It's about to be legendary von -Amber- (Von Legenden und Helden) ================================================================================ Kapitel 34: Heimkehr -------------------- Merthin Gemeinsam gingen sie wieder zurück zur Herrin des Hauses, die in der Küche eine kräftigende Suppe aufgesetzt hatte. Die Kinder spielten im Wohnraum und waren umgezogen und trocken. Sie sahen sie mit großen Augen an, wobei das Mädchen vom vergangenen Abend aufstand und zu ihnen ging. „Ihr habt euer Wort gehalten“, sagte sie und lächelte sie an. „Bekomme ich nun die beiden andren Bälle?“ „Jetzt nicht, Lisbeth“, wies die Heilerin das Mädchen an. „Das macht ihr, wenn wir nachher zurück zu euren Eltern gehen…“ Das Mädchen wollte protestieren, aber Merthin war in die Hocke gegangen. „Du bekommst sie von mir, versprochen. Aber erst später. Ich habe es aber nicht vergessen. Und wenn du möchtest, dann zeige ich dir auch ein paar Tricks, ja?“ Sie sah ihn mit großen Augen an und nickte freudestrahlend, ging zurück zu einem Jungen, der unverkennbar ihr Bruder sein musste. „Ich bin Serafina“, stellte sich die Frau nun vor, als sie das Schlafzimmer nebenan betraten. „Ich habe vor langer Zeit den liebenswertesten Menschen geheiratet, den es je gab. Ich hatte Glück, dass die arrangierte Ehe mir dieses Glück bescherte. Das ist nicht selbstverständlich.“ Sie sah Aaron an und lächelte, dann blickte sie auch wieder zu Merthin. „Man spürt, wie sehr ihr euch verbunden fühlt, wie aufrichtig, eure Gefühle füreinander seid. Das ist schön anzusehen und nur das hat es auch vermocht, das Wasser umzuleiten…“ Sie ging zu einem Gemälde von ihr und ihrem Mann, am Tage ihrer Hochzeit. „Damals kam eine Frau zu uns und sagte, dass sie von weitem unser Glück hatte spüren können. Ich hielt sie für verrückt, doch heute habe ich auch gespürt, was sie damals vermutlich gespürt hat. Die Dame bat mich, denjenigen einen Brief zu geben, bei denen ich auch dieses Gefühl hätte. Sie sagte: Irgendwann bekommt das Paar den Brief, das es am wichtigsten braucht…“ Sie reichte Aaron den Briefumschlag, den sie aus einer Schublade gezogen hatte. „Ihr seid dieses Paar. Wenn nicht, so ist es eure Aufgabe es zu finden… Doch ich sehe – in Aarons Hand war ein Schriftzug auf dem Umschlag erschienen. ‚Dem Blauen und dem Roten‘ stand nun darauf – „Ich sehe, das auserwählte Paar hat den Brief erhalten…“ Sie lächelte sie an. „Kommt zum Essen. Dann müssen wir die Kinder ihren Eltern zurückbringen…“ Damit wandte sie sich um und ließ sie allein zurück in dem Schlafzimmer. Merthin blickte Aaron schmunzelnd an. „Wollen wir nachsehen, was darin ist? Oder lieber erst später?“, fragte er ihn. Aaron Bereits beim Hinuntergehen war die gute Suppe zu riechen, die die Dame gerade für alle in ihrer hübschen Küche köcheln ließ. Ihre verwendeten Kräuter vermischten sich im Geruch mit dem Gemüse zu einem sehr wohlriechenden Duft, der eine Entspannung in einem hervorrief, die zuvor noch nicht da gewesen war. Aaron freute sich darauf etwas davon probieren zu dürfen, gehörten doch auch neue Geschmackserlebnisse zu Aarons regelrechter Entdeckungsreise. Was Aaron in den Tagen seit dem Überfall seiner Kutsche und besonders in der folgenden Zeit zusammen mit Merthin unterwegs schon alles Neues erlebt und erfahren hatte, war wesentlich mehr, als was er beim Heranwachsen hatte erleben dürfen. Nicht nur magische Erlebnisse gehörten dazu, auch eigentlich völlig alltägliche Dinge, die für andere Menschen selbstverständlich waren, hatte Aaron kennenlernen können. Allein dafür war er schon dankbar und das jetzt noch viele romantische Erfahrungen dazu kamen, war für ihn wahres Glück. Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn sie sich ohne Prophezeiung, ohne Schicksal begegnet wären und sich verliebt hätten, aber wahrscheinlich wäre es nie soweit gekommen, wenn es ihnen nicht so bestimmt gewesen wäre. Obwohl sich Aaron schon ein bisschen fragte, ob aus ihnen was geworden wäre, wenn Aaron kein Prinz wäre und sie sich eines Tages einfach auf der Straße getroffen hätten. Aber das konnte man eh nicht so einfach vergleichen. Einen bitteren Beigeschmack hatten diese Gedanken dennoch. Sie waren zusammen, da es ihnen bestimmt war, zusammen zu kommen und auf diese Weise genügend Kraft zu entwickeln, um die Aufgaben zu erfüllen. Aber was war, wenn sie erfolgreich gewesen waren? Die Frage brachte den Prinzen schon etwas ins Wanken. Aber Aaron sollte sich nicht mit der 'was wäre wenn...?' Frage aufhalten, wartete doch noch so viel anderes Neues! Es war süß zu sehen, wie nun Lisbeth, das Mädchen von gestern, auf sie zukam und ihnen sagte, dass sie ihr Wort gehalten hätten. Ja, das hatten sie. Für sie und ihren Bruder und für die anderen Kinder. Die großen Strapazen des Kampfes gegen die Bosheit des Wasserdämonen war fast vergessen, wenn Aaron so in das Gesicht des Kindes schaute, das Merthin nach den versprochenen Bällen fragte. Zum Glück waren sie in der Lage gewesen den Kindern zu helfen. Aaron folgte Serafina, wie sie sich ihnen gerade vorgestellt hatte und blickte etwas irritiert drein, als sie von ihr in das Schlafzimmer geführt wurden. Hier drin waren vorhin auch die Kinder gewesen, was ein kurzer Blick aus dem Fenster bestätigte. Allerdings... war es Aaron unangenehm im fremden Schlafzimmer zu stehen. Das war doch der privateste Raum im ganzen Haus! Ein kurzer Blick auf das frisch bezogene Bett verriet, dass die Dame zumindest früher mit ihrem Ehemann hier genächtigt hatte, denn eine Seite des Bettes war mit einer anderen Bettwäsche bezogen als die andere Seite und auf dem Kopfkissen lag ein Bild, auf dem zwei Menschen zu sehen waren. Aaron wandte den Blick ab, bevor er genauer erkennen konnte, wer darauf zu sehen war, er konnte sich schon denken, dass dies die Schlafseite ihres Mannes gewesen sein musste. Es war traurig, das zu sehen, und ließ Aaron sich nur noch unwohler fühlen. Als Serafina zu sprechen begann, blickte Aaron sie an und hörte ihr zu. Der Blick, den sie ihm zuwarf, kam ihm vor, als würde sie ihre Aussage ein bisschen auf seine Situation übertragen. Immerhin hätte er auch eine arrangierte Ehe eingehen sollen, mit der er aber wohl weniger Glück gehabt hätte als diese Frau, was sie mit ihrem Blick offensichtlich auch hatte andeuten wollen. Kurz warf Aaron Merthin einen Seitenblick zu, der Blonde hatte das schließlich verhindert. Erst durch die 'Entführung', dann, indem er so unverschämt gut zu Aaron gewesen war, woraufhin er dem Prinzen so verdammt wichtig geworden war. Egal was die Zukunft bringen mochte, eine weitere arrangierte Ehe kam für Aaron jedenfalls nicht in Frage. Aber es war auch erleichternd zu hören, das manche mit diesen Arrangements auch einen Goldgriff hatten und ihren Herzensmenschen auf diese Weise