It's about to be legendary von -Amber- (Von Legenden und Helden) ================================================================================ Kapitel 19: Ankunft in Dorstaal ------------------------------- Merthin [[BILD=8277237.jpg]] Als er am Morgen aufwachte, fühlte er sich gerädert und wie erschlagen. Wann hatte er das letzte mal einfach ausgeschlafen? Er konnte sich nicht erinnern. Dabei schlief er eigentlich gerne lang. Er musste dringend zusehen, dass er seine Balance wiedererlangte. Das Bedürfnis, einfach einmal alles vergessen zu können, war groß. Er packte schweigend seine Sachen und ging dann hinüber zu Aaron, der noch schlief. Einen Moment betrachtete er den schönen Mann, bevor er vorsichtig seine Schulter berührte. Das Gefühl, das er sogleich empfand, war schmerzlich vermisst. Aber es würde so bleiben müssen. "Wir müssen los", wisperte er leise und wartete, bis jener seine Augen öffnete. Dann stand er auf. "Wir werden in einer Stunde in Dorstaal sein." Aaron [[BILD=8275687.jpg]] Aaron wurde am nächsten Morgen von leisen Geräuschen geweckt wurde. Doch er blieb einfach liegen wie er war, fühlte sich absolut nicht ausgeruht, als ob er die Nacht über wach geblieben wäre. Seine Augen brannten noch immer, seine Brust drückte und sein Rücken schmerzte von der fest eingeigelten Lage, die er im Schlaf eingenommen hatte. So hörte Aaron Schritte auf sich zukommen und nur wenig später wurde eine Hand auf seine Schulter gelegt. Das gute Gefühl dabei, das kurze aufflackern von Wärme, die er dringend benötigte, empfand Aaron in diesem Moment als sehr schön, aber nicht als angenehm. Er sehnte sich zu sehr danach, konnte und wollte Merthin aber nicht dazu zwingen, ihm dieses Gefühl weiterhin zu geben. Es nun doch zu spüren war deshalb quälend. Aaron wollte am liebsten nach der Hand von Merthin greifen und sie nicht wieder loslassen, aber das wäre eigennützig und selbstsüchtig. Aaron antwortete nicht auf Merthins gewisperten Worte, nickte nur zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Kurz blickte er Merthin nach, nachdem dieser sich erhoben hatte und war innerlich froh darüber, dass dieser zurückgekommen war. Eine große Sorge von Aaron nach Merthins erneuter Flucht war es gewesen, dass der Blonde dieses Mal gänzlich weggelaufen sein könnte. Aaron war ja auch ein verdammt toller Prinz und Freund, wenn er Merthin nun schon zum zweiten Mal in die Flucht geschlagen hatte. War Aaron denn noch Merthins Freund? Rein freundschaftlich... Was hätte Aaron dann nur machen sollen, wenn Merthin nicht wiedergekommen wäre? Es war komisch, das zu denken, aber er brauchte Merthin auch wenn sie sich nicht mehr nahe sein würden. Hoffentlich war wenigstens dieses Gefühl des Brauchens und Gebrauchtwerdens nicht auch bloß einseitig. Aaron war völlig durcheinander. Merthin [[BILD=8277237.jpg]] Merthin wechselte auf die Hauptstraße, auf der es immer voller wurde, je mehr sie sich der Festungsstadt näherten. Handwerker, Händler, Bauern, Mägde, Soldaten... alle gingen in die Stadt, um ihrem Tagwerk nachzugehen. Die Wolken hingen tief, auch wenn es nicht regnete. Richtig hell schien es heute nicht werden zu wollen. Aber es entsprach Merthin Stimmung. Immer wieder wälzte er das in Gedanken um, was er gestern über sich erfahren hatte. Und was ihm unbegreiflich war: Warum hatte Marie ihn das vergessen lassen? Wie hatte sie das tun können? In Dorstaal stieg Merthin von seinem Pferd und sah Aaron an. "Lass uns eine Unterkunft suchen und dann können wir uns in der Stadt