Abenteuer im Land der Träume von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 24: Schick mich nicht weg! ---------------------------------- 24. Kapitel: Schick mich nicht weg! (Katory): Ich war bereits auf dem Weg zu meiner Arbeit. Spätdienst. Ich hasste Spätdienste. Ich hasste dieses Krankenhaus. Ich hasste einfach alles an diesem erbärmlichen, tristen Leben, welches ich führte und für immer führen sollte. Ich wollte das nicht mehr! Wie lange war ich nun schon wieder zurück? Ich erinnerte mich nicht mehr... Die Tage zählte ich schon lange nicht mehr. Sie verschwammen zu unscharfen Erinnerungen am Rande meiner Wahrnehmung. Ich hatte irgendwann wieder angefangen zu arbeiten. Allerdings merkte ich schnell, dass ich noch mehr zur Außenseiterin geworden war. Woran es genau lag, konnte ich nicht sagen, wollte es auch gar nicht ergründen. Aber vermutlich wegen der überdurchschnittlich guten Arbeit, die ich mittlerweile leistete - ich hatte mich sogar schon mit einigen Ärzten angelegt, weil ich in der Notaufnahme kleinere Schnittverletzungen einfach selbst genäht hatte - oder vielleicht, weil es so aussah, als würde ich diesem Westentaschencasanova Raik noch immer hinterher trauern. Wenn die nur wüssten, wem meine Trauer wirklich galt... Warum musste ich mich auch ausgerechnet in Eustass Kid verlieben? Allein beim Gedanken an ihn, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen und erschwerte mir das Atmen. Ich hatte doch gewusst, dass er mir das Herz brechen würde. Wie konnte es nur soweit kommen? Dass diese Gefühle keinerlei Zukunft hatten, konnte selbst ein Blinder sehen! Mein Gang verlangsamte sich merklich. Ich vermisste ihn so schrecklich. Ich wollte zu ihm zurück. Zurück in diese gefährliche, chaotische Welt. Denn sie war viel mehr zu der meinigen geworden, als es die hiesige jemals gewesen war. Ich gehörte hier einfach nicht her. Das hatte ich vom ersten Moment an gespürt, als ich am Strand wieder zu mir gekommen war. Und doch war ich wieder hier. Inzwischen war ich endgültig stehen geblieben, sah kurz zu dem großen Gebäudekomplex, welcher sich vor mir abzeichnete. Wie viel Zeit wohl bei Kid und den anderen mittlerweile vergangen war? Hoffentlich ging es ihnen gut. Nichts wünschte ich mir mehr, als das sie wohlauf waren. Von meinem egoistischen Wunsch, zu ihnen zurück zu können, mal ganz abgesehen. Ich sah zu Boden. Vor mir trockneten gerade kleine Tropfen auf dem Asphalt - begann es etwa zu regnen? Meinen Kopf in den Nacken legend, schaute ich in den wolkenlosen, blauen Himmel und bemerkte, wie etwas Nasses meine Wangen und meinen Hals hinablief. Erschrocken wischte ich mit meinen Fingern darüber. Weinte ich etwa? Etwas überrascht sah ich auf meine feuchten Finger. Tatsächlich. Ein leises Schluchzen entwich mir. Das letzte Mal hatte ich geweint, als ich mir meiner Gefühle zu dem rothaarigen Teufel bewusst wurde. Seitdem war ich sehr darauf bedacht gewesen, möglichst wenig Emotionen zu zeigen oder zuzulassen. Aber jetzt konnte ich diesem gebrochenen Staudamm keinen Einhalt mehr gebieten. Ich presste meine Hände vor mein Gesicht und ließ es einfach zu. Keine Ahnung, wie lange ich hier so rumstand. Es war mir herzlich egal. Plötzlich drängte sich ein erschreckendes Bild in meine Gedanken. Ich konnte Kid sehen, wie er von Dunkelheit verschlungen wurde. Dann fiel seine Fliegerbrille zu Boden. Ihr Glas zersprang. Gepackt von einer schrecklichen Vorahnung, machte ich auf der Stelle kehrt und rannte, so schnell ich konnte, zum Hafen, dorthin, wo Kid und ich das erste Mal in seine Welt gelangt waren. Völlig atemlos erreichte ich die Stelle und sah mich panisch um. Ich würde jede Wette eingehen, dass dieser grüne, wabbernde Nebel hier auch auftauchte. Und tatsächlich! Etwa 100 Meter von meinem Standpunkt entfernt, kroch er über den Strandboden Richtung