Weil wir dafür leben von Goetterspeise (SasuSaku | NaruHina) ================================================================================ Kapitel 8: Weil es kompliziert wird ----------------------------------- Am Montagmorgen bin ich noch immer geschockt von der Szene, die sich am Vortag vor unseren Augen ereignet hat. Dagegen war das Gespräch mit Ino ein Witz. Naruto hat Shions Angebot zum Karaoke liebend gern angenommen. Ein Schock für uns. Als er kurz darauf Ino und mich erblickte, lud er uns sofort ein und verkündete anschließend, die anderen aus der Mannschaft würden sicher auch mitwollen. Ein gewaltiger Schock für Shion. Nun gehen wir am kommenden Freitag zusammen in die Karaokebar. Mit gefühlt der halben Schule – Ino erhielt nochmal eine Einladung von Choji. Temari hat mich heute Morgen gefragt, ob ich auch gehe und auf dem Weg ins Klassenzimmer habe ich ein paar Schüler darüber diskutieren hören, welches Lied sie zuerst singen wollen. Was für ein Lauffeuer. „Glaubst du, wir passen überhaupt alle da rein?“ Ino lehnt mit verschränkten Armen an meinem Tisch. „Frag mich was Leichteres. Mir tut Shion nur schrecklich leid. Das war sicher nicht so geplant.“ „Mir auch. Wobei es mich jetzt nicht überrascht.“ Ich nicke zustimmend. Naruto hat manchmal ein gewaltiges Brett vor dem Kopf. „Aber sei ehrlich. Du bist froh, dass er das missverstanden hat. Die beiden allein unterwegs? Was für ein Desaster.“ „Ja. Aber …“ „Aber du fühlst dich deshalb schlecht, weil du Shion nett findet. Ja. Ich auch. Bloß unsere Loyalität gilt Hinata.“ Bei diesem Thema von Loyalität zu sprechen, ist etwas überzogen, aber allgemein muss ich Ino natürlich zustimmen. „Ich hab es nicht einmal über mich gebracht, ihr das zu schreiben“, gestehe ich kleinlaut und male mit meinem Zeigefinger Kreise auf den Tisch. „Wieso? Ist doch gut ausgegangen für sie.“ „Das meine ich nicht. Ich denke eher, sie wird traurig sein, weil sie sicher nicht mitdarf.“ „Aber wenn sie morgen wieder in die Schule kommt, wird sie das mitbekommen. Also müsste ihr das jemand sagen. Ich kann das auch übernehmen.“ Vorsichtig hebe ich meinen Blick und verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse. Es soll wie ein entschuldigendes Lächeln aussehen, aber ich merke selbst, dass das nicht klappt. „Stimmt. Du hast es ja nur wegen Hinata geschafft, dich bei mir zu entschuldigen.“ Inos Worte sind trocken und treffen mich bis ins Mark, aber ich habe beschlossen, die Spitzen erst einmal zu ignorieren. „Ich will sie nur nicht traurig machen. Wenn ich daran denke wie verloren sie Freitag war, möchte ich am liebsten selbst weinen.“ Ino winkt ab. „Schon gut. Lass ruhig mich die schlechten Nachrichten überbringen. Aber wer weiß, vielleicht darf sie ja mit?“ „Glaubst du wirklich, dass Neji …“, beginne ich zähneknirschend. Ino unterbricht mich allerdings sofort: „Ich wusste nicht, dass Neji ihr Vater ist.“ „Ach bitte. Ihr Vater ist super streng. Und ansonsten fragt er wahrscheinlich eh Neji und die Antwort kennen wir alle.“ Daraufhin schweigt Ino tatsächlich, was nichts anderes bedeutet, als dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe. Wenn nicht einmal mehr ihr ein Konter einfällt … Ich merke, dass ein paar der anderen uns mustern. Sie sind wahrscheinlich alle brennend daran interessiert, was mit Ino und mir in den letzten Wochen los war. Glücklicherweise hat sie das alle nicht zu interessieren. Ich freue mich einfach, dass wir langsam zurück zu unserem alten Verhalten finden – ihre Spitzen tun allerdings noch sehr weh. „Aber weißt du, was mir keine Ruhe lässt“, fragt sie mich schließlich. „Neji war schon immer traditionell. Aber bisher hat er Hinata weitestgehend in Ruhe gelassen. Woher kommt also dieser plötzliche Sinneswandel?