Dreadlocks & schräge Töne von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 02 - In seinem Bann -------------------------------------- Kapitel 02 - In seinem Bann "Wehe einer von euch schnarcht!", grummelt Peer und wirft sich im Zelt mitten auf die Luftmatratze. "Darum musst du dir gar keine Gedanken machen. Du hast doch Stöpsel dabei", ziehe ich ihn auf. Das musste jetzt sein. Er war den restlichen Abend ganz schön launig. Dem Met sei dank. Von weitem dringt noch leise Musik zu uns. Apropos Met. "Ich geh nochmal schnell zu den Toiletten", sage ich und greife mir die Taschenlampe. Bei den ganzen Zelten hier, muss man aufpassen, nicht über eins der Seile zu stolpern. Nachdem Fionn und sein Kollege verschwunden waren, sind auch wir langsam zurückgelaufen. Nicht ohne vorher noch das ein und andere Met zu uns zu nehmen. Peer ist wirklich ein Suffkopf! Daher hat der Rückweg auch ewig gedauert. Völlig in Gedanken versunken gehe ich den Weg zurück, wo die Toilettenhäuschen stehen. Mit aller Macht versuche ich nicht an Fionn zu denken. Was ist nur mit mir los? Er ist nicht der erste Kerl, der mir auf Anhieb den Kopf verdreht. Auch wenn er total anders ist, als alle Kerle, die mir vorher über den Weg gelaufen sind. Aber noch nie fühlte ich mich so ... unruhig. So kann ich es wohl am besten beschreiben. Ich bin unruhig. Und der Gedanke an das Was-wäre-wenn, ist noch viel schlimmer. Was, wenn wir uns wirklich geküsst hätten? Wie hätten sich seine Lippen angefühlt? Sicher hätten seine Bartstoppeln leicht gekratzt. Bei dem Gedanken kribbelt es in meiner Magengegend. Außerdem bereue es, ihn nicht wenigstens in ein vernünftiges Gespräch verwickelt zu haben. Ihm eventuell meine Handynummer gegen zu haben. Zudem ich ja eine tolle Ausrede habe. Ich schreibe für ein Musikmagazin, warum ihm also nicht meine Karte geben? Das hat das ein oder andere Mal wirklich geklappt und mir ein paar heiße Nächte beschert. 'Tja Adrian. Diesmal hast du echt die Chance verpasst.' Ich seufze laut und öffne die Tür eines dieser übelriechenden, mobilen Toilettenhäuschen. Man gewöhnt sich nie daran. Auf dem Weg zurück zu unserem Zelt verbiete ich mir an ihn zu denken. Irgendwann muss ja mal Schluss sein! Deshalb schaue ich mich etwas auf dem Zeltplatz um. Viel erkennt man nicht im Dunkeln. Einige sitzen bei schwachem Licht vor ihren Zelten, reden, lachen und andere machen leise Musik. Es ist so ruhig! Wieder eine neue Erfahrung. Bei Festivals geht es auf den Zeltplätzen definitiv lauter zu. Weiter vorn sitzen einige Leute vor einem kleinen Feuer. Jemand dort spielt leise Gitarre. Er sitzt mit dem Rücken zu mir und ist noch zu weit weg, um ihn besser erkennen zu können. Doch je näher ich komme, desto nervöser werde ich. 'Das bildest du dir ein! Du siehst schon Gespenster!' Aber sieht es nicht so aus, als hätte der Gitarrenspieler Dreadlocks? 