Harry Potter und die verlorene Zeit von Hermine_Weasley (Buch 8) ================================================================================ Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle ------------------------------------ Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle "Ginny!", keuchte Harry überrascht. Sie stand triefend nass vor ihm, zitternd und schwer atmend. Ein Blitz zuckte über den Himmel und erleuchtete Ginnys gerötetes Gesicht. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, hinein in das trockene Haus und fiel zu Boden. Als Ginny wieder aufwachte lag sie in einem der Schlafzimmer im ersten Stock. Harry hatte sie herauf getragen und ihr die nassen Kleider teilweise ausgezogen oder trocken gehext. Er war die ganze Zeit bei ihr geblieben und in den sehr frühen Morgenstunden in seinem Lehnstuhl eingeschlafen. Er hatte nicht gewusst was passiert war, warum es Ginny so schlecht ging. War ihr auf dem Weg zu ihm etwas passiert? Er wurde durch das laute Husten des Mädchens geweckt. Noch schlaftrunken bewegte er seinen steif gewordenen Nacken und sah Ginny an. Er begegnete ihrem Blick und sofort schoss eine Flut von Fragen durch seinen Kopf. "Was ist.. Wieso.. der Besen, der Regen... wie geht es dir?" Harry versuchte sich zu sammeln, als Ginny schwach grinste. "Mir geht es ehrlich gesagt nicht so gut." Ginny hatte erneut einen Hustenanfall. "Dieser Regen hat meiner Gesundheit nicht grade gut getan. Ich war ja schon vorher ziemlich angeschlagen. Da hat auch Mums Trank nicht viel geholfen." Ihre Stimme kratzte als sie so viel sprach und sie sank erschöpft in die weichen Kissen zurück. "Oh nein Harry!", zischte sie mit einem Blick auf ihn. "Du musst dir nicht auch noch dafür die Schuld geben! Ich war schon vorher krank und außerdem wollte ich herkommen. Du konntest es ja nicht wissen!". Harry klappte den Mund wieder zu. Er hatte sich grade tatsächlich dafür entschuldigen und alle Schuld auf sich nehmen wollen. Als Ginny allerdings erneut und diesmal noch schlimmer anfing zu husten konnte er es nicht ertragen. "Aber warum bist du denn dann hergekommen Ginny? Warum bist du her geflogen?" Harry war sich nicht sicher ob Ginny hustete oder kicherte, jedenfalls schüttelte sie belustigt den Kopf. "Ich wollte dich sehen.", antwortete sie leise. "Wer weiß ob du mir noch einmal eine Chance gegeben hättest, wenn ich jetzt nicht gekommen wäre." Ihre Lippen umspielte ein trauriges Lächeln und sie sah ihn eindringlich an. Harry musste sich zusammen nehmen um beim Thema zu bleiben. "Aber warum bist du geflogen? Ich meine du hättest doch einfach her apparieren können, dann""Nein hätte ich nicht!", unterbrach Ginny ihn. "Ich darf noch nicht apparieren Harry! Ich bin noch nicht volljährig!" "Oh!", entfuhr es Harry und Ginny echote es lachend. "Ja. Oh! Ich werde erst in knapp zwei Wochen siebzehn, Harry." Sie musste wieder husten und dann lachen, doch diesmal klang es bitterer. "Ich dachte du wüsstest zumindest wann ich Geburtstag habe. Meistens warst du doch währenddessen im Fuchsbau." Harry schüttelte peinlich berührt den Kopf. "Naja gut. Wir haben ihn ja auch nie wirklich gefeiert. Bei sieben Kindern kann man nicht jedes Mal eine riesen Party schmeißen wenn Eines wieder älter wird. Außerdem war so kurz vor Schuljahresbeginn meist eh kein Geld für Geschenke übrig." Sie sprach