Addicted von KnK-Romane (Fegefeuer) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Es ist nicht so, wie du denkst!“ Es war nie so, wie man dachte. Sie sah ihm an, wie sehr ihn dieses Thema nervte, doch ihr ging es da nicht anders. Sie unterhielten sich über kaum etwas anderes als Janine. Kate musterte ihren Mann einen Augenblick lang. Dieser stritt mal wieder ab, etwas mit diesem Mädchen, welches wohl erst vor Kurzem die Pubertät hinter sich gelassen hatte, gehabt zu haben. „Was soll ich denn denken? Du triffst dich ständig mit ihr, schenkst ihr unzählige Freikarten für deine Konzerte und lässt dich bei jeder Gelegenheit von ihr anhimmeln. Merkst du nicht, dass dieses Mädchen richtig besessen von dir ist, oder“, ihr Tonfall wurde provozierend, „gefällt dir gerade das? Dass dich dieses Kind so vergöttert?“ Der große und äußerst kräftige Mann vor ihr richtete sich ruckartig vom Esstisch auf und stieß dabei sein Wasserglas nach vorne um. Gemäß der Chaostheorie verteilte sich der Inhalt über den gesamten Tisch. Jason war nicht der Typ, der schnell ausrastete, aber wenn er es tat, war man lieber ganz weit weg. Der Ehemann der 27 jährigen Kate war ein ehemaliger Soldat und drei Jahre älter als sie. Heute versuchte er sein Geld damit zu verdienen in einer Rockband zu spielen, die ihre Auftritte in verschiedenen kleinen oder semi-bekannten Clubs hatte. Damit verbunden waren natürlich auch die weiblichen Fans, welche Kate seit jeher ein Dorn im Auge waren. Weil ihre finanzielle Lage alles andere als gut war, steuerte Kate durch ihren Job als Sekretärin einer großen Firma, etwas zur Miete bei. Genau genommen bezahlte sie sogar fast die komplette Miete. „Von meiner Frau kann ich jedenfalls nicht behaupten, dass sie mich anhimmelt“, knurrte Jason. „Vielleicht würde sie das ja, wenn nicht alles, was ihr Mann im Kopf hat, seine Musik wäre. Du bist nie hier und wenn, dann bist du so müde und kaputt, dass ich mehr Spaß mit einem Stuhl haben könnte als mit dir“, Kate wurde nun auch wütend und stemmte ihrerseits die Hände auf den Tisch um sich bedrohlich vorne über zu lehnen, „während du deinen Spaß mit deinem zwölfjährigem Flittchen hast“. Nun hatte sie den Bogen überspannt. Jason ergriff den Tisch und sein gesamter Körper spannte sich an. Kate fuhr zusammen, als das Möbelstück umgedreht und krachend auf den Boden geworfen wurde. Sie machte ein paar Schritte zurück. Er hatte noch nie die Hand gegen sie erhoben, aber er war auch noch nie so wütend gewesen. Kate konnte sehen, wie er den Kiefer zusammenpresste und so die Sehnen an seinem Hals hervortraten. „Raus.“ Sie trat noch einen weiteren Schritt zurück, als ihr Mann näher kam. „Raus hier oder ich vergesse mich“, zischte er. Kate zögerte einen Moment und spürte, wie ihr Herz gegen ihre Brust schlug und ihr Hals sich zuschnürte. Dann drehte sie sich um und rannte aus der kleinen Wohnung heraus. Es war einer der weniger guten Wohnblocks, wenn auch nicht die letzte Absteige. Zumindest war es das Beste, was sie aus ihrer momentanen finanziellen Lage machen konnten. Sie hatten ein Schlafzimmer zur Straße hin, in dem man nachts zählen konnte, wie viele Autos vorbei rauschten oder in dem man den Gesprächen oder den Schäferstündchen der Nachbarn lauschen konnte. Wenn man nicht gerade versuchte trotz des Geräuschpegels zu schlafen, konnte man sich im ruhigeren, winzigen Wohnzimmer auf der viel zu großen Couch, ausstrecken. Jason nörgelte seit Jahren darüber, dass sie endlich den alten