umsehen...", sagte er tonlos. Aaron [[BILD=8275687.jpg]] Schließlich befand sich Aaron wieder auf seinem Pferd, trug dabei noch immer den Umhang, dessen Kapuze er sich über den Kopf gezogen hatte. Größtenteils aus Vorsicht, damit ihn nicht doch noch wer erkannte, andererseits auch als Schutz. Das Bedürfnis, sich zu verkriechen und sich vor weiteren Enttäuschungen abzuschirmen, war groß. Aaron wusste einfach nicht, wieso Merthin das alles gestern gesagt hatte, wieso er sich als so niederträchtig hinstellte, was gar nicht hatte sein müssen, weil mindestens die Hälfte davon schlichtweg gelogen gewesen war. Was Merthins wahre Gefühle Aaron gegenüber anging konnte der Prinz sich nicht so sicher sein wie mit der Tatsache, dass Merthin ihn gewiss nicht ausgenutzt hatte. Nochmal nachfragen kam erstmal aber nicht in Frage. Man merkte schnell, dass sie auf eine größere Stadt zu ritten, denn die Straße wurde voller, die Geräusche lauter und vielseitiger und auch der Geruch nahm zu. Leider nicht nur angenehme Gerüche nach frischen Backwaren, welcher Aaron gerade entgegen wehte, als sie soeben vom Pferd gestiegen waren. Direkt neben ihnen hatte eine kleine Bäckerei geöffnet und es roch angenehm nach Honig. Aaron merkte, dass er gestern gar nichts gegessen hatte, weder beim Frühstück, noch in der Höhle, als Merthin ihm was hingelegt hatte und doch verkrampfte sein Magen bei dem Gedanken etwas zu essen. Langsam wandt sich der Prinz Merthin zu, welcher ebenfalls bemüht schien so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten, aber Aaron war sich sicher, das unter dieser Fassade ebenfalls noch ein weinendes Herz schmerzlich pochte. "Gute Idee", gab Aaron dann zur Antwort. Stimmt, sie waren eigentlich wegen ihrer Mission hier, wegen dem nahenden Unwetter, das heute die Stadt heimsuchen sollte. Aaron hatte schon gar nicht mehr daran gedacht. Es hatte Aaron weniger abgelenkt in gewisser Weise von und mit Merthin zu schwärmen, als sich jetzt so weit weg von ihm zu fühlen. Kurz fuhr sich Aaron mit einer Hand über das Gesicht. Das durfte sie nicht davon abhalten den Menschen hier zu helfen, denn diese Leute konnten ja nichts dafür. Aaron ging diesmal voraus, führte sein Pferd dicht mit sich durch die nur zum Teil gepflasterten Wege der Stadt und hielt dabei nach einem Gasthaus mit Unterkunft Ausschau. Die Wolken hingen bereits recht bedrohlich tief, aber das war auch gestern Abend schon der Fall gewesen, solange sich das nicht verschlimmerte, hatten sie wohl noch Zeit. Schließlich entdeckte Aaron ein entsprechendes Aushängeschild an einem großen Gebäude. Es gab vor dem Haus auch Platz für Pferde, wo sie angebunden und mit Wasser versorgt stehen konnten, bis die Reise ihrer Eigentümer weitergehen würde. Aaron deutete auf das Gebäude. "Dort, das scheint ganz brauchbar zu sein...", sagte er nun wieder etwas mehr als den ganzen Tag bis jetzt, versuchte auch ein kleines Lächeln auf seine Lippen zu setzen, was mehr schlecht als recht gelang. Drinnen sah es ganz ordentlich aus und schien gerade auch nicht ausgebucht zu sein. Aaron nahm höflicherweise seine Kapuze vom Kopf, als der Wirt des Gasthauses auf sie zukam. Mit ihren Rucksäcken erkannte sie jeder als Reisende, natürlich war dem Wirt sogleich klar geworden, dass sie ein Zimmer benötigten. "Guten Tag, Reisende", wurden die beiden begrüßt und der Wirt lächelte auch freundlich. Als Aaron etwas erwidern wollte, sah er gerade aus den Augenwinkeln eine kleine Gruppe Soldaten von einem Tisch aufstehen und recht