Raupe im Neonlicht von Noxxyde ================================================================================ Kapitel 40 ---------- Was zuletzt geschah: Nach dem überstandenen Essen bei Eriks Familie neigt sich der Kurztrip nach Stuttgart seinem Ende entgegen. Jonas hat eine Menge zu verarbeiten, sei es seine Begegnung mit Manni und Hugo, Dragos überraschende Offenheit oder Tobias‘ Versuch Wiedergutmachung für vergangene Konflikte zu leisten. So aufregend das alles war, allmählich sehnt er sich wieder nach trauter Zweisamkeit.   Kapitel 40 Pünktlich zum Ende ihres Kurztrips, verschlechterte sich das Wetter. Dunkle Wolken verfolgten Jonas und Erik vom Stuttgarter Bahnhof bis zu ihrer Haustür. „Was für‘n verficktes Sauwetter“, murrte Jonas, während er sein durchweichtes Shirt über der Spüle auswrang. „Jetzt muss ich mich echt umziehen, bevor ich in die Uni geh.“ Er drehte sich zu Erik. „Bist du da, wenn ich wiederkomme?“ „Ah, mal sehen. Ich wollte eine Runde ins Schwimmbad, aber davor muss ich mal meine Mails checken. Je nachdem wie lange das dauert, bin ich vielleicht noch nicht zurück, wenn du wiederkommst.“ „Echt jetzt?“ Jonas verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst nich‘ mal deinen letzten Urlaubstag ertragen, ohne dich wieder in die Arbeit zu stürzen?“ Verlegen rieb Erik über seinen Nacken. „Dafür konzentriere ich mich dann den ganzen Abend nur auf dich. Versprochen.“ „In dem Fall lass ich’s dir grad noch mal durchgehen.“ „Ah, und könntest du mir noch einen Gefallen tun?“ Er drückte Jonas einen gefalteten Zettel in die Hand. „Gehst du einkaufen, wenn du vom Seminar zurückkommst? Ich weiß nicht, ob ich es vor Ladenschluss schaffe.“ „Ähm, ja. Klar.“ Plante Erik, so lange unterwegs zu sein? In diesem Fall würden sie von dem Abend so oder so nicht viel haben. Jonas schob den Zettel in seine Regenjacke, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen und verschwand ins Bad, um seine nassen Klamotten loszuwerden.   Am Ende des eineinhalbstündigen Seminars fragte sich Jonas, weshalb er nicht einfach zuhause geblieben war. Noch einmal das im Stuttgarter Kunstmuseum erstandene Buch durchzublättern hätte ihm vermutlich mehr Erkenntnisse verschafft als das quälend lange und mies vorbereitete Referat, dessen Zeuge er soeben geworden war.   Den Haustürschlüssel schon in der Hand, erinnerte er sich an Eriks Bitte, einkaufen zu gehen. Rasch kramte er den Zettel aus seiner Jackentasche, klappte ihn auf und schaffte es gerade noch so, den heraussegelnden Hunderteuroschein aufzufangen, bevor dieser den nassen Asphalt berührte. Was zur Hölle sollte er alles kaufen, wenn Erik es für nötig hielt, ihm so viel Geld mitzugeben? Ein Blick auf dessen nur bedingt entzifferbare Handschrift (zumindest in dieser Hinsicht wäre er ein ausgezeichneter Arzt geworden) beantwortete die Frage. Jetzt wünschte sich Jonas, den Zettel doch einfach vergessen zu haben. Er zog sein Handy hervor, um Erik zu schreiben, der diese Reaktion allerdings schon vorhergesehen und Jonas seinerseits zwei Nachrichten geschickt hatte.     Erik, 17:32 Uhr Ich mach mich jetzt auf ins Schwimmbad. Wir sehen uns später :) Soll ich auf dem Heimweg Pizza mitbringen?   Erik, 17:58 Uhr Übrigens: Kneifen gilt nicht! ;)   Jonas seufzte und gab sich geschlagen.   Du, 18:04 Uhr pizza klingt gut. du arsch.   