People always leave von Khaleesi26 (Fortsetzung zu 'And now we can't have it') ================================================================================ Kapitel 13: Falsche Freunde --------------------------- Tage vergingen, in denen einfach nichts geschah. Tai saß weiterhin in Untersuchungshaft. Da er keinen weiteren Anruf frei hatte, hatte er keine Möglichkeit, Izzy oder irgendjemand anderen zu informieren. Er konnte nur hoffen, dass Mimi so geistesgegenwertig war und Izzy Bescheid gab. Und, dass Matt bald eintreffen würde. Allerdings wusste er nicht, was zurzeit in Mimi vorging und ob sie nach der Nummer überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben wollte. Sie hatte sich nicht gemeldet. Seit vier Tagen saß er nun schon in Untersuchungshaft und sie hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet. Und sie kam auch nicht vorbei. Er konnte es ihr nicht verdenken. Er würde wahrscheinlich auch nicht das Beste von sich halten, wenn er sich mit Drogen in der Uni erwischt hätte und alles den Anschein erweckte, dass sie ihm gehörten. Tai dachte an Scott und an dieses fiese Grinsen, welches ihn immer wieder wütend machte. Wahrscheinlich wäre es in Zukunft besser gewesen, diesen Typen zu meiden. Aber da er weiterhin versuchen wollte, Mimi zurück zu gewinnen, war das wohl kaum möglich. Tai war ihm und Kyle ein Dorn im Auge, so viel stand nun fest. Doch seine Chancen, Mimi zurückzugewinnen, sahen ohnehin nicht sonderlich gut aus. Verzweifelt stützte er den Kopf in die Hände. Was sollte er nur tun? Sicher würden sie ihn abschieben und dann wäre er kläglich gescheitert und sein Studium konnte er wahrscheinlich obendrein auch noch vergessen. In diesem Moment ging die Tür zu seinem Zimmer auf und ein Polizist kam rein. „Taichi Yagami? Sie haben Besuch.“ Überrascht sah Tai auf und sein Herz machte einen Sprung. Ob das Mimi war? Er folgte dem Beamten in ein Zimmer, wo nichts weiter stand, außer ein Tisch und zwei Stühle. Ganz wie im Film. Er kam sich vor wie ein Schwerverbrecher. „Zehn Minuten“, verkündete der Polizist und öffnete die Tür, um Tais Besuch rein zu lassen und selbst raus zu gehen. Unerwarteter Weise war es Izzy, der durch die Tür trat. „Izzy?“, fragte Tai ungläubig, als dieser am Tisch ihm gegenüber Platz nahm. „Wo zum Teufel hast du gesteckt? Ich hab versucht dich anzurufen!“ „Tut mir leid, ich war ein paar Tage nicht in der Stadt. Mein Boss… ich meine, Kyle, hat mich auf eine Tagung in Philadelphia geschickt. Ich war so beschäftigt, dass ich keine Gelegenheit hatte, Anrufe zu beantworten. Auch Mimi hat ein paar Mal versucht mich zu erreichen.“ Tai fiel es wie Schuppen von den Augen. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. „Dieser verdammte Kyle!“ „Tai, was hat er damit zu tun?“, wollte Izzy eilig wissen und sah ihn fragend an. „Ich verstehe das nicht. Als ich gestern nach Hause kam und Matt mich anrief, bin ich aus allen Wolken gefallen.“ „Er hat das alles geplant. Kyle, meine ich. Dieses Arschloch. Er will mich aus dem Weg räumen.“ „Gehst du da nicht etwas zu weit?“, gab Izzy skeptisch zu bedenken. „Ich weiß, er ist ein mieser Typ, aber… ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich so weit gehen und dir was unterschieben würde.“ „Meinst du, ich habe mir die Drogen selbst untergejubelt?“, entgegnete Tai böse. „Nein, das sage ich ja gar nicht. Aber es hätte jeder sein können, Tai.“ „Doch nur einer hatte ein Motiv.“ Wieso wollte Izzy nicht die Wahrheit sehen? Tai war eine Bedrohung für Kyle. Also musste er aus den Weg geschafft werden. Davon war Tai überzeugt. „Na, wie auch immer. Jetzt ist erst mal wichtig, deine Unschuld zu beweisen. Pass auf!