Dämonenkind von Miana ================================================================================ Kapitel 3: Das neue Schiff -------------------------- Es ist finsterste Nacht. Nachdem ich Hana einen Abschiedsbrief auf meinem Bett hinterlassen und anschließend noch ein paar Vorräte aus dem Kühlschrank geklaut habe, bin ich nun auf dem Weg zum Schiffsfriedhof, in der Hoffnung dort noch ein halbwegs brauchbares Boot zu finden, das hier niemand vermissen würde. Der Weg dorthin zieht sich länger als gedacht und die Nachtluft legt sich kalt auf meine blanke Haut. Ich fluche innerlich, als ich an meinen Mantel denke, der zusammen mit meinem anderen Hab und Gut von der Aqua Laguna verschlungen wurde. Unwillkürlich reibe ich mir die Arme, um mich warm zu halten. Die Stadt ist still. Sogar im inneren Ring ist das Rauschen der Wellen zu hören. Die Geräusche meiner Schritte dringen in meine Ohren. Ich versuche leiser zu gehen, meine Füße erst über die Ferse und anschließend seitlich bis zum Fußballen abzurollen. Mein Blick ist starr auf den Boden gerichtet, um auch in der Dunkelheit mögliche Hindernisse oder potentielle Geräuschbomben wahrzunehmen. Nach einer halben Ewigkeit erreiche ich den Schiffsfriedhof. Im Vergleich zur Stadt mit ihren hohen Mauern ist die kleine Insel vom Mondlicht hell erleuchtet. Ein beißender Wind weht über die kahle Fläche und lässt meine Nackenhaare zu Berge stehen. Ich blicke mich um. Von einem stabil aussehenden Boot ist jedoch nichts zu sehen. Außer morsches Treibholz, Schiffsüberreste und ein paar gruselig aussehende Galionsfiguren lässt sich hier nichts mehr finden. Nichts außer diesem riesigen Etwas, das von Stoffen umhüllt ist, und sich wie ein Monstrum vor mir auftürmt. Offensichtlich bedecken die Laken, die vom Mondlicht in einen angenehmen Glanz getaucht werden, ein riesiges Schiff. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, um die Spitze des Mastes zu sehen. Ich gehe ein paar Schritte zurück. Plötzlich verspüre ich ein unangenehmes Kratzen in meinem Hals, was mich stark husten lässt. Ich beuge mich vor, meine Hände auf die Knie stützend. Als der Reiz verschwindet und sich meine Lungen wieder beruhigen, wische ich mir mit dem Handrücken über den Mund. Das Blut verwischt auf meiner hellen Haut. Ich betrachte die roten Flecken auf dem Boden. Schweiß tritt mir auf die Stirn. Es ist lange her, dass ich Blut husten musste, denke ich. Ich bin wohl in letzter Zeit zu nachlässig mit dem Training geworden. Ich seufze kurz und blicke wieder zu dem Schiff. Wieso steht hier ein Schiff auf dem Schiffsfriedhof? Und dann auch noch mit Laken bedeckt, als dürfe es keiner sehen?  Ich entschließe mich dazu, es mir näher anzusehen. Ich krabble unter den Laken hindurch an Deck. Es ist atemberaubend. Auf dem Deck befindet sich eine große Wiese. Von dort aus führen Treppen zum Steuerrad auf der einen und zu den Räumlichkeiten des Schiffes auf der anderen Seite. Ich setze meine Erkundungstour fort. Ich öffne eine der Türen in der Wand unterhalb der Treppen. Unter Deck ist es stockfinster und ich taste mich an den Wänden vorwärts. Im Gegensatz zu draußen ist es hier angenehm warm und ich merke jetzt erst, wie müde ich bin. Die Wärme und die Dunkelheit lassen meine Augen immer schwerer werden. Ich finde mit den Händen eine Türklinke und öffne sie. Ich betrete den dunklen Raum, erkenne aber nichts. Ich schließe die Tür hinter mir und entschließe mich kurzerhand dazu hier zu übernachten. Hier wird mich die Marine schon nicht finden, denke ich und lege mich auf den blanken, hölzernen Boden. Es dauert nicht lange bis ich in einen tiefen Schlaf falle. Ein lauter Knall reißt mich aus meinem Schlaf. „Was war das?