tatsächlich bekamen. Recht unwillkürlich fasste Aaron nach Merthins Hand, hielt diese ein bisschen verdeckt hinter sich fest. Die Frau sprach von ihrer Verbundenheit und dass man ihnen das Glück ansehen könne, das Aaron auch wirklich verspürte. Auch das war nicht selbstverständlich, und es musste Serafina eigentlich auch klar sein, dass dieses Glück gegen geltenes Recht verstieß. Aaron verdrängte diesen Gedanken bisher erfolgreich, zu sehr wollte er an Merthin und ihrem Glück festhalten. Vielleicht suchte Aaron auch deshalb gerade wieder den Kontakt zu Merthin. Erst als Serafina einen Brief an Aaron reichte, ließ er Merthins Hand wieder los, um den Umschlag gebührend entgegen zu nehmen. Mit beiden Händen nahm Aaron das Papier entgegen, wie es sich höflicherweise gehörte. Sogleich, als seine Hände den Brief berührten, erschien ein Schriftzug, den Aaron leise vorlas. "Dem Blauen und dem Roten", las er vor und blickte nochmal die ältere Dame an. "Vielen Dank, gute Dame. Ich freue mich für Euch, das auch Euch ein solches Glück vergönnt war. Die gute Seele Eures Mannes ist im ganzen Haus spürbar", sprach er höflich und hoffentlich auch etwas tröstlich für die Frau, welche ihren Seelenverwandten bereits verloren hatte. Immerhin schien dieser Brief seit Jahren, seit die Prophezeiung existierte, von einem Schicksalpaar zum nächsten weiter gereicht worden zu sein, die jeweils füreinander bestimmt waren. Diese Menschen mussten ähnliches Glück und ähnlich große Liebe empfunden haben, das selbst ihre Auren für andere Menschen spürbar gewesen waren. Serafina und ihr Mann waren eines dieser glücklichen Paare. Doch ihre Zeit war vergangen, die seine mit Merthin hatte erst begonnen. Irgendwie gab dieser Gedanke Aaron etwas Zuversicht. Sie hatten vielleicht nicht so viel Zeit sich aneinander zu gewöhnen wie andere Paare, aber dennoch hatten sie gemeinsame Zeit und die galt es auszunutzen. Serafina verließ den Raum und Aaron wandte sich Merthin zu. "Ich würde gern einen Blick hinein werfen", antwortete er mit einem kleinen Grinsen. Er war neugierig, was so viele Jahre auf genau diesen Moment gewartet hatte. Andächtig lösten seine Finger den nur leicht verklebten Knickstreifen des Umschlages und öffneten diesen. Zum Vorschein kam ein handgeschriebenes Stück Pergament, das erstaunlich gut erhalten war. Der Text war in alt ehrwürdigen Schriftzeichen verfasst, was nochmal bewies, dass dieser Brief wahrlich sehr alt war. Es war schon etwas aufgregend... ein Brief aus so alter Zeit, an sie adressiert, ohne dass der Verfasser des Briefes wahrlich wusste, wer der blaue und rote Krieger in der Zukunft sein würde. Ob ihre Vorfahren überrascht wären zu sehen, dass ausgerechnet er und Merthin nun hier standen? Ein bisschen theatralisch räusperte Aaron sich, bevor er begann zu lesen, was dort geschrieben stand. "Liebe ist,.... miteinander wachsen. Liebe ist, sich allen Herausforderungen zu stellen. Liebe ist, fest beieinander zu stehen. Meistert die Prüfungen auf Eurem Weg weiter aufeinander zu und stärkt damit eure Verbindung. Auch die friedlichsten Waldbewohner bedürfen Hilfe. Im Herzen des Waldes, einem uralten Baum, haben sie ihr Zuhause. Ihre Dankbarkeit soll euch eine Unterstützung auf eurem langen Pfad sein", las Aaron andächtig vor. Im Gegensatz zu anderen Prophezeiungstexten war dieser Brief in einfachen Schriftzeichen verfasst und nicht