Kalendertage von sakemaki (Der Tag, an ...) ================================================================================ Kapitel 21: 21 - Der Tag, an dem ich einen Flaschengeist inne hatte ------------------------------------------------------------------- Ich kam tatsächlich wohlbehalten zuhause an. Zugegeben, als ich meine Rückreise aus Kakashis Büro antrat, hätte ich es selber gar nicht für möglich gehalten. Mein Fuß tat bei jedem Auftreten höllisch weh, mein Bein brannte pfeffrig vom verschütteten Kaffee, meine Hose sah demnach kein Stück besser aus und in meinem Kopf war eine große, dicke Sake-Wattewolke. Trotzdem hatte ich eine überdreht gute Laune, die eigentlich nur von stimmungsaufhellenden Pharmasubstanzen herrühren dürfte. Allerdings konsumierte ich so etwas aus Prinzip nicht und würde es auch nie tun. Allem in allem wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas mit mir nicht stimmte. Noch nie hatte ich solch Höhenflüge und Stimmungsschwankungen in dieser Heftigkeit verspürt. Insgesamt war ich im krassen Gegensatz zu meinem Hochgefühl optisch ein ziemlicher Trümmerhaufen. Dass ich mich so überhaupt auf die Straße wagen würde, grenzte schon an handfestem Realitätsverlust. Doch ich wollte es nicht anders. Überschwänglich verabschiedete ich mich bei Kakashi, indem ich ihn noch einmal so sehr knuddelte, dass es uns beide beinah aus den Schuhen gerissen hatte. Es war Kakashis Reaktionsvermögen zu verdanken, wie er meinen elanhaltigen Schwung abfing und wir nicht schmerzhaft Bodenkontakt erlitten. Anstelle einer vernünftigen Umarmung hing ich da so rund wie ein Flitzbogen an ausgestreckten Armen an seinen Schultern, sah ihn mit großen Augen an und konnte es einfach nicht lassen, ihn ständig irgendwie zu begrabbeln. Unter der Weste, an seiner Hose und überhaupt. Man gut, dass wir nicht umfielen. Wer weiß, was mir da sonst noch so eingefallen wäre. „Soll ich dich nicht doch besser noch eben nach Hause bringen?“, wurde ich da zweifelnd angesehen und mitleidig gefragt. „Bleibst du dann auch gleich bei mir?“, kicherte ich so was von dämlich albern, dass ich mich schon selbst nicht mehr für voll nahm. Zu meiner Antwort muss ich weiter ausholen, dass bis dato unsere „schärfste“ Nummer die auf meinem Fußboden im Wohnzimmer gewesen war. Und das war nun auch schon wieder eine viel zu lange Weile her. Ja, wir hatten uns zwischendurch schon gelegentlich in den Armen gelegen. Unsere Zärtlichkeiten hatten sich aber nicht darüber hinaus entwickelt, als uns lediglich flüchtig zu küssen. Das lag definitiv nicht an mir. Und das war nach meinem Geschmack auch definitiv zu wenig. Kakashi bremste das Thema ganz schön aus, obgleich ich meine Hand dafür hätte ins Feuer legen können, es erginge ihm ähnlich wie mir. Bei dem Gedanken mit meiner Sehnsucht nach Körperlichkeiten mal wieder im Walde stehen gelassen zu werden, schnaufte ich kurz seufzend auf, ließ von Kakashi ab, der komplett unbeeindruckt von meinen Annäherungsversuchen geblieben war, und winkte zum Abschied übertrieben hektisch mit einer bizarren Armbewegung. Meine Hand-Auge-Koordination lief vollends aus dem Ruder. Maaannn, was war denn nur mit mir los? Das kann doch nicht alles von einer einzigen, halben Pulle Sake kommen? Irgendwas war hier oberfaul. Und was noch viel schlimmer war: Ich konnte nichts dagegen tun. Ich benahm mich wie ferngesteuerter Roboter total daneben. Mit dieser bitteren Erkenntnis drehte ich mich mit einer Pirouette um und spürte eine große Traurigkeit in mir aufsteigen. Ein Anflug an Depressionen aus heiterem Himmel stürmte auf mich ein. Eben hatte ich doch noch gelacht? Aber da war ich schon zur Tür hinaus, war wie durch ein Wunder auf dem Weg aus dem Gebäude und über dem Hof niemanden begegnet und brach erst einige Meter weiter in Tausende von Tränen aus. Ganze Wasserfälle rannen aus meinen Augen. Der graue Wolkenhimmel vor meinen Augen färbte sich in meiner Seele schwarz, und die Erde tat sich unter mir auf. Ich rutschte an der Mauerwand herab, saß nun in der dreckigen Gosse und heulte wie ein Schlosshund. Kakashi, warum hab ich „Nein.