Dreadlocks & schräge Töne von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 05 - Total Reingelegt! ----------------------------------------- Kapitel 05 - Total Reingelegt! Auch wenn ich den nächsten Tag mit einem mehr als nur großen Kater krank zu Hause im Bett lag -ich hatte zum Glück frei- konnte ich den Artikel von der Pressekonferenz rechtzeitig fertig schreiben und heute Abgeben. "Und? Was am Wochenende vor?", fragt mich Zoey, dir mir einen Kaffee bringt. "Vielleicht. Weiß noch nicht genau." Ich bin immer noch am hin und her überlegen, ob ich nicht doch mit auf den Mittelaltermarkt soll. "Wir wollen alle nach der Arbeit rüber insMayers. Möchtest du mit?" "Oh, nee! Danke. Vom Alkohol lasse ich erstmal die Finger." Mir wird nur schlecht, wenn ich daran denke. "Schade. Du warst schon lange nicht mehr mit uns unterwegs." Die arme Zoey sieht wirklich gekränkt aus. "Sorry. Vielleicht nächste Woche. Billard wäre doch mal wieder schön." Früher haben wir das jeden Donnerstag Abend gemacht. Zum Ausspannen, bevor es Freitags wieder hektisch wurde. "Stimmt. Das haben wir ewig nicht mehr gemacht. Ich frage mal rum." "Tu das." Falls alle einverstanden sind, kann ich mich diesmal nicht einfach so davor drücken. Aber wieso auch? Habe ja eh nichts vor, und Ablenkung ist im Moment alles was ich brauche. Nach Feierabend räume ich noch schnell meinen Schreibtisch auf und fahre dann nach Hause. Nur noch schlafen! Gestern habe ich davon einfach nicht genug bekommen. Bevor ich die Treppen zu meiner Wohnung hinauf laufe, leere ich noch schnell meinen Briefkasten. Rechnungen. Was auch sonst? Oben angekommen klingelt mein Telefon, gerade als ich die Tür hinter mir zuschmeiße. Timing ist alles! "Ja?" /Adriiiiaaahaaannn!/ Ich seufze. "Hallo Mat. Was gibt's?" Ich kann es mir eigentlich schon denken. /Kommst du morgen mit?/ "Weiß ich noch nicht." /Och bitte!/ "Eigentlich habe ich keine Lust auf Dudelsäcke." 'Und Drehleiern', füge ich in Gedanken hinzu. /Simone freut sich schon so. Und sie will mir nicht glauben, dass dir unser Wochenende so gut gefallen hat./ "Dann hast du ihr nicht alles erzählt", brumme ich und werfe mich auf mein Bett. Mat atmet laut in den Hörer, sodass bei mir nur ein grausig rauschendes Geräusch ankommt. /Fang nicht schon wieder damit an!/ "Du hast mit angefangen." /Soll ich vorbei kommen?/ Was soll das den jetzt? "Warum?" /Du hörst dich schlecht an./ Ich fange an zu lachen. "Ich bin müde. Gestern lag ich den ganzen Tag mit einem Kater im Bett." /Jetzt sag nicht, du betrinkst doch schon vor lauter Liebeskummer!/ Das kann auch nur ihm in den Sinn kommen! "Nein. Ich habe Boris getroffen und wir sind in einer Bar versackt." /Autsch! Hat er dich wieder unter den Tisch gesoffen?