Mit gesenktem Kopf huschte Jonas die Straße entlang, Regen prasselte auf die Kapuze seines ungeliebten Anoraks, den er anstelle seiner inzwischen sicher verschrotteten Lederjacke trug. Still betete er, keinem seiner Kommilitonen in die Arme zu laufen. Zu seinem Unmut war der Laden, den er nach kurzer Suche eine Straße weiter als ursprünglich vermutet gefunden hatte hell erleuchtet, präsentierte seine Waren offen und ohne Scham. Kein schmieriger Boden und noch schmierigere Kundschaft, die sich schuldbewusst zwischen den Regalen herumdrückte. Die Atmosphäre war freundlich und einladend. Er sollte sich beeilen, oder ein übereifriger Verkäufer würde am Ende noch seine Hilfe anbieten. Jonas‘ ließ seinen Blick über die Auslage gleiten, bis er fand wonach er suchte, doch seine Füße weigerten sich, den Weg einzuschlagen. Hastig überlegte er, welcher der beiden Einkäufe weniger verfänglich war und kam zu dem Schluss, zunächst nach rechts zu schwenken. Er ignorierte Latexunterwäsche, Reitgerten, Nippelklemmen und Dinge, die er nicht einmal benennen konnte und stoppte erst, als er das an die Wand geschraubte Metallgitter erreicht hatte, an dessen Haken diverse Halsbänder baumelten. Satin und Leder, breit und schmal. Ein kurzer Blick auf die Preisschilder verriet ihm, weshalb Erik ihn mit so viel Geld ausgestattet hatte. Qualität hatte ganz offensichtlich ihren Preis. Da ihm davon abgesehen keine nähere Beschreibung vorlag, nahm Jonas an, freie Auswahl zu haben. Besonders ein Modell zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Scheu ließ er seine Fingerspitzen über weiches Leder, perfekt gesetzte Nähte und in Metall eingefasste Ösen wandern. Ein schlichter Ring an der Front und die weiche Polsterung der Innenseite komplettierten das Bild. Der Preis war nicht ohne, lag aber im Rahmen dessen, was er ausgeben konnte, ohne sich bei der Auswahl des zweiten Gegenstands zu sehr einschränken zu müssen. Flüchtig sah er sich um, prüfte, ob jemand ihn beobachtete und nahm das Halsband aus der Halterung. Wenn er jetzt einfach zahlte und ging, hatte er wenigstens die Hälfte des Zettels abgearbeitet und Erik konnte ihn wohl kaum als Feigling bezeichnen. Oder? Jonas kannte die Antwort und schlich zwei Regalreihen weiter. Plug. Angemessene Größe. „Fick dich doch“, murmelte er, als er die Notiz ein weiteres Mal überflog. ‘Angemessene Größe‘ am Arsch. Also eigentlich ja im … Ach fuck, warum tat Erik ihm das an? Schwarz, quietschbunt, Latex, Edelstahl, mit Vibration, ohne Vibration, gerillt, genoppt, aufpumpbar, mit Strassstein oder … Plüschschweif? Spontan entschied Jonas, dass hier weniger mehr war. Nur welche Größe betrachtete Erik als ‚angemessen‘? Scheiße, welche Größe betrachtete er selbst als angemessen? Nach kurzem Überlegen und einem Finanzcheck klaubte er kurzerhand gleich zwei Modelle aus dem Regal. Sein ursprünglicher Plan sah vor, so schnell wie möglich zur Kasse zu eilen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, aber auf halbem Weg stoppte er und drehte noch einmal um. Ihm war da eine Idee gekommen. Jonas hatte keine Ahnung, wie der Kassierer aussah, war sich nicht einmal sicher, ob er von einer Frau oder einem Mann bedient wurde. Mit gesenktem Kopf überreichte er das Geld, nahm die unauffällige Tüte entgegen und floh aus dem Laden. Erst, als die Wohnungstür hinter ihm zuschlug, atmete er einmal tief durch. „Erik?“, rief er in die dunkle Wohnung. Niemand antwortete und die Schlüsselschale war leer. Gut, das gab ihm Zeit, sich vorzubereiten.   „Ich bin zurück.