“ Die Frage ist berechtigt. Leider habe ich keine Antwort darauf. „Sakura.“ Die Stimme kommt mir zu bekannt vor, um sie ignorieren zu können. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen drehe ich mich um und mache mich auf das schlimmste gefasst. Tenten steht vor mir, mustert mich mit ihren großen, braunen Augen und hält mir schließlich zwei Blätter unter die Nase. „Wir haben in zwei Wochen unser nächstes Spiel. Ich hab jeder nochmal aufgeschrieben, auf was wir bei unseren Gegnerinnen achten müssen und welche Schwächen sie haben.“ Ich nehme ihr schweigend das Papier aus der Hand und überfliege es kurz. Auf beiden Blättern steht exakt dasselbe darauf. „Danke. Aber ...“ Tenten lässt mich gar nicht ausreden, sondern beantwortet die Frage direkt: „Das zweite ist für Ino. Da ihr in derselben Klasse seid, dachte ich mir, du könntest ihr eine Kopie geben.“ Ich nicke stumm. Mit diesem Aufeinandertreffen hatte ich auf dem Weg zum Getränkeautomaten nicht gerechnet. „Sehr gut. Dann bis Morgen.“ Tenten dreht sich wieder um und geht ein paar Schritte, bevor sie stehen bleibt und sich noch mal mir zuwendet. „Und noch was: ich freu mich, dass ihr euch wieder vertragen habt.“ Ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen, bevor sie zurück in ihr Klassenzimmer marschiert. Entgeistert schaue ich ihr nach. Hat Tenten jemals gelächelt? Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Aber es ist schön und ein wenig ansteckend. Vielleicht liegt es aber auch nur am Thema. Ino und ich haben uns wieder vertragen. Denn auch auf meinen Lippen erscheint ein Lächeln. Die Sorge, dass es zu schön ist, um wahr zu sein, kann ich allerdings nicht komplett unterdrücken. Blöde Unsicherheit. Durch dieses kurze Gespräch ist mir komplett entfallen, dass ich mir etwas zu trinken holen wollte, weshalb ich mich wieder auf den Weg zurück ins Klassenzimmer mache. Ich lese mir währenddessen Tentens Aufzeichnungen durch und bin von ihrer Recherchearbeit tief beeindruckt. Es wird von Mal zu Mal detaillierter und bei jedem neuen Bericht frage ich mich, ob sie noch besser werden kann. Ja, kann sie. „Vorsicht!“ Vor Schreck fallen mir die Blätter aus der Hand und ich schaue auf. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht mehr auf den Weg vor mir geachtet habe. Zwei Schritte weiter und ich wäre gegen die Wand gelaufen. Ich drehe mich um und blicke einem runden Paar schwarzer Augen entgegen – umrahmt von echt langen Wimpern. „Alles gut?“ Lee steht vor mir und hält bereits die Blätter in der Hand, die mir gerade hinuntergefallen sind. „Ja. Danke.“ Gegen die Wand zu laufen, hätte eine ganz schöne Beule gegeben. „Gar kein Problem. Dein Name ist Sakura, oder?“ „Ja.“ Ich nehme ihm die Blätter ab und versuche mich innerlich noch immer vom Schreck zu erholen, den mir der Beinahekuss mit der Wand beschert hat. „Ich bin Rock Lee. Aber alle sagen nur Lee zu mir.“ Gerade noch so kann ich mich davon abhalten, ihm zu sagen, dass ich das längst weiß. Es scheint ihn unheimlich zu freuen, sich vorstellen zu können, also lasse ich ihm das. „Freut mich. Und vielen Dank für dein Einschreiten. Das wäre sonst schmerzhaft geworden.“ „Das stimmt.“ Er lacht. Aus Schamgefühl stimme ich ein. „Ich geh dann mal zurück in meine Klasse. Man sieht sich.