Röhrenfernseher abschaffen sollten, damit er seine Leidenschaft für Filme besser ausleben konnte. Aber solange der alte Kasten noch lief, gab es wichtigere Dinge, für die sie ihr weniges Geld ausgeben konnten. Zum Beispiel für eine neue Spülmaschine, denn Kate hatte es so langsam satt, dass sie immer einen Schraubenzieher brauchte, um das blöde Ding aufzukriegen. Außerdem glaubte sie so allmählich, dass sie einfach das dreckige Geschirr fraß, ein paar Mal darauf herum kaute und genauso schmutzig wieder ausspuckte, wie es hereingekommen war. Alles in allem war die Küche eigentlich viel zu klein und bot kaum Platz zum Kochen. Deswegen stand der Esstisch auch im Wohnzimmer, jedenfalls, sofern man das so nennen konnte, denn die Küchenzeile war ohnehin nur durch eine bauchhohe Theke von dem Wohnraum getrennt. Doch trotz aller Bescheidenheit hatte sich Kate bisher immer sehr wohl gefühlt. In letzter Zeit allerdings kam ihr der enge Raum eher wie ein Käfig vor, der sie mit ihrer Einsamkeit konfrontierte. Denn selbst, wenn die kleine Wohnung Jason und sie quasi dazu drängte, dicht beieinander zu sein, fühlte sich diese erzwungene Nähe falsch und unecht an. Sie erweckte in ihr eher klaustrophobische Gefühle, vor denen sie nur zu gerne flüchten würde. Ihr erster Weg führte sie zu ihren Eltern, welche nicht weitab ihrer Wohnung lebten. Ein mittelständiges Ehepaar, das trotz der einen oder anderen Streitigkeit immer zusammenhielt. Nicht immer förderlich, wenn man alleine gegen eine Zwei-Mann-Eltern-Armee ankämpfen musste. Sie waren ohnehin nie Fans von Jason gewesen, da sie ihn für einen Taugenichts hielten. Mit Musik konnte man kein Geld verdienen. Brotlose Kunst. Monika nahm sie gleich in den Arm, als sie ihr die Tür öffnete. Als Mutter hatte sie einen sechsten Sinn dafür, wann es dem Kind schlecht ging. Auch, wenn sie manchmal unheimlich nervig sein konnte, war Kate froh sie jetzt zu sehen. Sie und ihre dunklen Locken und diese furchtbar kitschigen Goldohrringe, die sie immer trug. „Was ist denn passiert?“, fragte sie, während sie ihre Tochter durch den Flur ins Wohnzimmer führte, in dem ihr Vater wie immer in seinem Sessel saß und ein Buch las, während der Fernseher lief. „Ach wir haben uns gestritten“, erklärte Kate und setzte sich auf das Sofa, zog die Wolldecke von der Lehne zu sich und breitete sie über sich aus. Wie oft hatte sie, als sie jung war, mit ihren Eltern hier gelegen und fern gesehen? „Schon wieder?“, Monika schüttelte den Kopf, „worum ging es denn diesmal? Wie immer um Geld?“ Sie hatte die Augenbrauen besorgt zusammengezogen, sodass sich tiefe Furchen auf ihrer Stirn bildeten. Kate fand, dass sie alt geworden war. Bisher war es ihr nie aufgefallen, doch jetzt stellte sie fest, dass die Zeichen der Zeit immer deutlicher in ihrem Gesicht zu erkennen waren. Im Leben würde sie ihr das nicht sagen, aber es zeigte einfach die Vergänglichkeit des Seins und es machte ihr Sorgen. „Über alles einfach, das Geld und wie es im Moment läuft. Er ist richtig wütend geworden. Ich glaube, so haben wir uns noch nie gestritten“, erklärte sie und ihre Mutter sah sie sorgenvoll an. „Meine arme Kleine. Es tut mir wirklich leid, dass du im Moment solche Probleme hast. Am besten ist es, wenn du dich erst mal etwas ausruhst und ihr eure Gemüter abkühlt. Soll ich dir was bringen? Ich kann Tee machen und wir haben noch etwas von dem Braten von heute Mittag.