Dreadlocks & schräge Töne von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 06 - Drehleierlehrstunde mal anders ------------------------------------------------------ Hy Leute. Ja, ich weiß. Ich bin ne untreue Tomate zur Zeit. Eine sehr vergessliche, untreue Tomate. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen, eure Reviews zu beantworten. Aber gelesen habe ich sie alle. Ein dickes Dankeschön an euch. Ich freue mich über jede einzelne Review ^^ Und besonders freut es mich, dass die beiden bei euch so gut ankommen. :-)) Jetzt will ich aber euch aber auch nicht länger aufhalten, nachdem ich euch wieder so lange auf das nächste Kapitel hab warten lassen. Viel Vergnügen dabei ^^ Ach Moment! Da fällt mir gerade was ein. Da ich gerade an Bennys Story weiterarbeite, habe ich mir vor ein paar Wochen nochmal Augenblicke vorgenommen. Dabei konnte ich noch ein paar Fehlerchen ausmerzen und habe hier und da noch etwas ergänzt. In Kürze lade ich die überarbeiteten Kapitel hoch. Nur so als Info am Rande ;-) Jetzt geht es aber los mit Finn und Adri ^^ Kapitel 06 - Drehleierlehrstunde mal anders Auf einmal ist alles so einfach! Warum auch nicht? Ich meine, was spricht dagegen? Nur ein kleiner Blick auf die Bühne. Mehr nicht! Meine Füße haben sich schon längst entschieden, denn sie laufen hinter den Klängen der Drehleier spielenden Frau her, geleiten mich zurück zum Marktplatz, bis mir nur allzu vertraute Töne ins Ohr dringen. Sargas fangen an zu spielen! Ich laufe an der Frau vorbei, da sie mir auf einmal viel zu langsam geht und ich viel zu ungeduldig bin, um ihr weiter hinterher zu laufen, und schiebe mich durch die Menge. Schon von weitem ist die Bühne zu sehen und auch Fionn, der dort mit seiner Band steht und das gerade gespielte Lied zum Leben erweckt. Ich werde immer schneller und meine Brust verengt sich. Dort steht er! Keine zwanzig Meter von mir entfernt und spielt auf seiner Drehleier. Hattet ihr das schon mal, dass ihr auf eine Band oder einen Sänger wartet und als er dann plötzlich vor euch steht, könnt ihr es kaum glauben? Ihr habt so lange darauf gewartet und endlich seht ihr die Person, die diese wunderbaren Lieder kreiert und damit diese wunderschönen Gefühle in euch auslösen kann! Genau so fühle ich mich gerade, nur das es diesmal um ein Tausendfaches intensiver ist, als sonst. Endlich! Da steht Fionn. Live und in Farbe! Ich zwänge mich durch die Zuschauer und stelle mich etwas abseits, damit Fionn mich nicht entdeckt. Ich will ihn ungestört zusehen, will nicht, dass er merkt, dass ich auch hier bin. Ich sauge jede seiner Bewegungen und Gesten auf. Mal albert er mit seinen Bandkollegen herum, mal ist er ganz konzentriert. Wie immer eigentlich. Bis auf eine Kleinigkeit. Er schaut kaum ins Publikum. Jedenfalls nicht richtig.'Hör auf dir Hoffnungen zu machen!', meckere ich mich selbst an. 