“ Mit diesen Worten verabschiede ich mich und eile an ihm vorbei. Ich muss den Gang ein paar Meter zurückgehen, da ich die Tür zum Klassenzimmer bereits verpasst habe. „Bis dann!“, ruft Lee mir hinterher. Mir wird erst bewusst, dass ich gerade mit Nejis – einzigem – Freund gesprochen habe, als ich auf meinem Platz sitze. Er wirkte so … nett. Aber das tat er beim Spiel gestern bereits schon. Lee will für mich so gar nicht zu Neji passen und ich verstehe nicht, was er an ihm findet. „Ich kann deinen Kopf arbeiten hören. Was ist los?“ Ino stützt sich mit den Händen auf meinem Tisch ab und mustert mich aufmerksam. „Nichts. Ich wäre gerade nur fast gegen eine Wand gelaufen. Lee hat mich zum Glück aufgehalten.“ „Ah. Wir haben uns schon gefragt, wer da so geschrien hat. Laut Sasuke war es nichts. Er kam nämlich direkt nach dem Ruf ins Zimmer rein.“ Meine Augen weiten sich und allein der Gedanke, dass Sasuke hätte sehen können, wie ich die Wand küsse, wird mir schlecht. Wie peinlich. Es macht sich auch eine Art Trauer in mir breit, weil nicht er es war, der mich aufgehalten hat. Wahrscheinlich hätte er sowieso nicht darauf geachtet. „Was hat dich denn so abgelenkt?“ Kommentarlos reiche ich Ino eins der Blätter. Ihre Augen huschen über die Zeilen und Stück für Stück bewegen sich ihre Mundwinkel nach oben. „Sehr cool. Man kann nicht sagen, dass Tenten eine faule Kapitänin ist.“ „Würde mir im Traum nicht einfallen.“ Streng, beängstigend oder leidenschaftlich? Definitiv. Aber faul ganz sicher nicht. „Aber ich verstehe nicht, wieso du dir deshalb so viele Gedanken machst. Das Team scheint mehr Schwächen als alles andere zu haben. Das sollte für uns ein Klacks sein.“ „Ich hab mir nicht deswegen Gedanken gemacht. Sondern über Lee.“ „Wie bitte?“ Inos Worte sind so laut, dass einige der anderen, darunter Naruto, sich zu uns umdrehen. „Was denn? Ich finde es eben seltsam, wie er mit Neji befreundet sein kann. Das ist alles.“ „A-ach so.“ Ich bin mir nicht sicher, aber für einen kurzen Moment sieht es so aus als würde ein Schatten über Inos Gesicht huschen. Ich lerne gerne. Es macht mir Spaß, Themengebiete zusammenzufassen und sie mir so nach und nach anzueignen. Aufgrund der emotionalen Talfahrt in den letzten Wochen, ist das allerdings zu kurz gekommen. Ich hänge eine Woche mit meinen Unterlagen hinterher und versuche gerade die lose in meine Tasche gestopften Zettel zu entwirren. Erschreckend wie stark mein Liebeskummer auf meine Ordnung Einfluss genommen hat. Ich merke auch, dass ich noch immer nicht ganz auf der Höhe bin. Es dauert zehn Minuten und verzweifeltes Suchen, bis mir einfällt, warum ich meine Mitschriften vom Freitag nicht finden kann. Die liegen aktuell bei Hinata im Zimmer und warten darauf, morgen wieder in meine Hände wandern zu dürfen. Seufzend lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken und zähle in Gedanken bis zehn, während ich passend dazu ein- und ausatme. Ich wünsche mir meine Fokussierung von vor den Sommerferien zurück. Es ist wirklich zum Heulen. In diesem Moment vibriert mein Handy und eine Nachricht erscheint auf dem Sperrbildschirm. Hinata wusste schon Bescheid. Shino hat sie angeschrieben. Er und Kiba sind auch dabei. Stimmt Shino. Er und Hinata sind, seitdem sie letztes Schuljahr innerhalb der Klasse für die Organisation unseres Standes fürs Herbstfest verantwortlich waren, befreundet. Das steht uns dieses Jahr auch wieder bevor. Ich hatte es beinahe