Harry Potter und die verlorene Zeit von Hermine_Weasley (Buch 8) ================================================================================ Kapitel 10: Pro und Contra -------------------------- Kapitel 10: Pro und Contra Bis vor einer Stunde hatte Harry nicht darüber nachgedacht, überhaupt Zukunftspläne zu haben. Doch nun hatte die Erkenntnis, dass Hogwarts wieder eröffnen würde und Kingleys Angebot Auror zu werden ihn völlig aus der Bahn geworfen. Er musste sich entscheiden zwischen dem einzigen Beruf den er sich jemals für seine Zukunft hatte vorstellen können und dem einzigen Ort der je sein zu Hause gewesen war. Er sah zu Ron herüber, der noch immer vorsichtig Hermines Arm tätschelte. Sie zuckte ein wenig zusammen und ihre Gesichtszüge wurden hart und nachdenklich. Ron hatte schon seit einer Weile von der Möglichkeit gewusst, Auror zu werden. Harry fragte sich, ob er wohl bereits zu einer Entscheidung gekommen war. Dabei war Harry sich recht sicher, dass Rons Dilemma mehr mit der schlauen, braunhaarigen Hexe neben ihm zu tun hatte, als mit dem Verlauf seiner Karriere. Ron würde sicherlich nie freiwillig ein weiteres Jahr zu Schule gehen wollen. Vor allem wenn er damit seine Chance riskierte Auror zu werden. War es nicht von Anfang an Rons Traum gewesen diesen Beruf zu ergreifen? Er war es doch gewesen der Harry vor Jahren davon erzählt und davon geschwärmt hatte. Würde sich Ron da diese Gelegenheit entgehen lassen? Zumal er genau wusste, dass unter anderen Umständen seine Noten niemals ausgereicht hätten, um auch nur für die Auroren-Akademie in Betracht gezogen zu werden. Verdammt nochmal, auch Harry würde die erforderlichen fünf ‚Erwartungen Übertroffen' kaum erreichen können. Vor allem nicht in Kräuterkunde oder Zaubertränke, zumindest nicht ohne die Hilfe des Halbblutprinzen. Harry seufzte schwer und Ron echote ihn von der anderen Seite des Tisches. Die Entscheidung hing für Ron eindeutig voll und ganz an Hermine. War er bereit Hermine allein nach Hogwarts zurück gehen zu lassen? Es war bestimmt nicht einfach eine Beziehung zu führen, während sie beide ihre Ausbildung an verschiedenen Orten absolvierten. Harry sah auf Rons unsichere Hände. Führten die beiden eigentlich eine Beziehung? Harry musste sich eingestehen, dass er natürlich keine Ahnung davon hatte was zwischen den beiden in den letzten Monaten, nach dem Krieg vorgefallen war. Gut, sie hatten sich geküsst und das vor Harrys Augen. Aber das war zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, mitten während der Schlacht geschehen. Danach war Harry weg gewesen und hatte sich nicht für das Liebesleben seiner besten Freunde interessiert. Harry hatte ihre Beziehung schon seit Jahren für selbstverständlich erachtet. Jeder Blinde sah, dass sie Gefühle für einander hatten. Aber scheinbar waren Ron und Hermine tatsächlich die Letzten die es begriffen. Ob ihnen die Distanz da hilfreich wäre? Harry blickte von Ron fort und traf erneut Ginnys Blick. ‚Was willst du tun? ', hatte sie ihn gefragt und sie sah ihn an, als würde sie noch immer auf eine Antwort warten. „Ich weiß es nicht!", flüsterte Harry wahrheitsgemäß. Ginnys Schultern sackten herab. Plötzlich fragte Harry sich, ob denn seine Beziehung mit Ginny es überstehen würde, wenn er nicht in Hogwarts mit ihr zusammen sein konnte. Sie hatten sich grade erst wiedergefunden, sollte es da nicht seine oberste Priorität sein, so nah bei ihr zu sein wie möglich? Wirkte sie deswegen so geknickt? Es war zum verzweifeln. Harry versuchte eine Antwort für Ginny zu finden, die sie weniger verletzen würde. Doch als er den Mund öffnete, stammelte er bloß vor sich hin. Zu seiner Erlösung kam in diesem Moment Arthur Weasley an den Tisch des Geburtstagskindes. „Ginny Liebes!", trällerte er vergnügt. „Deine Mutter schickt mich, dir zu sagen, dass sie findet dass es