(A)I complicate von Naoi-chan ================================================================================ Kapitel 11: Next Step --------------------- » Liam’s View « Rey war wohl der erste Mensch in meinem Leben gewesen, der mich dazu brachte, die Beziehung zu meinem besten Freund in Frage zu stellen. Er war nicht nur schön und liebevoll, sondern auch unfassbar geduldig und verständnisvoll, wenn es um besagten besten Freund ging. Ignorierte die kindischen Seitenhiebe gegen ihn und lächelte, wann immer es die Situation beruhigte. Seija Niwa, war seit ich denken konnte, mein bester Freund. Aber er war auch schon immer sehr besitzergreifend gewesen. Egal um was genau es eigentlich ging - Essen, Liebe, Freundschaft... er teilte einfach nicht gerne. Am wenigstens aber, so schien es mir oft: meine Aufmerksamkeit. Da mir beide sehr wichtig waren, hatte ich immer wieder versucht sie einander näher zu bringen. Was jedes Mal damit endete, dass Rey sich frustriert zurück zog und Seija mich zwei Tage lang ignorierte. Es war anstrengend... und irgendwie schien es aussichtslos. Dennoch - Rey und Seija mussten sich unbedingt verstehen... Der eine war wie mein Bruder und der andere wohl die Liebe meines Lebens. Ich wusste seit einer Weile, dass ich inzwischen sogar bereit war mit Rey den nächsten Schritt zu wagen. Es erschien mir so natürlich. Es gab niemanden, in dessen Gegenwart ich mich jemals so wohl gefühlt hatte. Rey hatte mein Leben in den vergangenen zwei Jahren, völlig auf den Kopf gestellt... Es war wieder einer dieser Abende, an denen ich aus welchem Grund auch immer, die Hoffnung hatte, nun endlich die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben, einander näher bringen zu können. Wir waren in einem Restaurant in Omotesando - Seijas Wohngegend. ,,Nun... auf dich Liam.“ Seija hob sein Glas und sah mich aus undefinierbaren dunklen Seen an, während ein leichtes Grinsen seine Lippen zierte. Seija war schon immer charmant gewesen. Er war sogar - um wirklich ehrlich zu sein - der erste feuchte Traum meines Lebens gewesen... der erste, dessen blosse Vorstellung mich in jungen Jahren dazu gebracht hatte, meinen Körper auf völlig neue Weise zu erkunden. Ich lächelte und hob ebenfalls mein Glas. ,,Ich bin froh, dass ihr beide hier seid.“ ,,Auf dich.“ der grauhaarige Mann neben mir entgegnete mir das wohl schönste Lächeln, was jemals von Menschen bezeugt werden konnte und brachte mein Herz zum Rasen. Rey war wirklich atemberaubend schön. Nicht nur der Kellner hatte gestottert, als er ihn nach seiner Bestellung gefragt hatte. Ich konnte die verstohlenen Blicke die ihm sowohl von Männern als auch Frauen zugeworfen wurden, gerade zu spüren. Auch wenn ich es inzwischen fast gewohnt sein sollte. Rey war, wann auch immer wir einen Raum betraten, sofort der Mittelpunkt. Ich war nie ein sonderlich eifersüchtiger Mensch gewesen und konnte damit umgehen. Glaubte ich zumindestens... Fey - Rey’s persönliche Assistentin, Eathan - Kens Head of Security - der ehrlich gesagt, der Dreisteste von allen war - und nicht zu vergessen Ayumi - meine persönliche Assistentin... es gab einige in meinem direkten Umfeld die eine Schwäche für ihn hatten. Und dennoch war ich nie wirklich eifersüchtig gewesen. Ich wusste, dass Rey mich liebte. Sich über die Gefühle eines anderes Menschen so sicher zu sein, war beruhigend und gleichzeitig so unfassbar beängstigend. Der schwarzhaarige mir gegenüber warf einen kurzen Blick, der eine Menge Verachtung vermuten lies, auf Rey ehe er sich einen Schluck von der klaren Flüssigkeit in seinem Glas gönnte. Egal wie ablehnend sich Seija ihm gegenüber verhielt, wusste ich doch ganz genau, dass auch ihm nicht entgangen war, was für eine außergewöhnliche Erscheinung Rey war. Seine Augen, diese perfekten vollen Lippen, die langen Beine und diese unfassbare Mähne. Ich spürte dass sich jegliches Blut langsam Richtung Süden verabschiedete... Ich musste mich zusammen reißen. ,,Was sind deine Pläne?