“, murmle ich schlaftrunken und reibe mir die Augen. Ich blicke mich um. Ein mattes Licht strahlt durch die Holzwände des fensterlosen Raumes. Offenbar habe ich gestern Nacht die Putzkammer als Schlafplatz gewählt. Umgeben von Besen und Putzeimern versuche ich mich aufzurichten. Als ich mich mit den Händen am Boden abstütze bemerke ich die getrocknete Blutspur, die noch immer meinen Handrücken ziert. Ich versuche sie mit etwas Spucke weg zu reiben. Plötzlich ertönt noch ein lauter Knall und das ganze Schiff bewegt sich. Fährt es etwa? Eine Kehrtwende des Schiffes lässt mich stolpern und ich falle gegen die Wand. Was zur Hölle…? Langsam öffne ich die Tür und spähe in den Gang. Niemand da. Vom Deck her kommen Geräusche, laute Schreie und schnelle Schritte. Ich öffne die Tür zum Deck. Sonnenlicht strahlt in mein Gesicht und ein hektischer Tumult begrüßt mich. Es sind Leute auf dem Schiff, die schnell aber scheinbar organisiert durcheinanderlaufen. Ich versuche mir einen Überblick zu verschaffen. Plötzlich bleibt ein großer Mann – mit Badehose und Hawaiihemd bekleidet – vor mir stehen. „HÄ? Wer bist’n du?“, begrüßt er mich harsch. Sein Dreifach-Kinn ist dabei vor Wut nach vorne verschoben. Die Mitte seines Gesichtes ziert eine metallene Nase, die eine Sonnenbrille trägt und auf seinem Kopf thront eine prachtvolle Schmalzlocke. „He, Ruffy! Hier ist ein blinder Passagier!“, brüllt er. Plötzlich sind alle Blicke auf mich gerichtet. „Nanu? Die kenne ich doch!“, höre ich jemanden murmeln. Ich versuche die Stimme zuzuordnen, doch bevor ich von selbst darauf komme, woher sie mir bekannt vorkommt, tänzelt bereits ein Blondschopf in Pirouetten auf mich zu. „Ah! Das ist das hübsche Mädchen vom Fischmaaaarkt!“, singt er und fällt vor meinen Füßen auf die Knie. Er nimmt meine Hand. „Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Sanji. Es freut mich dich wieder zu seh…“ Weiter kommt er in seinen Ausführungen nicht. Eine junge Frau mit orangefarbenem Haar hat ihn mit einem Schlag auf dem Hinterkopf unterbrochen. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Sanji! Die Marine ist noch immer hinter uns her! Und Lysop ist auch noch nicht da! Also geh ans Steuer!“, brüllt sie die Prima Ballerina an, die sich ihre pochende Beule hält. „Ja, Namilein!“, trällert er mit verliebtem Blick. Etwas verwirrt lassen sie mich dort einfach stehen bis auch schon die nächste Person auf mich zukommt. „Hm? Ein blinder Passagier? Wer bist du denn?“, fragt er mich während er sich fragend seinen Strohhut hält. Strohhut? Und dieser Blondschopf, den ich bereits getroffen habe… Das ist die Strohhutpiratenbande! Und das Schiff, das ich mir gestern Nacht als Schlafplatz ausgesucht habe, ist das Schiff, das ihnen für ihre Hilfe für Water Seven gebaut wurde, fügt es sich in meinem Kopf zusammen. „Ich bin Ruffy! Ich bin der Captain hier“, stellt er sich schließlich vor, als ich nicht auf seine Fragen geantwortet habe. „Ich bin Tia“, stelle nun auch ich mich knapp vor. Ein breites Grinsen macht sich in seinem Gesicht breit. „Was machst du denn bei uns auf dem Schiff?