angebracht wäre, wenn du herumgehen und deine Gäste begrüßen würdest." Arthur verdrehte kaum merkbar die Augen und sah sich nach seiner Frau um. "Zumindest ein wenig, damit alle zufrieden sind. Du weißt ja wie deine Tanten sind." Der stattliche Mann hielt sich an der Lehne von Ginnys Stuhl fest und grinste in die Gesichter der Kinder. Harry zwinkerte er zu und beugte sich dann über die Schulter seiner Tochter. „Du solltest es tun, solange sie noch nicht vollkommen von der Rolle sind." Arthur zuckte mit dem Kopf in Richtung eines Tisches mit älteren, graublonden Frauen, die laut gackernd ihre Sektgläser umher schweben ließen. „Oh Dad!", protestierte Ginny leise aber mit eindringlichem Ton. "Muss das sein? Die meisten Leute kenne ich noch nicht einmal! Ihr habt das halbe Ministerium eingeladen!", beschwerte sie sich. „Soll Mum sich doch um diese Leute kümmern!" Ron gluckste leise und beugte sich zu ihr. „Aber ich bin mir sicher, Gin, sie haben alle einen fetten Sack Galeonen als Geschenk für dich mit dabei!" „Dann geh du doch und sprech mit ihnen Ron!", blaffte Ginny ihm entgegen. „Ich habe kein Interesse daran, mich bei fremden Menschen zum Deppen zu machen. Für dich ist das ja, wie wir wissen, kein Problem!" Rons Ohren wurden rot und er gab Ginny eine flapsige Antwort. Bevor sein Vater ihn ermahnen konnte, rammte Hermine ihren Ellbogen in seine Rippen. Ron keuchte auf und überdeckte damit das Räuspern seines Bruders, der wichtigtuerisch aufstand. Percy strich das Revers seines Umhangs glatt und justierte seine Ärmel, nur um sich stolz vor seinem Vater aufzurichten. „Wenn du möchtest, Vater, dann werde ich meine kleine Schwester ein wenig herumführen. Mum ist mit der Einladung der wichtigen Leute meiner Empfehlung nachgekommen und es wäre mir eine Freude, Ginevra, die Gelegenheit zu nutzen, dich ihnen vorzustellen und selbst du wenig zu plaudern. Wie schon gesagt: Kontakte sind das Kapital eines jeden Staatsmanns!" Er bot Ginny seinen Arm an, doch sie starrte ihn nur widerwillig an. „Du meinst wohl eher, dass du in ein paar Hintern kriechen willst!", murmelte sie, was Percy geflissentlich überhörte. Ron lachte unverhohlen und fügte unter Percys wütendem Blick noch hinzu: „Oh ja! Percy wird es lieben, die Tanten zu begrüßen. Die stehen doch total auf ihn! Weißt du noch, dass eine Jahr, da hat Tante Lori ihm Löckchen gezaubert und ihn in ein Matrosenkostüm gesteckt." Ron grinste verträumt. „Ach ja. Mein schönstes Ostern! Schade nur, dass das Foto verbrannt ist, als Fred und George ihre ersten Feuerwerkskörper ausprobiert haben." Percy schnappte nach Luft und versuchte die Fassung wieder zu erlangen, aber nicht einmal sein Vater konnte sich das breite, schadenfrohe Grinsen verkneifen. „Nun Ginny? Was ist? Können wir?" Er warf sich in die Brust und versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen. Er zog Ginny teils galant, teils ungeduldig den Stuhl zurück und bot ihr erneut seinen Arm an. „Na gut, wenn's sein muss!", stöhnte Ginny und stand auf, ohne Percy eines Blickes zu würdigen. Zu Harry gewandt fügte sie hinzu: „Wir reden später weiter, über die Sache!" Harry schluckte und nickte, während Ginny mit Percy von dannen zog. „Was für eine Sache?", hakte Arthur nach. Es war deutlich, dass er keine große Lust zu haben schien, zu seiner Frau zurückzukehren. Er hatte allem Anschein nach schon einen kleinen Schwips und war grade auf der Jagd nach seinem nächsten Glas Butterbier. Er zog ein dahin schwebendes Tablett zu sich und bot Harry ebenfalls ein Getränk an. Doch dieser hatte seine Lektion für den Moment gelernt. „Harry und Ron wurde angeboten Auror zu werden!", platzte Hermine heraus und Arthur verschluckte sich beinahe an dem Schluck Bier, den er grade genommen hatte. Arthur wischte sich schnell mit dem Ärmel über den Mund. „Was?", war seine erstaunte Frage. Hermine überkreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich zufrieden zurück. „Der Minister hat Harry grade angeboten ohne Schulabschluss, die Ausbildung zum Auroren zu beginnen! Und Ron weiß dies wohl schon ein wenig länger. Und diese beiden Strohköpfe scheinen es tatsächlich in Betracht zu ziehen!" Sie sah Arthur auffordernd an. Seine Lippen formten ein stummes ‚Oh', worauf Hermine sich scheinbar bestärkt fühlte. „Die Ausbildung zum Auroren ist eine fordernde und anspruchsvolle Aufgabe. Nicht ohne Grund erwartet das Ministerium von Anwärtern normalerweise Topnoten in den UTZs und mindestens ‚Erwartungen übertroffen' in allen relevanten Fächern. Wie kann das Ministerium auch nur daran denken, unausgebildeten Kindern so etwas anzubieten?" Hermine schnaufte empört. Mr. Weasley blickte sie verblüfft an. Langsam sah er erst Harry und dann seinen Sohn an. Sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen erstaunt, erfreut und ernst hin und her, bis er sich schließlich auf Ginnys nun leeren Stuhl fallen ließ. „Nun? Was halten sie davon Mr. Weasley?", fragte Hermine ungeduldig nach. Ihre anfängliche Niedergeschlagenheit hatte sich in rauchenden Zorn und den unbedingten Willen verwandelt, Ron und Harry eines Besseren zu belehren. Sie war also wieder typisch Hermine. Mr. Weasley räusperte sich und nahm dann doch noch einen tiefen Zug aus seinem Butterbierglas. „Ron, du weißt dass Kingsley momentan nicht grade wählerisch ist dabei, wen er um Hilfe in Ministeriumsangelegenheiten bittet. Bei Merlin, er will sogar mich zum Chef einer ganzen Abteilung machen!" Arthur schüttelte belustigt den Kopf und gönnte sich noch einen Schluck. „Da kann ich schon verstehen, ähm, dass Hermine sich Sorgen um euch macht." Hermine schnaufte zufrieden, jedoch fuhr Arthur fort. „Aber ich weiß auch,", fügte er hinzu, „dass du schon immer Auror werden wolltest, Junge. Wenn du dich also reif genug dafür fühlst und bereit ist die harte Ausbildung durchzustehen, kann ich nichts dagegen sagen. Du bist volljährig Ron, sowohl in der Zaubererwelt, als auch bei den Muggeln. Du musst selbst die Entscheidungen für dein Leben treffen." Arthur hickste ein wenig. Ron sah seinen Vater mit großen Augen und roten Ohren an. Er hatte allem Anschein nicht mit der Reaktion gerechnet. Genauso wenig wie Hermine, die wütend und entsetzt die Tischkante umklammerte. „Wir haben dich schon letztes Jahr gehen lassen müssen, um Voldemort zu bekämpfen. Was auch immer ihr in dieser Zeit gemacht habt. Dahingegen ist doch eine, vom Ministerium organisierte und durchstrukturierte Ausbildung, bei der wir immer wissen wo du bist, Lakritzschnapper schlecken!" Arthur lachte über seinen Witz. Hermines Mund stand offen. „Was Harry angeht, habe ich ja eh kein Recht mich einzumischen. Auch wenn meine Frau und ich dich immer wie unseren eigenen Sohn betrachten, Harry!" Er schlug Harry auf die Schulter. „Wobei es wohl ganz gut ist, dass du nicht zu unserer roten Horde gehörst, nicht wahr Harry!" Bei Arthurs frivolem Zwinkern in Ginnys Richtung erstarb Harrys Grinsen. Ron funkelte ihn lachend an und Harry nickte beschämt. Arthur trank indes sein Glas leer und wischte sich den Bierschaum von der Oberlippe. Er wirkte mehr als zufrieden mit sich selbst. „Ich kann mir jedenfalls, keine besseren Auroren vorstellen, als euch beide!", er zwinkerte den Jungs zu. „Aber sagt das bloß nicht Molly! Wenn sie das hören würde, würde sie mich dermaßen verhexen, dass ich zwei Wochen nicht sitzen könnte!" Zu Ron fügte er hinzu: „ Das wirst du ihr auch selbst erklären müssen! Da will ich nicht dabei sein!" er schüttelte sich kurz, um sich dann aus dem Stuhl zu wuchten. „Ich geh dann mal besser. Da hinten kommt seh ich schon wieder Kingsley auf uns zusteuern. Der Minister ist momentan wirklich nie außer Dienst. Und ständig versucht er mich zu überreden." Er