'Die haben auch Andere!', beruhige ich mich selbst. Trotzdem. Die Gewissheit steigt mit jedem Schritt. Dort sitzt Fionn! Nun erkenne ich auch die anderen Bandmitglieder. Sie lauschen der Melodie, einige mit geschlossenen Augen, andere unterhalten sich leise. Trinken zusammen und rauchen. Ich will gar nicht wissen, was. Eben habe ich mich noch verflucht, die Chance, ihm meine Nummer zu geben, nicht genutzt zu haben und jetzt? Jetzt verlässt mich der Mut. So schnell es geht laufe ich an ihnen vorbei und starre auf den Boden vor mir. Niemand bemerkt mich. "Na? Wieder heil zurückgekehrt?" "Ja", murre ich Mat an und krabble ins Zelt. Ich will nur noch schlafen und hoffentlich fällt mir morgen was ein, wie ich den Mut fasse, Fionn anzusprechen. 'Geh doch einfach jetzt hin', flüstert eine Stimme in mir. Es fällt mir verdammt schwer, ihr nicht zu folgen. Keine Ahnung, wieso ich es nicht tue. *** Müde blinzle ich aus dem Zelt hinaus. Die Sonne scheint und kein Wölkchen zieht am Himmel entlang. Wunderbares Festivalwetter. Die Anderen sitzen schon vorm Zelt und unterhalten sich leise. Allgemein ist es noch recht still hier. "Es ist erwacht!" Mat grinst und hält mir eine Tasse Kaffee hin. Das Es überhöre ich mal ausnahmsweise. "Und ihr? Seid ihr von der Luftmatratze gefallen?" Mit dem Kaffee in der Hand geselle ich mich zu ihnen. "So ähnlich. Mein Rücken tut weh." Hehe. Armer Mat. Er tut mir gar nicht leid. "Leute? Ich hab Kohldampf." Typisch Peer. Wann hat er den mal nicht? "Ich will vorher noch duschen", wende ich ein. "Da komme ich mit!", sagt Mat und holt sein Duschgel und ein Handtuch. "Viel Spaß. Da drin ist es echt widerlich." Peer hatte schon gestern Abend das Vergnügen, nachdem er uns gefühlte Stunden in den Ohren gelegen hat, wie verschwitzt er ist, und dann endlich zu den Duschen gewankt ist. Ich frage mich, wie er es dabei geschafft hat, nicht auszurutschen und sich den Schädel einzuschlagen, so besoffen wie er war. Gemächlich schlurfen Mat und ich über den Zeltplatz und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Heute wird es anscheinend richtig warm. Gestern war es ziemlich bewölkt und daher angenehm. Heute ist wohl schwitzen angesagt. Peer wird sich bedanken. Dem wird schon bei plus zehn Grad warm. "Herrliches Wetter", sagt Mat und spricht mir damit aus der Seele. "Hey! Ist das da drüben nicht der Traum deiner schlaflosen Nächte?" Oh Shit! Keine zehn Meter vor uns steht Fionn! Und das, wo ich gerade mal nicht an ihn denken musste. Schon wieder renne ich ihm fast in die Arme. Es ist wirklich nicht zu fassen! Er steht vor einem der Zelte und isst anscheinend Müsli. Nur ... Scheiße! Er ist halb nackt dabei! Nichts weiter an, als diese schwarze, weite Hose, steht er im morgendlichen Sonnenlicht und mampft seelenruhig sein Frühstück. Bei dem Anblick wird natürlich bei mir weiter unten ebenfalls jemand wach. So ein Mist! "Mensch, ist der in Form! Daneben sehe ich wie ein Milchbubi aus!" Wieder spricht Mat meine Gedanken aus. Fionn sieht einfach nur heiß aus! Die Hose hängt locker auf seinen Hüftknochen und ... Wieso kann sie ihm nicht einfach mal herunter rutschen? Oder besser doch nicht! "Ich kann da nicht vorbei!", flüstere ich Mat zu und bleibe stehen. "Sag bloß, du schämst dich?" "Nein!" Ich will nur nicht, dass Fionn mich sieht. Mit Sicherheit genügt ein Blick, und er erkennt, was in mir vorgeht. Sabbere ich gerade? "Wir gehen jetzt weiter. Stell dich nicht so an! Was ist nur los mit dir? Macht der dich echt so scharf?" "Du glaubst gar nicht wie sehr", stoße ich hervor und