“ Um ein Haar wäre Jonas von der Couch gepurzelt. Er war so damit beschäftigt gewesen, die Fotos, die er in Stuttgart geschossen hatte in Ordner zu sortieren, dass er das Öffnen und Schließen der Wohnungstür völlig überhört hatte. Eriks näherkommende Schritte ebenfalls. Nur der Atem, der über sein Ohr strich war eine Warnung gewesen, kurz bevor ihm die tiefe Stimme direkt hinter ihm den Schreck seines Lebens eingejagt hatte. Nun nahm er auch den köstlichen Duft nach Pizza wahr, der aus dem Karton in Eriks Händen emporstieg. Erik lächelte, als hätte er Jonas‘ Gedanken erraten. „Ich habe dir was mitgebracht. Hast du mir auch etwas mitgebracht?“ Selbstverständlich wusste Jonas, worauf er anspielte. „Is‘ im Schlafzimmer.“ „Wollen wir es uns nach dem Essen mal ansehen?“ „Wir, ähm, wir könnten auch gleich …“ Jonas‘ Stimme brach und er schluckte mit schmerzhaft trockenem Hals. „Hmm, das würde mir gefallen.“ Erik legte den Pizzakarton zur Seite, umfasste Jonas‘ Handgelenk und führte ihn ins Schlafzimmer. Die unauffällige Tüte lag unschuldig auf dem Bett, schien Jonas auffordernd entgegenzulachen. Er wand sich aus Eriks Griff, schmiegte sich von hinten an ihn. Eriks Haarspitzen waren noch feucht, strichen kühl über seine Wangen und Stirn. „Lass es uns ‘n bissl langsam angehen, ja?“ „Natürlich.“ Erik stand still, während Jonas die Knöpfe seines Hemds löste und ihm den Stoff von den Schultern zog, gab nur zögerlich dem Druck in seinem Rücken nach, der ihn zum Bett drängte. „Bedeutet ‚langsam‘ für dich, dass du derjenige bist, der den Ton angibt?“, erkundigte er sich amüsiert. „Nur ‘n bissl“, bat Jonas. „Bis ich nich‘ mehr so scheißnervös bin.“ Zärtlich strich Erik über Jonas‘ Wange. „In Ordnung. Du führst. Vorerst.“ „Danke. Ähm, leg dich erst mal aufs Bett. Gut. Jetzt schließ die Augen.“ Jonas wartete, bis Erik seiner Aufforderung Folge geleistet hatte, dann kniete er sich über ihn. Seine Finger glitten über Eriks Haut, strichen über seine Arme und hoben sie über seinen Kopf. Eine Ecke des geöffneten Metallrings blitzte hinter dem Kissen hervor, das er sorgfältig dort drapiert hatte. Ohne Eriks Handgelenke loszulassen, angelte er mit dem kleinen Finger danach, zog ihn näher und brachte ihn in Position. Jetzt musste alles schnell gehen. Einmal Luft holen, unauffällig das Gewicht verlagern und–Klick! Die erste Handschelle umschloss Eriks Handgelenk, die zweite folgte, bevor sich dieser von der Überraschung hatte erholen können. Triumphierend setzte sich Jonas auf seinen hilflosen Freund. „Ab morgen kannst du mit mir tun und lassen was auch immer du willst, naja, jedenfalls fast, aber heute bin ich dran. Das Safeword is‘ übrigens ‚Großer Gottkönig Jonas‘.“ Zur Antwort hob Erik wenig beeindruckt eine Braue. „Ich glaub, wir fangen mal damit an, diesen ganzen überflüssigen Scheiß hier“, verächtlich klopfte Jonas gegen Eriks Jeans, „loszuwerden.“ Sofort ließ er seinen Worten Taten folgen und befreite ihn recht ruppig von dem übrigen Stoff, den er am Körper trug. Erik mochte seinen Gesichtsausdruck noch so neutral halten, das, was zwischen seinen Beinen auf Jonas wartete, machte deutlich, dass er auf dem richtigen Weg war. Neckisch strich er über die Erektion, zog seine Hand jedoch gleich darauf zurück. Es gab noch so viele andere Stellen an Eriks Körper, denen er sich davor widmen wollte. Die empfindlichen Unterseiten der Oberarme, bei deren Berührung sich jedes Mal sämtliche Härchen aufstellten, zum Beispiel. Oder die rosafarbenen Brustwarzen, hart und erwartungsvoll – aber auch die mussten sich noch ein