Liebe, Hass, Familie, Freundschaft und andere Katastrophen von Yuri91 (Aus dem abenteuerlichem Leben von Sakura und Sasuke) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 - Schulfest (Part 2) ------------------------------------------- Es war 15:17 Uhr, als Sakura das Kellnerinnenkostüm gegen ihre Schuluniform getauscht hatte. Sie war froh. Die Beine taten ihr vom vielen gehen und stehen weh. In den Wangen würde sie morgen sicherlich einen Muskelkater haben. So oft und so lange hatte sie noch nie ein Dauergrinsen aufgesetzt gehabt. Aber das Café lief bislang wirklich gut. Ob es jetzt auch so weitergehen würde, wo Sasukes Schicht vorbei war? Dafür würde Naruto nun einspringen. Ino war noch in der Parallelklasse. Bald würde auch ihre Schicht anfangen. Sakura dagegen musste später beim Aufräumen helfen. Wenn Ino aber schon so lange weg war, ließ es darauf schließen, dass es bei ihr gut lief. Zumindest hoffte Sakura das. „Fertig?“ Bei Sasukes tiefem Bass, rann ein wohliger Schauer über Sakuras Rücken. Mit einem strahlenden Lächeln drehte sie sich um. Sie war voller Vorfreude auf das heutige Date. „Ja, wir können los“, sagte Sakura gut gelaunt, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass Sasuke nicht ganz so begeistert dreinsah wie sie sich fühlte. Im Gegenteil, er sah so aus wie immer in der Schule. Die Mundwinkel waren leicht nach unten gezogen und in den Augen einen Ausdruck, der besagte „Mir ist alles egal.“ „Ähm, wo willst du zuerst hin?“ fragte Sakura ihn und hoffte, dass würde sich schnell wieder geben. „Mir egal“, war die knappe Antwort. „Wie wäre es, wenn wir uns etwas zu Essen besorgen? Ich habe Kohldampf! Immer nur Essen servieren, aber selbst nichts davon bekommen. Schrecklich.“ Zustimmend nickte Sasuke. Während sie gemeinsam das Klassenzimmer verließen, achtete niemand groß auf sie. Jeder war mit seiner Arbeit beschäftigt. Die Schulflure waren so voll wie nie. Viele Schüler, auch aus anderen Schulen, drängten sich den schmalen Weg entlang. Da fielen sie auch nicht besonders auf. Erleichtert atmete Sakura auf, als sie die Enge der Schule verließen und die freie Fläche des Schulhofes betraten. Gut das auch heute das Wetter wieder herrlich war. Sonne pur. Heute Abend aber sollte es gewittern. Gemeinsam schlenderten sie über den Platz. Im Gegensatz zu gestern war Sasuke heute ziemlich schweigsam. Vielleicht lag es ja am Café. Während Sakura sich nur mit einem Verehrer herumschlagen musste, war Sasuke von ihnen regelrecht überrannt worden. „Es war ziemlich anstrengend gewesen. Viel mehr, als ich mir vorgestellt hatte“, begann Sakura die Unterhaltung, woraufhin sie von Sasuke nur ein undefinierbares „hmpf“ als Antwort erhielt. Hm, das hier verlief nicht so wie sie es sich letzte Nacht vorgestellt hatte. Aber gut, Sasuke war sicherlich erschöpft, redete sich Sakura ein. Während sie an den verschiedenen Essständen vorbei kamen, begann ihr Magen zu knurren. Yakisoba, Okonomiyaki, Takoyaki, Ramen und Läden mit Süßigkeiten, wie Dango. Die Gerüche überlagerten sich, wurden zu einer Kakophonie der Aromen. Am liebsten würde sie in alles einmal reinbeißen. Doch sie würde sich entscheiden müssen. Die Preise waren alle nicht zu missachten. Schulfeste waren immer sehr teuer. „Wie wäre es mit Takoyaki?