Secrets von Lenya_C_Sharizardon ================================================================================ Kapitel 3: Let's start a journey -------------------------------- Professor Ōkidos Worte in den Ohren und die Kette und den Pokéball immer noch fest in der Hand trat ich hinaus in die Sonne von Alabastia. Hier sollte meine Reise nun beginnen. Ein unheimliches Gefühl beschlich mich. Meine Großmutter hatte mir vor meinem Aufbruch noch gesagt, dass sie glaubte, mich so schnell nicht wiederzusehen. War dies also ein Wink des Schicksals? Eine Botschaft, die ich nun für mich entschlüsseln musste, um ihre Sinn zu ergründen? Wenn dies eine Botschaft an mich sein sollte, dass ich mich wirklich auf den Weg machte, um Kanto zu durchkämmen und Hinweise über die Arbeit und das Verschwinden meiner Eltern zu finden, dann musste ich es tun. So wahr ich hier stand, mit Fukano an meiner Seite. Ich ballte die freie Hand zu einer Faust und sah entschlossen hinab auf die winzige Stadt und dem Ausgang Richtung Route 1. Und dort unten sah ich sie, die beiden Jungen, die sich jetzt schon mit einer unglaublichen Leidenschaft in den Kampf gestürzt hatten. Und ich konnte nicht abstreiten, dass auch ich zumindest ein wenig neugierig war. "Sieh mal, Fukano", sagte ich zu meinem Partner und legte mich zwischen den Steinen und Pflanzen des Hügels auf die Lauer, um sie heimlich zu beobachten. Fukano hüpfte auf eine kleine Anhöhe, um die gleiche Sicht zu haben wie ich, und blieb dabei völlig ruhig. So konnte ich wenigstens verstehen, was sie sagten. "War das etwa schon alles?", rief Green seinem Rivalen entgegen und grinste. Die beiden Pokémon, Schiggy und Glumanda, sahen bereits ziemlich erschöpft aus. Ich konnte sehen, wie ihre Blicke sich trafen und offensichtlich verrieten, dass jeder von ihnen gewinnen wollte. Das galt im Übrigen auch für ihre Trainer. "Glumanda, Glut!", rief Red und richtete den Zeigefinger nach vorn. Glumanda gehorchte und griff an. Doch das ließ Green nicht einfach so auf sich sitzen. Er warf seinem Rivalen einen triumphierenden Blick zu, und sprach erstaunlich gelassen zu seinem Pokémon: "Weich aus, Schiggy, und setz Blubber ein." Glumandas Glut hatte seinen Gegner erreicht. Doch Schiggy wich geschickt aus, holte tief Luft und zwang ihn mit einem Blubber zu Boden. Red stand da wie erstarrt, den Blick verunsichert auf sein Glumanda gerichtet. Doch der Kampf war entschieden. Glumanda wurde besiegt, Schiggy hatte gewonnen. "Das kann doch nicht sein…" "Das kann sehr wohl sein, Red", meinte Green und holte sein Schiggy in den Pokéball zurück. "Das ist eigentlich nur logisch. Schiggy ist ein Wasser-Pokémon! Und demnach gegenüber Glumanda als Feuertypen im Vorteil. Das hättest du wissen müssen." "Komm, Fukano." Ich verließ meinen Posten und ging die Stufen hinunter, um mit den beiden zu reden. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ihnen klar war, was es überhaupt bedeutete, ein Pokémon-Trainer zu werden. Und das sollten sie wissen. "Glumanda, komm zurück!", rief Red und holte sein Pokémon zurück. Ziemlich niedergeschlagen wandte er sich an den anderen. "Gut, dann war das eben der Grund, warum ich verloren habe. Ich werde ein richtig gutes Team aufstellen und dann kämpfen wir nochmal." "Jederzeit. Aber das muss wirklich gut sein, denn auch ich werde mir ein gutes Team zusammenstellen. Damit musst du rechnen. Hey, Rei!" "Hey", sagte ich und stellte mich zwischen die beiden Jungen. "Na das war ja nicht so besonders." "Was?", fragten sie gleichzeitig. "Na, euer Kampf. Man sieht, dass ihr noch Anfänger seid." "Ach, und du kannst es besser?" Red verschränkte wütend die Arme und musterte mich mit scharfem Blick. Es kümmerte mich nicht. Stattdessen konnte ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Ja, das stimmt. Aber es geht nicht