“ durchbrach plötzlich Seijas dunkle Stimme meine nicht ganz jugendfreien Gedanken. Ich blickte meinen besten Freund eine Weile an. ,,Du meinst UNSERE Pläne...?“ Er verzog sein Gesicht. ,,Hätte ich Interesse an euren Plänen, hätte ich auch nach EUREN Plänen gefragt... was sind DEINE Pläne Liam?“ Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Rey seufzte und mit einem traurigen Ausdruck an seinem Drink nippte. Es versetzte mir jedes Mal einen Stich, wenn Seija ihn so offensichtlich ablehnte. Zwei Jahre... Rey war seit zwei Jahren Teil meines Lebens und dennoch schien Seija ihn mit jeder Faser abzulehnen. Ich hatte alles versucht...gemeinsame Essen zu jeder erdenklichen Tageszeit, Gemeinsame Schnittstellen wie Yuji und Seiji ... nichts hatte bisher gewirkt. Seija schien Rey gegenüber sogar noch abgeneigter, als jemals zuvor. » Ich glaube nicht, dass er mich als Person hasst, es ist viel mehr die Tatsache, dass du mich liebst, die er hasst. Und diese Tatsache wird sich hoffentlich nie ändern. « hatte Rey mir mal gesagt und ich hatte darauf nichts erwiedern können. Ich dachte an den Tag zurück, als ich die beiden zum ersten Mal aneinander vorgestellt hatte. Wenn auch nicht ganz freiwillig zu diesem Zeitpunkt. >>>> Flashback <<<< „Hm...Ken ist irgendwie fast wie mein eigenes Kind. Vielleicht bin ich deshalb so anhänglich was ihn betrifft.“ sein Lachen war so unglaublich warm und weich, während er sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er war unbeschreiblich. Es war erst mein zweites Date mit dem grauhaarigen. Aber Rey war mir schon zuvor in dem kleinen französischem Café, bei unserer ersten Begegnung aufgefallen... er war so unfassbar schön dass ich ihn vermutlich schon damals eine Weile angestarrt hatte, aber es einfach nicht über mich bringen konnte ihn nach seiner Nummer zu fragen. Ich war eh nie der offensiven Typ gewesen. Das Schicksal hat zu meinem Glück aber seinen ganz eigenen Plan und nimmt dabei keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. Nun, saßen wir hier, in diesem kleinem Café in Shibuja und ich wusste, dass ich meinem Gegenüber nach unserer zweiten Verabredung bereits völlig verfallen war. Ich wusste, dass ich nie wieder auch nur einen einzigen Tag ohne diesen Menschen verbringen wollte. „Ah... Liam - san. Du hast mir nie erzählt, woher du Yu - Chan kennst?“ seine schönen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und er lehnte sich zurück. Rey hatte seine Haare wie immer zu einem losen Zopf gebunden und trug ein weißes Hemd, mit einer hellen Denim. Nichts Besonderes und dennoch sah er aus, wie frisch aus einem Magazin entsprungen. Ich versuchte ihn nicht anzustarren. „Ich bin mit einem Freund von Yu befreundet... Niwa, Seiji. Genau genommen kenne ich Sei sein ganzes Leben.“ „Ah... Sei.. Seiji und Yuji sind also befreundet...?“ Nette Umschreibung. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass Sei vermutlich ein ganz anderes Interesse an Yuji hatte. Aber es war nicht meine Aufgabe, mich da einzumischen. Weshalb ich nicht weiter darauf einging. „Hmm... Seiji und sein Bruder Seija haben neben mir gewohnt. Meine Tante und ihre Mutter sind enge Freunde. Wir sind also miteinander aufgewachsen und haben praktisch jeden Tag unserer Kindheit miteinander verbracht. Seija und ich haben während unser Zeit an der Uni auch zusammen gewohnt.“ „Verstehe...“ Reys Lippen verzogen sich zu einem verständnisvollem Lächeln. Es war niedlich, wie seine Mähne sich im Takt bewegte, als er nickte. Was war nicht niedlich an Rey? Oh Gott... ich erkannte mich selbst nicht wieder in seiner Gegenwart. „Das klingt so, als ob ihr euch sehr nahe steht.“ Ich nickte und trank einen Schluck von dem Wein, den der Kellner uns zu dem Essen empfohlen hatte. „Seija ist wie ein Bruder für mich.“ Rey starrte mich an und ich wusste, dass da in seinen Augen eine unausgesprochenen Frage lag. Ich ahnte was er mich vermutlich fragen wollte - Eine so enge Freundschaft und es ist nie mehr passiert? Das können die wenigsten glauben. „Oi Li-kun.“ eine dunkle Stimme erklang plötzlich und ich blickte in dunkle blaue Seen. Seija. Seine Haare, waren nach hinten gekämmt und gaben ihm diesen seriösen Ausdruck, was durch den grauen Anzug den er trug, noch verstärkt wurde. Er wirkte gestresst und müde. „Seija...“ „Ich hatte hier gerade ein Geschäftsessen.“ erklärte er, strich sich grinsend durch die dunklen Haare und nahm ungefragt an unserem Tisch Platz. „Ich bin Seija Niwa.“ sagte er mit ruhiger Stimme an Rey gerichtet und musterte ihn. Rey lächelte ihn freundlich an. „Ich bin Rey Sagai.“ „Rey...“ wiederholte Seija und seinem Blick nach, fand er ihn mindestens genauso attraktiv, wie jeder andere mit einem gesunden Verstand. Eine leise Vibration lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das Telefon neben Reys Glas. „Oh... das ist Ken. Da muss ich ran. Entschuldigt ihr mich bitte kurz?“ Er zwinkerte mir zu und erhob sich, ehe er den Tisch verlies, um den Anruf anzunehmen. Seija sah ihm nach und grinste mich schließlich, als der grauhaarige aus unserem Blickfeld verschwunden war, an. „Wow...“ er pfiff leise. „Haben wir ihn nicht in dem Café mit Sei und Suri getroffen haben?“ Er deutete dem Kellner an, ihm ebenfalls ein Glas von dem Wein zu bringen. „Wie bist du an seine Nummer gekommen?“ Ich fuhr mir durch die Haare. „Du erinnerst dich an Ken? Yujis Freund? Er ist sein Neffe und wir haben uns zufällig nochmal getroffen... eins führte zum anderen.“ ich versuchte mir die Anspannung nich anmerken zu lassen. Die Art wie Seija ihn angesehen hatte, gefiel mir überhaupt nicht. Seija nickte und musterte mich nun mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht ganz deuten konnte. Schließlich grinste er aber. „Er ist ziemlich heiß... vermutlich ein guter Fi-.“ „Eher mehr als das.“ unterbrach ich ihn, als mir dämmerte worauf er hinaus will. „Er ist genau genommen, sogar viel mehr als das.“ Mein Gegenüber lachte und bedankte sich kurz, als der Kellner ihm ein Glas von dem Rotwein brachte. „Wovon redest du da? So einen hast du nie für dich alleine... sieh ihn dir an.“ Ich seufzte frustriert und fuhr mir durch die Haare. Das war wieder so typisch für Seija. Er war schnell darin, sich ein Urteil über andere zu erlauben. Vermutlich eine Berufskrankheit. Als Arzt, musste man schnelle Diagnosen tätigen. „Ich würde ihn selber flach legen... aber mehr? Wohl kaum.“ er lachte. „Ein netter Hintern und ein hübsches Gesicht. Mehr sehe ich nicht.