ungehobelt ihren Weg zum Ausgang suchen. Sie schauten Aaron und Merthin direkt an, lachten dann aber bloß und zogen ihrer Wege. Sie hatten den Prinzen nicht erkannt, ein Glück. "Seid gegrüßt. Habt Ihr noch ein Zimmer für eine Nacht frei?", fragte Aaron den Mann vor ihnen höflich, welcher sogleich tüchtig nickte. "Aber sicher, aber sicher!", sprach er und winkte die beiden Reisenden hinter sich her. Langsam folgte Aaron dem Mann zur Theke, wo dieser einen recht alten Schlüssel auf das Holz legte und dabei auch gleich seine Hand ausstreckte, um seine Bezahlung im Voraus entgegenzunehmen. Das wäre Merthins Part, Aaron hatte kein Geld bei sich. Daher trat er beiseite, um Merthin die Bezahlung regeln zu lassen. Aarons Blick schwenkte die Treppe hinauf, wo sich die Zimmer befanden. Sollten sie ihre Sachen wirklich hier liegen lassen, während sie durch die Stadt marschieren würden? Andererseits hatten sie nichts dabei, was sich nicht ersetzen ließ, bis auf Aarons Buch, aber das würde er auf jedenfall mitnehmen, alleine schon, um nochmal den entzifferten Text lesen zu können und so vielleicht doch noch einen genaueren Hinweis darauf zu erhalten, wo sie suchen mussten. Merthin [[BILD=8277237.jpg]] Merthin war froh, dass Aaron die Suche nach einem passenden Gasthaus übernahm und folgte ihm schweigend. Er hatte Hunger, das spürte er. Er würde sich nachher gleich bei einem Bäcker etwas gönnen. Aber erst einmal mussten sie die Pferde in einem Stall wissen und ein Nachtlager haben, damit sie, wenn sie sich trennten, einen Ort haben würden, an den sie beide zurückkehren könnten. Als Aaron stehen blieb und auf einen Gasthof zeigte, folge Merthin seinem Blick. Das gequälte Lächeln des anderen, schmerzte in seinem Herz. Wie gerne würde er einfach zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen und ihn bitten, wieder fröhlich zu sein. Aber selbst das konnte er nicht. Nicht nur deshalb, weil sie auf einer öffentlichen Straße waren, sondern auch, weil er Angst vor seiner eigenen Reaktion hatte, wenn er ihn berührte. Er hatte es am Morgen gespürt, wie sehr er sich wieder Nähe wünschte – gerade nach all dem, was er gestern erlebt hatte. Es war ein seltsames Gefühl in ihm, wenn er Aaron ansah. Jener sah wirklich mitgenommen aus und Merthin fühlte sich schuldig. Er hatte ihm übel zugespielt und eigentlich war das so gar nicht seine Art. Eigentlich verabscheute er Leute, die sich so verhielten, wie er es getan hatte. Ob er mit ihm darüber reden sollte, was seine wahren Beweggründe waren? Aber dann müsste er ihm sagen, dass er ihm gerne nahe wäre… Konnte er das so einfach noch tun, nach allem, was er dem anderen gesagt hatte? Würde Aaron ihn nicht auslachen? Er wusste es nicht. Und da er selbst nicht genau wusste, was es mit den Erinnerungen auf sich hatte, die er nicht mehr aus seinem Kopf bekam, konnte er auch nicht darüber reden. Er wusste nicht mehr, wo genau diese Herberge war, die er damals aufgesucht hatte. Er wusste nicht mehr, in welchem Winterquartier sie gewesen waren… Eigentlich müsste er zurück zu Marie reiten und sie zur Rede stellen. Aber da war noch dieser Brief, den er dem Händler geben musste. Er wusste, dass das wichtig war und er das nicht einfach aufs Spiel setzen durfte… Und es war Dorstaal wichtig und ihr Auftrag, diese Stadt vor Schlimmeren zu bewahren. „Das passt“, sagte er nun und versuchte auch ein Lächeln. Normalität und wieder Zusammenhalt – das war jetzt gerade wichtig. Sie würden schon lernen, mit dieser Situation umzugehen. Aaron war