Kalendertage von sakemaki (Der Tag, an ...) ================================================================================ Kapitel 22: 22 - Der Tag, an dem ich eine Wohnung fand ------------------------------------------------------ Meine Wut auf Kakashi und Tenzô hielt in ihrem ursprünglichen Maße nicht lange an, was nicht hieß, sie wäre verflogen. Ich würde es eher bezeichnen als eine Art von Aufgeschoben. Und übrigens: Gai müsste sich auch warm anziehen, sollte er mir demnächst über den Weg rollen. Das wollte ich definitiv noch ausdiskutieren, warum Sakeflasche auf unserem Tisch gelandet war und darüber hinaus gar keinen Sake inne hatte. Die beiden, aber auch der grüne Clown, würden schon noch ihr Fett wegkriegen, doch aktuell plagten mich andere Sorgen, denn ich hatte mich entschieden. Eine extrem krasse Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Es war eine Bauchentscheidung und keine des Kopfes wegen. Ja, ich wollte hierbleiben! In der Heimat im Erd-Reich fühlte ich mich nach all den Jahren der Abwesenheit wie eine Fremde. Dort war ich intuitiv nicht länger zuhause. Yuuki war ein Kind Konohas und wollte hier sogar zur Shinobi-Akademie gehen. Da konnte man doch nicht Hals über Kopf wegziehen und alle Verbindungen kappen. Konoha war unser Zuhause, wo wir lebten, liebten und arbeiteten, und so sollte es auch bleiben. Natürlich war Kakashi nun auch noch eine weitere Hierbleibe-Option geworden, aber mein Kopf samt seinem kühlen Geist mahnten mich, noch nicht allzu viel Gewicht in die Waagschale zu Kakashis Gunsten zu werfen. Unsere Beziehung war noch taufrisch. Niemand wüsste, wie es sich entwickeln würde. Es war klar, dass jede Beziehung unabhängig von Dauer und Intensität jederzeit brechen könnte, doch unsere war einfach noch viel zu neu. Wie auch immer es weitergehen würde, war mir stets die persönliche Freiheit sehr wichtig. Auf gar keinen Fall wollte ich bei irgendjemanden in der Schuld stehen oder gar abhängig sein müssen, weil ich noch einen Gefallen offen hätte oder einen Privatkredit abstottern müsste. Und schon gar nicht wollte ich bei Kakashi in der Kreide stehen. Es sollte bloß nicht der Eindruck erweckt werden, ich hätte mich ihm nur aufgrund seiner Position und seines Einflusses wegen an den Hals geschmissen, um mir selber Vorteile verschaffen zu können. Das mag alles sehr schizophren klingen, doch nüchtern betrachtet war es absolut vernünftig bedacht. Da saß ich nun eines schönen Vormittags in meinem halb leeren Kontor an meinem Schreibtisch, filzte Zeitungen, rief bei Maklern und Vermietern an und grübelte über ein weiteres Problem nach: Ich bräuchte einen neuen Job. Meine Kündigung ans Kontor hatte ich gestern in den Briefkasten geworfen. Da war nun Bewerbungen schreiben angesagt. Ich hatte noch nie eine Bewerbung schreiben oder mich vorteilhaft in einem Konkurrenzkampf um freie Stellen verkaufen müssen, weil ich zeit meines Lebens im Kontor arbeitete. Das Bewerbungsthema bereitete mir Bauchschmerzen. Mich kannten sehr viele Kaufleute und ich sie. Sicherlich könnte ich diesen Vorteil sogar nutzen, um irgendwo unterzukommen. Doch garantiert gab es auf diesem Gebiet auch eine Menge Nachteile. Vielleicht würde man mich auch gar nicht gerne in einem Betrieb sehen wollen, WEIL sie mich und meinen Arbeitsstil kannten. Ich war als launisch und knallhart verschrien. Ein hitzköpfiger Charakter, der sich nicht bezwingen ließe. Das war kein sonderlich guter Ruf, wenn man sich in einem Betrieb eingliedern wollte. Eine alteingesessenen