“ schlug Sasuke vor und Erleichterung durchflutete Sakura. Endlich auch mal eine normale Reaktion des Uchihas. Zustimmend lächelte sie ihn an. Gemeinsam stellten sie sich bei der Warteschlange an. Dabei wurden ihnen zig Blicke zugeworfen. Gut, hauptsächlich waren es verträumte, schmachtenden Blicke an Sasuke. Daran würde sich Sakura in Zukunft wohl gewöhnen müssen. Als sie endlich an der Reihe waren, bezahlte Sasuke zu ihrer Überraschung alles. „Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen.“ „Wenn du irgendwelche Süßigkeiten oder Firlefanz kaufen willst, musst du das selbst zahlen. So nett bin ich nicht.“ Augenblicklich musste Sakura lächeln. Na ging doch! Die nächsten Minuten schlenderten sie nebeneinander auf dem Schulgelände her. Den Großteil der Zeit redete Sakura, aber es störte sie nicht. Sie erzählte ihm von Akira und das er heute mehrfach ins Café gekommen war. Dann jedoch geschah etwas, womit die Rosahaarige nicht gerechnet hatte. Kurz verschwand sie auf die Toilette und als sie zurückkam, war Sasuke in einem Gespräch verwickelt, mit dem hübschesten Mädchen, dass Sakura je gesehen hatte. Megumi. Ihr langes, schwarzes Haar reichte ihr bis zu der Hüfte. Sie trug ein weißes, langes Kleid, das ihre zierliche Figur – trotzdem hatte sie mehr Oberweite als Sakura und das fuchste sie!- gut zur Geltung brachte. Mit Make-up war ihr Gesicht unnatürlich weiß geschminkt worden. Sie war wohl Teil des Horrorhauses. Was sollte sie jetzt tun? Sakura war sich nicht sicher. Einfach zu Sasuke gehen, sich bei ihm einhaken und lächeln? Das würde sie gerne tun und wenn sie selbstbewusster wäre, hätte sie es auch getan. Doch in Situationen wie diesen neigte Sakura dazu eher so zu sein wie Hinata statt Ino. Unschlüssig stand sie also vor den Toiletten, sah sich um und dachte angestrengt nach. Es gefiel ihr nicht, wie Megumi andauernd lachte und lächelte. Worüber unterhielten sie sich? Viel schlimmer war noch, dass auch Sasuke ab und an lächelte. In diesen paar Minuten, die sich die Zwei nun unterhielten, redete Sasuke mehr als den ganzen Tag mit ihr! Die Eifersucht in Sakura jedoch kochte über, als Megumi ihre schlanke Hand auf seinen Arm legte. Und Sasuke tat nichts. Er zog seinen Arm nicht weg. Im Gegenteil. Was sollte das denn jetzt? Ehe sich Sakura versah, war sie auch schon zu den Zweien gegangen. Lächelnd stellte sie sich neben Sasuke und begrüßte Megumi. Verdammt, aus der Nähe sah sie sogar noch viel besser aus, trotz der unnatürlichen Schminke! Und mit so jemandem musste Sakura konkurrieren. Super. Da konnte sie ja nur verlieren. „Hallo“, begrüßte Megumi sie kurz, wandte sich aber wieder direkt Sasuke zu. Ihre Hand ruhte noch immer auf seinem Arm. „Du musst unbedingt zum Horrorhaus kommen. Wenn du es bis zum Ende schaffst, kannst du dir bei mir eine Belohnung abholen kommen.“ „Du bist also der Geist am Ende?“ „Ja. Aber nicht jeder packt das. Wir geben uns wirklich Mühe.“ „Deswegen die Belohnung?“ „Nun ja, die bekommt nicht jeder.“ „Und ich würde sie bekommen?“ „Wie gesagt, wenn du es bis zum Ende schaffst. Lass dich überraschen.“ Das hier war mehr als nur eine nette Unterhaltung. Flirterei in Perfektion! Inzwischen kochte Sakura vor Eifersucht. „Sasuke, wollen wir dann mal weiter?“ mischte sich Sakura ein und erntete dafür nur einen kurzen, abschätzigen Blick. „Wer ist das eigentlich?“ „Die Tochter von Vaters Freundin.“ Bitte was?  