Katze an Bord von Sydney (1. Platz beim Fanfiction-Wettbewerb der Nyan-Con 2017 (überarbeitete Version)) ================================================================================ Kapitel 1: Katze an Bord ------------------------ Katze an Bord       Wie ein dichter Vorhang fiel der Monsun vom Himmel. Schon seit einiger Zeit hatte die Regenzeit die kleine thailändische Stadt im Griff. In Roanapur verlief zu dieser Jahreszeit vieles langsamer als gewohnt. Es war ungewohnt leise am Hafen. Vereinzelt waren Leute an den Booten beschäftigt, doch nicht viele hatten  unter diesen Bedingungen  ihre trockenen Unterkünfte verlassen.   Ein lautes Niesen durchbrach die Stille an Bord der Black Lagoon. Mit empörtem Gekreisch flüchtete eine Gruppe Möwen vom Deck.   „Hast du dir eine Erkältung eingefangen, Revy?“ „Jeder muss mal niesen…“, grummelte die junge Frau vor sich hin. „Alles bestens.“ Rock und Revy kletterten auf das Boot. Nach einer längeren Pause gab es wieder einen Auftrag für die Crew. Die Auswirkungen von zwei Wochen „Urlaub“ waren deutlich sichtbar. Während Rock verhältnismäßig gut aussah, konnte seine Begleiterin nicht verleugnen, dass sie die meiste Zeit in einer heruntergekommenen Spelunke verbracht hatte. Ihre Laune entsprach ihrem Äußeren. Zu spät waren sie zu allem Überfluss auch. Ein weiteres Niesen schüttelte den Körper der jungen Frau. „Verdammt. Das kann ich jetzt echt nicht gebrauchen.“ „In den letzten zwei Wochen allergisch auf Arbeit geworden?“, scherzte Benny von seinem Platz aus. „Leck mich.“ „Dir auch einen guten Morgen!“, antwortete der Blonde grinsend.  „Hatschiiii!“ Revy kramte in ihrer Hosentasche, und holte ein Taschentuch hervor, das seine beste Zeit schon vor längerem hinter sich gelassen haben musste. Wortlos bot Rock ihr ein Neues an. „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sich hier irgendein Pelztier eingeschlichen hat“, murmelte sie zwischen dem Schnäuzen. Doch sie wusste, dass die Crew alles dafür tat, dass sich keine Ratten oder anderes Ungeziefer an Bord breit machen konnten. Währenddessen setze sich das Boot langsam in Bewegung.   „Wohin diesmal Boss?“ „Nicht weit. Wir bringen die Fracht vor die Küste von Ko Samui. Dort wird sie von unserem Kunden übernommen. Ist ein Spaziergang“, antwortete der Captain. „Keine Probleme zu erwarten.“ „Wunderbar. Ich hau mich auf’s Ohr. Weckt mich, wenn wir dort…. Hatschiiii!!!!“ Revy bückte sich und hob etwas Kleines vom Boden auf. „Warum liegen hier Haare?“ Anklagend hielt sie ihrem Boss mit spitzen Fingern ein schwarzes Büschel unter die Nase. „Sind das etwa Katzenhaare?“, kreischte die junge Frau. „Dutch, das kann nicht dein Scheiß ernst sein?!“ Der Angesprochene zog in aller Ruhe an seiner Zigarette.  Jedem anderen wäre es kalt dem Rücken heruntergelaufen. Er aber war die Ausbrüche seiner Mitarbeiterin gewöhnt. Der Rest der Crew versuchte indes sich möglichst unauffällig zu verhalten. Keiner wollte das Ziel von Revys ungebremsten Zorn werden. „Es ist mein Ernst“, stellte er schlicht fest. „Hatschiii!“ Revy rieb sich die mittlerweile geröteten Augen. „Ich bin allergisch gegen diese Mistviecher! Das weißt du ganz genau!“ „Du bist aber nicht allergisch gegen die Kohle, die dieser Auftrag bringt.“ „Sind wir so tief gesunken, dass wir jetzt Tiertransporte machen müssen? Was ist aus Waffen und Drogen geworden? Schwarzgeld? Schmuggelware?“ „Es ist Schmuggelware. Sonst würden kaum mehrere tausend Dollar für uns dabei rausschauen.