“ Ein leises Räuspern erklang und wir erhoben beide überrascht den Blick. Rey stand neben seinen Stuhl und musterte uns abwechselnd mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nenn mich arrogant. Aber ich bin sicherlich mehr, als das. Wenn du genug Grips hättest, erstmal zwei oder drei sinnvolle Sätze mit mir zu wechseln, bevor du dir eine Meinung bildest, wüsstest du das auch.“ er griff nach seiner Tasche. Ich erhob mich sofort und verspürte Panik und Scham aufkommen. „Bitte entschuldige Seijas Worte... er ist ein Idiot. Er meint es nicht so...“ verdammt. Das nenne ich schlechtes Timing. Rey lächelte mich an und strich sich durch die Haare. „ DU musst dich nicht für deinen Freund entschuldigen. Aber Liam... ich muss los. Das Studio hat Mist gebaut, mit Kens Album. Ruf mich an, wenn du Interesse daran hast, herauszufinden wieviel mehr ich bin. Dann wiederholen wir das Ganze, ohne unangenehme Gesellschaft.“ er drückte kurz grinsend meine Hand, ehe er Seija ein zuckersüßes Lächeln zuwarf, von dem ich noch nicht genau wusste, ob es aufgesetzt war oder nicht. „Und du weißt selber, das mein Hintern nicht nur nett ist. Der ist erstklassig.“ Wir waren beide sprachlos, als er uns zu zwinkerte und sich dann verabschiedete. „Okay... eine große Klappe hat er auch.“ murrte Seija grinsend und sah ihm wieder nach. „Du bist so ein Idiot.“ zischte ich ihn wütend an. „Ein Idiot, mit einem Doktortitel und dein bester Freund... könnte also schlimmer sein.“ Warum zur Hölle war er nochmal mein bester Freund? >>>> Flashback Ende <<<< Seija hatte in den vergangen Jahren einige mehr oder weniger ernsthafte Beziehungen geführt. Ich hatte mich mit einigen nicht sonderliche gut verstanden, aber es dennoch niemals gewagt mich in seinem Liebesleben einzumischen. Dafür respektierte und liebte ich ihn einfach zu sehr. So lange er glücklich war, gab es keinen Grund ihm meine Abneigungen zu zeigen. Ich selbst hatte zwei ernsthafte Beziehungen geführt. Beide sind rückblickend daran gescheitert, dass ich mich nie voll und ganz auf sie eingelassen hatte und nie bereit gewesen war, den nächsten Schritt zu wagen. Diesmal wollte ich nicht den selben Fehler wieder machen. Ich wollte mich voll und ganz auf Rey einlassen. Ich wollte den nächsten Schritt wagen. Rey und Seija hatten leider von Anfang an einen schlechten Start gehabt. Vermutlich, weil Seija nie wirklich bereit gewesen ist einen anderen Mann an meiner Seite zu akzeptieren. Rey hingegen war bereit, einiges zu ertragen.... aber nicht alles. Das wusste ich. Und so war es kein Wunder, dass er sich um 22:46 Uhr mit einem traurigen Kuss verabschiedete und absolut nicht zum Bleiben überreden lassen wollte. Als der Engel der er nun mal war, hatte er genug Disziplin und Demut, Seija höflich die Hand zum Abschied zu reichen und sich so angemessen zu verabschieden. „Hab ich ihn vertrieben?“ Seija lachte leise und es trieb mir vor Wut die Hitze in den Kopf. Ich suchte seinen Blick. „Was ist dein verdammtes Problem? Warum musst du dich jedesmal wie ein Arsch benehmen?“ Mein Gegenüber stockte kurz und sein Blick schien ehrlich überrascht über meinen kalten Ton. Typisch. Seija tat was er wollte, wann er es wollte, wie er es wollte und mit wem er es wollte, ohne auch nur jemals einen Gedanken an den Konsequenzen zu verschwenden. Ich strich mir übers Gesicht und suchte nach den richtigen Worten. Rey war seit zwei Jahren mein Partner. Warum konnte Seija das nicht akzeptieren? Konnte er sich denn nicht denken, wie sehr mich das verletzte? Mein vermeintlich bester Freund sollte sich freuen, dass ich endlich glücklich war. Aber stattdessen, schien er alles daran zu setzen, einen Keil zwischen uns zu treiben und strich sich ebenfalls durch die dunklen Haare. „Wie kannst du ernsthaft immernoch hoffen, dass ich ihn an deiner Seite akzeptiere...?