Smallville-Expanded - 07 von ulimann644 (Foresight) ================================================================================ Kapitel 3: Reise in die Vergangenheit ------------------------------------- 3. REISE IN DIE VERGANGENHEIT Christian von Falkenhayn erwiderte den fragenden Blick von Lex Luthor, wobei er die Erklärung der Wissenschaftlerin nur am Rande mitbekam. Als sie endete sagte er: „Du hast es gehört, Lex. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich da eine Katastrophe anbahnt. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Gib diese Forschung an dem verdammten Meteoritengestein auf, und verzichte bitte darauf, Smallville in die Luft zu sprengen.“ Im ersten Moment sprachlos, setzte Lex Luthor nach einer Weile ein süffisantes Grinsen auf und fragte: „Sagst du das, als Spezialist für Lasertechnik?“ Das Gesicht des Blonden nahm einen leicht gereizten Zug an. „Nein, das sage ich, weil die Eigenstrahlung des grünen Meteoriten-Kristalls zu einer disharmonischen Phasenlage der Photonen führt, und deshalb eine Kohärenz nicht möglich ist. Was hingegen bei einem Energiebeschuss passiert, ist, dass sich die Schwingung der Kristallatome aufschaukelt und einen massiven Energieausbruch hervorruft.“ Überrascht sah Lex Luthor von Christian zu Doktor Fushida, die eine zustimmende Geste machte und zugab: „Ich kann das zwar erst nach einer genauen Auswertung aller aufgezeichneten Daten sagen, doch was ihr Freund eben erläutert hat, scheint mir eine sehr glaubhafte Theorie zu sein.“ Sich zu Christian wendend fragte die Asiatin: „Woher wissen Sie so viel von Lasertechnik, junger Mann?“ Christian von Falkenhayn räusperte sich. „Nun ja, offen gestanden ist Lasertechnik ein leidenschaftliches Hobby von mir.“ Lex kam zu Christian. „Komm, lass uns gehen.“ Erst, nachdem sie gemeinsam das Labor, am Rande von Smallville, verlassen hatten, fragte Lex seinen Begleiter sarkastisch: „Was gehört noch zu deinen leidenschaftlichen Hobbys? Atom- und Teilchenphysik für Fortgeschrittene? Und erzähl mir nicht, dass man das in Deutschland an jeder Schule gelehrt bekommt. Ich selbst kenne mich etwas in der Materie aus, doch ich weiß nicht einmal ansatzweise, was ich mir unter einer disharmonischen Phasenlage von Photonen vorzustellen habe.“ „Das genaue Gegenteil einer harmonischen Phasenlage von Photonen“, gab Christian trocken zurück und grinste schief. „Wie ich bereits sagte, es ist ein Hobby.“ Lex Luthor war mit dieser Antwort sichtlich unzufrieden, doch er drängte nicht weiter, sondern meinte lediglich: „Mein Chauffeur bringt dich zurück zu deinem Haus. Warum hast du dir kein größeres gekauft?“ „Für mich reicht es voll und ganz, Lex.“ Luthor grinste wissend. „Ich glaube viel eher, dass du deine Freundin nicht verschrecken willst, indem du dir einen standesgemäßen Wohnsitz zulegst. Ich will nicht neugierig sein, doch wie ich hörte, hängt momentan bei euch der Haussegen schief.“ Christian nickte in Gedanken. „Mach dir deswegen mal keine Gedanken, der pendelt sich auch wieder ein. Alicia und ich gehören zusammen, und wir werden einen Weg finden, unsere momentanen Differenzen beizulegen.“ Lex Luthor seufzte schwach. „Manchmal wünschte ich, dass Clark Kent ein ebenso unverbrüchliches Vertrauen in diesen Dingen hätte, wie du.“ „Weil bei euch beiden momentan auch der Haussegen schief hängt?