'Das hat vielleicht gar nichts zu bedeuten.'Und trotzdem schnürt es mir kurz die Kehle zu. Die Lieder, die sie spielen kenne ich alle. Ich könnte auch mitsingen, wenn ich singen könnte. Den ganzen Auftritt über bleibe ich wie angewurzelt stehen, schaue Fionn zu, wie er seine Instrumente spielt und überlege, was ich danach tun soll. Vorhin war alles noch so einfach, doch jetzt, wo ich ihn sehe, werde ich wieder viel zu nervös. Ich brauche eine Strategie! Und zwar eine Gute. Nach einigem überlegen komme ich zu dem Ergebnis, dass ich gar keine Strategie brauche. Ich gehe hin und entschuldige mich für mein plötzliches Verschwinden und alles weitere sehe ich dann. Ich könnte ihn auf ein Glas Met einladen. Ja, vielleicht ist das eine ganz gute Idee. Bei dem Gedanken wird mir noch nicht mal schlecht. Fionn hat die Erinnerung an meinen Kater diese Woche völlig verscheucht. Nach zwei Zugaben ist die Band von der Bühne und emsige Helfer bauen für die Nächste auf. Langsam laufe ich zu den Merch-Stand, der wieder angepriesen wurde. Davor ist es, wie immer, brechend voll. Ich warte ab, sehe sogar Mat und Simone, die sich angeregt mit Fionn unterhalten. Was die da bloß so lange zu bereden haben? Hoffentlich bleibt er nicht ewig dort, oder wird wieder zu irgendwas eingeladen. So gern ich ihn habe, aber im Moment will ich ihn nicht in der Nähe haben. Er muss nicht gleich alles wissen. Und auf sein 'Ich-habe-es-dir-doch gesagt-Blick' kann ich heute auch verzichten. Fionn lacht, zuckt dann mit den Schultern und umarmt Mat. Neid!'Schwachsinn Adrian!', schimpfe ich. Simone wird auch gedrückt und die Beiden treten wirklich den Rückzug an. Beim Stand wird es auch immer ruhiger und ich schlendere langsam darauf zu. Ein paar Leute wollen noch Autogramme ergattern, weswegen Fionn noch ziemlich beschäftigt ist. Grinsend schaue ich ihm zu, wie er CDs, Shirts und Eintrittskarten signiert. Noch ein paar Fotos und er wird entlassen. Ich werde indess immer Aufgeregter, doch ich versuche mich zusammenzureißen. Rückzug gibt es nicht mehr. Ich möchte es ihm wenigstens erklären. Der Gedanke, dass er enttäuscht von meinem Verschwinden war, lässt mich einfach nicht mehr los. Eigentlich wollte ich ihn überraschen, und zwar möglichst ungesehen. Doch wie es der Zufall so will, entdeckt er mich zuerst. "Adrian?!" Erst schaut er mich ungläubig an, doch dann strahlt sein Gesicht förmlich als er mich erkennt und zu mir läuft. "Du bist ja doch da!", ruft er und zieht mich fest in die Arme. Ich erwidere seine Umarmung ebenso stürmisch und ignoriere meine weichen Knie. Ich bin das schon fast gewohnt, stelle ich belustigt fest. "Ich wollte mich für letzte Woche entschuldigen. Ich bin einfach abgehauen." Noch immer hält er mich an sich gedrückt und ich bin froh, dass ich mich nicht wieder zu einem stummen Idioten verwandelt habe. Er schiebt mich ein Stück von sich, damit er mich ansehen kann. Etwas traurig mustern mich seine braunen Augen. "Das war meine Schuld, oder?", fragt er mich leise. "Nein!", japse ich hastig. "Ich war ..." Ja was war ich denn? Ein Idiot! Aber was denkt er, wieso ich verschwunden war? "Ich hätte dich nicht einfach so im Zelt sitzen lassen sollen. Das war total unsensibel von mir." Da hat er recht. "Du hast total die Stimmung verdorben", trete ich nach, grinse allerdings. Was Fionn aber nicht davon abhält, mich schuldbewusst anzuschauen. "Außerdem hättest du mir ruhig sagen können, wer diese Emilia ist. Ich dachte … Du und sie … ihr wärt …" Meine Birne fängt an zu glühen. "Ich weiß. Mat hat es mir erzählt." Natürlich hat er das. Doch diesmal kann ich ihm nicht wirklich böse sein. Wie kann ich das auch? Schließlich hält mich Fionn immer noch im Arm. … Mitten auf einem Mittelaltermarkt. "Heute mache ich es wieder gut! Versprochen!" Fionn