Belegschaft bräuchte niemanden, der alles besser wusste und die alten Strukturen auf den Kopf stellte. Wie würde es sich nun für mich anfühlen, müsste ich mich in ein bestehendes Firmensystem ein- und einem Chef unterordnen? So was kannte ich gar nicht. Natürlich hatte auch ich meine Vorgesetzten, aber die hockten weit weg im Erd-Reich und waren mir nie in die Quere gekommen, da ich immer eine gute Bilanz abgeliefert hatte. Seufzend schob ich das Thema wieder zurück in ein winziges Hinterstübchen meines Gehirns und überflog nur mit einem halben Auge die Stellenanzeigen. Die Wohnungsinserate waren erst mal wichtiger. Mittlerweile hatte ich eine recht genaue Rechnung aufgestellt, was mich ein Umzug kosten würde und wie lange wir von unserem Ersparten überleben könnten. Heute war es eine wirklich gute Ausbeute an offenen Wohnungsbesichtigungen gewesen, die ich allesamt abklappern wollte. Gleich vier Stück könnte ich heute in Augenschein nehmen. Sie lagen in den unterschiedlichsten Wohngegenden und hatten auch sehr verschiedene Qualitätskategorien. Doch das kümmerte mich zu Beginn wenig, denn ich wollte erst einmal alles mögliche an Wohnungen ansehen, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, was man für mein angezieltes Mietbudget überhaupt erwarten und bekommen konnte. Daher war ich auch ziemlich sicher, dass ich heute wohl auch keinen Mietvertrag unterschreiben würde. Auch wenn ich es eilig hatte und ich schon in guten vier Wochen das Kontor-Feld geräumt haben müsste, so wollte ich nicht gleich die erstbeste Absteige mir andrehen lassen. Dennoch: Der Countdown lief. So verging eine ganze Woche, in der ich mir unzählige Wohnungen ansah. Einige Offerten verdienten diesen Namen. Ihnen würde die Bezeichnung „Behausung“ oder „Wohnloch“ wesentlich besser zu Gesichte stehen. Und ich wurde sehr schnell desillusioniert. Wohnungen innerhalb meines Budgets waren Hundehütten gleich. Sie waren klein, verdreckt, schäbig, im Sanierungsstau, hatten dubiose Nachbarn… Ich weiß nicht, was noch alles übel war. Natürlich war Yuuki neugierig und fragte immer, wenn er aus der Schule heimkam, ob ich schon etwas passendes gefunden hätte. Ich hatte ihm versprochen, sobald ich zwei oder drei Wohnungen in der engere Auswahl hätte, dass ich sie mit ihm zusammen anschauen und dann eine Entscheidung treffen würde. Leider musste ich ihn jeden Nachmittag enttäuschen. So schnell ging das nun alles nicht. Yuuki hatte hingegen die optimale Lösung: Wir könnten doch einfach bei Kakashi einziehen, wenn er doch nun sowieso mein Freund wäre. „Na, der wird sich aber bedanken!“, winkte ich sofort verlegen ab. Dazu müsste man ihn erst einmal um seine Meinung fragen. Außerdem wäre seine Wohnung gar nicht so groß, dass wir da alle Platz darin fänden. Hätte ich man bloß nichts zu Kakashis Wohnung gesagt. Nun bohrte mein aufmerksames Kind natürlich gleich neugierig nach, wo Kakashi denn wohnen würde und wie es dort aussähe.Wir einigten uns darauf, ihn zu fragen, ob wir ihn vielleicht einmal besuchen zuhause könnten. Ich schluckte, als ich an Kakashi dachte. Bis jetzt hatte ich offiziell mit ihm noch gar nicht über unseren Umzug besprochen. Natürlich war der nicht blöde: Die Lagerbestände des Kontors standen auf Null, das Gebäude leerte sich zusehends, und obendrein hatte er in der Nacht unserer Mini-Auseinandersetzung das Kontorschreiben gelesen, welches offen auf dem Küchentisch lag. Der brauchte nur Eins und Eins zusammenzuzählen um zu wissen, was los war. Ich Feigling traute mich aber nicht, ihm gegenüber auch nur ein einziges Wort zu verlieren, weil ich seine Reaktion nicht abschätzen konnte. Denn so etwas wie in der einen Nacht in meiner Küche wollte ich nicht nochmal erleben. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich immer noch keinen Reim darauf machen können, was ihn so hatte erbost. Aber ich hatte mir immerhin geschworen, ihm bei der nächsten passenden Gelegenheit die Sachlage zu schildern. Und jedes Mal schob ich die passende Gelegenheit beiseite. Ich traute mich schon gar nicht mehr, ans Handy zu gehen oder etwas in den Messenger zu tippen. Neulich hatte ich schon versucht, ihm auszuweichen, als er mir auf offener Straße entgegen kam. Das war logischerweise ein dämliches Unterfang, denn wenn er wollte, könnte ich ihm nicht entkommen. Knallrot stand ich ihm gegenüber, als wir uns grüßten. Unruhig rührte ich mit der Fußspitze Kreise auf den Gehweg. Sobald er mich ansah, blickte ich weg, bevorzugt auf den Fußboden, wie man es so tat, wenn das schlechte Gewissen nagte. Nur die vielen Menschen um uns herum schützten mich vor einem Smalltalk, der hätte in die Tiefe gehen können. Verwundert über meinen Nervosität bohrte er nach: „Was ist los?“ Öhm, was sollte den los sein? „Nüschts, nüschts!“ Mensch, hast du nichts zu tun? Schriftrollen rollen oder so einen Blödsinn? Geh weg! Nervöses Kauen auf der Unterlippe. Blick gen Fußspitze. „Was heißt hier „nüschts“? Du benimmst dich seltsam.“ Er seufzte, dachte kurz nach und lud mich auf einen Kaffee ein, um das Geheimnis um mein merkwürdiges Verhalten doch noch lüften zu können. Und ich dusselige Kuh schlug die Einladung aus. Termindruck, Termindruck schob ich als Begründung voran, verabschiedete mich viel zu überformell von Hokage-sama, als hätten wir uns zum allerersten Mal in unserem Leben getroffen, und stürmte davon. Seine nachschauenden Blicke spürte ich noch meilenweit in meinem Rücken. Ich hatte ihn verletzt. Sicher hatte ich das. Schon beim ersten Schritt war ich so sauer auf mich selbst und meine Feigheit. Noch Tage darauf nervte er mich per Handy, doch ich kämpfte hart mit mir selbst, dass ich mir verbat den Anruf anzunehmen. Stattdessen drückte ich seine Anrufe weg oder ließ im Messenger ewig auf Antwort warten. Was mochte er von mir denken? Ohje, wenn ich ihn weiter so ignorierte, dann gab das bestimmt bald einen großen Knall. Dann kam das Wochenende und es wurde stiller zwischen ihm und mir. Als dann gar nichts mehr kam, fürchtete ich schon, er hätte entnervt kapituliert und mir einen Korb gegeben. Und das nur, weil mich meine Kodderschnauze total im Stich ließ. Vor was hatte ich eigentlich Angst? Missmutig blickte ich von dem Wochenendblatt der ortsansässigen Zeitung auf, welches diesmal nur so überquoll vor Wohnungsinseraten, und starrte die nackte Wand an. Dort hing einst mal ein Bild. Deutlich sah man die Ränder von Staub und Dreck auf der Tapete, die noch stumme Zeugen waren vom ehemaligen Bildplatz an der Wand. Ein hübsches Aquarell von einem ruhenden See in der Morgendämmerung. Nun stand es irgendwo oben zwischen den Umzugskartons. Ich mochte die verlaufenen Farben und die Farbwahl an sich. Also wollte ich es nicht der Entrümpelungsfirma überlassen. Lauthals entfuhr mir ein tiefes Gähnen, was ich beinahe verschluckt hätte, weil ich diesmal in dem Kleingedruckten der Wohnungsannouncen etwas gelesen hatte, was mich nahezu ansprang. Zweieinhalb Zimmer, Parknähe, Alt-Konoha. Der Mietpreis klang verdächtig niedrig, aber den Haken könnte man vor Ort abklären. Ich rief