Against all odds von buttercore ================================================================================ Kapitel 3: Nachtspaziergang --------------------------- Eigentlich war Kaito überhaupt nicht der Babysitter-Typ. Zwar konnte er mit Kindern relativ gut umgehen - was er unter anderem seinem großen, bunten Reservoir an magischen Kunststücken zu verdanken hatte, da die kleinere Kinder echt darauf abfuhren - doch ein Babysitter zu sein war ihm bisher nie in den Sinn gekommen. Wozu auch? Er brauchte keinen Nebenjob um sich Geld zu verdienen, und so sehr mochte er Kinder nun auch wieder nicht, dass er sie ständig um sie herum haben musste. Doch dieses Kind war alles andere als bloß ein Kind. Oh nein, Kaito wusste genau wer er war: Shinichi Kudo! Der einzige Detektiv Japans, dem es je gelang eine ernsthafte Konkurrenz für ihn, Kaitou KID, darzustellen! Aufgrund bestimmter... Umstände besaß dieser jedoch das nicht all zu große Glück im Körper eines Kindes festzustecken... Als Kaito wenige Tage zuvor auf eine Suchanzeige für einen Babysitter gestoßen war, stach ihm der Name direkt ins Auge: Ran Mori. Sie war diejenige bei der Shinichi in seiner Momentanen Form als Conan Edogawa untergetaucht war. Ohne weiter zu überlegen hatte er sich auf das Telefon gestürzt und sich für den Job als Babysitter beworben. Warum er das tat? Nun, das wusste er auch nicht. Vielleicht war es der Nervenkitzel? Immerhin wusste er die Wahrheit über seinen kleinen Rivalen, doch dieser wusste nicht, dass es Kaito war, welcher sich unter der Maske Kaitou KID's befand. Würde er es herausfinden wenn er eine Woche lang mit ihm verbrachte? Doch tatsächlich war es nicht nur der Nervenkitzel der ihn dazu bewegte. Er musste zugeben, dass er sich einen Narren an diesem Jungen gefressen hatte. Seitdem er auf der Bildfläche erschienen war existierte das Wort "Langeweile" praktisch nicht mehr für den jungen Magier. Shinichi aka. Conan brachten es immer wieder zustande seine sorgfältig geplanten Diebstähle komplett umzuschmeißen, sodass er immer wieder aufs neue gezwungen wurde zu improvisieren. Noch nie hatte er sich so lebendig gefühlt wie bei ihrem Katz'-und-Maus Spiel! Er forderte praktisch das Schicksal heraus indem er sich in die höhle des Löwen begab. Würde Conan ihm auf die Schliche kommen? Wenn nicht, auch gut, würde er sich eben eine nette Woche mit dem physisch siebenjährigen Jungen machen. Conans Unmut über seinen neuen Mitbewohner konnte er nur allzu gut verstehen. Welcher Siebzehnjährige wollte schon gebabysittet werden und dann auch noch so tun müssen, als wäre er ein siebenjähriges Kind? Aber dem Detektiv blieb leider keine andere Wahl, als alles für diese Woche über sich ergehen zu lassen, damit seine Sandkastenfreundin nicht auf dumme Ideen kam. Kaito hatte sich zudem vorgenommen, es dem Holmes der Neuzeit so angenehm wie möglich zu machen und wer wusste schon, wohin sie dieses Spiel noch trieb? Er war überrascht, als der Knirps auf seinen Vorschlag mit dem Schachspiel eingangen war. „Oh Shinichi, im Ernst, benimm dich doch wenigstens ein bisschen wie ein normaler Grundschüler, tsts...“ mahnte er ihn gedanklich, denn immerhin hätte das buchstäblich ins Auge gehen können. Wenn er nun ein Spion gewesen wäre, dieser ominöser Organisation, der sie beide auf den Fersen waren, dann wäre es sicherlich aus mit seinem Lieblingsschnüffler gewesen. Aber diesen Gedanken schob er schnell wieder beiseite. Während des Schachsspiels musste er sich wirklich konzentrieren und es war anders, als wenn er mit Nakamori-keibu spielte. Shinichi war voll in seinem Element und ihm ebenso ein ebenbürtiger Gegner auf dem Schachbrett so wie auch auf dem Spielfeld des Lebens während seiner Coups. Bisher hatte er nur ein einziges Mal seine Bekanntschaft in voller Größe machen können, aber er war sich sicher, dass er bald das Vergnügen haben würde, dass Shinichi wieder in voller Größe vor ihm stand und ihn weiter jagte. Vielleicht würde er