verschlüsselt. Aaron ließ den Brief wieder in den Umschlag gleiten und blickte Merthin an. "Klingt als stünden noch viele Prüfungen mehr zu unserer Verbindung an", murmelte Aaron und lächelte Merthin dann zuversichtlich zu. "Heute hat gezeigt, dass wir Blockaden überwinden können, und ich verspreche dir, dass ich zu dir halte, egal welche Schwierigkeit uns vor die Füße geworfen wird", wollte Aaron Merthin versichern. Er fühlte sich gerade gestärkt und war so voller guter Dinge, dass er sich fest vornahm, sich allem zu stellen. Aaron sah noch den verletzten Merthin vor sich, wie er dort schwer atmend und außer Stande zu sprechen auf dem Boden gelegen hatte. Eine Stärkung ihrer Verbindung könnte so etwas in Zukunft verhindern und das wollte Aaron vor allem erreichen. Angst und diese Bilder steckte Aaron dennoch tief in den Knochen, mit diesem Tatendrang überspielte er diese festsitzende Angst, Merthin nochmal verletzt zu sehen. Merthin Bei allen Göttern, er hatte schon gefühlt eine Ewigkeit keine so gute Suppe mehr gegessen. Marie kochte ähnlich, aber diese hier war nochmal um einiges besser! In Gedanken entschuldigte er sich bei seiner Großmutter, auch wenn er wusste, dass sie ihm deswegen nicht sauer wäre. Wohl eher dafür, dass er aufgrund seiner Beziehungsunfähigkeit und seinem Unvermögen, die Situation mit Aaron richtig einzuschätzen, diesen wieder einmal in Gefahr gebracht hatte. Gut, er war gerade etwas hart mit sich. Und er bemühte sich ja, diesem ein guter Freund zu sein. Aber wenn sie ihn die letzten Tage gesehen hätte, hätte er sich sicher eine Standpauke anhören dürfen. Er schob den Gedanken bei Seite, während er mit dem frisch gebackenen Brot die letzten Reste aus der Schüssel wischte und zufrieden in die Gesichter der Kinder blickte, die mindestens ebenso glücklich waren. Allerdings glaubte er nicht, dass sie nur annähernd so glücklich sein konnten, wie er. Aaron war vorhin so anhänglich gewesen, hatte seine Hand ergriffen und Merthin hatte sie gerne gehalten, hatte die Position der Hände dafür genutzt, Aaron näher zu sich zu ziehen. Körperkontakt war gut, tat gut, ließ ihn immer mehr zu Kräften kommen. Und es wärmte sein Herz zu sehen, dass Aaron genauso fühlte wie er. Und so fühlte es sich noch richtiger an, dass ihnen der Brief gegeben wurde. Liebende… Das waren sie, auch wenn das alles irgendwie so schnell ging. Und auch wenn manch einer denken mochte, dass sie sich doch kaum kannten, dass sie aus völlig verschiedenen Welten kamen, die nie langfristig einen Weg finden konnten… Nichts hatte sich jemals so richtig angefühlt, wie jetzt Aaron neben sich zu spüren. Und das bestätigte ihm auch der Umschlag, dessen Schriftzug nur sie ausgelöst hatten. Merthins Blick glitt kurz neben sich zu Aaron, der auch mehr als zufrieden mit der Suppe zu sein schien und sich gerade noch etwas nachnahm. Seine Augen sahen so glücklich aus, wie die eines kleinen Kindes, das gerade sein Weihnachtsgeschenk bekam. Sicher vermisste er das gute Essen bei Hofe, das da sicher üppiger und besser war, als das, was er ihm sonst zu bieten hatte. Das Rätsel, das jener vorgelesen hatte, hatte ihn ein wenig genervt. Aber nicht wirklich ernsthaft. Er wusste ja, dass es immer Rätsel waren. Diesmal passten die Worte wieder perfekt zu ihrer Situation. Es sprach ihre Verbindung an, ihre Liebe zueinander. Von ihnen beiden ging viel aus. Sie beeinflussten