/ "Genau." Ich glaube, noch nicht mal Peer würde da mithalten. Apropos … "Mal was von Peer gehört?" /Ja. Der ist nur unterwegs. Angeblich ist er in München. Keine Ahnung, was er da wieder macht./ "So ist er eben." Wenn Peer was einfällt, und das passiert ihm ziemlich oft, dann muss er das auch gleich umsetzten. Skifahren im Himalaya? Er bucht sofort einen Flug. /Überlege es dir doch nochmal wegen morgen./ "Ja. Mach ich. Aber rechne nicht mit mir." /Wir werden sehen./ "Dann sehe mal", grinse ich und lege auf. Ich habe das dumme Gefühl, in dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. *** "Ich glaube es nicht, dass ich doch mitgekommen bin!", motze ich und werde von Mat und seiner Freundin Simone, die stilgerecht in mittelalterlicher Tracht gekleidet sind, durch unsere Altstadt geführt. "Wer kann einem Ritter schon widerstehen?", grinst mich Mat an. "Niemand. Aber du siehst eher aus wie ein Rinderhirte." "Ich tarne mich!" "Jawohl, schwarzer Ritter!", sage ich und bekomme einen Mittelfinger gezeigt. "Und ich?", fragt mich Simone, die ein wirklich hübsches Tänzerinnenkostüm trägt, welches bei jedem Schritt klimpert. "Du bist wie immer eine wahre Augenweide." "Siehst du Mat! So macht man einer Dame Komplimente", strahlt Simone und hakt ihren Arm bei mir ein. Das ich nur in der üblichen Jeans und einem Metallica Shirt durch die Gegend laufe, muss ich nicht noch extra erwähnen, oder? Mit meiner Vermutung gestern behielt ich recht. Heute Vormittag standen die Beiden so verkleidet vor meiner Tür und belagerten mich so lange, bis ich einwilligte mitzugehen. Ich konnte mich kaum wehren, wurde fast aus meiner Wohnung gezerrt, und nun sind wir hier. "Gehen wir erstmal was essen." Mat schaut auf seine Uhr. Hat er Zeitdruck? "Von mir aus. Aber du bezahlst. Wer mich zwingt mitzugehen, muss auch zahlen." "Das hast du dir ja gut zurechtgelegt!", knurrt Mat mich an. "Klar." Etwas muss ich von diesem unfreiwilligen Ausflug ja auch haben. Wir setzten uns an einen kleinen Essensstand und Mat wurde auserkoren, uns das Essen zu bestellen und herzutragen. Zusammen mit Simone warte ich darauf. Neugierig mustert sie mich. Mit erhobenen Augenbrauen schaue ich sie an. "Na los! Frag mich schon." Irgendwann fragt sie ja doch. "Du hattest was mit Fionn von Sargas laufen?" "Nein." "Aber Mat meinte …" "Mat weiß gar nichts. Da war nichts und ich will nicht drüber reden." Sie zieht einen Flunsch. "Na gut. Ich meinte ja nur, weil Fionn echt heiß ist und …" "Simone? Lass es!" "Ich war ja nur neugierig." Wo bleibt Mat nur? "Und er hat dir wirklich Drehleier spielen beigebracht?" Ich verdrehe meine Augen. Diese Frau ist schlimmer als jede Klatschzeitschrift. "Ja hat er." Spielen würde ich das zwar nicht nennen, aber darüber kläre ich sie ganz sicher nicht auf. "Mat hat mir Fotos gezeigt. Kann gar nicht verstehen, warum du dir die Chance mit ihm entgehen lassen hast." Nun reicht es! Ich atme stoßweise aus und blinzle sie sauer an. "Ich rede nicht drüber, okay?" "Ist ja gut", murmelt sie und knibbelt an ihren Pailletten herum. "Ich finde es nur schade." Ja, ich auch … "Tatütata! Das Essen ist da!" Mat! Dich schickt der Himmel! Trotz dieses dummen Spruches! "Für meine Liebste einen Gemüseauflauf und für meinen Liebsten die Bratkartoffeln ohne Speck dafür mit viel Zwiebeln und Knoblauchsauce." "Sehr freundlich!" Seit wann bin ich sein Liebster? Idiot! "Und? Habe ich was verpasst?", fragt Mat und setzt sich neben Simone. "Adrian wollte mir nichts von eurem Ausflug erzählen." "Danach hast