um euren Kampf bezüglich der Pokémon, sondern um eure Einstellung. Für euch ist das wohl eher ein Spiel. Habt ihr euch eigentlich vorher Gedanken darüber gemacht, was es überhaupt bedeutet, ein Pokémon-Trainer zu sein?" "Du redest, als wäre es eine überaus große Aufgabe", lachte Red. "Ein Trainer zieht durch die Welt, trainiert seine Pokémon, um stärker zu werden, bestreitet Arena-Kämpfe, um die Orden für die Pokémon-Liga zu sammeln und sich schließlich den Weg freizukämpfen, um Champ zu werden, und besucht dabei die verschiedensten Orte. Das erklärt sich doch von selbst." "Du hast den Pokédex vergessen", erinnerte ihn Green und hielt seinen hoch, während sein Tonfall vor Ironie nur so strotze. "Schließlich haben wir zudem noch die überaus ehrenvolle Aufgabe, für meinen supergenialen Opa dieses Teil hier zu füllen, damit er seinen Spaß daran hat, während wir unser Leben aufs Spiel setzen." "Jetzt übertreib doch nicht!" Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß echt nicht, was ich von euch halten soll. Wirklich nicht." "Das musst du auch nicht, Rei", meinte Red bloß und schob die Hände in die Taschen. "Mir scheint einfach, dass du nicht sonderlich scharf darauf bist, Pokémon-Trainer zu werden, auch wenn du bereits ein Pokémon besitzt. Wir hingegen wollen das schon. Nur deshalb sind wir hergekommen und nur deshalb haben wir diese Entscheidung getroffen. Ich will Champ der Pokémon-Liga werden! Und ich werde hart dafür trainieren, sehr hart. Das solltest du auch tun. Egal, was deine Motive sind." "Jetzt pass mal auf", sagte ich drohend und trat langsam ein paar Schritte auf ihn zu, während ich völlig ruhig mit ihm sprach: "Was meine Motive sind, das geht dich einen feuchten Dreck an. Du solltest nur mal darüber nachdenken, was du hier eigentlich tust. Wie stellst du dir das vor? Glaubst du wirklich, dass du einfach so durch die Gegend ziehen, ein bisschen trainieren und Pokémon sammeln und so zum Champ werden kannst? Tut mir leid, aber dann hast du keinen blassen Schimmer, was wir hier tun. Und zwar wir alle." Green verschränkte die Arme und musterte mich mit kritischem Blick. Seine Arroganz war kaum zu übersehen. "Wir sind wohl ein bisschen überheblich, was? Was glaubst du denn, was wir hier tun?" Ich wandte ihm bloß das Gesicht zu, und behielt meine Fassade weiter aufrecht."Ich glaube, dass ihr beide keinen blassen Schimmer habt, wie das Leben eines Pokémon-Trainers wirklich aussieht. Was glaubt ihr denn, wo ihr euer Essen herbekommt? Das wird euch niemand umsonst geben. Was glaubt ihr, woher ihr Geld bekommt? Indem ihr andere Trainer besiegt und euch von ihnen die Belohnung einholt. Was glaubt ihr, wo ihr schlaft, wenn ihr draußen in der Wildnis seid? Ja, so ein Wald kann ein treuer Freund sein, wenn man keinen anderen Platz zum Schlafen hat. Auf euch wartet, genau wie auf mich, nicht nur ein hartes Training, sondern auch ein Kampf ums Überleben. Ihr habt keine Ahnung, wie das ist, sich in einem unbekannten Waldgebiet zu verlaufen, oder in einer Höhle gefangen zu sein. Ihr solltet immer auf alles vorbereitet sein, egal, was kommen kann. Denn nur eine falsche Entscheidung, die kann uns unser Leben kosten. Und daran solltet ihr immer denken. Genau wie an eure Partner. Gerade in einer solchen Situation, da ist der Partner neben euch der einzige, auf den ihr euch verlassen könnt." Ich konnte die verwirrten Blicke der beiden spüren. Blicke, die mich nach der genauen Bedeutung meiner Worte fragten. Doch ich hatte einfach die Hoffnung, dass sie sie irgendwann verstehen würden. Ich hoffte es wirklich… Ich ging an den beiden vorbei in Richtung Ausgang der Stadt. Doch ich war kaum ein paar Schritte gegangen - "Rei." Ich wandte mich um. Green musterte mich unheimlich scharf, doch es war weder eine Wut noch seine Arroganz. Und wieder wusste ich