grinst mich an und ich kann nicht anders und lächle zurück. Das mein Herz dabei fast meine Rippen durchschlägt, registriere ich nur nebenbei. "Ich muss hier noch mithelfen. Aber danach bist du ganz mein! Warte einfach hier!" Fionn lässt mich wieder los, dreht sich um und hilft beim Aufladen der Musikinstrumente. Mein Lächeln gefriert mir im Gesicht.'Danach bin ich ganz sein?!' *** "Wohin zuerst?" "Keine Ahnung", murmle ich. "Hast du Hunger? Oder wir könnten was trinken gehen." Da war doch noch was, erinnere ich mich dunkel. "Hab ich beides nicht. Lass uns doch einfach über den Markt laufen und uns ein bissen hier umschauen." "Okay." Wir laufen los und Fionn legt wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schulter. Ein unglaublich gutes Gefühl! Ich lehne mich im Gehen an ihn und lasse mich mitziehen. Die Blicke einiger Marktbesucher beachte ich einfach nicht. Genau wie Fionn. Die ganze Zeit überlege ich schon, ob und falls ja, wie ich ihm sagen soll, was ich für ihn empfinde. Obwohl ich denke, dass er es schon längst weiß. Oder Mat hat es ihm gesteckt. So wie ich ihn kenne, wäre er dazu fähig. Ich atme tief ein. Was würde der Adrian von vor drei Wochen jetzt machen? Der Adrian, als es einen gewissen Fionn noch nicht in seinem Leben gab. Klarer Fall! Der würde hemmungslos baggern! Er würde jetzt eindeutige Andeutungen machen. Ihm verstohlen über den Hintern streicheln, ihn anzüglich anlächeln und ihn vielleicht sogar in eine der Gassen ziehen und ihm die Zunge in den Hals stecken. Nur ist Fionn ganz anders, als all die Typen die ich sonst so abschleppe. Zudem will ich ihn ja nicht nur abschleppen. Ich möchte ihn kennenlernen. "Du wirkst so nachdenklich", holt er mich aus den Gedanken. "Ich bin nur etwas konfus gerade." "Ach ... Und wieso?" "Erst denke ich, ich sehe dich nie wieder und dann schleppt mich Mat mit Engelszungen mit auf diesen Mittelaltermarkt und dann bist du plötzlich hier." Fionn bleibt stehen und schaut mich nachdenklich an. "Und ich überlege gerade, warum du dann doch geblieben bist. Mat sagte vorhin, du musstest dringend weg." "Ach ja ... Das war ein Missverständnis." Da ist wohl ein Danke bei Mat nötig demnächst. Er hat mich bei Fionn also nicht auflaufen lassen. "Du wolltest also wieder die Flucht ergreifen." Brauchte er auch nicht. Fionn hat mich auch so durchschaut. Unsicher schaue ich ihn an. "Nein! Es war nur, also, ich war so erschrocken und ... Ja. Ich wollte flüchten", gebe ich zu. Rausreden bringt in diesem Fall nichts. Als würde Fionn direkt in meine Seele blicken. Fionn grinst nur und zieht mich zu sich herum, sodass ich genau vor ihm stehe. "Und warum bist du wieder umgekehrt?" Beschämt mustere ich die Anhänger, die Fionns Hals und Brust zieren. "Vor mir tauchte eine Frau mit Drehleier auf. Und auf einmal wusste ich, ich muss zu dir. Es war nur so ein Gefühl." Er hebt mein Kinn an, damit ich ihn wieder anschauen kann. Fionns Augen funkeln und sein Grinsen wird breiter. Seine Hand wandert zu meinen Hals und sein Daumen streicht mir leicht über die Wange. "Was für ein Glück. Und ich hatte solche Angst, dass wir uns nie wieder begegnen." Er schlingt erneut seine Arme und mich und zerquetscht mich fast, als er mich fest an seine Brust drückt. "Danke, dass du dich umentschieden hast", flüstert er mir ins