wenig gedulden. Jonas rutschte tiefer, richtete seine Aufmerksamkeit auf Eriks Füße. Mit dem Daumen rieb er über die Sohlen, gab Erik Zeit, sich an seine Finger zu gewöhnen, bis er seine Nägel benutzen konnte, ohne dabei unerträglich zu kitzeln. Sein Mund umschloss die Zehen, saugte daran, reizte sie mit seiner Zunge, bis Erik dieses erstickte Kichern ausstieß, das inzwischen Musik in Jonas‘ Ohren war. Anfangs hatte es ihn irritiert, bis er begriffen hatte, dass Erik nicht versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, sondern das eines der deutlichsten Zeichen für seine Erregung war. Er setzte sich auf und wartete, bis Erik die fest zusammengekniffenen Augen öffnete, ihn mit vernebeltem Blick betrachtete. Jonas‘ Fingerspitzen umkreisten Eriks großen Zeh, die Hand um seinen Knöchel sorgte dafür, dass er genau dort blieb, wo Jonas ihn haben wollte. „Das hier wird nich‘ schnell vorbei sein“, gurrte er. „Aber du wirst es genießen. Heute bin ich dein König.“ „Wir sollten“, Erik kicherte hilflos als Jonas‘ Nägel über seine Fußsohle kratzten, „wir sollten weniger Filme ansehen. Die bringen dich auf – ah!“, ein wundervolles Keuchen, „auf dumme Ideen.“ „Ja, ja, tu mal nich‘ so, als ob du’s nich‘ genießen würdest.“ Und Erik genoss es. Jonas erforschte die Stellen, von denen er wusste, dass sie Erik verrückt machten, die, bei denen er sich bis zu diesem Tag nicht sicher gewesen war und immer mal wieder dazwischen auch die, die wenig mehr taten, als Erik eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Schwitzend wand sich Erik in den Laken und riss an den Fesseln, bis Jonas inständig hoffte, die billigen Dinger würden nicht zu früh nachgeben. Vermutlich war es ohnehin Zeit, zum nächsten Schritt überzugehen. Spielerisch näherte er sich Eriks bisher schändlich vernachlässigter Erektion, betrachtete die verführerisch glänzenden Tropfen, die aus der Spitze quollen. Er wollte sie schmecken, Eriks langgezogenes Stöhnen hören. Aber noch war es nicht so weit. Genüsslich leckte Jonas über die gesamte Länge des Schafts, nutzte sein eigenes Gewicht, um Eriks zuckende Hüften zurück auf die Matratze zu pressen. „Na? Wer is‘ jetzt der Ungeduldige? Erik reagierte nicht auf die Neckerei, drängte sich Jonas lediglich verlangend entgegen. Auch gut. Damit konnte Jonas durchaus leben. Endlich erlaubte er es sich, die Spitze mit seiner Zunge zu umkreisen, sie die salzigen Tropfen kosten zu lassen. Die Geräusche, die Erik dabei von sich gab schienen von Jonas‘ Ohren über sein Gehirn direkt an seine Lenden weitergegeben zu werden. Allmählich vernebelte seine eigene Erregung seinen bisher klaren Kopf. Er öffnete seinen Mund weiter, nahm Erik tiefer in sich auf. Noch tiefer. Kämpfte mit seinem Würgereflex. In den letzten Monaten hatte er mehr als genug Gelegenheiten zum Üben gehabt, aber dieser Winkel war noch immer schwierig für ihn. Nachdem er zum dritten Mal gerade so ein recht unerotisches Würgen hatte unterdrücken können, entschied er, seine Taktik zu ändern. Ausgehend von dem sich windenden Körper unter ihm, tat er ohnehin gut daran, Erik nicht mehr zu lange zu triezen, wenn er seinen Plan komplett durchziehen wollte. Ohne auf das halb enttäuschte, halb erleichterte Ächzen zu hören, das Erik ausstieß als Jonas von ihm runterrutschte, holte er die schon wieder erstaunlich leere Tube Gleitgel aus der Nachttischschublade. Erik, der Jonas schwer atmend und mit nur halb geöffneten Augen beobachtete, spreizte bereitwillig seine Beine, doch Jonas lachte nur und schob sie wieder zusammen. „Nee, nee, das heben wir uns für ein andermal auf.