sauge diesen wunderschönen Anblick in mich auf wie ein trockener Schwamm. Er hat seine Haare offen. Bestimmt ist er gerade erst aus dem Zelt gekommen ... "Dann mal los und schnapp ihn dir. So wie immer." Entsetzt schüttle ich meinen Kopf. "Nein!" "Und wieso nicht, wenn ich fragen darf?" "Vielleicht steht er ja gar nicht auf Männer", bringe ich hervor und weiß, dass ich gerade lüge. Das gestern war ja wohl zu eindeutig! "Das stört dich doch sonst auch nie." "Ich verstehe es ja selbst nicht! Keine Ahnung, was mit mir los ist." Ich habe schweißnasse Handflächen und mein Puls würde bestimmt jedes Pulsmessgerät sprengen. "Wie war sein Name nochmal?", fragt Mat. "Fionn", hauche ich und lass den Namen auf meiner Zunge zergehen. "Aha ... HEY!? FIONN!" Mir bleibt das Herz stehen und rutscht anschließend in meine Hose. Das hat Mat jetzt nicht wirklich getan?! Anscheinend doch, denn Fionn hebt seinen Kopf und schaut in unsere Richtung. Oh Gott! Er schaut mich an, erkennt mich und ... lächelt! Meine Knie werden weich, aber Mat zerrt mich unbarmherzig mit sich. "Morgen! So sieht man sich wieder", begrüßt uns Fionn und stellt seine Müslischale ab. Er kommt auf uns zu, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. Unwillkürlich muss ich ihn wieder mustern. Links hat er einen Stab durch die Brustwarze und auf der selben Seite schlängelt sich ein Tattoo an seinem Hüftknochen entlang, bevor es unter dem Bund seiner locker sitzenden Hose verschwindet. Schnell wieder wegschauen! Das ist eindeutig zu viel für meine Selbstbeherrschung! "Ihr zeltet auch hier? Habt ihr nicht einen extra Bereich?", fragt ihn Mat und stupst mich unauffällig an. "Normal ja. Aber hier gefiel es uns besser. Mit all den Bäumen." "Stimmt. Ist echt schön hier. Wann spielt ihr heute nochmal?" "Ich glaube um 14 Uhr." Na, die Beiden verstehen sich ja prächtig! Und ich? Ich bekomme keinen einzigen Ton heraus. "Ihr wart echt gut. Adrian hier habt ihr bekehrt. Normal hört er ganz andere Musik." Nein! Mat, ich bringe dich um! Hier und jetzt! "Das habe ich gemerkt!", lacht Fionn und funkelt mich an. Oh Verflucht! "Ich hoffe, du hast keinen Kater vom vielem Met gestern?" "Nein", presse ich mit dünner Stimme hervor. "Adrian heißt du also. Freut mich wirklich sehr, endlich deinen Namen zu erfahren." Fionn kommt näher und hält mir seine Hand hin. Nicht ganz sicher, was das soll, tue ich es ihm nach. Er ergreift meine Hand und zieht mich zu sich, legt seinen Arm um mich und drückt mich an seinen Brustkorb. In mir brodelt es. Nein, ich stehe in Flammen! Ich kann mich nicht rühren, atme nur seinen unverwechselbaren Duft nach Leder und irgendwelchen Kräutern ein, den ich auch schon gestern bemerkt habe. Am liebsten würde ich mein Gesicht an seinen Hals schmiegen, ihn dort mir meiner Zunge und meinen Lippen erkunden. Doch leider ist es, kaum dass es begonnen hat, auch schon wieder vorbei. Das Selbe macht er mit Mat, doch ich bezweifle, das Mat bei dieser Umarmung das Gleiche fühlt wie ich. "Also kommt ihr nachher nochmal zu uns und lauscht unserer Musik?" "Klar. Adrian wird kaum davon abzuhalten sein." Oh Mat! Du stirbst noch heute einen furchtbaren Tod! "Schön. Dann sehen wir uns ja wieder." Fionn lächelt