“ gesagt, als du mich nach Hause bringen wolltest? Ich will nicht alleine sein. Ich will ankuscheln. Stattdessen kuschelte ich mit mir selbst und meinen angezogenen Knien. Etwas tropfte auf meinen Kopf. Ein Vogelschiss? Nein! Es wurde noch ein Platscher und noch einer. Regentropfen. Na toll! Der Himmel öffnete alle Schleusen. Nicht mal eine Minute später stoben die Menschen vor dem Platzregen aus den Straßen davon und brachten sich in Geschäften, unter Hausvorsprüngen oder Bäumen notdürftig in Sicherheit. Emotionslos ließ ich mich vollregnen und beschäftigte mich emotionslos mit meiner akuten Einsamkeit. Kakashi, ich will jetzt festgehalten werden! Komm gefälligst JETZT her und rette mich. Und nicht irgendwann später … Nass bis auf die Knochen schlurfte ich nach Hause wie ein begossener Pudel. Es war nicht mal das Schlechteste, wuschen die dicken, eiskalten Tropfen meine Seele rein. Noch ein paar Grad kälter und die Tropfen wären vielleicht sogar als Schneeflocken zur Erde getanzt. Die Depression war mittlerweile durch die Wetterdusche verflogen, aber der Regen hellte meine Stimmung nun nicht sonderlich auf. Mit meinen eigenen Hirngespinsten im Gange, merkte ich gar nicht, dass ich schon bald vor der Tür des Kontors stand. Viele Jahre war ich schon durch diese Tür geschritten. Voller Freude und Stolz. Nun hatte ich plötzlich Angst. Niemand würde mich dahinter erwarten. Alle Stoffe waren restlos ausverkauft, alle Mitarbeiter freigestellt bis Jahresende, und Yuuki kehrte erst nachmittags von der Schule zurück. Die große Standuhr in der Eingangshalle schlug einmal kräftig ihren warmen Bronzeton an. Halb drei. Da hätte ich noch Zeit für ein Mütze voll Schlaf bevor Yuuki hier die Stille im Haus vertreiben würde. Ich ging nicht die Treppe nach oben. Ich schleppte mich aufwärts und zog mich zusätzlich noch unterstützend am Geländer hoch. Dabei hing mir die Zunge kilometerlang aus dem Halse und die Lungenflügel flatterten wild. Mein Herz raste wie nach einem Marathon, wenn ich denn jemals einen bestritten hätte. Nach Rachegelüsten, Freude, Notgeilheit und Depression kam nun eine weitere unbekannte Phase der totalen Erschöpfung und Müdigkeit. In dem Zustand warf ich mich aufs Bett, wie ich war. Mit durchnässten Schuhen und Jacke. Ich vermochte mich nur noch daran zu erinnern, wie ich die Bettdecke über mich zog. Mein letztes Bild vor Augen war Kakashi, wie er mich ansah, als ich in seinen Armen hing. Dann war ich eingeschlafen. Das Knallen der Korridortür weckte mich unliebsam, aber rettend. Ich hatte einen lebhaften Traum. Nein, nichts Versautes. Einfach nur unruhig und lebhaft. Voller bunter Traumbilder. Leider waren sie mir aus dem Gedächtnis entsprungen, nachdem ich mein Erwachen realisierte. Yuuki rief nach mir, er wäre wieder zuhause und fand mich in meinem Bett. Verwundert starrte er mich an, weil ich mit voller Bekleidung in den Federn lag, total am Ende von Allem. Ich muss so bleich wie mein Bettlaken ausgesehen haben und erzählte meinem Sohn eine glaubwürdige Geschichte von plötzlichen Schwindelanfällen und