“ Einen Augenblick lang zögerte er. In seinem Kopf lief sein Plan wie ein Film ab und er war sich ziemlich sicher, Erik damit eine durchaus positive Reaktion entlocken zu können, doch es kostete mehr Überwindung, als er ursprünglich gedacht hatte. Egal, er war so weit gekommen, jetzt würde er garantiert nicht mehr kneifen. Also atmete er einmal tief durch und kletterte erneut auf Erik, dieses Mal jedoch so, dass sein Gesicht dessen Füßen zugewandt war. Was Erik wiederum eine ziemlich gute Aussicht auf seinen Po garantierte. „Ah, verflucht, du …“ Eriks Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. „Los, komm noch ein bisschen näher.“ Jonas drehte den Kopf, versuchte sich an einem missbilligenden Blick. „Na-ah, du hast hier heut gar nix zu melden! Du darfst bitten und vielleicht bin ich nett und erhör dein Flehen.“ Bevor Erik allerdings irgendetwas tun konnte, widmete sich Jonas wieder dessen Erektion, ließ seinen warmen Mund die Arbeit fortsetzen, die er kurzfristig unterbrochen hatte. Prompt wurde er mit einem für Erik ungewohnt lautem Stöhnen belohnt.   Während Jonas versuchte, einen gewissen Rhythmus aufrecht zu erhalten, öffnete er die Gleitgeltube und verteilte etwas von deren Inhalt auf den Fingern seiner rechten Hand. Noch immer nicht vollständig sicher, ob er wirklich bereit war seinen Plan durchzuziehen, griff er nach hinten und drang vorsichtig mit dem Zeigefinger in sich ein. Jonas schnaufte. Seine eigene Berührung fühlte sich so völlig anders an als Eriks. Nicht schmerzhaft, aber sie tat auch herzlich wenig, um zu seiner Erregung beizutragen. Es war das aufgeregte Atmen hinter ihm, das Pulsieren des Glieds in seinem Mund, das ihn dazu anstachelte, weiterzumachen. Immer wieder klickten die Handschellen gegen das Kopfteil des Betts, wenn Erik versuchte, einen möglichst guten Blick zu erhaschen oder instinktiv die Hände nach seinem Freund ausstrecken wollte. Gelegentlich schaffte er es sogar, seine Zunge über Jonas‘ Haut gleiten zu lassen, woraufhin dieser ein Stück nach unten rückte, ohne sein Spiel mit sich selbst zu unterbrechen. Als er sich bereit fühlte, drehte er sich um und musterte Erik, der erwartungsvoll zu ihm aufsah. Himmel, dieser lustverschleierte Blick würde ihn noch um den Verstand bringen. Langsam ließ er sich tiefer sinken, stoppte, als Eriks Glied gegen seinen Anus drückte. Jonas‘ erstem Mal waren seither viele weitere gefolgt, doch diese Stellung war Neuland für ihn. Bisher hatte er geflissentlich Erik die Führung überlassen. Er versuchte, sich so gut wie möglich zu entspannen, aber so wirklich wollte das mit dem Eindringen nicht klappen. „Brich ihn nicht ab.“ Erik hatte sich um eine humorvolle Formulierung bemüht, aber Jonas war überzeugt, echte Sorge herauszuhören. „Fuck! Das is‘ viel schwieriger als ich dachte.“ „Lass dir Zeit“, wies Erik ihn an. „Beweg die Hüften, reib erst mal nur ein biss–Ah!“ Seine Anweisungen gingen in einem kehligen Stöhnen unter. „Genau so!“ „Fühlt sich das gut an?“, fragte Jonas, obwohl die Antwort mehr als offensichtlich war. Aber er wollte die Bestätigung, brauchte die Bestätigung. „Fühlt sich verflucht gut an“, erwiderte Erik, hin und hergerissen zwischen Lächeln und Keuchen. Jonas bewegte sich auf und ab, erhöhte mit jedem Mal ein wenig den Druck, bis er es nicht mehr aushielt. Er wollte Erik endlich in sich spüren. Noch einmal holte er tief Luft, ließ die Schwerkraft ihre Arbeit machen, ächzte, als Eriks Glied den letzten Widerstand überwand und tief in ihn eindrang. „Fuck, fuck, fuck.