Da stimmte zwar, aber Sakura war auch zufälligerweise Sasukes Date. Warum verhielt er sich nicht so? Die Angst war zurück. Sasukes schämte sich und wollte nicht mit ihr zusammen gesehen werden. Das musste es sein. Während Sasuke und Megumi ihre Unterhaltung fortsetzte, musste Sakura mit ihren Tränen kämpfen. Da sowieso niemand auf sich achtete, ging sie schweren Herzens weg. Zurück zur Toilette, wo sie in der Tat die Tränen zurückhalten musste. Verdammte Scheiße! So hatte sich Sakura das nicht vorgestellt gehabt. Das war der schlimmste Tag in ihrem Leben! Besser sie ging zu Ino und machte sich mit ihr einen schönen Tag. Vorausgesetzt nur, dass diese nicht längst mit Sai ein Paar war. „Sakura, bist du da drin?“ Bei Sasukes Stimme zuckte ihr Kopf abrupt in die Höhe. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass sie noch ganz passabel aussah. Gut, dass sie den Kampf mit den Tränen nicht verloren hatte. „Was?“ meinte Sakura etwas zickig, als sie wieder aus dem Bad kam. „Hättest du nicht was sagen können? Ich habe auf dich gewartet“, gab Sasuke ungehalten zurück. Von Megumi keine Spur zu sehen. Wenigstens etwas. „Also ob dir meine Abwesenheit aufgefallen wäre“, murmelte sie schlecht gelaunt. Immerhin hatte Sakura fast zehn Minuten auf dem Klodeckel gesessen und da war er nicht aufgetaucht. „Willst du jetzt noch was machen oder nicht?“ fragte der Uchiha etwas genervt. Als ob seine schlechte Laune ihre Schuld sei. Am liebsten hätte Sakura ihm gesagt, er solle einfach verschwinden und sie in Ruhe lassen. Dennoch tat sie es nicht, denn sie wollte auch nicht, dass ihr erstes Date in einem Streit endete. Vielleicht würde es ja noch ganz schön werden. „Ja. Wo wollen wir hin?“ „Zum Horrorhaus.“ „Okay“, stimmte Sakura zu. Hätte sie doch besser aufgepasst. Sie hatte ganz vergessen, dass Megumi dort war. Und das diese auch Sasuke eingeladen hatte. Kaum das sie dort angekommen waren, tauchte Neji vor ihnen auf. Er blickte ziemlich angepisst drein. „Wollt ihr euch auch über mich lustig machen? Naruto hat schon genug genervt.“ „Nein, eigentlich nicht“, meinte Sasuke und Sakura war sich sicher, dass er nach Megumi Ausschau hielt. „Du siehst nicht schlecht aus“, meinte sie und es stimmte auch. Der dunkle Anzug mit dem blutroten Cape und das blasse Make-up standen Neji gut. Das künstliche Blut, das ihm von seinen ebenfalls künstlichen Fangzähnen tropfte, sah zwar ein wenig kitschig aus, aber das war nicht allzu schlimm, fand Sakura. Bei Sakuras Kommentar allerdings schnaubte Sasuke abfällig. „Wollt ihr jetzt rein kommen oder lasst ihr es bleiben?“ fragte der Hyuuga und blickte zur Uhr über der Tür. „Noch eine Stunde“, murmelte, während Sasuke einfach an ihm vorbei ging. Schulterzuckend folgte Sakura ihm. Doch kaum waren sie in das verdunkelte Klassenzimmer getreten, verlor sie den Uchiha auch schon aus den Augen. Zu schnell war er voran gegangen und hatte nicht auf sie gewartet. „Sasuke?“ fragte sie und sah sich eilig um. „Mist, wo bist du?“ „Ich bin hier. Ist ja super. Du bist echt gekommen.“ Bei diesen Worten drehte sich Sakura schnell um. Akira stand hinter ihr. Trotz der Dunkelheit konnte sie sein breites, schleimiges Grinsen ausmachen. „Was machst du denn hier?“ „Ach, Sakura, tu doch nicht so. Ich weiß doch, dass du ein Date mit mir haben willst. Deine Schüchternheit ist echt süß, aber jetzt nicht mehr angebracht.