“, sagte Izzy verschwörerisch und lehnte sich über den Tisch. „Ich werde so schnell wie möglich einen Anwalt für dich auftreiben. Vielleicht haben sie ja gar nichts genaueres gegen dich in der Hand. Haben sie Fingerabdrücke auf der Tüte gefunden? Sie haben sicher einen Drogentest gemacht…“ „Haben sie, aber da dürften sie nichts finden. Was die Fingerabdrücke angeht... Ich habe keine Ahnung. Sie sagen mir nichts“, gestand Tai frustriert. Er wusste, er hatte die Drogen nicht angefasst. Aber sie waren in seiner Tasche, also war es nicht unwahrscheinlich, dass er sie beim rausholen seiner Schulbücher mit den Fingern berührt hatte. „Okay, vielleicht lassen sie die Anklage gegen dich auch fallen, wenn sie nichts weiter finden, aber… Wir sollten besser auf alles vorbereitet sein. Matt wartet vor der Tür. Er ist heute Nachmittag hier gelandet.“ Tai sah ihn erstaunt an. Matt hatte es tatsächlich geschafft, herzukommen? Ein kleines Fünkchen Hoffnung machte sich in ihm breit. Er konnte Izzy definitiv dabei helfen, ihn aus diesem Loch zu holen. Izzy stand auf und ging zur Tür. „Ich hole jetzt Matt. Und Tai? Bete dafür, dass du nicht morgen im nächsten Flieger nach Hause sitzt.“ Izzy verließ den Raum und ließ Tai allein, mit seinen kläglichen Gedanken darüber, wie das Ganze nur enden mochte. Er hatte absolut keine Ahnung, wie er aus dieser Nummer wieder rauskommen sollte. Kyle hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Wahrscheinlich half jetzt wirklich nur noch beten. Die Tür ging erneut auf und Matt kam herein. Als Tai ihn sah, machte sich Erleichterung in ihn breit. Allein sein Gesicht zu sehen, machte die ganze Sache schon etwas erträglicher. „Ich bin so froh, dass du kommen konntest“, sagte Tai, als Matt sich ihm gegenübersetzte. „Ich hatte mir unser Wiedersehen zwar anders vorgestellt, aber… ich konnte dich ja nicht im Stich lassen. Also, was ist passiert?“ Tai schnaufte. „Das weißt du doch schon.“ „Ja, aber ich will es aus deinem Mund hören und zwar von Angesicht zu Angesicht“, sagte Matt entschlossen und faltete die Hände auf dem Tisch. „Denkst du, ich lüge?“, hakte Tai irritiert nach, da er Matts Gesichtsausdruck nicht richtig zu deuten wusste. „Du weißt, du kannst ehrlich zu mir sein.“ Tai biss sich schmerzlich auf die Unterlippe. Er wusste genau, woran sein bester Freund gerade dachte. Matt seufzte schwer. „Drogen, Tai? Dein Ernst?“ Tai sah seinen Freund fassungslos an. „Ich war das nicht, Matt!“, schrie er ihn fast schon an, als ein Polizist den Kopf durch die Tür steckte. „Alles in Ordnung hier?“ „Ja, keine Probleme, Officer“, antwortete Matt und der Mann verließ den Raum wieder. „Tut mir leid, aber ich musste dich das fragen“, sagte Matt und sah Tai entschuldigend an. „Schon klar“, erwiderte Tai leise und sah beschämt zur Seite. „Ich hab das hinter mir gelassen und das weißt du.“ „Ich weiß. Umso schlimmer, dass jemand versucht hat, dir Drogen unterzujubeln. Was meinst du, wer es war?“ Tai zog eine Augenbraue nach oben und warf Matt einen bedeutungsvollen Blick zu. „Dieser Kyle? Mimis Freund? Im Ernst?“, fragte Matt ungläubig. „Sozusagen. Oder besser gesagt, es war sein Handlanger, Scott.“ „Von dem hast du mir noch gar nichts erzählt. Wer ist das?“ „Er erledigt die Drecksarbeit für Kyle, denke ich. Ich habe ihn bis jetzt nicht wirklich als Bedrohung wahrgenommen. Sie mich dafür umso mehr, wie’s aussieht“, erklärte Tai und fuhr sich gestresst durch die Haare. „Meinst du, das ist wegen Mimi?