“, fragt er weiter. Doch zu einer Antwort komme ich nicht, denn wieder werden wir von Namilein unterbrochen. Auch Ruffy ergattert eine Beule auf dem Hinterkopf. „Ruffy! Das gilt auch für dich! Wir haben uns gerade um Wichtigeres zu kümmern! Dein Großvater feuert noch immer mit Kanonenkugeln auf uns!“, schreit sie völlig außer sich. „Ist ja gut, Nami.“ Ruffy reibt sich seinen Kopf. Großvater? Kanonenkugeln? Erst jetzt bemerke ich, wie Kanonenkugeln knapp neben dem Schiff ins Wasser schlagen. Ich spähe in die Richtung, aus der sie kommen und entdecke ein riesiges Marineschiff mit zwei kleineren Schiffen als Geleitschutz. Am Bug des Hauptschiffes steht ein Mann, der die Kanonenkugeln mit bloßen Händen in unsere Richtung feuert. Ich erkenne Vizeadmiral Garp. Und das ist Ruffys Großvater? „Hey, Ruffy! Da ist Lysop!“, ruft ihm ein kleiner Waschbär mit Geweih und einem Hut zu. Ruffy eilt zur Reling und beugt sich vorn über. Auf seinem Gesicht macht sich ein breites Grinsen breit. „HEY, LYSO-“ Sein Schrei erstickt, als er von einem weiteren Mann mit grünen Haaren unterbrochen wird. Er trägt drei Schwerter und sein Gesicht ist mir von den Steckbriefen bekannt: Lorenor Zorro. „Ruffy!“, ermahnt er ihn streng. „Er muss sich erst bei dir entschuldigen.“ Es klingt eher wie eine Erinnerung für Ruffy, denn in seinem weinerlich verzerrten Gesicht kann man erkennen, dass Ruffy genau weiß wovon Zorro da spricht. Offensichtlich hatten sie bereits ein ausführliches Gespräch darüber. Was auch immer dieser Lysop getan haben muss, es war schwerwiegend. „Ja, ich weiß“, presst Ruffy hervor. Zorro wendet sich von ihm ab und sein Blick trifft auf mich. Er mustert mich geradezu. Für einen kurzen Moment bleibt sein Blick an meinen Schwertern hängen, die ich gekreuzt auf meinem Rücken trage. Ich halte der Musterung stand, ohne eine Miene zu verziehen. Als er fertig ist, lächelt er nur kurz und wendet sich dann wieder der Verteidigung des Schiffes gegen die Kanonenkugeln zu. Langsamen Schrittes gehe ich auf Ruffy zu. „Ich helfe euch“, sage ich schlicht. „Hm?“, gibt der verwirrte Piratenkapitän von sich. „Ich helfe euch, die Marine loszuwerden, wenn ihr mich bis zur nächsten Insel mitnehmt. Danach gehen wir wieder getrennter Wege“, erkläre ich. Ruffy lächelt. „Einverstanden!“ Ich nicke ihm zu und schlendere gemächlich zum Heck des Schiffes, um eine gute Sicht auf die Marineschiffe zu haben. Ich werfe einen letzten Blick auf die Stadt des Wassers, die sich dahinter noch aufbaut. Mein Blick wandert zu den Wellen, die unser Schiff umspielen. Ich versuche ihre Bewegungen zu analysieren. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, um mich zu konzentrieren. Genau in diesem Augenblick ertönt es. „ES TUT MIR LEEEEEIIIIID!“, brüllt eine Stimme von der Insel. Plötzlich saust ein lang gestreckter Arm an mir vorbei. Ich erschrecke, lasse es mir jedoch nicht ansehen. Der Arm streckt sich bis zum Ufer des Schiffsfriedhofs. Das andere Ende finde ich an Ruffys Schulter wieder. Er ist also wirklich ein Teufelsfruchtesser, staune ich mit offenem Mund. „Na los! Mach schon! Nimm meine Hand!