Meer. Verdammt! Wenn er das Meer erreichte, bevor ich dort war, verpasste ich meine vielleicht einzige Chance wieder zurückzukehren. Ich ignorierte meine brennende Lunge und meine schmerzenden Beine, stolperte vorwärts, blieb irgendwo mit meinem Fuß hängen und fiel der Länge nach auf den steinig-sandigen Boden. Verflucht! Schwer atmend sah ich auf - der Nebel bewegte sich unaufhörlich aus meiner Reichweite. Das durfte einfach nicht wahr sein! "Haaalt aaaaaaaan!" brüllte ich in meiner Verzweiflung. Und als ich wieder hinsah, war die Nebelwand tatsächlich an Ort und Stelle geblieben. Ich wischte die aufkommenden Fragen bei Seite, hievte meinen zitternden Körper wieder hoch und wankte auf das grüne Glitzerzeug zu. Meine Knie und Arme hatte ich mir bei dem Sturz aufgescheuert aber das war jetzt nicht wichtig. Ich umklammerte meine Umhängetasche, in der sich auch allerhand Verbandszeug befand - ich würde sie brauchen, dessen war ich mir mehr als sicher - und schritt durch den Nebel. Augenblicklich umfing mich die bekannte Kälte und Dunkelheit. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich auf einer kleinen Insel. Langsam richtete ich mich auf und sah mich um, klopfte den Strandsand von meinem Kleid. Unweit von mir ankerte ein mir wohl bekanntes Schiff und mein Gesicht erhellte sich. Ich hatte es wirklich geschafft - ich war wieder zurück! Doch die Freude hielt nicht lange vor. Eine wankende Silhouette näherte sich mir. Ich kniff die Augen zusammen und erschrak, als ich ihn erkannte. Sofort eilte ich ihm entgegen. "Killer!" Taumelnd glitt er in meine Arme und ich ließ ihn in den warmen Strandsand sinken. Er war verletzt und sichtlich erschöpft. Was war hier nur geschehen? "Katory... ein Glück... du lebst..." "Scht, es ist alles gut. Ich bin ja jetzt hier." Sofort kramte ich in meiner Tasche, wurde dann aber von dem Blonden am Handgelenk gepackt. "Apoo..." kam es keuchend aus seinem Mund. "Er hat uns verraten." Mir glitten die Mullkompressen aus der Hand und mein Herz überschlug sich geradezu. "Wo ist Eustass?" Meine Stimme zitterte hörbar. Sollte sich meine böse Vorahnung etwa bestätigen? "Sie kämpfen noch." Er deutete mit seiner Hand in die Richtung aus der er zuvor gekommen war. Entschlossen stand ich auf. "Kommst du zurecht?" fragte ich. Killer lachte gequält. "Werd mir ja wohl noch so einen ollen Tupfer auf die Kratzer drücken können..." Kurz huschte ein Grinsen über meine Lippen. Nein, um den Vizen brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Wortlos setze ich mich in Bewegung, spürte meine Teufelskräfte erwachen und formte meine Wolke, die mich sicher zum Ort des Geschehens bringen sollte. Innerlich explodierend, schleuderte ich zwei Windsicheln in Richtung des Gorillas, der sich gerade über den im Dreck liegenden Kid gebeugt hatte. "Nimm deine dreckigen Griffel gefälligst von meinem Käptn!" polterte ich und landete neben dem Rotschopf. Apoo war einige Meter nach hinten gesprungen, um meinem Angriff auszuweichen. Die Fliegerbrille lag ein Stück abseits im Sand. Das Glas war zersprungen. Hustend kam Kid wieder auf die Beine und funkelte mich an - ich konnte nicht sagen, ob er wütend, überrascht oder erleichtert war, mich zu sehen. "Kat, was tust du hier? Das ist zu gefährlich, verschwinde!" knurrte er. "Vergiss es, Eustass!" Apoo schien dagegen eher begeistert zu sein von meinem Auftauchen. "Whooohooo, pretty girl. Eustass Kid, ich wusste nichts von deine beautiful girlfriend." dann zwinkerte die Klavierfresse mir zu. "Hot body, Missy." Er sollte auf der Stelle tot umfallen, dieser...! "Wage es ja nicht, Apoo!" grollte der Teufel neben mir. Hey, ich konnte mich auch sehr gut selbst verteidigen! "Lass stecken, Eustass. Dem Floball zieh ich die Klavierbeißerchen einzeln raus!" Gespielt überrascht wich der Affe einen halben Schritt rückwärts in einer