“ Zunächst eine spöttische Miene aufsetzend, bemerkte Lex die Ernsthaftigkeit im Blick des Blonden und gab schließlich zu: „Vielleicht. Clark denkt, dass ich sein Vertrauen als Freund verraten habe, und leider ist sein Eindruck nicht ganz unbegründet. Doch manche Dinge an ihm sind mir rätselhaft, seit wir uns kennengelernt haben, und seine Verschwiegenheit in diesen Dingen, trägt nicht dazu bei, dass Leute, wie ich, Vertrauen zeigen, wo sie viel eher dazu neigen, Zweifel zu haben.“ „Na ja, wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse“, wiegelte Christian ab. „Da bildet Clark wohl keine Ausnahme. Und keiner von uns möchte, dass ein Anderer sie ans Licht zerrt. Da würde wohl Jeder von uns etwas sauer werden. Das ist eben menschlich.“ Lex nickte in Gedanken. „Vielleicht hast du Recht, Chris. Zumindest weiß ich jetzt, dass du eine Menge von Lasertechnik verstehst.“ Christian grinste schief. „Es geht so.“ Sie verabschiedeten sich, als sie die schwarze Limousine erreichten, mit der Lex Luthor Christian hatte abholen lassen. Als der Deutsche eingestiegen war, und der Wagen losfuhr sah Lex ihm sinnend nach, wobei er dachte: Von wegen: Es geht so. Dann wandte er sich kopfschüttelnd ab und ging zum Gebäudekomplex zurück. Er musste ein intensives Gespräch mit Doktor Ishiko Fushida führen. * * * Als Christian, am späten Nachmittag, vor seinem Haus, oder, zumindest aus seiner Warte, besser, vor seinem ehemaligen Haus, ausstieg, blickte er sich sinnend um. Aus seiner Sicht – der Sicht des Christian von Falkenhayn des Jahres 2030 - war er schon sehr lange nicht mehr hier gewesen. Alte Erinnerungen wurden wach, als er zu den beiden, im Wind flatternden, Fahnen hinauf sah, und ein seltsames Gefühl von Nostalgie stieg in ihm auf. Den SMALLVILLE-LEDGER, den er unterwegs gekauft hatte, unter den linken Arm geklemmt, schritt er zu seinem Haus. Unterwegs hatte er sich vergewissert, dass er seinen Schlüsselbund, wie gewohnt, in der linken Hosentasche trug. Alte Angewohnheiten gibt man nur ungern auf, dachte der Blonde ironisch. Beim Herausziehen des Bundes fiel sein Blick auf den Schlüssel des Pickups und in der Erinnerung lächelnd überlegte er: Richtig, damals bin ich noch selbst gefahren. Spontan entschied Christian sich dazu, sich nicht in seinem Haus einzuigeln, sondern sich mehr an diese Zeit zu erinnern, und wo würde das besser gehen, als im TALON? Dort würde er sicherlich ein paar alte Bekannte treffen. Guter Dinge stieg Christian in seinen Wagen, legte den LEDGER auf die Seite und startete den Motor. Als er den Gang rein würgte, und es ein, in den Ohren schmerzendes, Kreischen erzeugte, verzog Christian das Gesicht und dachte ironisch: Schönen Gruß vom Getriebe, der Gang ist drin. Er fuhr los, wobei es eine Weile dauerte, bis er wieder mit dem Pickup zurecht kam. Kaum zu glauben, dass ich damals ein solchen Ungetüm gefahren habe. Immer sicherer werdend lenkte der Mann, in dem Körper seines früheren Ich, den Wagen in Richtung Zentrum von Smallville. Dabei gingen ihm ein Dutzend Dinge gleichzeitig durch den Kopf. Er fragte sich ernsthaft, wie es ihm gelingen würde, hier nicht dermaßen aufzufallen, dass die Dinge aus dem Ruder liefen. Als er nach seiner damaligen, zweitägigen Abwesenheit, wieder in seinen angestammten Körper zurückgekehrt war, da hatte zumindest nichts darauf hin gedeutet, dass