Letzter Ausweg...! von Maso-Panda ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Letzter Ausweg...! Er spürte den Abendwind auf seiner Haut. Es schneite. Hier oben war alles so friedlich und frei von Sorgen. Er breitete seine Arme aus, schloss seine Augen und ging lächelnd den einen letzten Schritt nach vorne. Endlich Frei! Naruto lag in seinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Seit drei Wochen hatte er seine Wohnung nicht mehr verlassen und hatte auch seitdem niemanden mehr an sich ran gelassen. Vor einem halben Jahr hatte ihn der Letzte, der ihm noch was bedeutete und Halt gab, im Stich gelassen. In seiner Hand hielt er eine Rasierklinge, spielte mit ihr und war sich noch unschlüssig wo er sie dieses Mal ansetzen würde. Er setzte sich auf und legte die Klinge vor sich auf das Bett. Die Ärmel seines Pullovers waren schnell hochgekrempelt und er besah sich seine Wunden. Die einen schon zur Narbe geworden, andere waren ein paar Tage alte und noch frisch. Er suchte nach freien Stellen und blieb an den Handgelenken hängen. Es wäre einfach jetzt alles schnell zu beenden. Er strich mit seinem Zeigefinger über die Pulsader seiner rechten Hand und stellte sich vor wie die Klinge einfach in das Fleisch schnitt. Wie das warme Blut seine Haut entlang laufen würde und der schöne Schmerz der ihn ein letztes Mal das Gefühl gab noch am Leben zu sein. Doch er entschied sich dagegen. Das wäre selbst ihm zu einfach. Plötzlich schreckte er aus seinen Gedanken als sein Handy klingelte. Er griff zu seinem Nachtschrank wo sein Handy lag und sah auf das Display. Er seufzte und nahm ab. „Was denn noch?“ Naruto war nicht erfreut über den Anrufer, denn dieser versuchte ihn seit drei Wochen dazu zu bringen wieder die Wohnung zu verlassen. Am anderen Ende der Leitung war sein Therapeut. „Naruto... Ich bitte dich, komme wieder zu den Sitzungen. Ich fühle mich nicht wohl dich mit all deinen Problemen alleine zu lassen...“ Sein Therapeut klang schon sehr verzweifelt, denn als Naruto das letzte Mal bei ihm war, hatten sie das Thema Sasuke angeschnitten. „Nein, ich komme nicht wieder. Nie mehr. Hat doch eh alles keinen Sinn mehr. Sie sollten mir helfen über den Verlust meiner Eltern und die meines Patenonkels hinweg zu kommen. Aber Sie können es nicht. Seit drei Jahren komme ich nun zu Ihnen und ich komme immer noch nicht damit klar das weder meine Eltern noch mein Patenonkel nicht mehr bei mir sind. Und seit er auch noch weg ist sehe ich keinen Sinn mehr zu Ihnen zu kommen. Alles ist doch nur noch fürn Arsch...“, dann war Naruto still und kämpfte mit den Tränen. Sein Therapeut versuchte es ein letztes Mal aber Naruto unterbrach ihn. „Nein, ich werde es nicht noch ein letztes Mal versuchen... Machen Sie es gut...“ Damit war für ihn das Gespräch beendet und legte einfach auf. Unter Tränen sank er in sich zusammen. Wieder kamen die Bilder von vor drei Jahren wieder in ihm hoch. Der Tag an dem er seinen größten Halt im Leben verloren hatte. Der Tag an dem seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, den er schwer verletzt überlebt hatte. Er selbst wurde wieder vollkommen gesund aber die Wunden seiner Seele waren nie verheilt. Nach seinem langen Krankenhausaufenthalt hatte sich sein Patenonkel so gut es ihm möglich war, um ihn gekümmert. Sie hatten für ihn einen Trauer-Therapeuten gesucht, den er alle zwei Tage