grippalem Infekt. Boah, was war ich eine Rabenmutter! Mittags gesoffen und dann als Schnapsleiche im Bett liegend. Ich fühlte mich so elendig und dreckig. Dennoch schälte ich mich aus der Bettdecke, wechselte die Kleidung und machte mich halbwegs ansehnlich zu recht. So bekam man den restliche Nachmittag und den nahenden Abend samt Abendessen herum. Was war ich froh, als ich dann wieder in meinem Bett lag. Mein ganzer Körper fühlte sich wie gerädert an. Hinzu kam, dass ich Wassereinschuss in den Beinen hatte, was damals nur während der Schwangerschaft aufgetreten war. Die Haut an den Schenkeln spannte überall und hatte sich an den dicksten Stellen schon rötlich gefärbt. Und ich war übersensibel empfindlich. Egal, wo ich mich an meinem Körper berührte, es war entweder extremst kitzelig, extremst schmerzempfindlich oder extremst lustvoll. Welch ein Albtraum! Kopf verwirrt, Körper außer Kontrolle. Jetzt nur noch schlafen, schlafen, schlafen … Ein kalter Abendhauch wirbelte seicht durch mein Schlafzimmer und weckte mich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Abend noch jung war, aber mir schon gute zwei Stunden Tiefschlaf eingebracht hatte. Orientierungslos richtete ich mich in meinem Bett auf. Das Zimmer um mein Bett herum fuhr Karussell. Erst als die rasante Fahrt endete, war ich wieder halbwegs bei mir und suchte nach der Ursache der Kälte. Kein Geräusch von Regenprasseln war zu hören. Demnach war die Wolkenfront wohl weitergezogen und würde den Sternenhimmel freigeben. Es musste eine mondhelle Nacht sein, denn mein Zimmer wurde recht gut ausgeleuchtet bis auf eine Stelle an der gegenüberliegenden Wandseite. Dort zeichnete sich ein Schatten ab. Der Grund des Schattens hockte in meinem geöffneten Fenster. „Komm rein und mach das Fenster zu! Ich friere!“, polterte ich ungeniert los. „Wie lange hockst du da schon?“ Frieren war gar kein Ausdruck. Meine Gänsehaut hätte auch den passenden Namen „Hügelhaut“ verdient gehabt. Um zu unterstreichen, wie nahe ich dem Kältetod war, zog ich die warme Bettdecke bis an die Nasenspitze. Dabei merkte ich erst, wie ausgekühlt die obere Deckenseite schon war. Als wäre sie mit einer dünnen Schicht Eis überzogen. Mit einer frischen Brise Nachtluft kam Kakashi herein, machte aber keine Anstalten, das Fenster zu schließen. Die Vorhänge wogen sich leicht in dem Luftzug. „Geht's wieder einigermaßen?“, fragte er leise. „Keine Ahnung. Was ein Teufelszeug. So was ist mir ja noch nie von so ein bisschen Sake passiert,“ grummelte ich beschämt. „Sake?“ Kakashi lehnte so wie damals an meiner Wand an, als er mir als ANBU einen Besuch abgestattet hatte. Mit dem Mondlicht im Rücken war von seinem Gesicht und seiner Minik nichts zu sehen. Mir reichte der Tonfall seiner Stimme um zu wissen, dass er sich eben wohl sehr wunderte und dabei garantiert auch noch für ihn typisch die Augenbrauen erstaunt anhob. Hm, war das etwa kein Sake? Es sah aus wie Sake und schmeckte wie Sake und … „Hast du denn nicht mal auf das Etikett geschaut? Na, das erklärt ja so einiges.“, tadelte es zärtlich. Kakashi lachte kurz auf. Also war das echt kein Sake? Und das mit dem Etikett war so eine Sache. Nach wie vor ist die Sprache des Feuer-Reiches nicht meine Muttersprache. In meinem Land benutzt man ein Alphabet mit ABC und so weiter. Hier aber musste ich eigenverantwortlich erst unzählige Zeichen lernen. Die Silbenzeichen waren da ja noch das kleinere Übel. Aber erst diese ganzen Kanji … Wer zum Teufel hatte sich so einen Müll ausgedacht? Und wer konnte sich das alles auch noch merken? Ich gestehe, ich hatte