nicht, was es wirklich war. Bloß, dass da etwas war. "Ich würde gerne gegen dich kämpfen." Ich konnte mir ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. "Nein. Nicht heute. Ich hab keine Zeit für sowas, nicht jetzt. Außerdem solltest du dich erst mal um dein Pokémon kümmern, schließlich hat es beim Kampf gegen Glumanda einiges abbekommen." "Ja, ich sollte mich auch um Glumanda kümmern", gab Red verlegen zu. Ich nickte. "Ja, das solltest du. Wie gesagt, da draußen ist dein Partner der einzige, auf den du dich verlassen kannst. Ich verspreche dir, Green, das nächste Mal, wenn wir uns sehen, dann kämpfen wir. Ich geb dir mein Wort." "Gut", sagte Green und wandte sich an seinen Rivalen. "Ich werde noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann auch nach Vertania City aufbrechen, dort gibt es eine Arena. Die sollten wir ansteuern. Ich werde mir von meiner Schwester eine Karte holen, vielleicht hat sie für euch auch eine übrig." "Nicht nötig", sagte ich bloß und klopfte auf eine meiner Hosentaschen. "Ich bin schon längst versorgt. Als Pokémon-Trainer kann man nie gut genug vorbereitet sein." "Alles klar, ich schau dann nochmal eben bei Mum vorbei", sagte Red und wandte sich von uns ab. "Wir sehen uns dann später, notfalls komme ich nach!" Jetzt waren wir nur noch zu zweit. Und ich glaubte für den Moment tatsächlich, etwas beinahe Trauriges in Greens Augen zu sehen, nur für einen kurzen Moment. Schließlich sah er wieder auf und zeigte mir sein entschlossenes Gesicht. "Gut, dann werde ich mich auch um meine letzten Vorbereitungen kümmern. Ich will noch bevor die Sonne untergeht in Vertania City sein. Deine Tipps sind im Übrigen ganz gut, ich kann leider nicht abstreiten, dass du Recht hast. Es wird hart. Aber ich würde dir auch gerne einen Tipp geben: Wenn du dieses Pokémon schon in die Hand gedrückt bekommst, dann nutze es auch." Zugegeben, seine Worte hatten mich ein bisschen getroffen. Ich sah hinunter auf meine Hand, in der ich immer noch den Pokéball und die Kette hielt. Ich hatte mich so auf die beiden Jungs konzentriert, dass ich es gar nicht mehr bemerkt hatte. Ich sah Green an. Er versetzte mir einen letzten Blick, dann ließ auch er mich stehen und machte sich auf den Weg zu seinem Haus. Bevor er jedoch hineinging, wandte er sich ein letztes Mal um. "Ab jetzt sind auch wir Rivalen, Rei. Wir beginnen unsere Reise zeitgleich, auch wenn du uns etwas voraus hast. Sei gut gewappnet, denn auch ich habe meine Gründe, und auch ich werde hart trainieren, um meine Ziele zu erreichen. Merk dir das." Er betrat das Haus, und so stand ich schließlich völlig allein in dieser kleinen Stadt und wusste nicht, wo genau ich anfangen sollte. Also warf ich meinen Rucksack auf den Boden, stopfte den Pokéball hinein und sah Fukano an. Auch in seinen Augen lag etwas, das ich nicht deuten konnte. Mit meiner freien Hand strich ich ihm über den Kopf. "Wir werden jetzt auch aufbrechen. Vielleicht schaffen wir es noch vor den anderen, in Vertania City zu sein. Wir werden denen zeigen, was es heißt ein Team zu sein. Was sagst du, Partner?" Fukano bellte freudig und wedelte mit dem Schwanz. Ich lächelte. "Danke, Partner." Ich richtete mich wieder auf und betrachtete die Kette. Was mein Vater mir damit wohl hatte sagen wollen? Wieso hatte er sie mir nie vorher gegeben? Hatte sie vielleicht eine tiefere Bedeutung? Das musste ich nun selbst herausfinden. Also legte ich die Kette um, nahm den Rucksack wieder hoch und wandte meine Schritte in Richtung Ausgang. Gemeinsam mit Fukano verließ ich die kleine Stadt Alabastia, ließ sie weit hinter mir, und machte mich auf den Weg über die Route 1, um die nächste Stadt zu erreichen. Die erste Stadt, in der ich vielleicht noch vor den anderen einen Arenaleiter bezwingen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)