“, fragte Matt nachdenklich. Tai nickte. „Eine andere Erklärung gibt es nicht. Wir sind uns wieder etwas nähergekommen. Mimi wollte sich sogar von Kyle trennen. Ich denke, er hat in den letzten Wochen mehr mitbekommen, als ich geglaubt habe. Man, wie dumm war ich eigentlich? Wieso war ich nicht vorsichtiger?“ Wütend schlug Tai mit der Faust auf den Tisch, ehe er Matt verzweifelt ansah. „Was soll ich denn jetzt nur tun?“ „Erst mal holen wir dich hier raus. Keine Ahnung, ob das klappt, aber Izzy wird dir einen Anwalt besorgen. Und dann sehen wir weiter. Wenn du hier rauskommen solltest, ist es vielleicht besser, wenn du dich vorerst von Mimi fernhältst. Vielleicht solltest du sogar einfach wieder mit nach Hause kommen.“ Tai sah ihn fassungslos an. „Was? Ist das dein Ernst? Ich bin doch nicht so weit geflogen, um mich dann von ihr fernzuhalten.“ „Du bist auch nicht so weit geflogen, um dann im Knast zu landen, Tai“, entgegnete Matt entschlossen und stand auf. „Ich komme morgen wieder. Vielleicht haben wir ja bis dahin schon etwas erreicht.“ Tai nickte und Matt verließ den Raum. Er hoffte inständig, dass seine Freunde es schaffen würden, ihn hier rauszuholen. Wie es danach weitergehen sollte, wusste er selbst noch nicht. Doch eins wusste er: er würde sich definitiv nicht von Mimi fernhalten und Kyle so genau das geben, was er wollte. Und er würde ihn dafür büßen lassen, so viel stand fest! *** Mimi saß im Warteraum des Polizeireviers und hatte die Hände in den Schoß gefaltet. Sie hoffte inständig, dass es Tai gut ging. Eben hatte sie sich mit Izzy darüber unterhalten, was sie tun konnten, um Tai zu helfen. Nie hatte sie gedacht, dass Tai wirklich schuldig war. Nicht eine Sekunde. Im Gegenteil. Seit seiner Verhaftung war sie verzweifelt. Sie konnte weder zu ihm, noch konnte sie irgendetwas für ihn tun. Da Matt und Izzy eingestimmt hatten, sich offiziell um Tais Angelegenheiten zu kümmern, wollten sie sie nicht zu ihm lassen. Außerdem war sie an dem Tag, als Tai im Hörsaal verhaftet wurde, dabei und hatte alles live miterlebt. Sie war quasi ungewollt zu einer Zeugin geworden und wollte Tai mit ihrer Anwesenheit nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Allerdings war sie am Abend zuvor mit ihm zusammen gewesen und auch am Morgen. Sie hatte überlegt, ob das Tai vielleicht ein Alibi verschaffen würde. Jederzeit würde sie für ihn aussagen, doch das allein bewies leider noch gar nichts. Er hätte die Drogen auch genauso gut einstecken können, als er von sich zu Hause seine Unisachen geholt und sie vor der Tür gewartet hatte. Am Ende würde sie sich nur selbst in Schwierigkeiten bringen und Tai wahrscheinlich mit ihrer Aussage nur noch mehr schaden, als helfen. Verzweifelt stützte sie ihren Kopf in die Hände und war den Tränen nah. Was sollte sie nur tun? Sie wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Nicht jetzt. Als sich die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete und wieder schloss, hob sie erwartungsvoll den Kopf. Matt kam heraus. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging auf sie zu. „Matt!“, rief Mimi und sprang auf, um ihm entgegen zu laufen. „Du bist immer noch hier?“ „Natürlich! Wie geht es Tai? Was hat er gesagt? Hast du ihm meine Botschaft überbracht?“ Hoffnungsvoll sah sie ihm in die Augen, doch diese verrieten absolut nichts. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ihm deine Botschaft nicht überbracht. Er weiß nicht, dass du hier bist.“ Mimi sah den Musiker fassungslos an. „Was? Aber warum nicht?