It's about to be legendary von -Amber- (Von Legenden und Helden) ================================================================================ Kapitel 2: Unter Gauklern ------------------------- Kapitel 2 Aaron [[BILD=8255067.jpg]] Aaron verzog etwas das Gesicht, als er den Ausführungen des blonden Mannes zuhörte. Das Ganze war also eine politische Angelegenheit? Sonst würde dieser doch nicht so darauf verweisen, dass die Kriminellen, die Aarons Gefolge und Kutsche auseinander genommen hatten, das getan haben, da sie woanders keinen Platz gefunden hätten. In dem Falle gab der Mann gerade indirekt Aaron die Schuld dafür, immerhin gehörte er der Königsfamilie an und die hatte politisch nunmal das Sagen. Sogleich verschränkte der Brünette seine Arme vor der Brust, war ein bisschen empört über diese Anschuldigung. Und auch darüber, dass er von ihnen anscheinend keine weitere Hilfe zu erwarten hatte. Wenn sie ihn nicht um Aarons Willen gerettet hatten, gut, aber dann konnten sie das doch jetzt tun, wo er sie um Hilfe bat, oder nicht? Aaron war noch nie in der Situation gewesen, Hilfe von Fremden entgegen nehmen zu müssen, aber er hatte immer gedacht, dass die Menschen in ihrem Land wenigstens der Oberschicht ein bisschen mehr Respekt entgegen bringen würden. Nun, sie befanden sich hier ja aber auch nicht in der Stadt oder sonstwo in zivilisiertem Gebiet, das merkte der Prinz gerade sehr deutlich. Von den wahren Begebenheiten im Land hatte Aaron eigentlich keine Ahnung, dachte er doch, dass sein Vater gut und gerecht regierte. Aarons Blick war der Deutung des Anderen zum Waldweg gefolgt und er war schon fast soweit, aus Protest eben doch selbst zurückzugehen, da schien Bewegung in die Leute zu kommen. Hatten sie was gehört? Aaron noch nicht, obwohl er nun angestrengt in den Wald hinein lauschte. Erst einige Augenblicke später vernahm auch er das Geräusch, das sicherlich einer Karawane gehörte. Mit der Musik und den Klangspielen dabei handelte es sich gewiss um einen Spielertrupp. Lustige Gesellen, aber laut dem König war ihnen nicht zu trauen. Aaron dachte jetzt auch zu wissen, warum, denn nun liefen alle bis auf einen davon und ließen ihn tatsächlich stehen. Zwar konnte Aaron nicht mehr auf die Fragen des Blonden antworten, aber das war ganz gut so. Wie sollte er sich bloß vorstellen? Die Truppe hatte ihm ganz deutlich gemacht was sie von der Oberschicht hielten und Aaron hatte keine Lust am Ende noch von diesen Leuten selbst umgebracht oder ausgeliefert zu werden, wenn sie erfuhren, wer er war. Denoch folgte Aaron den einzigen Leuten hier, die seine Rettung sein könnten und bestaunte dann erstmal die bunten Wagen. Die Pferde waren eine Pracht und alles war so bunt und fröhlich. Die Wagen umgab etwas Mystisches und zogen Aaron daher irgendwie an. Vielleicht kam es Aaron aber auch nur so vor, da sein Alltag ansonsten eher trist und schlicht gestaltet war, da war dies hier das genaue Gegenteil davon. Merthin [[BILD=8255071.jpg]] Caleb war abgestiegen und der Tross war zum Stehen gekommen. Auch Falk, ihr Vater war nun hinzugekommen. „Er hat sich noch nicht vorgestellt“, erklärte er knapp. „Er war in der Kutsche, die die Brüder überfallen haben. Sie wollten ihn vermutlich als Sklaven mitnehmen…“ Merthin blickte seinen Vater an. „Wir machen uns dann gleich wieder auf den Weg.“ Er wollte sich abwenden, doch etwas im Blick seines Vaters verriet ihm, dass er nicht gehen sollte. Noch einmal glitten seine Augen zu dem jungen Mann. Kannte sein Vater ihn? Ihm war doch, als habe er ihn schon einmal gesehen. „Wir schicken eine andere Vorhut, Merthin“, erwiderte nun sein Vater und lächelte den Fremden freundlich an. „Da habt Ihr Glück gehabt, dass mein Sohn sie retten konnte, mein Herr“, sprach er nun zu ihm. „Willkommen in unserem Tross. Wir sind Schausteller und reisen in Richtung der Stadt Manjak, wo wir eine Weile gastieren werden. Mein Name ist Falk Rosario, ich bin Oberhaupt des Clans. Ihr dürft euch uns gerne anschließen, wenn Ihr uns verratet, wer Ihr seid und wohin Ihr müsst.“ Merthin wollte nun endlich die Gelegenheit ergreifen und zu seinem Wagen, zu seiner Mutter gehen, als sein Vater mit harschem Unterton ihn innehalten ließ. „Mein Sohn wird Euch mit zu seinem Wagen nehmen.“ Merthin seufzte innerlich und nickte leicht. Widerworte waren hier nicht angebracht. Vermutlich war es gut, wenn er den Kerl im Auge behielt. Sie waren Schausteller und mussten das Bild wahren. Sollte der Mann in irgendeiner Form Informationen über sie an wen auch immer weitergeben, so sollte ihm kein Zweifel aufgekommen sein, dass sie einfach nur fahrendes Volk waren. Allerdings sollten sie zusehen, dass sie weiterkamen… „Nun sollten wir uns aber schicken, hier wegzukommen. Bevor auffällt, was geschehen ist…“, sagte er deshalb. Aaron [[BILD=8255067.jpg]] Der nun hinzugekommene Mann war das genaue Gegenteil von dem Blonden. Es brauchte nur einen Blick von ihm und schon folgte 'Merthin', wie der Name des Blonden offenbar war. Auch war dessen Vater wesentlich höflicher und schien bereit zu sein, ihm zu helfen. Das erleichterte Aaron ungemein. Außerdem war diese höfliche Sprechweise etwas Vertrautes für den Adligen, was ihn gleich noch eine Spur mehr beruhigte. Er hätte es selbst nicht von sich gedacht, aber auf sich allein gestellt zeigte er noch recht viele Unsicherheiten. Außerhalb der Schloßmauern und ohne königliche Garde um einen herum war man als Prinz einfach immer in ständiger Gefahr vor allem und jedem. Sein eigenes Leben zu schützen, ging vor der Wahrheit und vor Freundschaft. Das waren zumindest die Lehren seines Vaters - zu hundertprozent überzeugt war Aaron davon jedoch nicht. Dennoch lag im Blick von Falk Rosario etwas Wissendes. Ahnte er, wer Aaron war? Die Tatsache, dass er es nicht sofort aufdeckte, machte die Situation nicht sicherer für den Brünetten. "Vielen Dank, Meister Rosario. Ich schulde Euch und Eurem Sohn mein Leben", erwiderte er genauso höflich wie ihm begegnet wurde. Sein Vater würde ihn gewiss bereits dafür schellten, dass er überhaupt mit diesen trügerischen und gefährlichen Leuten sprach, aber immerhin brauchte Aaron nunmal deren Hilfe. Und was man brauchte, das sollte man sich nehmen. "Mein Name lautet Aaron Castro, ich war auf dem Weg ins angrenzende Reich von Kara, aber wegen des unschönen Zwischenfalls muss ich nun in die Hauptstadt zurückkehren und meinen Auftraggebern Bericht erstatten", antwortete Aaron also ein bisschen um die Ecke. Ganz gelogen war es nicht, was er sagte, außerdem hielt er es für besser seinen wahren Familiennamen nicht zu nennen. Es war schon gefährlich genug seinen richtigen Vornamen bekannt zu geben und den König erwähnte er auch lieber gar nicht erst, umschrieb auch das vorsichtshalber. Hoffentlich hatte er sich getäuscht und Falk wusste doch nicht, wer er war, denn sonst durchschaute er seine Lüge womöglich. Oder hatte er ihn täuschen können? Sah irgendwie nicht so aus, so sehr, wie dieser Mann weiterhin nur freundlich lächelte. Das war das erste Mal, dass sich Aaron aufgrund einer Lüge irgendwie unbehaglich fühlte, aber er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es so sein musste