“ Verwirrt blickte die Rosahaarige drein. Was geschah hier gerade? Ehe sie sich versah, griff Akira nach ihrer Hand und zog sie aus dem Klassenzimmer. Neji am Eingang war gerade damit beschäftigt zwei Mädels abzuwimmeln, die unbedingt ein Selfie mit ihm machen wollten und bemerkte sie daher nicht. „Akira, warte mal“, meinte Sakura. Sie wollte sich seines Griffs entziehen, aber der schlaksige Junge war wirklich verdammt stark. Und so zog er sie durch die vollen Gänge. „Wir werden so viel unternehmen. Eigentlich bist du ja nicht mein Typ. Deine Haare sind ziemlich schräg, aber die kannst du ja wieder schwarz färben. Ich steh eher auf natürliche Mädchen. Deine Schüchternheit ist aber echt süß.“ „Stopp!“ Bei Sakuras energischen Aussage blieb Akira endlich stehen. Er blickte verwirrt drein, doch loslassen tat er sie nicht. Die Schüler um sie herum blickten sie schräg von der Seite an, aber das war Sakura egal. Sie wollte nur wieder zurück. Der heutige Tag war wirklich der Schlimmste! „Ah, verstehe“, meinte Akira da, allerdings bezweifelte sie das. Sein schleimiges Grinsen kehrte zurück. Er trat einen Schritt auf sie zu, sah sie vielsagend an. „Wenn du unbedingt mit mir alleine sein willst“, flüsterte er ihr zu, „dann musst du es nur sagen.“ Angewidert verzog Sakura das Gesicht, versuchte Abstand zu ihm bekommen. Leider ohne Erfolg. Plötzlich tauchte Yuna neben ihnen auf, meinte nur: „Ach, Akira ist dein Date. Viel Spaß“ und verschwand auch schon wieder. Jetzt wurde es Sakura zu viel. Ihr egal was für Konsequenzen es haben würde, sie würde Akira jetzt eine verpassen und dann… So weit kam Sakura mit ihrem Gedankenspiel nicht. Plötzlich spürte sie eine starke Hand auf ihrer Schulter, während Akira große Augen bekam. „Du solltest Sakura jetzt in Ruhe lassen.“ Bei Sasukes grollendem Bass rann ihr wieder ein Schauer über den Rücken. Er war hier! Sasuke hatte sie doch nicht vergessen! „U-und wer sagt das? D-du?“ Nun, Mumm schien Akira zu haben, das musste Sakura ihm lassen. Nur schien er nicht zu wissen, wann es angebracht war, den Mund zu halten. Inzwischen waren sämtliche Gespräche auf dem Flur verstummt. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. So viel Aufmerksamkeit war Sakura nicht gewohnt und es gefiel ihr auch nicht besonders. Dennoch verdrängte sie diese Gedanken für den Moment. Akiras Griff um ihr Handgelenk wurde fester. „Ja, das sage ich.“ „Ich habe ein Date mit ihr. Also lass uns in Ruhe.“ So selbstbewusst wie möglich baute sich Akira auf, doch in seinen Augen war die Wahrheit zu erkennen. Die Unsicherheit und auch ein wenig Angst spiegelten sich darin wider. „Das wüsste ich. Immerhin hat Sakura ein Date mit mir. Und jetzt lass sie los.“ Das war ein Befehl, keine Bitte. Sie selbst war froh, gerade mit dem Rücken zu Sasuke zu stehen. Sicherlich bot er gerade einen angsteinflößenden Anblick. Seiner Stimme nach zu urteilen auf jeden Fall. Gleichzeitig freute sich Sakura darüber, dass er in aller Öffentlichkeit zu ihr stand. „Sie hat ein Date mit mir“, bestand Akira und jetzt wusste sie, dass der Junge vor ihr an ziemlicher Selbstüberschätzung litt. Sakura versuchte erneut sich seines Griffes zu entziehen, doch er hielt sie weiter eisern fest. „Akira, lass los“, meinte sie nun auch, doch die beiden Männer schienen sie nicht zu bemerken. Stattdessen lieferten sie sich ein Blickduell, bei dem Sakura verwundert war, wie Akira diesem einschüchternden Blick so lange erwidern konnte. „Letzte Warnung. Los lassen oder…“ „Oder was?