Ohr. Ein heißer Schauer überläuft mich. Langsam gleiten wir auseinander und gehen eine Zeit lang schweigsam nebeneinander her. Hin und wieder bleiben wir stehen und Fionn begutachtet die angebotenen Waren der kleinen Stände neben uns. Vor einem Stand mit Holzspielzeug wage ich es wieder zu Sprechen. "Hat dir Mat gesagt, dass ich hier war oder hast du ihn gefragt?" Fionn, der gerade ein kleines Holzpferd in der Hand hält, dreht sich zu mir um. "Mat hat mir eine Email geschrieben. Vor drei Tagen." "Eine Email?", frage ich verwirrt nach. "Ja. Die Tourdaten stehen auf unserer Homepage. Er schrieb, dass ihr hier ganz in der Nähe wohnt und er alles dafür tut, um dich hier her zu bringen. Und als du nicht bei ihm warst, da …" "Okay. Ich hab's wieder verbockt!", unterbreche ich ihn. Fionn schaut mich schief an und verengt seine Augen. "Ja. Du hast es total verbockt. Aber du hast es ja wieder gutgemacht." Er lacht und kauft dann das Holzpferd. "Du spielst mit Pferden?" Ich deute auf das kleine Pferdchen. "Nein. Aber meine Nichte vielleicht irgendwann." "Also wird es ein Mädchen?" Das Thema ist mir immer noch etwas unangenehm. Wie konnte ich nur so doof sein? "Nein. Es ist schon eins. Am Mittwoch kam sie zur Welt." "Wie schön!" Ich freue mich wirklich. "Und da ist euer Drummer noch hier und arbeitet?" "Der ist schon wieder auf den Heimweg. Den hält seit Tagen nichts mehr." Fionn lacht. "Und du? Wie lange bleibst du hier?" Ich will nicht, dass wir uns schon wieder trennen müssen. "Morgen Vormittag." Also bleibt er eine Nacht hier ... "Falls du nichts dagegen hast, holen wir heute Abend die kleine Drehleierlehrstunde nach", schmunzelt Fionn und greift mach meiner Hand. Wie kann ich dazu nein sagen? *** Fionn und ich bleiben noch lange auf dem Markt. Es ist schon fast dunkel und zum, keinen Schimmer wievielten Mal, laufen wir an den bunten Ständen vorbei. Viel geredet haben wir nicht. Mussten wir auch nicht. Ich hätte sowas nie für möglich gehalten, aber es scheint uns zu reichen, dass der Andere einfach nur da ist. Mat und Simone sind wir zum Glück kein einziges Mal über den Weg gelaufen. Entweder, sie sind früh wieder heim gefahren, oder aber wir haben uns schlicht und einfach nicht gesehen. Bei den ganzen Besuchern auch kein Wunder. "So langsam sollten wir zu den Zelten", überlegt Fionn und schaut auf die große Kirchenuhr. "Wo habt ihr die denn stehen?" Ich habe gedacht, die Band hätte sich in einem der vielen Hotels hier Zimmer genommen. "Im Park oberhalb der Altstadt." "Da gibt's einen Park?" Fionn lacht. "Du weißt das nicht? Ich dachte, du wohnst hier." "So oft war ich hier noch nicht", gebe ich kleinlaut zu. "Dann lernst du jetzt den Park deiner Heimatstadt kennen." Fionn zieht mich mit sich, stoppt aber kurz danach wieder. "Warte mal! Jetzt lauf ich nicht nochmal daran vorbei!" Neugierig beobachte ich, wie Fionn nach Lederarmbändern schaut. Duftet er deshalb immer so gut nach Leder? "Welches findest du besser? Das Schwarze oder das Braune?" Fionn hält mir zwei gleiche Armbänder vor die Nase. Beide mit dem gleichen verschlungenen Muster drauf. "Braun", antworte ich ihm. Braun passt am besten zu ihm. "Gut." Fionn nimmt meinen Rat an. "Das hier zwei mal." Er bezahlt und schnappt sich meine linke Hand, macht es an meinem Handgelenk fest, während ich zur Salzsäule