und er nur so mit heiler Haut nach Hause käme. Dass das Ziel der Gruppe Manjak war, kam Aaron sehr zupass, da es dort einen Außenposten der königlichen Miliz gab, die ihn mit Sicherheit nach Hause begleiten würde. Dabei wusste er nicht, dass ein Briefvogel, der für Notfälle mit einem vorgefertigten Hilferuf am Bein versehen war, auf der königlichen Kutsche mitgeführt worden war und während des Massakers vom Kutscher freigelassen worden war, um auf dem schnellsten Wege nach Manjak zu fliegen und die dort stationierten Soldaten zu alarmieren. Gewiss wurden diese sich so bald wie möglich auf den Weg machen, um die verünglückte Kutsche zu suchen, wofür sie nur die Route abreiten mussten, die die königliche Kutsche genommen haben dürfte. Schnell folgte Aaron Merthin dann zu einem der Wagen und schlüpfte ein bisschen aufgeregt hinein. Er war nicht aufgrund der unbekannten Situation und der eventuellen Gefahr nervös, die ihn jetzt die ganze Zeit begleitete, sondern auch weil er gern wissen würde, wie es innen aussah. Lebten die Leute wirklich in diesen Wagen? So ein Wagen war kleiner als Aarons eigenes Gemach, so konnte er sich kaum vorstellen wie es war, nur diesen begrenzten Raum zum leben zu haben. In dem Wagen schaute sich Aaron zögerlich um, hielt sich lieber erstmal fest, als sich die ganze Truppe in Bewegung setzte. Interessiert bestaunte Aaron die Zeichnungen an den Wänden, die verschiedene Auftritte der Leute darstellten und auch Porträts waren darunter. Bunte Federn und klingende Windspiele hingen herum und es roch nach Kräutern. Erst etwas später erblickte Aaron eine Frau, welche auf einem Holzhocker saß und augenscheinlich dabei war, ein Kleidungsstück zu flicken. Sie schaute auf, als die beiden den Wagen betraten. "Dein Gast?", fragte sie den Blonden und deutete damit an, das ihr Ziehsohn sich auch wie ein Gastgeber verhalten solle. In der Ecke saß noch eine ältere Dame mit schneeweißem Haar, welche erst aufschaute, als Aaron in ihre Richtung blickte. "Du... so blau", sprach die Dame wie zusammenhanglos, ohne dass Aaron wusste, was sie sagen wollte. "Bitte?", wollte Aaron daher nachfragen, doch die ältere Dame winkte schon von sich aus ab. "Entschuldigung, habe nur laut gedacht", sagte sie und betrachtete Aaron noch etwas länger, ehe sie ihren Blick zu Merthin rüberschweifen ließ. Aaron dachte, dass sie vielleicht gemerkt hatte, wer er war, denn was anderes verheimlichte er eigentlich gar nicht. Dass sie allerdings in der Lage war, spezielle Auren zu sehen, konnte der Prinz ja nicht wissen. Sie verstand viel von der alten Prophezeiung und hatte bereits viel in Merthin gesehen, als sie ihn als Baby aufgenommen hatte. Die Dame streckte nun ihre Hand nach dem Blonden aus und berührte ihn am Arm, hielt ihre Hand sanft einen Moment dort. Durch eine liebevolle Berührung versuchte sie das Aufbrennen seiner Zeichnungen auf der Haut zu lindern. Mit ihrem sehenden Blick hatte sie die Unruhe und das leuchtende Rot gesehen. Normalerweise bekam sie seine Zeichen beruhigt, aber diesmal schienen sie sich kaum beruhigen zu wollen. "Was ist passiert?", fragte sie ihn daher, um eine Antwort dafür finden zu können. Merthin [[BILD=8255071.jpg]] Dass der andere etwas schnippisch reagierte, als Merthin indirekt den Adel kritisierte, entging dem Blonden nicht. Aber er reagierte nicht darauf. Umso mehr würde es wichtig werden, genau zu überlegen, was sie in seiner Gegenwart sagten. Und es entging ihm auch nicht der faszinierte Blick des anderen, als er ihren Zug sah. Das wiederum rechnete er ihm positiv an. Die meisten Menschen waren angetan, wenn sie sie sahen, denn von einem Tross Schaustellern ging immer etwas Magisches, etwas Mystisches aus. Und wenn man offen dafür war, war das gut. Und so war er etwas versöhnlicher gestimmt, während sein Vater und der Fremde ein paar Worte der Höflichkeit wechselten. Floskeln des Danks, das Vorstellen, das weitere Vorgehen, perfekt einstudiert, höfisches Verhalten… „Ihr werdet von Manjak aus in die Hauptstadt reisen können, Mister Castro“, erwiderte Falk. Merthin wartete geduldig und doch spürte er die Unruhe, die ihn nicht loslassen wollte. Es war seltsam und irritierte ihn ein wenig. Und vielleicht entging ihm deshalb auch, dass Falk bei dem Namen Aaron etwas intensiver lächelte. Ansonsten ließ er sich aber in keiner Weise anmerken, dass er ganz genau wusste, wer hier vor ihm stand. Warum auch? Er hatte kein Interesse daran, den jungen Prinzen irgendwie zu schaden oder gar für seine Zwecke auszunutzen. Das war unter Umständen eine Gelegenheit für was auch immer... Aber vielleicht war es auch gerade eine Chance, dem Prinzen einen Einblick in das zu geben, was wirklich im Land vor sich ging. Vielleicht war das so viel mehr wert, als ihn als Gefangenen zu missbrauchen. Und Falk wusste eines noch ganz bestimmt: dass es nicht verkehrt war, wenn Merthin und der Prinz sich näher kennenlernten. Schließlich kannte nicht nur Marie die Prophezeiung. Und Falk war sich sicher, dass nichts im Leben zufällig geschah – auch kein Überfall und schon gar nicht eine Lebensrettung. Ein Schmunzeln legte sich auf Merthins Lippen, als sie am Tross vorbei zu seinem Wagen gingen. Monty saß auf dem Kutschbock und grinste breit, als sie vorbeigingen. „Babysitter?“, sagte er fast lautlos zu ihm und Merthin verdrehte nur die Augen. Nicht, weil es irgendwie so war, sondern weil Monty manchmal ziemlich albern war. Am Ende des Wagens öffnete er die Tür und ließ Aaron eintreten. Der gemütliche Wagen war ja sein Anker in dieser Welt. Er war ihm wichtig. Hinter dem Kutschbock war eine Sitzgruppe, an der sie saßen. Waren sie auf Reisen, war es beengter. Das Bett, in dem seine Marie normalerweise schlief, war vollgestellt mit dem Zelt, das er für sich aufschlug, wenn sie angekommen waren. Die Regale waren voll mit allerlei Equipment für die Auftritte und vor allem Stoffe und Garn. Seine Zeichnungen hingen an den Wänden, seine Ideen für Auftritte, für Kostüme, die seine Mutter nähte. Dennoch war es auch wohnlich. „Hey Ma! Hey Marie!“, begrüßte er seine Eltern. Dann ließ er sich gegenüber seiner Oma nieder und atmete tief durch. Er war erschöpft und brauchte Ruhe, das merkte er deutlich. Einen Moment schloss er die Augen. Nun – bis seine Mutter ihm unmissverständlich klar machte, was sie von seinem Verhalten hielt. Er hatte gar nicht unhöflich sein wollen. Aber er war einfach müde. „Entschuldige“, knurrte er und richtete sich auf. „Das ist Aaron, wir haben ihn vor den Witschnost bewahrt, die sein hübsches Gesicht sicher gerne einem Sklavenhändler verkauft hätten. Aaron, das hier ist meine Mutter Sarah und meine Großmutter Marie…“ Er deutete jeweils zu den entsprechenden Personen. Als seine Oma Aaron als ‚blau‘ betitelte, hob er einen Moment irritiert die Augenbrauen. Erkannte sie, dass er etwas mit dem Adel und dessen ‚blauen Blutes‘ zu tun hatte? Sie jetzt danach zu fragen, war allerdings nicht so schlau. Sie würde ihm über den Mund fahren, wenn er es täte. So bemerkenswert es war, wie seine Oma Stimmungen und Gefühle wahrnahm, so irritieren war es aber auch, was sie manchmal sagte. Merthin griff nach einem Krug Wasser und schenkte sich etwas ein. Dann blickte er zu Aaron. „Du kannst dich gerne setzen“, sagte er und deutete neben sich auf einen Sessel, als er die Hand seiner Großmutter spürte. Allein die Berührung schien ihn zu beruhigen und er atmete kurz erleichtert aus. „Wir haben die Brüder entdeckt und zu spät gesehen, was sie vorhatten. Das war geplant, sie waren gut vorbereitet. Es ging zu schnell. Bevor wir reagieren konnten waren fast schon alle Wachen niedergemetzelt. Irgendwie fiel es mir dann nicht sehr schwer zu entscheiden, dass wir uns der Brüder entledigen sollten. Ich habe nicht vergessen, was sie letztes Jahr mit Mike getan haben.