“ „Nicht. Dein. Scheiß. Ernst!“ „Entweder du steigst hier aus, schwimmst zurück und lässt die Kohle sausen oder du benimmst dich zur Abwechslung wie eine Erwachsene, machst deinen Job und kriegst einen netten kleinen Bonus. Die Entscheidung liegt bei dir.“ Mit einem frustrierten Stöhnen machte sich die junge Frau auf den Weg an Deck. „Sie wird doch nicht wirklich zurückschwimmen wollen?“, fragte Benny, der aus seiner Schreckstarre erwacht war. „Merkst du spätestens, wenn es platscht.“                                                                                                 *     „Willst du nicht wieder rein kommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier oben besser ist? Du holst dir noch den Tod.“ Rock war seiner Kameradin nach einigen Minuten auf das Deck gefolgt. In der Hoffnung, dass der Regen ihr Gemüt gekühlt und die feuchte Luft ihre Atemwege befreit hatte. Revy war bereits vollkommen durchnässt. Dicke Tropfen liefen ihr über das Gesicht. „Da sind überall Haare. Überall! Ich überlebe das nicht!“, stöhnte die Rothaarige. Ihr Begleiter hatte sich damit abgefunden ihr persönlicher Kummerkasten zu sein. Im Stillen überlegte er seinen Boss ebenfalls nach einem Bonus zu fragen. Das waren verschärfte Arbeitsbedingungen. „Hätten sie die Viecher nicht wenigstens vorher rasieren können?“ „Eigentlich sind es nicht die Haare auf die man allergisch reagiert. Es ist der Speichel. Und Dutch sagt, es ist nur eine Katze.“ „Oh, Mister Streber ist jetzt auch noch unter die Tierexperten gegangen.“ Rock bereute es bereits, etwas gesagt zu haben.                                                                                                 *     Am frühen Abend näherte sich die Lagoon ihrem Ziel. Eine abgelegene Bucht, die auf keiner Touristenkarte der Insel verzeichnet war. Wer sich hier traf, machte keinen Urlaub, sondern Geschäfte.   „Schwing deinen Hintern hier runter und hilf uns die Kiste hochzutragen, Prinzessin.“ Es waren einige Stunden vergangen. Diese Zeit hatte nicht dazu beigetragen Revy Laune zu verbessern. Sie hatte Unterschlupf unter dem umgedrehten Beiboot gefunden. Doch wirklich trocken war diese Unterbringung nicht. Nichts konnte den Monsun davon abhalten, einen zu durchnässen, außer einem stabilen Dach über dem Kopf. „Du kannst mich mal. Ihr werdet es doch wohl schaffen, eine verdammte Katze an Deck zu bringen!“ „Letzte Warnung Revy!“ Fluchend, und nicht ohne dem Beiboot noch einen kräftigen Tritt zu verpassen machte sich die Angesprochene auf den Weg unter Deck. „Wenigstens sind wir das Mistviech dann los.“   Schon während sie sich auf den Weg in den Lagerraum machte, begann das Niesen erneut. Missgelaunt stieß sie die Tür zum Lager auf. „Oh mein Go…. Hatschiii! DAS ist die Katze?!“ „Willst du jetzt probieren sie zu rasieren?“ Rock grinste. Er hatte sich die Fracht der Lagoon schon vor einiger Zeit angesehen. Er war genauso erstaunt gewesen, wie seine Partnerin es in diesem Moment war. Ein massiver Stahlkäfig besetzte das Zentrum des Raums. Er war allseitig geschlossen. Nur an der Tür befanden sich einige kleine Luftlöcher. Zwischen diesen blitzen zwei gelbe Augen hervor. Größer, als die jeder Katze, die Revy in ihrem Leben gesehen hatte.   „Klar jetzt, warum wir dieses Tier verschiffen?“ „Heilige Scheiße, da muss jemand aber große Ratten haben, wenn er dieses Biest haben will.“ „Hier, heb mal mit an!