ein sehr pflichtbewusster Mensch, das wusste Merthin. Und auch er wusste, dass das, was ihre Aufgabe war, etwas war, das nicht hinter Gefühlen und Befindlichkeiten hinten anstehen konnte. Sie banden die Pferde einstweilen draußen an. Hinter dem Haus gab es gewiss einen Stall, in dem die Tiere von Sattel und Trense befreit die Nacht über in Sicherheit waren. Dann betraten sie das Gasthaus, das zu so früher Morgenstunde noch recht leer war. Es saß nur ein Mann am Tresen, der offenbar bereits jetzt lieber hierher verschwand, als sich mit seiner Frau zu Hause auseinandersetzen zu müssen. Und eine kleine Gruppe Soldaten, die aber gerade Aufständen. Vermutlich hatten sie vom Wirt Schutzgeld erpresst. Auch beim Wirt übernahm Aaron das Reden, so dass Merthin sich kurz im Schankraum umsah. Es roch nach abgestandenem Bier, Tabak und altem Fett. In diesem Moment kam eine Frau herein, die sich daran machte, die Fenster zu öffnen und frische Luft herein zu lassen, um dann weiter den Schankraum aufzuräumen. Vermutlich saßen hier bis spät in die Nacht Menschen, was an sich ein gutes Zeichen für die Herberge war. Als der Wirt Aaron den Schlüssel gab, trat kurz Stille ein und Merthin drehte sich den anderen beiden Männern zu, sah die Hand und begriff erst jetzt, worum es ging. Sogleich zog er den Lederbeutel hervor, den er an seinem Gürtel trug. „6Rupien die Nacht!“, verlangte der Wirt und Merthin hob die Augenbrauen. „Ich glaube Aaron, mir ist das hier zu teuer. Ich habe beim Schwanenwirt unten am Marktplatz einmal für nur zwei Rupien genächtigt. Ich bin sicher, dass ein Doppelzimmer dort nicht mehr als 3 Rupien macht…“ Er drehte sich um, um zu gehen, als der Wirt grunzte und schnell sagte. „Na gut, dann 3 Rupien!“ Merthin lächelte still in sich hinein und blickte den Wirt an. „3 Rupien“, wiederholte er als, er ihm das Geld gab. Aaron [[BILD=8275687.jpg]] Überrascht blickte Aaron Merthin an, als dieser erst sagte, dass sie woanders hin gehen sollten. Doch als der Wirt dann knurrend einlenkte und den Preis drückte, verstand auch Aaron, dass dies eine Taktik gewesen war. Beeindruckt schenkte Aaron Merthin ein erstmals etwas wärmeres Lächeln, seit sie den unschönen Wortwechsel gehabt hatten. Merthin war gut darin, kam gewiss von seiner Erfahrung als Schausteller, wo es gewiss auch viele Leute gab, die versuchten sie übers Ohr zu hauen. Gemeinsam betraten Aaron und Merthin schließlich ihr Zimmer für die Nacht. Es war ein nettes kleines Zimmer, etwas spärlich eingerichtet, aber zweckmäßig. Sogleich legte Aaron seinen Rucksack beiseite, versteckte diesen etwas seitlich und sammelte das Buch heraus, ebenso seinen schönen Schreibgriffel. Das Schwert und auch seinen Umhang behielt er um, beides könnte er bei ihrer Suche nach dem Übel gebrauchen. Auch wenn es sich noch immer ungewohnt anfühlte, das Schwert bei jeder Bewegung an seiner Hüfte zu spüren. "Wir sollten zuerst Orte untersuchen, wo sich die meisten Leute versammeln. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, das sich Konflikte bilden", begann Aaron etwas andächtig zu sagen und versuchte sich ganz in diese Aufgabe zu steigern, um die negativen Gedanken wenigstens soweit zu verdrängen, dass sie ihn nicht behindern würden. "Oder hälst du es für sinnvoll, dass wir uns aufteilen? Wir könnten wie du mit deinen Leuten über Vogelrufe Kontakt halten und bei verdächtigen Funden können wir uns gleich Bescheid geben", sprach Aaron nachdenklich weiter. Aaron konnte zwar keine besonderen Vögel nachmachen, nicht so