“ „Es ist besser, wenn du Tai in Ruhe lässt. Durch dich ist er hier nur in Schwierigkeiten“, sagte er kühl. „Durch mich? Ich habe doch gar nichts gemacht“, wiedersprach Mimi, doch Matt blieb regungslos. „Du vielleicht nicht. Aber dein ach so toller Freund. Kyle. Er hat Tai die Drogen untergejubelt.“ Mimis Augen weiteten sich. Woher wusste Matt von Kyle? Hatte Tai ihm das erzählt, dass Kyle ihm die Drogen untergeschoben hätte? Das konnte nicht sein! Wann hätte er das machen sollen? Mimi war doch zusammen mit Tai in den Hörsaal gekommen und Tai saß in der Reihe hinter ihr und Kyle. Wann also hätte er das machen sollen? „Ich sehe, wie es in deinem Kopf arbeitet und du versuchst Gedanke, für Gedanke zusammenzufügen“, meinte Matt plötzlich, als sie ihn überrascht ansah. „Aber lass dir eins gesagt sein: wäre Tai dir nicht um die halbe Welt gefolgt, wäre das alles nicht passiert. Hättest du ihn damals nicht verlassen, wäre das alles nicht passiert. Also, es ist egal, ob du sagst, du hättest nichts damit zu tun. Indirekt bist du doch daran schuld, dass es ihm monatelang schlecht ging und dass er jetzt in diesem Loch sitzt und verzweifelt darüber nachdenkt, wie er trotz allem mit dir zusammen sein kann. Wenn du mich fragst: das war ein großer Fehler, ihn zu dir zu schicken.“ Völlig perplex über Matts Worte starrte sie ihn an. War das denn wirklich sein Ernst, was er da sagte? War sie wirklich an allem schuld, was Tai wiederfahren war? „Das denkst du also? Dass ich an allem schuld wäre und dass Tai und ich nicht zusammen sein sollten? Ist es das, was du mir sagen willst?“ Wut kroch in ihr hoch und sie spürte, wie die Hitze in ihr Gesicht stieg. Wie konnte Matt es wagen, so über sie zu urteilen? „Ja, das denke ich. Und das habe ich dir schon vor Monaten gesagt. Erinnerst du dich?“ Natürlich erinnerte sie sich. Wie hätte sie das nur vergessen können? Damals, als es ihr am schlechtesten ging und sie Tai gebraucht hätte, war es Matt, der ihr einen Riegel vorgeschoben und verhindert hatte, dass sie zu ihm Kontakt aufnahm. „Mimi, ich habe Wochen und Monate mit angesehen, wie schlecht es Tai nach deiner Abreise ging. Wie sehr er gelitten hat. Was er alles getan hat. Du hast keine Ahnung! Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass, wenn er nach New York reist und dich sucht, er endlich erkennt, dass du ihn nicht willst. Dass er sich endlich von dir lösen und wieder nach vorn blicken kann. Zumindest war das meine Hoffnung. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Er lebt weiter in der Vergangenheit. Ich war nie so gutgläubig, wie die anderen und habe an ein Happy End für euch geglaubt. Mal ehrlich, dafür ist einfach zu viel passiert. Dafür hat sich Tai zu sehr selbst geschadet.“ Matts Blick war eiskalt. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Was war nur geschehen? „Und… U-und Izzy? Warum ist er dann hier? Warum ist er mitgekommen?“ „Um ehrlich zu sein, war der Plan von Anfang an, dass Tai und Izzy sich dadurch endlich wieder versöhnen. Und dass er dich endlich vergessen kann. Wieso musstest du es ihm so schwermachen, Mimi?“ Mimis Augen füllten sich mit Tränen. Sie wusste, dass Matt nicht besonders gut auf sie zu sprechen war, das hatte er ihr vor Monaten am Telefon schon deutlich gemacht. Aber, dass er sie so hassen würde, dafür, was sie Tai angetan hatte, das wusste sie nicht. Seine Worte waren wie ein Stich in ihr Herz und es schmerzte so sehr, vor Augen geführt zu bekommen, was ihre Abreise damals wirklich bei Tai ausgelöst hatte. Matt hatte recht. Sie hatte wirklich keine Ahnung. Keine Ahnung, was Tai durchgemacht hatte oder wie sehr er unter der Trennung gelitten hatte. Aber Matt hatte auch keine Ahnung, was sie durchmachen musste, genauso wenig wie Tai oder sonst irgendwer. Sollten sie nicht allein deswegen eine zweite Chance verdient haben? Um den Schmerz der Vergangenheit wieder gut zu machen, den sie sich gegenseitig zugefügt hatten? „Du kannst mich nicht von ihm fernhalten!