“ Er atmete tief durch. Es war nie leicht über Leben und Tod zu entscheiden. Er hatte daran auch keine Freude, selbst wenn er nicht gezögert hatte, dem Hünen die Halsschlagader zu durchstoßen. „Das meinte ich eigentlich nicht“, lächelte Marie und er sah sie einen Moment überrascht an. Die Frage irritierte ihn. Er war sich sicher, dass sie seine Zeichen meinte. Was passiert war? Sie glühten und er brauchte endlich Ruhe! Er entwand sich ihrem Griff. „Ich muss mich ausruhen“, knurrte er etwas unwirsch. „Ich bin hundemüde…“ Damit drehte er sich weg und machte es sich im Sessel bequem, um die Augen zu schließen. Dass er nicht so leicht in den wohlverdienten Schlaf fand, lag sicher nicht daran, dass seine Mutter nichts Besseres zu tun hatte, als mit Aaron über neue Modeschnitte und Kleidung zu fachsimpeln. Vielmehr lag es wohl daran, dass die Frage seiner Großmutter in ihm wiederhallte. Ja, was war geschehen, dass seine Male so glühten und auch jetzt noch spürbar waren. Es hatte schon lange nicht mehr so lange gedauert, dass sie wieder blasser wurden. Immerhin waren sie wieder schwarz, aber eben noch sichtbar. Und wie ihm beim kurzen Hinaufstreifen seines Ärmels klar wurde, machte es nicht den Anschein, als würden sie verschwinden, obwohl doch eigentlich alles gut war… Irgendwann übermannte ihn dann aber doch die Erschöpfung. Wie lange sie noch unterwegs waren, wusste er nicht. Aber er wachte von den Geräuschen auf, die er mit dem Aufbau des Lagers verband. War es schon so spät? Er blickte sich um und merkte, dass sein Wagen nicht mehr in Bewegung war, sah, dass seine Mutter, Marie und Aaron bereits aus dem Wagen gestiegen waren. Warum hatten sie ihn nicht geweckt? Kurz streckte er sich, dann stand er auf und trat hinaus. Seine Mutter hatte begonnen die Sachen, die sie nicht brauchen würden, unter den Wagen zu räumen. Sie blieben nicht lange, würden morgen früh gleich weiterfahren. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er seine Mutter. „Wo ist der Fremde?“ Seine Mutter warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Er ist nicht fremd. Er hilft Monty und den anderen beim Aufbau des Küchenzelts.“ Sie blickte ihn abschätzig an. „Geh dich waschen, du stinkst nach Wald und Blut.“ Er nickte. „Mach ich gleich, aber ich bau noch mein Zelt auf.“ „Dann denk daran, dass du darin noch einen zweiten Schlafplatz brauchst.“ Mit frischgewaschenen Haaren und etwas wacher ging er direkt zum Küchenzelt, wo er auf die anderen traf. Seine Male waren zum Glück verschwunden, so dass er sich nur ein ärmelloses Shirt drübergezogen hatte. Um das Küchenzelt herrschte reges Treiben, einige kochten, Jamal spielte die Laute und jemand sang dazu. Ein Lagerfeuer war aufgeschichtet und würde sicher bald die Dunkelheit vertreiben. Merthin holte sich einen Teller Eintopf und Brot und setzte sich zu den anderen, die Aaron in ihrem Kreis aufgenommen hatten. Offenbar sprachen sie gerade über ihre Show. „Und das hier ist unser Feuermagier“, sagte Kyle und klopfte Merthin auf den Rücken. „Ich kenne keinen, der das Feuer so sicher beherrscht wie er.“ Merthin machte eine abwehrende Handbewegung. „Alles nur Übung“, wehrte er ab. „Jeder hat seine Stärken, meine ist halt das Feuer… Glaub den Schwätzern nicht alles.“ Er blickte Aaron an und einen Moment ruhte sein Blick auf ihm. Es schien ihm, als fühle sich ihr Gast hier sehr wohl. „Und du? Was sind deine Stärken?“ Aaron [[BILD=8255067.jpg]] Es war merkwürdig. Aaron stand hier in dem vergleichsweise kleinem Wagen, der ihn mit seinem Charme dennoch verzauberte und lernte verschiedene Menschen kennen, von denen er ansonsten immer abgeschottet wurde. Bis auf das Oberhaupt dieses Clans waren alle so... locker im Umgang mit ihm. Merthin bezeichnete wie nebenbei sein Gesicht als hübsch, was ihm einen kleinen Seitenblick des Prinzen eingebracht hatte, redete über Sklaverei, als wäre es etwas Alltägliches und dazu diese informelle Ansprache... Es ging nicht anders, ein kleines Grinsen breitete sich auf Aarons Lippen aus, das war alles so anders als er es kannte. Eigentlich war das ein ganz fürchterlicher Affront, was sich der Blonde hier die ganze Zeit leistete und Aaron hätte das Recht ihn dafür festnehmen und auspeitschen zu lassen, denn auch Unwissenheit schützte nicht vor Strafe, aber... tief in sich spürte Aaron dabei ein aufgeregtes Kribbeln. Das musste zur Freiheit dazu gehören. Sagen zu dürfen was man wollte, ohne sich vorher genau überlegen zu müssen, wie man mit jemanden zu sprechen hatte. Diese neuen Eindrücke über diese neue Art des Umgangs verunsicherten Aaron aber auch, da er mit den Regeln dieser freien Sprechweise nicht vertraut war, weshalb er selbst lieber noch bei Vertrautem blieb und sich verhielt, wie er es gelernt hatte, um keinen Fehler zu machen. Dabei hatte Aaron nicht bedacht, dass es nicht immer Regeln geben musste. In seiner Welt war einfach immer alles strikt geregelt. Noch immer trug Aaron das kleine Lächeln im Gesicht, als er höflich den Kopf zu den beiden Frauen neigte, während sie ihm vorgestellt wurden. "Guten Tag, entschuldigt bitte die Unannehmlichkeiten meines Aufenthalts hier. Ihr Sohn und Enkel war so freundlich mir seine Hilfe nach diesem unschönen Ereigniss anzubieten", sprach er weiterhin höflich mit den Frauen, als ob er zwei Edeldamen am Hofe angesprochen hätte. Einen kleinen Seitenblick hatte Aaron dabei wieder Merthin zukommen lassen, denn wirklich angeboten hatte dieser seine Hilfe nicht und schon gar nicht freundlich, aber das wäre unhöflich gewesen dies ausgerechnet seiner Mutter und Großmutter wissen zu lassen. Langsam setzte sich Aaron dann auf dem ihm angebotenen Platz, saß dabei wie die Etikette es verlangte; stramm gerade, mit den Händen auf seinen Knien, Füße in genau festgelegtem Abstand auf dem Boden. Aaron und seine Geschwister waren darauf so erzogen worden, dass es Aaron gar nicht einfiel, sich anders zu setzen. Ehrlicherweise waren diese pompösen Stühle im Schloß nicht die bequemsten, da lernte man schnell sich nicht hinzulümmeln, auch wenn einem schon der Rücken weh tat, vom vielen gerade sitzen. Die kleine Szene mit Merthin und seiner Großmutter bekam Aaron nur am Rande mit, hörte nur noch etwas vom Tod eines gewissen Mike, da Sarah ihn gleich in ein Gespräch über Stoffe und Mode verwickelte. Das war nicht wirklich ein interessantes Thema für Aaron, aber für eine höfliche Konversation mit einer Dame eignete sich das Thema blendend und der Prinz gab sich Mühe, das Gespräch wenigstens für seine Gesprächspartnerin interessant zu halten und