen haben, das die Freude an Duel Monsters noch weiter steigern wird.“ Kaibas Gesicht strahlte. In seinen Worten schwang pure Begeisterung mit. Nichts zu sehen, von dem sonst so distanzierten und desinteressierten Mann. Hier stand jemand, der sein Fachgebiet verstand und die Menge zu begeistern wusste. Seine Stimme war erfüllt mit Leidenschaft und seine Rede riss das Publikum mit. Als er das Gerät rausholte und es in seinen Händen wendete, um es der Menge genauer erklären zu können, raunten alle erstaunt. Kaiba war ein Vollblutprofi. Er wusste, wie er seine Begeisterung auf andere übertragen konnte. Plötzlich hob sich eine Hand aus der Menge. Ein Mann, der als einziger kein bisschen Interesse zeigte und nicht einmal versuchte dies zu vorzutäuschen. Als Kaiba den Mann erblickte, das Haar ordentlich nach hinten gegelt, ein vornehmer Nadelanzug und eine eisblaue Krawatte, die ihm selbst vom Rednerpult auffiel, wusste er, dass dieser Lackaffe Schwierigkeiten bedeutete. Ha. Aber mit Kaiba Seto war nicht zu spaßen. Er hatte stets Fakten und Argumente parat und bisher hatte es niemand geschafft, ihn in einer Diskussion zu kontern. „Werden Sie damit auch Mutou Yuugi schlagen können?“ „Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.“ „Sie versuchen seit nun fünf Jahren Mutou Yuugi in Duel Monsters zu besiegen. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das Spiel wirklich lieben oder einfach nur einen Weg suchen, ihr Ego zu befriedigen. Die Kaiba Corporation tritt seit Jahren auf der Stelle und anstatt auf Innovationen und interessante neue Geräte zu setzen, konzentrieren Sie sich auf einen Duel-Disk.“ „Duel Monsters wird von Jahr zu Jahr beliebter. Der stetige Zuwachs an neuen Spielern und der Erfolg des Kartenspiels ist nicht von der Hand zu weisen und es wäre pure Verschwendung, sich nicht mit diesem Medium zu befassen. Seit Jahren sind die Umsätze von Duel Monsters konstant. Es grenzte an Dummheit, dies zu ignorieren.“ „Man könnte meinen, dass Sie uns ein recyceltes Gerät vor die Nase setzen. Sie ändern die Verpackung und hoffen, dass das niemand bemerkt.“ „Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich der Duel-Disk A-Plus von seinen Vorgängern. Die Technik ist ausgefeilter, das Gerät läuft weitaus schneller und problemloser und wir haben weder Kosten noch Mühe gescheut, die Hologramme auf den neusten Stand zu bringen. So sehen die Hologramme noch lebendiger und echter aus, wodurch das Spiel ein einzigartiges Erlebnis wird.“ Kaiba verkniff sich den sarkastischen Unterton. Kritiker. Wie er sie hasste. Wenn er eines gelernt hatte, so war es, dass negative Resonanz lediglich bedeutete, dass seine Arbeit wahrgenommen wurde und Relevanz besaß. Warum sonst sollte sich dieser Mann die Mühe machen, hier in der Öffentlichkeit gegen ihn zu diskutieren? Vermutlich nur wieder irgendein Idiot, der nicht akzeptieren konnte, dass die Kaiba Corporation niemals wieder mit Waffen handeln würde. „Es ändert aber nichts an dem Konzept oder den Grundfunktionen, Kaiba-san.“ Seto bemerkte den bissigen Unterton in der Stimme des Fremden. „Das Konzept möchte ich auch erhalten, da es von den Fans und den Spielern selbst so gewünscht ist. Allerdings gibt es nun neue Features, die vieles erleichtern. Ein moderner Touchscreen, Bluetooth, die Möglichkeit das Handy oder andere Zweitgeräte an den Duel-Disk zu schließen und unterwegs Musik zu hören, so wie ein Navigationsgerät, das mithilfe einer Karte weitere Spieler anzeigt. Ich möchte hier nicht das Rad neu erfinden, sondern das verbessern, was verbessert werden kann und muss. Immerhin schreitet die Technik voran und wir, die Kaiba Corporation, wollen uns den Umständen anpassen und neue Wege ebnen.“ Der Mann antwortete dieses Mal nicht, sondern nickte nur. Seto spürte, wie der Blick des Mannes ihn durchbohrte. Und schon hob sich die nächste Hand aus dem Publikum, so dass er diesen einen Kritiker schnell aus seinen Gedanken bannte und sich auf seine Pressekonferenz konzentrierte. Ganz egal, was er vorstellte oder worum es ging, es gab immer diese Menschen, die alles in Frage stellten. Kaiba wäre aber kein erfolgreicher Geschäftsmann, wenn er nicht wüsste, wie er mit diesen Leuten umgehen musste. Und so konzentrierte er sich auf das Wesentliche wie ein Profi. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Einige Wochen später hatte er Yuugi kontaktiert. Bereit für ein Duell. Eine neue Herausforderung. Yuugi, der sonst schüchtern und zurückhaltend war, willigte sofort ein und seine Stimme am Telefon klang heiter und erfreut. Kaiba genoss die schöne Stimme des Mannes, die voller Entschlossenheit und Inbrunst förmlich glühte und den Hörer zum Schmelzen brachte. Sie teilten eine Leidenschaft und begegneten sich auf einer Höhe. Die Vorfreude ließ Kaiba geradezu erzittern. Sein ganzer Körper war bereit und er konnte es kaum abwarten, Yuugi endlich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, die Karten zu mischen und das Spiel zu beginnen. Yuugi hatte sich zwar auch einen Namen als Pro-Duelist gemacht und war generell als Spielgenie bekannt, der auch komplexe und komplizierte Rätsel innerhalb kurzer Zeit löste. Mokuba hatte einmal erzählt, dass er an einem Morgen, als er zur Schule gefahren wurde, sah, dass Yuugi den Laden eröffnete. Kaiba hatte sich dann weiter informiert und erfahren, dass dieser nun im Laden seines Großvaters mithalf und ein Studium in Richtung Game Development machte. Obwohl er Yuugi regelmäßig herausforderte und sie sich in der Duell Arena gegenüberstanden, hatte er nie danach gefragt, was Yuugi privat machte und welche Ziele er beruflich verfolgte. Er hätte mit Leichtigkeit fragen können, aber Kaiba wollte nicht den Anschein erwecken, dass er Interesse an ihm hatte, da er fürchtete, dass er auf diese Weise Schwäche zeigen könnte. Niemand sollte wissen, wie er Yuugi gegenüber empfand. Nicht einmal Yuugi selbst. Ein Mann seines Formats konnte es sich nicht leisten, nach außen Schwäche zu zeigen oder gar eine Freundschaft zu seinem Rivalen zu hegen. Wie würde das denn in den Medien aussehen? Da würde es doch nur wieder zu unnötigen Gerüchten kommen. Kaiba war in erster Linie das Gesicht der Kaiba Corporation und besaß einen großen Anteil an der Firma. Der Vorstand hatte ihn zum Gesicht ihrer Firma gewählt, da er mit seinen Kompetenzen und mit seinem Verständnis des Marktes überzeugte. Er hatte ein gutes Händchen dafür, die nächsten Trends zu erkennen und verstand, wie wichtig Angebot und Nachfrage war. Sämtliche Entscheidungen, die er in den letzten Jahren getroffen hatte, hatten der Kaiba Corporation zu unglaublicher Größe verholfen und so konnte er mit Stolz sagen, dass es seine Leistung allein war, die dazu führte, dass KC nun auch ins Ausland expandierte und in vielen verschiedenen Unterhaltungsmedien verkehrte. Nicht nur Freizeitparks oder technische Zusatzgeräte wie sein Duel-Disk, sondern auch Videospiele gehörten zu dem breitgefächerten Angebot seiner Firma. Als nächstes peilte er bereits den Onlinemarkt an und plante eine Virtual Reality Spiel, in dem sich Spieler aus aller Welt vernetzen konnte. Wenn Kaiba etwas tat, dann im großen Stil und möglichst extravagant. Domino war seine Stadt. Er sah alles. Er wusste alles. Mit seinem Satellitensystem hatte er ein wachendes Auge auf seine Stadt und es war die KC, die dieser Stadt zu neuem Wohlstand verholfen hatte. Touristen von Nah und Fern strömten nach Domino, um den Kaiba Park zu erleben und der Duel Dom mit seiner erstklassigen Duell Arena überzeugte auf allen Ebenen. Die moderne Lichttechnik war ihrer Zeit weit voraus, die Zuschauertribünen fassten mehr als 5000 Zuschauer auf einmal und jedes Turnier wurde gebührend gefeiert. Kaiba legte sehr viel Wert auf eine spannende Darstellung, die die Zuschauer jedes Mal aufs Neue von den Socken fegte und er liebte es, wenn die Massen seinen Namen riefen und sich von ihren Plätzen erhoben, ihm zujubelten und synchron in die Hände klatschte. Es war die Begeisterung der Massen, die er anstrebte. Sein Fanklub war nach wie vor gigantisch und die Menschen weltweit sahen zu ihm hoch. Er konnte es sich gar nicht leisten, auch nur den kleinsten Fehler zu machen, denn sein mediales Bild durfte nicht geschädigt werden. Der Name Kaiba war eine der größten Marke der ganzen Welt. Jeder Skandal war einer zu viel, insbesondere da die KC in der Vergangenheit keine allzu guten Schlagzeilen gemacht hatte. Als ehemaliger Rüstungskonzern, der Massenvernichtungswaffen und Werkzeuge zur Tötung von Menschen veräußert hatte, war es alles andere als einfach diesen Namen wieder reinzuwaschen. Bis heute wärmten sämtliche Medien dieses Thema immer wieder aufs Neue auf. Immer wieder wurde er mit der Vergangenheit konfrontiert. Und jeden Tag bewies Kaiba aufs Neue, dass dieses Image, das sein Stiefvater Gozaburou Kaiba erarbeitet hatte, der Vergangenheit angehörte und die KC niemals wieder in diese Richtung gehen würde. Die KC war nun mal kein unbeschriebenes Blatt und auch wenn er seit Jahren zeigte, dass die KC von heute nichts mit der Vergangenheit zu tun hatte, so gab es ehemalige Partner, die bis heute den plötzlichen Wandel nicht akzeptierten und kein einziges Haar an ihm als Person ließen. Wie oft musste er sich anhören, dass Kaiba seinen eigenen Stiefvater, seinen Wohltäter, mit eigenen Händen getötet hätte? Ich habe ihm nie gesagt, dass er sich aus dem Fenster stürzen soll. Das war seine eigene Schwäche, weil er mit dieser Niederlage nicht klarkam. Es war seine Entscheidung, sein Leben zu beenden, murrte er gedanklich und legte den Kopf in den Nacken. Es war so viele Jahre her und trotzdem konnte er diesen Gedanken nicht abschütteln. Vatermörder hatten seine ehemaligen Partner ihn bezeichnet und so sehr Kaiba es auch verleugnete, tief in seiner Seele verspürte er tatsächlich Schuld. Die Vergangenheit, so sehr er sie auch hinter sich lassen wollte, holte ihn immer wieder ein. Das Bild dieses Mannes, seine Stimme und sein markerschütternder Schrei, als er aus dem Fenster sprang, verfolgte ihn bis heute. Der zermatschte Körper, der am Asphalt aufgeprallt war und all das Blut – auch diesen Anblick konnte er nicht vergessen. Auch heute noch riss ihn dieser Anblick aus dem Schlaf und er spürte die Schuld, die seinen Rücken hinaufkroch und in sein Ohr flüsterte: Es war deine Schuld. Du bist ein Mörder. Du hast nicht das Recht auf Glück. Kaiba war skrupellos, wenn es um seine Feinde ging und zeigte keine Erbarmen, wenn es darum ging, diejenigen von der Bildfläche verschwinden zu lassen, die seinen guten Namen und seinen Ruf schädigen wollten, doch er hatte nie jemanden getötet. Zumindest hatte er nie selbst Hand angelegt oder den Befehl gegeben. Seine Security Guards waren in jeder Hinsicht loyal und befolgten jeden Befehl, doch Kaiba hatte immer darauf geachtet, dass seine Feinde am Leben gelassen wurden. Welche Qualität dieses Leben hatte, interessierte ihn nicht. Jeder musste sich seinen Platz in der Gesellschaft hart erkämpfen und wenn die ehemaligen Angestellten der KC – die zu Lebzeiten seines Stiefvaters hier gearbeitet hatten – glaubten, sie könnten Ansprüche an ihn stellen, hatten sie sich gewaltig geschnitten. Die KC war sein Eigentum und wenn er der Ansicht war, dass ein geheimes Labor zur Waffenherstellung gesprengt werden musste, dann war dies sein gutes Recht als Leiter dieser Firma. Er erinnerte sich zu gut daran, als er den Kaiba Park eröffnet hatte, wie jemand aus der Menschenmenge sich bis nach vorne durchdrängelte und sich durch die Absperrung kämpfte, nur um ihn als Mörder zu bezichtigen. Ein Mann mittleren Alters. Ein ehemaliger Angestellter, der nach seiner Entlassung keinen neuen Job fand und dem neuen Firmenleiter Schuld an seiner Misere gab. Was interessierte es Kaiba, dass dieser Mann seine Familie nicht mehr ernähren konnte? Er hatte weder die Zeit noch die Lust sich um die Schicksalsschläge einzelner Individuen zu kümmern. Er war Firmenleiter und nicht Wohltäter. Er hatte den Mann rauswerfen lassen und bis heute hatte er keine Ahnung, was aus ihm geworden war. Vielleicht war er nun ein Obdachloser, der unter einer Brücke hauste. Er hatte Ziele und Visionen. Ich allein habe der KC zu ihrer heutigen Größe verholfen. Waffen? Gewalt? Warum sollten Menschen ihr Leben riskieren, wenn sie dies auch in einer virtuellen Realität