“ „Wovon redest du?“ „Liam...“ er lachte. ,,Ich liebe dich ungefähr seit, uhm ... seit wir 6 Jahre alt waren?“ er nahm etwas Abstand und nippte an seinem Glas. ,,Wie könnte ich dich kampflos jemand anderes überlassen?“ Ich stockte und starrte ihn einen Augenblick sprachlos an. Unsere Beziehung war schon seit einer ganzen Weile sehr kompliziert gewesen. Vermutlich sogar schon immer. Aber es war das erste Mal, dass Seija diese Worte mir gegenüber so ehrlich ausgesprochen hatte. „Vergiss es..“ er seufzte tief und starrte auf das Glas in seinen Händen. „Das hätte ich nicht sagen dürfen.“ Sein starrer Blick wanderte nun auf seine Hände, ehe er wieder den Kopf hob und mich ansah. „Weißt du was?! Doch! Ich hätte es dir sogar schon vor einer ganzen Weile sagen müssen.“ „Sei...“ „Schon gut... er - er ist es oder?“ Seija strich sich durch die dunklen Haare. „ Der eine.“ „Ja... er ist es. Ich liebe ihn.“ es war das erste Mal, dass ich es Seija gegenüber ausgesprochen hatte. Sein dunkles Lachen bescherte mir eine Gänsehaut und er nippte erneut an seinem Glas. „Also, was sind deine Pläne?“ „Um ehrlich zu sein...“ ich räusperte mich. „Ich habe vor Rey zu fragen, ob er mit mir zusammen zieht.“ Die Augen meines Gegenübers weiteten sich und eine Mischung aus Unglauben und Wut traf mich hart. „Ich liebe ihn und er liebt mich...“ „Liam...“ Seija strich sich übers Gesicht und seufzte tief, ehe mich ein verwirrter und verletzter Blick traf. Ich konnte den Ausdruck nicht richtig deuten. „Du willst mit ihm zusammen ziehen?“ ein leises Lachen entfloh seiner Kehle und es konnte nicht aufgesetzter klingen. Ich nickte. Er verstummte sofort. „Es ist dein Ernst?“ „Rey ist-“ „Rey ist atemberaubend schön, das gebe ich zu...“ diese Worte kamen überraschend ehrlich über seine Lippen. „Aber Liam... du und ich... wir sind - wir sind du und ich. Liam und Seija... du - du hast uns nie eine Chance gegeben.“ „Seija... wir sind unser ganzes Leben lang Freunde gewesen. Die besten Freunde sogar... Du bist wie ein - ” „Wag es nicht !“ seine dunklen Augen funkelten und ich war nicht sicher, ob es Furcht oder Wut war, die mir gerade begegnete. „Damals- an meinem Geburtstag... als Chiaki mir seine Liebe gestand... du weißt, dass ich dich wollte...? Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mich für dich entschieden. Immer.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es tat weh den sonst so stolzen und arroganten Mann mir gegenüber, so verzweifelt und verletzt zu sehen. Seija war nie jemand gewesen der Schwächen oder Emotionen zeigen konnte. Ich wusste, dass er sich und seine Gefühle gerade völlig offen legte. „Liam... ich bin egoistig, rücksichtslos... ich bin ein furchtbarer Mensch... aber ich - ich brauche dich. In deiner Gegenwart habe ich das Gefühl, ein besserer Mensch zu sein. Ich habe aufgegeben, dir das selbe Gefühl geben zu wollen... Es wäre lächerlich. Seien wir ehrlich: Du bist so verdammt perfekt. Aber ich weiß, dass ich dich auch glücklich mache.” er atmete tief durch. ,,Ich kann dich nicht gehen lassen.“ „Seija...” ich suchte nach den richtigen Worten. Es war klar, dass Seija alles tun würde, um mich nicht mit Rey zu teilen. „Was sagen seine Eltern?” Kam es plötzlich über seine Lippen. „Was sagt Noona?” „Sei... ich weiß worauf du hinaus willst. Aber ich liebe Rey so sehr, dass es mir sogar egal ist, wie andere über mich denken. Ich will, dass er glücklich ist... und ich weiß, dass ich ihn glücklich mache.” ,,Du willst, dass er glücklich ist...