sehr leise und Harry fühlte sich miserabel. "Aber dieses Jahr kriege ich eine große Feier! Der Siebzehnte wird auch bei uns immer groß gefeiert, mach dir da mal keine Sorgen, Harry!" Als sie seinen Namen sprach, versagte Ginnys Stimme. Sie war heftig errötet und ihr Atem kam stoßweise. So sehr sich Harry auch entschuldigen wollte und ihr am liebsten sofort die schönsten Geschenke und Feiern versprochen hätte, hatte ihre Genesung erst einmal Vorrang. Hastig rief er Kreacher dazu und auch wenn der Hauself bestimmt nicht glücklich über ein weiteres Haushaltsmitglied war, so wusste er doch das Meiste über Heilung und Pflege. Harry überließ Kreacher das Feld und sah zu wie er Ginny untersuchte und versorgte. Kreacher hatte ihr einen flauschigen, grünen Pyjama herbei gezaubert, auf dem Besen, Quaffel, Klatscher, Tore und der Schnatz abgebildet waren. Harry wurde raus geschickt, damit Ginny sich umziehen konnte. Dabei wunderte er sich, wie es kam das Kreacher Ginnys Geschmack so gut treffen hatte können. Wenige Minuten später trat der Hauself zu Harry auf den Flur und zog entschieden die Tür hinter sich zu. "Aber ich würde gerne zu ihr!", protestierte Harry, doch Kreacher blieb stur. "Sie braucht jetzt Ruhe und Schlaf! Der Meister kann ihr nicht helfen und er wird sich nur anstecken wenn er ihr zu nah kommt.", sagte er streng und mit wissendem Blick. "Sie hat nur eine Erkältung und davon stirbt man nicht. Kreacher macht jetzt eine schöne Suppe und Meister Potter kann gerne schlafen gehen.", sagte er kalt und stampfte hinunter in die Küche. Einen Moment stand Harry unentschlossen vor der Tür und dann folgte er Kreacher hinab. Schlafen konnte er eh nicht mehr. "Sag mal Kreacher, woher kennst du dich den so gut damit aus jemanden zu heilen?" Harry war schon seit einer halben Stunde mit Kreacher in der Küche. Er hatte versucht zu helfen, aber irgendwann hatte Kreacher ihn genervt an den Küchentisch gesetzt und ihm nur erlaubt eingelegte Alraunenwurzel in dünne Scheiben zu schneiden. "Kreacher war immer dafür verantwortlich sich zu kümmern, wenn die Familie krank war, Meister Potter!", antwortete Kreacher ungeduldig. Er eilte zum Kessel und rührte kräftig. "Kreacher hat immer aufgepasst auf seine Familie, das war Kreachers wichtigste Aufgabe. Als die Misses älter wurde und schon vorher. Kreacher hat oft aufpassen müssen das der Meister nicht krank wird." Harry horchte auf. "Welcher Meister, Kreacher? Sirius?" "Nein, nicht Der!" Er schluckte kurz und korrigierte schnell seinen unhöflichen Ton. "Meister Sirius war immer sehr gesund! Außerdem war er auch in den Ferien kaum zu Hause. Immer war er bei seinen Freunden. Und dann ist er ganz weggeblieben und das hat der Misses das Herz gebrochen! Und dann hatte sie nur noch Kreacher und Meister Regulus. Und Meister Regulus war immer so ein guter Junge, aber immer so schwach." Kreacher zog Harry das Brett mit den geschnittenen Alraunen weg. Während er diese in den Trank mischte erklärte er: "Der Aufpäppeltrank muss drei Tage ziehen, Meister Potter. Früher hatte Kreacher immer einen Vorrat für Meister Regulus, aber jetzt nicht. Kreacher wird sich bis dahin um das Mädchen kümmern, wenn es dem Meister recht ist. Und dann kann sie auch wieder nach Hause und der Meister hat seine Ruhe, so wie er es gewünscht hat. Es ist doch bestimmt die Schuld von diesem