“ Normalerweise genoss Jonas das leichte Ziehen, das sich einstellte, wenn sein Körper willig, aber noch nicht völlig bereit war, doch das Brennen, das sich dieses Mal dazugesellte, war ein deutliches Signal für seine Ungeduld. Er lächelte über den Schmerz hinweg, küsste Erik, bevor dieser Fragen konnte, ob alles in Ordnung war, hielt abgesehen davon jedoch still, bis er nur noch ein dumpfes Pochen spürte. Vorsichtig bewegte Jonas die Hüften. Kreiste mit ihnen, hob und senkte sie, testete, worauf Erik reagierte und was sich für ihn selbst gut anfühlte. Den Oberkörper nach hinten zu beugen war etwas ganz anderes als ihn nach vorne zu neigen. Beides nicht übel, aber die gierigen Lippen, die Jonas in letzterer Haltung erwarteten, ließen ihn eine ganze Zeit darin verweilen. Mit jedem Kuss, jeder Bewegung und jedem Funken, der sich durch sein eigenes Tun in seinem Inneren entzündete wurde er selbstbewusster. Losgelöster. Drängender. Das ging auch an Erik nicht spurlos vorbei. „Jonas … ich … kann nicht mehr lange.“ Jonas stoppte und genoss Eriks gequälten Gesichtsausdruck, als dieser begriff, dass er nicht so schnell erlöst werden würde. Zufrieden beugte er sich vor und raunte: „Na-ah, erst, wenn ich es dir erlaube.“ Er biss in Eriks Ohr. Nicht fest, aber ausreichend, um seinen Punkt zu verdeutlichen. Erst, als er sicher sein konnte, dass Erik gezwungenermaßen ein wenig abgekühlt war, verfiel er erneut in den wiegenden Rhythmus, den er selbst als besonders angenehm empfand. Erik gegenüber mochte er große Töne gespuckt haben, aber er wusste, dass auch sein eigener Höhepunkt nahte. Schnaufend stützte er sich auf Eriks Schultern ab, machte eine Pause, wann immer er spürte, dass einer von ihnen kurz davor war, die Grenze zu überschreiten. Eriks murmelte etwas, aber zu leise, als dass Jonas die Worte hätte verstehen können. Selbst, als er sein Ohr ganz nahe an diese verführerischen Lippen brachte, dauerte es einige Atemzüge, bis er begriff, dass Erik seinen Namen hauchte. Jonas. Wieder und wieder und wieder. Zärtlich strich er durch Eriks verschwitztes Haar. „Willst du kommen?“ Stumm nickte Erik. „Sag ‚bitte‘.“ „Bitte.“ Ein klägliches Wimmern. „Sag ‚bitte, bitte‘.“ „Bitte, bitte.“ „Ich weiß nich‘, ich weiß nich‘. So ganz bin ich noch nich‘ überzeugt.“ Jonas wusste, dass Erik ihn das würde büßen lassen, aber im Augenblick kostete er die Macht, die er über ihn hatte in vollen Zügen aus. „Bitte, Jonas, bitte!“ „Hmm, na schön. Weil du gar so nett bettelst.“ Und er selbst auch nicht mehr lange durchhalten würde. Aufmerksam beobachtete er Eriks Mienenspiel, als er seine Bewegungen wiederaufnahm, schneller wurde. Die geöffneten Lippen, die geröteten Wangen, das wirr auf seiner feuchten Stirn klebende Haar. Eriks Bemühungen, die Augen offenzuhalten, den Anblick des über ihm thronenden Jonas‘ bis zum Schluss zu genießen, waren einerseits niedlich, andererseits unglaublich heiß. Am Ende gab er sich jedoch geschlagen, bog stöhnend den Rücken durch, ließ all der angestauten Lust freien Lauf. Einen Moment lang fürchtete Jonas, den Halt zu verlieren und vom Bett zu plumpsen, so heftig bebte der Körper unter ihm. Eriks Atemzüge wurden gleichmäßig, doch der Rest von ihm blieb unruhig. Kein Wunder. Nach diesem Höhepunkt musste seine schwindende Erektion ausgesprochen empfindlich sein, doch noch weigerte sich Jonas, sie freizugeben. „Wir sind noch nich‘ fertig“, informierte er seinen leidenden Partner. „Ich bin noch nich‘ fertig.