sofort an, machte einen Termin noch für denselben Tag aus und trommelte Yuuki heran. Wir machten uns bei milden Temperaturen und Sonnenschein auf den Weg, aßen unterwegs einige Onigiri im Park am See, weil wir gut in der Zeit lagen, und nahmen die Blockkarte des Wohnviertels in Augenschein. Ansonsten wäre man nämlich hilflos verloren. Man musste zu den Adressen in Konoha wissen: Im Feuer-Reich gab es keinen Straßennamen oder gar Hausnummern. Die Anschrift setzte sich immer aus dem Ort, Ortsteilen und unzähligen Nummern zusammen. Man schrieb beispielsweise bei einem Brief zuerst eine Postleitzahl, dann den Ort. Darunter folgte der Ortsteil gefolgt von Blocknummern und Hausnummerierung. Manchmal gab es auch Hausnamen. Weder die Block-, noch die Hausnummerierung besaß ein mathematisches System, welches man als Außenstehender irgendwie kapieren konnte. Aus diesem Grund war der Stadtplan von Konoha in Stadtteile und Blöcke unterteilt. Und an den Straßenkreuzungen waren häufig Blockpläne, auf welchen jedes einzelne Haus mit Nummerierung verzeichnet war. Wenn man nun glaubte, dass Haus Nr. 1 direkt neben der Nr. 2 lag, der irrte gewaltig. Die Häuser hatten ihre Nummerierung nach Baujahr erhalten. Also das älteste Haus war die Nummer 1, dann kam das zweitälteste Haus mit der Nummer 2, was ganz woanders im Block stehen könnte, bloß nicht nebenan, und so weiter. In machen Blöcken hatten die Häuser gar keine Nummern, sondern besaßen den Namen der Familie, die das Haus erbaut hatte. Und dieser Name blieb, bis das Haus irgendwann mal einstürzte oder abgerissen wurde. Mit anderen Worten, in Tanakas Haus könnte schon längst Familie Kato wohnen, aber es war trotzdem noch Tanakas Haus. Alles klar? Nicht? Ihr habt mein Mitgefühl. Falls Kakashi jemals bei seinem Feudalherrn einen Einfluss auf Adresssysteme hätte, würde ich gerne einmal über ihn mitteilen, dass das Adresssystem im Feuer-Reich bescheuert wäre und eine gründliche Reform bräuchte. Obgleich Konoha sich nun mittlerweile nicht nur innerhalb, sondern seit einigen Jahren auch außerhalb der Stadtmauern breitmachte und jeden Millimeter Boden zupflasterte, gab es immer noch hier und da Ecken, die einen ganz eigenen Charme hatten, weil sie in sich ein geschlossenes Viertel bildeten. Es war herrlich angenehm, wie viele Parkanlagen und Flussläufe sich durch das Stadtbild zogen und sich nicht hatten von Beton und Asphalt zerfressen lassen. Das Viertel, in welchem unser Zielobjekt lag, war in westlicher Richtung gelegen. Man musste den großen Stadtwald durchqueren und eine Weile am Fluss hinunter gehen. Ich kannte diese Stelle schon flüchtig. Kakashi hatte mich hier des nächtens von einem der großen Steine am Fluss eingesammelt, als ich dort frierend lag und die Sterne am Nachthimmel zählte. Der Block hatte noch sehr viele der Holzhäuser, welche gleich nach der Zerstörung errichtet worden waren. Sie waren allesamt nicht höher als drei oder vier Stockwerke, drängten sich eng aneinander und hatten die typische Rundform. Es schien wenig belebt in dieser Ecke der Stadt zuzugehen. Es war schon Nachmittag, doch es waren kaum Menschen anzutreffen. Hier und da gab es einen kleinen Laden. Der Ersteindruck war gut. Wir schlenderten weiter durch die Straßen, fanden es gar nicht so schlecht hier und bogen um eine letzte Straßenecke. Dort traf uns dann der Schlag. Neben den vielen hübschen Häusern, die zueinander passten, gab es hier auch ein ziemlich hässliches Haus. Über eine breite Steinbrücke konnte man über den Fluss gelangen und es