erfahren können, ohne dabei Schaden davonzutragen? Gozaburou war ein Einfaltspinsel, weil er dies nicht erkannte und mich ausgelacht hat. Siehst du, 'Vater', was meine kindischen Visionen aus deiner Firma gemacht haben? Ha. Von diesen Zahlen konntest du nur träumen. Dieses Kapitel der Kaiba Corporation war endgültig abgeschlossen und er würde alles daran setzen, dass niemals wieder irgendjemand es wagte, den guten Namen seiner Firma mit Waffen in Verbindung zu bringen. Die KC brachte Freude und Begeisterung. Das war sein Ziel. Sein Wunsch, überall auf der Welt Freizeitparks zu bauen, in denen Kinder aus allen Gesellschaftsschichten Spaß haben konnten, hatte er niemals aufgegeben. Kaiba achtete sehr darauf, dass Kinder Spaß an seinen Entwicklungen hatte, denn sie waren die Zukunft. Und er spendete regelmäßig große Summen an das Waisenhaus, in dem er und Mokuba Zuflucht gefunden hatten und achtete sehr darauf, dass Kinder und Jugendliche Vergünstigungen beim Erwerb von Duel-Disks bekamen. Manch einer mochte behaupten, dass es sich hierbei lediglich um taktisches Kalkül handelte, eine einfache Marketingstrategie, um mehr Kunden anzulocken, doch Kaiba ging es um viel mehr. Er vernetzte die Menschen mit seiner Technik und er war stolz auf das, was er mit seinen Händen geschaffen hatte. Seine Hologrammtechnik verband Menschen weltweit. Seine Virtual Reality hatte den Weg in eine neue Zukunft geebnet. Atem... die Ägypter haben Architekturen für die Ewigkeit erbaut und bis heute sind die Menschen begeistert und ich werde dir in nichts nachstehen. Du wirst sehen, dass auch meine Technik, meine Visionen, die Menschheit voranbringen wird. Und seine Duelle gegen Mutou Yuugi begeisterten die Menschen weltweit. Ein selbstsicheres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Der Name Kaiba Seto würde in die Geschichte eingehen. Und heute war der Tag, an dem er seinen Duel Monsters Kontrahenten, seinen Rivalen, Mutou Yuugi endlich besiegen würde. Einmal mehr strich er sich seinen weißen Mantel zurecht und erhob sich nun von seinem Bürostuhl, warf einen letzten, flüchtigen Blick auf die Skyline seiner Stadt. Er war sich sicher, dass der Duel Dom mit tausenden von Fans gefüllt sein würde und dass sie alle dieses Event heiß ersehnten. Kaiba achtete immer sehr darauf, seine Duelle gegen Yuugi groß in Szene zu setzen, denn er wusste, wie wichtig es war, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Selbstbewusst schritt in Richtung des Fahrstuhls. Im Eingangsbereich seiner Firma wartete bereits Isono, der einmal mehr die Rolle des Schiedsrichters übernehmen würde. Yuugi wartete sicher schon auf ihn. Auch heute wurde das Duell über LiveStream ausgestrahlt, so konnten die Fans ihr Duell live verfolgen, auch wenn sie nicht anwesend sein konnten. Mokuba war immer noch in der Schule. Es grämte ihn etwas, dass Mokuba nicht live dabei sein konnte, doch er wollte auf keinen Fall, dass sein kleiner Bruder die Schule vernachlässigte. Immerhin musste auch Mokuba seinen guten Ruf wahren und was für einen Eindruck machte das, wenn ein Vizepräsident die Schule abbrach und keinen Abschluss hatte? Zumindest keinen guten, so viel stand fest. Durch Mokubas Schulzeiten und dessen Ehrgeiz Jahrgangsbester zu werden – was Kaiba wirklich lobte und auch beeindruckte – sahen sie sich meistens nur abends und am Morgen, bevor sie getrennte Wege gingen. Mokuba hatte bereits mehrmals verlauten lassen, dass er nach der Schule studieren wollte, um genauso wie sein Bruder mit Qualifikationen überzeugen zu können. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sie sich langsam auseinanderlebten. Mokuba wurde langsam erwachsen und mit 16 Jahren war er in einem Alter, wo er sich andere Vorbilder suchte und anfing, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem war sein Bruder sein Ein und Alles. Mokuba war wie ein eigenes Kind für ihn und auch wenn es ihn bestürzte, dass er seinen glorreichen Sieg gegen Yuugi verpassen könnte, so wollte er seinen Zielen nicht im Weg stehen. Mit etwas Glück würde Mokuba im entscheidenden Moment ankommen und seinen Sieg hautnah miterleben. „Isono! Machen Sie den Motor startklar! Yuugi soll keine Sekunde länger warten müssen.“ Sein Wort war absolut. Sein folgsamer Angestellter nickte eifrig und gemeinsam verließen sie das Firmengelände. Kaiba wollte gewinnen. Er war voller Zuversicht, dass seine neue Strategie, so wie der Einsatz neuer Karten, Yuugi überraschen würde. Er konnte es kaum abwarten Yuugis aufgerissene Augen zu sehen, die ihn teils mit Bewunderung und teils mit Erschrecken anstarrten, während sich die Hologramme vor ihren Augen festigten. Drachengeist des Weißen, Der Weiße Stein der Legende und Kaiba-Mann waren nur einige seiner neuen Karten, die ihm den Sieg bringen würden. Rund um den Duel Dom versammelten sich bereits Massen an Menschen, die nicht mehr ins Gebäude gelassen werden konnten. Kreischend jubelten sie ihm zu, als seine schwarze Stretchlimousine vor dem Eingan zum Stehen kam und er erhobenen Hauptes ausstieg. Bereits jetzt hatte er ein triumphales Lächeln im Gesicht. Sein Blick verriet absolute Zuversicht. Als er sich in Richtung des Doms bewegte, flatterte sein Mantel bedeutungsvoll umher und verlieh ihm eine beinahe majestätische Ausstrahlung, wie ein König, der die Stufen zu seinem Thron erklimmte. Die Menschen jubelten und tobten, als er an ihnen vorbei lief. Sie streckten ihre Hände nach ihm aus und nur die Absperrung und die zahlreichen Security Männer hielten sie zurück. Er war eine Berühmtheit. Die Frauen warfen sich ihm, dem Eiskönig, vor die Füße und wünschten sich sein erstarrtes Herz zu erobern. Aber hier war kein Platz für diese Art der Liebe. Für Kaiba gab es nur seine Arbeit, seine Leidenschaft und seinen geliebten Bruder. (Dass auch Yuugi und ihre nervenaufreibenden Duelle dort ebenfalls einen Platz gefunden hatten, gab er nicht zu.) Endlich betrat er die Duell Arena und kam Yuugi entgegen. „Ich habe lange auf dich gewartet, Yuugi.“ „Es ist schön, dass wir uns wiedersehen.“ „Ich bin nicht für Small-Talk hier, sondern um zu siegen.“ „Das weiß ich doch!“, lachte Yuugi und hob eine Hand vor seinen Mund. Diese Geste wirkte unglaublich unschuldig. Kaiba hasste es, wenn Yuugi das tat. Yuugi behandelte ihn immer wie einen guten alten Freund und manchmal glaubte er, dass Yuugi ihre Duelle nicht so ernst nahm wie er. Seinem Rivalen ging es gar nicht so sehr um den Titel, sondern mehr darum, eine spaßige Partie mit einem guten Freund zu spielen und ein wenig empfand Kaiba das auch so. Yuugi lachte amüsiert und ließ sich von Kaibas finsterer Miene nicht beeindrucken. Dieses Lachen und Yuugis leuchtende Augen brannten sich in Kaibas Gehirn ein. „Lass uns anfangen, Yuugi!“ „Ich bin bereit. Nach dir, der Verlierer des letzten Duells fängt an“, kam es gezwungen spöttisch von Yuugi. Kaiba wusste, dass Yuugi nicht in der Lage war, seinen Gegner ernsthaft zu verhöhnen, daher reagierte er mit einem angedeuteten Lächeln auf diese Worte, zog seine ersten fünf Karten und verlor sich in der Hitze ihres Duells. Beinahe zwei Stunden waren vergangen und Yuugi war erneut dabei, das Spiel für sich zu entscheiden. Kaiba knurrte. War seine Strategie immer noch nicht vollkommen? Was war es, das ihm fehlte? Wohl oder übel musste er sich eingestehen, dass er in Yuugi seinen Meister gefunden hatte und erneut sah er sich in einer ausweglosen Situation. Dunkle Brennende Magie, eine Konterzauberkarte, hatte ihn in die Knie gezwungen und so sehr er auch überlegte und die Karten in seiner Hand anstarrte, sämtliche Möglichkeiten abwog, so fand er keine Lösung. Wie sollte er das Blatt jetzt noch wenden? „Alles in Ordnung, Kaiba-kun?“ „Stör mich nicht, Yuugi. Ich denke nach.“ „Oh, entschuldige“, murmelte Yuugi leise und senkte den Blick. Irgendwie niedlich, wie sehr sich Kaiba in dieses Spiel hineinsteigern konnte und alles um sich herum vergaß. Yuugi, der Spiele schon immer geliebt hatte, war unglaublich froh, jemanden gefunden zu haben, mit dem er diese Leidenschaft, die Liebe fürs Spiel, teilen konnte. Also schwieg er und wartete. Sicher würde Kaiba noch einen Weg finden, das Spiel umzuwerfen und ihn zu überraschen. Das hatte er bisher immer. Mein Arm fühlt sich so heiß an, dachte Yuugi und warf einen Blick auf seinen Duel-Disk. Der Touchscreen hatte sich verändert und blinkte unnatürlich. Obwohl er den Duel-Disk bereits mehrere Tage verwendet hatte, konnte er nicht sagen, was genau mit dem Gerät nicht stimmte. Versuchte es vielleicht eine Verbindung zum Internet herzustellen? Manchmal wurde das Gerät über eine Internetverbindung aktualisiert und lud neue Updates herunter, um die Daten der Hologramme anzupassen. Bisher hatte er sich mit diesen Vorgang nicht beschäftigt. Das Gerät machte dies meistens im Hintergrund, so dass sämtliche Funktionen ganz normal angewendet werden konnten. Fragend hob er seinen Arm und betrachtete das Gerät genau. Erst jetzt sah er einen kleinen Timer an der Seite. Zahlen, die langsam runter gezählt wurden. Wieder blinkte der Bildschirm und unsicher berührte Yuugi diesen, versuchte die Funktion der Zahlen zu ergründen. Vermutlich die Zeit, bis der Download fertig installiert war. Oder? Plötzlich verschwammen die Hologramme auf seiner Seite, sie blitzten mehrmals auf und wackelten wie die Bilder einer Fata Morgana. Irgendetwas stimmte nicht. „Kaiba-kun, mein Duel-Disk scheint beschädigt zu sein.“ „Langweilt dich etwa dein Gegner?“ Kaiba hob nun seinen Blick von seinen Karten und erkannte, dass die Hologramme auf Yuugis Seite gänzlich verschwunden waren. Eine Fehlfunktion? Bisher lief das System einwandfrei. Hatte der Satellit etwa Probleme mit der Verbindung oder war der Duel-Disk an Yuugis Arm etwa defekt? Bis eben lief doch alles wie am Schnürchen. Vielleicht hatte Yuugi ja nur aus Versehen den Touchscreen gestreift und ein anderes Programm geöffnet. Seto missfiel der Gedanke, dass sein neuestes Werk fehlerhaft sein könnte. Vor allem da dieser Duel Disk ans Yuugis Arm maßgeschneidert war und somit ein absolutes Unikat darstellte. Ein besonderer Gegner wie Yuugi verdiente auch eine besondere Behandlung und somit einen angepassten Duel-Disk. „N-nein, das ist es nicht! Entschuldige, das war vielleicht falsch ausgedrückt. Ich wollte nur sagen, dass– “ In diesem Moment blendete ihn ein helles Licht und ein lauter Knall ertönte. Instinktiv hob Kaiba seine Arme vor sein Gesicht und versuchte sich selbst und seine Karten zu schützen. Rauch umgab sie, so dass er nicht ausmachen konnte, was geschehen war. Der Geruch von Feuer lag in der Luft. Er hustete und kämpfte gegen die Tränen, die durch den Qualm langsam seine Augen benetzten. Seine Vision und seine Ohren waren getrübt. Alles war still, obwohl er sich sicher war, dass etwas zu hören sein musste. Kaiba ging zu Boden. Dieser plötzliche Schwindel und die Übelkeit. „Was zum“, fluchte er. Er konnte seine eigene Stimme nicht hören. Er wusste, dass er seine Lippen bewegt hatte und dass er etwas gesagt hatte, aber nichts drang zu seinen Ohren. Irgendetwas musste in die Luft gegangen sein. Eine zerstörerische Detonation, die alles um sich herum auslöschte. Vielleicht eine Gasexplosion? Mist. War Yuugi in Ordnung? Wenn es eine Gasexplosion war, erklärte das die Störsignale des Duel-Disks. Einige Minuten vergingen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Kaiba hatte bereits das Gefühl für Zeit verloren. Langsam erholten sich seine Ohren und nun nahm er ein betäubendes Piepen wahr, ehe er die Geräusche seiner Umgebung hörte. Immer noch gedämpft hörte er, wie kleine Metallstücke zu Boden gingen. Eines davon landete direkt vor ihm. Das panische Schreien aus den Zuschauertribünen. Menschen flüchteten ungeordnet Richtung Ausgang und bereits jetzt vernahm er aus der Ferne Sirenen, die sich langsam zu nähern schienen. Zögerlich griff er nach einem der Metallstücke, das vor ihm gelandet war. Zum Teil geschmolzen, die Form verändert. Panik machte sich in ihm breit. Nein, das durfte nicht sein. Das war nicht wahr! Seine Hand zitterte und ungläubig starrte er das verschmorte Metall an. Ein Teil eines Duel-Disks. So sehr er sich weigerte diesen Gedanken zu akzeptieren, so hatte sein Kopf bereits verstanden und gänzlich verinnerlicht was geschehen war. „Yuugi?! Was ist mit dir?!“, schrie er laut und zwang sich auf die Beine. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Alles drehte sich und er kämpfte gegen das Ungleichgewicht. Kaiba ging erneut zu Boden. Er verfluchte seine Schwäche. Er kam gegen die Ohnmacht nicht an. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- »Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Duel Disk des Königs der Spiele, Mutou Yuugi, mit Sprengstoff verkleidet war. Experten mutmaßen, dass Kaiba Seto selbst dieses eingebaut hat, um seinen jahrelangen Konkurrenten auszuschalten und auf diese Weise den ersten Platz der Weltrangliste zu ergattern. Das Logo der Kaiba Corporation war auf dem Sprengstoff zu sehen und es handelt sich um ein altes Fabrikat, als die KC noch unter der Leitung von Gozaburou Kaiba stand. Die Welt reagiert geschockt. Über Mutou Yuugi ist noch nichts Weiteres bekannt, es bleibt zu hoffen, dass-« Knurrend schlug er auf den Tisch und schaltete hastig den Fernseher aus. Seine Atmung ging stoßartig. Ein abgedunkelter Raum, die Vorhänge zugezogen und ein riesiger Schreibtisch, an dem ein Mann mit verschränkten Armen saß. Eine weitere Person trat näher. „Es war nicht deine Schuld, Seto.“ „Mokuba... bitte geh. Ich möchte jetzt nicht darüber reden.“ Die Stimme eines gebrochenen Mannes. „Seto, bitte lass dich nicht hängen. Lass mich nicht hängen.“ Der Brünette reagierte nicht, sondern vergrub einfach nur sein Gesicht in seinen Handflächen. Zum ersten Mal seit Jahren war ihm zum Heulen zumute. Er wusste es doch selbst! Mokuba musste es ihm nicht sagen. Was geschehen war, war nicht seine Schuld. Doch die Medien und ihre vorschnellen Berichtserstattungen glaubten ihm nicht. Niemand tat es. Die Kaiba Corporation war am Ende. Der Aktienwert seiner Firma war von einem Tag auf den nächsten in den Keller gestürzt und immer mehr Menschen gaben ihre Duel-Disk A-Plus zurück. Nicht nur, dass er sich vor den Medien rechtfertigen musste, nein, auch seine Kunden trauten ihm nicht mehr. Das Duell war live gestreamt worden. Jeder konnte die Explosion sehen. Und die Nachricht des Attentats verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Obwohl noch keine Informationen bekannt waren und die Polizei den Fall noch nicht mal untersucht hatte, war sich die Welt, oder eher das Internet sicher, dass Kaiba Seto selbst dies eingefädelt hatte. Ja, es war Kaibas Herzenswunsch Yuugi in einem Duell zu besiegen. Aber auch im Traum hatte er nicht daran gedacht, Yuugi zu verletzen. Ihm zu schaden! Niemals. Kaiba respektierte ihn, liebte ihre Duelle und freute sich wie ein kleines Kind, wenn Yuugi seine Herausforderungen annahm. Einmal mehr hörte er diese Stimme in seinem Hinterkopf tönen: Es war deine Schuld. Du bist ein Mörder. Du hast nicht das Recht auf Glück. Diese Stimme lachte ihn aus, verhöhnte ihn und der Schatten seines größten Feindes baute sich vor ihm auf und zeigte mit den Finger auf ihn. Er wollte weitermachen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Für jemanden, der in Vergangenheit lebte und ihr nachtrauerte, stellte die Zukunft ein unüberwindbares Hindernis dar. Sie war unerreichbar und rückte mit jeder Sekunde in weite Ferne. Er hatte sein Versprechen gegenüber Atem gebrochen. Habe ein wachendes Auge auf Yuugi und erkenne ihn als Freund und Rivalen an, wiederholte er Atems Bitte und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es gab keine Zukunft mehr. Jetzt, in diesem Moment, war sie nichts weiter als ein zerbrochener Spiegel, in dessen Scherben er nur sich selbst und seine Fehler erkannte. Mokuba stand neben ihn, zog seinen älteren Bruder in seine Arme. „Es wird alles gut, Seto. Ich bin bei dir. Gib jetzt nicht auf“, flüsterte Mokuba und drückte sein Gesicht in den Haarschopf des Älteren. Mokuba war sich nicht sicher, glaubte, dass sein Bruder weinte. Er hatte Kaiba noch nie weinen sehen, aber er war sich nicht sicher. Er hörte genauer hin. Ein Lachen war zu hören. Ein manisches Lachen. Kaiba drückte sich an Mokubas Halsbeuge, als suchte er Halt. Er war erschöpft. Er war müde. Er hatte es so satt! Kaiba sagte nichts, bewegte sich nicht, doch diese Geste allein machte Mokuba umso schmerzlicher bewusst, wie sehr sein geliebter Bruder litt. Noch immer konnte er nicht fassen, was geschehen war. Ein ganz normaler Tag. Wie immer fuhr ihr Chauffeur ihn zur Schule und fuhr dann wieder. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend bewegte sich Mokuba in Richtung des Gebäudes und begrüßte gewohnt heiter seine Freunde, die ihn lachend entgegenkamen. Trotzdem blieb da ein Gefühl des Unwohlseins, das er sich nicht erklären konnte. „Dein Bruder duelliert sich wieder gegen Mutou-san! Das ist toll!“ „Ich weiß, mein Bruder hat echt Glück“, prahlte Mokuba und strich sich sein kurzes Haar zurück. „Du bist sicher traurig im Schatten deines Bruders zu stehen, oder?“, mischte sich ein Mädchen ein und schenkte ihm einen mitleidvollen Blick. Wenn der große Bruder so berühmt war, war es nicht einfach, selbst anerkannt zu werden. „Unsinn! Er ist doch mein Bruder. Er bedeutet mir viel.“ Sie erreichten ihren Klassenraum, versammelten sich um Mokubas Platz. Er war beliebt bei seinen Klassenkameraden. Hilfsbereit, freundlich und total bodenständig. Die meisten sahen ihn einfach nur als ganz normalen Jungen in ihrem Alter an. Der Name Kaiba war zwar eine Last, aber bei seine Freunden fühlte sich Mokuba wohl. Hier konnte er lachen und weinen. Hier fand er Rückhalt. Abwechslung zum tristen Firmenleben und von seinen Aufgaben als Vizepräsident der Kaiba Corporation. Sämtliche Aufgaben wurden von Kaiba erledigt, aber sobald dieser sich in ein Projekt vertiefte, war Mokuba an der Reihe die Aufgaben und Pflichten zu erfüllen, die Kaiba in seinem Eifer liegen ließ. Mokuba machte das nichts aus. Als sein Bruder in seinem Alter war, hatte er keine Probleme diese Aufgaben zu erfüllen und er sah seinen Bruder als Maß aller Dinge. Kaiba war sein Vorbild und Mokuba strebte danach, genauso zu werden wie er. „Der neue Duel-Disk A-Plus ist echt cool. Meine Mama schenkt ihn mir, wenn ich die Prüfungen bestehe!“, erzählte einer der Jungs und strahlte über beide Ohren. „Du, und die Prüfung bestehen? Mit Glück wiederholst du sie nur dreimal!“ Alle lachten. „Was soll das denn heißen?!“ Alle waren fröhlich und lachten ausgelassen. Mokuba ging gern zur Schule. Mit den Jungen verstand er sich prima und die Mädchen waren sehr süß. Sie alle behandelten ihn wie einen ganz normalen Jungen. Nicht wie einen Superstar. Nach der Schule kam sein Chauffeur erneut vorbei und wartete mit der Limousine vor dem Eingang der Schule. Mokuba hechtete die Stufen hinab und beeilte sich zum Tor zu kommen. Wenn er Glück hatte, konnte er noch die letzten Züge des Duells sehen! Bestimmend wies er seinen Fahrer an, so schnell wie möglich zu fahren, dieser tat wie ihm geheißen. Doch die Bilder des Duells brannten sich in Mokubas inneres Auge. Immer wenn er die Augen schloss, sah er das Feuer. Die Explosion, die alles in ihrer Umgebung niederriss. Der Qualm, der nach oben stieg und bis zum Himmel reichte. Panik hatte sich bei den Zuschauern breit gemacht und die Rettungskräfte hatten Schwierigkeiten durch die herausströmenden Menschenmengen durchzukommen. Totales Chaos brach aus. Lediglich die Angestellten der Kaiba Corporation blieben ruhig und gaben Anweisungen. Mokuba hechtete in Richtung der Arena und kämpfte sich durch den Rauch. Der Rauch brannte in seiner Lunge, hustend bewegte er sich nach vorne und wandte seinen Blick hin und her, versuchte etwas zu erkennen. Er konnte Yuugi sehen, der am anderen Ende der Arena regungslos am Boden lag. Plötzlich wurde er übermannt von Angst. Wo war sein Bruder? Er schüttelte die negativen Gedanken sofort ab und suchte weiter. Als er dessen bewegungslosen Körper am Boden sah, beeilte er sich umso mehr, zu ihm zu kommen. Keuchend blieb er vor ihm stehen und fiel auf die Knie, schüttelte an dessen Schulter, in der Hoffnung, dass er nur ohnmächtig war. Isono war indes zu Yuugi geeilt, um nach diesem zu sehen. Es vergingen mehrere Minuten, bis die Rettungskräfte in die Arena kamen. Das Gebäude war vollständig evakuiert. Die Sirenen der Polizeiwagen und Rettungswagen waren bis in das Gebäude zu hören. „Nii-sama! Wach auf! Bist du okay?“, ängstlich schüttelte er die Schulter seines Bruder erneut. Dieser reagierte nicht. Die Druckwelle der Explosion musste ihn ebenfalls getroffen haben. „Isono! Beende den Livestream!“, wies er seinen treuen Bediensteten an und kämpfte gegen die Tränen. „Seto, auch wenn die Welt dich hasst, bin ich für dich da.“ „Mokuba“, hauchte Angesprochener nur, reagierte aber nicht weiter. „Lass die Leute reden. Die Welt wird erkennen, dass du nicht hinter all dem steckst. Außerdem musst du jetzt stark sein!“ Mokuba drückte seinen Bruder von sich, legte seine Hände auf die breiten Schultern des gebrochenen Mannes vor sich. „Das Ansehen der Kaiba Corporation hat gelitten. Na und? Der, der wirklich leidet, ist Yuugi!“ „Wie geht es ihm?“, flüsterte Kaiba und schloss die Augen, um so den Blicken seines jüngeren Bruders zu entgehen. „Er ist immer noch auf der Intensivstation, aber wieder bei Bewusstsein. Du musst zu ihm gehen, Seto. Lass ihn jetzt nicht im Stich.“ „Ich bin erbärmlich, was?“, sagte Kaibaunter einem gezwungenen Lächeln. „Nein. Alles, wofür du die letzten Jahre gearbeitet hast, ist ins Wanken geraten. Momentan sieht die Situation alles andere als rosig aus, da wäre jeder niedergeschlagen. Aber wir kriegen das wieder hin, okay?“ „Okay“, murmelte der Brünette und schob Mokuba beiseite, bewegte sich zur Tür und legte seine Hand auf die Türklinke, hielt jedoch einen Moment inne, ehe er den Knauf runter drückte und seinen Weg fortsetzte. Trübsal zu blasen und zu fluchen brachte nichts. Rein gar nichts. Es war bereits eine Woche vergangen und die Medien überschlugen sich stets mit neuen Meldungen. Duellanten, wie Ryuzaki und Haga, rückten erneut ins Licht, indem sie ihre ungefragte Meinung kundtaten. Kaiba war ebenso wütend wie angewidert. Aufmerksamkeitsgeile Arschlöcher. Plötzlich hatte wirklich jeder etwas zu sagen und mischte sich ein, obwohl sie nicht einmal in der Nähe waren. Keiner von ihnen hatte überhaupt eine Ahnung, was geschehen war, doch jeder von ihnen drängte sich nun ins Rampenlicht, in der Hoffnung, erneut relevant zu werden und ein Stückchen vom großen Kuchen abzusahnen. Absolut ekelhaft. Wenn es um Geld und Ruhm ging, zeigte jeder Mensch sein wahres Gesicht. Keiner dieser Duellanten, die ihre Ansichten schilderten, hatten auch nur den Hauch einer Ahnung, wie wichtig ihm Yuugi war und wie besonders ihre Beziehung zueinander war. Einige von diesen unverschämten Kerlen hatten sogar die Dreistigkeit, zu behaupten, dass Kaiba diese Explosion selbst eingefädelt hätte und dass man ja hätte spüren können, dass Yuugi dem großen eingebildeten Kaiba ein Dorn im Auge gewesen wäre, da er immer diesen finsteren, hinterhältigen Blick aufgesetzt hätte, sobald er in der Nähe seines Rivalen war. Kaiba fehlten die Worte. Plötzlich war jeder Experte und jeder wusste Details über ihre Rivalität, von denen Kaiba noch nie gehört hätte. Kaiba war schockiert, wie viele Gerüchte nun gestreut wurden und dass die Worte dieser drittklassigen Duellanten für bare Münze genommen wurden. Er hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen und stets darauf geachtet, keine Skandale auszulösen und jetzt kamen diese Kakerlaken aus ihren Ecken gekrochen und versuchten seinen Ruf noch weiter zu schädigen. Kaiba hatte immer darum gekämpft, den guten Namen seiner Firma beizubehalten und die Vergangenheit endgültig in den Trümmern zu begraben, doch einmal holte sie ihn ein und fesselte ihn. Er wusste nicht einmal, wo genau er hinwollte. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Es gab so viele Dinge, die er jetzt erledigen musste. Unter anderem die Pressekonferenz, in der er ein Statement zu dem Geschehen geben sollte, so wie einige wirtschaftliche Entscheidungen, doch am meisten wollte er zu Yuugi. Ihn sehen. Wissen, wie es ihm ging. Immerhin befand er sich im Kern der Explosion. Kaiba blieb stehen, biss sich auf die Unterlippe und kniff seine Augen zusammen. Wie schwer war der Schaden? Scheiße. Das war überhaupt nicht seine Art. Verdammt, er war doch Kaiba Seto! Ein Mann, der voller Selbstbewusstsein und Stärke nur strahlte. Er war die Definition von Macht. Er hatte nun wirklich keine Zeit Trübsal zu blasen und das würde er auch nicht mehr. Als er sich auf den Weg machte, die Treppen hinunterzuschreiten, erkannte er aus dem Blickwinkel, dass vor dem Eingang seiner Villa fremde Autos und Paparazzi versammelt waren. Wenn er seine Villa verlassen wollte, musste er wohl oder übel den Hinterausgang für Bedienstete nehmen. Obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob sich dort nicht auch ganz voll Leute befanden. Er verharrte in seiner Bewegung, rieb sich nachdenklich sein Kinn und wägte seine Optionen ab. Würde er den Eingang wählen, wäre er der Presse ausgeliefert. Natürlich konnte er ihre Fragen antworten, doch sie würden seine Antworten ohnehin verdrehen und vollkommen falsch wiedergeben. Oder etwas zusammenschneiden, das die größten Schlagzeilen machte. Und antwortete er ihren nervtötenden Fragen nicht, so würden alle denken, er wäre ein Feigling und hätte etwas zu verbergen. „Was hast du jetzt vor, Nii-sama?“ „Ich wollte bei Yuugi vorbeischauen, aber mit der Masse an Leuten draußen werde ich wohl nicht sonderlich weit kommen.“ „Was ist denn mit deinem neuen Hubschrauber? Der, der aussieht wie der weiße Drache?“ Seto betrachtete seinen jüngeren Bruder mit aufgerissenen Augen. Ein Glück, dass Mokuba so ein intelligenter Junge war! Na, das musste er ja eindeutig von ihm haben. Stolz erfüllte ihn. Das war eine grandiose Idee. Am Boden würden sie ihn abfangen können, aber wenn er über die Menge hinwegflog, entging er der Lügenpresse und konnte sich frei bewegen. Der Schwarzhaarige folgte ihm und summte vergnügt ein Lied. Seto war sich nicht sicher, ob er einfach nur versuchte, die Situation, in der sie sich befanden, auf diese Weise aufzulockern oder ob er einfach nur mal wieder eine Ohrwurm hatte. Zumindest kein nervtötender Werbejingle. Wenn er nur daran dachte, wie Mokuba die Werbung für den „USB Lighter Jii Jii Jii“ tagelang nachgesungen hatte, krausten ihm sich selbst jetzt noch die Zehennägel hoch. Da bekam er direkt Gänsehaut. Schrecklich und faszinierend zugleich. Im hauseigenen Hangar der Kaiba Corporation angekommen, setzte sich Mokuba ans Steuer des Hubschraubers. „Steig ein, Ni-sama! Ich bring dich ins Krankenhaus!“ „Lass dich bloß nicht erwischen. Wenn rauskommt, dass ein 16 Jähriger Hubschrauber fliegt, haben wir den nächsten Skandal.“ „Pffft, ich habe einen Flugschein, also wen interessiert's?!“ „Schon klar. Aber beschwere dich hinterher nicht, wenn du verhaftet wirst.“ „Mann, du bist so eine Spaßbremse, Nii-sama. Sieht doch eh keiner, wer das Ding steuert.“ Kaiba grinste und setzte sich neben seinen Bruder, der das Gerät vollkommen unter Kontrolle hatte. Mokuba war eben kein normaler Junge und hatte ungeahnte Talente. Und als Kaiba standen ihm ohnehin sämtliche Möglichkeiten offen. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Das stetige Piepen der Geräte machte ihn noch krank. Yuugi lag in seinem Bett. Die Schmerzen machten ihn wahnsinnig. Jedes Mal, wenn er versuchte Revue passieren zu lassen, was geschehen war, wurde er übermannt vor Schmerzen, als wollte sein Unterbewusstsein ihn daran hindern, darüber nachzudenken. Es fiel ihm ziemlich schwer überhaupt einen Gedanken zu fassen. Der Fernseher lief und sämtliche Nachrichten waren sich einig, dass der Schuldige an diesem Attentat nur einer sein konnte. Je öfter Yuugi diese Worte hörte, desto mehr glaubte er ihnen. Kaiba Seto soll der Täter gewesen sein. Yuugi konnte dies nicht glauben. Er wollte es nicht. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab und er merkte zunehmend, dass er verzweifelt nach einem Schuldigen suchte. Er brauchte einfach etwas, das er hassen konnte. Verabscheuen. Mit aller Kraft verfluchen konnte. Nie hatte er diese Gefühle gekannt, doch jetzt? Was blieb ihm anderes übrig? Er war erst heute Morgen aus dem Koma erwacht. Als er seine Augen aufschlug, hatten mehrere Ärzte ihn nach seinem Namen gefragt und sich nach seinem Geisteszustand erkundigt. Sein Gehirn hatte glücklicherweise keinen großen Schaden genommen. Er spürte den Verband um seinen Kopf und sein Gesicht. Er konnte seine Augenlider unter dem Verband zwar bewegen, doch er sah nichts. Das musste an der Bandage liegen. Sobald die Verbände runterkamen, würde er seine Umgebung erkennen können, doch die Schmerzen in seinem ganzen Körper ließen ihm keine Ruhe. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Die Schmerzen waren unerträglich. Der sterile Geruch, das Echo der Geräte und die immer wieder reinkommenden Schwestern und Pfleger, die ihm keine Ruhe gönnten. Das machte ihn noch verrückt. Bewegungslos lag er in seinem Bett. Er war dazu verdonnert, regungslos dazuliegen und der Stimme des Fernsehers zu lauschen. Da er sich nicht bewegen konnte, konnte er nicht einmal das Programm umschalten. Doch die Nachrichtensprecherin lenkte ihn etwas ab. So langsam wurde er klarer im Kopf und der Nebel lichtete sich. Eine Woche war vergangen. Er hatte sieben Tage im Koma gelegen und nichts mitbekommen. Wie sehr sich seine Freunde und Familie gesorgt haben mussten. Es war eine Stunde her, dass der Oberarzt ins Zimmer gekommen war und ihm seine Lage erklärt hatte. Ihren Arm können wir nicht mehr retten. Wie Sie sicher wissen, gibt es verschiedene Verbrennungsgrade. Sie spüren Ihren Arm nicht mehr, da das Feuer die Nervenenden komplett zerstört hat. Sowohl das Muskelgewebe als auch der Knochen sind verkohlt, erklärte er mit gedämpfter Stimme, machte immer wieder Pausen, um Yuugis Reaktion abzuwarten. Obwohl er ihm aufmerksam zuhörte und die Bedeutung seiner Worte verstand, hatte er nicht das Gefühl, wirklich zu verstehen, was er meinte. Erst als er mit aller Kraft versuchte, seinen Arm zu bewegen, wurde ihm so langsam bewusst, was der Arzt aussagen wollte. Nichts geschah. Sein linker Arm war zu schwer beschädigt. Yuugi konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie sein Arm aussah. Allein der Gedanke ließ ihn erschaudern. Die Verbrennung ging bis zur Schulter und lediglich die hohen Dosen an Schmerzmittel hinderten Yuugi daran vor Schmerzen zu schreien. Sobald sein Zustand sich gebessert hatte und er stabil war, würden sie seinen Arm amputieren. Lediglich die Zustimmung eines Familienmitglieds musste noch eingeholt werden. Dieser Gedanke machte ihm Angst. Und das war nicht mal das Schlimmste. Das größere Problem war der Verband um seinen Kopf. Alles um ihm herum war schwarz. Er konnte nichts sehen. Jedes Mal, wenn er ein Geräusch wahrnahm, drehte er panisch seinen Kopf hin und her, nur um wenig später zu merken, dass seine Umgebung in Finsternis blieb. Der Oberarzt hatte ihm gesagt, dass sie noch nicht wussten, wie die Lage aussah. Warten war demnach das einzige, was Yuugi tun konnte. Sie haben Verbrennungen des zweiten und dritten Grades am ganzen Körper erlitten, Mutou-san. Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob Sie jemals wieder etwas sehen werden können. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Sie hatten Glück, dass der Explosionskörper ein veraltetes Modell war, hatte er gesagt. Er hatte Glück gehabt. Ha. Gerade als er in sich wieder in seinen niederschmetternden Gedanken verlieren wollte, hörte er einen Aufruhr ihm Flur. Wieder ein Notfall? Oder etwas Anderes? Yuugi hätte nie gedacht, wie unglaublich schwer es war, sich ohne Sicht zurechtzufinden. Die Geräusche allein sagten ihm nichts. „Mutou-san, Ihre Freunde sind hier und wollen Sie besuchen.“ „Schicken Sie sie bitte weg. Ich möchte allein sein“, erklärte Yuugi nur und wandte den Blick ab, um so zu vermeiden, dass man ihn direkt ansah. Er wollte so nicht gesehen werden. Weder von seiner Familie noch von seinen Freunden. Was er jetzt brauchte war Ruhe und Zeit für sich allein. Er musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass er vielleicht nie wieder etwas sehen würde. Man hatte ihm bereits gesagt, dass die Chancen schlecht standen und er sich nicht allzu große Hoffnungen machen sollte. Der Verband wurde feucht. Krampfhaft versuchte er die Gedanken abzuschütteln, die ihn so sehr quälten, doch es gelang ihm nicht. Leise schluchzte er. Eines der Geräte begann erneut laut zu piepen, als er sich so sehr aufregte. Eine Schwester kam angerannt, stellte sicher, dass alles in Ordnung war und verschwand wieder. Yuugi hatte sie bereits mehrmals angeschnauzt. Er brauchte ihr geheucheltes Mitleid nicht. Für sie und die anderen Pfleger war er nur ein weiterer Patient. Sobald er hier raus war, war er aus ihren Erinnerungen gelöscht. Für sie waren solche Fälle doch alltäglich. Er schniefte. Wenn wenigstens der Pharao hier gewesen wäre, um ihn zu trösten und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde, aber er war nun mal nicht mehr hier. Yuugi musste allein mit seinem Leben klarkommen. Es dauerte Minuten bis er sich beruhigt hatte. Zumindest glaubte er das. Er hatte kein Gefühl für die Zeit und er wollte nicht nach dem Personal klingeln, nur um nach der Uhrzeit zu fragen. Vieles, was für ihn immer selbstverständlich gewesen war, würde ab nun ein Hindernis in seinem Leben darstellen. Furchtbare Angst machte sich in ihm breit. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass seine Welt nun für immer in Finsternis blieb und er niemals wieder die lächelnden Gesichter seiner Freunde und seiner Familie sehen würde. Augenblicklich machte sich Reue in ihm breit. Hätte ich mich doch nur anständig von Jii-chan verabschiedet. Hätte ich Mama doch noch mal ins Gesicht geschaut, bevor ich das Haus verließ. Hätte ich doch noch mal mit Jounouchi gesprochen, schoss es ihm durch den Kopf. Würde er sie jemals wiedersehen können? Der Oberarzt sagte, dass seine Lage ungewiss wäre und dass niemand mit Bestimmtheit sagen konnte, wie schwer der Schaden war, doch im selben Atemzug hatte er ihn dazu ermahnt, sich nicht zu viele Hoffnungen zu machen. In erster Linie konnte er sich glücklich schätzen am Leben zu sein. Doch was war das für ein Leben, das ihn erwartete? Mit nur einem Arm und ohne Augenlicht? Er würde eine Belastung für seine Familie werden. Würde er überhaupt sein Studium beenden können? All seine Träume und Ziele für die Zukunft lagen in einem Scherbenhaufen vor ihm und es war ihm nicht vergönnt, nach diesen Stücken zu greifen und sie zusammenbauen. Es fiel ihm schwer, optimistisch zu bleiben. Nach vorne zu blicken. Wie denn auch? Ohne Augenlicht konnte man seinen Blick auch nicht in eine Richtung lenken. Selbst diese Sprichwörter schienen in diesem Moment nur zu existieren, um ihn zu verspotten. Warum ausgerechnet ich? Wieso musste es mich treffen? Womit habe ich das verdient?, fragte er sich und zuckte vor Schmerz zusammen, als er seinen Kopf in das Kissen zurücklehnte. Diese eine Frage stellte er sich immer wieder. Er fand keine Antwort. Nur ein Name huschte in sein Unterbewusstsein. Kaiba Seto. ★━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━★ Sie landeten auf dem Dach des Domino City Hospitals. „Vielleicht war es doch keine ganz so gute Idee, den Weißen Flitzer zu benutzen. Das war etwas auffällig, oder?“ „Du hast doch damit angefangen. Und gib meinen Erfindungen bitte nicht so bescheuerte Namen, Mokuba.“ „Wieso? Er ist weiß und schnell. Passt doch.“ Mokuba grinste amüsiert. „Ich habe den Hubschrauber gebaut, also steht es mir zu, mir einen Namen auszudenken. Weißer Flitzer ist ja wohl alles andere als professionell oder gar ehrerbietig.“ „Ja, ja“, murrte Mokuba nur und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Wenigstens hatte er es geschafft, seinen Bruder einigermaßen abzulenken, so dass er wieder genauso selbstbewusst und bestimmend war, wie man es von ihm kannte. Gemeinsam liefen sie durch die Klinikflure. Sowohl angestellte Pfleger als auch Patienten drehten sich ungläubig nach dem Industriemagnaten um. Keiner konnte sich erklären, was ein reicher Mann wie Kaiba im Domino Hospital zu suchen hatte. Der ein oder andere dachte eventuell, dass der Firmenleiter gekommen war, um Mutou Yuugi, den König der Spiele, persönlich das Licht auszuknipsen. Leises Getuschel erfüllte die Gänge und der Widerhall von Kaibas Schritten. Als sie endlich in der Intensivstation angekommen waren, wurden sie letztendlich aufgehalten. Es war ein Pfleger, der sich ihnen in den Weg stellte und sie mahnend ansah. „Sie mögen vielleicht reich und berühmt sein, Kaiba-san, aber das hier ist ein Krankenhaus! Denken Sie bloß nicht, dass Sie sich mit Geld alles kaufen können. Die Intensivstation empfängt momentan keine Besuche.