“ er biss sich auf die Lippen und schien einen Moment zu überlegen. „Sag, hast du mich je geliebt?” „Ja.” Ich seufzte tief und versuchte seinem durchbohrenden Blick stand zu halten. „Ich habe dich so sehr geliebt, dass ich wusste, dass wir beide nie ein Paar sein könnten. Diese Art der Liebe ist ungesund Sei... Ich wollte nie so sehr mit jemanden zu sein, wie mit dir. Aber unsere Freundschaft liebe ich noch mehr... lass uns diese Freundschaft bitte erhalten. Sie ist so viel mehr wert, als das Risiko sie durch irgendetwas zu zerstören.” „Wie kann ich dich gehen lassen?” er lies den Kopf hängen und schien mit aufkommenden Tränen zu kämpfen, während er zeitgleich seine zitternden Hände zu Fäusten ballte. „Liam... wie kann ich dich gehen lassen? Wie kannst du IHN wollen? Du - ich war lange bereit alles zu akzeptieren... solange du glücklich bist. Ich dachte ich muss nur geduldig sein und du kommst eines Tages zur Besinnung und verstehst, dass wir beide zusammen gehören. Aber du willst diesen Kerl praktisch heiraten.“ Ich wusste wieder nicht, was ich sagen sollte. Das Ganze überforderte mich. Bis vor kurzem, hatte ich die Ereignisse an Seijas 21.Geburtstag völlig verdrängt gehabt. Ihn jetzt so zu sehen, versetzte mir einen unfassbaren Stich. Ich liebte ihn... aber nicht mehr so, wie er es wollte. Oder glaubte zu wollen. „Vergiss es Liam.... vergiss es einfach.“ zischte er und sah mich aus finsteren dunklen Seen an. Es war genau das, wovor ich immer Angst gehabt habe. Dieses sonst so starke Band zwischen uns, schien immer dünner zu werden. „Ich kann das nicht vergessen. Seija, du bist mein bester Freund und meine Familie. Ich liebe dich und will, dass es dir gut geht. Aber, wenn du mich nur ansatzweise so sehr liebst, wie du immer behauptest respektierst du mich und Rey. Dann respektierst du, dass er mich auf eine Art glücklich macht, die ich vorher nie erlebt habe. Ich will dass er Teil meiner Familie wird.“ Ich war in diesem Moment so unfassbar wütend auf mich selbst. Ich hatte das Thema viel zu lange vermieden. Es war alleine meine Schuld, dass er mich nun mit so viel Wut und Verzweiflung anstarrte. Es war meine Schuld, dass er im Herzen immer noch der kleine Junge war, der daran glaubte, wir könnten für immer zusammen sein und womöglich sogar ein Bett teilen. „Wir beide kennen uns so gut Seija. Glaubst du nicht, dass du lediglich Angst hast, mich zu verlieren? Denk mal nach... du sprichst immer davon, dass du mich nicht gehen lassen kannst. Das brauchst du doch auch nicht... Davon war nie die Rede. Und ... Selbst als wir uns in Beziehungen befanden, waren wir beide immer unzertrennlich. War das nicht meistens der Grund warum sie nicht hielten? Wir waren beide Feige und haben uns aneinander geklammert, weil wir es nicht anders kannten. Vermutlich weil wir auch unterbewusst spürten, dass die anderen nie die richtigen waren... Aber Rey...“ ich griff nach Seijas Händen und umklammerte sie um meinen nächsten Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Rey ist es. Er ist der Richtige, Sei.“ Er seufzte frustriert und schloss für einen langen Moment die Augen. Stille kehrte zwischen uns ein und ich hoffte, dass ich ihn mit meinen Worten nicht noch mehr verletzt hatte. Aber wenn ich diese Freundschaft irgendwie retten wollte, musste ich ehrlich sein. Wir waren keine kleinen Kinder mehr. Es gab kein verstecken oder verdrängen mehr. „Ich hasse es, dass du so verdammt klug bist.