“ Bei dem Stichwort spitzte auch Bernd, ihr Vater, die Ohren. Normal zog er es vor, sich aus diesen Dingen heraus zu halten. Er saß einfach da, zog ein mürrisches Gesicht und gab selten seine Meinung Preis. Doch wenn es ums Essen ging, war er einfach wie jeder Mann. „Ist auch noch was für mich übrig?“, fragte er und Monika lehnte sich zu ihm, um ihn den Bauch zu tätscheln. „So, wie du aussiehst, hast du noch drei Braten intus!“, meckerte sie doch Kate wusste, dass ihre nörgelige Art ihm gegenüber ebenfalls nur Sorge war. Er war eben nicht mehr der Jüngste und tat nichts dafür seine Cholesterinwerte niedrig zu halten. „Danke, aber ich mag im Moment nichts, Mama“, lehnte Kate ab und blickte kurz zwischen den beiden hin und her. Sie waren nicht perfekt. Sie stritten ständig über alles Mögliche. Oder eher Monika stritt und Bernd ließ es über sich ergehen, aber irgendwie sah man einfach, dass sie zusammengehörten. Sie lebten schon so lange miteinander und hatten sich vollkommen aufeinander eingespielt, akzeptierten sich genau so, wie sie waren. Mit all ihren vielen Ecken und Kanten. Würde das bei ihr und Jason auch irgendwann so sein? Sie gerieten aneinander und irgendwie endete alles immer in einem Desaster. Früher waren sie unzertrennlich gewesen und Kate hatte gedacht, dass er es war: der Mann fürs Leben. Doch die Zeit und die Umstände hatten sie so sehr verändert, als wären sie nun zwei andere Personen. Wenn sie in die Zukunft sah, dann konnte sie sich nicht vorstellen, dass es sein würde wie bei Monika und Bernd, die sich stritten und zwei Minuten später doch wieder die Hände hielten. Wenn sie in die Zukunft sah, dann saß sie irgendwann alleine zu Hause mit einem Kind, einem Job und dem Haushalt. Jason hatte Affären, vielleicht war er sogar Alkoholiker geworden. Wenn sie in die Zukunft sah, war da keine Liebe mehr. Es war nur noch eine gezwungene Gemeinschaft, die auf einem ungewollten Kind und finanzieller Not gegründet war. Was für eine bittere Vorstellung. Kate schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden. „Guck mal, erinnerst du dich noch daran?“, ihre Mutter hockte inzwischen bei einem Schrank und kramte darin herum, dann zog sie ein altes Fotoalbum hervor und grinste erfreut. „Ich habe es letztens wiedergefunden, als ich den Speicher aufgeräumt habe.“ Sie setzte sich neben ihre Tochter und schlug das Album auf. Darin waren Aufnahmen von ihr und Rose, ihrer besten Freundin, als sie noch in den Kindergarten und zur Grundschule gingen. Was für Zahnlücken sie hatten! Und diese Klamotten, schrecklich. „Ich dachte, dass es dich vielleicht auf etwas andere Gedanken bringt. Du warst so ein glückliches Kind“, sagte Monika. Kate musste unwillkürlich lächeln, als sie die Beschriftungen eines der Bilder sah, auf welchem sie sich gerade eine Höhle aus Decken und Regenschirmen gebaut hatten. Katharina und Rosemarie, 09.08.92 Sie erinnerte sich, als sei es gestern, als sie dort saßen und über ihre Namen diskutierten. Wie fast jedes Kind, fanden sie ihre Namen so richtig „doof“, weil sie nach ihren Urgroßmüttern und Tanten benannt waren und beschlossen sich einfach ab sofort anders zu nennen. So wurde Katharina zu Kate und Rosemarie zu Rose. Bis heute hatte es Bestand und eigentlich waren ihre richtigen Namen nur noch auf ihren Personalausweisen und den öffentlichen Papieren zu finden. Es hatte zwar lange gedauert ihre Eltern umzuerziehen, doch letztendlich hatte es funktioniert. Und wenn es seitdem hieß „Katharina!