erreichen. Es war im Gegensatz zu den Holzhäusern in einem völlig anderen Baustil erreichtet worden, nämlich aus Backstein. Und es war sehr groß. Sehr, sehr groß. Und breit. Und lang. Und hoch. Teilweise waren die Fenster vergittert. Moment Mal! Ist die Adresse falsch, und dieses hier ist der örtliche Knast? Selbst die schöne Lage am Flussufer konnte das Haus nicht aufhübschen, obwohl die Aussicht aus den Fenster sicherlich fantastisch sein müsste, war sie wenigstens nicht verbaubar. Glücklicherweise strahlte die Sonne. Andernfalls hätte mir das Gebäude mit einem Wolkenhintergund wohl Angst eingejagt. Wie ein Geisterhaus. Ich schluckte. Ohje, war das der Grund für den billigen Mietpreis? Auch Yuuki blickte skeptisch, fast ängstlich, doch ich sicherte ihm zu, dass wir uns das Objekt ja nur ansehen und nicht gleich mieten wollten. Wir kamen näher, und ich registrierte spielende Kinder vor dem Haus und am Flussufer. Na, wenigstens war wohl etwas Leben in der Bude. Vor der großen Haustür erwartete uns schon ein junger Mann. Großgewachsen, sportlich und von seinem hausverwalterischen Können mehr als siegessicher überzeugt. Ok, geschäftliches Auftreten konnte ich auch, wollte ich aber nicht gleich im ersten Satz auspacken. Erstmal ging es ums kleine Brötchen backen. Wenigstens erklärte der Typ etwas über das Haus. Zwar dick aufgetragen, aber punktgenau. Es wäre einst mal ein Bürokomplex gewesen. Aber schon nach einem Jahr habe die Firma Konkurs angemeldet. Stattdessen hatte man zusätzlich Wände eingezogen, um Wohnungen zu schaffen. Aha. Ich musterte akribisch Wände und Decken. Man sah schon in allen Winkeln, dass hier nachträglich Wohnraum geschaffen worden war. Zwecksmäßig, nicht liebevoll. Anscheinend auch mit vielen Baumängeln. Wir erklommen durch ein überdimensionales, steinernes Treppenhaus den vierten Stock von insgesamt neun Stockwerken. Der Fahrstuhl wäre wohl außer Betrieb. Na toll! Ab und zu kam uns ein Hausbewohner entgegen und grüßte höflich. Anschließend wandelten wir einen ebenso großzügigen Gang entlang. Ziemlich finster und zugig. Aber unglaublich ruhig. Die Wände und Türen schluckten makellos den Schall. Die Korridortüren sahen alle gleich aus, waren durchnummeriert und wohl die einstigen Türen zu den Großraumbüros. Am Ende des Ganges vor der letzten Tür stoppte unsere Führung. Alle Wohnungen hätten denselben Schnitt, meinte der Typ und grinste mich an, als würde es verkaufsfördernde Absichten bei mir entfachen. Nein, bei mir zog das Ding nicht. Den Trick wandte ich oft selbst an. Aber ich grinste nie so breit wie er, sondern lächelte mit verführerischen Kulleraugen. Endlich gab das sperrige Schloss dem energischen Schlüssel nach. Müsste wohl mal Öl dran, sagte der Typ leicht nervös über diesen Patzer und bat uns dann herein. Wie sehr der erste Eindruck vom Haus wohl täuschen konnte. Denn von draußen schien es so mächtig und düster. Die Wohnung war zwar wirklich winzig, aber sonnendurchflutet. Da war ich wirklich baff. Beim Eintreten stand sofort im Mittelpunkt der Wohnung: Ein breiter Korridor erstreckte sich von der Eingangstür bis zu einem gegenüberliegenden Fenster, welches doch glatt die gesamte Außenwand einnahm. In der unteren Hälfte war Milchglas eingesetzt worden. Ein streifiger Gitterschatten auf dem Glas verriet, dass von Außen ein Fenstergitter in gleicher Höhe angebracht worden war. Man konnte das Fenster im oberen Teil wie eine Doppelflügeltür öffnen. Dann hätte es bestimmt Balkonfeeling, denn es bot sich an, hier eine Sitzgruppe