Pretty Boy von Serato ================================================================================ Kapitel 17: Teil 17- Ein Kuss mit folgen? ----------------------------------------- Pretty Boy   Teil 17- Ein Kuss mit folgen?   Aufgeregt laufe ich in der Küche auf und ab. Der super anstrengende aber irgendwie auch schöne Familienausflug ist endlich vorbei. Wir sind zu Hause und es ist Montagmorgen. Mum hat nicht erlaubt das ich bei Haruno und Shiba übernachte, damit ich nicht übernächtigt im Unterricht sitze. Schuss nach hinten. Ich habe kaum geschlafen. Doch jetzt ist es endlich soweit und sie könnten jeden Augenblick hier aufschlagen. Ich kann es kaum erwarten meine Freunde wiederzusehen. Und ja, es fühlt sich immer mehr und mehr wie Selbstbetrug an das Wort zu benutzen nach dem Gespräch mit meiner großen Schwester. Ich bin tatsächlich freiwillig früh aufgestanden. Von Dad habe ich mich bereits verabschiedet, mit viel geknuddel und ein paar Männer Tränen, weil er nicht mehr da sein wird wenn ich wiederkomme. Hina ist, für menschliche Verhältnisse, mitten in der Nacht aufgestanden um zum Drehset zu radeln. Mum und Miyu sind in der Küche und müssen auch gleich los. „Setz dich endlich und iss Frühstück. Du machst mich ganz nervös mit deiner Unruhe“, meint Mum während sie meine Bento-Box zuschnürt. Klar, als ob ich jetzt essen könnte. Mir ist schon ganz übel von der Achterbahnfahrt meiner Innereien, die sich um den ersten Platz der Reihe zu prügeln scheinen. Dieser Effekt nimmt um ein Vielfaches zu als die Türklingel melodiöser klingelt als je zuvor. Ist das überhaupt möglich? Ich spurte den Himmels Glocken entgegen und öffne die Tür. Breit grinsend Blick das sexy Model zu mir herunter und meine Augen werden riesig, als ich seine Frisur sehe. „Du hast wieder Igel Spitzen“, platzt es aus meinem Mund. Verlegen kratzt er sich durch die kurz rasierten Haare am Hinterkopf. „Ja, ich habe es nicht so toll hinbekommen wie deine Schwester und bin beim altbewährten geblieben.“ Die Haare wirken locker auf seinem Haupt nur die Spitzen sind gezwirbelt und halten sich aus seinem schönen Gesicht raus. Behutsam ertaste ich die erhärteten Haarspitzen, was ein Lächeln auf meine Lippen zaubert. „Endlich bist du wieder mein Igelchen. Das sieht toll aus. Nicht mehr so albern wie die Katastrophe vor dem Haarschnitt.“ Aufgeregt wippe ich auf den Zehenspitzen. Es fühlt sich toll an wieder bei ihm zu sein. Als würden rosa Zuckerwatte Wolken mich über dem Boden schweben lassen. Mit diesem hinreißenden schüchternen Lächeln legt er seine Arme um meine Taille und zieht mich an sich. Willig stolpere ich gegen seine Brust, ohne den Blick von ihm zu lösen. Unsicher, doch irgendwie auch herausfordernd kaut er auf einer Seite seiner Unterlippe, was sein Grinsen schmutzig erscheinen lässt. Als würde er austesten wollen, wie weit er gehen darf, umschließen seine Arme mich enger und nicht unwichtige Teile an uns erfahren ein wenig Druck. Küss mich. Heirate mich. Lass uns Kinder machen üben. „Misaki?“ Die Stimme meiner kleinen Schwester hätte genauso gut ein Eimer Eiswasser sein können. „Wollen wir heute Abend mal wieder deinen Lieblingsfilm die Eiskönigin sehen?“ Strike one. Übereilt löse ich mich vom Stückchen Himmel und streiche verlegen meine Schuluniform glatt. „Habe ich gerade Eiskönigin gehört? Ich liebe diesen Film.