alles, an ihnen orientierte sich alles. Und sie wurden von der Prophezeiung scheinbar zu Prüfungen geschickt, um genau diese Verbindung wachsen zu lassen. So kam es ihm zumindest vor. „Da hast du recht“, hatte er geseufzt, als Aaron dieselbe Feststellung machte. Dann hatte er lächeln müssen. Ja, sie würden alles schaffen, da war er sich sicher. Und das Gefühl, dass sie beide das gemeinsam schaffen würden, war gut. Und zu gerne hätte er Aaron wieder in den Arm genommen, um diese unsagbar schönen Lippen zu küssen. Aber es kam ihm falsch vor in diesem Zimmer, in dem alles an den Mann erinnerte, den Serefina so geliebt, aber verloren hatte. Nun saßen sie da uns erzählten. Erst die Kinder, die die Umstände ihres Verschwindens erläuterten. Dann aber auch Serefina, die ein wenig von ihrem Leben erzählte. Schließlich berichtete auch Merthin den Kindern Geschichten aus seinem Leben als Gaukler. Er hatte gelernt, Geschichten zu erzählen. Und er machte das gerne. Die Kinder fanden das spannend und lauschten gebannt. Allein diese Knopfaugen zu sehen, machte ihn glücklich. Kinder waren etwas Schönes und Kostbares. Aaron Das gemeinsame Essen mit Serafina und den Kindern wurde wirklich spaßig und interessant. Die Kinder erzählten von der älteren Dame und wie sie ihnen Schutz vor dem Bösen geboten hatte, das ihr Dorf heimgesucht hatte. Sie erzählten von ihren Eltern, die eigentlich gut auf sie Acht gaben, aber eines Tages angefangen hatten, ungerecht zu werden. Die Kinder hatten sich nicht wehren können, bis sie nacheinander vom Zuckerweg erfuhren, dem sie zu Serafina gefolgt waren und hier alles bekommen hatten, was sie gebraucht hatten. Auch Serafina erzählte etwas von sich, erzählte von ihrem fundierten Wissen in der Kräuterkunde und überreichte Aaron und Merthin jeweils ein Beutelchen mit verschiedenen Pflanzenblättern und Blüten darin. "Wenn ihr mal verzweifelt nicht weiter wisst", hatte sie gesagt und gelächelt. Nach dem leckeren Essen machten sich alle langsam auf den Weg zurück zum Dorf. Merthin und Aaron gingen voran, hinter ihnen die Kinder und zum Schluß Serafina. Die Suppe hatte einfach köstlich geschmeckt, gern hätte Aaron etwas davon mitgenommen und später wieder aufgewärmt, doch erstens hielten die Kräuter in der Suppe nur wenige Stunden, bevor sie ihren guten Geschmack verloren und zweitens war auch gar nichts von der Suppe übrig geblieben, was sie hätten mitnehmen können. Aber Serafina versprach ihnen mit Freuden eine weitere Suppe zu kochen, wenn sie sie auf ihrer Reise mal wieder besuchen kämen. Es dauerte nicht lange und sie schritten aus dem Wald hinaus. Vor dem Beginn des Zuckerweges standen nun bereits die Elternpaare und blickten sehnsüchtig in den Wald hinein. Als sie Merthin und Aaron sahen, flüsterten sie, doch diesmal nicht boshaft, sondern voller Hoffnung, dass dies bedeutete, dass ihre Kinder sicher waren. Als die Kleinen dann hinter den Magieren auftauchten, brach das Eis komplett und sie liefen auf die Kinder zu, zielgerichtet auf jedes einzelne und schloßen es in die Arme. Es war keine Bosheit mehr spürbar, die Eltern sprudelten über vor Erleichterung, Scham über ihr für sie unerklärliches Verhalten den Kleinen gegenüber und Schuldgefühlen. Sie entschuldigten sich bei den Kleinsten, traten auch auf Serafina zu, der sie eine ebensolche Entschuldigung entgegen brachten, da die Kinder von ihrer Freundlichkeit