wie es Merthin und seine Freunde konnten, aber ein Ruf würde ja reichen, dass Merthin Bescheid wissen würde. Hier in der Festungsstadt gab es keinerlei Vogelgezwitscher, sie könnten sich also gut heraushören. Aaron schaute zu Merthin hin, schaute etwas länger als für einen einfachen Blick nötig in seine Bernsteine, ehe er den Blick mit leicht traurigen Ausdruck wieder abwendete und stattdessen aus dem Fenster schaute. "Wir sollten nicht trödeln." Merthin [[BILD=8277237.jpg]] Als sie ihr Zimmer im ersten Stock betraten, das nach hinten zum Hinterhof und dem Stall lag, atmete Merthin tief durch. Erst dann blickte er sich um. Es gab ein Sofa, eine Sitzgruppe und ein großes, breites Bett. Merthin hob die Augenbrauen. Er hätte noch weiter hinunterhandeln sollen… Aber gut, dann würde er auf dem Sofa schlafen. Er stellte seinen Rucksack und die Satteltaschen auf den Tisch neben dem Sofa, räumte die nassen Klamotten aus und hängte sie provisorisch über die Stuhllehnen und Bettpfosten. Aaron schien mit dem Zimmer zufrieden und suchte sich gleich seine Schreibsachen heraus. Auch Merthin hatte das Buch von Marie herausgenommen und ließ es nun in eine Umhängetasche gleiten, die er nachher unter seinem Umhang am Rücken tragen würde. Das Buch war zu wertvoll, als dass er es einfach hierlassen würde. Als der Prinz seine Gedanken aussprach, drehte er sich zu ihm und ließ sich auf das Sofa nieder, um sich eine kurze Ruhepause zu gönnen. „Das stimmt“, pflichtete er ihm bei. „Es gibt einen Marktplatz im Zentrum, auf dem täglich viel Leben ist. Dort sind auch etliche Wirtshäuser und das eher zwielichtige Viertel ist auch nicht weit." Auf die Frage, ob sie sich aufteilen sollten, schwieg er nachdenklich, biss sich überlegend auf die Unterlippe. Es war nicht so sehr die Tatsache, dass sie dann unter Umständen schneller finden würden, was sie suchten, als vielmehr die Tatsache, dass er eine Pause von Aaron brauchte, die ihn dazu brachte, zuzustimmen, dass es besser wäre, wenn sie sich trennten. „Vermutlich ist das effektiver“, sagte er daher. Dann musste er grinsen. „Ich glaube nicht, dass wir hier in der Stadt die Vogelrufe hören könnten…“, stellte er fest und sah Aaron an. „Es ist viel zu laut dazu. Aber wir haben doch unsere ganz eigene Art, miteinander zu kommunizieren.“ Merthin hob die Hand und legte sie sich an den Hals. „Schicksal“, sagte er leise und fügte noch ein „Vereinigung“ hinterher, während er an seinen Unterarm griff. Sofort erfüllte ihn sein Körper mit jenen magischen Empfindungen. Und Merthin schluckte, als er merkte, dass das hier wirklich so völlig anders war, als das, was er bei ihrem Kuss empfunden hatte. Es gab da nichts, was man verwechseln konnte! Er hatte es nur glauben wollen – aus dem Wunsch heraus, Aaron zu schützen. Es war schon seltsam, wie die Psyche des Menschen manchmal funktionierte. Er räusperte sich, bevor er mit etwas belegter Stimme fortfuhr: „Ich habe es auch bisher immer gespürt, wenn du eines der Worte gesagt hast. Auch wenn wir nicht direkt beieinander waren…“ Sie sahen sich einen Moment an und der Klos in seinem Hals schmerzte ihn, wenn er in die blauen Augen sah, die heute so ohne Glanz zu sein schienen. Und die schwarzen Haare vertieften diesen Eindruck… Als Aaron den Blick abwendete und erklärte, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten, nickte Merthin und atmete tief durch. „Du hast recht“, sagte er und war sich sicher, dass es wirklich besser wäre, wenn sie getrennte Wege gingen. „Lass uns noch die Pferde