dem Thema zuträgliche Inhalte einzubringen. Die Zeit verflog und bald begann die Sonne am Horizont sich immer weiter abzusenken. Aaron merkte gar nicht wie lange er hier nun schon saß, bis der Trupp schließlich zum Stehen kam. Aaron wurde von Sarah sanft aber bestimmend am Arm mit aus dem Wagen gezogen, wobei sie Merthin schlafen ließen. Er schien diese Ruhe mehr als zu brauchen und daher wollte ihn keiner stören. Die anfängliche Skepsis, die Merthins Freunde Aaron gegenüber hatten, linderte sich stetig, je später der Abend wurde. Ein bisschen unsicher half Aaron unter Anleitung dabei, das Küchenzelt aufzustellen und einzuräumen, wobei er immer wieder staunte. Der Prinz hatte noch nie ein Zelt aufgebaut und auch noch nie wirklich in einer Küche gestanden. Sich das nicht anmerken zu lassen war schwierig, aber den Schaustellern schien es Spaß zu machen, Aaron ein Stück ihres Lebens zu zeigen und ihm das eine oder andere Neue beizubringen. Sie lachten viel und genossen es, die Dinge so zu handhaben, wie sie es für richtig hielten. Aaron faszinierte das. Er beobachtete interessiert wie die jungen Leute miteinander umgingen, wie sie sich gegenseitig neckten und lachten, manchmal etwas scherzhaft stritten, nur um im nächsten Augenblick gemeinsam das Glas zu heben. Eine solche Gesellschaft war Aaron absolut nicht gewohnt und obwohl er dachte, dass er sich deplatziert fühlen müsste, so war dem nicht so. Nun saß Aaron mitten im Kreise aller, hatte einen Teller Eintopf auf dem Schoß und saß auf einem selbstgenähten Deckchen auf dem Boden. Wieder hielt Aaron seinen Rücken peinlichst gerade und schämte sich ein bisschen im Schneidersitz zu sitzen, da dies eine Sitzart war, die für seinen Stand so gar nicht angemessen war. Aber hier saßen viele so, also war das wohl in Ordnung. Es hatte schon Überwindung gekostet, das musste Aaron zugeben, aber wo er jetzt inmitten aller saß fühlte er sich seltsam unbekümmert. Wie auf einer Urlaubsreise mit unendlichen Möglichkeiten. Langsam führte er sich den Löffel zum Mund und probierte zurückhaltend den Eintopf, was ihn überrascht aufschauen ließ. Den Geschmack konnte Aaron nur als wild bezeichnen. Wilde Kräuter, wildes Gemüse, abenteuerlich zusammen gemischt. Zuhause schmeckte das Essen immer so lasch, im Gegensatz zu dieser Kochkunst. Erfreut darüber wieder was Neues ausprobieren zu dürfen, aß er mit Hunger weiter - natürlich stets gesittet. Schließlich kam auch Merthin dazu, dessen Haare etwas nass aussahen. Bis hierhin hatte sich Aaron aus dem Gespräch rausgehalten, hatte nur beim Essen den Erzählungen gelauscht, die die Künstler zu erzählen hatten. Jeder schien auf seine Weise beeindruckende Fähigkeiten zu haben und nun erfuhr Aaron auch die von Merthin: Feuer. Es überraschte Aaron kein bisschen, so wie dessen Temperament anmutete, passte dieses Element sehr gut zu ihm. Sogar etwas entspannt gab Aaron ein Lächeln an Merthin, als er so bescheiden reagierte. Eines aber überraschte Aaron dabei schon, nämlich die Tatsache, dass er als 'Feuermagier' betitelt wurde. Wirklicher Magier...? Jeder andere Mensch hätte wohl sofort echte Magie ausgeschlossen und dachte an Dinge wie das Feuerschlucken oder optische Täuschungen. Aber... Aaron hütete selbst ein kleines, magisches Geheimnis, weshalb er mehr aufhorchte, als es vielleicht angemessen wäre. Ehrlich gesagt würde der Prinz gern eine kleine Vorführung von Merthins Feuermagie sehen. Er wollte wissen, ob es echte Magie war oder er zuviel hinein interpretierte. Zudem war das Feuer schon immer ein Element gewesen, das den Prinzen auf natürliche Weise angezogen hatte. Vielleicht weil es einen tieferen Bezug zu seinen eigenen Fähigkeiten hatte: die Eismagie. Zusammen mit Feuermagie gewirkt entstand Wasser, Essenz des Lebens und reinigende Klarheit. Die Frage nach Aarons Stärken überging der Prinz nun einfach. Bis auf etwas Eismagie fielen ihm auf Anhieb auch keine Stärken ein. Aaron hatte bisher zu wenige Dinge ausprobieren können, um etwas mit Gewissheit nennen zu können. Aber dass er Magie wirken konnte, wollte er gewiss nicht preisgeben. Nicht dass er den Menschen hier nicht eine kleine Kostprobe zeigen könnte und es als Trick ausgeben könnte, aber er hatte auch Zuhause immer verstecken müssen, was er konnte, da die Magie einfach eine Straftat darstellte. Sie war böse und brachte Schlechtes über die Welt... Daher hatte er Scheu, das vor anderen zu zeigen, und sonderlich geübt war er deswegen auch nicht. Außerdem würde es bloß sein Zeichen besser sichtbar werden lassen, was seine Identität verraten würde. Es sah zwar nicht exakt wie bei seinen Familienmitgliedern aus, aber er bezweifelte, dass Außenstehende den Unterschied bemerken würden. "Dann lasst mich mir selbst eine Meinung bilden, Merthin. Würdet Ihr mir bitte das Ergebnis Eurer Übungen demonstrieren?", fragte Aaron höflich nach. Eigentlich hatte er versuchen wollen ihn auch lockerer anzusprechen und ihn nicht zu 'Ihrzen', aber das waren jahrelang antrainierte Verhaltensweisen, es fühlte sich so merkwürdig an, davon abzulassen. "Ja, warum zeigst du unserem Gast nicht deine 'Knallnummer'?", grinste Monty und deutete auf ihr kleines Lagerfeuer. Das könnte durchaus noch etwas mehr Pepp vertragen. "Aber vergiss nicht, dass wir Schausteller sind. Für nichts gibts auch nichts", fügte nun der Mann hinzu, den Aaron inzwischen als Kyle kennengelernt hatte. "Also, was sind deine Stärken?", stellte Kyle nun die Frage nochmal, um diese Information im Austausch für Merthins Künste zu erhalten. Aaron überlegte, er wollte das wirklich gerne sehen.... Schließlich fiel ihm doch etwas ein. "Ich kann die Ahnensprache unserer geschätzten Vorfahren sprechen, schreiben und lesen", gab er schließlich zu. Aaron hatte keine Ahnung, ob das irgendwen hier beeindruckte, wahrscheinlich nicht so sehr wie Aaron deren Fähigkeiten beeindruckt hatten. Aber das musste es ja auch nicht, es war immerhin eine Stärke, die er von sich benennen konnte. Ahnensprache, wie sie allgemein genannt wurde, war altes Wissen, das kaum jemand konnte, doch Aaron war durch einen Zufall ins Studium der Sprache geraten und hatte sie sich angeeignet, etwas worauf er stolz war, aber die ihm keinen Nutzen im Alltag brachte. Jedenfalls bis jetzt noch nicht. Dass es auch seine Bestimmung gewesen sein könnte, die ihn mit der Sprache zusammen gebracht hatte, hatte er noch gar nicht bedacht. Merthin [[BILD=8255071.jpg]] Abwartend, was der andere sagen würde, aß er von dem Eintopf, den er so gerne mochte. Sicher war Marie in der Küche gewesen und hatte mit den Kräutern dem Essen den letzten Schliff gegeben. Das Lächeln des anderen, als Kyle ihn als Feuermagier bezeichnet hatte, hatte ihn irritiert. Wenn das wirklich einer vom Adel oder gehobenen Bildungsbürgertum war, dann konnten solche Aussagen verhängnisvoll sein. Daher war es ihm wichtig gewesen, zu betonen, dass er alles andere als ein Magier war, auch wenn er schon eine sehr eigene Beziehung zu dem Element Feuer hatte. Er verbrannte sich nie, ihm war nichts zu heiß, das Feuer gehorchte ihm allein durch seine Gedanken. Sicher, er konnte sich das alles auch einbilden – und vermutlich war es auch gesünder für ihn – aber seine Oma sagte nicht umsonst: „Jeder trägt etwas Besonderes in sich. Habe Mut, dich deiner Gabe zu bedienen!