theatralischen Pose. "Huuuooooaaa, so much Temperament!" Und dann schossen uns Schockwellen um die Ohren. Irgendwie schafften wir es den ersten auszuweichen, doch dann umschloss mich eine Barriere aus Metall und ein gequälter Laut erklang. Gleichzeitig löste mein Schutzwall sich wieder in Wohlgefallen auf. Natürlich hatte Kid die volle Ladung abbekommen und kniete im Sand. Ich erzeugte einen Wall aus Windhosen und umringte meinen Kapitän damit, schickte gleichzeitig einige Windsicheln in Apoos Richtung, der daraufhin seinen Angriff wieder abbrach und von seinem Opfer abließ. Der Teufel spuckte das Blut aus, dass sich in seinem Mund gesammelt hatte und kam wieder hoch. "Man, Kat, jetzt lass dich doch mal vernünftig beschützen!" murrte er unzufrieden. Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und stellte mich an seine Seite. "Du solltest mich doch mittlerweile wirklich besser kennen." tadelte ich ihn sanft und sein schiefes Grinsen gab mir die Antwort, die ich erwartet hatte. "Ja, sollte ich. Es ist schön, dass du wieder da bist." Meine Wangen glühten geradezu und überrumpelt sah ich ihn an, vergaß unsere Situation völlig. Und vernachlässigte meine Konzentration... Apoo erkannte die Sekunde der Schwäche, startete einen erneuten Angriff und zerstörte meinen Wall. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie alles geschah... Kid stieß mich kraftvoll zur Seite und bekam die volle Wucht einer weiteren Attacke ab. "Nein... KIIIIIIIIIIID!" Ich rutschte zu ihm rüber, strich ihm über die Wange. "Das war... das erste... Mal..." keuchte er mit brüchiger Stimme. Ich lächelte traurig. "Oh, hab ich ihm etwa weh getan? So sorry..." gröhlte der Hampelmann, schickte eine weitere Schockwelle in unsere Richtung, die erfolglos an einer Windbarriere abprallte, die ich anscheinend mehr oder weniger bewusst erzeugt haben musste. Mein erzürnter Blick traf auf Apoos, der ziemlich angepisst aussah. "Kat..." Kid griff nach meinem Arm. "Sei vorsichtig... er... hat die Allianz an... hat sie verkauft an... Blackbeard." WIE BITTE!? Ausgerechnet an ihn! Hasserfüllt und voller Zorn glühten meine Augen. Mein ganzer Körper schien zu beben. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal gehabt... Doch dieses Mal würde ich mich nicht verlieren! Aber ich würde die letzte Grenze überschreiten... "Jetzt ist Schluss! Genug gespielt! Sterbt!" donnerte unser Feind und begann eine unheilvolle Melodie zu spielen, die kurz darauf meine Barriere zerbrach. Schützend stellte ich mich vor Kid und ließ meine Kraft fließen. Der Wind konnte seine Töne zerstreuen und sie somit annulieren. Durch diese Teufelskräfte war ich Apoo ebenbürtig. Denn leider konnten seine Attacken auch meine ausbremsen. Nur eines konnte er nicht aufhalten... Meine Kräfte sammelten sich, während scharfe Noten mir ins Fleisch schnitten - ich ignorierte es, so gut ich konnte. "Auch wenn du um dein jämmerliches Leben bettelst..." begann ich drohend meine Stimme zu erheben. Apoos Augen verengten sich zu Schlitzen, bevor sie tellergroß wurden. "... es gibt keine Gnade für Verräter!" Aus dem mich umgebenden Wind zog ich meine gefährlichste Waffe und richtete sie auf den Affen. Mit einem langen Satz setze ich auf ihn zu, führte die Windklinge mit tödlicher Präzision und kam hinter ihm zum Stehen. Ein Schnitt. Ein ersticktes Gurgeln. Der Sand färbte sich in der Farbe des Blutes von dem Verräter, als der Körper leblos in den Staub fiel, sein Kopf landete etwas abseits davon. Es war vorbei. Völlig erschöpft stütze ich mich hockend auf meinem Knie ab und atmete schwer. Ich war völlig aus der Übung. Mein Schwert verschwand zusammen mit meinem Zorn. Ich sah an dem Körper unseres Feindes vorbei rüber zu Kid. Er hatte sich auf den Rücken gedreht und lag einfach nur da, den Blick in den Himmel gerichtet. "Du hättest nicht zurückkommen