mittlerweile ein sehr gut Hör- und Sprechverstehen, aber das Lesen war echt holprig... Ok, es war katastrophal. Mal ganz abgesehen vom Schreiben. Mein schriftliches Vokabular beschränkte sich auf Alltagsfloskeln, Geschäftsbriefe und Verträge. Für alles weiter hatte ich genau aus diesem Grund Einheimische in meinem Kontor angestellt gehabt, die eben diese Schrift lesen, schreiben und auch noch verstehen mussten. Mit einem Male wurde es mir peinlich, dass ich fröhlich eine flüssige Substanz in mich hineingegossen hatte ohne zu wissen, um was es sich handelte. Zwar hatte ich den Getränkenamen lesen können, aber bei der Zutatenliste war ich hoffnungslos überfordert. Und meine Güte, wer las schon die Zutatenliste? Machte doch keiner. Ich kannte zumindest niemanden, der auf einer Alk-Pulle die Zutatenliste durchging. Meinen knallroten Tomatenkopf versteckte ich hinter der Bettdeckenkante. Nun lugten nur noch meine Augen und mein Schopf hinüber und beobachtete Kakashi, der nun doch das Fenster leise schloss und den Vorhang zuzog. Dann kratzte er sich verlegen am Kopf und meinte: „Eigentlich wollte ich dich noch zu einem Ausflug mitnehmen, aber mir scheint, dass wird wohl heute nichts.“ Ausflug? Wohin denn? Mitten in der Nacht? „Was'n für'n Ausflug?“, lallte ich, denn das Kopfkarussell startete zur nächsten Runde. Argh, hörte des denn nie auf? Es war so ein ähnliches Gefühl, als wäre man besoffen. Aber im Gegensatz zum Besoffen sein, bekam ich alles glasklar mit. Nur der Körper machte, was er wollte. Mein Arm schnellte aus dem Bett, um mit der freien Hand unbeholfen meine Nachttischlampe anzuschalten. „Geheimnis!“, beantwortete er nur ebenso geheimnisvoll meine Frage. „Scheiß auf Geheimnis!“, meckerte ich angepieschert. „Wirst du schon wieder frech?“, neckte er zurück. Er schlüpfte aus seiner Weste, welche einen ordentlichen Platz neben seinen Schuhen auf dem Fußboden bekam. Dann schwang er ein Bein über mich, dass er über mir kniete, meine Hände in Gewahrsam nehmen konnte und meinem Gesicht sehr nahe war. „Ich konnte übrigens alles wegschmeißen. Unterlagen in Kaffeebraun machen sich nicht gut.“, funkelte er mich belustigt an. „Pfff, du wirst dich sehr überarbeitet haben, als du mit der Mouse den Drucken-Button geklickt hast.“, stieg ich in das Thema genauso funkelnd ein. „Total, immerhin musste ich bei der Druckanzahl auch noch jedes Mal drei Exemplare einstellen und hinterher überall meinen Unterschriftenstempel draufdrücken.“ Seine Lippen suchten ihren Weg an meiner Halsseite entlang. Hatte ich nicht vorhin erwähnt, dass mich der Flascheninhalt total empfindlich gemacht hatte? Normalerweise genoss ich solche Küsse an meinem Hals, würde die Augen schließen und mich ganz entspannt dem Gefühl hingeben. Jetzt aber brach ein wahres Feuer aus. Hätte ich meine Hände freibekommen, ich hätte ihm wohl alle Klamotten vom Leibe gerissen und wäre über ihn hergefallen. Mein Herz schlug wild und drohte durch die Rippen zu sprengen. Obgleich ich nur ein paar Küsse empfing, begann ich schon schwer zu atmen. Während er sich wieder zum Sitzen aufrichtete, gab er meine Hände frei. Seine Fingerspitzen strichen langsam an den Innenseiten meiner Arme entlang und entlockten ein nervöses Zucken meinerseits. Sie streiften meine Schultern und wanderten über meinen Busen, der mindestens so prall war wie das Euter einer Kuh kurz vor dem Melken. Ich spürte, wie sich mein Rückgrat anspannte und sich ihm entgegenstreckte. Ganz wie von allein. Ganz automatisch. Die Anspannung wurde auch nicht weniger, als seine Hände längst auf meinem Bauch ruhten. Besorgte Blicke musterten mich. „Wie viel Flaschengeist hast du denn intus?