aufzustellen. Ich trat näher heran und blickte hinaus. Man schaute über den Flusslauf auf die Abendsonne und die weiter Landschaft außerhalb Konohas. Ich kehrte zur Eingangstür zurück und prüfte genau die Küchenzeile, welche sich linker Hand in die Ecke quetschte. Die Küche war zwar nicht mehr die neuste, aber gut gepflegt. Wasser floss tadellos aus dem Hahn. Die Herdplatte wurde heiß, als ich sie andrehte und einen Moment abwartete. Sicherlich war das hier früher einmal die Teeküche für die Büroangestellten gewesen. Glücklicherweise war diese Wohnung an zwei Außenwänden gelegen, so dass das Bad ein kleines Fenster zum Lüften hatte. Naja, Bad war ein sehr nobler Begriff für das, was sich auf vier Quadratmetern bot. Ein Waschbecken, ein Klo und eine Dusche. Ich nannte die Kombination schlichtweg: Klusche. Ansonsten gab es noch zwei Schlafzimmer. Eines rechts des Korridors, eines links des Korridors. Auch hier war des Fenster genauso ein großzügies Highlight wie bereits im Korridor. Ja, es machte unerwarteter Weise einen wohnlichen Eindruck. Ich strich mir über die Oberarme, denn ich fröstelte. Lief die Heizung nicht richtig? Och doch, der Heizkörper glühte wie ein Ofenbrikett, als ich ihn berührte und mir fast die Hand verbrannt. Hm, die Zimmer hatten überall hohe Decken, und die großen Fenster waren schön für den Lichteinfall, aber zugleich mit der Deckenhöhe auch das dicke Minus der Wohnung. Im Winter wurde es nicht richtig warm, weil die Heizwärme zur Decke hochzog und die Fenster wohl hier und da nicht dicht waren. Im Sommer würde man sich hier wie im Backofen totschwitzen. Vielleicht könnte man mit Schweren Vorhängen vor den Fenstern etwas Abhilfe bekommen. Trotzdem bewegte sich etwas in meinem Innersten, was mich dazu drängte, mir den Mietvertrag zur Durchsicht auszuhändigen zu lassen. Höflich dankte ich bei der Verabschiedung für die nette Besichtigung und bat um einige Tage Bedenkzeit. Gerne ich hätte ich noch die eine oder andere Frage gestellt, doch mir fielen nicht alle Vokabeln ein, obwohl ich mir doch extra welche aus dem digitalen Wörterbuch herausgesucht und notiert hatte. Seufzend rollte ich den Vertrag zusammen und schlenderte mit Yuuki am Ufer entlang, bis wir auf einer Parkbank Rast machten. „Tut mir Leid, mein Großer. Aber mehr Wohnung kriegen wir für unseren Geldbeutel nicht.“; seufzte ich entschuldigend. „Alle anderen Wohnungen waren die ähnliche Kategorie.“ „Und welche fandest du bis jetzt am besten?“ Ich dachte kurz nach. „ Diese hier. Die Wohngegend macht einen netten Eindruck. Es ist nicht weit bis zur Innenstadt und zur Schule. Und die Räume waren soweit in Ordnung. Da hatte ich die letzten Tage schon Schlimmeres erlebt.“, erklärte ich und ergänzte. „Und wenn ich wieder Arbeit habe, dann können wir uns vielleicht auch mal wieder etwas besseres leisten.“ Yuuki baumelte mit den Beinen, ergriff einen Kieselstein vom Boden und ließ ihn mit etwas Chakra so geschickt über die Wasseroberfläche ditschen, dass er mühelos das andere Ufer erreichte. Wow! Mein Kind hatte gefallen an dem Spielchen gefunden und ditsche noch einen weiteren Stein und noch einen. Währenddessen schaute ich flüchtig in den Mietvertrag und verzweifelte. So viele unbekannte Schriftzeichen... Stundenlang müsste ich meinen Onlineübersetzer bemühen. Ich atmete einmal tief durch. Mir fiel nur eine Option ein. Der Biss in den sauren Apfel, weil ich um eine Begegnung nicht herumkommen würde. Ich brauchte einen Dolmetscher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)