“ Zum Beweis legt er eine kurze musikalische, jedoch schiefe, Gesangseinlage ein von let it go. Über die englische Aussprache verliere ich lieber kein Wort. „Wollen wir den alle zusammen sehen, wenn ich Zeit habe?“ Mit glänzenden Augen, die viel zu groß für ihr hübsches kleines Gesicht sind, schaut sie bewundern zu Haruno auf, wie seinerzeit Elvis auf seine Fans wirkte. Liebe macht scheinbar vorrangig taub. „Jederzeit.“ Eiskönigin war ihr erster Einfall der peinlichen Geheimnisse über mich, falls ich nicht die Finger von Haruno lasse. Was war das nächste? Ach ja, das morgendliche Bettwäschewechseln nach meinen feuchten Träumen. Dass sie sich daran überhaupt erinnern kann. Sie war noch so klein. Das nächste war… Kalter Schweiß bricht mir aus. Akira. Mein Herz zieht sich schmerzlich zusammen, als würde sie mit ihrer kleinen Hand fest zu packen um es jederzeit herauszureißen. Einen großen Schritt entferne ich mich von Haruno und halte den Atem an. Atmen? Wer braucht das schon. Lieber wäre ich tot, als Haruno von ihm erzählen zu müssen. „Setzt du dich beim Frühstück neben mich Haruno?“ Die zarte Stimme meiner Schwester drängt an mich heran, auch wenn das Pochen meines Pulses lauter in meinen Ohren klingt. „Heute nicht. Takeo wartet draußen auf uns. Ich möchte ihn nicht so lange warten lassen.“ Überrascht horche ich auf. „Warum wartet er denn draußen? Wir haben doch noch Zeit.“ Unwohl streicht Haruno eine Hand über seinen Mund, als ob er die Worte bereue. Seine Augen wandern durch den Raum als er weiter spricht. „Dein Vater ist noch da oder?“ „Ja.“ Der Zusammenhang ist mir unschlüssig. Harunos Blick trifft meinen. „Deswegen.“   Ich schnappe meine Sachen und verabschiede mich. Haruno auch, aber er bleibt länger als gewollt bei meinem Vater hängen. Sie verstehen sich hervorragend. Jeder liebt meinen Dad. Warum Shiba nicht? War Dad gemein zu ihm? Wann? Das kann ich mir überhaupt nicht erklären, geschweige vorstellen. „Du magst also die Eiskönigin? Sicher das du nur Bi bist?“, necke ich ihn. Er lacht auf. „Hey, Musicals zu mögen macht einen nicht automatisch Schwul. Ich mag das Getanze und Gesinge einfach. “ „Schwul. Eindeutig. Nicht mal ich mag Musicals.“ Selbstbewusst zwinkert er mir zu. „Jeder ist eben anders.“ An der nächsten Straßenecke steht das große Pantherchen ungewohnt lässig gegen eine Straßenlaterne gelehnt und hat eine Hand in der Hosentasche versenkt. Den Drang ihn an zu schreien, was er gegen meinen Vater hat, schlucke ich hart herunter. Wir sind noch nicht ganz bei ihm, als er uns bemerkt. Er zieht seine Hand aus der Hose, streicht damit seinen Zottel Pony zurück und schenkt mir ein Lächeln, dass mich umhaut. Kurz schwanke ich zurück und stoße gegen Haruno hinter mir, der mich darauf weiter vorwärts schiebt. Okay, alles vergeben und vergessen, schau mich nur weiterhin so an. Haruno hört erst auf mich zu schieben als er mich wie auf dem Präsentierteller vor Shiba stellt. „So, da hast du ihn. Jetzt hör auf so ein Arsch zu sein.“ „Ich war kein Arsch“, grummelt er an Haruno gerichtet, wendet den Blick jedoch nicht einmal von mir ab. Ich wünschte, seine Haare wären immer aus seinem Gesicht raus, diese Augen gehören an die Öffentlichkeit, wenigstens für mich. Um Besinnung ringend schüttle ich den Kopf. Mit klarem Verstand kann ich dieser Unterhaltung vielleicht folgen. „Warum war er ein Arsch?