“ gab Akira zickig klingend von sich. Man war der dumm, schoss es Sakura durch den Kopf. Dann jedoch tat er etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Er zog an ihrem Arm. Sasukes Hand an ihrer Schulter verschwand und sie flog auf Akira zu, knallte gegen ihn. „Jetzt reicht’s“, war alles, was Sasuke als Warnung von sich gab. Dann hatte er auch schon Sakuras anderen, freien Arm ergriffen. Es war zwar nicht sonderlich sanft, aber Sasukes Oberkörper an ihrem Rücken zu spüren war deutlich angenehmer, als dem schleimigen Akira nah zu sein. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass Sasuke Akira einen Faustschlag mitten ins Gesicht verpasste. Mit großen Augen und offenen Mund blickte Sakura ihn geschockt an. War Sasuke gerade wirklich handgreiflich geworden? Wegen ihr? Wenigstens ließ Akira jetzt ihren anderen Arm los und griff sich unter Jaulen an die Nase. Sasuke bedachte ihn noch mit einem tödlichen Blick und zog Sakura dann mit sich. Während die umstehenden Schüler augenblicklich zu tuschen begannen und Vermutungen anstellten, kümmerte sich niemand um Akira. Sasuke zog sie weiterhin durch den Schulflur nach draußen. Auf dem Weg dorthin machte jeder ihnen Platz. Sasukes Blick war noch immer ziemlich einschüchternd. Etwas außer Atem, mit schnell schlagendem Herzen, sah Sakura zu dem Uchiha auf, als dieser auf dem Schulhof, etwas abseits unter einem Baum, angehalten hatte. Schweigend standen sie da. Sakura wusste nicht, was sie tun sollte. Wie reagierte man denn nach einer solchen Aktion angebracht? „Alles okay? Tut deine Hand weh?“ Für diese Frage erntete die Rosahaarige eine hochgezogene Augenbraue. Sein Blick war noch immer recht finster. Dabei war die Frage doch wohl angebracht gewesen. „Okay“, meinte Sakura daher und die Sekunden zogen sich in die Stille. In ihr herrschte ein Chaos. Einerseits war sie gerührt, dass Sasuke wegen ihr eifersüchtig gewesen war, aber er hatte es schon etwas übertrieben. Außerdem hatte er sich vorher ziemlich arschig verhalten, als er mit Megumi geflirtet und sie selbst gänzlich ignoriert hatte. Wie also sollte sie nun reagieren? „Warum bist du mit dem Typen mitgegangen?“ fragte Sasuke da und seine Stimme klang noch immer rau vor unterdrückter Wut. „Ich? Der hat mich einfach mitgezogen. Und du bist ja auf einmal verschwunden. Wahrscheinlich warst du bei Megumi“, ließ nun auch Sakura ihre Eifersucht und Frust raus. Wenn er das konnte, konnte sie das auch. „Ich war nicht bei Megumi. Wie kommst du auf diese Idee?“ Ungläubig sah Sakura den Uchiha. War er so blöd oder tat er nur so? „Bitte? Du hast dich doch mit ihr stundenlang unterhalten, kaum dass ich dich eine Sekunde aus den Augen lasse.“ „Wir haben nur geredet.“ „Tz“, abfällig schnaufte sie wie Sasuke es sonst tat. „Du hat mit ihr geflirtet. Aber so was von.“ Mit überzogen piepsiger Stimme äffte Sakura Sasuke und seine Ex-Freundin nach. „Wenn du es bis zum Ende schaffst, bekommst du eine Belohnung.“ Mit tieferer Stimme fuhr sie mit Sasukes Part fort: „Was denn für eine? - Das siehst du dann. - Nur für mich? - Oh ja.“ „Sei nicht albern“, meinte Sasuke und klang eingeschnappt. Sakura dafür schenkte ihm eine hochgezogene Augenbraue. „Du hast mir doch vorher von Akira erzählt, wie er mit dir im Café als geflirtet hat. Und das ist mir nicht entgangen, wie oft er vorbei gekommen ist, um sich von dir bedienen zu lassen.