“, meinte Mimi plötzlich verbissen und unter Tränen. „Ich weiß“, sagte Matt tonlos und ging an ihr vorbei. „Er wird schon noch selbst erkennen, dass du nicht gut für ihn bist. Ihr habt euch wohl beide mit den falschen Leuten eingelassen, was?“ Und mit diesen Worten ließ er sie stehen, einfach so. Mimi schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte drauf los. Sie wusste, dass das Zusammentreffen mit Matt nicht unbedingt versöhnlich sein würde, aber…, dass er sie so dazu brachte, an sich selbst und an Tai zu zweifeln, darauf war sie nicht vorbereitet. Sie hatte sich gerade mit dem Gedanken angefreundet, ihre alten Gefühle für Tai wieder zuzulassen. Sie hatte gerade damit angefangen, sich wieder gut zu fühlen. Seine Nähe tat ihr gut. Doch, vielleicht hatte Matt recht. Vielleicht konnte sie Tai mit dieser Nähe nur Schaden zufügen. Sie wusste nicht, ob Kyle etwas mit dieser Sache zu tun hatte und sie wollte es auch nicht wissen. Sie wollte niemanden mehr sehen. Weder Kyle, noch Izzy, noch Matt und für Tai war es anscheinend wirklich besser, wenn sie sich von ihm fernhielt. Wenn es wirklich Kyle war, der ihm die Drogen untergeschoben hatte, dann hatte es eh keinen Zweck. Sie kannte Kyle und er würde nicht aufhören, bis er bekommen hatte, was er wollte. Er wollte Mimi und das wusste sie. Und wenn Tais kleines Rollenspiel aufflog und Kyle herausfand, dass er gar nicht der war, für den er sich ausgab, hatten sie ein ernstes Problem. *** Matt ging aus dem Polizeirevier, drehte sich noch einmal um und seufzte, ehe er sich auf den Weg zu Izzys Apartment machte. Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um so schnell wie möglich herzukommen und Tai zu helfen. Als er ihn vor kurzem hierhergeschickt hatte, hätte er nicht geahnt, dass Tai so in Schwierigkeiten geraten könnte. Insgeheim hatte er tatsächlich gehofft, dass Tai schnell einsehen würde, dass es ein Fehler war, Mimi nachzulaufen oder ihr hinterher zu trauern und dann bald wieder in einem Flieger zurück nach Japan saß. Manchmal musste man eben einen Schritt zurück machen, ehe man einen Schritt nach vorne machen konnte, so hatte Matt gedacht. Noch nie hatte er seinen besten Freund so leiden sehen, wie in den letzten Monaten, nach Mimis Abreise. Es machte ihn fertig, ihn so zu sehen. Und er konnte und wollte nicht länger tatenlos danebenstehen, während Tai ganz langsam vor die Hunde ging. Tai hatte es wirklich übertrieben gehabt und das nicht nur einmal. Matt konnte sich noch gut daran erinnern, wie er ihn manchmal Nacht für Nacht irgendwo eingesammelt und nach Hause gebracht hatte… „Gott, Tai… was hast du nur wieder alles getrunken?“ Schwer atmend schleppte er ihn die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Tai war mal wieder die ganze Nacht weggewesen. Bis Matt einen Anruf von einem Bekannten erhielt, der ihm erzählte, in welchem Club Tai war und er meinte, dass Matt ihn besser abholen sollte. Matt fragte gar nicht erst danach, in welchem Zustand Tai sich befand oder ob er nicht einfach in ein Taxi steigen und selbst nach Hause fahren konnte. Er kannte dieses Spiel schon zur Genüge. Doch er war nun mal sein bester Freund. Was sollte er machen? Er konnte ihn nicht hängen lassen, also holte er ihn ab und brachte ihn nach Hause, wie immer. „Mach wenigstens ein bisschen mit, Kollege. Du bist echt schwer!