“ „Außer seiner Stammkundin hat es gestern kein Mädchen bei ihm ausgehalten. Er war mürrischer als sonst. Unerträglich, sag ich dir. Unerträglich! Tigerte die ganze Zeit unruhig durch die Wohnung und hat mich wach gehalten. Also…“ Haruno klopft mir auf die Schulter und in seiner Stimme schwingt ein Lachen mit das er unterdrückt. „Hier. Dein Problem.“ Harunos Worte bringen mich zum schmunzeln. „Awww. Klingt für mich als hätte er mich vermisst.“ Ich versuche ihn zwar aufzuziehen, aber mein Herz klopft hoffnungsvoll als ich meine Arme ausbreiten und ihm eine Umarmung anbiete. Ein flüchtiger Blick schnellt zu Haruno, bevor er einen Schritt zurückweicht. „So schlimm war ich nicht. Er übertreibt.“ Unauffällig nickt Haruno mir zu und formt wortlos mit den Lippen ein oh doch. Mr. Beobachtungsgabe entgeht selbstredend auch das nicht und verpasst ihm einen Klaps auf den Oberarm. Dabei fällt mir was ein. „Habe ja was für euch.“ Ich stelle das Futterpaket auf den Boden, dass mittlerweile größer als mein Kopf ist und krame aus meiner Tasche die gekauften Mitbringsel von meinem Ausflug heraus. Kurz halte ich inne und atme schwer aus. Bring es hinter dich. Im besten Fall lachen sie darüber, sie werden es dir schon nicht an den Kopf werfen. Nachdem ich auch meine Tasche absetze, überreiche ich ihnen zeitgleich die Anhänger und kneife die Augen zu, weil ich weder die eine noch die andere Reaktionen sehen will. „Oh mein Gott. Ein Igel“, quietscht es aus Harunos Richtung. Lachend nimmt er ihn sofort entgegen. Ich sehe wie er ihn in den Händen dreht und wendet und auch den Moment als er merkt wofür das kitschige Ding ist. Ohne Umschweife befestigt er es an seinem Handy und grinst triumphierend. Und Shiba ist eben wie er ist. Sein Blick schweift von seinem Freund zu dem Katzenanhänger und dann auf mich. Abwartend. Abschätzend. Mit Augen die einem unter die Haut gehen. „Tut mir leid, es gab keinen Panther“, rechtfertige ich mich nervös. In einer gemächlichen fast anmutigen Bewegung nimmt er das Kätzchen an sich und betrachtet es genauer. Der große Igel schlingt seine Arme um meinen Hals und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du an uns gedacht hast. Du bist der Beste.“ Leider trennt er sich viel zu schnell von mir, nimmt meine Sachen und meine Hand und zieht mich mit an geschwellter Brust unseren Schulweg weiter. Und während er mich so hinter sich herzieht und vom Wochenende erzählt, spüre ich warme Haut die auf meine andere Hand trifft. Ein Blick hinunter zeigt mir Shibas Zeigefinger eingehakt in meinem kleinen Finger. Eine so kleine Geste, die so viele Bedeutungen haben könnte. Aber ich zögere nicht eine Sekunde und verschwendet Zeit darüber nachzudenken und greife seine Hand.     Was für ein ätzender Schultag. Das wir die letzte Woche nicht zum Lernen kamen wurde mir zum Verhängnis. Der Überraschungstest kam mehr als überraschend. Wenn ich auch nur einen Punkt bekommen sollte wäre das ein Wunder. Mit dröhnenden Kopfschmerzen liegt genau dieser kraftlos auf meinem Pult. Der Tag ist geschafft. Jetzt nach Hause. Den Schweiß runter waschen und ins Bett. Die Welt kann mich für heute mal. Klopf. Klopf. Eine zarte Hand stemmt sich auf meine Tischplatte. „Watanabe?