besuchte. Am Anfang hatte es ihm auch geholfen, aber dann folgte ein weiterer Schicksalsschlag in seinem Leben. Jiraiya erkrankte an Krebs und verlor den Kampf gegen eben diesen. Wieder hatte er eine wichtige Person, die ihm Halt gab, verloren. Dennoch ging er weiter zum Therapeuten, dass hatte er seinem Patenonkel versprochen. Aber da hatte er ja auch noch seinen besten Freund, der ihn immer begleitete, wenn er es nicht alleine schaffte. Sasuke war ihm immer eine sehr große Hilfe gewesen. Einen besseren besten Freund konnte er sich nicht wünschen. Die ersten Monate nach dem Tod von Jiraiya war Sasuke Tag und Nacht bei ihm gewesen. Er hatte darauf geachtet das Naruto immer genug aß und trank. Hörte ihm zu, wenn er reden wollte oder hielt ihn im Arm wenn er weinte. Naruto hatte sich, so weit es ihm möglich war, geborgen gefühlt in seiner Nähe. Aber dann kam es wie es kommen musste. Sasuke verliebte sich und kam dann mit seiner jetzigen Freundin zusammen. So war Sasuke nun nicht mehr Tag und Nacht in seiner Nähe, aber das war für Naruto okay. Sasuke hatte ihm versprochen, trotzdem immer mal wieder zu ihm zu kommen und blieb dann auch über Nacht. Doch mit der Zeit wurden diese Tage weniger. Naruto fiel deswegen wieder in ein Loch. Die Depressionen hatten ihn wieder voll im Griff. Auch die Besuche beim Therapeuten wurden weniger. Naruto igelte sich immer mehr ein und verließ das Haus nur noch selten. Er aß nicht mehr regelmäßig und nahm dadurch einiges an Gewicht ab. Er fing an sich selbst zu verletzen. An Tagen wo er Sasuke am meisten brauchte, dieser aber keine Zeit hatte, nahm er die Rasierklinge zur Hand und schnitt sich damit tief in die Haut. Der Schmerz, der daraus resultierte, gab ihn ein gutes Gefühl. Er fing an dieses Gefühl zu lieben. Die Rasierklinge wurde zu seinem neuen besten Freund. Jedes Mal wenn es über ihn kam, nahm er diese zur Hand und schnitt sich in die eigene Haut. Wenn Sasuke dann zu Besuch kam, achtete er darauf immer einen Pulli anzuziehen, selbst im Sommer lief er mit Pullover oder Langarmshirts herum. Auf die Fragen seiner Freunde ging er nie ein. Dann kam der Tag. Der Tag der ihm alles unter den Füßen wegzog. Sasuke hatte ihn vor einem halben Jahr das letzte Mal besucht. An dieses Gespräch erinnerte er sich noch ganz genau. Naruto ging zur Haustür da es geklingelt hatte. Als er die Tür geöffnet hatte, stand Sasuke vor ihm. Dessen Ausdruck würde er nie vergessen. Einen Ausdruck von Verzweiflung und auch Entschlossenheit. Naruto ließ ihn rein und schloss die Tür. In der Küche ließ Sasuke sich am Tisch nieder und schwieg, während Naruto Tee kochte. Erst als Naruto sich ebenfalls an den Tisch gesetzt hatte fand Sasuke seine Sprache wieder. Er sah Naruto gequält an. „Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll... Wenn ich ehrlich bin habe ich etwas Angst vor deiner Reaktion...“, fing er das Gespräch an, wo drauf Naruto ihn fragend ansah. „Du weißt das du mir alles sagen kannst? Du hast mir immer zugehört, nun werde ich dir auch zuhören. Also sag schon was dir auf dem Herzen liegt.“ Sasuke lächelte dankend und seufzte laut auf. „Nun ja die Sache ist die. Ich bin wie du weißt schon eine ganze Weile mit Hannah zusammen. Und ja, nun wir haben lange überlegt ob wir einen Schritt weiter gehen sollen in unserer Beziehung.“ Sasuke druckste herum und hob dann seine Hand. An dem Ringfinger saß ein silberner Ring und Naruto lächelte. „Du bist verlobt?