Blood Craving von CrazyAuthors ================================================================================ Kapitel 16: Another Story ------------------------- 16. Another Story   „Ich bitte Euch, dass ich meine Ausbildung als Kämpferin bei einem anderen Vampirfürsten fortsetzen kann.”   Temaris Worte hatten eingeschlagen wie eine Bombe. Nicht nur Shikamaru sah sie vollkommen geschockt an, sondern auch alle anderen Anwesenden. Nur Asuma stand ungerührt neben der jungen Vampirin. Allerdings hatte er auch schon vorher gewusst, was folgen würde. Temari selbst stand äußerlich gelassen vor den Vampirfürsten, innerlich malte sie sich jedoch aus, wie diese reagieren würden, wie Shikamaru reagieren würde. Noch viel mehr aber kämpfte sie damit ihre Worte nicht wieder zurück zu nehmen. Nur der Gedanke, dass sie Shikamaru damit außer Gefahr brachte, half ihr, dies durchzustehen.   Itachi war der erste, der sich wieder fassen konnte.   „Wenn dies dein Wunsch ist und du denkst, dass es für deine Ausbildung förderlich ist, wollen wir dem gerne entsprechen. Wir waren gerade so oder so dabei zu überlegen, wie es weitergehen soll. Dir sollte allerdings klar sein, dass es kein Zurück mehr geben wird. Wenn du einmal von Shikamaru weg bist, wirst du nicht wieder zu ihm können“, sagte er ruhig und besonnen.   „Das ist mir klar. Ich bleibe aber bei dieser Meinung. Ich möchte meine Ausbildung bei einem anderen Fürsten fortsetzen“, wiederholte vollkommen ernst. So ernst, dass auch die anderen sahen, dass es nicht nur die Laune eines kleinen Mädchens war.   „Temari, ich bitte“, erhob Shikamaru schließlich doch seine Stimme. „Denk noch einmal darüber nach. Es lief doch ganz gut bis jetzt. Du hast große Erfolge zu verbuchen.“ Seine Stimme klang dabei absolut ruhig. Doch in seinen Augen konnte Temari sehen, welche Schmerzen sie ihm mit ihrer Entscheidung bereitete und dass er ihr am liebsten den Kopf waschen würde.   „Shikamaru, ich denke, wenn dies Temaris Wunsch ist, dann sollten wir ihn ihr erfüllen“, brachte sich schließlich auch Konan mit ein. „Vor allem weil wir alle sehen können, dass die Bindung zwischen ihr und dir viel zu stark ist. Das könnte später nur Probleme mit sich bringen. Die Frage ist nur, wo wir sie unterbringen sollen.“ Ihr Blick war vollkommen streng, aber auch in ihren Augen konnte man die Wahrheit lesen, denn insgeheim machte sie sich doch ein paar Sorgen um Shikamaru, wenn sie ihm Temari wegnahmen. Die gleichen Sorgen, die sich auch Sasuke machte, weshalb er sich lieber aus der Diskussion heraushielt.   „Ich könnte sie bei mir aufnehmen“, sagte Hidan plötzlich grinsend. Er konnte gar nicht glauben, wie gut das alles lief. Nun, da Temari selbst von Shikamaru weg wollte, war es für ihn sogar noch leichter, sie bei sich aufzunehmen. Sonst hätte es sicher noch einige Diskussionen gegeben, ob sie Shikamaru nun Temari wegnehmen konnten oder nicht …   „Nein, ich glaube, es wäre besser, wenn sie zu uns kommt“, mischte sich auch Itachi wieder mit ein. „Bei uns hat sie Sasuke, der ähnliche Kräfte hat wie Temari. Außerdem sind wir zu dritt, was bedeutet, dass wir sie vor Angreifern besser beschützen können.“ Konan nickte zustimmend.   „Ja, ich denke, das wäre die beste Lösung für uns alle“, meinte sie. „Shikamaru, da du noch immer Temaris Ziehvater bist, was hältst du davon, wenn Temari zu uns kommt?