“ Ich folge dem Arm hinauf in ein weiches nett anzusehendes Gesicht. „Meine Freundinnen und ich haben uns gefragt, ob du vielleicht Lust hättest auf eine Kuppel Party.“ Ihr Blick schnellt zu Haruno. „Du weißt schon, weil du neu bist und wir dich gerne kennenlernen würden.“ Ja, klar. Hättest du nicht zu diesem wundervollen Geschöpf neben mir gesehen, hätte ich dir vielleicht auch geglaubt. Verdammt, das ist doch ein Test, der noch viel härter zu bestehen ist. Sieh nicht rüber. Das wird sie falsch interpretieren. Bleib cool. „Das ist tatsächlich meine erste Einladung, wie nett. Wann trefft ihr euch denn?“ Ihre Augen werden groß. Das überrascht sie, sehr gut. Wenn einer merkt, dass Haruno und ich ganz dicke sind bricht hier doch die Hölle aus. „Ähm… Morgen nach der Schule.“ Hoffentlich sehe ich nicht so erleichtert aus wie ich mich fühle. „Oh nein, wie schade. Dienstags muss ich immer auf meine kleine Schwester aufpassen. Meine Mutter hat da ihre Buchclub treffen.“ Sie nickt verständnisvoll und schwingt sofort um in Richtung ersehntes Glück. „Haruno, hast du vielleicht Zeit und Lust? Du hast doch keine Freundin oder?“ Wie ein zuckersüßes kleines Schulmädchen sieht sie ihn unter dichten Wimpern hinweg an. Langsam und hoffentlich unauffällig genug, sehe ich zu Haruno auf, der schon in Aufbruchstimmung neben seinem Tisch steht und auf uns wartet. Ein fieser Stich trifft mich, als er mich verständnislos anstarrt. Mit dicht zusammengezogenen Augenbrauen und einem Mund der zum Protest einen Spalt offen steht, sich aber zurückhält. „Haruno?“ Schnell blinzelnd wendet er sich ihr zu und setzt das falsche Lächeln für die Ladies auf. „Nein, ich muss in meinem Zweitjob arbeiten. Für so etwas habe ich keine Zeit. Aber ihr wisst ja, wenn ihr mich sehen wollt kommt Freitags oder Samstags im Club vorbei.“ Wow, ganz der Geschäftsmann. Wieder nickt sie, diesmal durchaus enttäuscht. In Höchstgeschwindigkeit packe ich meine Sachen zusammen und flüchte aus dem Klassenraum. Keine Sekunde länger ertrage ich das. Ist es zuviel verlangt von der Menschheit ignoriert zu werden? Eine Hand packt mein Arm und reißt mich herum. Ich habe es nur ein paar Klassenräume weiter geschafft, doch ich fühle mich als wäre ich einen Marathon gelaufen. Mein Herz wummert wie eine alte Dampflok. Die grelle Sirene in meinem Kopf gibt noch keine Ruhe. Weg. Schnell. Doch Harunos Griff an meinem Arm hindert mich. „Hey, was war das denn? Warum willst du auf eine Date Party?“ Verständnislos sieht er auf mich herab. Zu nah. Kann nicht atmen. „Habe ich irgendwas nicht mitbekommen?“ Alles schwankt um mich wie auf einem Schiff. Hin und her. Mir wird schlecht. Rot. Blinkt. Muss weg. Ich werfe einen Blick zurück und sehe das Mädchen. Sie hält ihr Handy hoch. Auf uns. Sie will Fotos machen. Rot. „Geh weg.“ Rot. „Was?“ Knallrot. „Bitte… geh weg…“ Sein Griff löst sich augenblicklich und das nächste was ich mitbekomme ist wie alle um mich herum nach Luft schnappen. Ein paar quieken. Der Ursprung der diese Reaktion auslöst steht direkt neben mir. Über Haruno Schulter hinweg hat Shiba seinen Kopf zu sich gedreht und küsst ihn. Auf den Mund. Vor allen. Ich kann meinen Blick nicht lösen von diesem Bild. Das Geräusch einer Handykamera erklingt. Noch eins. Mehr. Shiba löst den Kuss und leckt sich mit der Zunge über die Lippen. Oh mein Gott. Wie kann ich in einem Moment vor dem Abgrund stehen und im nächsten Moment voller Elektrizität stecken? Das ist das heißeste was ich je gesehen habe. Fest Presse ich meine Tasche vor dem kurzen Rock oder sollte ich Zelt sagen.     „Okay, was war da gerade los?“ Mit verschränkten Armen steht Haruno vor uns. Um ungestört zu sein haben wir uns auf das Dach verzogen. Ich kann immer noch nicht fassen was da gerade passiert ist. Die nächsten Anwärter auf den Sexiest Man Alive Award küssten sich. Mir wird ganz schwindelig wenn ich daran zurückdenke. Aber was wird das für Folgen haben? Warum hat Shiba das getan? Schuldbewusst schaue ich neben mich. Mit gesenktem Blick kniet er wie ich vor Haruno. Seine Augen springen hin und her. Wahrscheinlich stellt er sich genau dieselbe Frage. „Hey Leute. Redet mit mir. Ihr schuldet mir beide eine Antwort“, verlangt Haruno mit Strenge in der Stimme. Am Rande meines Blickfeldes sehe ich das große Pantherchen mit den Schultern zucken. „Nein, nein, nein, Freundchen. So leicht kommst du mir nicht davon. Für mich wird sich sicher nicht viel ändern, aber dir werden die Mädchen jetzt auf die Nerven gehen. Also?“ Bei diesen Voraussichten erbleicht Shiba deutlich. „Für mich…“, höre ich mich sagen, ohne darüber nachgedacht zu haben. Es war mehr ein Impuls. „Du hast das für mich getan.“ Langsam hebt er den Blick. Mit schmalen Lippen nickt er lediglich. Geschlagen lege ich das Gesicht in meine Hände. Für mich. Jetzt zerstöre ich nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das der Menschen um mich herum. „Verdammt“, fluche ich leise. „Warum?“, fordert Haruno zu wissen. „Du hast dich wie ein Trampel verhalten.“ „Was? Warum bin ich jetzt der Schuldige?“ „Die Einladung war ein Vorwand, um herauszufinden in welcher Verbindung ihr zueinander steht. Die Mädchen interessieren sich nicht für Misaki.“ Er hat alles mitbekommen. Er wusste, dass es ein Test war. Er wusste, dass sie uns ausfragte. Er wusste auch was ihre wahren Absichten waren. Und genauso in welch Panik mich das versetzte, weil ich ihm diesen winzigen Teil meiner Vergangenheit anvertraute. Diesen Teil der mir noch immer die Luft zum Atmen raubt. Nachdenklich tippt Haruno mit dem Zeigefinger auf seine Lippen. Diese schönen vollen die eben noch von Shibas bedeckt waren. Konzentration! Er lässt sich Zeit. Fügt für sich alles zusammen. „Dann war der Kuss ein Ablenkungsmanöver?“ Shiba nickt. „Hast du dir auch überlegt wie es jetzt weiter laufen soll?“ Ich sehe wie der imposante Panther in Sekundentakt schrumpft und ein kleines verängstigtes Kätzchen zurücklässt. Meine Schuld. Die nächsten Worte fallen mir unglaublich schwer. „Sei nicht so streng zu ihm. Er hat mich beschützt. Die Mädchen haben mich auf ihrem Radar, weil du mich als “Einzigste“ an dich heranlässt. Das ging schon an meinem zweiten Tag hier los.“ „Was? Haben sie dir etwas getan?“, erwidert er überrascht. Kurz presse ich die Lippen aufeinander. Rede darüber. „Noch nicht aber… ich bin fest davon überzeugt, dass es so gekommen wäre. D-das ist ein schleichender Prozess. Ich h-h-hab das… schon mal durch gemacht… Ich… Ich will das nicht noch mal d-durch machen…“ Ein großer schlanker Körper wirft sich auf mich und nimmt mich fest in den Arm. „Niemals.