dummen, dreckigen Vogel dass sie hier ist. Oh wenn Kreacher ihn erwischt! Diesmal werde ich ihn kochen!" Kreacher drehte dem Kochlöffel in seinen Händen den Hals um. "Nein.", flüsterte Harry geschockt und dann lauter "Nein Kreacher! Es ist meine Schuld dass sie hier ist. Ich wollte sie hier haben." Der Löffel fiel dem Hauselfen aus der Hand. Harry versuchte ruhig zu bleiben und gelassen weiter zu reden. "Es wird Zeit das ich aufhöre mich zu verstecken, Kreacher. Ich bin dir dankbar, dass du das mit mir durchgemacht hast, aber ich muss irgendwie lernen weiterzumachen. Wir können uns nicht für immer hier verstecken!" "Kreacher kann es und Kreacher tut es!" Der Hauself schrie Harry mit seiner kleinen, krächzenden Stimme an. "Er ist sein ganzes Leben in diesem Haus und kaum jemals draußen gewesen. Kreacher braucht niemanden wenn er seinem Meister dienen kann! Er hat der Misses gedient, ja das tut er noch immer! Gute Mrs. Black, war immer gut zum Kreacher und die hübsche Miss Bellatrix. Und Kreacher hat sich immer um Meister Regulus gekümmert, gut für ihn gesorgt. Er hat ihn immer gefunden wenn er sich in dreckigen, kleinen Muggelbars betrunken hat und dann tagelang krank war. Kreacher war immer zu Diensten, Kreacher war ein guter Hauself. Aber der Verräter Sirius ist zurück gekommen und hat so viele dreckige Leute mitgebracht. Und Kreacher musste hier bleiben und es ertragen wie sie mit ihren dreckigen Füßen über die Teppiche der Misses gingen und die Schätze der Familie Black weggeworfen haben. Eine ehrenwerte Familie, Meister Potter, sehr ehrenwert!" Kreacher lief von einer Ecke der Küche zur Anderen. Schmiss Türen auf und riss Schubladen aus ihren Schienen. Harry war aufgesprungen um den Kessel voll unfertigem Aufpäppelungstrank zu schützen und konnte Kreacher nicht unterbrechen. "Aber dann war der Meister hergekommen, letztes Jahr mit diesen Freunden von ihm. Und sie waren so nett zu ihm und sie haben Kreacher seinen größten Schatz geschenkt." Kreacher zog das Medaillon von unter seiner Kissenbezugs-Schürze hervor und hielt es Harry entgegen, wie um ihn zu erinnern. "Der Meister war gut zu ihm und Kreacher hat sogar der Schlammblut-Hexe erlaubt mit ihm zu reden. Und dann war der Meister einfach weg!" Kreacher schmiss einen Stuhl um. "Einfach fort! Aber Kreacher sagt keiner etwas!" Ein weiterer Stuhl flog durch die Küche. "Kreacher war so lange allein gewesen und dann schon wieder! Alle lassen mich allein!" Der dritte Stuhl krachte zu Boden als Tränen auf Kreachers Gesicht fielen. "Und jetzt will der Meister zu seinen Freunden zurück. Er hat das Mädchen ins Haus geholt. Das ist die die ihn liebt, Kreacher weiß das, er hat sie beobachtet. Und er wird mit ihr davon laufen!" Bevor Kreacher den vierten Stuhl greifen konnte war Harry bei ihm und tat etwas, dass er noch nie getan hatte. Er zog Kreacher in eine feste Umarmung. "Du bist ein wirklich guter Hauself, Kreacher!", flüsterte Harry leise, während er den sich wehrenden Kreacher festhielt. "Es tut mir Leid, dass wir letztes Jahr nicht wiederkommen konnten, aber wir waren auf der Flucht und in Gefahr. Wir hätten dich und das Haus mit in Gefahr gebracht, wenn wir wieder her gekommen wären." Kreacher beruhigte sich etwas. "Aber wir hätten es dich wissen lassen sollen, du musst dir Sorgen gemacht haben." Kreacher räusperte sich. "Kreacher hat