berichteten. Aaron stand nahe neben Merthin etwas abseits des Geschehens. Noch war keiner der Eltern auf sie zugekommen und Aaron würde das auch gern so belassen. Sie waren nicht der Mittelpunkt dieser Geschichte, hatten ihren Dank bereits von den Hauptpersonen, den Kindern, erhalten und das musste für sie reichen. "Lass uns gehen..", flüsterte Aaron Merthin mit einem Lächeln zu und nahm sich dessen Hand, um mit ihm langsam und leise davonzugehen. Sie mussten noch ihre Pferde holen und dann einen schönen Ort im Wald suchen, wo sie nochmal zusammen darüber nachdenken konnten, was mit den friedlichen, hilfsbedürftigen Waldbewohnern gemeint gewesen sein könnte. Wenn diese Bewohner wirklich Hilfe brauchten, sollten sie dorthin, die Menschen hier konnten den Rest gut untereinander ausmachen. Merthin Dass sie von der Kräuterfrau noch Heilkräuter bekamen, war eine gute Sache. Besonders mit dem Hinweis, ahnte Merthin, dass diese Kräuter nicht nur Thymian oder Eisenwurz waren, sondern etwas Magisches umgab. Er bedankte sich ausgiebig dafür und nahm sich vor, die Kräuter auch Marie zu zeigen. Als sie ins Dorf zurückkehrten, spürte Merthin deutlich, wie ihn die Szene berührte. Weinende Eltern, die ihre Schuld erkannt hatten. Weinende Kinder, die alles bereit waren zu vergeben, weil ihre Herzen so rein waren und frei von Argwohn. Lisbeth war noch einmal zu ihm gekommen und er hatte sein Versprechen eingelöst. Er gab ihr die Bälle, zeigte ihr ein Kunststück. Doch man merkte, dass sie zu ihren Eltern zurückkehren wollte. Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. „Wenn du noch einmal Hilfe brauchst, dann ruf mich mit Hilfe der Bälle. Ich versuche so schnell zu kommen, wie es geht.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte er ihr nach. „Mit so einem Töchterchen, wäre ich ein glücklicher Mann.“ Als Merthin ihm zuflüsterte, dass sie gehen sollten, riss er sich von der Szenerie los und folgte ihm. Seine Finger mit denen des anderen verhakt habend. So mit Aaron zu laufen, war so selbstverständlich geworden. Und doch war es auch kostbar. Das sollten sie nie vergessen. Er hob ihre Hände an und küsste Aaron auf den Handrücken. Vorhin im Bad hätte er es fast gesagt. Fast hätte er ihm gesagt, dass er nur die richtigen Worte fand, weil er ihn liebte. Aber diese Worte waren so groß. Und auch wenn es sich genau so anfühlte, wollte er nicht verschwenderisch mit ihnen umgehen. Aaron Der unerwartete Kuss auf den Handrücken hatte Aaron erfreut zu Merthin blicken lassen. Es machte ihn ebenso glücklich zu spüren, dass auch Merthin seine Nähe mit solchen kleinen Gesten suchte und sie ihnen beiden bewusster machte, selbst bei inzwischen alltäglichen Dingen wie das Hand in Hand laufen. Selbst solche kleinen Zwischenmomente nur für sie beide waren kostbar und Aaron sog so viele positive Gefühle wie er nur konnte aus diesen Zärtlichkeiten. Lächelnd hatte Aaron die Szene beobachtet, wie Lisbeth nochmal auf sie beide zugekommen war, Merthin ihr die Bälle überreicht hatte und sie ihm dann gar ein Küsschen auf die Wange gedrückt hatte. Allerdings verschmälerte sich das Lächeln wieder, als er Merthins Aussage vernahm. Er wäre mit einem Töchterchen wie ihr ein glücklicher Mann... War er denn im Umkehrschluß ohne eine Tochter kein solch glücklicher Mann? Das Aaron dies auch gerade etwas falsch verstehen könnte, kam dem Prinzen dabei gar