“ „Mach mich los und ich schenke dir den Orgasmus deines Lebens“, versprach Erik, aber Jonas schüttelte grinsend den Kopf. „Nee, das kann ich schon selbst.“ Während Eriks Erregung spürbar nachgelassen hatte, war Jonas steinhart und mehr als bereit endlich die bisher so mühsam aufrechterhaltene Kontrolle aufzugeben. Gerade deshalb ließ er sich Zeit, genoss den langsamen Aufbau, Eriks Blick, der über seinen Körper huschte, die stetig steigende Hitze, die beinahe unerträglich wurde, bis er sich endlich erlaubte, loszulassen. Das Ergebnis seines Höhepunkts verteilte sich auf Eriks Oberkörper. Weiße Spuren auf Bauch und Brust, sogar seine rechte Schulter hatte es erwischt. Jonas wischte einige Tropfen mit seinem Zeigefinger auf, starrte in Eriks Augen, näherte sich seinen Lippen. „Sag ‚Aaahhh‘!“ Erstaunlich bereitwillig öffnete Erik den Mund, ließ seine Zunge über Jonas‘ Fingerkuppe schnellen, lächelte. Jonas wiederholte die Geste, genoss das intime Gefühl, als jeder Tropfen von seinem Finger gesaugt wurde. Der darauffolgende Kuss schmeckte nach Erik und ihm selbst. Eine eigentümliche Mischung. Vertraut, exotisch, aufregend. Erschöpft sackte Jonas auf die klebrige Brust unter ihm. Schweißperlen rannen über seine Haut, seine Oberschenkel brannten, immer wieder ging ein Zittern durch die überlasteten Muskeln. Das würde er morgen noch spüren. Joggen brauchte er an diesem Abend definitiv nicht mehr. „Ah, Jonas?“ Jonas brummte nur unwillig, wollte gerade einfach nur stillliegen und entspannen. Erik sollte endlich aufhören, so rumzuzappeln. „Jonas!“ „Was?“ „Meine Finger fangen langsam an zu kribbeln.“ „Oh, fuck!“ Eilig richtete sich Jonas auf und öffnete die Handschellen mithilfe der kleinen Sicherheitshebel an den Seiten. „Sorry.“ Ein überraschtes Quieken wurde von seinen Lippen gerissen, als sich zwei starke Arme um seinen schmalen Körper schlangen, ihn fest gegen Erik pressten. „Du bist unglaublich“, raunte ihm die so vertraute Stimme ins Ohr. „Hab ich’s übertrieben?“ Jetzt, da die Lust weg war, bot Jonas‘ Hirn wieder Raum für Selbstzweifel. „Dann hätte ich doch wohl ‚Großer Gottkönig Jonas‘ gerufen. Was hältst du von einer kurzen Dusche und kalter Pizza?“ „‘Ne Menge!“   „So’n Scheiß“, murrte Jonas mit Blick auf den unaufhörlich gegen die Fenster prasselnden Regen. „Ich hatte mich so auf die Schaukel gefreut.“ Die Polster der winzigen Hollywoodschaukel, die sie kurz vor dem Urlaub angeschafft und auf dem Südwestbalkon postiert hatten, lehnten trocken aber nutzlos neben der Tür. „Kommt schon noch“, versprach Erik zwischen zwei Bissen Pizza. „Und eigentlich finde ich das hier gerade auch nicht übel.“ „Okay, stimmt. Gibt nich‘ viel, was das hier noch besser machen könnt.“ Arm in Arm kuschelten die beiden auf der bequemen Wohnzimmercouch, lauschten Windböen, die über Baumwipfel hinwegfegten, Tropfen, die hart gegen unnachgiebiges Glas schmetterten; den Duft von Pizza in der Nase, die Wärme des anderen neben sich. „Ich liebe dich.“ Verdutzt sahen Erik und Jonas sich an, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Egal, ob Jonas die Worte beinahe herausgebrüllt und Erik sie nur sanft geflüstert hatte, ihre Gefühle füreinander waren echt und sie hatten denselben Augenblick gewählt, ihnen Ausdruck zu verleihen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)