zog den Kopf ein und verschwand murmelnd in Richtung Tanzfläche. Am Tisch zurück blieben nun nur noch die drei Freunde. Hermine starrte die Jungs so durchdringend an, dass Ron das Grinsen wieder gefror. Arthurs Zuspruch hatte ihr noch nicht den Wind aus den Segeln genommen. „Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ihr auch nur einen Tag überleben würdet!", wetterte sie wieder los. Ron schluckte hart. „Ohne mich hättet ihr nicht mal das erste Schuljahr überstanden, geschweige denn das ihr eine der härtesten Ausbildungen der Zaubererwelt schafft!" Hermine achtete gar nicht auf Rons beleidigte Miene und Harrys protestierenden Einwurf. Sie redete einfach weiter und steigerte sich immer weiter in ihre Tirade, bis sie schließlich von Ron unterbrochen wurde. „Hermine!" Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen. „Das reicht jetzt Hermine. Natürlich wären Harry und ich ohne dich verloren gewesen. Ohne dich hätte ich nicht mal eine Feder zum Schweben gebracht, geschweige denn die verdammte Keule dieses Trolls!" Harry schmunzelte und leise murmelte er: „Ohne Hermine wären wir aber auch nirgendwo in der Nähe des Trolls gewesen." Dafür fing es sich sofort einen bösen Blick, von beiden seinen Freunden. Ron fuhr fort. „Aber wir sind schon lange keine Erstklässler mehr. Du vergisst was wir in den letzten Jahren erlebt und durchgemacht haben. Verdammt nochmal, was allein im letzten Jahr passiert ist!" Er zögerte etwas und seine Miene verfinsterte sich. „Ich denke du kannst uns durchaus zugestehen, dass wir daraus gelernt haben. Selbst wenn Harry und ich nicht so tolle Noten haben wie du und ganz sicher auch nicht jedes Zauberbuch in der verdammten Bibliothek auswendig können, sind wir doch nicht vollkommen unfähig! Bei Merlin, Harry hat Voldemort besiegt. Das muss doch etwas zählen, oder?" „Ronald Weasley! Ich lasse mir kein schlechtes Gewissen von dir einreden, nur weil ich meine Schulbildung ernst nehme! Nur weil ich meine Hausaufgaben nicht immer in der Nacht vorher, oder überhaupt nicht gemacht habe, so wie du! Und ich kenn nicht jedes Buch auswendig! Auch wenn es sehr praktisch wäre." Hermine hatte die Fäuste auf den Tisch gestemmt und schnaubte Ron entgegen. „Du hältst dich wirklich für die klügste Hexe aller Zeit, was?", spottete Ron. „Klar ist es toll, dass du so viel weißt, und es hat uns verdammt oft den Arsch gerettet, aber es ist doch auch wichtig was man mit dem Wissen anstellt! Was bringts dir, wenn du im entscheidenden Moment vergisst, dass du eine Hexe bist und kein Holz brauchst zum Feuer machen!" Hermine verstand seien Anspielung und sprang wütend auf. „Du hast grad selbst noch gesagt, dass das erste Schuljahr schon lange vorbei ist. Wieso musst du dich immer so kindisch benehmen Ron?" Ron sprang ebenfalls auf. „Ich hör auf mich so kindisch zu verhalten, wenn du endlich aufhörst mich wie ein Kind zu behandeln! Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen, Hermine. Und ich kann auch sehr gut selbst entscheiden, was gut für mich ist und was ich fühle. Wenn du mich und meine Gefühle endlich mal ernst nimmst, dann können wir gerne nochmal darüber reden, wer sich hier kindisch verhält!" Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet und sah zu ihr hinunter. Er überragte das Mädchen über einen Kopf weit, sodass Hermine stur auf seinen Brustkorb starrte. Harry räusperte sich vernehmlich. Das Ron und Hermine sich stritten war nicht ungewöhnlich, aber diesmal war es irgendwie anders. Dies war kein dummer Streit darum, wer wie viel für die Schule tat, oder eine fiese Bemerkung gemacht hatte. Ron war anders. Es war Harry schon vorher, draußen auf der Wiese aufgefallen. Sein bester Freund hatte sich verändert. Seine Gesichtszüge waren härter geworden, sein Auftreten bestimmter. Nein, Hermine hatte Unrecht damit, ihn kindisch zu nennen. Ron