“   Shikamaru schluckte. Es fiel ihm schwer, das alles zu verarbeiten. Eben noch war Temari sein kleines Mädchen, für das er einfach so sorgen konnte, dann kamen all die Problem mit der Offenbarung ihres Blutes und schließlich musste er sich darum sorgen, dass sie von diesen fremden Vampiren umgebracht oder sogar missbraucht wurde und nun endschied sie einfach, dass sie nicht mehr bei ihm leben wollte … Das war einfach viel zu viel für ihn. Er wollte sich nicht von ihr trennen. Er wollte sie nicht verlieren, nicht schon wieder. Und doch sah er, dass es sein musste. Er könnte nichts dagegen tun. Wenn er nein sagte, brachte er nicht nur Temari gegen sich auf sondern auch all die anderen Fürsten. Beides konnte er sich nicht leisten. So blieb ihm eigentlich nur ein Schritt. Immerhin wusste er, dass sie es bei Sasuke gut haben würde und sein Freund konnte ihn immer auf den Laufenden halten. Und doch fiel es ihm unglaublich schwer die nächsten Worte tatsächlich auszusprechen: „Ja, es ist für mich ok, wenn Temari dies möchte …“   „Ich habe kein Problem damit“, sagte Temari schnell, fürchtete sie, sie würde es sich noch einmal anders überlegen. Ganz davon abgesehen war sie einfach nur froh, dass sie nicht zu Hidan gekommen war. Klar sie traute keinem der anderen Fürsten wirklich. Doch Hidan war es, vor dem sie sich wirklich fürchtete. Er war ihr einfach nicht geheuer …   „Gut, dann soll es sein“, schloss Itachi die Diskussion ab, ignorierend, dass Hidan anderer Meinung war. „Du hast bis heute Abend Zeit, deine Sachen zu packen und dich von allen zu verabschieden, dann holen wir dich ab.“   „Das brauche ich nicht“, sagte Temari sofort. „Ich habe alles dabei.“ Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde. Sie hatte gewusst, dass sie sich von Shikamaru nicht so leicht verabschieden konnte, dass sie sich vielleicht um entschied, wenn sie nicht gleich ging. Erneut konnte sie jedoch bei ihren Worten den Schmerz in Shikamarus Augen sehen …   „Nun gut, dann erkläre ich diese Sitzung für beendet. Wir haben über alles gesprochen, was wir klären wollten“, schloss Itachi schließlich die Konferenz. „Ich denke, es ist besser, wenn wir alle uns nun trennen und Shikamaru noch einen Moment mit Temari alleine lassen. Hidan kann das Anwesen verlassen, während wir unten auf dich warten werden, Temari.“ Mit diesen Worten erhob er sich zusammen mit Sasuke und Konan. Auch Hidan erhob sich ausgesprochen widerwillig. Bevor er den Konferenzraum verließ, warf er noch einmal einen hasserfüllten Blick auf Shikamaru und Temari.   Als sie beide schließlich alleine waren, erhob sich Shikamaru von seinem Platz und ging auf Temari zu. Die harte Mine, die er bis dato noch getragen hatte, war mit einem Mal von ihm gefallen. Nun trugen nicht nur seine Augen den Schmerz sondern auch sein gesamter restlicher Körper.   „Temari, möchtest du das wirklich tun? Möchtest du das Anwesen und deine Freunde wirklich verlassen? Möchtest du mich verlassen?“, erhob er bitter seine Stimme und schloss Temari in seine Arme. Temari selbst erstarrte.   „Ja, so ist es am besten für uns alle“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass es nicht stimmte. Es war das Beste für ihn, aber das reichte ihr.   „Auch wenn du mich jetzt manipulierst, wird es mir irgendwann wieder einfallen und dann werde ich zu ihnen zurückkehren“, sagte sie warnend.   Aber Shikamaru schüttelte den Kopf.   „Ich habe versprochen, dass ich dich nie mehr manipulieren werde und wenn du es so willst, dann lasse ich dich gehen“, sagte er schließlich und löste sich mit schmerzenden Herzen von ihr. Ohne noch ein Blick auf Temari zu werfen, drehte er sich um und ging. Weit kam er jedoch nicht, denn bereits an der Tür fing ihn Konan ab.   „Du weißt, dass ich dir helfen kann, oder Shikamaru?“, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Ich kann dir helfen, es durchzustehen, wenn du mich lässt.“ Shikamaru aber schüttelte den Kopf.   „Nein danke. Ich brauche deine Kraft nicht. Ich komme alleine damit klar“, erwiderte er und verließ auch Konan. Shikamaru beeilte sich aus dem Haus zu kommen, das Anwesen zu verlassen. Egal wie, Hauptsache so weit weg wie möglich von Temari, damit er nicht doch noch einmal zurück ging und sie manipulierte, denn er spürte bereits, wie der Schmerz, sie erneut verloren zu haben, immer weiter in ihm stieg …     Auch einige Tage später war er noch immer nicht darüber hinweg gekommen. Shikamaru aß kaum, trank kaum und tat kein Auge zu. Das einzige, das er tat war trainieren, denn kaum kam er einmal zur Ruhe wanderten seine Gedanken gleich wieder zu Temari und versetzten ihn wieder und wieder zurück in seine Vergangenheit. Zurück an den Ort, der ihm die größten Schmerzen seines Lebens bereitet hatte. Nein, nicht die Größten. Die hatte er nun, wenn er zur Ruhe kam, wenn er den doppelten Schmerz für den doppelten Verlust spürte. Es zerriss ihn förmlich von innen. Genauso, wie sie seinen Körper zerrissen hatten …   ~~~   Er hörte wie Ai neben ihm leise über die Anschuldigungen lachte, während die Stimmen um ihn herum immer lauter wurden. Die Stimmen, die riefen, dass sie eine Hexe war. Plötzlich waren es aber nicht nur ihre Stimmen, sondern auch sie selbst, die immer lauter wurden. Die Menschen, sie setzten sich in Bewegung, bereit die von ihnen ernannte Hexe selbst ins Fegefeuer zu werfen, ohne dass sie schuldig gesprochen wurde, denn das wurde sie so oder so … Sofort stellte sich Shikamaru ihnen in den Weg, um seine Ai, seine geliebte Ai zu beschützen … Er würde schließlich alles für sie tun.   „Madame! Bitte reißen Sie sich zusammen. So fällt es mir nur schwerer Sie zu verteidigen!”, flüsterte der Verteidiger neben Ai energisch. Sie ignorierte ihn aber und sah Shikamaru mit festem Blick an: „Sehen wir es ein. Es ist aussichtslos, dass wir beide aus der Sache heil rauskommen. Aber du kannst es hier raus schaffen, wenn du mich zurück lässt.”   „Ich gehe aber nicht ohne dich!”, sagte Shikamaru sofort störrisch und zog den überraschten Blick der Blondine auf sich.   „Wir werden entweder zusammen leben oder zusammen sterben. Was anderes kommt für mich nicht in Betracht!”, sagte er entschieden und hoffte, dass er Ai so ein wenig besänftigten konnte …   Ihre Blicke wurden jedoch nur noch erboster.   „Was fällt dir ein, dein Leben einfach so wegwerfen zu wollen? Ich würde alles tun, um frei sein zu können und du wirfst so eine Gelegenheit einfach weg. Ich dachte du wärst anders!”, zischte sie wüten. Nun war es Shikamaru, den es fassungslos machte, was sie da von sich gab, verstand er sie doch einfach nicht. Wieso sagte sie so etwas zu ihm? Wieso wollte nicht auch sie, dass sie ewig zusammen waren?   „Ich will doch nur bei dir sein!”, sagte er etwas lauter, sodass die Dorfbewohner es auch hören könnten. Ai murmelte darauf hin nur etwas auf Latein, das er nicht ganz verstand und schüttelte energisch den Kopf.   „Seht nur, wie kalt sie ihn abserviert hat. Sie ist sogar für ihn eine Hexe!”, rief einer der Bewohner. Die anderen stiegen in das Geschrei mit ein.  „Sie ist keine Hexe!”, schrie Shikamaru erbost und stürzte sich auf die Menschen, die erneut versuchte an seine geliebte Ai zu kommen. Doch noch während der Richter seinen Hammer schlug, wurde er von den Gerichtsdienern aufgehalten und in Ketten gelegt. Die Menschen selbst wurden zur Ordnung gerufen, mit der Androhung des Saales verwiesen zu werden. Das wollte nun wirklich keiner von ihnen. Sie alle wollten schließlich nicht verpassen, wie die Hexe im Feuer verbrannt wurde.   „Das Gericht hat beschlossen, dass der Verdächtige Shikamaru Nara für seinen Angriff auf die Bevölkerung mit einhundert Peitschenhiebe bestraft wird. Vielleicht gesteht er dann die Taten, die er zusammen mit seiner Hexenfreundin begannen hat“, verkündete der Richter. Sofort wurde er von den Gerichtsdienern fortgeschleift. Fort und hinaus, wo er auch der restlichen Bevölkerung präsentiert werden konnte, die ihn mit Beschimpfungen empfingen. Hinter sich konnte er dabei das schreckerfüllte Japsen von Ai hören. Er aber warf ihr nur einen zuversichtlichen Blick zu. Er war ein Vampir. So eine einfache Peitsche konnte ihm absolut nichts anhaben, auch wenn er ein wenig geschwächt war.   Ohne Gnade schliffen sie ihn zu dem großen Podest und banden seine Ketten an den Pflock, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Keine Chance zur Flucht. Keine Chance Ai noch einmal in die Augen zu gucken. Das einzige, was er sah, waren die ängstlichen Augen seiner Mutter. Die Augen, die ihn keine Sekunde verloren. Doch die Angst rührte ihn kein bisschen. Sie war es schließlich gewesen, die Ai angeklagt hatte und das, obwohl sie sie erst zusammenbringen wollte. Shikamaru hatte es damals nicht verstanden und verstand es auch heute noch nicht, warum sie ihm das antat.   Mit einem Mal wurden ihm jedoch all diese Gedanken aus dem Kopf gerissen. Vollkommen unerwartet spürte er, wie die Peitsche auf seinen Rücken schlug. Er spürte, wie ihm bei diesem Schlag und auch bei dem nächsten das Fleisch aufgerissen wurde. Natürlich wusste er, dass das eigentlich gar nicht sein konnte. Er war ein Vampir. Solche Wunden sollte man ihm gar nicht zufügen können. Solche Sachen sollte er eigentlich gar nicht spüren können. Und doch spürte er es. Spürte jeden Schlag. Dabei schlich sich bei ihm die Vermutung ein, dass die Peitsche mit irgendetwas präpariert war und dass Ai dies gewusst hatte. Sonst hätte sie ihn sicher nicht so angesehen …   Plötzlich aber stoppten die Peitschenhiebe.   „Bekennst du dich endlich der Beihilfe für schuldig?“, fragte der Richter. Shikamaru schüttelte den Kopf und antwortete eisern: „Ich werde niemals etwas zugeben.“   „Dann macht weiter mit!“   ~~~   Immer wieder hatten sie ihn gefragt, ob er etwas zugeben wollte, doch er beteuerte jedes Mal, er würde nichts sagen. Niemals hätte er seine Geliebte verraten, egal ob es wahr gewesen wäre oder nicht. Dabei war es ihm auch egal gewesen, dass ihm mit jedem weiteren Peitschenhieb das Fleisch von den Knochen geschnitten wurde, dass das Blut seinen Rücken hinab floss und dass er unglaubliche Schmerzen spürte …   Shikamaru seufzte. An damals zu denken, als er mit dieser speziellen Peitsche ausgepeitscht wurde, bereitete ihn noch immer ziemliche Schmerzen. Jedoch war es nichts zu den innerlichen Schmerzen, die er spürte, wenn er nur daran dachte, dass er Temari nicht mehr bei sich hatte, dass er diese besondere Person schon wieder verloren hatte, auch wenn es nicht so schlimm gewesen war, wie bei Ai.   Noch heute fiel es ihm unglaublich schwer zu glauben, dass sie es getan hatte … Warum sie es getan hatte … Dass sie es nur für ihn getan hatte …   ~~~   Er wusste gar nicht mehr der wievielte Peitschenhieb es war, als er plötzlich ihre Stimme hörte. Ihre Stimme, die all die anderen Stimmen übertönte.   „Er hat absolut nichts damit zu tun!“, rief Ai plötzlich mit laut erhobener Stimme. „Ja, es stimmt. Ich bin eine Hexe. Ich habe diese Menschen alle umgebracht. Shikamaru habe ich auch verzaubert, damit er mir dabei behilflich sein kann. Er kann damit absolut nichts dafür. Er ist mir vollkommen verfallen.“ Laut lachte sie über den ganzen Platz. Doch war es nicht ihr wundervolles Lachen, das er so sehr liebte sondern dieses grässliche Hexenlachen, das einfach nur verrückt klang, wenn auch nicht ganz so verrückt wie ihre Worte.   