“ Aber man musste ja deswegen nicht gleich Kopf und Kragen riskieren! Nein! Er hatte schon Menschen hängen gesehen, denen man auf die Brust geritzt hatte, sie seien Magier gewesen. Er konnte sich einen schöneren Abgang vorstellen! Überrascht sah er von seinem Teller auf, als der Braunhaarige gar nicht auf seine Frage einging, sondern ihn bat, ihm eine Kostprobe seiner Magie zu geben. Nachdenklich legte sich seine Stirn kraus. War das eine Falle? Der Kerl roch doch förmlich nach Adel! Er hatte noch gut im Kopf, wie steif und kerzengerade, ja fast symmetrisch der andere im Wagen neben ihm gesessen hatte. Und er hatte noch die Worte seiner Mutter im Oh „Oh, ein Mann von Stand und mit Anstand – der einzige hier im Wagen.“ Und auch jetzt wirkte er zwar zufrieden zwischen all den anderen, aber doch auch wie ein fremdes Objekt, etwas Hinzugefügtes, das eigentlich nicht hierhergehörte. Und eine Wortwahl war auch mindestens Bildungsbürgertum! Doch bevor er reagieren konnte und eine misstrauische Frage – die vermutlich auch nicht angebracht war – stellen konnte, quatschte Monty wieder dazwischen – wie immer, ohne nachzudenken. Der Kerl würde sie alle irgendwann mit seinem losen Mundwerk gehörig in Schwierigkeiten bringen. Sprach der Kerl doch von einer „Knall-Nummer“! Merthin schüttelte leicht den Kopf und warf seinem besten Freund einen vernichtenden Blick zu. Doch Kyle versuchte die Situation zu retten... Er kam zum eigentlichen Thema zurück: Aarons Stärken. Merthin nutzte die Gelegenheit, seinen Eintopf weiter zu essen und sich zur Ruhe zu verdammen, um nicht etwas Unbedachtes zu sagen. Als Aaron auspackte, was seine Stärke sei, hielt er einen Moment in der Bewegung inne. Jemand, der die Ahnensprache konnte? „Ein Bücherwurm!“, grinste Monty. „Die Ahnensprache? Ist das dein Ernst? Davon kann man sich heute aber nichts mehr kaufen…“ Seine Freunde juxten etwas, Merthin aber sah Aaron nun nachdenklich an, während er noch immer den Löffel im Mund hatte – verkehrtherum, weil er ihn im Mund immer drehte, wenn er aß. Jemand, der die alten Schriften kannte. Langsam zog er den Löffel heraus und deutete unbewusst damit auf Aaron. „In Ordnung“, sagte er. „Ich lass es nachher knallen, dafür schreibe ich etwas auf und du sagst mir, ob es die Ahnensprache ist.“ Einen Moment war es still, dann lachte Jenna. „Das ist ein Deal!“, nickte sie. „Als ob unser Bücherwurm Schriftzeichen der alten Sprach kennen würde. Musst dir also keine Sorgen machen, Aaron, und kannst das Feuerwerk nachher genießen.“ Die anderen pflichteten ihr bei – nur Monty nicht. Denn er war der einzige, der wusste, dass seine Male, das Feuer und die Alte Sprache unter Umständen etwas miteinander zu tun haben könnten. Monty hatte ähnliche Fähigkeiten wie Marie. Aber manchmal ging der Kindskopf mit ihm durch... ‚Und vielleicht begreift die Dumpfbacke jetzt auch, dass er vorhin lieber die Klappe gehalten hätte!‘, dachte der Blonde noch immer etwas angesäuert. Er aß seine Schüssel auf und wischte sie mit dem Brot sauber aus, während die Lichtung in ein lachsfarbenes Abendrot getaucht wurde. Merthin stand auf und streckte sich leicht. „Ich muss mir was drüberziehen, sonst ist es zu gefährlich…“, erklärte er knapp, nachdem er Aarons Blick eingefangen hatte. Dann ging er zu seinem Wagen und ließ seinen Worten Taten folgen. Gefährlich war es für ihn sicher nicht, aber wenn er mit dem Feuer spielte, kam es nicht selten vor, dass seine Male auftauchten. Und dafür war er zu leicht bekleidet. Wenn der Kerl bei Hofe zu Hause war, wäre das sonst wirklich sein Todesurteil! Zudem nahm er eine Fackel, falls er sich doch noch zum Feuerspucken verleiten ließ. Als Merthin zurückkehrte, war die blaue Stunde bereits eingeläutet und so mancher hatte das Feuer schon entzünden wollen. Sein Hemd aus schwarzem Leder, lag eng an seinem Oberkörper an, und verdeckte bis zum Hals hinauf alle Stellen auf der Haut, die verräterisch sein könnten. Er trat von hinten an Kyle und Monty heran und legte den beiden seine Arme um die Schultern. „Irgendwie kam mir vorhin der Gedanke, dass ihr mich ganz schön verkauft habt, meine wehrten Freunde“, sagte er mit einem gewissen Unterton. „Ich bin dafür, dass ihr unserem Gast auch etwas von eurer Kunst zeigt, wenn ich ein wenig mit dem Feuer gespielt habe. Das fände ich nur gerecht! Nicht wahr, Aaron?“ Er grinste breit als Monty schnaubte und Kyle beschwichtigend die Arme hob. „Ist gut“, sagte Kyle und blickte schuldbewusst Monty an. „Messer oder Eier?“ „Messer – wird man nicht so dreckig dabei, wenn was schief geht…“ Merthin grinste leicht, als er aufstand und zu dem aufgeschichteten Holz ging, um es zu entzünden. Er brauchte nichts dafür – normalerweise. Aber er langte dennoch heimlich in seinen Beutel am Gürtel, so dass es jeder sehen könnte, der darauf achten wollte, und beugte sich dann hinab, eine Faust über das Holz legend, einen Moment verharrend und dann die Hand langsam öffnend. Dann stand er auf, tat so, als werfe er etwas auf die Scheite und mit einem Knall entzündete sich der Stapel und brannte bald lichterloh. Für jeden Außenstehenden würde es aussehen, als habe er etwas leicht Entflammbares hineingegeben. Aber das war auch gut so! Er griff zur Fackel und entzündete sie im Feuer, dann begann er ein wenig mit dem Feuer zu spielen, zu tanzen, zu spucken und schließlich es zu schlucken. Er spielte mit dem Feuer mit einer Leichtigkeit, die sicher ungewöhnlich war. Das Feuer tanzte für ihn, gehorchte ihm und er fühlte sich wohl damit, genoss es ein wenig. Er war völlig in seinem Element, wie versunken in einer eigenen Welt. Letztlich hatte er nicht immer die Möglichkeit, zu trainieren. Dennoch achtete er darauf, dass es realistisch blieb. Er hätte auch die Möglichkeit, das Feuer zum Beispiel über seine Haut kriechen zu lassen, aber das ließ er lieber sein. Schließlich löste er sich wieder aus seiner Parallelwelt. „Genug davon“, sagte er schließlich. Er hörte ein paar klatschen und verneigte sich kurz mit einem Lachen auf den Lippen. „Ich habe meine Pflicht erfüllt, jetzt erfüllt ihr eure!“ Er blickte Kyle und Monty streng an, setzte sich dann neben Aaron und blickte den beiden hinterher, die für ihre Jonglage die Messer holten. „Wir werden in einem Monat in der Hauptstadt sein. Wenn es dir gefällt, was du gesehen hast, kannst du dir ja die Show ansehen“, sagte er unvermittelt zu Aaron und blickte ihn an. „Sofern du dich auch dann noch unter solches Volk mischen kannst.