mich an und schlüpft in sein Zelt. "Du warst ja stummer als ein Fisch!", zieht mich Mat grinsend auf. Ich brumme nur als Antwort. "Dich hat es ganz schön erwischt." "Das bekommst du noch alles zurück! Doppelt und dreifach!", drohe ich ihm. Er lacht nur und betritt eine der Duschkabinen. Warum bringe ich ihn nicht gleich hier um? Ich könnte es doch nach einem Unfall aussehen lassen, oder? *** Es ist gleich vierzehn Uhr und wir haben die Bühne immer noch nicht gefunden. So ein Mist! "Ich frag mal einen der Händler." Mat probiert es bei einem Kleiderstand. Ich hasse es, nicht zu wissen, wohin ich muss. Ich werde ungeduldig und mehr als übellaunig. Wieso gibt es hier keinen Spielplan? "Wir müssen dort hinten hin!", ruft Mat und kommt auf mich zu. "Sie spielen auf der anderen Seite." Klasse! Hoffentlich packen wir es noch. "Zieh nicht so ein Gesicht." Der hat gut reden! Zu zweit kämpfen wir uns durch die Menschenmenge. Peer ist nicht dabei. Er hat was zum vögeln gefunden. Ich frage mich, wie er bei der Hitze im Zelt das durchhalten will. Laut meinem Handy sind es unglaubliche 33 Grad. Im Schatten. Ich will also gar nicht wissen, was für eine Hitze in den Zelten herrscht. Mat habe ich noch beim Frühstück zusammengefaltet. Natürlich wegen seines dämlichen Verhaltens heute Morgen. Er hat nur wieder gelacht und gemeint, alleine hätte ich nie meinen Arsch hoch bekommen. Danke auch! "Sie haben noch nicht angefangen!", grinst mir Mat entgegen. Und er hat recht. "Dafür ist ganz schön was los vor der Bühne." Das sind eindeutig mehr Zuschauer als gestern. "Folgen sie mir, meine Lordschaft. Ich geleite sie sicher zu ihrer Maid!" "Mat? Du bist ein Arsch!" "Ganz wie ihr meint, Sir." Daraufhin muss ich doch lachen. Er kann manchmal echt doof sein! Er nimmt mich an die Hand und zieht mich in die wartende Menge. Einige schauen uns genervt an, bleiben aber ruhig. Mat drängelt unbeirrt weiter, bis wir tatsächlich ganz vorn stehen. "Das nächste Mal nimmst du deinen Presseausweis mit. Dann sparen wir uns das alles und können gleich bis ganz nach vorn", sagt Mat und lehnt sich an die Absperrung. Komischerweise gibt es heute eine. Die Bühne ist auch etwas größer. Das nenne ich mal einen steilen Karriereaufstieg! Gestern noch Marktmusiker und heute schon eine große Bühne. Okay. So riesig ist sie nun auch nicht. "Dann hättest du trotzdem hier bleiben müssen. Mit dem Ausweis komme nur ich ganz nach vorn." "Du könntest mich als Assi mitnehmen. Ich schleppe auch deine Kamera und deinen Laptop." "Verführerisches Angebot. Das nächste Mal denke ich drüber nach." Vor uns bewegt sich etwas. Die Menge jubelt und schon betritt die Band die Bühne. Ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee war, sich genau vorne hin zu stellen. Fionn kann mich so überhaupt nicht übersehen. Eben jener stellt sich natürlich genau vor mir auf, greift seine Laute und schaut in die Zuschauerschar. Er entdeckt mich sofort und zwinkert mir zu. Mein Adrenalinspiegel steigt enorm. Verflucht! "Sieht nicht so aus, als wärst du ihm völlig egal", flüstert mir Mat ins Ohr. "Neue Fans gleich neues Geld", erwidere ich trocken. Leider kenne ich mich dabei auch aus. Mat zuckt mit den Schultern. "Wenn du