Der Gerichtssaal tobte und tausende Stimmen sprachen wild und hektisch durcheinander. Doch hörte Shikamaru nichts von alle dem. Er konnte einfach nur sehen, wie Ai von den Gerichtsdienern grob gepackt und schließlich in Ketten gelegt wurde, während sie wild auf Latein rief: „Ich verfluche euch alle!”, um die Menge weiter gegen sich aufzustacheln und von Shikamaru abzulenken. Dieser stand völlig hilflos neben dem Verteidiger und konnte nichts tun als diesen Anblick ertragen zu müssen.   Die Menschenmenge um sie herum geriet vollkommen außer Kontrolle. Nicht einmal der Richter konnte sie nun noch zur Ordnung rufen. Ein jeder von ihnen wollte der Hexe, die von den Gerichtsdienern durch die Menge geschliffen wurde, um sie zu präsentieren, beschimpfen, schlagen oder verhöhnen. Dabei traf sich noch einmal kurz ihr Blick mit dem seinen, bevor sie in der Menge schließlich verschwand. In ihren Augen konnte er dabei nur Freude sehen, keine Angst, keine Trauer, wie er es erwartet hatte. Einfach nur Freude …   ~~~   Damals hatte man beschlossen, dass er frei gelassen wurde. Ai hatte man stattdessen genommen und in ein tiefes dunkles Loch gesteckt. Dort hatte sie warten sollen, bis der Scheiterhaufen aufgerichtet war und sie verbrannt werden konnte. Shikamaru selbst hatte nach ihren Worten keine Chance mehr etwas zu sagen. Weder zu den Anschuldigungen noch zu Ai selbst. Dabei hatte es ihn so sehr geschmerzt, zu wissen, dass sie sterben sollte. Sterben, um ihn zu retten. Nein, es hatte ihn nicht nur damals geschmerzt. Es schmerzte ihn auch jetzt. Zusammen mit dem Verlust von Temari zerriss es sein Herz, das er so beschwerlich zusammengeflickt hatte, in viele tausende kleine Teile …   „Shikamaru?“, riss ihn plötzlich eine Stimme aus seinen trüben Gedanken. Ohne aufzusehen wusste er, dass es Ino war. Kein anderer außer ihr, Asuma und Sasuke trauten sich zu ihm, seit Temari nicht mehr im Schloss war. Alle anderen hatte er deutlich gemacht, dass er absolut niemanden sehen wollte. Viel lieber wollte er zumindest dieses Mal in seiner eigenen Trauer ertrinken, damit er endlich diesen unsagbaren Schmerz nicht mehr ertragen musste …   „Shikamaru, ich weiß, dass es für dich schwer ist, weil es dich an damals erinnert, aber wir machen uns Sorgen um dich“, erhob Ino erneut ihre Stimme. „Ich bitte dich, du siehst unglaublich krank und blass aus. Trotz allem musst du etwas zu dir nehmen!“ Nur am Rande nahm Shikamaru wahr, wie sie langsam immer näher auf ihn zukam.   „Ich brauche nichts!“, beharrte Shikamaru eisern. Es stimmte. Er brauchte nichts. Er hatte keinen Hunger, keinen Durst. Alles wurde von dem Schmerz in seinem Inneren verdrängt.   „Shikamaru, ich weiß, es fühlt sich genauso an, wie damals bei Ai, aber so ist es nicht. Ai ist gestorben. Du hättest sie auch nicht retten können. Das weißt du und sie wusste es auch. Temari aber lebt. Und wenn du nur lang genug wartest, werdet ihr sicher auch wieder zusammen sein“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Es ist nicht so, wie es damals war. Und es war weder dieses Mal noch damals deine Schuld. Das hat Ai dir doch selbst gesagt!“   Ja, das hatte sie. Sie hatte ihm die ganze Wahrheit gesagt, bevor sie sterben musste. Shikamaru wusste zwar nicht mehr, wie er damals zu ihr ins Verließ gekommen war, doch konnte er sich noch an jedes ihrer Worte erinnern.   ~~~   „Shikamaru! Was machst du denn hier? Wenn sie dich sehen, werden sie dich töten!“, sagte sie, sobald sie ihn sah. Dabei waren es Schreck und Sorge, die sich in ihrem Blick verbargen, obwohl sie um eine neutrale Miene bemüht war.  Es waren ihre Augen, ihre wundervollen blaugrünen Augen, die sie mal wieder verrieten.   „Ich weiß, aber ich konnte dich nicht sterben lassen, ohne dich noch einmal gesehen zu haben. Ich muss wissen, warum du das getan hast. Warum hast du das für mich getan?“, erwiderte er und kniete sich vor ihr.   „Ach Shikamaru …, du verstehst einfach gar nichts“, murmelte sie. Dabei sah er, wie sie dem Drang widerstrebte, ihre Hand  nach ihm auszustrecken und über seine Wange zu streicheln. Noch immer war ihr Blick hart, doch ihre Augen sahen ihn sanft an.   „Was glaubst du wohl, warum ich es getan habe“, fuhr sie fort.   Shikamaru aber sah sie ratlos an, während Ai schwer seufzte.   „Auf dich muss Frau immer aufpassen. Du würdest sogar dein Leben einfach wegwerfen für jemanden, der es gar nicht verdient. Weißt Du nicht wie wertvoll es ist?”, sagte sie mit trauriger Stimme. Mehrmals blinzelte sie, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, doch es war bereits zu spät. Die erste Träne bahnte sich ihren Weg ihre Wange herunter.   Shikamaru trat näher zu ihr heran und strichelte ihre Wange, um die Träne wegzuwischen, jedoch schlug Ai seine Hand sofort wieder weg.   „Lass das und hass mich besser! Das ist für dich einfacher.” Nun da die Tränen nicht mehr aufzuhalten waren, war auch der Rest ihre Maske von ihr gefallen. Ihre Augen waren voller Trauer und aus ihrer Stimme sprach reine Verzweiflung. Verzweiflung gepaart mit ein wenig Wut. Wut, dass er so dumm war, dass er es einfach nicht verstehen konnte …   Wie angewurzelt stand Shikamaru da und starrte sie einfach nur an. Am Rande bemerkte er, dass auch sie die Spuren einer Peitsche am Rücken trug, wahr nahm er sich jedoch nicht wirklich. Viel zu verwundert war er über ihre Worte. War all das, was sie beide hatten, wirklich nur Schein gewesen? Ja, sie hatte ihn mit Geist belegt, was ihn praktisch zwang, sie zu lieben. Und dennoch konnte er einfach nicht glauben, dass es wirklich nur Schein gewesen sein sollte! Nein, dafür hatte er zu oft gespürt, dass ihr Herz ebenfalls schneller schlug, wenn sie sich nahe waren, wenn er sie berührte. So oft hatte sie sich nachts an seine Brust gekuschelt, als sie dachte, er würde schlafen. Zwar hatten sie sich auch gefetzt und zerstritten, aber sie hatten so viel Leidenschaft hinter jedem einzelnen Streit gehabt, dass sie sich immer wieder gefunden hatten. Das konnte keine Lüge gewesen sein.   Shikamaru atmete tief durch und schritt erneut auf Ai zu. Als er ihre Arme sah, bemerkte er, dass ihre Härchen sich vor Kälte aufgerichtet hatten. Ihre Haare waren offen und fielen strohig über ihren Rücken, wie sie es immer taten, wenn die Luft besonders feucht war. Kein Wunder auch, denn er hörte von irgendwo das Wasser tropfen. Ihre perfekte Maskerade war zerfallen und ihr Make-up, welches sie so makellos erscheinen ließ, verwischt und trotzdem sah sie unendlich schön aus.   Er drehte sie mit zärtlicher Gewalt zu sich um und ließ nicht mehr zu, dass sie sich von ihm losriss, als er sie umarmte. Umarmte vom ganzen Herzen.   „Ich werde mit dir sterben!”   „Was? Nein! Einen Teufel wirst du tun! Du wirst leben. Verspreche es mir”, zischte Ai so erbost, dass sich eine Angst in Shikamaru ausbreitete.   Shikamaru spürte, wie sie Zwang gegen ihn einsetzen wollte, um ihren Willen zu bekommen, aber er versuchte sich dagegen zu wehren.   „Ich verspreche gar nichts!”, brachte er nach einigen misslungenen Anläufen und sehr viel Mühe hervor.   „Doch. Mir versprichst du es, weil du mich liebst! Und nur deswegen. Du lebst weiter, bis die Zeit für dich gekommen ist! Du lebst weiter, weil ich es will. Weil ich dich liebe, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Deswegen musst du leben! Verstehst du? Ich habe nicht das Recht, dich mit mir zu nehmen. Selbst jetzt verletzte ich dich, indem ich dich mit Zwang belegen möchte … Was mache ich nur…?“ Letztendlich war es nur noch ein leises Flüstern, das ihre Kehle verließ.   