“. Die Männer begannen den Käfig mit dem seltenen Inhalt an den dafür angebrachten Metallstangen hochzuheben. Schniefend unterstützte Revy ihre Kollegen. Der schwarze Panther beobachtete die Menschen. Seine großen Augen waren weit geöffnet und seine Schwanzspitze zuckte nervös, als sich sein Unterschlupf ruckelnd in Bewegung setze. Ein goldenes Lederband war um seinen Hals geschlungen. Doch auch dieses Schmuckstück ließ ihn nicht wie ein Haustier aussehen. Das Wilde in seinem Blick war deutlich zu sehen. „Hatschiii!“ Fauchend fuhr die Katze in Richtung der niesenden Revy. „Du bist schuld daran. Also leb damit du übergroßes Miezekätzchen!“, fauchte die junge Frau zurück. „Ich hoffe du bist für irgendein Schlitzauge, das Potenzprobleme hat! „Hatschiii!“ „Angeblich ist der abgerichtet wie ein Wachhund. Der wird sicher nicht gegessen. Und jetzt hör auf die Fracht  anzuniesen!“ „Ich niese an was ich will und wann ich will!“ Die Laune der Allergikerin wurde nicht besser, als sie die schwere Last über vom Regen glitschig gewordene Holzplanken an Land schleppten. Sie war zwar schon nass, doch ein unfreiwilliges Bad stand nicht auf ihrer To-Do-Liste. Außerdem würde Dutch sie umbringen, wenn sie die wertvolle Fracht ins Wasser fallen lassen würde. „Wie habt ihr das Teil überhaupt zu zweit aufs Boot bekommen?“, fragte Rock stöhnend an ihrer Seite. „Wir hatten Unterstützung vom Lieferanten, nachdem ihr erst so spät aufgetaucht seid.“ „Nicht meine Schuld, Boss, wenn R…“ „Ach halt die Klappe, du warst genauso zu spät…“ „Reißt euch zusammen. Ich glaube wir bekommen gerade Besuch! Und ich glaube nicht, dass das unsere Kunden sind!“ Alarmiert durch Dutchs Ruf stoppte das Geplänkel. Tatsächlich näherte sich eine Gruppe von Männern, die ganz und gar nicht danach aussahen, als wären sie mit friedlicher Absicht gekommen. Es gelang der Crew der Lagoon noch den Pantherkäfig an Land zu bekommen, bevor sie von den ersten Schüssen begrüßt wurden. Dutch und Benny konnten sich hinter einem Felsen in Sicherheit bringen. Rock und Revy mussten notgedrungen hinter der Metallbox in Deckung gehen. „Verdammte Scheiße! Woher wissen die, dass wir hier sind?“ „Entweder sie haben den Kunden abgehört, oder es sind die Kunden, aber sie wollen nicht zahlen“. „Das war eine retourische Frage, du Idiot.“ „Du meinst rethorisch.“ „Willst du, dass ich dich töte, oder soll ich das denen überlassen?“ Mit jahrelang perfektionierten Bewegungen griff Revy nach ihren Pistolen. Sie beugte sich über die Kante des Käfigs um das Feuer zu erwidern. Doch statt dem gewohnten lauten Knallen, gab es nur ein leises Klicken. Während Dutch und Benny von ihrer Position immer wieder auftauchen und zurückschießen konnten, waren sie schutzlos. „Verdammt!“, mit einem Schrei verstaute sie ihre Waffen wieder und verschwand erneut in der Deckung, die der Käfig bot. „Die sind vollkommen durchnässt. Jetzt irgendwelche Ideen, Mister Besserwisser?“, wandte sie sich an Rock. „Lass mir einen Moment Zeit zum Nachdenken!“, antwortete dieser. Unterdessen tobte der Panther. Das schwarze Tier war außer sich. Zwar drangen die Kugeln nicht bis zu ihm in das Innere des Stahlkäfigs vor, doch der Lärm tat seinen empfindlichen Ohren weh. Wütend warf es sich gegen das Metall, das ihn umgab. Das Geräusch scharfer Krallen, die über Stahl gezogen wurden, mischte sich unter die Schüsse. „Revy, kannst du Dutch und Benny von deiner Seite aus sehen?“ „Ja!“ Rock spähte an seiner Seite hinter dem Käfig hervor. „Kannst du ihnen von hier aus Zeichen geben?