dies der Fall gewesen war. Aber etwas zu wissen, und es dann selbst durchmachen zu müssen, das waren zwei vollkommen verschiedene Dinge. Er wäre fast weit am TALON vorbei gerast, inmitten dieser Überlegungen. Schon mehr als hundert Meter am Ziel vorbei, wendete er den Pickup, fuhr zurück und parkte in einer kleinen Seitengasse, in der Nähe des Cafés. Mit einem seltsamen Gefühl von Deja vú näherte er sich schließlich dem Eingang des TALON, das heute wieder gut besucht zu sein schien. Christian erinnerte sich daran, dass zu dieser Zeit noch die spätere Senatorin von Kansas, Martha Kent, dort den Kaffee ausschenkte. Die Rote Königin. Bei diesem Gedanken überflog ein Lächeln sein Gesicht. Er freute sich darauf, Martha Kent, der Martha Kent zu dieser Zeit, wieder zu begegnen. Der Trubel, den er von damals gewohnt war, umfing Christian, als er das TALON betrat. Eilig schritt er zum Tresen, hinter dem, wie erwartet, Clarks Mom stand. Die rothaarige Frau lächelte dem Jungen vergnügt zu, als sie ihn erkannte und noch bevor er den Tresen wirklich erreicht hatte, fragte sie: „Ein Riesenkaffee, wie immer, Chris?“ Christian lachte, in der Erinnerung. „Ja, das wäre jetzt genau das Richtige, Misses Kent. Ich freue mich, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“ „Danke, ganz gut. Wie läuft es zwischen dir und Alicia?“ Christian setzte sich auf einen freien Barhocker vor dem Tresen und machte eine wiegende Handbewegung. „Momentan eher finster, aber wir werden es hin bekommen.“ Für einen Moment lang verwirrte ihn der bedauernde Gesichtsausdruck der rothaarigen Frau. Dann beschlich Christian eine dumpfe Ahnung, und er sah hinauf auf die Galerie des TALON. Er entdeckte dort Alicia – zusammen mit Deion. Gleichzeitig erkannte er, welchen Grund der Blick von Martha Kent gehabt hatte. Denn Deion Grafton gefiel sich darin, Alicia zu küssen. Die seltsame Ruhe, die er, trotz dieses Anblicks, spürte, hatte dabei etwas Verwirrendes, denn er konnte sich gut vorstellen, dass er vor 25 Jahren sofort dort hinauf gestürmt wäre. Doch mittlerweile wusste Christian von Falkenhayn eines nur zu gut: Keine Frau stand auf diese emotionalen Auftritte junger Männer. Als Christian sich schon wieder an Martha wenden wollte, bekam er mit, wie Alicia sich unwillig von Deion löste und ihn von sich stieß. Mit einem unverschämt zufriedenen Grinsen meinte er zu Martha Kent: „Sieht so aus, als würde da oben auch nicht alles so rund laufen, wie es sich ein gewisser Deion Grafton gedacht hat. Ich werde mal hin gehen und Alicia Guten Abend sagen.“ Martha Kent bedachte Christian mit einem bittenden Blick und darum meinte er beruhigend, als er sich erhob. „Keine Sorge, Misses Kent, ich bleibe ganz ruhig.“ Die leicht erstaunte Miene der Frau ignorierend, trank Christian seinen Kaffee aus und schritt zur Wendeltreppe hinüber, die hinauf auf die Galerie führte. Als er sich dem Tisch näherte, an dem Alicia und Deion saßen, bekam er mit, wie seine Ex-Freundin heftig auf ihren Begleiter einredete. Oder besser, wie seine Frau auf ihn einredete. Seine zukünftige Frau, aus dieser Warte betrachtet. Zumindest was Alicia betraf. Diese Alicia. Der Deutsche beschloss, diese philosophischen Überlegungen zukünftig nicht mehr anzustellen und konzentrierte sich ganz auf das Hier und Jetzt. Sie ist noch so jung, doch sie besitzt bereits dieses