ihn ja auch irgendwann zu fassen kriegen, aber daran wollte der junge Magier nicht denken. Nachdem sie dann endlich die Pizza verspeist hatten und er dem kleinen Conan einen simplen Kartentrick gezeigt hatte, den er sicherlich auch schon durchschaut hatte, ohne dass Kaito wirklich erklären musste, hatte er den Hosenscheißer ins Bett verfrachtet. Er wartete noch, bis Conan eingeschlafen war. Dann verließ er das Haus, denn er war noch verabredet. Die kühle Nachtluft strich dem jungen Dieb durch die Haare und schien ihm willkommen heißen zu wollen. Die Nacht war Kaito bereits so vertraut wie kaum was anderes. In solchen Nächten konnte er in seinem Alter Ego voll und ganz aufblühen. Doch nicht heute. Heute Nacht würde er Kaito Kuroba bleiben. Ein wenig enttäuscht seufzte er und zückte sein Handy, als er sich sicher war, dass niemand auf der dunklen Straße ihm zu folgen schien. Ein wenig rechnete er schon damit, dass Conan ihm doch gefolgt sei und ihm hinter jeder Ecke auflauern könnte, darauf wartend, dass er sich verdächtig verhielt. Vielleicht hatte das lange Katz'-und-Maus Spiel ihn doch ein wenig Paranoid gemacht? Schnell tippte er auf seinem Handy eine kurze Nachricht an Jii: „Kriegen morgen Besuch vom kleinen Detektiv. Beweise müssen verschwinden.“ Nachdem er die Nachricht gesendet hatte, löschte er seinen Nachrichtenverlauf. Er wollte schließlich keine Beweise auf dem Gerät hinterlassen. Der Dieb hatte vollstes Vertrauen in den älteren Mann, und dass er sich bis morgen um das Haus kümmern würde. „Warum hast du so lange gebraucht, Bakaito!?“ Anstatt mit einer herzlichen Begrüßung, wurde er mit einem Schlag an den Hinterkopf Willkommen geheißen. „Hey, immer hin bin ich überhaupt gekommen, Ahoko!“ Beim Klang ihres langjährigen Spottnamens, stemmte die blauäugige Brünette wütend ihre Arme gegen die Hüfte. „Du hättest auch Bescheid sagen können dass du später kommst!“, grummelte sie und schnappte sich ohne weitere Worte seinen Arm um ihm in die Karaoke-Bar, vor der sie sich befanden, zu schleifen. Diese war bereits lebhaft gefüllt, und die gesamte Klasse 2-B der Edoka High School war anwesend. Kaito war in den letzten Wochen so vertieft darin seine weiteren Raubzüge und Pläne gegen den geschrumpften Shinichi zu schmieden, dass ihm völlig entgangen war, dass seine Klasse wohl bei irgendeinem Sportevent der Schule gewonnen hatte. Erst durch Aokos ständige Aufforderung, dass er gefälligst auf der Feier, die die Klasse veranstaltete, erscheinen sollte hatte er davon Wind bekommen. Hach ja, so aufregend es doch war, aber ein Doppel-Leben war nicht immer einfach im Überblick zu behalten. Eine Ganze Weile saß er nur da und ließ sich von den Gesprächen hin und her treiben, bis eine Konversation ihn hellhörig werden ließ. „Vater ist schon wieder ganz durch den Wind. Anscheinend soll in den nächsten Tagen irgend eine Collection mit einem teueren Diamanten Ausgestellt werden.“, erzählte Aoko gerade jemanden. „Glaubst du Kaito Kid wird wieder kommen und 'ne Szene machen?“, fragte eine weibliche Mitschülerin aufgeregt. „Pfhh, dieser Dieb lässt sich doch keine Gelegenheit entgehen mit seinen Kunststückchen herumzuprahlen.“, antwortete ein Zweiter. Innerlich musste Kaito frech Grinsen. Natürlich wusste er bereits wann und wo die Ausstellung stattfinden würde. Ganz in seinem Element hatte er bereits längst einen Plan ausgetüftelt, an die wertvollen Steine zu gelangen. Doch als Babysitter seines Erzrivalen wurde sein Plan natürlich noch um vieles schwieriger, wenn er seine Identität weiterhin vor dem Jungen geheim halten wollte, was ihm bereits jetzt einen unglaublichen Nervenkitzel bereitete. Schnell warf er einen Blick auf die Uhr. In spätestens drei Stunden würde er zurück gehen, schließlich wollte er noch genug Schlaf bekommen um morgen früh genug aufstehen zu können. Was für ein verantwortungsloser Babysitter wäre er schließlich, wenn er verschlief? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)