“ Aaron [[BILD=8255067.jpg]] Dieser 'Deal' kam Aaron doch recht merkwürdig vor. Wollte Merthin damit testen, ob er die Wahrheit sprach? Natürlich, es wäre Merthin nicht so sehr zu verübeln das er Aaron nicht glaubte, denn es war selten jemanden zu treffen, der diese alte ausgestorbene Sprache beherrschte. Die Frage war nur... woher sollte der Feuermagier einer Schaustellertruppe das Wissen haben, um etwas in der Ahnensprache zu schreiben? Aaron hatte einige Zeit gebraucht, bis er die Schriftzeichen richtig hatte schreiben können. Ohne sie einfach abzumalen ging das nicht so leicht. Während der Stille schaute der Prinz den Blonden an. Auch als die anderen sich darüber lustig machten, blieb sein Blick bei Merthin. Er glaubte nicht was die junge Frau sagte, Merthin meinte es durchaus ernst, das sagte sein ausdrucksvoller Blick. Und genau das war auch der Grund, warum Aaron irgendwie glaubte, dass es echte Ahnenschrift sein würde, die Merthin ihm nach seiner Darbietung vorlegen würde. Es fühlte sich wie eine kleine Herausforderung an, das fand der Prinz sehr spannend. "Einverstanden", antwortete Aaron daher von sich aus recht leise, was in den Witzen der anderen ein bisschen unter ging, aber es war eh einzig an Merthin gerichtet gewesen. Einen kurzen Moment blickte Aaron Merthin nach, als dieser sich was anderes anziehen wollte, sah dann aber zu seinen Teller ebenfalls leer gegessen zu bekommen. Da er so langsam aß, um höflicher zu erscheinen, brauchte er auch länger als die anderen, wollte aber gern fertig sein, wenn er gleich der Darbietung beiwohnen durfte. Aaron war sogar etwas aufgeregt, hatte er doch noch keine Show einer professionellen Gauklertruppe gesehen, erstrecht nicht so hautnah und gewissermaßen nur für ihn. Normalerweise suchten die königlichen Eventplaner Unterhaltungen aus, die weniger magisch waren, um Unmut unter den adligen Gästen zu vermeiden. Bevorzugt waren es Tänzerinnen oder flachwitzige Narren. Gerade stellte Aaron seinen leer gegessenen Teller beiseite, da tauchte der Feuermagier dieser spannenden Truppe wieder auf. Er hatte ein Hemd an, das seine Haut fast gänzlich verdeckte, als habe er Sorge, das Funken ihn verbrennen könnten. Das spräche gewiss gegen die Theorie, dass hier vielleicht echte Magie am Werk sein könnte, denn ein wahrer Feuermagier würde sich keine Sorge vor dem Verbrennen machen müssen. Ein kleines bisschen Enttäuschung machte sich in Aaron breit und er wusste nichtmal genau wieso. Kurz noch spannte der Blonde auch seine beiden Kollegen mit ein, natürlich vollkommen zurecht, sie hatten schließlich damit angefangen. "Ich wäre geehrt", antwortete Aaron spontan bei der kurzen Zwischenfrage an ihn. Und wirklich würde er sich freuen auch die anderen Künstler zu sehen, war er doch recht angefeuert, im wahrsten Sinne. Aaron sah, wie Merthin kurz in seinen Beutel griff, da er so gut auf dessen Bewegungen achtete, konnte aber nicht erkennen was er hervorzog. Als er etwas auf die Holzscheite warf und es tatsächlich einen kleinen Knall gab, durchzog es ihn sofort. Etwas Kraftvolles ging in dem Moment von Merthin aus, als er das Feuer entfachte. Tief holte Aaron Luft, hielt diese kurz an, spürte dabei das magische Gefühl an seinem Mal kribbeln und atmete schließlich geräuschvoll wieder aus. Sein eigenes Zeichen leuchtete unter seiner Kleidung blau auf und ein kühler Hauch legte sich um den Brünetten, daher legte Aaron bloß seinen Arm um seinen Unterkörper, um das noch weiter zu verstecken. Auch wenn er selbst Magie anwandte, spürte er es an sich kribbeln, aber bei Merthins Magie war das Gefühl so warm und kraftvoll und das, obwohl Aaron nicht einmal von der Magie berührt worden war. Anscheinend spürten 'normale' Leute das gar nicht, unterbewusst aber vielleicht schon. Aaron genoss das schöne Gefühl, die beeindruckende Leichtigkeit, mit der dieser blonde Mann sich bewegte und schaute daher recht gebannt Merthin und seinem Feuer beim Tanzen zu. Es war nicht nur die Magie, die Aaron an dem Schauspiel ein gutes Gefühl vermittelte, auch die Darbietung an sich war beeindruckend. Gern folgten seine Augen den eleganten Bewegungen und bewunderten die beinahe bedingungslose Gehorsamkeit des Feuers. Erst als die kleine Showeinlage beendet war, ließ auch das magische Kribbeln nach und Aaron stimmte in den Applaus mit ein. Zwar verhalten, denn so gehörte sich das, aber dennoch mit Begeisterung. Merthins positive Magie konnte nicht böse sein, wie alle immer allgemein behaupteten. Wenn doch bloß auch andere spüren könnten, was Aaron gerade gefühlt hatte, dann hätten sie ihre Meinung zur Magie gewiss bereits geändert. Aber es lag nur in Aarons Macht, ausgeübte Magie in seiner Nähe zu spüren, andere zu überzeugen gehörte leider nicht dazu. Ein bisschen unvermittelt setzte sich Merthin dann neben Aaron und sprach ihn an. Seitlich blickte Aaron zu diesem hin, schaute überrascht drein. War das gerade ein Angebot zu ihrer Show zu kommen, sobald sie in der Hauptstadt gastieren würden? Ein Lächeln zeigte sich bei Aaron, da er diesen Gedanken angenehm finden würde, doch realisierbar war er wohl leider nicht. Einfach auf die Straße zu gehen und sich mitten in die Menschentraube zu stellen, um zuzuschauen, war für einen Vertreter der königlichen Familie ein utopischer Gedanke und vollkommen ausgeschlossen. Außerdem befürchtete Aaron sogleich wieder nach Kara geschickt zu werden, auch wenn er hoffte, seinem Vater diese Idee doch noch wieder ausreden zu können. In dem Fall würde Aaron gar nicht mehr im Lande sein, sobald die Spieler in einem Monat in der Hauptstadt ankämen. Diese Gedanken schmälerten sein Lächeln bereits und Aaron ließ den Blick sinken. "Eure Feuermagie hat mich sehr fasziniert, Ihr seid sehr begabt", lobte Aaron zwar etwas hochgestochen, aber diese Worte meinte er tatsächlich ernst. "Dieser kleine Einblick hat mich neugierig auf die gesamte Show gemacht", fügte er noch hinzu und wollte damit ausdrücken, dass er Merthins Einladung gern folgen würde. Ob er es aber auch wirklich tun würde, erwähnte er dabei nicht, da er es schade fand, eine Absage erteilen zu müssen. Jetzt, wo Merthin so neben Aaron saß, spürte dieser noch die Wärme, die von ihm ausging. Vielleicht spürte er das auch nur so besonders, da er selbst eher ins Kühle rutschte, auch wenn er es sehr gern warm hatte. "Jetzt würde ich aber auch gerne meinen Teil unserer Abmachung einhalten. Würdet Ihr mir aufschreiben, was ich beurteilen soll?", wechselte Aaron das Thema, denn das war dem Prinzen wesentlich angenehmer als das zuvor. Währenddessen waren Monty und Kyle zurückgekehrt und begannen ihre gemeinsam einstudierte Nummer. Sie jonglierten mit Messern, allerdings war das alles andere als langweilig. Beim jonglieren erzählten sie eine Art Geschichte, jedoch ohne Worte, nur mit Gesten und Andeutungen, wobei sie ihre Jonglierkunst passend einbauten und sich gegenseitig immer wieder mit einbezogen. Es wirkte ein bisschen improvisiert hier und dort und sicher war es auch so. Die beiden hatten ihre Grundgeschichte, änderten aber spontan bei jedem Auftritt etwas, was ihre Auftritte niemals wie die davor aussehen ließ. Es sah gefährlich aus mit den Messern und Aaron war ein bisschen froh, dass er zu Merthin schauen konnte, da sie gerade ein Gespräch führten, wobei er aus den Augenwinkeln doch immer wieder zu den beiden anderen Männern linste. "Aaron, komm mal her!", wurde der Prinz plötzlich von Monty gerufen, allerdings wartete dieser nicht, sondern kam auch schon auf den Brünetten zu, fasste ihn am Arm und zog ihn hoch, nur um ihn dann zu dem kleinen freien Platz neben dem Lagerfeuer zu ziehen. Kyle hielt bereits einen obligatorischen Apfel in der Hand, anscheinend wollten sie Aaron in ihre Show integrieren. Auch andere Mitglieder