“ „Ja!“   „Die Typen sehen so aus, als würden sie herkommen wollen. Geben wir ihnen das, was sie haben wollen.“ Revy zerrte ihn wieder hinter den Käfig. „Wie meinst du das?“ „Lass den Panther raus.“ „Und wer sagt uns, dass sie den nicht einfach abknallen und danach uns?“ „Ich glaube nicht, dass uns hier einfach so jemand auflauern würde. Was würde das für einen Sinn machen? Die wollen unsere Fracht und höchstwahrscheinlich wollen sie sie lebend. Gib den anderen ein Zeichen, dass sie so tun sollen, als ob sie keine Munition mehr hätten. Dann werden die Typen näher kommen.“ „Und dann das Miezekätzchen raus lassen?“, Revys Augenbraue wanderte fragend in die Höhe. „Genau, schlechtesten Fall sind sie für einen Moment abgelenkt und wir können uns auch hinter den Felsen verschanzen. Von dort aus kommen wir weg.“ Revy nickte. Bis jetzt hatten Rocks Pläne ihnen immer noch den Hintern gerettet. Sie war bereit es auch dieses Mal mit seinen Ideen zu versuchen. Sie gab Dutch das Zeichen. Auch aus seiner Richtung war nun das Geräusch einer leeren Waffe zu hören. Doch er hatte noch genügend Magazine um wieder eingreifen zu können, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war. „Dutch hat gesagt, dass du abgerichtet bist“, flüsterte Revy  dem Panther zu als sie den ersten der drei Riegel, die die Käfigtür geschlossen hielten, öffnete. „Mal sehen ob du wirklich zu etwas zu gebrauchen bist.“ Wie metallischer Regen prallte der Kugelhagel gegen die Box. Ein Projektil schlug nur wenige Zentimeter von ihrer Hand entfernt ein. Wie Rock gesagt hatte, kamen die Gegner näher. Auch der zweite Riegel war schnell geöffnet. Als sie sich an dem Dritten zu schaffen machte, musste sie jedoch feststellen, dass er sich verkeilt hatte. „Beeil dich“, zischte Rock ihr zu. „Die sind höchstens 5 Meter entfernt!“ Immer noch prasselte Kugelhagel auf die Box. Immer wieder folgen Projektile nur knapp an den beiden vorbei. Der Panther wurde in seinem Gefängnis immer wilder. Wieder und wieder warf er sich gegen das Metall. „4 Meter!“ Revy versuchte immer noch den Riegel zu lösen, als ein Geschoss ihre Hand streifte. Mit einem Schrei ließ sie den Verschluss des Käfigs los. „Verdammt!“ Sie warf nur einen kurzen Blick auf die Verletzung. Mit dieser Hand würde sie es nicht mehr schaffen. Sie hatte nur noch eine Chance die Box zu öffnen. Mit einem gezielten Tritt ging sie das Risiko ein erneut angeschossen zu werden. Doch als ihr Stiefel gegen den Riegel knallte, wusste sie, dass es funktioniert hatte. Der Riegel sprang aus seiner Verankerung. Beim nächsten Sprung der Katze gegen den Käfig, ging die Tür auf. Und die Hölle brach los. Sofort stürzte sich das Tier auf einen der Angreifer. Dieser ging stöhnend zu Boden. Sein Maschinengewehr, nun außer Kontrolle, traf einen seiner Mitstreiter. Was dann geschah konnte keiner der Lagooncrew sehen. Doch die Geräusche sprachen eine eindeutige Sprache. Dutch kam hinter dem Felsen hervor und beendete den Angriff.                                                                                                     *   "Geniale Idee!", jubelte Revy, während sie sicher stellte, dass die Gegner keine Gefahr mehr darstellten. "Sehr gut gemacht, Rock!", stimmte Benny ihr zu. "Es war das einzige, das mir eingefallen ist. War ein Glückstreffer." "Hat ja ganz gut funktioniert", warf Dutch ein. "Aber wie fangen wir das Vieh jetzt wieder ein?"           Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)