“ Kaiba verdrehte die Augen und anstatt ihm zu antworten, zückte er einen kleinen Block und einen edlen Kugelschreiber aus seiner Tasche. Der Kugelschreiber war schwarz verziert mit goldenen Mustern und glänzte im Licht der Neonröhren auf. Sein Gegenüber verstand nicht so recht was hier vorging, machte aber auch nicht Anstalten zur Seite zu gehen. Mit schnellen Bewegungen huschte er mit dem Kugelschreiber über das Papier und riss das erste Blatt des Blockes ab. Wortlos hielt er ihm das Stück Papier hin. Der Mann vor ihm riss schockiert die Augen auf. „Oh mein Gott... das ist ja“, brachte er zögernd heraus. „Sieben Millionen Yen zum Wohle des Krankenhauses. Oder ist das noch nicht genug?“, fragte der Firmenleiter in ruhiger Tonlage und verzog keine Miene. In seinem Gesicht war keinerlei Regung zu sehen. Sein Blick war finster wie immer. Niemand konnte durch seine Maske sehen. Es gab nur einen einzigen Menschen in dieser Welt, der dazu in der Lage war und diese Person stellte in diesem Augenblick sein Ziel dar. Nicht einmal Mokuba konnte ihn so durchschauen wie Yuugi es tat. Yuugi konnte immer ein falsches Lächeln von einem echten unterscheiden. Der Pfleger schluckte. (7 Millionen Yen = ca. 60.000€) „Das ist... Erpressung. Das geht zu weit, Kaiba-san.“ „Gut, ich erhöhe den Betrag auf Zehn Millionen Yen.“ „Darum geht es nicht! Wir sind ein Krankenhaus, hier herrscht Moral und Anstand. Ich kann Sie nicht einfach durchlassen, verstehen Sie bitte doch.“ Mokuba schob sich zwischen die beiden Männer und mischte sich in das Gespräch ein. „Mein Bruder ist nicht sonderlich gut mit Worten. Wir sind hier um unseren Freund Mutou Yuugi zu besuchen. Er ist doch noch in der Intensivstation, oder?“ „Ja, das schon. Aber ich kann Sie nicht ohne Erlaubnis einfach durchlassen. Außerdem heißt es in den Medien, dass...“ „Was sagen die Medien? Dass ich versucht habe Yuugi zu töten? Glauben Sie alles, was man Ihnen sagt? Sehe ich aus wie ein potentieller Mörder?“ Der Pfleger schluckte hart und warf einen genauen Blick auf den großgewachsenen Mann vor sich. Sein Blick war finster, seine Haltung steif und man konnte nicht sagen, was er dachte. Seine Augen lagen im Halbschatten seines Ponys, wodurch er bedrohlich aussah. Seine Lippen formten nur selten ein Lächeln und nun waren seine Mundwinkel buchstäblich in den Keller gefallen. Kaiba blinzelte nicht einmal, als der Pfleger ihn nachdenklich musterte. „Ja“, kam die knappe Antwort. Man hörte etwas reißen. Das war vermutlich Kaibas Geduldsfaden, der dieses leidige Spiel satt hatte und noch nie in seinem Leben so gedemütigt oder gar beleidigt wurde. Mokuba versuchte das Lachen zu unterdrücken, prustete dann aber drauf los und rang nach Luft. Bisher hatte es niemand gewagt, seinen Bruder so etwas ins Gesicht zu sagen. Kaiba starrte Mokuba mit offenen Mund an. Ihm fehlten die Worte. Wie konnte sein eigener kleiner Bruder es wagen, über so etwas zu lachen? Das war überhaupt nicht lustig! Dieser Mann hatte absolut keine Ahnung, in was für einer Situation er sich gerade befand. Niemals ließ Kaiba zu, dass irgendjemand seinen Namen durch den Dreck zog oder ihn gar auf solch niederträchtige Art und Weise demütigte. Innerlich brodelte der Brünette vor Wut. Sein linkes Auge zuckte bedrohlich und er verkrampfte ungewollt seine Hände zu Fäuste. Er ballte diese so stark, dass seine Knöchel langsam weiß wurden und gerade als er diesem unverschämten Mann zurechtweisen wollte, war es Mokuba, der eine Hand auf seinen Oberarm legte und ihn signalisierte nichts Falsches zu tun und sich zurückzuhalten. Kaiba lagen in diesem Moment so einige Worte auf der Zunge, die er diesem Mann am liebsten entgegen geschleudert hatte, doch er wusste auch, dass er auf diese Weise sein Ziel keines Wegs schneller erreichen würde. Er musste seinen Stolz herunterschlucken und diese Demütigung ertragen. „Sie haben Schneid...“, begann Mokuba und wischte sich die Tränen vom Lachen weg, fasste sich wieder und sprach weiter. „Der Große hier ist ganz harmlos, wir sind wirklich nur hier, um zu sehen, wie es Mutou Yuugi geht. Wir kennen uns schon sehr lange und wir machen uns wirklich Sorgen.“ Gerade als der Pfleger erneut ablehnen wollte, kam ein weiterer Mann mit weißen Kittel vorbei. Aufgrund seiner Kleidung war ihm sofort anzusehen, dass er ein Arzt war. Musternd betrachtete er die beiden Kaibabrüder und übergab dem Pfleger die Akten, die er unter seinem Arm geklemmt hatte, während er ihm ein aussagekräftiges Nicken schenkte. Der junge Mann verstand sofort und zog sich zurück. „Ich wäre wahnsinnig, mich mit einem Mann Ihres Kalibers anzulegen. Gehen Sie ruhig rein, aber erwarten Sie nicht zu viel. Mutou-san steht immer noch unter Schock.“ „Ich danke Ihnen. Behaltet Sie den Check dennoch. Sicher können Sie das Geld gut gebrauchen.“ „Wollen Sie sagen, unser Krankenhaus sei heruntergekommen und nicht vertrauenswürdig?“ „Keinesfalls. Sehen Sie es als Zeichen meiner Dankbarkeit, dass Sie sein Leben retten konnten.“ „Freuen Sie sich mal nicht zu früh.“ Seto wollte noch nachfragen, was er damit meinte, doch der ältere Mann im Kittel wandte sich ab und verschwand in einem der Nebenzimmer. Was meinte er damit? Auch Mokuba sah ihn fragend an. „Wir dürfen rein, oder? Lass uns gehen, Nii-sama.“ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Er hatte die Krankenschwester darum gebeten, den Fernseher auszuschalten. Nachdem er sich beruhigt hatte, wollte er einfach nur Ruhe haben und die Stimmen aus dem Fernseher machten ihn nervös. Lag es daran, dass er diese Stimmen keinen Gesichtern zuordnen konnte oder eher daran, dass die Nachrichten immer wieder neue Berichterstattungen über ihn brachten? Es ging niemanden etwas an, wie sein Zustand war. Selbst seinen armen Großvater hatten die Reporter belästigt und ihn dazu genötigt, etwas zu sagen. Kein Kommentar hatte sein Großvater jedes Mal geantwortet und dann die Ladentür abgeschlossen, um diese aufdringlichen Männer und Frauen mit ihrem Blitzlichtgewitter loszuwerden. Keine Stunde verging, in der Kaibas Name nicht fiel. Das ganze Fernsehprogramm war voll davon, dass Kaiba ein potentieller Mörder war. In einem Interview wurde sogar gesagt, dass Kaiba seinen eigenen Vater in den Selbstmord getrieben hätte, doch Yuugi wollte von all dem nichts wissen. Er kannte Kaiba besser als diese Leute aus dem Fernsehen. Und er wusste, dass sie alle logen, nur um irgendetwas zu diesem Fall beisteuern zu können. Yuugi rümpfte die Nase. Kaiba-kun hat sich wohl auch zurückgezogen. Ob er bei der Explosion verletzt wurde? Ich wüsste gerne, was er denkt... was er dazu zu sagen hat. Aber ich will ihn nicht sehen. Ich kann ihn im Moment nicht ertragen. Yuugis Kopf war in Richtung des Fensters gewandt. Er konnte das Treiben der Stadt aus der Ferne hören. Die Geräusche von fahrenden Autos beruhigten ihn irgendwie, da sie ihn an den ganz normalen Alltag erinnerten. Er spürte, dass das Licht von der Seite kam und obgleich er wusste, dass er nichts sehen konnte, versuchte er sich vorzustellen, was da draußen vor sich ging. Irgendwie musste er sich ablenken. Diese Erinnerungen vertreiben. Niemand sollte ihn so sehen. Vor allem Kaiba nicht. Kaiba war sein Rivale und er sollte ihn nicht so hilflos sehen müssen. Er wollte sein Mitleid nicht. Oder gar eine Entschuldigung. Dann hörte er Schritte. Sofort versteifte er sich, versuchte die Richtung auszumachen, aus der die Schritte herkamen. Es schien, als kamen sie auf ihn zu. Er wollte keinen Besuch. Hatte er das nicht laut und deutlich gesagt? Oder war es wieder der Arzt, der ihm Mut zusprechen wollte? Von wegen, dass das Leben weiterginge und er sich keine Sorgen machen solle? Vor nur wenigen Stunden hatte man ihm offenbart, dass er seinen Arm verlieren würde. Auch seine Augen waren beschädigt. Es war zu früh um Genaues zu sagen, hieß es. Der Verband um seinen Kopf und die pochenden Schmerzen in seinem Gesicht ließen ihn bereits das Schlimmste erahnen. Menschen, die ihm Mut machen wollten, brauchte er jetzt am aller wenigsten. Es gab keine Worte, die ihn in dieser Situation aufheitern konnten. Alles war ihm egal. All die Träume und Wünsche, die er für seine Zukunft hatte, waren zerstört worden. Als wäre das nicht schlimm genug gewesen, so würde er zur Last für seinen Großvater und seine Mutter werden. Wie sollte er akzeptieren, was geschehen war? Es ging nicht. So sehr er auch versuchte sich selbst einzureden, dass alles gut werden würde, waren es Zweifel und Angst, die ihn festhielten. Angst vor der Zukunft. Einer Zukunft die ungewiss war und sämtliche Herausforderungen in seinem Leben in den Schatten stellen würde. Es war immerhin nicht so, dass man sich auf so etwas umstellen konnte. Yuugi wagte es nicht einmal, selbst auszusprechen, was ihn erwartete, denn allein die Vorstellung ließ ihn panisch werden. „Wer ist da?“, fragte Yuugi, nachdem die Schritte zielgerecht auf ihn zukamen. Ein Arzt oder ein Pfleger hätte sich vorher angekündigt, aber hier stand jemand, den er nicht hier haben wollte. Er machte sich nicht die Mühe, seinen Kopf zu dem unerwünschten Besucher zu drehen. Es war eine Geste, die sehr deutlich zeigte, dass er keine Lust auf irgendwelche Gespräche hatte. Sein Gegenüber sollte das verstehen. „Yuugi.“ Diese tiefe melodische Stimme, die seinen ganzer Körper zum Beben brachte, ihn einnahm und ihn selbst bis zum Grund des Meeresboden noch erreichen würde. Er kannte den Klang. Die Tonlage war vertraut, so unglaublich schön und anziehend. Eine Stimme, die er gerne hörte. Eine Stimme, in der er sich allzu oft verlor und dessen Besitzer er über alles bewunderte. Er spürte ein Stechen in der Brust. Die Realität holte ihn ein. Nein, all das gehörte der Vergangenheit an. „Kaiba-kun.“ Yuugis Stimme war nichts weiter als ein Hauch. Wieso war er ausgerechnet jetzt gekommen? Noch immer war er verwirrt und überfordert mit der ganzen Situation. Niemand sollte ihn so sehen. So verletzlich und am Boden. Er war nur noch ein Schatten seiner Selbst. Kaiba sollte nicht wissen, wie schwach er war. So sollte sein Rivale ihn nicht sehen müssen. Er kannte Kaiba immerhin schon seit Jahren und wusste, dass dieser keinen Respekt vor Leuten hatte, die nicht von selbst wieder aufstanden. Yuugi erinnerte sich an ein bestimmtes Duell, als sein Anderes Ich, der Pharao, sich gegen Osiris duelliert hatte und dabei war die Hoffnung vollends aufzugeben. Es war ausgerechnet sein Rivale, der ihn dazu anstachelte, weiter zu machen. Und auch während des Battle City Turniers, als sein lieber Freund Jounouchi im Koma lag und nicht mehr atmete, war es Kaiba, der ihnen sagte, dass er den Tod seines Freundes überwinden und sich seinem Duell stellen sollte. Yuugi wusste nur zu gut, dass Kaiba keine Entschuldigungen duldete. Für ihn war Stärke das wichtigste. Er war einfach unerschütterlich. Kaiba schenkte seine Aufmerksamkeit lediglich starken Personen. Schwache Personen verdienten es nicht einmal mit ihm zu reden. Umso mehr erstaunte es Yuugi, dass ausgerechnet jemand wie Kaiba, der Schwäche so sehr verachtete, ihn hier besuchte. Es erstaunte ihn, ja. Aber es machte ihm auch Angst. War er gekommen, um ihr Duell zu Ende zu bringen? Diesem Mann war wirklich alles zuzutrauen. Genau dies machte ihn so unglaublich faszinierend. Yuugi konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er vermutete, dass er wie sonst auch seinen gewöhnt distanzierten Blick auf ihn warf. Musternd, herablassend und vielleicht war er sogar nur gekommen, um ihm zu sagen, dass er nun kein Interesse mehr an ihm hatte. In Yuugis Kopf drehte sich ein Gedankenkarussell, das er selbst nicht mehr anhalten konnte. „Wie...“, begann der Brünette, biss sich auf die Unterlippe und versuchte nicht daran zu denken, in welchem Zustand sich sein Rivale befand. Trotzdem konnte er den Blick von dem Bild, das sich vor ihm bot, einfach nicht hinnehmen. Beinahe hypnotisiert starrte er seinen Gegenüber an. Er nahm seinen Mut zusammen und beendete schließlich seinen Satz. „...geht es dir?