“, dann wusste sie ganz genau, dass sie etwas angestellt hatte. Kate blätterte durch die Seiten und betrachtete all die eingefangenen Erinnerungen. Was für eine unbeschwerte Zeit das gewesen war. Als Kind hatte man so viel zu entdecken, zu lernen und zu erleben, so viele Abenteuer zu bestehen. Alles war Spaß, das Leben ein einziges riesen großes Spiel und das schlimmste, was es damals gegeben hatte, war, wenn man mal kurz aufhören musste zu spielen. Etwa beim Schlafen oder Duschen. „Kann ich heute hier bleiben, Mama?“, fragte sie schließlich, als sie das Fotoalbum zuschlug. Irgendwie stand ihr nicht der Sinn danach, heute noch nach Hause zurückzugehen. Ihre Mutter nickte. „Natürlich kannst du das.“ Ein Glück, dass es noch immer dieses zu Hause hier gab. Wie ein Nest, in das man sich zurückziehen konnte, wenn es einem nicht gut ging. Allerdings vermochte dieser Ort nicht über den Schmerz und die Sorgen hinweg zu trösten, die in ihrem Kopf kreisten. Ihre Mutter versuchte mit ihr zu reden, doch Kate fühlte sich nicht nach belanglosen Plaudereien. Sie fühlte sich auch eigentlich nicht nach dem Film, der vorne auf dem Fernseher lief und sie fühlte sich nicht danach gleich einsam in ihrem alten Kinderbett zu liegen. Vielleicht würde ein wenig frische Luft ihr gut tun und ihre Gedanken frei machen. Kate schob die Wolldecke von sich und stand auf. „Ich glaube, ich geh noch mal raus, etwas spazieren. Wartet nicht auf mich und geht einfach schlafen, wenn ihr müde seid. Ich nehm deinen Schlüssel mit, Mama.“ Ihre Mutter nickte abermals und Bernd sah kurz von seinem Buch hoch. „Aber pass auf dich auf und bleib auf den Hauptstraßen. Du weißt, wie gefährlich es ist“, mahnte er. Kate hob abwehrend die Hände an und versuchte beruhigend zu lächeln „Keine Sorge, ich bin in dieser Stadt groß geworden“, sagte sie und verließ schließlich die Wohnung wieder. Der kühle Wind tat gut, es war tatsächlich so, als würde er den Kopf frei blasen. Zumindest klärte er ihre Gedanken ein wenig und nach einigen Schritten, fühlte sie sich imstande, über den Streit zu sprechen. Allerdings waren ihre Eltern nicht die besten Ansprechpartner dafür. Sie würden Jason nur verurteilen und nicht versuchen zu helfen. Sie entschloss sich dazu, Rose anzurufen. Rose war eine dieser Personen, die hinter einem bissigen Hund immer den armen, kleinen Welpen sahen, den man alleine gelassen oder misshandelt hatte. Um ehrlich zu sein, hielt Kate sie für den besten Menschen, den dieser Erdball je hervorgebracht hatte. Sie war so zerbrechlich und sanft, dass sie immer den Drang hatte, sie vor allem zu schützen, weil jeder Windhauch zu viel sein konnte. „Meyer“, meldete sich ihre Freundin am Telefon. Allein ihre sanfte, süße Stimme machte sie zu dem liebenswürdigsten Menschen, den sie kannte. „Hey Rose, hier ist Kate. Kann ich vorbei kommen? Ich habe mich mit Jason gestritten und brauche jemanden zum Reden.“ Sie hörte ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. Es klang überlegend und ein wenig verzweifelt. Normalerweise konnte sie sich immer auf ihre Freundin verlassen, sie war immer für sie da. „Tut mir leid, Kate. Du weißt, ich höre dir gerne zu, aber heute ist der Hochzeitstag von mir und Chris und er hat sich extra freigenommen.