“, nörgelte Matt, wusste jedoch, dass es eh keinen Sinn hatte. Er lehnte Tai gegen die Wand und hoffte, er würde für zwei Sekunden selbst stehen können, während er die Tür aufschloss. „Na, dann los. Komm schon. Bringen wir dich ins Bett“, sagte Matt und hievte Tai in die Wohnung. Er schlug die Tür mit seinem Fuß zu, und schleifte Tai durch den Flur in Richtung Schlafzimmer. Kurz öffnete der Braunhaarige die Augen. „Warum bin ich zu Hause?“, fragte er schläfrig und sah sich desorientiert um. „Weil du völlig zugedröhnt bist?“, entgegnete Matt keuchend und drängte ihn weiter ins Schlafzimmer. Mit einem Ruck ließ er ihn aufs Bett fallen. Er band Tai die Schnürsenkel auf und zog seine Schuhe aus, während dieser schon wieder völlig weggedrehten zu sein schien. Dann suchte er in seiner Jackentasche nach seinem Portemonnaie und Handy, um sicherzugehen, dass Tai es unterwegs nicht verloren hatte. Zum Glück war alles noch da. Er kramte sie Sachen heraus und legte sie auf den Nachttisch, als eine kleine Tüte aus Tais Tasche fiel. Matt hob sie hoch und betrachtete sie. Sie war leer. „Na, klasse“, seufzte er und deckte Tai zu. „Schlaf deinen Rausch aus, Kumpel.“ Er würde mal wieder auf seiner Couch nächtigen, um sicher zu sein, dass es Tai morgen früh auch aus dem Bett schaffte und nicht den ganzen Tag verschlief. Gerade, als er die Tür hinter sich schließen wollte, klingelte Tais Handy. Natürlich bekam dieser nichts davon mit. Wahrscheinlich war es Kari, die sich mal wieder Sorgen um ihren Bruder machte. Matt seufzte, ging zurück zum Nachttisch und hob ab, ohne aufs Display zu achten. „Kari? Hier ist Matt. Ich hab ihn…“ „Matt? Hier ist Mimi.“ Matt erstarrte. Mimi? Warum rief sie ihn an? Sie hatte sich monatelang nicht gemeldet und plötzlich rief sie ihn an? Mitten in der Nacht? „Mimi, was willst du?“, kam es schneller über seine Lippen als beabsichtigt. „Ich habe keine Ahnung, wie spät es bei dir ist, aber hier ist es mitten in der Nacht und falls du Tai sprechen willst… der schläft.“ „Oh… Das… Das tut mir leid“, stotterte sie am anderen Ende. Ihre Stimme klang komisch. Fast so, als hätte sie geweint. Doch das war ihm eigentlich ziemlich egal. Matt schielte zu Tai hinüber, der gerade dabei war, seinen Rausch auszuschlafen. Mal wieder. Das durfte so einfach nicht weitergehen und wenn Mimi jetzt urplötzlich wieder in sein Leben treten würde, würde das alles nur noch schlimmer machen, da war er sich sicher. Was bildete sie sich ein, nach Monaten einfach hier anzurufen? Wenn Tai das mitbekommen hätte, würde er erneut in Verzweiflung versinken und sich wieder an allem die Schuld geben. Aber er hatte es ja nicht mitbekommen. Und das sollte auch so bleiben. „Matt, kannst du Tai ausrichten, dass ich angerufen habe?“, schluchzte Mimi am anderen Ende der Leitung. „Nein. Nein, kann ich nicht“, antwortete der Musiker zähneknirschend. „Was?“ „Ganz ehrlich, Mimi, mir ist scheißegal, warum du gerade anrufst oder was du plötzlich wieder von ihm willst. Aber mir ist nicht egal, was das mit ihm macht. Er ist gerade dabei zu verarbeiten, dass du einfach so aus seinem Leben verschwunden bist. Also ruf hier nicht einfach an und tu so, als wäre das okay.“ „Matt, hör mir zu…“, setzte Mimi an, doch Matt ließ sie nicht zu Wort kommen. Es reichte ihm endgültig! „Nein, DU hörst mir zu! Ruf hier nie wieder an! Lass Tai in Ruhe! Ein für alle Mal!“ Und damit legte er auf. Hoffentlich war diese Botschaft angekommen. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass sie seinen besten Freund noch mal so verletzen würde, wie sie es getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)