erstarre. Was wird das? "Damit du weißt, wo du in Zukunft hingehörst", flüstert er. Mit großen Augen wandert mein Blick erst über Fionns Gesicht, dann über das Armband, nur um dann wieder bei Fionn zu landen, der sich ebenfalls das Armband umlegt. Meine Knie spielen wieder Wackelpudding und das Gefühl des Leders auf meine Haut bringt mein Blut zum Kochen. Damit ich weiß, wo ich hingehöre. Wird das jetzt was Ernstes zwischen uns? Will ich das? So schnell? Alles in mir schreit Ja. Dagegen kann ich dann wohl nicht ankämpfen, oder? Obwohl es schon recht irrwitzig erscheint. Andererseits aber auch wieder nicht. "Wieso links?", frage ich mit rauer Stimme und räuspere mich. "Was meinst du?" Fionn nimmt wieder meine Hand und läuft mit mir Richtung Hauptstraße. "Dein Tattoo, das Piercing und jetzt das Armband. Alles links." "Ich mag links. Auf der linken Seite schlägt das Herz. Außerdem bin ich Linkshänder." "Aber du hältst mich gerade mit deiner Rechten", merke ich an und halte unsere verschlungenen Hände nach oben. "Das siehst du falsch. Ich halte deine Linke." Was soll ich dazu noch sagen? Wir laufen an der Hauptstraße entlang und dann einen kleinen Weg rechts herum auf die kleine Parkanlage zu. "Ich glaube, hier war ich wirklich noch nie", überlege ich und bestaune die hohen Bäume. Ich war allerdings auch noch nie oft in der Altstadt. "Würde ich hier wohnen, wäre ich nur hier", schwärmt Fionn. "Ich halte es nicht lange in Städten aus." "Also wohnst du in einem Dorf?" "Nicht ganz. Am Stadtrand von Freiburg. Dort ist es aber sehr ländlich." "Sowas kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich lebe schon immer in der Stadt." Ich lebe gern hier. Man kann zu jeder Zeit einfach alles haben. Das hat man in einem Dorf nicht. Auf sowas verzichtet man nicht so ohne weiteres. "Wie hältst du das nur aus? Ist es nicht viel schöner in der Natur zu sein, als eingepfercht in einer versmokten Stadt?" Er breitet seine Arme aus, mitten im Stadtpark. "Merkst du das? Die Luft ist gleich ganz anders. Die Ruhe und der Geruch nach frischem Grün und Erde." Ich grinse ihn an. Er ist genau so, wie ich ihn mir insgeheim vorgestellt habe. "Dagegen habe ich ja auch nichts. Nur das Dorfgeschwätz und diese Spiesbürgerlichkeit wären nichts für mich." "Sehe ich so aus als wäre ich spießbürgerlich?" "Ich weiß ja nicht ... Könnte sein." Ich lege ein nachdenkliches Gesicht auf. Fionn versucht beleidigt auszusehen, schafft es aber nicht. Sein Grinsen verrät ihn. "Lass uns besser zu den Zelten gehen", sagt er und läuft los. Ich hinterher. "Da bist du ja! Wo warst du so lange?" Der Sänger, ich kenne immer noch nicht seinen Namen, kommt uns entgegen und klopft Fionn auf die Schulter. "Björn hat Eintopf gemacht." "Klasse! Adrian kennst du schon, oder?" Fionn zeigt auf mich. "Natürlich. Ich bin Diego. Und jetzt kommt essen." Diego? Er sieht so gar nicht nach einem Diego aus. Trotz allem scheint er, wie alle hier, freundlich zu sein und drückt mir einen Teller in die Hand. "Eigentlich habe ich gar keinen Hunger", flüstere ich Fionn zu. "Nicht? Er sieht zwar nicht danach aus, aber Björns Eintopf ist der Beste! Probiere ruhig." "Ist da Fleisch drinnen?" "Nein." Jetzt habe ich keine Ausrede mehr, um abzulehnen. Naja und was soll ich sagen? Er schmeckt wirklich gut. Schließlich sitzen wir mit