Shikamaru selbst konnte nicht anders als sie einfach nur anzusehen. Er machte zwar den Mund auf und zu, doch kein Wort kam aus ihm heraus. Er konnte es einfach nicht fassen, was sie ihm dort offenbart hatte, konnte nicht glauben, dass sie ihn wirklich geliebt hatte, so wie er sie geliebt hatte …   „Du liebst mich?“, brachte er schließlich doch heraus. Mehr aber auch nicht.   Ai seufzte nur traurig.   „Ich flehe dich an weiterzuleben, Shikamaru, und du hörst nur, dass ich dich liebe?!“, schrie sie fast nur vor Verzweiflung. „Aber ja, ich liebe dich …“ Schwach lächelte sie ihn an, während aus ihren Augen nur die Traurigkeit sprach.   „Aber …“, brachte Shikamaru nur hervor.   „Aber warum ich dich dann mit Geist belegt habe? Aber warum ich es dir nicht eher gesagt habe?“, vervollständigte sie seinen Satz. „Shikamaru, sag mir, kennst du die Geschichte des magischen Blutes?“   Shikamaru nickte. Natürlich kannte er diese Geschichte. Jeder Vampir kannte sie. Eigentlich war es jedoch mehr eine Legende. Diese besagte, dass es in jedem Jahrhundert ein Menschenkind gab, das Träger eines ganz besonderen Blutes war. Ein Blut, das die Kraft eines jeden Vampires ins unermessliche steigerte. Zu einem harten Preis wie er fand, denn einmal von dem Blut getrunken, wurde man auch schon abhängig und unglaublich geschwächt. Zuvor jedoch war dieser Vampir eine Gefahr für das Fürstentum, weshalb jedem Kind diese Geschichte immer wieder und wieder erzählt wurde.   „Ich schätze, dann weißt du aber nicht, dass dieses Blut alle 5000 Jahre bei den Vampiren auftritt. Dir dürfte sicher klar sein, dass dieser Vampir zusammen mit allen, die sie liebt, in großer Gefahr ist. Jeder wird versuchen, sie und damit ihr Blut für sich zu gewinnen“, begann sie zu erzählen.   „Ja, aber was hat das alles damit zu tun?“, fragte Shikamaru nur verwirrt, konnte er doch nicht ganz verstehen, warum sie ihm das alles erzählte.   „Du willst ein Genie sein und trotzdem weißt du gar nichts! Ich trage das Blut! Weißt du wie demütigend das ist als Vampirin das Blut zu tragen, niemanden richtig nahe kommen zu können, ohne die Befürchtung haben zu müssen, dass du, obwohl du Fürstin bist, als Bluthure enden könntest? Dieses Blut widert mich an. Ich widere mich an! Es ist furchtbar so zu leben. Deine Mutter hatte es herausgefunden … Sie hatte herausgefunden, dass ich die Fürsten, mit denen ich zuvor zusammen war … dass ich … Aber ich musste sie es tun. Ich musste sie töten. Ich hatte keine andere Wahl. Sie alle wollten nur mein Blut. Jeden einzelnen musste ich umbringen, um mich zu schützen und wurde so selbst zu einem grauenhaften Monster … Ich wollte leben und deswegen konnte niemand wissen, dass ich das Blut in mir trage. Keiner hätte mich mehr als Fürstin ernst genommen und vor allem …” Ai wurde leiser und sah ihn stumm an.   Shikamaru erwiderte ihren Blick abwartend, als sie schließlich mit den Worten rausrückte: „... vor allem hätte ich dich niemals kennengelernt. Ich hatte Angst gehabt und dich deswegen mit Geist belegt. Ich musste sicher gehen, dass du auf mein Blut verzichtest. Dich hätt ich nämlich niemals töten können. Du bist der einzige Grund, warum ich fortgelebt habe. Bei dir habe ich mich nicht mehr als Monster gefühlt. Warum ich mich also opfere? Du bist der Grund, warum ich mich nicht mehr vor mir selbst geekelt habe, warum ich mich nicht mehr abstoßend fand, warum ich mich nicht mehr selbst gehasst habe. Und genau deswegen musst du weiterleben, Shikamaru. Das musst du einfach. Verspreche es mir!” Flehend sah sie ihn während ihrer Worte an.   Über das, was sie ihm dort anvertraut hatte, nachdenkend sah er tief in ihre grünblauen Augen, die ihm in der Dunkelheit bräunlich entgegenblickte. Ohne weiter zu überlegen, legte er einfach seine Lippen auf die ihren und küsste sie so leidenschaftlich wie schon lange nicht mehr. Ai erwiderte seinen Kuss. Lange hielt der Kuss jedoch nicht. Schnell hatte Shikamaru ihn wieder gelöst und sah sie eingehend an.   „Komm mit mir! Ich werde dich beschützen.”, sagte er. Ai lachte nur. Nun war es wieder das bezaubernde Lachen, das er so liebte.   „Hast du mir nicht zugehört? Ich bin ein Monster. So etwas wie mich sollte es auf dieser Welt nicht geben. Die Vampirwelt gerät durch jemanden wie mich ins Ungleichgewicht. Ich muss sterben, damit alles seinen gewohnten Lauf nehmen kann. Deine Mutter hat es gewusst und war deswegen den Schritt gegangen und hat mich angezeigt, da ich es nicht mehr selbst konnte. Wegen mir darf unsere Welt nicht einfach in Gefahr geraten. Nicht wegen einer einzelnen Vampirin, die das magische Blut in sich trägt.”   Shikamaru sah sie mit unbewegter Miene an, als sie ihn plötzlich breit anlächelte.   „Ich will dir noch ein letztes Geschenk machen. Ich weiß, es kann deine Schmerzen, die die du jetzt hast und die die du noch haben wirst, je wieder gut machen … Aber glaube mir, hätte ich das alles gewusst, wäre ich niemals in dein Leben geschritten. Und schon wieder schade ich jemanden, der mir so nahe steht …”   „Sag so etwas nicht. Bitte!”, wimmerte Shikamaru fast schon. Diesmal war es Ai, die ihn umarmte. Das hatte sie noch nie getan und jetzt wusste er auch warum. Wie musste es sich für sie angefühlt haben, immer mit der Angst leben zu müssen. Mit all ihren Ängsten. Den Ängsten, die sie nur wegen diesem verfluchten Blut erleiden musste … Auch wenn es hart klang, so war Shikamaru froh, es nicht am eigenen Leib erfahren zu müssen.  „Shikamaru, ich bitte dich“, riss sie ihn aus seinen Gedanken heraus. „Trink von meinem Blut als Zeichnen meiner Liebe.“   Einen Moment lang überlegte er noch, wusste er doch, dass sie sich vorher so sehr dagegen gestreut hatte und dass es schwere Folgen für ihn haben würde … Trotzdem beugte er sich zu ihr vor, küsste kurz ihren Hals, bevor er seine scharfen Zähne in ihren Nacken bohrte. Augenblicklich schmeckte er den süßen Geschmack ihres Blutes, spürte die Kraft, die in ihm neu erweckt wurde. Sofort war ihm klar, warum sie dieses Blut all die Jahre so hart verteidigt hatte. Jeder Vampir hätte dafür sicher getötet. Und nun war sie es, die deshalb getötet wurde …   „Shikamaru, ich weiß, dass es schwer für dich ist, weil ich dich mit Geist belegt habe, aber ich wünsche mir, dass du glücklich wirst. Bitte vergiss mich und suche dir eine Frau, die du lieben kannst und mit der du die Aufgaben eines Vampirfürsten erfüllen kannst. Das ist alles, was ich will, bevor ich sterbe“, sagte sie ruhig, während ihr immer mehr Tränen die Wange hinunter glitten. „Kannst du mir das versprechen?“   Shikamaru wusste, dass er es nicht konnte. Er würde sie immer lieben. Sie würde immer in seinen Gedanken sein, egal ob er jemals eine andere Frau fand oder nicht. Trotzdem nickte er. Es war ihr letzter Wunsch und er wollte sie sterben lassen, in dem Glauben, dass er sein Leben weiterleben würde und dass er wieder jemanden lieben konnte, auch wenn er selbst wusste, dass es nicht so sein würde …   „Das werde ich“, sagte er, bevor ihr einen letzten Kuss gab und ging. Dabei rollten auch ihm die Tränen über die Wangen, wusste er doch, dass dies das letzte Mal gewesen war, dass er von ihrem Blut kosten durfte, dass er ihre Stimme hören konnte, dass er sie küssen konnte, dass er ihr wunderschönes Antlitz betrachten konnte. Es war das letzte Mal, dass er sie sah, denn zu ihrer Hinrichtung würde er nicht gehen. Wer konnte auch schon zu der Verbrennung des Menschen gehen, den man am meisten auf der Welt liebte.   „Leb wohl Ai, ich werde dich auf ewig leben“, hauchte er in die dunkle Stille hinein … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)