die Pastete die er für den Meister und seinen rothaarigen Freund gemacht hat selbst gegessen.", erklärte er. "Und nach zwei Wochen ist Kreacher nach Hogwarts zurück gegangen. Das war dem Meister davor recht gewesen. Und Kreacher hatte da stets ein Auge auf das Mädchen vom Meister." Harry grinste. Ach daher kannte Kreacher also 'sein Mädchen' so genau. "Du hast alles richtig gemacht, Kreacher.", beruhigte Harry ihn weiter, ließ ihn aber endlich wieder los. Der Kissenbezug war verrutscht, das Medaillon hing schief und Tränen standen noch in Kreachers Augen. Harry half ihm sich zu richten und stand dann wieder vom Boden auf. Er räusperte sich, um wieder etwas Fassung zu gewinnen, fuhr dann aber zu Kreacher fort: "Ich verspreche dir, dass ich diesmal nicht einfach verschwinden werde! Vielleicht werde ich mit Ginny mitgehen, wenn sie das denn überhaupt will, oder vielleicht werde ich auch wo anderes hingehen. Aber dieses Haus ist jetzt mein zu Hause. Genau wie du habe ich kein Anderes. Ich werde immer zurückkommen und ich werde mich immer freuen wenn du hier auf mich wartest. Aber ich will nicht mehr dass du an das Haus gefesselt bist!" Harry sah sich um und entdeckte eins seiner blauen T-Shirts in einer Waschschüssel liegen. Mit einem Schnipsen des Zauberstabs ließ er es auf Elfengröße einlaufen. "Nein bitte Meister! Alles nur das nicht! Kreacher wird ein guter Hauself sein. Bitte!" Er schnipste und alle Stühle standen wieder am Tisch. Mit einer Bewegung seines langen Zeigefingers räumten sich alle Schubladen wieder ein und alle Schränke schlossen sich. "Seht ihr Meister, alles wieder gut! Es gibt keinen Grund für Kleidung! Bitte!" Harry starrte ihn wie vom Donner gerührt an. "Bitte nicht Meister, tut Kreacher das nicht an! Welch Schande, welch Schande!" Kreacher warf sich auf den Küchenfußboden und hob bettelnd die Hände über den Kopf. "Aber Kreacher, ich verstehe das nicht! Du hast doch grade selbst erklärt wie unglücklich und eingesperrt du in diesem Haus bist. Du musst doch deine Freiheit wollen. Dann könntest du hingehen wohin du willst. Ja sogar hier bleiben könntest du dann. Aber nur wenn du es willst. Dann hast du die Wahl." Kreacher blickte zu Harry hoch. Seine großen, tennisballartigen Augen waren zu Schlitzen verengt. "Wenn der Meister will, dass Kreacher die Wahl hat", sagte er ruhig und sehr ernst, "Dann will Kreacher wählen der Hauself dieses Hauses zu bleiben! Ich will nicht frei sein!" Zum zweiten Mal an diesem Morgen hatte Kreacher von sich in der ersten Person gesprochen und vielleicht war es das, was Harry davon überzeugte, dass er es ernst meinte. Es entstand eine peinliche kleine Pause, bis Harry das Shirt verschwinden ließ. Er reichte Kreacher die Hand und half ihm vom Boden aufzustehen. Schließlich hatte der Hauself auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Für sich beschloss Harry, das Thema Kleidung nie wieder anzuschneiden und auch immer darauf zu achten, Kreacher nicht zu viel allein zu lassen. Jetzt konnte er auch noch besser verstehen warum der Hauself so sehr auf das Portrait von Mrs. Black fixiert war. Sie war die Einzige die ihn nie mehr verlassen konnte. Harry würde auch nicht mehr versuchen das Bild loszuwerden. "Also!", er versuchte sich zu sammeln. "Was machen wir jetzt mit diesem Trank?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)