“ Yuugi antwortete nicht. Er drückte seinen Kopf trotz des pochenden Schmerzes noch fester ins Kissen, vermied es zu dem Mann zu sehen, den er noch bis vor Kurzem seinen Rivalen nannte. Sie waren sich ebenbürtig und verfolgten beide ihre Träume. Doch Yuugi war nicht mehr der, der er einst war. Er war beschädigt. Es fühlte sich nicht einmal so an, als würde Kaiba mit ihm sprechen. Yuugi war sich sicher, dass Kaiba kein Interesse an kaputten Werkzeugen hatte. Und wenn Yuugi es nicht besser wusste, so hatte die beiden nie mehr als ihr Interesse an Duel Monsters verbunden. Natürlich hatte Yuugi den Firmenchef als Freund angesehen und sie teilten so viele Erinnerungen, so dass er sich diesen Mann aus seinem Leben nicht einmal mehr wegdenken konnte, aber er wusste nie, was Kaiba dachte. Nach all den Jahren fiel es Yuugi immer einfacher seine wahren Beweggründe zu erkennen. Diese azurfarbenen Augen, die ihre Gefühle und Intentionen zu verbergen versuchten, hatte Yuugi schon längst durchschaut. Ein Blick reichte ihm aus, um Kaibas Kaibas wahres Wesen zu erkennen. Er war nicht mal halb so unnahbar und geheimnisvoll wie er sich selbst einredete. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte Kaiba dieses falsche Lächeln aufgesetzt und heuchelte sein Interesse nur.[1] Yuugis Instinkt hatte ihm gesagt, dass irgendetwas nicht stimmte. Schweißperlen liefen ihm übers Gesicht und missmutig hatte er Kaiba seinen Weißen Drachen übergeben, wissend, dass dieser etwas vorhatte. Die Fälschung des Weißen Drachen hatte er sofort erkannt. Eine täuschend echt wirkende Farbkopie. Schon in ersten Moment hatte Yuugi seine Absicht durchschaut, doch er wollte ihn nicht vor ihren Klassenkameraden bloßstellen und hatte daher nichts gesagt. Es war sein Anderes Ich, Pharao Atem, der die Karte zurück erkämpfte und Kaiba mit einem Mind Crush bestrafte. Die Strafe des Schicksals, die Kaiba seinen eigenen Tod durch Duel Monsters mehrmals erleben ließ. Es war nur eine Illusion, die ihn eine Nacht lang heimsuchte, doch letztendlich hatte dies dazu geführt, dass Kaiba Rache schwor und das Virtual Reality Hologrammsystem entwickelte. [1] siehe Manga, Band 2, Kapitel 9 „Die Karte mit der Klaue (Teil 1)“ Ich weiß, dass du dein wahre Persönlichkeit versteckst, Kaiba-kun. Das macht es mir so unglaublich schwer, deinen Worten Glauben zu schenken. Dir geht es nicht um mich. Dir ist egal, dass ich verletzt worden bin. Oder? Geht es dir um deinen Ruf oder...?, überlegte Yuugi weiterhin und zwang sich selbst dazu, ihm nicht zu antworten. Kaiba war sehr gut darin, seinen Gegenüber zu manipulieren und sich anzupassen. Doch Yuugi wollte daran glauben, dass nach all den Dingen, die sie erlebt hatten und all ihren gemeinsamen Kämpfen, eine wahre Verbindung ihrer Seelen bestand. Dass Kaiba nicht mehr der eiskalte und herzlose Firmenleiter war, der ohne jede Skrupel Menschenleben opferte, um seine Ziele zu erreichen. Kaiba hatte sich verändert. Seine verzweifelte Suche nach Atem und sein Wunsch diesen ein letztes Mal wiedersehen zu können, war doch Grund genug anzunehmen, dass Kaiba menschliche Bindungen weitaus mehr schätzte, als er zugab. Oder hatte Yuugi sich geirrt? In den letzten drei Jahren hatten sie sich so oft gesehen und Yuugi wollte daran glauben, dass er in Atems Fußstapfen treten konnte und Kaibas Seele ebenso berührte, wie Atem einst. Er wusste, wie sehr Kaiba ein gutes Duell schätzte, weshalb er sich bereits wochenlang im Voraus auf ihre Duelle vorbereitete, um Kaiba zu beweisen, dass auch er ein gnadenloser Kämpfer war, der in seinen Fähigkeiten Kaibas ehemaligen Rivalen in nichts nachstand. Yuugi hatte Atem bewiesen, dass sie ebenbürtig waren und auch Kaiba sollte dies sehen. Kaiba hatte immer den Anschein geweckt, dass er sich wahrhaftig auf ihre Duelle freute und Yuugi wollte daran glauben, dass Kaiba ihn als Rivalen ebenso sehr schätzte wie Yuugi ihn. Yuugi hatte so viel Zeit mit Kaiba verbracht, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, wie sein Leben sein würde, wenn diese besondere Bindung, die sie fast schicksalshaft aneinander band, zerbrach. Kaiba gehörte einfach in sein Leben. Aber empfand dieser genauso? Der Gedanke, dass Kaiba nur gekommen sein könnte, um sich zu verabschieden und ihn wie ein kaputtes Spielzeug zu entsorgen, versetzte ihn einen grausamen und äußerst schmerzhaften Stich im Herzen. All das war nur Gedankenspielerei, doch Gedanken hatten eine Macht, die die Rationalität in den Schatten stellten. Ein Gedanke, so unwichtig und unrealistisch er auch sein mochte, konnte einen Menschen beherrschen. „Hast du große Schmerzen? Kann ich dir irgendwie helfen?“ Noch immer keine Antwort. Der Raum war erfüllt von unangenehmen Schweigen und dem stetigen Piepen der medizinischen Überwachungsgeräte. Kaiba sah Yuugi genau an. Sein schmaler und zierlicher Körper war gezeichnet von den Geschehnissen. Noch nie hatte er es so sehr bereut, Yuugi um ein Duell herausgefordert zu haben. All die Niederlagen waren schmerzhaft und kratzten an seinem Ego, aber zu sehen, wie der Mann, der ihn stets in die Schranken gewiesen und ihn dazu ermutigt hatte, an seinem eigenen Können zu arbeiten, hier lag und litt, machte ihm einmal mehr schmerzlich bewusst, wie unglaublich zerbrechlich Menschen waren. Wie dünn die Bindung zwischen ihnen. Alles konnte so schnell zerstört werden. Was man einmal verloren hatte, kam nicht mehr zurück. Zunächst hatte er Yuugi nur als Rivalen genommen, da ihm keine andere Möglichkeit blieb. Er brauchte etwas oder jemanden, mit dem er die Lücke füllen konnte, die der Pharao in seinem Herzen übriggelassen hatte und Yuugi sollte nur ein Ersatz sein. Ein kläglicher Ersatz, um seinen sonst so berechenbaren Alltag aufzufrischen. Eine Ablenkung von dem Verlust, den er erlitten hatte, aber niemals offen zugeben würde. Dass auch Yuugi ein Spielgenie war, hätte er nie erahnen können. Er wusste nicht, wie unheimlich talentiert und klug Yuugi war. Im Laufe der Zeit hatte sich Mutou Yuugi zu jemanden entwickelt, der mit ihm auf Augenhöhe stand und den er als Duellanten, aber auch als Person, schätzte und respektierte. Er brauchte Yuugi, so wie er einst den Pharao gebraucht hatte. Ohne Yuugi, ohne ihre Duelle, was blieb ihm denn da noch? Was gab ihm die Motivation weiter zu machen? Es war ihre Leidenschaft für Spiele, die sie aneinander band. Es war das inbrünstige Feuer, das jedes Mal aufloderte, wenn sie eine Karte zogen und sich in ihrer Welt verloren. Dieses Gefühl, das sie teilten. In all den Jahren gab es nie jemanden, der es auch nur ansatzweise mit seinem Können aufnehmen konnte. Der einzige, der ihn mit einem triumphierenden Grinsen herausforderte war Atem gewesen und er wusste, dass es Menschen wie ihn, die seinem Können und seinem Talent das Wasser reichen konnten und ihm ebenbürtig waren, nur wenige gab. Atem war ein Genie, doch der kleine und liebenswerte Yuugi stand ihm in nichts nach. Der Gedanke, erneut einen Rivalen zu verlieren, versetzte Kaiba ein unangenehmes Stechen in der Brust. Er verabscheute Schwäche. Er hatte nie an den okkulten Unsinn geglaubt, es stets verleugnet dass diese Dunkelheit echt war oder irgendetwas an dem übersinnlichen Quatsch mit den Milleniumsgegenständen, aber die Existenz des Anderen Yuugi hatte er nie bezweifelt. Seine Stärke und sein Mut immer wieder aufzustehen und niemals aufzugeben und bis zur letzten Karte zu kämpfen inspirierte Kaiba. Er wollte den Anderen Yuugi mit seiner eigenen Kraft besiegen. Er wollte derjenige sein, der ihn besiegte! Derjenige sein, der ihn übertraf. Seine Niederlage sollte den Weg seines Ruhms schmücken. Das hatte er sich vor fünf Jahren geschworen. An dem Tag, an dem der Andere Yuugi ihn zum ersten Mal in Duel Monsters besiegt hatte. Diese Inspiration war nun Yuugi. Es war Mutou Yuugi der es nun schaffte sein Herz in Wallung zu bringen und ihn dazu motivierte, aufzustehen und an sich selbst zu arbeiten. Ihre Rivalität, diese eine Leidenschaft war es, die Kaiba antrieb. Er senkte den Blick, denn der Anblick vor ihm drohte alles, wofür er die letzten Jahre gelebt hatte, zu zerstören. Dieses unglaublich beklemmende Gefühl war etwas, das er niemals wieder erfahren wollte. Diese Ohnmacht. Diese Hilflosigkeit. Diese... Schwäche. Kaiba kniff die Augen zu, verdrängte die aufkommenden Erinnerungen und warf erneut einen Blick auf den schweigenden jungen Mann vor sich. Wer auch immer es gewagt hatte ihr Duell zu stören, würde durch Kaibas Hände sein Ende finden. Da Yuugis Körper zum Großteil unter der weißen Decke verdeckt war, konnte er das volle Ausmaß noch nicht einmal sehen. Ein Stechen in seiner Brust. Schon wieder. Wer auch immer das hier Yuugi angetan hatte, hatte eines nicht bedacht: dieser Angriff war eine Kriegserklärung an Kaiba Seto persönlich. Das hier war nur der Anfang einer Schlacht und der wohl reichste und meist bekannte Mann ganz Japans würde diesen feigen gar hinterhältigen Angriff nicht auf sich beruhen lassen. Kaiba ließ sich seinen Unmut nicht ansehen. Wie ein Fels in der Brandung stand er da, selbstsicher und stark. Nichts und niemand konnte ihn erschüttern. Kaiba war wütend. Als er versuchte einen Blick in Yuugis Gesicht zu erhaschen, sah er, wie sich der junge Mann vor ihm sich vehement auf die Unterlippe biss, um sich selbst daran zu hindern, etwas zu sagen. Dieser Anblick ließ den starken Firmenchef zusammenbrechen. Nach außen hin war er immer noch ruhig und gefasst, doch er wusste absolut nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. „Was geschehen ist, tut mir leid.“ „Denkst du eine Entschuldigung macht das wieder gut? Ich... ich kann dir nicht verzeihen!“, keifte Yuugi wütend und drehte sich zu seinem Gegenüber, nur um im nächsten Moment vor Schmerz zu keuchen. Yuugis Atem ging schwer. Jede Bewegung schmerzte. Doch dass Kaiba die Dreistigkeit hatte, sich zu entschuldigen, war schmerzhafter als alles, was er in seinem Leben erlitten hatte. Es war doch gar nicht sein Stil, sich zu entschuldigen! Es war doch gar nicht seine Schuld, warum also glaubte er, dass er sich entschuldigen musste? Ich will nicht, dass du dich entschuldigst. Das passt nicht zu dir. Das einzige, was ich will, ist... dass wir auch weiterhin gegeneinander spielen können. Ich will, dass du mich weiterhin ansiehst und mich deiner ebenbürtig ansiehst. Ich möchte von dir hören, dass sich nichts geändert hat, schoss es ihm durch den Kopf. Kaiba riss seine Augen weit auf. Diese Worte trafen ihn so sehr, dass er unwillkürlich schluckte. Verdammt, er wollte in sein Gesicht sehen und ihm von Auge zu Auge sagen, was er dachte. Doch da war diese Dunkelheit. Ganz egal, wie oft er die Augen unter seinem Verband öffnete, nichts drang zu ihm. Kein Licht. Nur Finsternis, die ihn zu verschlingen drohte. Er ließ seinen Kopf fallen, voller Wehmut und Verzweiflung. Es brachte ihm nichts, seine Wut an Kaiba auszulassen. Er wusste doch, dass Kaiba ihm niemals schaden würde. Er wusste es und trotzdem...! Er brauchte etwas oder jemanden, den er für das, was man ihm angetan hatte, Schuld geben konnte. Natürlich wollte er nicht, dass Kaiba dieser Jemand war, aber je mehr dieser sich in sein Bewusstsein drängte, desto eher gaukelte ihm sein Verstand vor, dass Kaiba vielleicht doch etwas mit der Explosion zu tun hatte. Kaiba war ein ehrenhafter und stolzer Mann. Er würde eher sterben, bevor er auf solche Mittel zurückgriff und seinen Kontrahenten sabotierte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er durch Betrug einen Gegner ausschaltet! Kaiba ist skrupellos und vielleicht wollte er mich wirklich loswerden... Oh mein Gott. Was habe ich da gerade gedacht? Kaiba hat sich verändert! Er würde mir niemals absichtlich schaden! Yuugi war selbst am meisten schockiert darüber, dass sich dieser Gedanke in sein Bewusstsein schlich. Kaiba hatte sich verändert. Nein, er durfte sich nicht in diese Vorstellung verrennen. Der Kaiba von damals existierte nicht mehr. Atem hatte seine Seele zerschmettert und sicher gestellt, dass er seine Seele aus eigener Kraft wiederaufbaute. Die Boshaftigkeit in ihm war besiegt worden. „Bitte geh jetzt, Kaiba-kun.“ Hilflos stand Kaiba ihm gegenüber und er fand keine richtigen Worte. „Ich komme morgen wieder und bringe dir etwas mit.“ Mit diesen Worten drehte er sich um. Er hörte Yuugis Schluchzen, das mit jedem Schritt, mit dem er sich entfernte, immer lauter und schmerzhafter wurde. Jetzt verstand er, was der Arzt mit seinen Worten zuvor meinte. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Nachdem er die Intensivstation verlassen hatte, stieß er einen langen Seufzer aus. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Scharf sog er die Luft wieder ein und versuchte wieder auf klare Gedanken zu kommen. Trotzdem quälte ihn das Bild von Yuugi, von hellen Neonlicht umgeben, seine amethystfarben Augen unter einem Verband versteckt und verletzlich auf seinem Bett liegend. Er hatte zwar gehört, dass es nicht so rosig aussah, aber das hier überstieg seine kühnsten Vorstellungen. Zum ersten Mal fühlte Kaiba Reue. Verdammt. Er blieb stehen und senkte seinen Blick, kniff die Augen zu und versuchte alles um sich herum auszublenden. Reue war nicht sein Stil. Es gab jetzt nur eines, das er tun musste. Wenn die besten Männer der Polizei selbst nur im Dunkeln tappten, dann war es eben Kaiba Seto selbst, der diesen Fall lösen würde. Es war ohnehin nicht so, dass er zu wenig Geld hatte. Wenn überhaupt hatte er davon zu viel. Er hatte sogar eine Raumstation gebaut, einzig und allein, um seine Virtual Reality weltweit auszuweiten und sein Datenwerk auszubauen. Mit seinem Überwachungsnetzwerk hatte er seine Augen überall. Es war die Kaiba Corporation die ein Monopol errichtet hatte. Wenn es um Hightech ging, Hologramme und alles was dazu gehörte, konnte ihm niemand das Wasser reichen. Sein Netzwerk erfasste bereits jetzt Unmengen an Daten. Wenn er wollte, könnte er jede Person ausfindig machen. Vor ihm konnte sich niemand verstecken und er würde alles daran setzen, um denjenigen zu schnappen, der es gewagt hatte seinem kostbaren Rivalen ein Haar zu krümmen. Auch das hier stellte nur ein kleines Hindernis auf seinem Weg dar. Eines, das er schnell aus seinem Leben bannen musste, damit er wieder alles in die richtigen Bahnen lenken konnte. Damit er möglichst bald wieder das Feuer in seiner Brust spüren konnte. „Nii-sama!“, hörte er Mokubas Stimme, die ihn ruckartig aus seinen Gedanken riss. Mokuba hatte in der Zwischenzeit mit dem Oberarzt gesprochen. Er wollte seinen Bruder und Yuugi nicht stören. Immerhin war dieser Moment besonders für beide. „Mokuba... du bist zurück.“ „Huch? Du wirkst so verändert? Ist etwas Gutes passiert?“, fragte Mokuba nach. In Kaibas Augen loderte Feuer. Er würde nicht mehr wanken und alles daran setzen, damit der Gerechtigkeit Genüge getan werden konnte. Niemand durfte seinen Namen beschmutzen. Noch viel weniger Menschen verletzen, die ihm etwas bedeuteten. Auch wenn er nicht allzu häufig Kontakt mit Yuugi hatte, so hatte er diesen über die Jahre hinweg liebgewonnen und respektierte seine Fähigkeiten als Game Genie. Wer auch immer glaubte, er müsste sich in ihr Duell einmischen, hatte die Rechnung nicht mit ihm gemacht. Und er würde sein blaues Wunder erleben. „Überhaupt nicht“, antwortete der großgewachsene Mann trocken. Er strahlte seine übliche kalte Aura aus, die den meisten Menschen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mokuba grinste nur breit. „Scheinbar hat Yuugi deine Lebensgeister wieder geweckt. Ich habe übrigens mit dem Chefarzt gesprochen. Es sieht schlecht aus.“ „Wie schlecht genau?“, fragte Kaiba und wandte sich zum Gehen. Gemeinsam bewegten sie sich in Richtung Ausgang der Intensivstation. Noch länger hier zu bleiben, machte keinen Sinn. Es gab ohnehin nichts, das sie tun konnten und Kaibas Terminplaner verriet, dass er am Nachmittag eine weitere Pressekonferenz abhalten musste. Nichts, worauf er sich sonderlich freute. Aber wenn er jetzt kniff, würde das Image seiner Firma und sein Ruf nur noch mehr leiden. „Der Duel-Disk ist sauber pulverisiert worden. Winzige Stücke des Gerätes sind in Yuugis Augen gelangt. Zu klein, um sie einfach zu entfernen. Die Partikel haben die Linsen und die Hornhaut stark angegriffen, wodurch die Nerven nicht mehr richtig verbunden sind. Und sein Arm...“ Mokuba wagte es nicht, diesen Satz auszusprechen. Sein Atem stockte. „Ich habe es gesehen. Aber auch darum werde ich mich kümmern. Ich wäre nicht Kaiba Seto wenn ich nicht für jedes Problem eine Lösung finden würde.“ „Trotzdem wird er Narben beibehalten.“ „Die Narben eines Mannes machen ihn nur attraktiver. Die KC selbst wird sämtliche Kosten seiner Behandlung übernehmen.“ „Dir ist das ziemlich wichtig, oder?“ Mokuba lächelte sanft. Er brauchte eigentlich keine Antwort. „Was seine Augen anbelangt habe ich mir ebenfalls bereits Gedanken gemacht. Ich werde den besten Spezialisten der Welt nach Japan einfliegen lassen oder – wenn nötig – bringe Yuugi selbst zu ihm.“ Mokuba strahlte. Sein Bruder war einfach eine Wucht! Wie schön, dass Kaiba wieder normal war und voller Eifer und Selbstbewusstsein nur so strotze. Jetzt konnte niemand mehr die Brüder aufhalten. „Soll ich das Yuugis Opa auch sagen? Seine Familie ist bestimmt am Boden zerstört.“ „Nicht nötig. Ich werde es ihm selbst sagen.“ „Nii-sama...?!“ Mokuba blieb kurz stehen und betrachtete seinen älteren Bruder, der unentwegt weiter ging und ohne weiter auf die Thematik einzugehen, die Treppen zum Hubschrauberlandeplatz hochging. Es war das erste Mal, dass sein Bruder sich selbst um so etwas kümmern wollte. Zwischenmenschliche Beziehungen waren überhaupt nicht seines. Hoffentlich ging das mal gut. Nicht, dass sein Bruder irgendetwas Falsches sagte... Mokuba schluckte hart und zwang sich selbst dazu, die Treppen hochzusteigen. Wenn es etwas gab, das Seto nicht ausstehen konnte, dann war es warten gelassen zu werden. „Mokuba, wie viel Zeit bleibt mir bis zur Pressekonferenz?“ „Oh Moment...“ murmelte Mokuba, während er sein Smartphone iKaiba rausholte und mit den Fingern wild über den Bildschirm huschte. „Noch eine Stunde. Warum?“ „Flieg mich zum Kame Game Shop.“ Die Bäume um den Kame Game Shop raschelten leise, als ein Windstoß aufkam. Ein kleines Schild auf der Ladentür verriet, dass geschlossen war. Es war ohnehin nicht so, dass der altmodische Spielladen sonderlich viele Kunden hatte, aber manchmal verirrten sich doch ein paar Schüler auf dem Weg von der Schule nach Hause hierher. Die alten, analogen Spiele interessierten nur noch wenige, so dass viele der Brettspiele und Kuriositäten, die hier angeboten wurden, bereits seit Jahren verstaubten. Mit der zunehmenden Konkurrenz hatte es der Kame Game Shop nicht einfach mitzuhalten. Zumindest waren ihre Umsatzzahlen an Duel Monsters Karten und Duel-Disks konstant, was einzig und allein daran lag, dass ein gewisser berühmter Duellant hier lebte und arbeitete. Immer wieder kamen irgendwelche Amateure in den Laden gestürmt, die ernsthaft glaubten, dass sie sich Yuugis Titel einfach so unter die Nase reißen konnten. Nein, Yuugi war besonders. Er liebte Spiele nicht nur, er lebte sie auch. Aber das liegt in der Vergangenheit. Mein lieber, kleiner Yuugi...! Sugorokou schniefte und legte sein Gesicht in seine Hände, während weiterhin ungehindert Tränen seine Wangen hinabflossen und auf dem Tresen landeten. Die Tür hatte er nicht einmal abgeschlossen. Aufzustehen strengte ihn zu sehr an. Es hatte weder die Kraft noch die Motivation den Laden zu öffnen und gar Kunden mit einem Lächeln zu begrüßen. Er hatte einfach nur das Schild umgedreht und versucht nicht daran zu denken, was geschehen war. Es schmerzte ihn so sehr. Yuugi hatte wie immer das Haus mit einem breiten Lächeln verlassen. Er winkte zum Abschied. Es war ein Tag wie jeder andere auch. Wie hätte Sugorokou denn ahnen können, dass es anders kommen würde? Dass sein kleiner Enkel nicht mehr nach Hause kommen würde? Dass ihr Alltag an diesem Tag ein jähes Ende finden würde? Die Bilder verfolgten ihn. Der alte Mann hatte seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Seiner Schwiegertochter ging es ähnlich. Sie weigerte sich das Krankenhaus zu verlassen und wartete dort nun auf ihren Sohn. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Jalousien hochzuziehen. Der Großteil des Hauses war im Dunkeln. Absolute Stille lag in der Luft. Sein einziger Enkel würde hier nicht mehr arbeiten. Heute Morgen hatten sie hier angerufen und ihm gesagt, dass Yuugi aus dem Koma erwacht war. Sugorokou war stolz auf seinen Enkel, vollkommen egal, was Kaiba für neue Tricks aus dem Ärmel schüttelte, so war er stets in der Lage zu kontern und seinem Gegner einen Schritt voraus zu sein. So kannte er Yuugi. Freudig jubelte er und sprang aufgeregt auf, als Yuugi einmal mehr schaffte, die Lebenspunkte seines Kontrahenten zu verringern. „Siehst du?! Er ist großartig!“, rief er mit lauer Stimme und klatschte in die Hände. „Er ist dir so ähnlich. Du warst früher auch so.“ „Nicht umsonst hat man mich als König der Spiele gefürchtet!“, lachte der alte Mann und grinste breit, während ihm deutlich anzusehen war, dass er sich auf seinen früheren Titel ganz schön etwas einbildete. Seine Nase ragte beinahe an die Decke, während er seine Hände in die Hüften stemmte. „Was bin ich froh, dass Yuugi auch dieses Talent im Blut hat!“ Die Frau kicherte leise und legte dann den Kopf schief. „Ach komm, hör auf! Du hast dir den Namen doch ausgesucht, weil du genau wusstest, dass er diese Leidenschaft mit dir teilen würde. Außerdem hast du auch als Baby mit ihm gespielt. Da ist es doch kein Wunder, dass er ein Händchen für so was hat.“ „Hey, als er noch ein Baby war, konnte ich ja nicht wissen, dass er so gut werden würde. Da ist der Name eben Programm.“ „Manchmal bestimmt ein Name das Schicksal, hm?“ Sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch. Die Skepsis war ihr anzusehen. Dass es viel mehr an dem prägenden Eindruck lag, den Sugorokou bei seinem Enkel hinterlassen hatte, war wohl mehr als nur offensichtlich. Beide lachten und schenkten daraufhin wieder ihre Aufmerksamkeit dem Bildschirm. Sugorokou war in einem Alter, in dem er mit den großen Menschenmassen, die sich bei Duellen ansammelten, nicht mehr so gut zurechtkam. Außerdem wollte er seinen Laden nicht unbewacht zurücklassen. Da das Duell weltweit übertragen wurde, konnten sie das Duell wenigstens live verfolgen. Plötzlich brach das Bild ab und es dauerte einige Sekunden, bis wieder etwas übertragen wurde. Sugorokou riss die Augen auf. Seine Kehle war ganz trocken. Sein Hals schmerzte so sehr. Woher dieser Schmerz? Erst als die ersten Tränen seine Wangen hinabflossen, realisierte er, dass er in seiner Angst geschrien hatte. Yuugis lebloser Körper, das Feuer und der ganze Qualm. Das war nicht wahr. Diese vier Worte wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf immer und immer wieder. Kraftlos sackte er zu Boden. Nichts drang mehr zu ihm. Auch dass seine Schwiegertochter vor lauter Panik aufgestanden war und an seiner Schulter rüttelte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. In diesem Moment war alles andere unwichtig. Sugorokou wusste genau, was für kranke Dinge Kaiba imstande war zu tun, wenn es um seine Ehre und seinen Ruf als König der Duelle ging. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass Kaiba so weit gehen würde, doch wenn er daran dachte, dass er nicht einmal davor zurückschreckte, einen alten, zerbrechlichen Mann zu entführen, um ein Duell zu bekommen, konnte er den Gedanken, dass Kaiba Yuugi ein für alle Mal ausschalten wollte, umso weniger abschütteln. Im Krankenhaus ließen die Pfleger und Schwestern ihn nicht weiter als bis zur Rezeption. Keine Besuche möglich. Sie täten, was in ihrer Macht stünde. Die Angst davor seinen einzigen Enkel zu verlieren, machte ihn taub für Vernunft. Obwohl er genau wusste, dass er Yuugi nicht sehen konnte, da dieser operiert wurde, wimmerte er dennoch wie ein getretener Hund dessen Namen. Erst als seine Schwiegertochter ihm eine Ohrfeige verpasste und ihn daran erinnerte, dass er jetzt stark sein musste, verstummte sein Gejammer. Auch sie war am Ende ihrer Kräfte. Immerhin war es ihr eigenes Fleisch und Blut, ihr geliebtes Kind, das sich im Operationssaal befand und um sein Leben kämpfte. Am nächsten Morgen hieß es, dass Yuugi keine Besucher empfangen konnte. Sie durften ihn aus dem Nebenzimmer heraus sehen. Hinter dem Glasfenster bot sich ihm ein Anblick, von dem er sicher war, dass dieser ihn bis zum Ende seines Lebens verfolgen würde. Dass das sein süßer, liebenswerter Enkel sein sollte, wollte er nicht verstehen. Eventuell hatte sich der Oberarzt geirrt, zumindest wünschte er sich in diesem Moment nichts anderes mehr, als dass das hier eine Verwechslung war. Yuugis Kopf war vollständig in Verband gehüllt, lediglich die Beatmungsgeräte ließen vermuten, dass sich unter der Menge an Stoff ein Mensch befand, während sein linker Arm besonders gestützt wurde. Auch jetzt noch war Blut an den frischen Verbänden zu erkennen. Sugorokou stockte der Atem. Er schluckte hart. Das schnelle Schlagen seines Herzens drang bis zu seinen Ohren. Auch seine Schwiegertochter sagte nichts, sie kämpfte lediglich gegen die Tränen. Erst die Stimme des Arztes holte ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand zurück. „Er wird vorerst nicht aufwachen. Wir haben ihm die höchstmögliche Dosis an Schmerzmitteln und Stoffwechselfördernden Medikamenten gegeben. Er hat eine Menge Blut verloren, aber sobald sich sein Zustand verbessert, rufen wir an.