war eindeutig erwachsener geworden. „Vielleicht sollten wir über was anderes reden?", schlug Harry hoffnungsvoll vor, als Ron sich seufzend hinsetzte. Hermine wirkte plötzlich irritiert und stand verloren vor dem Tisch. „Wir können doch morgen in aller Ruhe überlegen, wie es weiter gehen soll." Harry wandte sich an Hermine. „Du machst doch so gerne Pro-und-Contra Listen. Ich glaube in dem Fall könnte eine helfen." Hermine nickte langsam, aber ihr Blick glitt zu Ron. „Bist du dir denn sicher, dass diese Entscheidung nicht schon längst gefallen ist?" Ihr Blick durchbohrte Ron. „Kommt ganz drauf an.", sagte Ron schulterzuckend. „Worauf?" Ron lächelte verschmitzt und strich sich durch die Haare. Dann stand er wieder vor Hermine. „Darauf, ob du jetzt mit mir tanzen magst!" „Was?" Er streckte ihr seine Hand entgegen und zog die Augenbraue hoch. Harry konnte beobachten wie Hermines Widerstand schmolz und ihre Augen zu strahlen begannen, auch wenn sie sich noch stur stellte. Ohne Vorwarnung musste Harry lauthals loslachen. Ron und Hermine sahen ihn ziemlich verwirrt an. „Alles klar Kumpel? Hast du den Verstand verloren?" Ron beobachtete Harrys plötzlichen Ausbruch von Frohsinn skeptisch, begann dann aber selbst zu grinsen. „Ich hab euch echt vermisst Leute!", prustete Harry schließlich. Er hielt sich den Bauch, denn sein Zwerchfell, war diese Beanspruchung nicht mehr gewohnt. „Und ja, Hermine, ich weiß, ich hätte euch nicht vermissen müssen, wenn ich mich nicht so lächerlich aufgeführt und mich verkrochen hätte.", fügte er mit Blick auf seine beste Freundin hinzu. Jetzt grinste auch Hermine, denn dieser Kommentar hatte ihr tatsächlich auf der Zunge gelegen. „Wie schön, dass du zumindest das gelernt hast, Harry!", stichelte sie. Mit großen Augen blickte sie den grinsenden, rothaarigen Mann neben ihr an. „Na was ist denn jetzt? Gehen wir tanzen?" Und ohne abzuwarten hatte sie Rons Hand gepackt und ihn zur Tanzfläche geschleift. Der restliche Abend verging wie im Flug. Alsbald kam Ginny zurück zu Harry an den Tisch. Sie war erschöpft und genervt vom Schütteln so vieler Hände und Kennenlernen all der wichtigen Leute. „Ich habe Percy zum Glück am dritten Tisch voller Ministeriumsleute abschütteln können. Keine Ahnung in wessen Hintern er da grade gekrochen ist, aber ohne ihn ging's bedeutend schneller. Aber ich muss sagen, Ron hatte Recht. Ich habe einiges an Geschenken bekommen." Ginny zwinkerte Harry zu. „Natürlich war keins davon so schön wie deines, aber wenn ich den ganzen Sack Galeonen zusammen zähle, kann ich mir vielleicht endlich einen gescheiten Besen zulegen." Ginny grinste ihn an. Harry hatte plötzlich wieder ein schlechtes Gewissen, wegen des immer noch großen Haufen Goldes, das in seinem Gringottsverließ lag. Dabei wusste er nicht mal wie teuer ein Feuerblitz war, da er seinen Besen von Sirius geschenkt bekommen hatte. Ginny holte ihn aus seinen Gedanken. „Apropos, wo steckt mein Bruder eigentlich? Ich will ihm meine Beute unter die Nase reiben!" Sie sah sich suchend nach Ron um. „Er ist mit Hermine auf der Tanzfläche. Schon eine ganze Weile. Es scheint mir, sie wollen einen neuen Rekord aufstellen", lachte Harry, doch insgeheim ahnte er, dass die beiden sich einfach nur tanzend vor der lauernden Entscheidung drücken wollten. Er blickte Ginny an und beschloss die Taktik zu imitieren. Trotz Ginnys Protest zog er sie mit sich. Kaum hatte das Mädchen die Energie der wallenden Musik und der sich im Takt bewegenden Leiber aufgenommen, war sie allerdings nicht zu bremsen. Harry und Ginny tanzten sich quer durchs Zelt zu Ron und Hermine. Der schnelle, laute Rhythmus durchzuckte ihre Glieder und erfüllte die Köpfe der Freunde. Die Nacht schritt dröhnend fort, bis es fast schon der Morgen war, den keiner der Vier herbeisehnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)