in den Stall bringen…“ Die Pferde waren schnell im Stall versorgt und als sie auf die belebte Straße traten, wendete sich Merthin Aaron noch einmal zu, der sich umsah und ihn nicht bemerkte. Also ergriff er die Hand und zog ihn sanft aber bestimmt zu sich, um nicht rufen zu müssen. „Ich würde vorschlagen, du näherst dich dem Marktplatz von Norden, ich von Süden. Wir treffen und bei dem Brunnen auf dem Marktplatz, außer wir finden etwas“, sagte er und spürte wie nah sie beieinanderstanden. „Wenn irgendetwas ist, rufst du mich!“ Er lächelte, zögerte und fügte dann noch ein: „Pass auf dich auf, Aaron!“ hinzu. Dann wendete er sich ab und schlug den Weg nach Süden ein, um sich von dort aus ihrem Treffpunkt zu nähern. Aaron [[BILD=8275687.jpg]] Sogleich presste Aaron seine Lippen aufeinander und zog die Schultern an, als er die Auswirkung auch in sich spürte, als Merthin Schicksal und dann auch noch Vereinigung aussprach. Eigentlich mochte Aaron dieses Gefühl, wie ihre Magie gemeinsam aufstrebte und sich verband, hatte es immer nur zu gern zugelassen, wie ihn dieses Gefühl erfüllte und er sich Merthin dadurch so unendlich nahe fühlte, auch wenn sie körperlich nicht so nahe beieinander waren. Sein Herz schlug dabei immer ein Stück höher und genau das war es, was ihn dieses Gefühl von Magie nur schwerlich ertragen ließ. Sein Herz tat einfach noch weh und er wurde sehr schmerzlich daran erinnert, dass sie sich nicht mehr so nahe waren und es einzig bei diesem magischen Gefühl würde bleiben müssen. Daher wollte Aaron eigentlich lieber nicht diese Methode anwenden und hatte die Vogelrufe vorgeschlagen, aber vielleicht hatte Merthin Recht und sie würden sich nicht hören können. Da musste Aaron dann wohl durch. Er fragte sich, ob und wann sich dieser Herzschmerz je legen würde. Schnell erhob sich Aaron dann und folgte Merthin hinaus, um die Pferde in den sicheren Stall zu bringen und fertig zu versorgen, ehe sie wieder auf die Straße traten. Aaron war einige Schritte voraus gegangen, schaute sich in der nahen Umgebung um, ob er einen Anfangspunkt ausmachen könnte, als er sehr plötzlich den Griff um seine Hand spürte und dem leichten Zug nachkam, der ihn sehr nahe an Merthin heran brachte. Seine Augen waren größer geworden, während er Merthin anblickte, der seinen Plan aussprach. Merthin lächelte dabei und setzte noch eines oben drauf mit seinen Worten, dass Aaron auf sich aufpassen solle. Noch immer etwas perplex nickte Aaron. "In Ordnung, sei du aber auch vorsichtig", erwiderte er leise und schaute dann Merthin nach, welcher in südlicher Richtung verschwand. Was war denn das gewesen? Aaron bemühte sich extra alle Situationen zu vermeiden, in denen er Merthin auf diese Weise nahe kommen würde und dann zog dieser ihn einfach unvorbereitet in genau eine solche Situation und drückte wieder seine Fürsorge aus. Locker kaute Aaron auf seiner Lippe. Aaron hatte immer gedacht, das alles klar wäre, wenn man sich verliebt hatte, das alles irgendwie seinen Weg gehen würde. Aber in Wahrheit war es verdammt kompliziert und verwirrend. Seine Gefühle für Merthin war doch Verliebtheit...? Oder zumindest eine Art davon, es fühlte sich jedenfalls danach an. Mit Bestimmtheit schüttelte Aaron dann den Kopf, um diese Gedanken fortzubekommen, ehe er sich entschlossen in die andere Richtung als Merthin aufmachte, um endlich das zu tun, warum sie eigentlich hier waren; das Übel finden und besiegen, bevor es zur Katastrophe kommen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)