“ Die Bestimmtheit mit der Haruno dieses eine Wort sagt lässt mich nach Luft schnappen. „Das wird nicht passieren. Dir wird nichts passieren. Bei uns bist du sicher Misaki. Wir passen aufeinander auf.“ Er löst sich ein Stück von mir und winkt breit lächelnd den verängstigten Kater zu uns. Der jedoch rührt sich nicht. Schuldbewusst starrt er auf den Boden. „Hey du riesen Tollpatsch, jetzt komm schon her.“ Er horcht auf und sieht für einen langen Moment nur auf die Hand die Haruno im Recht. „Was ist los Kumpel?“ Shiba ballt die Hände, die eben noch reglos in seinem Schoß lagen, zu Fäusten. „Tut mir leid, dass ich dir schon wieder Ärger einbringe.“ Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich die feuchten Augen hinter diesen zotteligen Haaren entdecke. Vom Igelchen vernehme ich jedoch ein amüsiertes Lachen. „Wenn du so süß bist kann man dir nicht böse sein. Also komm jetzt her oder ich hol dich.“ Das zieht. Dieses Mal kommt wirklich der Berg zum Propheten. Schwerfällig rückt er in unsere Nähe, bis er nah genug ist das Haruno einen Arm um seinen Nacken schlingt und ihre Stirn aufeinander. „Wir werden sehen was auf uns zukommt. Mach dir keinen Kopf. Ich regele das.“ Ein leises schniefen ist vom Katerchen zu hören, auch wenn es ihm sicher lieber gewesen wäre, dass es unhörbar ist. „Wie immer.“ Harunos Lächeln strahlt eine warmherzige Zuneigung aus, die er mit uns teilt. Wie die ersten Sonnenstrahlen nach einem sechsmonatigen Winter in der Antarktis. Heiß ersehnt und wärmend. Eine Wärme die man nach der langen Zeit fast vergessen hatte. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen als ich auf unsere Hände hinunter sehe. Jeder hält die Hand des anderen. Wir passen aufeinander auf. Ja, das klingt gut. „So. Schluss mit der Gefühlsduselei. Wir sind Männer, holt das Testosteron raus.“ Als wäre nie etwas gewesen springt das Igelchen auf und streckt sich dem Himmel entgegen. „Lass uns zu dir und lernen. Ich habe noch ein paar Verständnisfragen von dem Englisch Zeug was wir eben machen mussten.“ Ich tue es ihm gleich und strecke mich ebenfalls. Eine Geste die alles abzuschütteln scheint. „Gern, aber erst essen. Mum macht heute Katsudon. Mir läuft schon das Wasser im Munde zusammen.“ „Nicht. So. Schnell.“ Willkommen zurück Panther. Zur vollen Größe aufgebaut schaut er zu mir herunter. „Hast du nicht was vergessen?“ Ich schlucke schwer. Erwartet er jetzt ernsthaft das ich nachdenke? „Ähh…“, ist alles was ich rausbekomme. „Kendo. Jetzt.“ „Was? Nein! Ich geh da nicht hin“ „Du willst nicht gehen? Okay.“ Laut kreische ich als er mich packt und wie einen alten Teppich über seine Schulter wirft. „Lass mich runter verdammt!“ Mit lauten Protesten winde ich mich in seinem Griff der immer fester wird. „Ich habe mein Wort gegeben, dass ich dich heute hinbringe und meine Versprechen breche ich nicht. Zappel lieber nicht soviel, dein Rock rutscht hoch.“ „Haruno hilf mir!“, fordere ich quiekend. „Ok, ok. Einen Moment.“ Doch die Hilfe fällt anders aus als erwartet. Er rückt meinen Rock zurecht und lacht nur. „So. Fertig. Los geht’s.“ Mich geschultert geht es los. Ich spüre jede Stufe. „Ihr wollt mich doch verarschen!“   Ende von Teil 17 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)