erfolgreich verdrängt. Zwei Wochen lang befindet sich die Schule im Ausnahmezustand, du kommst zu nichts anderem als Vorbereitungen und jeder ist gestresst. Für Hinata, die aufgrund ihrer Schüchternheit große Schwierigkeiten hat, Menschen Befehle zu erteilen, war es die Hölle auf Erden. Aber sie war auch nicht in der Lage gewesen, nein zu sagen, nachdem Kurenai-Sensei sie darauf angesprochen hatte. Ich mache drei Kreuzchen, wenn wir es dieses Jahr hinter uns haben. Und? Ino schreibt und löscht ihren Text wieder. Kurz passiert nichts, dann sehe ich, dass sie erneut tippt und im nächsten Moment ploppt ihre Antwort auf. Sie möchte nicht mit. Sind zu viele Leute. An die Möglichkeit habe ich bisher noch gar nicht gedacht. Aber es wundert mich nicht. Hinata würde wahrscheinlich nur mitgehen, um in Narutos Nähe zu sein. Vor einer so großen Anzahl von Leuten singt sie definitiv nicht. Und nachdem Neji wohl auch weiterhin an ihr kleben wird wie eine Klette, würde ich es wohl auch einfach sein lassen. Strategisch gesehen in meinen Augen nicht die beste Entscheidung, aber ich habe sowieso nicht viel Hoffnung gehabt, dass sie die Erlaubnis bekommen würde, mitzukommen. Der Abend wird an Shion gehen. „Langsam hackts aber“, flüstere ich zu mir selbst und kann nicht fassen, an was ich gerade gedacht habe. Wir sind hier nicht im Krieg, auch wenn Ino und ein paar andere das wohl denken werden. Ich möchte nicht, dass Naruto Hinatas Herz bricht, aber sollte er Gefühle für Shion haben, dann wird sich das nicht ändern lassen. So schmerzhaft es auch ist. Aber so wirklich glaube ich nicht daran. Wenn Naruto bereits tiefere Gefühle für Shion empfinden würde, wäre er sicher nicht so dämlich gewesen, die halbe Schule zum Karaoke einzuladen. Ich muss für Hinata positiv denken. Denn so wie ich sie kenne, werden ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf schwirren. Versteh ich. Kommt sie morgen wirklich? So ein paar Restzweifel bleiben mir. Aber Inos Ja muntert mich auf. Ich freue mich darauf, Hinata wieder bei mir in der Klasse sitzen zu haben. Ich hoffe nur, es wird ihr guttun und wir können ihr endlich helfen, ihren persönlichen Bodyguard loszuwerden. In diesem Augenblick taucht Narutos wütendes Gesicht wieder vor meinem inneren Auge auf. Unruhig beginne ich mit meinem linken Fuß auf- und abzuwippen. Sasuke schien nach dem Spiel keinen Grund zu sehen, sich um Naruto Sorgen machen zu müssen. Auf diese Einschätzung sollte ich mich verlassen können. Oder? Ich weiß es nicht. Normalerweise würde ich nicht an Sasuke zweifeln. Er strahlt etwas ganz Seltsames aus. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber wenn er etwas sagt, glaube ich ihm, ohne es zu hinterfragen. Aber ich hätte niemals gedacht, einen solchen Blick in Narutos Augen zu sehen und das macht mich nervös. Ich versuche mir selbst zu erklären, dass ich es gerade sowieso nicht ändern kann und mich deshalb wieder auf meine Unterlagen konzentrieren muss. Mit zusammengebissenen Zähnen nehme ich den Stift erneut in die Hand und setze ihn auf dem Papier an. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Morgen und die innere Unruhe lässt sich nicht mehr abstellen. Ich kann nur beten, dass alles gut gehen wird. Mit was genau ich gerechnet habe, weiß ich nicht. Allerdings nicht damit, dass Neji genau drei Meter hinter Hinata läuft und ihr somit den nötigen Freiraum lässt. Sie lächelt mich schüchtern an, als sie mich sieht und ich gehe ihr ein paar Schritte entgegen. „Was ist denn hier los?