meinst." Was ich meine, kann ihm erstmal egal sein. Ich möchte nur nicht, dass er mich weiter damit aufzieht. Das kann ich auch selbst. Auf der Bühne beginnt die Band mit ihrem ersten Lied. Ein Instrumentalstück und die ganze Zeit über spüre ich Fionns Blick auf mir. Ich versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, schaue und höre dem Treiben auf der Bühne zu, vermeide es so gut es geht, ihm in die Augen zu schauen. Das nächste Lied beginnt und ich studiere die Band. Ich habe sie gestern die ganze Zeit über spielen gehört und habe noch keinen einzigen seiner Bandkollegen näher betrachtet, fällt mir gerade auf. Da wäre zuerst einmal der Sänger. Wie gestern schon bemerkt, hat er eine hervorragende Stimme. Tief und voll. Er hat lange, schwarze Haare und eine Menge Stahl im Gesicht. Wirklich nett ... Nicht mein Geschmack, aber jedem das Seine. Von mir aus links gesehen, steht ein schmaler Kerl mit rotblonden Haaren der eine Flöte spielt. Hinter ihm eine etwas kräftigere Frau mit Gitarre. Sie hat knallig rot gefärbtes, fast knielanges Haar. Rechts neben ihr, also direkt hinter Fionn der Percussionist mit seinen Trommeln. Und zu guter Letzt Fionn. Er hat die Laute gegen diese komische Drehleier eingetauscht. Fasziniert schaue ich ihm beim spielen zu. Und nicht nur das. Fionn sieht wieder einfach nur atemberaubend aus! Ich kann nicht anders und checke ihn wieder von oben bis unten ab. Er trägt wieder eine dieser weiten Hosen, in braun diesmal, ein eng anliegendes, ärmelloses Shirt und in seine Dreadlocks sind kleine Ringe eingeflochten. Außerdem trägt er einige keltisch aussehende Anhänger, deren Sinn und Zweck sich mir allerdings entziehen. Wenn die Musik leise ist, kann man sie klimpern hören. Zudem ist er barfuß, was mich mehr anmacht, als ich mir eingestehen will. Shit! Was, zum verfluchten tausendsten Mal, ist mit mir los? Als hätte ich nur Watte im Hirn. Nur Watte und ... Fionn. Es ist zum davon rennen! Was finde ich nur an diesem dämlichen, Dreadlock-Ökofritzen? Mit seiner komischen Drehleier und diesen braunen Hundeaugen, in die ich gerade blicke und darin ertrinke. Mein Herz stolpert, ich beginne zu schwitzen und mein Bauch kribbelt wie verrückt. Mein ganzer Körper spielt total verrückt! Scheiße! Ich glaube, es hat mich erwischt! Ich habe mich Hals über Kopf in einen Musiker verknallt! In einen Musiker mit Drehleier und Harfe! Scheiße! *** Sargas' Auftritt neigt sich dem Ende zu. Sie spielen ja auch schon fast seit eineinhalb Stunden. Wenn es nach mir ginge, könnten sie nochmal so lange spielen. Ich tauchte regelrecht in deren Musik ein, obwohl ich die Lieder nur ein mal gehört habe, wenn überhaupt. Immer wieder verfingen sich meine und Fionns Blicke und er lächelte jedes mal, wenn das geschah. Mir dagegen blieb die Luft weg und ich stand wie paralysiert vor der Bühne und versank in seinen Augen. Er zog mich in seinen Bann und ließ mich erst weiteratmen, wenn er meinen Blick wieder freigab. Vor meinem inneren Auge allerdings, sah ich ihn vor mir, kurz bevor sich unsere Lippen berührten. Peer störte uns dieses mal nicht und ich spann den Faden weiter, begegnete seinen Lippen und sank gegen seinen Oberkörper, während das Feuer leise prasselte