“ kam es irgendwann leise über seine Lippen. „Warum bist du nur so verdammt klug?!“ Er grinste nun verzweifelt und eine einsame Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. „Schwörst du mir, dass wir beide - dass sich zwischen dir und mir - UNS - nichts ändert?“ „Natürlich. Ich verspreche es.“ Ein erleichtertes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Unsere Kinder werden schließlich auch mal die besten Freunde.“ Er riss erschrocken die Augen auf. „Oh Gott... jetzt sag nicht, dass du sogar Kinder mit ihm willst?“ Mein Grinsen wurde noch breiter. In den letzten Tagen hatte ich mir diese Frage immer häufiger gestellt und desto mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde das Bild. Das Bild von unserem schönem, gemütlichem Haus, Rey in einem meiner Hemden, die gerade so seinen perfekten Hintern bedeckten, mir und zwei kleinen Paar Beinchen die in unserem Garten fangen spielten und lachten. „Definitiv.“ kam es über meine Lippen und verdammt! Ich konnte es nicht abwarten, dieses fiktive Bild auf die Leinwand des Lebens zu bringen. „Dann hat mich Rey ja eigentlich gerettet...“ er lachte und fuhr sich übers Gesicht. Der traurige Glanz war immernoch sichtbar in seinen dunklen Augen. „Also gut Liam... ich werde es versuchen. Aber du kennst mich. Ich bin einfach sehr gerne eine Arsch. War ich schon immer.“ „Allerdings.“ ich musste ebenfalls lachen. „Aber zu Rey ganz besonders. Ob du es glaubst oder nicht, er ist bestimmt nicht sensibel, im Bett ist er sogar -“ „Woah - Ist das dein Ernst? Baby Steps Okay?“ Seija verzog seine feingeschwungenen Augenbrauen genervt und grinste fassungslos. „Es ist zu früh, mich mit eurem Sexleben zu belästigen. Viel zu früh Liam.“ Daraufhin entfloh ein leises Lachen meiner Kehle. Ich war erleichtert, sein dreckiges Grinsen und das Blitzen in den dunkel blauen Seen wieder zu sehen. Es war eine riesen Last die von meinen Schultern fiel. Jetzt konnte ich es kaum abwarten Rey endlich zu fragen und war bereit seine Familie in Chiba kennen zu lernen. „Wo wir gerade so ehrlich sind...“ Seija musterte mich plötzlich wieder sehr ernst. „Was meinst du? Wie lange treiben Ken und Yu es schon miteinander?“ Ich hätte mich beinahe an meinem Drink verschluckt vor Schreck und hustete irritiert. „Was!?“ „Komm schon Liam.“ er räusperte sich und schien kein Mitleid mit mir zu haben. „Ich habe Yuji gestern in der Klinik gesehen, wegen dem Praktikum bei dir.“ Er verzog das Gesicht. „Es steht ihm praktisch auf der Stirn geschrieben, dass er ihn betrügt. Seiji hat mir erzählt, dass er ihm seit Tagen aus dem Weg geht... er übernachtet neuerdings woanders. Und wir wissen beide, das Yuji nicht mit irgendwem schlafen würde.“ Ich blieb stumm. Natürlich hatte ich es vermutet. Rey hatte kein Wort über seine Lippen gebracht, da er wusste wie nah mir auch Seiji stand. Aber auch Ken war es anzusehen gewesen. „Du musst nichts sagen. Aber das ist ganz schön abgefuckt...“ Ich nickte und dachte an das jüngere Ebenbild von Seija. Ich hatte Schuldgefühle. Schließlich hatte ich Ken irgendwie darin bestärkt, Yuji nicht aufzugeben und ich wusste, es würde Seiji das Herz brechen. Seiji liebte Yuji so sehr, dass es fast beängstigend war. Aber ich kannte inzwischen auch Ken... und Ken liebte Yuji auf eine Weise, die oft in Büchern geschildert wurde. Die große Liebe. Pur und real. Abgefuckt. Seija hatte nie so recht gehabt, mit seiner Wortwahl. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)