vollen Bäuchen um das kleine Feuer drumherum und Fionns Freunde erzählen mir allerlei Geschichten, aus ihrem Leben als herumreisende Musiker. "Das Fionn ständig etwas vergisst, ist schon Standard", erzählt mir Björn. Er spielt allerlei Blasinstrumente. Daneben Dudelsack. "Ein paar mal mussten wir sogar improvisieren, weil ihm mitten beim Auftritt aufgefallen ist, dass seine Laute fehlt." "So schlimm war es auch wieder nicht", winkt Fionn ab. "Wie man es nimmt. Kennen die Leute die Lieder nicht, ist es nicht so schlimm. Aber wir werden zunehmend bekannter. Da sollte sowas nicht mehr passieren." "Ich gebe mir Mühe", grinst Fionn. "Was hat es eigentlich mit eurem Bandnamen auf sich?", möchte ich wissen. Rochelle beantwortet mir die Frage. "Wir sind alle von Sternzeichen Skorpion. Als wir das festgestellt haben, benannten wir uns nach einem der Sterne die das Sternbild bilden." Wieder ein Geheimnis gelüftet. Ich fühle mich bei Fionns Bandkollegen immer wohler. Wir lachen viel und so gemütlich beisammen zu sitzen ist mal was ganz anderes, als den Abend in irgendeiner Bar oder vor dem Fernseher zu verbringen. Fionn hatte recht. Es ist viel schöner hier zu sein, als umgeben von Autolärm und hellen Straßenlaternen zu sein. Und das Fionn so dicht neben mir sitzt und mir über den Rücken krault, ist sowieso besser als alles Andere. Nur eine Kleinigkeit stört mich an diesem Bild. Auch wenn alle nett zu mir sind und mich so behandeln, als wäre ich schon ewig zusammen mit ihnen unterwegs, komme ich mir trotzdem wie ein dummer Städter vor. In Jeans und Shirt, mit meinen Sneakers und der Sonnenbrille passe ich hier gar nicht her. Sie haben hier ihre kleine Welt und Fionn stellt die einzige Verbindung zwischen uns allen da. Wenn überhaupt. Ich fühle mich fehl am Platz und habe Angst, dass es Fionn auch auffällt und mich fallen lässt. Blöder Gedanke. Ich weiß. Dennoch werde ich es nicht los. "Wollen wir ins Zelt?", fragt mich Fionn und erst jetzt fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit vor mir in die Flammen geschaut habe. "Du siehst müde aus." "Ich bin noch nicht müde", versichere ich ihm. Nicht das er denkt, ich ruiniere ihm den Abend. "Sicher? Ich bin schon verdammt müde", wispert er mir zu und streift über meine Seite. Braune Augen die mich gierig im Feuerschein aufsaugen. "Dann sollten wir gehen", erwidere ich heiser. Fionn grinst und steht auf. "Nacht Leute." "Ne schöne Nacht euch Beiden", ruft uns Diego anzüglich nach. Die Anderen lachen. Hm … So ein Zelt hat ganz schön dünne Wände, oder? "Wenn dir kalt wird, sag Bescheid. Ich habe noch Decken im Van." "Geht schon. Ich habe ja dich zum aufwärmen." "Ah. So machst du das also immer?" Er kichert und räumt sein Zeug im Zelt zur Seite. "Klar. Besser als jede Heizung." Ich krabble auf die Liegefläche und merke sofort: Das wird eine 'harte' Nacht. Keine Luftmatratze. Doch ich sage nichts, möchte nicht als verwöhnter Städter rüber kommen. Ich beobachte Fionn noch bei einigen Handgriffen und bleibe auf der einen Seite des Zeltes sitzen. "Jetzt ist genug Platz", verkündet er und zieht sich sein Shirt aus. In dem wenigen Licht, dass wir hier haben, erkenne ich ihn nicht genau. Doch die Erinnerung an seinen mehr als perfekten Oberkörper reichen aus, um mein Blut in untere Regionen zu pumpen. Am liebsten