und uns in seinen warmen Schein einhüllte ... "Wir kommen nun leider zum letzten Lied für heute. Dafür bekommt ihr aber eins unserer neusten Stücke zu hören. Ich hoffe das entschädigt euch!" Kreischen und Applaus brandet auf. Fionn stellt sich vor sein Mikro und das Lied beginnt. Ein langsamer Rhythmus. Gesang ertönt. Aber nicht von dem schwarzhaarigen Sänger. Ich klammere mich an die Absperrung. Fionn singt diesmal und er ist einfach unglaublich! Seine Stimme ist auf der einen Seite rauchig und auf der anderen so gefühlvoll, dass sich mein Bauch zusammenzieht. Sie erfüllt mich, dringt nicht nur in meine Ohren, sondern vibriert durch meinen ganzen Körper. Mir wird schwindelig und meine Brust schnürt sich zusammen. Es ist lächerlich! Ich weiß, aber so ist es nun mal. Er muss mich gar nicht ansehen, seine Stimme genügt schon. Was macht dieser Kerl nur mit mir? Ich lehne mich an die Absperrung und schaue ihn an, wie er seine Drehleier spielt und dabei singt, die Augen geschlossen und nur hin und wieder zu mir schaut. Oder bilde ich mir das nicht nur ein? Ich meine, wieso sollte er ausgerechnet nur zu mir schauen? Bestimmt stehen hier noch Andere, bestimmt alles junge, kreischende, schockverliebte Teens, die das Selbe denken. 'Er schaut mich an! Er schaut mich an!' Tief durchatmen! Ich verhalte mich lächerlich! Als das Lied leider viel zu schnell zu Ende ist, die Band sich beim Publikum bedankt hat und dann von der Bühne verschwunden ist, stehe ich immer noch da und versuche das alles zu verarbeiten. Immer noch höre ich seine Stimme, fühle sie in mir vibrieren. "Adrian? Willst du hier Wurzeln schlagen?" Mats Gesicht schiebt sich in mein Sichtfeld. "Nein", sage ich leise und schüttle meine Starre ab. "Gehen wir." "Warte mal! Diesmal kaufe ich mir auch eine CD!" Muss das sein? Ich kann unmöglich jetzt auch nur in die Nähe von ... "Hallo Adrian!" Fionn! Ich versuche ihn so unverbindlich wie nur möglich anzulächeln. Ob es klappt, kann ich nicht sagen. "Ihr wart echt richtig gut! Besser als gestern!" Mat, du elender Schleimer! Allerdings ... Wenigstens einer, der den Mund auf bekommt. "Danke. Lief ganz gut heute." Fionn strahlt richtig, noch sichtlich erfüllt vom Adrenalin des Auftrittes eben. Und ich? Bestimmt sehe ich aus wie ein Fisch auf dem trockenen. "Mehr als gut! Und als Beweis kannst du mir gleich mal eine CD von euch organisieren." Ich wünschte, ich könnte so locker wie Mat sein. Normal bin ich das auch. Aber wie soll ich locker werden, wenn Fionn so dicht bei mir steht? Mir dieser verwirrende Duft nach Leder und Kräutern, vermischt mit seinem ganz eigenen Duft in die Nase dringt und ich ihn am liebsten an mich reißen würde. Meine Hände unter sein Shirt schieben möchte und ich ihn spüren und schmecken will. Ihn nur für mich ... "Adrian?" "Ja?!" "Kommst du auch mit?", fragt mich Mat. "Wohin?" Mist! Ich habe nicht aufgepasst! "Wir feiern heute Abend ein bisschen. Ihr seid eingeladen. Als treue Fans, sozusagen." Fionn lädt uns ein? "Gerne", bringe ich gerade so hervor und verstecke meine Aufregung so gut es geht. Ein warmes Lächeln, ein feuriger Blick. Fionn bringt mich echt um den Verstand! ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)