“ „Flaschengeist?“ „Flaschengeist. Das Zeug, was du getrunken hast. Das ist Alraunenschnaps aus dem Wind-Reich. Ich dachte immer, es wäre ein Gerücht, dass es so aphrodisierend wirkt, aber wenn ich dich so betrachte ...“ Nachdenklich legte er den Kopf schief und musterte meine Verfassung. Er war sich wohl nicht ganz sicher, ob ich noch Herrin meiner Sinne wär. Ich hörte nur mit halben Ohre zu, was er mir sagte. Seine Worte verschwammen in meinem Kopf zu bunten Tönen. In mir rebellierte alles und ich glaubte, Abhilfe zu finden, wenn ich mein Verlangen nur deutlich genug ausdrücken würde. Längst waren meine Hände an seinen Oberschenkeln hinaufgewandert und verhedderten sich in seinem Shirtstoff, an dem ich grobmotorisch hin und herrupfte. So würde ich ihm wohl niemals von diesem Kleidungsstück entledigen. Eher würde es einreißen. Das gäbe sicherlich Ärger, nähme ich aber ihn Kauf. „Du hast viel zu viel an...“, beschwerte ich mich nuschelnd und zog noch mehr. Während er meinem Betteln statt gab, sein Shirt auszog und die Aussicht auf das frei gab, was ich zwar schon im Dunklen berührt und deshalb immer mal bei Licht sehen wollte, war ich bereits blind bei seinem Hosenbund angekommen, weil ich meine Augen immer wieder und wieder über seinen Oberkörper und sein Gesicht kreisen ließ. Bei Kakashi passte einfach alles zusammen. Ich war echt glücklich. Wobei, glücklich war gar kein Ausdruck. Ich drehte echt am Rad. Und Kakashi spannte mich auch noch ganz böse auf die Folter, indem der erst mal seelenruhig den Inhalt seiner Hosentaschen leerräumte. Ein Schlüsselbund flog zu seinem Klamottenhaufen, dicht gefolgt von einer Geldbörse. Und noch etwas, was ich dem Geräusch nach nicht sofort zuordnen konnte, landete auf meinem Nachttisch. Ich machte keine Anstalten, nach zusehen, glotze ich doch nach wie vor Kakashi an mit meinen glasigen, lustverhangenen Augen. Da meine Finger ihrem Ziel kein Stück näher kamen, ihn aus seiner Hose zu schälen, machten sie sich einfach wieder auf den Weg. Über seinen Oberkörper hinüber zu seinem Rücken, wo sie verführerisch auf und abfuhren, kneteten und massierten und ihn so Stück für Stück langsam zu mir herunter zogen. Mit jedem Millimeter, dem wir uns annäherten, bekamen meine Finger freie Bahn, weiter seinen Rücken hinaufzutrippeln. An seinem Nacken entlang, bis sie sich in den Haaren verfingen. „Bist du dir sicher?“ wurde ich auf meinen Hyperrauschzustand angesprochen. Oh ja, ich war mir so was von sicher. Jetzt oder nie! Wer weiß, welche Laune ich hätte, wenn mir der Flaschengeist wieder durch die Lappen gehen würde. Bestimmt hätte man dann eine ganz üble Laune und hätte auf so rein gar nichts mehr Lust für die nächsten Tagen, Wochen, … Los, spiel mit mir und mache alles, was dir einfällt! Tat er dann auch. Ziemlich wild und ziemlich schnell mussten die Bettdecke und unsere restlichen Kleidungsstücke das Bett verlassen. Dann gab es Hände und Münder, die plötzlich überall waren. Ich liebte diese Art des Spielens und Kakashi ebenso. Ich explodierte schon, noch bevor wir uns richtig vereinigten. Und so gingen seine Bewegungen in meinem Delirium voller Emotionen unter. Noch während wir so eng ineinander waren, schlang ich meine Beine um seine Lende und meine Arme um seine Oberkörper. Ha, gefangen! Alles meins! Ich schmiegte mich an ihn. Selten war ich so glücklich wie in dieser Sekunde. Beinah hätte ich geweint. Aber auch die glückseligste Nacht neigte sich irgendwann einmal ihrem Ende entgegen. Böser Wecker! Am liebsten hätte ich