“ „Er kommt durch, oder?“ Seine Stimme nur ein leises, ersticktes Flüstern. „Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Wir haben ihn in ein künstliches Koma gelegt, damit er von den Schmerzen so wenig wie möglich mitbekommt. Es wird einige Tage dauern, bis er einigermaßen stabil ist. Die Verbrennungen sind schwer. Ich möchte Ihnen keine falsche Hoffnungen machen, Mutou-san“, begann er und sah die beiden mit festen Blick an, ehe er in aller Ruhe weitersprach. „Wir können von Glück im Unglück reden, dass der Explosionskörper relativ alt war und nicht mehr die originale Zündkraft hatte. Sein Arm hat Verbrennungen des vierten Grades erlitten, aber die anderen Wunden werden mit Sicherheit gut abheilen, auch wenn Narben zurückbleiben werden. Der junge Mann ist ein Kämpfer.“ Er legte seine Hand auf Sugorokous Schulter, lächelte sanft und verließ dann den Beobachtungsraum. Sugorokou stand noch einige Minuten vor dem Glasfenster, das diesen Raum mit dem anderen trennte. Zitternd legte er eine Hand auf das kühle Glas. Die Kälte beruhigte ihn. Sie ließ ihn wieder zu klaren Gedanken kommen und er atmete noch einmal tief durch. Der Arzt riet ihm, nach Hause zu gehen und zu schlafen, was eigentlich so viel bedeutete, dass der alte Mann im Weg war und die Behandlungen störte. Da er selbst einsah, dass er hier nichts ausrichten konnte, verließ er das Krankenhaus. Seine Schwiegertochter weigerte sich zu gehen und bestand darauf, warten zu dürfen. Er verübelte es ihr nicht. Immerhin war Yuugi ihr einziger Sohn. Sicher würde es Yuugi guttun beim Aufwachen zuerst das Gesicht seiner Mutter zu sehen. Gedankenverloren starrte er das Telefon in seiner Hand an. Er wartete darauf, dass es endlich einen Ton von sich gab und er Gewissheit bekam. Er war beinahe jeden Tag ins Krankenhaus gekommen und sprach Yuugi Mut zu und bat ihn darum, nicht aufzugeben. Nach drei Tagen hatten sie endlich die Erlaubnis in seine Nähe zu gehen. Yuugis bewegungsloser Körper und all die Geräte, die sicherstellten, dass seine Organe nicht versagten, ließen den alten Mann unbewusst schlucken. Keine Zeit für Schwäche. Vorsichtig hatte er seine Wange gestreichelt und mit ihm gesprochen. Der Arzt hatte gemeint, dass es durchaus sein könnte, dass er trotz des Komas etwas von seiner Umgebung wahrnahm und er die Stimmen seiner Familienangehörigen hören könnte. Mit Tränen in den Augen hatte er seinen kleinen Enkel angestarrt und ihm Mut zugesprochen. „Alles wird gut. Jii-chan ist ja da“, hatte er ihm zugeflüstert. Diese Worte hatte er so oft ausgesprochen. Immer wenn Yuugi als kleiner Junge weinend nach Hause kam, weil die Jungs ihn in seiner Klasse aufgrund seiner Körpergröße auslachten, hatte er seinen Enkel liebevoll in den Arm genommen und ihn getröstet. Diese Worte hatten damals etwas Magisches an sich, denn sobald er dem kleinen Jungen versichert hatte, dass alles gut werden würde, hatte dieser sich beruhigt und die Tränen waren vergessen. Auch jetzt hoffte der alte Mann, dass diese Worte ihre Magie entfalteten und seinen geliebten Enkel erreichten. Eine Woche war bereits vergangen. Sieben Tage voller Bangen und Angst. Kaiba, der ebenfalls in der Nähe des Explosion war, hatte sich in den Medien rar gemacht. Überall Berichterstattungen und Gerüchte. Nervige Reporter, die vor seiner Ladentür herumlungerten. Erst als er die Polizei verständigt hatte, hatten sich diese widerlichen sensationsgeilen Reporter zurückgezogen. Jeder einzelne von ihnen hatte eine Abmahnung bekommen. Immer noch hielt er das Telefon in seiner Hand und betete zu Buddha, dass doch endlich der Klingelton ertönen mochte und gute Nachrichten ihn erreichten. Er hatte nicht einmal den Ton wahrgenommen, sondern spürte zuerst das Vibrieren des Telefons. Hastig nahm er ab. Er wollte keine Sekunde mehr warten. „Mutou-san, Ihr Enkel ist aus dem Koma erwacht“, hieß es. „Aber erwarten Sie nicht zu viel. Ihr Enkel sagt, er möchte niemanden sehen.“ Ungläubig legte der alte Mann auf und machte sich auf den Weg. Auch wenn sie eine Familie waren und es ihnen wichtig war, Yuugi zu sehen, so mussten sie jedoch einsehen, dass es keinen Sinn machte, gegen das Personal anzukämpfen. Yuugi hatte ausdrücklich den Wunsch geäußert, keine Besucher zu empfangen. Das einzige, was man ihnen gab, waren die Worte: »Ich möchte jetzt niemanden sehen. Bitte gebt mir Zeit.« Seitdem saß er gedankenverloren in seinem kleinen Laden, ließ all die schönen Erinnerungen Revue passieren. Yuugi war immer interessiert an den neuen Spielen, insbesondere wenn sein Großvater wieder etwas aus dem Ausland mitgebracht hatte, das er noch gar nicht kannte. Yuugi war sehr schüchtern und auch wenn er es nie offen ausgesprochen hatte, wusste der alte Mann, dass Yuugi in der Schule gemobbt wurde. Nie brachte er Freunde mit. Nie sprach er über seine Klassenkameraden. Yuugi war immer sehr ruhig und viel zu nett. Sugorokou hatte sich lange Zeit um ihn gesorgt, doch als sein Talent als Duellant sogar von Pegasus J. Crawford anerkannt wurde, kamen immer mehr Menschen und Begegnungen in sein Leben. Yuugi hatte endlich Menschen, mit denen er seine Leidenschaft für Spiele teilen konnte. Einer davon war Kaiba. Sugorokou glaubte, dass Menschen, die Spiele liebten, im Grunde ihres Herzens gute Menschen waren. Meist hatten sie schlimme Dinge erlebt, versuchten durch die Freude des Spiels das zu kompensieren, was ihnen das Unglück im Leben geraubt hatte. Spiele füllten eine Lücke im Herzen der Menschen, deshalb wollte er nicht akzeptieren, dass Kaiba grundsätzlich ein schlechter Mensch war. Spiele gaben einen ein gutes Gefühl und ließen einen sogar die Realität vergessen. Sie eröffneten neue Welten und ebneten Wege. Yuugi hatte nie schlecht über Kaiba gesprochen. Ihn immer nur gelobt, geradezu von diesem Mann geschwärmt, wie ein aufgeregter Bursche, der zum ersten Mal verliebt war. Gerade weil Yuugi diesen Mann so sehr schätzte, hatte Sugorokou ihm verziehen. Kaiba hatte sich geändert, daran wollte er so sehr glauben. Die Entführung nagte zwar an Sugorokous Stolz, da er ein Duell so oder so nicht abgelehnt hätte, aber er hatte all diese Fehlschritte als Fehler der Jugend abgetan. Immerhin hatte Sugorokou in seiner besten Zeit auch viel Mist gebaut. Sogar vor Spielen der Finsternis oder verfluchten Brettspielen hatte er keinen Halt gemacht. Eigentlich gab es kein Spiel, das Sugorokou nicht kannte. In seinem Wahn jedes Spiel der Welt einmal gespielt zu haben und als Sieger hervorzugehen, hatte er die Welt bereist. Er hatte sich geschworen, erst dann in seine Heimat zurückzukehren, wenn er alles entdeckt hatte, was es zu entdecken gab. Sein Stolz als Gamer und seine Leidenschaft führte jedoch auch dazu, dass er seine Familie vernachlässigte und ihnen nicht so viel Zeit widmen konnte, wie es ein aufrichtiger Familienvater hätte tun sollen. Manchmal quälten ihn die Gewissensbisse, wenn er daran dachte, dass er Frau und Kind zurückgelassen hatte, nur um seinen eigenen egoistischen Träumen hinterherzujagen. Als er von einem unlösbaren Rätsel im Tal der Könige hörte, hatte er keine Sekunde gezögert und mutig diese Herausforderung angenommen. Mit zwei Führern betrat er die antike, unterirdische Grabstätte. Er hatte viele Jahre bei Ausgrabungen geholfen und verstand die ägyptischen Zeichen an den Wänden. Einige seiner besten Freunde waren Archäologen. Jede Wand hatte eine Warnung eingemeißelt, die Unbefugten das Eintreten strengstens untersagte. Die Worte warnten vor den Prüfungen und dem Zorn des Pharaos, erwähnten jedoch auch einen Auserwählten, der die Macht der Finsternis und das goldene Artefakt, das sich in den Tiefen des Grabes befand, eines Tages sein Eigen nennen würde und gemeinsam mit dem Sohn der Götter die Finsternis verbannen würde. Grinsend hatte Sugoroku diese Wandmalerei beäugt. Dieser Herausforderung hatte er sich gestellt. Es gab kein Spiel, das er nicht für sich entscheiden konnte. Er war es gewohnt, stets zu gewinnen und sein Übermut ließ ihn die Gefahr nicht erkennen. Mit großer Anstrengung hatte er die Prüfungen bestanden. Bis zu dem Zeitpunkt als seine Führer sich als Schwindler und Räuber entpuppten, seinen Anweisungen nicht mehr folgten und auf eigene Faust agierten. Einer von ihnen starb während der Prüfung. Der andere hielt ihn eine Waffe an die Schläfe und bedrohte sein Leben, zwang ihn dazu, ihn zum Schatz zu führen. Vor ihm befand sich ein riesiger Abgrund und in der Mitte des Raumes ein kleiner schmaler Weg. Steinplatten, auf denen die Bilder antiker Geister und Monster abgebildet waren. Sugoroku war vorsichtig vorangegangen und nichts geschah. Als der Räuber glaubte, dass der Weg sicher war, schoss er seinem Begleiter hinterhältig in den Rücken. Sugorokou ging zu Boden und schwor, dass wenn er lebend aus dieser Grabstätte kam, er seine Reise beenden und nach Hause zurückkehren würde. In diesem Moment bereute er, dass er seinem Sohn nicht gesagt hatte, wie lieb er ihn hatte. Reue, weil er nur an sich selbst gedacht hatte. Reue, weil er kein Teil seiner Familie war und seinen Träumen hinterherjagte, anstelle für seine Frau und seinen Sohn da zu sein. Ich möchte sie noch einmal sehen, bevor ich sterbe. Lass das nicht mein Ende sein, hatte er gedacht und um zweite Chance gebeten. Er würde seine Karriere als König der Spiele an den Nagel hängen und den Ruf des Abenteuers nicht mehr folgen. Er würde ab jetzt für seine Familie da sein. Keine Risiken mehr eingehen, sondern sich wie ein anständiger Vater seinen Pflichten widmen. Das war sein Einsatz gewesen. Noch ehe er sein Bewusstsein verlor, hatte er ein gleißendes Licht gesehen und die Silhouette eines jungen Mannes, der ihm helfend eine Hand hinhielt und ihn aus seiner misslichen Lage befreite. Er hatte die goldene Kiste und die Teile des Millenniumspuzzles an sich genommen und war in seine Heimat zurückgekehrt, hatte seiner Vergangenheit den Rücken zugewandt. Stattdessen hatte er geschworen, dass er dieses Mal alles richtig machen würde, damit er niemals wieder bereuen musste. Sein Sohn hatte ihm nicht verziehen, dass er nie für ihn dagewesen war. Sugorokou wusste, dass er nicht das Recht hatte, um Vergebung zu beten, denn er hatte diese Chance verpasst. Erst als seine Frau krank wurde und ihrer Krankheit erlag, verbesserte sich sein Verhältnis zu seinem Sohn. Sein Sohn hatte geheiratet und schon bald erreichten ihn die guten Neuigkeiten. Sugorokou schwor, dass er seinen Enkel beschützen würde und alles daran setzen würde, dass dieser sich geliebt und geschätzt fühlte. Dieses Mal würde er nicht denselben Fehler begehen. Vom Tag seiner Geburt bis zum heutigen Tag war er immer für Yuugi da gewesen. Als Baby hielt er ihn in seinen Armen und behütend hatte er seine Hände über sein Kind ausgebreitet, wachte über ihn und schenkte ihm all seine Zeit. Er schwor, Yuugi zu beschützen und immer für ihn da zu sein. Vielleicht war es sein verlorener Traum, die Aufgabe seiner eigenen Wünsche und Pläne für die Zukunft, das ihn dazu brachte, Yuugi ungewollt zu seinem Nachfolger auszubilden. Yuugi lebte für die Spiele. Sein Name war sein Schicksal. Wenn Yuugi nicht einmal mehr Duel Monsters spielen konnte, würde er den Sinn in seinem Leben verlieren. Dass Yuugi ein emotionales Wrack werden könnte, das seine größte Leidenschaft aufgeben müsste, schmerzte ihn mehr als alles andere. Er wäre bereit sein Leben zu opfern, damit Yuugi wieder gesund werden würde. Leider war er zu alt, um tatsächlich an solchen Hokuspokus zu glauben und zu denken, dass Gedanken wie diese irgendetwas verändern konnten. Einmal mehr verspürte er Reue. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)