“ Oh ha, da drückte also der Schuh. Sasuke war schon seit heute Vormittag eifersüchtig. Irgendwie freute sie das, aber jetzt würde Sakura nicht klein bei geben. „Wenn du richtig zugehört hättest, dann wüsstest du, dass ich mich über ihn aufgeregt habe. Denkst du wirklich, ich wäre freiwillig mit ihm gegangen?“ „Wer weiß? Vielleicht hätte ich dich ja mit ihm gehen lassen sollen.“ „Du bist so ein Arsch, Sasuke Uchiha. Dann geh doch zurück zu deiner obertollen, hübschen Megumi!“ Auf dem Absatz machte Sakura kehrt, stampfte davon. Einfach nur weg von Sasuke. Die Tränen brannten hinter ihren Augenlidern. Sie wusste nicht, wohin sie ging. Es war ihr egal, dass sie andere Schüler anrempelte. Irgendwann bemerkte Sakura am Rande, dass sie das Schulgelände längst verlassen hatte. Die Tränen rannen ihr inzwischen ungehemmt über das Gesicht. In einer Seitengasse ließ sich Sakura einfach auf den Boden nieder. Die kühle Wand der Mauer, an die sie sich lehnte, ließ sie frösteln. Wie lange sie hier auf dem Boden saß und weinte, wusste sie nicht. Mehrfach hatte ihr Handy geklingelt, doch Sakura war  nicht dran gegangen. Auf dem Display sah sie die unbeantworteten Anrufe von Ino, Hinata, Naruto, Sasuke und sogar Neji und Itachi. Es war ihr egal. Jetzt wollte Sakura nur alleine sein. Für sich. Was hatte sie denn nur geglaubt? Als ob sie das mit Sasuke hinbekommen würde. Eine Beziehung mit dem Uchiha war unmöglich. Er sah viel zu gut aus. Die Frauen standen Schlange bei ihm. Sie dagegen war viel zu unscheinbar. Kein Vergleich mit Megumi, die eindeutig noch Gefühle für Sasuke hegte. Außerdem konnte doch keine Beziehung funktionieren, wenn Sakura bei jedem Kerl eifersüchtig wurde, mit dem Sakura ein Wort wechselte. Wenn sie sich genauso verhielt, dann wäre sie damit ziemlich beschäftigt. Es war egal, dass sie sich in den letzten Wochen besser verstanden. Es war egal, dass da eine Chemie zwischen ihnen bestand. Nur weil es körperlich zwischen ihnen passte, hieß das nicht, dass damit der Grundbaustein für eine Beziehung gelegt war. Im Gegenteil. Wie stand es so schön in der Bibel geschrieben, man solle sein Haus nicht auf Sand bauen. Und diese Beziehung würde so was von auf einem unterspülten, sandigen Grund gebaut sein. Nein, da war es schon besser, dass Sakura es so auf die harte Tour gelernt hatte. Kurz und schmerzlos. Okay, nicht gerade schmerzlos, aber das würde auch noch vergehen. Bislang war niemand an einem gebrochenen Herz gestorben. Das erste Donnergrollen bemerkte Sakura nicht. Das zweite dagegen war bereits näher und daher deutlich lauter. Mit verweintem Gesicht blickte sie nach oben in den grauen Himmel. Das Gewitter kam wohl doch früher als angekündigt. Es dauerte nicht lange, dann begann es zu regnen. Nicht nur ein bisschen. Es war ein Platzregen. Hart und schnell fielen die Tropfen zur Erde. In Sekundenschnelle war Sakura bis auf die Knochen durchnässt. Na, so fiel wenigstens nicht auf, dass sie komplett verheult war. Vielleicht sollte sie sich langsam auf den Heimweg machen. Dann würde sie früher oder später jedoch auf Sasuke treffen und den wollte sie jetzt beim besten Willen nicht sehen. Das Schicksal allerdings schien einen anderen Plan zu haben. „Hier bist du. Endlich habe ich dich gefunden!“ Die Erleichterung schwang deutlich in Sasukes Stimme mit. Sie stand ihm auch ins Gesicht geschrieben, als er sich, selbst völlig durchnässt, neben Sakura niederließ. Seine Hände griffen nach ihren Armen. „Verdammt, warum bist du nicht an dein Handy gegangen?