würde ich ihn einfach anspringen. Leider schlüpft Fionn schon unter die Decke. "Willst du da sitzen bleiben?" "Nein!" Etwas verwundert ziehe auch ich mich bis auf die Unterhose aus und lege mich unter die gemeinsame Decke. Fionn dicht neben mir zupft unter seiner Decke herum, bis er seine Hose hervorzaubert und sie einfach hinter sich wirft. Jetzt werde ich nervös! "Adrian?" "Anwesend." "Ich weiß", lacht er dunkel. "Willst du nicht herkommen?" Es hilft alles nichts. Ich muss es ihm sagen. "Können uns deine Kollegen nicht hören?" "Wenn du laut bist: Ja." Na toll! Ich bin zwar nicht sehr verklemmt, aber bei gewissen Dingen möchte ich doch lieber ungehört bleiben. "Nur keine Panik. Im Zelt ist es eh viel zu unbequem um sich richtig gehen zu lassen. Aber ich weiß da was, was uns beiden gefallen könnte und was die da draußen nicht mitbekommen werden." Fionn rutscht näher an mich ran und ich komme ihm nur zu gern entgegen. Keine Ahnung, was da gleich auf mich zukommt, aber mir wird richtig heiß und ich kann es kaum noch erwarten. Mein Herz schlägt verdammt schnell und dann ist da plötzlich Fionns Mund, der sich auf meinen Hals legt. Mir entkommt ein Seufzen und ich schließe meine Augen. Feucht saugen seine Lippen an meiner Haut und wandern weiter, lassen keinen Flecken unberührt, verbrennen meine Haut, bis er an meinem Schlüsselbein Halt macht. Warme Hände legen sich auf meine Wangen. "Adrian? Mach die Augen auf." Ich tue im den Gefallen. Dunkel mustern mich seine braunen Augen, was ich gerade so erkennen kann. Ein Lächeln fliegt über seine Lippen, eher er sich zu mir beugt und sich unsere Lippen endlich treffen. Wie oft habe ich davon geträumt? Wir schauen uns immer noch an, bis sich seine Augenlider flatternd schließen und ich ihn leise seufzen höre. Mein Hirn schaltet ab und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken, schlüpfe mit meinen Händen unter seine Dreadlocks und kraule ihn dort. Um Einlass bittend, fahre ich mit meiner Zunge zwischen seine Lippen. Er teilt sie sofort und seine Zunge tastet vorsichtig nach meiner, bis sie sich mal wild, mal genießend miteinander duellieren. Inzwischen haben sich seine Hände von meinen Wangen gelöst und kreisen auf meinem Oberkörper umher. Ich zittere innerlich, bekomme eine feine Gänsehaut und kratze zart über seinen Rücken. Zögernd lösen wir uns wieder voneinander. "Der beste Kuss meines Lebens", wispere ich und ernte ein freches Grinsen. "Mindestens." Erneut überfällt er mich, legt eine Hand auf meinen Hintern und zieht mich dicht an sich ran. Ich keuche erschrocken. Fionn ist völlig nackt und sein hartes Glied drückt sich mir an den Oberschenkel. Ein ekstatisches Kribbeln jagt durch meinen Unterleib. Da ich noch meine Unterhose anhabe, versuche ich sie mir ebenfalls auszuziehen, was aber nicht klappt. Fionns kunstfertige Zunge verlangt meine volle Aufmerksamkeit. Erst nach dem vierten Anlauf kann ich einen kleinen Erfolg nachweisen und bekomme zumindest meine Erektion befreit. Trotzdem geht das so nicht. "Warte!", keuche ich und drehe mich auf den Rücken. Autsch! Morgen tut mir alles weh! Fionn mag allem Anschein nicht warten, denn er liegt beinahe sofort wieder halb auf mir, was nicht wirklich hilfreich ist. "Soll ich?", fragt er und ich nicke. Noch nicht mal meine Hose bekomme ich über meine Hüfte, so