“, höre ich Ruffy angestrengt und mit verheultem Gesicht rufen. Eh ich mich versehe, zieht er seinen Arm mit hohem Tempo zurück und an dessen Ende klammernd, erreicht ein weiteres Mitglied der Strohhutpiraten das Schiff. „Gut, wir sind endlich vollzählig! Also nichts wie weg hier!“, ruft Nami. Das ist mein Stichwort. Während auf dem Deck Freudentränen vergossen und sich in den Armen gelegen wird, versuche ich mich erneut zu konzentrieren. Wieder mustere ich die Bewegung der Wellen, schließe die Augen und atme tief durch. Meine Hände greifen die Griffe meiner beiden Schwerter, die ich nun aus ihren Scheiden ziehe. Meine Arme über meinem Kopf, positioniere ich die Klingen der Schwerter parallel zueinander. Ich spüre den Wind, der leicht an meinen hochgesetckten Haaren zieht. Mit einem schnellen Hieb schwinge ich meine Schwerter in einem Halbkreis zum Wasser hin ausgerichtet. So leise und schnell der Hieb war, umso lauter und energiegeladener ist seine Auswirkung. Die Energie des Hiebes überträgt sich über die Luft auf das Wasser und es entsteht eine riesige Welle, die mit hoher Geschwindigkeit auf die Marineschiffe zurast und gleichzeitig das Piratenschiff mit einem Schwung nach vorn treibt. Zufrieden stecke ich meine Katanas wieder sanft in ihre Scheiden zurück. Als ich wieder zurück zum Deck gehe, werde ich mit offenstehenden Mündern und bewundernden Blicken empfangen. „Das war ja der HAMMER“, schwärmt Ruffy. „Zorro, wieso kannst du sowas Cooles nicht?“, hängt er noch vorwurfsvoll an. „HALT DIE KLAPPE!“, brüllt dieser seinem Captain wuterfüllt entgegen. „So Leute, holt die Segel ein!“, ruft uns der Hawaiihemd-Badehosen-Schmalzlocken-Typ zu. Ohne weiter nachzufragen, kommen Sanji und Zorro seinem Befehl nach. „Was ist denn los, Franky?“, fragt Nami. „Ich habe noch eine Besonderheit in dieses Schiff eingebaut, aber ich denke, vorher braucht es noch einen Namen!“, erklärt er. „Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken darüber gemacht. Mein Vorschlag wäre es, die New Battle Franky Lion Gang Champion zu nennen?“ „Oh, wie wäre es mit Tigerlöwenaffe?“, ruft Ruffy dazwischen. „Ich wäre für Lionel, der Boss!“, schlägt Zorro vor. „Wie wäre es mit Schiff der Finsternis?“, fragt eine elegante Frau mit schwarzen, schulterlangen Haaren, die bisher ziemlich ruhig war. Ich mustere sie, während Ruffy weitere Namensvorschläge in Form von Aneinanderreihungen von Tiernamen dazwischenruft. Ihr Gesicht kommt mir auch bekannt vor. Sie hat ebenfalls einen Steckbrief. Ich versuche mich an ihren Namen zu erinnern. „Ich würde es ja Monsieur Sonnenblume nennen“, gibt nun Sanji seinen Senf dazu. „Hm, Eisberg hatte ja die Idee es Thousand Sunny zu nennen, weil der Löwenkopf der Galionsfigur an eine Sonne erinnert“, murmelt Franky vor sich hin. Nico Robin, fällt mir ihr Name plötzlich wieder ein. Nach langem Hin und Her entscheidet sich die Crew schließlich dafür, ihr Schiff Thousand Sunny zu nennen und ich bin froh, dass Ruffy endlich nicht mehr auf seine Tiernamen besteht. Kaum steht der Name fest, betätigt Franky auch schon einen Hebel neben dem Steuerrad. „Also dann! Alle Mann gut festhalten!“, ruft er und ehe wir uns versehen, hebt sich die Thousand Sunny auch schon mit einer gewaltigen Druckwelle vom Wasser ab und fliegt, bis die Marine nicht mehr zu sehen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)