“, flüstere ich ihr zu und vergesse das Hallo in meiner Neugier. „G-uten Morgen.“ Hinatas Manieren sind fest in ihrem Charakter verwurzelt. Ich möchte mich gerade für meinen Fauxpas entschuldigen, da spricht sie bereits weiter: „Ha-hanabi und er … haben sich S-samstag gezofft.“ Überrascht weiten sich meine Augen. Den befürchteten Streit gab es bereits, aber anders als ich erwartet hätte. „Nun … nun läuft Neji d-drei Meter hinter mir.“ Hinata ist mit dieser Lösung nicht glücklich. Ganz und gar nicht, aber mit ihrem schüchternen Wesen und dem Drang, Konflikten aus dem Weg zu gehen, wird sie daran nichts ändern. „Immerhin ein Fortschritt“, versuche ich sie deshalb aufzumuntern. Sie wirft mir einen verzweifelten Blick zu und mir zieht sich das Herz zusammen. „Guten Morgen!“ Ino kommt auf uns zu und winkt uns grinsend zu. Mir wird gerade bewusst, wenn Neji nicht drei Meter hinter uns stehen würde, wäre es wieder so wie vor den Sommerferien. Aber dank ihm kann ich mich kaum darüber freuen. Als Ino bei uns ankommt, erwidern wir ihren Gruß und Hinata fügt hinzu: „S-schön, dass ihr euch wieder ver-vertragen habt.“ Dieses Lächeln ist ehrlich und für einen Augenblick scheint sie ihr Dilemma vergessen zu haben. „An mir ist es nicht gescheitert.“ Ino zwinkert uns zu und ich unterdrücke den Drang, meine Augen zu verdrehen. „Ach echt?“, frage ich sie. „Ja echt. Ich war von deiner Anschuldigung tief verletzt. Aber ich kenne dich nun schon ein paar Jahre. Und nachdem du dich endlich entschuldigt hast, bin ich von jeglichem Groll befreit.“ Sie hört sich eher nach einem Mönch an als nach meiner besten Freundin. „Ich kenne dich gar nicht so versöhnlich“, erwidere ich deshalb und hebe eine Augenbraue. „Siehst du mal. Fühl dich geehrt.“ „Immer.“ Den Sarkasmus kann ich aus meiner Stimme nicht verbannen, aber es scheint Ino nicht weiter zu stören. Wahrscheinlich hat sie damit sowieso gerechnet. Hinata kichert leise. Irritiert werfen Ino und ich uns einen Blick zu, bevor wir begreifen und einstimmen. Es fühlt sich wirklich wie früher an. Nur Neji stört. Zumal er Hinata weiterhin bis zum Klassenzimmer begleitet und uns so mächtig auf die Nerven geht. Die Blicke der anderen Schüler verfolgen uns den ganzen Weg bis dorthin und ich mache drei Kreuze als er endlich aus meinem Blickfeld verschwindet. Hinata sicher noch mehr. Naruto taucht ein paar Minuten nach uns auf und läuft direkt zu Hinatas Tisch zu. „Guten Morgen. Ich hoffe, dir geht es besser?“, fragt er und fummelt am Umhängegurt seiner Tasche herum. Hinatas Wangen färben sich rot und sie nickt heftig. Zwischen den beiden zu sitzen, ist ein unangenehmes Gefühl und ich würde mich am liebsten zurückziehen. Aber dieses trottelige Verhalten der beiden ist irgendwie auch süß. „D-das freut mich.“ Naruto steht vor uns und bewegt sich keinen Zentimeter. Es scheint, als wolle er noch etwas sagen, aber er traut sich nicht. „Trottel.“ Sasuke taucht neben ihm auf. Seine Hände hat er lässig in die Hosentaschen gesteckt und mein dummes Herz macht einen Hüpfer. „Ey. Was hab ich den jetzt schon wieder gemacht?