berauscht bin ich gerade wegen ihm. Mit Fionns Hilfe fliegt meine Unterhose endlich in irgendeine Ecke des Zeltes und es kann weiter gehen. Das denkt Fionn wohl auch, denn ohne Verzögerung werde ich wieder auf die Seite gedreht und Fionns Bein schiebt sich zwischen meine. Automatisch bewegt sich meine Hüfte gegen seine, reiben unsere Schwänze aneinander. Diesmal erkunden wir uns gegenseitig mit den Händen, ebenso mit den Lippen, testen Beschaffenheit und Geschmack des Anderen. Fionn duftet nicht nur nach Kräutern und Leder, er schmeckt auch danach. Etwas salzig zudem. Eine exquisite Mischung. Ich stehe komplett unter Spannung, würde am liebsten zerspringen vor Verlangen und reibe mich noch fester an ihm, sein Bein immer noch zwischen mir. Ganz langsam wandere ich mit meinen Fingerspitzen über Fionns Bauch hinüber zu seinem Hüftknochen, verweile dort kurz, grinse, da Fionn abgehackt seufzt und nach Luft schnappt. Dann fahre ich meine Tour fort, diesmal über seinen Rücken, spiele für einige Momente mit seinen Dreadlocks und gleite dann tiefer. Mit Zeige und Mittelfinger wage ich mich zwischen seine Pobacken. Fionn keucht auf und drückt sich meinen Finger entgegen. "Adrian", stöhnt Fionn gegen meine Lippen. "Fass mich endlich an." Zu gern folge ich seinem Wunsch. Auch wenn ich dafür meine Finger wieder aus seiner wohligen, warmen Enge nehmen muss. Sanft umschließe ich sein Glied, ebenso wie er meins, und beginne langsam daran auf und ab zu gleiten. Auch wenn ich mir vielleicht mehr von unserer ersten gemeinsamen Nacht erhofft hatte, reicht das gerade vollkommen. Ich platze fast vor Lust und kann sicher nicht mehr lange durchhalten. Das, und die Tatsache, dass der Zeltuntergrund nicht geeignet ist, für kuschelige Sexspielchen, machen mir das nur zu deutlich. Und während wir uns gegenseitig zum Höhepunkt treiben, uns wie ausgehungert die Lippen wundküssen und -beißen, erklingt draußen auf dem Zeltplatz leise Gitarrenmusik. Sie begleitet uns, trägt uns weiter voran. Ich bewege meine Hand schneller, Fionn macht es mir nach. Ich stöhne laut seinen Namen, sicher, durch die Musik nicht gehört zu werden und komme schließlich zuckend. Stöhnend ergieße ich mich in seiner Hand. Fionn scheint noch etwas zu brauchen, weshalb ich ihn automatisch weiter pumpe. Und gerade als ich mich halbwegs von meinem Orgasmus erholt habe, meine Augen öffne, kommt er ebenfalls und ich spüre, wie ihn sein Höhepunkt davon reißt. Sein heißer, stoßweise entkommender Atem schlägt in mein Gesicht, als er tief stöhnend kommt. Schade, dass ich ihn dabei nicht genau beobachten kann. Zu gern würde ich jetzt sein Gesicht anschauen. Träge küsst Fionn mich, nachdem auch er sich beruhigt hat und tastet dann nach etwas. Es wird unangenehm kühl, denn Fionn schlägt die Decke auf und beginnt uns von den Spuren der vergangenen Minuten zu säubern. Danach deckt er uns wieder zu, zieht mich in seine Arme und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Ziemlich erschöpft und müde kuschle ich mich an ihn und trotz allem ärgere ich mich leicht. Das hätte ich schon viel eher haben können. Aber umso schöner ist es, dass ich jetzt endlich hier bei ihm liege und meine anfängliche Unsicherheit endlich hinter mir gelassen habe. Der Drehleier sei Dank. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)