dürfen, Kat." drangen seine Worte zu mir herüber. Ich war wie vom Blitz getroffen - meinte er das etwa ernst? Aber er hatte doch vorhin noch behauptet, er würde sich freuen, dass ich wieder hier bin - war das gelogen? "Jetzt werden sie dich jagen. In deiner Welt wärest du in Sicherheit gewesen." Die Kälte in seiner Stimme machte mir Angst. Er konnte das nicht ernst meinen! Er drehte den Kopf weg. "Geh nach Hause." Taumelnd kam ich auf ihn zu - ich musste sein Gesicht sehen! "Das ist nicht mehr mein zu Hause... Ich gehöre dort nicht hin." "Dann geh woanders hin und schaff dir dort ein neues. Ich kann dich hier nicht gebrauchen." Meine Unterlippe begann zu beben, als sich die ersten Tränen an die Oberfläche kämpften. Das konnte er mir doch nicht antun! "Schick mich nicht weg..." flehte ich mit tränenerstickter Stimme. Langsam richtete er seinen Oberkörper auf, sah mich aber noch immer nicht an. Ich stolperte zu ihm, fiel vor ihm in den Sand, die Hände zwischen meinen Knien gebettet. "Verachte mich, hasse mich... das halt ich alles aus... aber bitte, ich bitte dich! Schick mich nicht von deiner Seite! Ich kann nicht in einer Welt leben, in der es dich nicht gibt..." Immer piepsiger wurde meine Stimme, brach zum Ende hin ganz. Warum tat er mir das nur an? Sah er denn nicht, dass ich nur seinetwegen wieder hier war? Mein Blick war so verschwommen, ich konnte vor lauter Tränen kaum noch etwas sehen. "Lass mich bitte nicht allein!" flehte ich erneut. Sein Blick durchbohrte mich geradezu. Immerhin sah er mich endlich an. Auch wenn ich im Moment einen ziemlich erbärmlichen Anblick abgeben musste. Eine Weile geschah nichts, außer, dass meine Tränen weiterhin in den Strandsand sickerten. Als er dann plötzlich seine Hand auf meinen Kopf legte, hielt ich inne. Was hatte er vor? Ich spürte seine zweite Hand an meinem Rücken, einen kräftigen Druck und seinen warmen Oberkörper an meinem völlig verheulten Gesicht. Er schloss mich in eine Umarmung und gegen meinen Willen quollen weitere große Tränen aus meinen Augen. "Ich könnte dich niemals hassen, Kleines. Ich will dich doch nur beschützen." Verstehend nickte ich. "Wenn es dir so wichtig ist, darfst du bleiben." Ich stieß mich leicht von seiner Brust ab, lächelte ihn dankend an. Seine goldenen Augen ruhten bedingungslos auf meinen. Ich hatte ihn so sehr vermisst... Einem inneren Impuls folgend, schlang ich meine Arme um seinen Hals, sah noch, wie er mich überrascht ansah, bevor ich meine Lippen auf seine legte. Und weiter geschah nichts. Er erwiderte den Kuss nicht und so zog ich mich schnell wieder zurück, spürte die Röte in meinem Gesicht und rückte sofort ein gutes Stück von ihm weg. "'Tschuldige..." nuschelte ich nur, richtete mich auf und ließ ihn im Sand sitzen, während meine Beine mich von ihm fort trugen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie konnte ich nur so impulsiv handeln? Sicher hatte ich mein Glück gerade überstrapaziert. Ob er seine Entscheidung jetzt noch einmal überdachte? Hoffentlich nicht. Ich sah hoch und entdeckte Killer, der mit angewinkeltem Bein und hinterm Kopf verschränkten Armen noch immer an der Stelle lag, an der ich ihn zurückgelassen hatte. Schnell wischte ich mir über mein Gesicht und setzte ein Lächeln auf. "Killer, wie geht es dir?" Er drehte seinen Kopf in meine Richtung. "Fast schon wieder völlig genesen. Ich hab die Jungs notdürftig auf dem Schiff versorgt aber du solltest sie dir besser einmal ansehen." "Naklar." Wir betraten gemeinsam das Deck. "Wo sind denn alle?" "Na in deinem Krankenzimmer. Und davor..." Ich musste lachen. "Es ist schön, dass du wieder da bist. Ich geb's nicht gern zu aber du hast hier gefehlt." Dankbar umarmte ich den Vizen, der so viel Körperkontakt sonst so gar nicht zuließ. "Ihr habt mir auch gefehlt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)