“ Angesprochener nickte nur. „Und warum sollte ich deswegen ausrasten oder ähnliches“, wollte Naruto von seinem besten Freund wissen. Dieser sah ihn nur wieder gequält lächelnd an. „Naja nicht wegen der Tatsache das ich verlobt bin, es gibt einen anderen Grund warum du, naja gewissermaßen durchdrehen könntest. Ich werde mit ihr zusammen ziehen.“ Wieder machte Sasuke eine Pause und wieder sah Naruto ihn fragend an. „Ja und? Du ziehst mit Hannah zusammen. Das freut mich für euch. Auch das ihr Heiraten wollt freut mich sehr für euch. Aber deswegen werde ich doch nicht sauer Sasuke... Das ist nun mal das Leben und..“, doch Sasuke hob seine Hand und unterbrach seinen Freund. „Der Aspekt das ich mit ihr zusammen ziehe ist nicht der Grund. Der Grund warum ich etwas Angst habe, ist das wir nicht hier in die Gegend ziehen. Wir werden in die Nähe ihrer Verwandten ziehen. Nach Amerika.“ Das saß. Naruto ließ seinen Becher fallen und schaute Sasuke entsetzt an. Er brauchte eine kurze Weile um diese Information zu verdauen. „Nach Amerika...Wann zieht ihr um?“ Wenn Naruto ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er Angst vor der Antwort. Und er sollte recht behalten, die Antwort gefiel ihm nicht. „Wir fliegen schon in drei Tagen. In vier Wochen ist die Hochzeit und bis dahin muss noch viel erledigt werden.“ Naruto weinte nun. Das gefiel ihm gar nicht. Erst hörte er Wochenlang nichts von Sasuke und nun wo er mal wieder zu Besuch ist, erzählte er ihm das er verlobt sei, in vier Wochen heiratete und das alles in Amerika. „Warum? Warum so schnell? Wieso hast du mir nichts gesagt das du dich verlobt hast? Wieso alles auf einmal und so schnell? Ich verstehe das nicht Sasuke...“, zum Ende hin hatte Naruto nur noch geflüstert. „Hannah ist schwanger und ihre Eltern wollen das sie vor der Geburt verheiratet ist. Ich hätte auch gerne länger gewartet. Aber nun ist es so und nichts kann mich mehr davon abbringen.Ich habe dir ein Ticket gekauft damit du zu meiner Hochzeit kommen kannst. Ich hätte dich gerne als meinen Trauzeugen.“ Auch das hat gesessen. Nicht mal er könnte Sasuke jetzt noch davon abbringen und diese Tatsache tat verdammt weh. Naruto stand auf. „Könntest du bitte gehen. Ich will jetzt alleine sein. Liebe Grüße an Hannah und Glückwunsch zur Schwangerschaft.“ Naruto nahm Sasuke ein letztes Mal in den Arm und deutete dann auf die Tür. Sasuke beschlich ein ungutes Gefühl als er zur Tür lief. „Du wirst doch kommen und mein Trauzeuge sein?“ Ein letzter Versuch die Freundschaft beibehalten zu können. Naruto wusste nicht was er darauf antworten sollte, also nickte er nur. Dann war Sasuke auch schon verschwunden. Naruto hatte die Tür abgeschlossen und alles verdunkelt. Dann war er in sein Schlafzimmer gelaufen und hatte sich auf sein Bett geworfen. Alles brach über ihn herein. Nun war auch noch sein letzter Halt verschwunden. Dunkle Gedanken hatten ihn voll im Griff. Er nahm die Klinge vom Nachtschrank und setzte sie an seine Ellenbogenbeuge an. Er atmete einmal tief ein und dann schnitt er die komplette Länge seines Unterarmes entlang. Über alte und neue Schnitte. Das Blut floss warm über seine Haut und tropfte auf seine Bettdecke. Er setzte immer wieder an und genoss den Schmerz der sich breit machte. Die Schnitte waren tiefer als gewohnt doch das störte ihn nicht. Nach