gewisse Etwas, das ich auch in meiner Gegenwart so sehr an ihr liebe. Noch nicht in jener Intensität, wie als zweifache Mutter, doch es ist zweifellos spürbar. Kein Wunder, dass ich mich, vor so vielen Jahren, in Alicia verliebt habe, und sie immer noch genauso uneingeschränkt liebe, wie damals. Oder müsste es heißen, wie heute? Oh, nein. Vergiss endlich mal diese dämlichen Grundsatz-Überlegungen, denn die erzeugen nur Eins: Und zwar Konfusion. Alicia und Deion hatten ihn noch nicht bemerkt, und nun zu den beiden an den Tisch tretend bekam Christian mit, dass das Mädchen dabei war klarzustellen, dass sie noch keine Entscheidung getroffen hatte, ob sie mit ihm zusammen sein wollte, oder nicht. Christian von Falkenhayn räusperte sich und fragte, als Alicia zu ihm aufsah: „Störe ich, oder kann ich dich für einen Moment sprechen?“ Bevor das Mädchen antworten konnte, erhob sich Deion und sah Christian wütend an. „Ja, du störst. Alicia ist mit mir hier. Also verzieh dich, klar?“ Alicia sprang bei den Worten Deions fast von ihrem Stuhl auf. Ihn wütend ansehend fuhr sie ihn an: „Na, erlaube mal! Das ist ja wohl nicht deine Entscheidung, sondern meine! Außerdem bin ich nicht dein Eigentum, über das du befinden kannst!“ Sich zu Christian wendend sagte sie, noch immer aufgebracht: „Ich war im Begriff zu gehen. Wenn du willst, können wir uns unterwegs unterhalten.“ Christian nickte, zufrieden lächelnd. Als er sich mit Alicia auf den Weg zur Treppe der Galerie machen wollte, stellte sich ihm jedoch Deion in den Weg, und fauchte: „Vielleicht sollten wir das Draußen klären? Nur wir Zwei.“ Alicia beobachtete, wie Christian ihr einen beinahe amüsierten Blick zu warf, bevor sich der Blonde wieder zu Deion wandte und ruhig erklärte: „Auf ein so primitives Niveau werde ich mich sicherlich nicht herab begeben. Du entschuldigst uns nun bitte.“ Deion machte keinerlei Anstalten den Weg freizugeben. „Du hast wohl Angst? Dachte ich mir doch, dass du ein verdammter Feigling bist.“ Jungs im High-School-Alter, auf Testosteron, dachte Christian wütend werdend. Das ist ein verdammter Albtraum. Langsam ungeduldig werdend erwiderte Christian einen Moment später: „Ja, das hast du gut erkannt, Deion. Aber jetzt würde ich gerne...“ Deion machte einen halben Schritt auf Christian zu, und dieser verlor nun die Geduld mit dem Jungen. Ihn schnell und fest am linken Oberarm packend zog er ihn einfach aus dem Weg und ging an ihm vorbei. Alicia folgte Christian und warf Deion, der überrascht da stand, im Vorbeigehen einen finsteren Blick zu. Dann waren sie auf der Treppe verschwunden, und Deion Grafton sah ihnen konsterniert nach, wobei er seinen Oberarm rieb, dort wo Christian zugepackt hatte. Als Christian mit Alicia das TALON verlassen hatte, sah er das Mädchen entschuldigend an und meinte: „Tut mir leid, Alicia. Aber wenn ich Deion nicht zur Seite gezogen hätte, dann hätten wir vermutlich noch in einer Stunde auf der Galerie gestanden.“ Alicia nickte lächelnd. „Ja, vermutlich. Weißt du was? Ich bin froh, dass du aufgetaucht bist, denn Deion ging mir, mit seiner ungestümen, besitzergreifenden Art und seiner Ungeduld, eben wirklich mächtig auf die Nerven. Ich bin doch nicht sein Eigentum.