nicht so in den Kopf. Dennoch konnte Aaron nachvollziehen, was Merthin meinte. Der Gedanke eines aufgeweckten Kindes, das einen voller Vertrauen und Dankbarkeit anlächelte, war etwas Schönes und Aaron könnte sich auch vorstellen selbst eines zu haben, nicht nur, weil er so erzogen war die königliche Blutlinie aufrecht zu erhalten, sondern auch aus eigenem Antrieb heraus. Und weil er Merthin glücklich wissen und sehen wollte. "Ja, du würdest sie absolut verhätscheln", witzelte Aaron wieder über seine Unsicherheit hinweg. Dass Merthin kinderlieb war und sich gern mit ihnen beschäftigte, hatte Aaron bereits gemerkt und er schätzte diese Eigenschaft sehr an ihm, aber war es dann überhaupt wirklich in Ordnung für ihn, mit Aaron zusammen zu sein, wenn er sich selbst ein Kind wünschte? Das tat er doch, so wie er das gerade mit dem 'Töchterchen' gesagt hatte..? "Hättest du denn gern Kinder, Merthin?", musste Aaron ihn schließlich fragen. Aus Neugierde und aus seiner Unsicherheit heraus. Merthin Etwas irritiert ob des Untertones blickte Merthin Aaron an, als dieser ihm unterstellte, ein eigenes Töchterchen zu verhätscheln. Es war nicht der Inhalt des Gesagten – vermutlich hatte Aaron recht – es war eher dieser Ton, den er meinte herauszuhören. Was dachte dieser hübsche Kopf wohl gerade? Da kam auch schon die Frage, die ihn ahnen ließ, was Aaron wohl hinsichtlich seines Kommentars gedacht haben könnte. „Ja klar, ich hätte gerne einmal Kinder um mich. Ich liebe Kinder“, sagte er direkt und seine Augen ruhten auf dem Gesicht des anderen. „Aber dabei ist es mir nicht wichtig, dass es von mir gezeugte Kinder sind. Es gibt genügend Kinder, die sich Eltern wünschen und keine haben. Und da könnte ich mir schon vorstellen, dass sie mit dir und mir zufrieden sein könnten…“ Er zwinkerte dem anderen zu und blickte noch einmal Lisbeth hinterher. Ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. Eine seltsame Vorstellung: Aaron und er als Eltern… Aber wieso nicht? Im Moment fühlte sich diese Idee gut an. Auch wenn sie die Umstände dafür erst noch schaffen mussten. „Aber erstmal retten wir die Welt, was meinst du?“ Aaron Aarons Augen wurden mit jedem Wort, das Merthin sprach, immer größer. Erst, weil Aaron schon ungute Befürchtungen hatte, nachdem Merthin so klar ausgesprochen hatte, das er tatsächlich Kinder haben wollte, dann jedoch, weil er Aaron positiv überraschte. Merthin drückte aus, dass er sich Kinder auch zusammen mit Aaron vorstellen konnte, ein Gedanke, der auch Aaron gefallen würde. Klar, die nötigen Umstände waren nicht erfüllt und so einfach würde das dank Aarons sozialen Standes und weiterer Begebenheiten auch nicht werden, aber schon alleine die Vorstellung war schön. Das Zwinkern von Merthins Bernsteinen gab dem Prinzen schließlich den Rest. Seine Wangen glühten vor lauter Glück. Merthin hatte Aaron damit die Sorge genommen, hatte ihm mit seiner Antwort gar gedeutet, dass ihm ihre Beziehung durchaus ernst war. Das war es sicher, was Aaron gerade besonders glücklich machte, den nachdenklichen Aspekt dieser Idee verschob Aaron auf später, lieber ließ er sich von dem Glücksgefühl durchfahren, das ihn nun breit zum lächeln brachte. "Jetzt erst recht", stimmte Aaron zu und nickte sachte. Sie mussten doch eine Zukunft schaffen, in der die Kinder überhaupt sorgenfrei aufwachsen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)