du ja auch nicht gefragt." "Adri! Wir wollen dir doch nur helfen", sagt sie und sieht mich fast schon traurig an. Bei was bitte wollen die Zwei mir helfen? "Das Adri kannste dir sparen und ich will nicht geholfen bekommen! Es gibt nichts zu helfen." Wütend spieße ich einige Kartoffelscheiben auf. "Was genau ist dein Problem?" Fragend schaue ich Mat an. "Was mein Problem ist? Mein Problem ist, dass ihr keine Ruhe gebt." "Du bist ganz schön stur." "Danke Simone." "Darf ich noch was dazu sagen?", fragt mich Mat und trinkt einen Schluck Cola. "Nein. Aber das hält dich sowieso nicht ab. Habe ich recht?" "Genau." Er lächelt schief und ich beherrsche mich, ihm nicht meine Gabel ins Auge zu rammen. Spätestens morgen würde ich es wieder bereuen. "Bis Emilia aufgetaucht war, lief es doch ganz gut mit euch beiden, oder? Warum machst du dann noch so einen Aufstand darum, obwohl du weißt, dass es Fionns Schwester war?" In aller Ruhe kaue ich meine Kartoffeln fertig, trinke dann auch einen Schluck und unterdrücke ein ärgerliches Zähneknirschen. Erst dann antworte ich. Simone springt mich fast an vor Ungeduld. "Auch wenn das nicht passiert wäre, hätten wir eine ganz beschissene Ausgangssituation." "Die wäre?" "Er ist das ganze Wochenende unterwegs und ich meistens auch. Er wohnt drei Stunden von mir entfernt. Wie sollten wir das anstellen?" "AHA!" Mat zeigt mit dem Messer auf mich. Bringt das nicht Unglück? "Du weißt wo er wohnt!" Oh nein! "Steht im Booklet. Eine Band aus Freiburg." Im Herausreden bin ich ziemlich gut. Manchmal. "So so …" Ich hasse Mats überlegen wirkenden Gesichtsausdruck! "Hör auf so zu gucken!" "Zwing mich." "Esel!" "Stinktier!" "Ach Jungs! Hört damit auf." Simone verdreht ihre Augen. "Ihr seid schlimmer als Kinder!" "Ihr habt angefangen!", motze ich, muss aber dabei grinsen. Ich kann ihnen nicht lange böse sein. Auch wenn sie heute extrem viel nerven. Nach dem leckeren Essen, schlendern wir weiter über den Markt. Mat schaut dabei die ganze Zeit auf seine Uhr. "Hast du noch was vor heute?", frage ich ihn. "Gleich tritt noch eine Band auf, die ich sehen will." "Welche denn?" So langsam kenne ich seine Lieblingsbands. "Mir fällt der Namen nicht mehr ein", meint er leise und eigentlich ist es mir auch egal. "Schau mal!", ruft Simone plötzlich. "Da gibt's Seidentücher! Bin gleich wieder da." Sie flitzt zu besagtem Stand und klimpert davon. Mat sabbert ihr hinterher. "Ist sie noch sauer, weil sie nicht mit konnte vorletzte Woche?", frage ich ihn. "Nein. Sie hat sich wieder mit ihrer Kollegin vertragen." Simone wollte eigentlich mit auf das Spectaculum, doch sie musste für ihre kranke Kollegin einspringen. "Und du? Bereust du endlich den Ausgang unseres Ausfluges?" "Keine Ahnung was du meinst", sage ich und will nicht schon wieder mit dem Thema beginnen. Es hängt mir zu den Ohren raus, auch wenn ich selbst an nichts anderes denken kann. Vermutlich gerade deswegen. "Natürlich hast du die nicht", grinst Mat selbstgefällig. "Aber eins musst du zugeben. Die CD ist echt gut! Oder?" Ich zucke mir den Schultern und schaue mich an einem Schmuckstand um. Ob ich mir was kaufen