“ „Lass mich“, fuhr Sakura ihn jedoch nur an und verzog sich seinem Griff zu entziehen. Im Sitzen war es aber nicht sonderlich einfach. „Sakura, verdammt, tu so was nie wieder!“ „Warum? Kann dir doch egal sein!“ ließ Sakura den letzten Rest Wut aus sich raus. Sie hatte so lange geweint, sie fühlte sich einfach nur noch leer. „Das ist mir nicht egal“, schnauzte Sasuke sie nun an. „Du bist mir nicht egal.“ Ein leises Schnauben war alles, was Sakura zustande brachte. Das Wasser tropfte von Sasukes Haaren. Sein durchnässtes, weißes Hemd klebte ihm an der Brust. Selbst jetzt sah er noch gut aus. Wie ungerecht. „Verdammt, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Ich war einfach eifersüchtig.“ „Und deswegen ignorierst du mich? Tust mir mit Absicht weh?“ Sakura hasste sich dafür, dass ihre Stimme eher kläglich und mitleidig klang. „Ich sagte doch, ich habe Scheiße gebaut. Es tut mir Leid.“ Sasuke klang zwar zerknirscht, aber dennoch ging es Sakura dadurch nicht besser. „Und was bringt mir das?“ „Was…“ Schwer seufzend ließ sich Sasuke neben ihr auf dem nassen Boden nieder. Es war ja eh egal. Sie waren beide schon durchnässt. „Du wirst noch krank.“ Sakura reagierte nicht. Es kümmerte sie nicht. „Komm schon, ignorier mich nicht“, bat Sasuke sie. „Dann weißt du ja jetzt, wie beschissen ich mich gefühlt habe!“ explodierte Sakura nun doch, „als du damit beschäftigt warst deiner Ex schöne Augen zu  machen! Oder als du alles getan hast, damit niemand merkt, damit wir zusammen unterwegs waren!“ „Ich war eifersüchtig!“ sagte Sasuke erneut als Entschuldigung. Als ob das alles besser machen würde. „Verdammt, Sakura, da läuft nichts zwischen Megumi und mir. Und ich habe nicht so getan, als wären wir nicht zusammen unterwegs.“ „Und das soll ich dir glauben?“ „Ja! Ich zeige Gefühle nun mal nicht so sehr in der Öffentlichkeit!“ Gut, das passte irgendwie zu Sasuke, aber weh hatte es trotzdem getan. „Und Megumi?“ hakte Sakura bei diesem Thema weiter nach. „Sie hat mich damals betrogen! Mit ihr würde ich niemals wieder was anfangen!“ Damit hatte Sakura nicht gerechnet. Megumi hatte Sasuke betrogen? Wer kommt denn auf die Idee ausgerechnet Sasuke zu betrügen? Der Uchiha bemerkte ihren überraschten Gesichtsausdruck nicht. Unbeirrt fuhr er fort. „Sie sieht gut aus, aber das war es auch schon. Megumi hat immer alles getan, was ich wollte und mich anschließend deswegen vollgejammert. Sie hat mir nie gesagt, was sie wirklich wollte. Sie war unzufrieden, aber anstatt was zu sagen, hat sie mich betrogen. Nie ist sie wütend geworden.“ „Toll. Dann war sie ja wenigstens keine nervige Zicke wie ich“, murmelte Sakura. Sie wusste nicht so ganz, wie sie auf Sasukes Worte reagieren sollte. Sie kannte Megumi nicht und konnte daher nicht über sie urteilen. Wollte es auch nicht. „Aber verstehst du nicht? Das ist gerade das Tolle an dir! Du gibst mir Widerworte. Du sagst, was du denkst. Du weißt was du willst.“ Dessen war sich Sakura gerade nicht so sicher. Eben noch hatte sie Sasuke zum Teufel gewünscht, jetzt schwankte ihre Meinung schon wieder. Sasukes Worte gefielen ihr irgendwie und das war albern. Es änderte doch nichts an den Fakten. „Und naiv“, murmelte Sakura mehr zu sich selbst, doch Sasuke wiedersprach dem. „Du bist lebensfroh, nimmst das Leben, wie es kommt und versuchst das Beste daraus zu machen. Du bist lieb, hilfsbereit, intelligent und…“ „Und ziemlich dumm.