“ Kate konnte sich vorstellen, wie schwer es ihr fallen musste, ihrer besten Freundin in dieser Situation abzusagen und sie hatte das Gefühl Rose in eine unangenehme Situation gebracht zu haben. Irgendetwas stimmte nicht und sie wusste, dass es das Ganze noch schlimmer machen würde, wenn sie Rose jetzt das Gefühl gab, enttäuscht zu sein. „Kein Problem, Liebes. Es ist schon okay. Genießt euern Abend, ich komme zurecht. Mach dir keine Sorgen. Wir reden einfach ein anderes Mal“, Kate lächelte beim Sprechen, damit es möglichst unbeschwert klang. Als sie aufgelegt hatte, starrte sie noch eine Weile auf ihr Handy. Beim Durchgehen der Kontakte musste sie feststellen, dass keiner ihrer Bekannten ihr noch nahe genug stand, um ihm die Situation anzuvertrauen. Jason und ihr Job hatten all ihre Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, dass bis auf flüchtige oder kollegiale Beziehungen kein Platz mehr in ihrem Leben war. Es war eine recht kühle Frühlingsnacht und die Straßen von Frankfurt waren noch immer hell erleuchtet. Sie lebte in dieser Stadt schon seit ihrer Geburt und dennoch fand sie immer wieder Ecken und Gassen, die sie nicht kannte. Heimlich hegte sie die Theorie, dass nachts einfach neue Häuser und Wände aus dem Boden wuchsen und einen Irrgarten schafften, in dem sich sogar Einheimische verirrten. Kate zog sich ihren Cardigan enger um die Schultern um sich vor dem kühlen Wind zu schützen, welcher um die Ecken der Hochhäuser pfiff. Eine zerknüllte Coladose fand den Weg zu ihren Füßen und wurde immer wieder nach vorne gekickt. Seit wann war es eigentlich so? Als sie und Jason sich kennengelernt hatten, war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatten sich früh verlobt und schnell geheiratet. Sie hatte ihn und seine Band immer unterstützt, auch obwohl sie den Lebensstandard, den sie hatten, als er noch ein Soldat war, nicht mehr aufrechterhalten konnten. Es war ihr immer egal gewesen, ob sie ihre Kleidung im Discounter kauften oder bei der Edelboutique. Doch irgendwann nahm die Arbeit mit seiner Band immer mehr Zeit in Anspruch. Und nach einer Weile war er von den vielen Auftritten und den langen Nächten im Tonstudio so ausgebrannt, dass er nicht einmal mehr Lust auf Zärtlichkeiten oder Nähe hatte. Es zerrte an ihren Nerven. Sie war frustriert, weil er nie da war und er war frustriert, weil sie frustriert war. Irgendwie waren sie in einen Teufelskreis aus Streit geraten, in dem jeder dem anderen etwas vorwarf und man kaum mehr wusste, wo der Ursprung lag. Kate hatte das Gefühl, dass ihre Ehe langsam in ihren Händen zerbröckelte wie alte Erde, die ihre fruchtbarsten Tage längst hinter sich hatte. Und das machte ihr Angst. Der ständige Streit, das Unwohlsein, welches sie in seiner Nähe verspürte, und sein abwesendes Desinteresse an ihr und ihrem Leben. Kate biss sich auf die Unterlippe und versuchte den Schmerz in ihrem Herzen mit Physischem zu ersetzen. Allerdings reichte das lachhafte Maß an Brennen, dass ihre Zähne auf ihrem Mund hinterließen, nicht ansatzweise aus um diesen Effekt zu erzielen. Es war verrückt, aber so langsam glaubte sie, die Leute zu verstehen, die irgendwann nicht mehr konnten, die aufgaben und den Alkohol, Drogen, andere Fluchtmöglichkeiten oder gar den Tod suchten. Wenn man zusah, wie das Leben und die große Liebe zerbröckelten, wie der Putz an den eigenen Wänden, zerfressen von der Last der Zeit und der fehlenden Pflege, obwohl man sich so bemüht hatte, alles zu retten und dennoch den Verfall nicht stoppen konnte. Wenn man glaubte, den Point of no Return überschritten zu haben. Wo war verdammt nochmal die Hand, die einen festhielt, wenn sich der Boden unter den Füßen öffnete und einen zu verschlingen drohte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)