soll? Den Totenkopfring vielleicht ... "Du hast noch nicht rein gehört? Scheiße! Du hast wirklich Liebeskummer. Also hatte Carsten recht." "Du hast mit Carsten geredet?" Sauer drehe ich mich wieder zu Mat. Das ich die CD jeden Tag rauf und runter höre, werde ich ums Verrecken nicht zugeben! "Wir sind uns beim Einkaufen begegnet. Er hat mir erzählt, dass du in letzter Zeit total griesgrämig bist. Das reichte mir schon als Erklärung." "Hast du ihn was erzählt?" "Nö. So gemein bin ich auch wieder nicht." "Mal was Neues von dir. Außerdem: Ich habe keinen Liebeskummer! Merk dir das endlich!" "Nicht? Was für ein Glück. Das macht das Geständnis gleich etwas leichter für mich." "Was meist du?", frage ich leise. Ich habe ein ganz mieses Gefühl gerade. "In ... Warte!" Mat schaut wieder auf seine Armbanduhr. "In fünf Minuten fangen Sargas da drüben an zu spielen." "Verstehe", sage ich geschockt und lasse Mat einfach stehen. Ich wurde hinterhältig reingelegt! "Adrian?! Du bist ein feiges Huhn!" Schön! Erst reinlegen und dann beschimpfen! Danke Mat! Im Eilschritt laufe ich den Weg wieder zurück, den wir gekommen sind. Das muss ich mir nicht geben! Ganz sicher nicht! Macht die ganze Zeit auf eitel Sonnenschein und dann sowas! Deswegen war er auch so beharrlich, dass ich auch ja hier her mitkomme! Mein Handy piepst. Sicher Mat. Einen tollen mittelalterlichen Rinderhirten gibt er ab. Mit Armbanduhr und Smartphone! Mit knirschenden Zähnen schaue ich auf das Display und öffne die SMS. 'Wenn er dir wirklich egal ist, wieso rennst du dann weg? Ein weiteres Mal?' Ich bleibe stehen und lehne mich an eine Hauswand. Soll ich darauf antworten? Ich beschließe ja. Wenn ich nicht antworte, fühlt er sich mit seiner Vermutung nur bestätigt. Leider hat er mit seiner Vermutung verdammt recht! 'Weil ich keinen Bock auf dieses ganze Drama habe!', schreibe ich ihm schließlich. Es ist die Wahrheit. Ich möchte mir das ganze Drama ersparen. Kaum abgeschickt, piepst mein Handy wieder. 'Du dämliche Dramaqueen! Das ganze Drama machst nur du! Auch wenn du nicht den Mumm dazu hattest es selbst heraus zu bekommen: Fionn ist Single und war total enttäuscht, als du auf einmal weg warst! Schöne Heimfahrt im stickigen Stadtbus, du feige Socke!' Er war enttäuscht? Und dann will Mat, dass ich mich nochmal in Fionns Nähe traue? Ich mache mich doch zum Volldeppen! 'Werde ich haben!', schreibe ich Mat noch und wische mir über das Gesicht. Ich stoße mich von der Wand ab und laufe in Richtung Hauptstraße. Immer wieder verwischt meine Sicht. Jetzt fange ich noch an zu heulen?! Verflucht! Nur wegen Mat und seinem hinterhältigen Mittelaltermarktbesuch! Wieder wische ich über meine Augen und bleibe kurz stehen. "Scheiße …", hauche ich und umklammere mein Handy. Erschrocken zucke ich zusammen, als plötzlich eine Drehleier neben mir ertönt. 'Fionn!' Ich schaue auf, aber es ist nicht Fionn, sondern eine drehleierspielende Frau, die gerade an mir vorbei geht. Sie lächelt mich an und geht weiter Richtung Marktplatz. Genau dorthin, wo gleich der Auftritt von Sargas beginnt. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)