der Schausteller sprangen nun auf und wollten eine Kostprobe ihrer Fähigkeiten zeigen, wahrscheinlich wollte sich keiner unter den Scheffel stellen lassen und beweisen, dass sie alle etwas Eindrucksvolles drauf hatten. Sicher war auch das starke Gemeinschaftsgefühl der Gruppe ein Auslöser dafür. "Du glaubst ihm?", sprach plötzlich eine Stimme neben dem zurückgebliebenden Merthin. Marie hatte sich leise neben ihren Enkel gesetzt, wollte die Gelegenheit nutzen, kurz mit ihm zu sprechen. Marie selbst hatte keine Zweifel daran, es passte zur Prophezeiung, über die sie sich eben, während Merthin seine Darbietung gezeigt hatte, mit Falk unterhalten hatte. "Mach dir nicht zu große Hoffnungen, dass er deine Male entschlüsseln könnte. Das bewahrt dich vor Enttäuschungen, mein Junge", flüsterte sie ihm zu. Sie wusste, dass Merthin auch an seine Zeichen gedacht hatte, als er von Aarons Können gehört hatte. Dabei wählte sie ihre Worte extra etwas negativ, um eine größere Reaktion von Merthin zu erhalten, als wenn sie ihn bestärkt hätte. Immerhin hatten sie und Falk sich vorgenommen, den beiden schicksalhaften in die richtige Richtung zu helfen. Aber das mussten beide alleine realisieren, um eine eigene Überzeugung über die Richtigkeit der Annahme zu entwickeln, dass das alles kein Zufall war, sondern so prophezeit worden war. Es ihnen einfach zu sagen, würde sicher nicht denselben Effekt haben. Merthin [[BILD=8255071.jpg]] Dem eindringlichen Blick, der ihn fixierte, nachdem er seine Bedingungen gestellt hatte, hielt er gelassen stand. Sicher war es verwunderlich, wenn jemand behauptete, Zeichen einer längst vergessenen Sprache zu kennen - vor allem, wenn man vermutlich keinerlei Bildung genossen hatte. Aber es gab viele Gründe, weshalb er die Zeichen kennen könnte. Gerade, weil er vom fahrenden Volke war, gab es genügend Ausreden. Er hatte viel gesehen im Leben. Wieso also nicht auch alte Schriftzeichen? Und Merthin war eben auch nicht ungebildet. Er las gerne und so viel wie möglich, vor allem alte Legenden. Vermutlich auch, weil er stets auf der Suche nach neuen Informationen war. Aber für jemanden wie ihn war es mehr als schwierig, in Bibliotheken zu kommen. Er träumte davon, in die Staatsbibliothek der Hauptstadt zu kommen. Aber es war utopisch auf legalem Wege auch nur in die Nähe der alten Schriften zu gelangen. Warum sollte er also nicht ausnutzen, wenn er mal jemanden bei sich hatte, der angeblich davon etwas verstand. Es dürfte nur nicht klarwerden, in welche Richtung das alles gehen könnte... aber der Gedanke daran, vielleicht doch durch den anderen ein wenig weiter in seiner Suche voran zu kommen, verursachte ein leises Kribbeln in seinem Innersten. Und als Aaron dem Deal zustimmte, nickte Merthin zufrieden. Die Überraschung des anderen auf sein Angebot war ehrlich. Das sah man. War es so abwegig ihn einzuladen, auch wenn er von höherem 'Rang' war? Vermutlich. Gerade wollte Merthin abwehren und erklären, dass er sich nicht zu stressen bräuchte, als der andere doch lächelte. So gestelzt der andere auch war, so steif und sichtlich angespannt - er war zumindest neugierig auf das, was sie taten. Das hatte Merthin vorhin schon gemerkt, als er so geschwollen geantwortet hatte, es sei ihm eine Ehre, auch Kyle und Monty anzusehen. Gaukler wie sie, die in ihren Auftritten auch politische Dinge andeuteten und sicher auch nicht immer ganz jugendfrei anzusehen waren, hatten kein adeliges Publikum. Aber zumindest schien es dort oben welche zu geben, die sich dennoch interessierten. Dass Aaron prinzipiell bereit war, sich mit ihnen abzugeben, zeigte auch, dass er hier bei ihnen saß und aß. Er hätte ja auch im Wagen bleiben können, hätte sein eigenes Zelt verlangen, seinen eigenen Wagen mit Wachen fordern oder sonst irgendwie heraushängen lassen können, dass er etwas Besseres sei. Aber nichts dergleichen. Ob er vielleicht doch nur ein einfacher Angestellter war? Aber dann diese Etikette? Merthin war noch immer unsicher. Die Antwort, die Merthin nun bekam, ließ nun ihn wiederum lächeln. 'Geschickt aus der Affäre gezogen', dachte er und nickte nur. Offenbar war der andere neugierig, aber nicht gewillt, den gesellschaftlichen Unterschied aufzubrechen. Für Neugierde reicht es, mehr würde er sicher nicht erwarten können. Aaron war von ihnen abhängig, um in die nächste Stadt zu kommen. Daher ließ er sich für den Abend auf sie ein. Alles andere wäre ein Märchen. Und letztlich könnten sie alle froh sein, wenn sie nicht noch Ärger bekämen, falls Aaron etwas Verdächtiges hören würde oder ihre Truppe am Ende noch für den Überfall verantwortlich gemacht werden würde... Dieser Gedanke kam ihm plötzlich und machte ihm einen Moment Angst. Er spürte, wie sein Herz einen Moment kräftiger schlug und seine Male glühten, ihm wärmer wurde. Doch Aaron durchbrach die Gedanken, die ihn ängstigten. Seinen Teil der Abmachung? Kurz wusste Merthin nicht mehr, wovon der andere sprach, aber er fing sich gleich wieder. „Nicht hier…“, sagte er knapp und die Rückkehr von Kyle und Monty stellte ihr Vorhaben ohnehin hinten an. Und so sah er zu seinen Freunden auf, die eine ihrer Shows abzogen, die beim Volk immer wirklich gut ankam. Und auch jetzt schafften die beiden es wieder einmal, ihn zum Grinsen zu bringen. Denn die subtilen Anspielungen galten in diesem Fall ihm. Es ging um ein Mädchen, das sich zierte, aber als ihr Verehrer Gold und Schmuck vorzeigt, gibt sie sich willig hin. Etwas Ähnliches war ihm einmal passiert. Nur dass er der erste Verehrer gewesen war, der mit dem Gold leider ein anderer… Er sah wieder Aaron an. „Das hier ist nicht der richtige Ort für alte Zeichen, findest du nicht auch?“ Er weigerte sich, den anderen zu Siezen, nicht so lange er Teil ihrer Welt war. Sein Blick glitt wieder zu Monty, der gerade ihren Gast aufforderte zu ihnen zu kommen. „Jetzt müssen wir ohnehin verschieben…“, grinste er und fasste den anderen am Rücken an, um Monty zu helfen, ihn hochzuziehen, indem er ihn von hinten schob. Und mit dieser Berührung spürte er erneut, wie seine Male unter seinem Kostüm brannten… Irritiert blickte er dem Braunhaarigen nach. Irgendwie war das seltsam… Dieses Gefühl hatte er heute schon einmal gehabt. Und auch wenn es sich völlig ungewohnt anfühlte, war es dich ein bekanntes Gefühl... paradox! Hatte es etwas mit diesem Mann zu tun? Gedankenversunken sah er sich die Show an, die Monty und Kyle nun um Aaron herum vollzogen, woraufhin auch andere die Scheu verloren, mit dem Fremden von höherem Stand zu scherzen… Und so in seinen Gedanken vertieft zuckte er etwas zusammen, als Marie neben ihm sprach. Er sah sie einen Moment an. „Warum nicht?“, erwiderte er etwas kratzbürstig. „Einen Versuch ist es wert!“ Wollte sie ihm ausreden, die Zeichen, die Male ihm aufzumalen? Und tatsächlich. Er sollte sich keine Hoffnungen machen? Er solle nicht enttäuscht sein? Merthin hob etwas ungläubig die Augenbrauen. „Keine Sorgen, Grandma!“, sagte er leise. „Ich renne dem Rätsel schon so lange nach. Eine Enttäuschung mehr oder weniger macht das Kraut nicht fett. Mach dir keine Gedanken!