ihn genommen und mit voller Wucht an die Wand geschmissen. Ich selber hätte ja noch nicht einmal mehr zur Arbeit aufstehen müssen. Es gab ja keine mehr. Das Kontor war leer. In den nächsten Tagen würde eine Spedition die ersten Lagerregale abholen. Leider wohnte ich hier aber nicht alleine. Was heißt leider? Natürlich liebte ich mein Kind. Trotzdem hätte ich den Moment genossen, noch weiter neben meinem Freund im Bett verbringen zu dürfen. Aber Yuuki musste zur Schule. Da hieß es, das Kind zu wecken, Frühstück zu machen und schauen, was der Tag noch so bringen würde. Ich wälzte mich aus Kakashis Umarmung und spürte den Verlust meines Flaschengeistes. Er hinterließ heftige Gliederschmerzen. Wenigstens war der Kopf total klar. Kakashi nahm murrend meine Bettflucht zur Kenntnis, vergrub dann aber wieder sein Gesicht im Kopfkissen und schlief weiter. Maulig suchte ich meinen Morgenmantel, trottete in die Küche und schmiss als erstes die Kaffeemaschine an. Die schwarze Brühe würde meine Lebensgeister hoffentlich ordnen. Dann kramte ich in den Schränken. Müslischüssel, Frühstücksteller, Becher, Besteck. Als nächstes folgte der Gang zum Wandschrank mit den Lebensmitteln und zum Kühlschrank. Ich hatte gar keinen Hunger. Im Radio lief der übliche Popsülzenmix. Ein viel zu aufgeweckter Moderator erzählte etwas von strahlend blauem Himmel in den kommenden Tagen. Ich gähnte herzhaft und schlenderte zum Bad. Dabei kam ich an der Schlafzimmertür vorbei und fand es passend, sie zu schließen. Wenn Yuuki hier gleich herumtigern würde, dann bräuchte er noch nicht darüber nachgrübeln, weshalb Kakashi in meinem Bett läge. Da müsste ich mir zuerst einmal selber einen Schlachtplan feilen, wie ich es meinem Sohn am einfachsten verkaufen könnte. Wenn man vom Teufel sprach, dann kam er auch sofort um die Ecke. Just in der Sekunde, wo die Schlafzimmertür ins Schloss fiel, trabte Yuuki mit einem „Guten Morgen!“ an mir vorbei ins Badezimmer. Wenig später saßen wir zu zweit in der Küche und mampften unser Frühstück. Während ich gerade an meiner dritten Tasse Kaffee schlürfte und die Zeitung durchblätterte, klopfte es am Küchenfenster und wurde auch sogleich aufgeschoben. Tenzô schob seinen Kopf herein und hatte eine sorgenvolle Mine. Es musste wohl etwas wichtiges passiert sein, wenn man Hokage-sama schon ausgrechnet hier bei mir suchte und sprechen wollte. Niemals würde ich wohl das Geheimnis lüften, weshalb Ninjas keine Türen, sondern immer nur Fenster als Einstiegsmöglichkeit nutzten. Mein Verdacht war richtig, denn Tenzô fragte tatsächlich nach Kakashi. Für Yuuki war die Szene total surreal. Weshalb sollte Kakashi hier sein? Mir hingegen schauerte es heiß und kalt den Rücken runter. Was sollte ich bloß antworten? Ja, er ist hier? Dann müsste ich Yuuki wohl sofort reinen Wein einschenken. Oder lieber: Nein, keine Ahnung, Tenzô! Das wäre natürlich eine krasse Lüge, würde aber meinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Die Entscheidung wurde mir abgenommen, noch ehe ich das Für und Wider hatte abwiegen können. Kakashi stand plötzlich in der Küchentür, als hätte er es erahnt. Vollständig angezogen, aber auch vollständig übermüdet. Nur einen Augenblick später waren beide über die Dächer von Konoha hinweg verschwunden. Ich schaute perplex über diesen plötzlichen Abgang hinterdrein. Yuuki schaute perplex in die Runde, als hätte er einen Geist gesehen. Über seinem Kopf glühte förmlich ein Fragezeichen. Ok, Byebye du schöner Schlachtplan. Boah, Tenzô und Kakashi – ich erschlage euch! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)