einer kleinen Weile ging er in sein Badezimmer und verband sich seinen Arm. Dieser Tag lag nun ein halbes Jahr zurück. Natürlich war er nach Amerika geflogen und war der Trauzeuge gewesen. Es war eine wirklich sehr schöne Zeremonie gewesen und diese hatte Naruto auch etwas von seinen Sorgen abgelenkt. Vor zwei Tagen hatte er das erste Mal nach der Hochzeit was von Sasuke gehört. Dieser hatte ihm eine Email geschickt mit einem Bild von Hannahs runden Bauch und das der Kleine in drei Tagen per Kaiserschnitt zur Welt kommen würde. Das heißt das Sasuke morgen Papa sein würde. Diese Tatsache ließ Naruto erschaudern. Sasuke würde sich dann wohl gar nicht mehr bei ihm melden, immerhin müsste er sich dann ja um seinen Sohn kümmern. Dann hätte er keine Zeit mehr sich um ein kaputtes Wrack wie er eines war zu sorgen. Nun war es offiziell. Naruto hatte nichts mehr was ihn am Leben hielt. Er nahm die Rasierklinge wieder in die Hand und betrachtete diese. „Es wäre alles so einfach zu beenden...“, sprach er leise in den Raum. Er sah aus dem Fenster und bemerkte das es langsam Abend wurde. Naruto legte die Rasierklinge wieder auf seinen Nachtschrank und legte sich auf den Rücken. Er starrte in die Luft und seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte abgeschlossen. Mit allem. Keiner war mehr da der ihn auffangen konnte, niemand der ihn aus seiner Lage befreien könnte. So lag er da noch einige Minuten. Dann stand Naruto auf, nahm sich Stift und Zettel. Er schrieb einen Satz und zog sich dann seine Jacke über. Er lief ziellos durch die Straßen und die Luft roch nach Schnee. Naruto musste lächeln. Er liebte Schnee. Es war bereits Januar und der Schnee ließ lange auf sich warten. Er lief weiterhin plan und ziellos durch die Straßen bis er vor einem riesigen Bürokomplex stehen blieb. Er schaute nach oben und lächelte wieder. Er betrat das Gebäude und steuerte die Aufzüge an. Keiner nahm Notiz von ihm. Gut für ihn dachte er sich und drückte auf den Knopf um den Aufzug zu holen. Als der Aufzug dann da war, stiegen viele Bürohengste aus, die nun in ihren verdienten Feierabend gingen und Naruto stieg ein. Keiner war dazu gestiegen. Dann drückte er auf den Knopf der ihn in den 9.Stock des Gebäudes bringen würde. Oben angekommen ging er noch die letzten Stufen bis zum Dach hoch und h´ging dann auf die Tür zu. Diese Tür trennte ihn vom Dach, von seiner Erlösung. Einmal noch tief eingeatmet und dann drückte er die Tür auf. Angenehme Januarluft empfing ihn und er schritt bis an den Rand des Daches. Er sah über den Rand hinunter und sah den Autos zu, wie sie im Feierabendverkehr um die Wette hupten und wie die Fahrer sich anschrien. All dies hatte nun keine Bedeutung mehr für ihn. Er zog sich die Jacke aus und legte sie neben sich. Er stieg über die Brüstung. Es fing an zu schneien. Er breitete seine Arme aus, schloss seine Augen und ging lächelnd den einen letzten Schritt nach vorne. Endlich frei! In seiner Wohnung klingelte das Telefon und dann sprang der Anrufbeantworter an. „Hallo Naruto. Hannah hat so eben einen kleinen Jungen auf die Welt gebracht. Wir haben ihn nach deinem Vater Minato benannt. Bitte melde dich schnellstmöglich.“ Doch was keiner wusste, Naruto würde sich nie wieder melden und er würde nie erfahren das der Sohn von Sasuke den Namen seines Vaters trägt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)