“ Und das meinte er ernst. Er war schon seit etwr zehn Jahren auf der Suche nach Antworten… Aber an Aufgeben dachte er nun mal nicht. Das alles, sein Körper, vielleicht auch seine Fähigkeiten hatten einen Sinn. Er musste ihn finden. Aaron [[BILD=8255067.jpg]] Wieder löste so eine kleine, simple Berührung von Merthin an Aarons Rücken etwas aus, das sich schwer beschreiben ließ. Es war ungewohnt, neu, noch nie zuvor passiert und doch war es jetzt schon das zweite Mal an einem Tag. Verwundert hatte Aaron zu Merthin zurückgeblickt, während er von Monty davon gezogen wurde, bei dessen Berührung er gar nichts verspürte. Aaron hätte gern jemanden, den er deswegen befragen könnte, der ihm Rat geben könnte, warum ausgerechnet Merthin diese Wirkung zu haben schien. Merkte der blonde Mann selbst denn nichts davon? Diese Fragen für sich behalten zu müssen belastete Aaron etwas, vielleicht standen in einem der vielen alten Bücher in der Staatsbibliothek Antworten? Er als Prinz konnte jederzeit dort lesen, was er oft genutzt hatte, besonders für seine Studien der Ahnensprache. Viel Zeit, um sich darüber weiter Gedanken zu machen, bekam Aaron aber nicht, da er in das Spiel der Messerjongleure integriert wurde und er ein bisschen Sorge bekam, verletzt zu werden, auch wenn die beiden Künstler zu wissen schienen, was sie da taten. Aaron musste inzwischen als verschiedenstes Versuchskaninchen herhalten und auch wenn es beeindruckend war das ihn noch keiner verletzt hatte, so wagemutig wie ihre Darbietungen stetig wurden, so wurde dem Prinzen langsam unwohl. Ein etwas hilfesuchender Blick wanderte zu Merthin rüber, wollte Aaron doch lieber seine Herausforderung mit der Ahnensprache annehmen, als hier herhalten zu müssen. Merthin [[BILD=8255071.jpg]] Er blickte wieder auf die kleine Bühne, die sich durch die Schausteller ergeben hatte, und sah Aarons Hilfe suchenden Blick. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. „Soll ich ihn retten?“, fragte er rhetorisch und Marie lachte. „Er bittet darum“, sagte sie. „Menschen mit seiner Herkunft sind nicht gewohnt, dass man ihnen Wünsche nicht erfüllt.“ Merthin grinste. „Na, wenn das so ist…“ Er stand auf, ging gemütlich zu Jamal und klopfte ihm auf die Schultern. „Ein Reigen!“, sagte er laut und klatschte dann in die Hände. „Auf geht’s! Ein Reigen!“ Und so griff Jamal zu seiner Laute und andere zu ihren Insturmenten und schon fingen sie an, muntere Tanzmusik zu spielen. Aaron wurde von den ihn umgebenden Menschen direkt in einen Tanz gezogen und auch Merthin ging in den Tanz hinein. Frauen standen auf und auch andere, die sich anschlossen. Und es dauerte ein paar Minuten, bevor der Reigen sie beide zu einem Tanzpaar zusammenfügte. Ohne Scheu ergriff Merthin Aaron, der sich versuchte mit Hilfe seiner Tanz-Kenntnisse durch den Tanz zu mogeln, den sicher nur das einfache Volk tanzte. Merthin nahm ihn mit, führte ihn und spürte wieder deutlich, dass die Berührungen seinen Körper reagieren ließen. Er hatte es sich also nicht eingebildet. Irgendwas war an diesem Mann anders… „Du tanz gut“, sagte er mit einem Schmunzeln, änderte dann aber die Richtung und tanzte sie beide aus dem Reigen hinaus. „Aber wir haben noch etwas anderes vor, als den Abend zu vertanzen…“, grinste er. Er zwinkerte dem anderen zu, als er losließ und voran zu seinem Zelt ging. Womöglich hatte er gerade mit der Aktion seinen Kopf riskiert. Aber gerade war ihm das egal... Er hatte dem anderen das Leben gerettet. Da hatte er doch was gut, oder? Aaron [[BILD=8255067.jpg]] "Ein Reigen...?", murmelte Aaron noch verwirrt in die Runde, bevor es zu laut wurde, als dass man noch normal eine Unterhaltung führen könnte. Mehr als überrascht bemerkte Aaron den plötzlichen Stimmungswechsel in der Gruppe. Anstatt das sie Aaron nun gehen ließen, banden sie ihn in einen Tanz mit ein, der von der gesamten Gruppe paarweise als Kreistanz getanzt wurde. Auch weitere Leute ihres Trupps kamen hinzu, hüpften und sprangen tanzend im Kreis zum Takt der Musik. Es schien sehr fröhlich zuzugehen und die Leute schienen Spaß an diesem Tanz zu haben, aber Aaron war ein bisschen überfordert. In seinen Kreisen stellte man sich höflich und distanziert seinen Tanzpartnern vor, hielt dabei respektvollen Abstand, um auch bloß nicht die Privatsphäre der anderen Adelsleute zu verletzen. Es gab zwar auch Gruppentänze, aber die waren vorher mit allen genauestens abgesprochen und jeder wusste vorher genau, wer die Tanzpartner waren und hatte zuvor höfliche Floskeln ausgetauscht, zudem waren sie stets langsam und wurden eher 'getreten' als gehüpft. Hier aber wurde man von einem Tanzpartner zum nächsten gewirbelt. Bevor Aaron überhaupt die Chance bekam angemessene Verhaltensmaßnahmen an den Tag zu legen, um seinem aktuellen Tanzpartner respektvoll zu begegnen, hatte er bereits wen anderen an der Hand. Dennoch versuchte sich Aaron anzupassen, schaute auf die Füße der anderen, um ihre Hüpfschritte nachzuvollziehen und irgendwie nachzumachen. Aaron war in klassischen Tänzen geschult, aber 'Bauerntänze', wie diese Art von Tanz in Adelskreisen genannt wurde, waren ihm fremd. Nach einigen Minuten glaubte Aaron der Kopf zu drehen, als er wieder einmal im Wirbel der Tanzenden zum nächsten Tanzpartner übergewechselt wurde und bei der Berührung desjenigen, nur wieder sein Körper auf magische Art und Weise reagierte. Schon bevor Aaron den Blick überhaupt gehoben hatte, war ihm bewusst, bei wem er gelandet war. Er musste wegen dessen Magiebegabung derartig reagieren, aber es war keinesfalls unangenehm, im Gegenteil. Genauso wenig unangenehm war ihr Tanz. Aaron kam nun mit dem Tanz viel besser zurecht, da er eine Führung von Merthin bekam, die ihm die Richtung wies und er einfach nur folgen brauchte. Es begann Aaron sogar Spaß zu machen, wo er sich jetzt nicht mehr so überrumpelt fühlte und weil das angenehme Gefühl, das von seinem Mal ausging, das ganze natürlich noch angenehmer machte. Das Kompliment kam unerwartet, erfreute Aaron aber trotzdem. "Alles nur Übung", verwendete er Merthins Worte von vorhin und erwiderte das Schmunzeln, bis er merkte, dass sein Tanzpartner sie aus der Reihe hinaus führte und sie damit wieder eigene Wege gehen konnten. Was sie noch vorhatten konnte Aaron sich denken, auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte, noch etwas länger mit Merthin zu tanzen. Vielleicht diesmal auf seine eigene Weise, um einen eigenen Einfluss einzubringen, aber wahrscheinlich hätte er in dieser Gesellschaft schneller einen neuen Tanzpartner, als er gucken könnte. Das wiederum... wäre Aaron dann nicht so recht gewesen. Der Prinz stutzte schließlich, als er das Zwinkern dieser bernsteinfarbenden Augen sah. Das war eine recht freche Geste, aber genau deshalb gefiel es Aaron irgendwie. Wer würde es sich auch schon wagen ihm zuzuzwinkern? Egal aus welchem Grund, das war für einen Adligen keine angemessene Geste. Aber davon hatte er heute schon so Einiges erlebt und der Prinz konnte ohne Probleme behaupten, dass dies der verrückteste Tag in seinem Leben war. Und eigentlich... wollte er sowas öfters erleben. Zuhause würde er nichts hiervon erzählen dürfen und das hatte er auch absolut nicht vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)