“ Christian, der Alicia in den letzten 25 Jahren vielleicht besser kennengelernt hatte, als Irgendjemand sonst, hütete sich davor, in dieselbe Kerbe zu schlagen. Stattdessen wechselte er das Thema und meinte: „Lass uns nicht über Deion reden, sondern über uns, Alicia. Ich habe dir versprochen, dich nicht zu drängen, und dazu stehe ich auch. Doch ich habe das Gefühl, dass ich dir, bei unserem letzten Treffen, hätte sagen sollen, dass ich dir an dem, was in der letzten Zeit passiert ist, keinerlei Schuld gebe. Ich glaube, dass sich niemand gegen das hätte wehren können, was auf dieser verrückten Geburtstagsfete passiert ist. Und dass du zwischenzeitlich dein Gedächtnis verloren hast, dafür kannst du ebenfalls nichts. Beides waren Ereignisse, auf die wir keinen Einfluss hatten.“ Alicia nickte stumm, während sie nebeneinander die Straße hinunter schritten. Nach einer Weile spürte Christian, wie sich Alicia bei ihm unterhakte. Christian lächelte in Gedanken, denn genau so hakte sich Eireen stets bei ihm unter, wenn sie gemeinsam in Metropolis unterwegs waren, oder wenn sie einen gemütlichen Abend gemeinsam auf der Couch verbrachten, und sie sich an ihn kuschelte. Erst nach einer geraumen Weile bemerkte Christian den fragenden Blick von Alicia, als er zu ihr sah. Mit leichter Verwunderung in der Stimme erkundigte sich Alicia bei ihm: „Du wirkst so zufrieden, Chris. Was ist denn los?“ Christian erwiderte ihren Blick. „Na ja, ich dachte eben daran, was wir bereits alles gemeinsam durchgestanden haben, und ich bin mir sicher, dass sich am Ende alles genau so entwickeln wird, wie es soll. Ich weiß, dass du die Richtige für mich bist, Alicia. Das wirst du immer sein, ohne Wenn und Aber. Ich bin mir absolut sicher, dass auch du das weißt, wenn du ganz tief in dich hinein horchst.“ Alicia blieb stehen. Mit Tränen in den Augen sah sie zu Christian auf. Unfähig etwas zu sagen drängte sie sich eng an ihn, legte ihren Kopf an seine Schulter und umarmte ihn fest. Beinahe übervorsichtig legte Christian väterlich seinen linken Arm um ihre Schultern, während er seine Rechte, fast beschützend, auf ihren Kopf legte. Er spürte das leichte Zucken ihrer Schultern, und er ließ sie eine Zeitlang gewähren, bevor er ganz leise, in beruhigendem Tonfall, sagte: „Das wird alles wieder, Alicia.“ Als sich das Mädchen langsam wieder beruhigte, streichelte Christian sacht über Alicias Haar und meinte sanft: „Komm, ich fahre dich heim.“ Alicia nickte schwach, und es dauerte noch eine Weile, bis sie sich gemeinsam auf den Weg zu dem Pickup des Jungen machten. Die Fahrt zur Sterling-Farm, die neben Christians eigenem, kleinen Grundstück lag, verlief schweigend. Erst nachdem sie die Farm erreicht hatten, und sie ausgestiegen waren, wandte sich Alicia an Christian und sagte leise: „Du hast Recht. Ich weiß, dass ich dich aufrichtig liebe, Chris. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, um dich nicht zu verlieren.“ Christian trat zu ihr. „Das wird nicht passieren, Alicia. Niemals.