“ Denn diese Schleimerei zeigte langsam Wirkung. „Nein, ich bin dumm“, meinte Sasuke nun weniger euphorisch. „Ich habe einen Fehler gemacht. Bitte verzeih mir.“ Ein Blitz durchzuckte die graue Dunkelheit des Gewitters. Sekunden später rollte ein mächtiges Donnern heran. Ob Sakura wollte oder nicht, sie musste einfach aufsehen. Sasukes Anblick, wie er verloren und hilflos neben ihr saß, komplett durchnässt und mit diesen Hundeaugen, die einfach nur um Verzeihung baten… Wer konnte denn da noch lange böse sein? Sakura fiel es zumindest immer schwieriger. „Woher soll ich nicht wissen, dass das in Zukunft wieder passieren wird?“ hörte sie sich verzweifelt fragen. „Das wird es nicht. Ich verspreche es dir. Ich meine, ich habe mich wegen dir geprügelt! Für Megumi hätte ich das nicht getan.“ Es war keine Angeberei. Keine Großspurigkeit schwang in seiner Stimme mit. Stattdessen einfach nur die Bitte, sie möge ihm verzeihen. „Bitte, vertrau mir“, flüsterte er eindringlich und seine Stimme brach am Ende erstick ab. Sakura spürte, wie die Tränen erneut in ihr hochkamen. Unwirsch fuhr sie sich mit dem bereist nassen Handrücken über ihr Gesicht. Ob sie nun weinte oder nicht, bei dem vielen Regen fiel das eh nicht mehr auf. „Zeig mal her“, verlangte Sakura harsch und griff nach Sasukes Hand. An zwei Fingerknöcheln war die Haut gerissen und hatte geblutet. Inzwischen war es geronnen, doch die Rötung war noch deutlich zu erkennen. „Das hast du verdient.“ „Ich weiß.“ „Hast du dich jemals so bei jemandem entschuldigt?“ verlangte sie zu wissen  und kramte in ihrer Tasche nach einem sauberen Taschentuch. Auch wenn es bei dem vielen Regen unsinnig war, versuchte sie seine Fingerknöchel zu trocknen, um sich die Wunde besser ansehen zu können. Ihr Herz schlug wieder schnell und tat einen kleinen Hüpfer, als er ihre Frage verneinte. „Warum ich?“ brachte sie letztendlich erstickt hervor. Sakura verstand es einfach nicht. Sasuke konnte jede haben. Er war eigensinnig, stur und wusste um seine Ausstrahlung bescheid. Er konnte zwar auch nett und lustig sein, aber meist war er ein Miesepeter. Zumindest in der Schule. Eine solch intensive Entschuldigung passte zu ihm nicht. Es war eine Seltenheit, so etwas zu hören. Deswegen glaubte Sakura ihm auch, aber verstehen tat sie es nicht. Sie war doch niemand besonderes. „Weil du, du bist“, war seine schlichte Antwort und da war es um Sakura geschehen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie war Sasuke mit Haut und Haaren verfallen. „Wenn du noch mal so was tust“, drohte sie ihm, meinte aber auch jedes Wort ernst, „dann verprügle ich dich. Kein Scherz.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Sasukes Gesicht. Es war getränkt in Erleichterung und Freude. „Einverstanden.“ „Lass uns nach Hause gehen.“ Seine Hand loslassend, stand Sakura auf, aber sie kam nicht weit. Schon hatte Sasuke wieder nach ihrer Hand gegriffen.  Schweigend lächelte er sein kleines, schiefes Lächeln, das bei Sakura immer ein ungesundes Herzrasen hervorrief. Verdammt, in Zukunft würde sie sturer sein müssen. Sonst würde Sasuke bei jedem Streit bekommen, was er wollte. Für den Moment aber war das in Ordnung. Hand in Hand verließen sie die Seitenstraße und machten sich auf den Weg nach Hause.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)