“ Sie sahen sich für einen langen Moment in die Augen, bis Alicia schließlich über ihren Schatten sprang, ihre Hände auf die Wangen des Jungen legte und sein Gesicht etwas heran zog. Einen Augenblick später lagen ihre Lippen auf seinen und sie küsste ihn liebevoll. Christian brauchte einen Moment, um die Gedanken an seine beiden Töchter aus dem Kopf zu bekommen, als er Alicia in die Arme nahm. Alicia war nicht seine Tochter, auch wenn sie gegenwärtig kaum älter war, als diese, und es ging hier um seine Zukunft. Seine Zukunft mit Alicia, und letztlich wiederum auch um die, ihrer beiden Kinder. Also überwand er seine Bedenken und erwiderte den Kuss des Mädchens, dass einmal seine Frau werden würde, und die Mutter ihrer gemeinsamen Kinder. Alicia versank förmlich in seinem Kuss und wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an Christian. In diesem Moment wurde ihr klar, wen sie wirklich liebte, und mit wem sie zusammen sein wollte. Als sie Christian endlich widerstrebend freigab, sah sie ihn fragend an. „Hast du das eben wirklich ernst gemeint, Chris?“ Christian nickte. „Ja, das habe ich. Alicia schmiegte sich wieder eng an ihn, und sagte, ohne ihn dabei anzusehen, weil sie dazu den Mut nicht aufbrachte: „Ich will mit dir zusammen sein, Christian.“ Der Deutsche lachte leise. „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du meinen Namen immer dann vollständig aussprichst, wenn du etwas sehr ernst meinst?“ Alicia drückte ihn, und antwortete unsicher. „Nein, aber dir, wie es scheint.“ „Ja, und es sagt mir, dass du meinst, was du sagst.“ Christian machte eine kleine Pause bevor er ernst hinzufügte: „Ich will auch mit dir zusammen sein, Alicia.“ Alicias Antwort bestand darin, ihn ganz fest an sich zu drücken, so, als würde sie ihn nie wieder loslassen wollen. Sie wusste nicht zu sagen, wie lange sie so beieinander gestanden hatten, als sie ihre Umklammerung löste und Christian ins Gesicht sah. Für einen langen Moment sah sie nur in seine blauen Augen. Dann endlich fragte sie, mit vibrierender Stimme: „Dann sind wir wieder zusammen, Chris?“ „Ja, allerdings solltest du so fair sein, und Deion davon in Kenntnis setzen. Ich fürchte nur, dass ihm deine Entscheidung nicht gefallen wird.“ Alicia nickte deprimiert. „Es wird mir bestimmt auch nicht leicht fallen. Ich wollte ihn bestimmt nicht verletzen, denn...“ Christian lächelte nachsichtig. „Denn er ist dir nicht egal. Das verstehe ich sehr gut, Alicia. Mir ging es doch, in Bezug auf Chloe, nicht anders. Nicht weil ich Chloe lieben würde, sondern weil ich sie gerne habe. Als eine gute Freundin.“ Alicia gab Christian einen schnellen Kuss auf die Wange. „Genau deswegen liebe ich dich so sehr. Du bist so verständnisvoll und du findest die richtigen Worte, wenn es darauf ankommt. Das war irgendwie schon immer so, seit wir uns kennen.“ Sie küssten sich erneut, bevor Alicia glücklich zu Christian auf sah und ihm versicherte: „Ich habe deine Nähe so sehr vermisst, in der letzten Zeit.“ Christian nickte zustimmend. „Und ich die Deine.“ Ein glückliches Lächeln lag auf dem Gesicht des Mädchens. „Holst du mich morgen ab? Dann könnten wir gemeinsam zur Schule fahren, so wie früher.“ Christian nickte, zufrieden mit der Entwicklung des Abends. „Das ist eine gute Idee. Ich bin dann um Punkt 07:30 Uhr hier.“ Christian noch einmal küssend lief Alicia schließlich schnell zum Eingang des Hauses und winkte ihm noch einmal, strahlend lächelnd, zu, bevor sie im Haus verschwand. Auf dem Weg zu seinem Wagen dachte Christian missgestimmt: Die verdammte Schule hatte ich total vergessen. Doch dann überflog ein amüsiertes Grinsen sein Gesicht. Vielleicht würde es ja auch ganz lustig werden, mit seinem gegenwärtigen Wissen, für einen Tag nochmal die Schulbank zu drücken. 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