“, meckert Naruto ihn an und löst in diesem Zug den Blick von Hinata. Ich höre sie neben mir nach Luft schnappen und weiß, dass sie gerade vergessen hatte, zu atmen. „Dich wie ein Trottel verhalten“, erwidert Sasuke monoton. Manchmal verstehe ich nicht, wie es möglich ist, dass die beiden befreundet sind. Aber dann verstehen sie sich im nächsten Moment ohne Worte und mir wird wieder klar warum. Naruto hat mir in der Mittelschule mal erzählt, dass Sasuke und er sich immer den Rücken freihalten würden. Ähnlich wie Ino und ich – sofern ich sie nicht wieder wegen irgendwelcher Unsicherheiten fälschlicherweise beschuldige. Auch jetzt folgt ein stummer Austausch zwischen den beiden und ich würde einiges geben, um zu erfahren, um was es geht. „Sasuke ist Freitag übrigens auch dabei“, sagt Naruto irgendwann und grinst mich breit an. Es gefällt mir nicht, wie er mich dabei anschaut. Es wirkt als hätte er mich längst durchschaut. Nicht verstehen, was Shion von ihm möchte und andere so direkt darauf stoßen. Das ist eine super Eigenschaft. „Was? Sasuke und Karaoke? Ich fasse es nicht.“ Ino kommt lachend auf uns zu und Sasuke versteift sich kaum merklich. Ich glaube, das Gespräch verläuft gerade nicht so wie von ihm ursprünglich geplant. Was für ein Plan dahinter auch immer stecken mochte. „Es hat mich auch einiges an Überzeugung gekostet.“ „Also geht er nur mit, damit du den Mund hältst?“, frage ich, froh meine spitze Zunge wiedergefunden zu haben. Naruto zuckt ertappt zusammen und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Wirst du dann auch singen?“, fragt Ino weiter. „Hn.“ Das heißt dann wohl nein. „Schade, ich hatte auf ein Duett von dir und Naruto gehofft.“ „Also mit Sasuke will ich beim besten Willen kein Duett singen.“ Ich werde hellhörig und erinnere mich sofort an Inos und meinen Vorsatz, Naruto in Situationen zu bringen, in denen er gezwungen ist, etwas über Hinata zu sagen. „Mit wem würdest du denn ein Duett singen?“ Ino zwinkert mir wissend zu und gespannt warten wir die Antwort ab. „Ähm ... ich ... weiß nicht. Wahrscheinlich mit ... keinem.“ „Das glaube ich auch. Hinata geht schließlich nicht mit.“ Und damit wäre Ino Yamanaka mal wieder mit purer Leidenschaft mit der Tür ins Haus gefallen. Schweigen. Narutos Blick wandert langsam zu Hinata. „D-du gehst nicht mit?“ Gut, das Ino zwei Bomben hat platzen lassen. So können wir die Anspielung schön übergehen. „Du gehst echt nicht mit? Ich dachte Shino lügt.“ Kiba ist auf einmal neben uns und auch ein paar andere Mitschüler tauchen auf. Es folgt eine ellenlange Diskussion darüber, wie wichtig es ist, dass wir geschlossen als Klassengemeinschaft gehen. Sogar ich fühle mich von den ganzen Menschen um mich herum überfordert und werfe Hinata einen Blick zu. Sie hat ihre Lippen fest aufeinandergepresst und starrt verbissen auf den Tisch vor sich. Die Stimmen von ungefähr zehn Leuten prasseln auf sie ein und ich beschließe dem ein Ende zu machen. „Ruhe.“ Erschrocken zucke ich zusammen. Das Wort war nicht geschrien, dafür aber umso bestimmender ausgesprochen. Augenblicklich drehen sich alle Köpfe um und jeder von uns schaut in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sasuke steht noch immer mit den Händen in der Hosentasche da, aber seine Mimik hat sich verändert. Es ist ein kalter Blick, der uns alle gleichzeitig zu fixieren scheint. Wir stehen völlig regungslos da und wissen nicht mehr, was wir machen sollen. „Guten Mo...“ Kakashi-Sensei betritt den Raum und bleibt stehen. Unsere Blicke wandern nun zu ihm und er hebt verwundert seine Augenbrauen. Wie immer ist sein Gesicht unter einem Mundschutz versteckt. Nach einem kurzen Scan der Gesichter sagt er: „Entschuldigt, dass ich zu spät bin. Fangen wir an.“ Er geht zum Pult vor und die anderen begeben sich beinahe mechanisch zu ihren Plätzen. Nur Ino bleibt noch einen kurzen Moment bei mir stehen. Sie möchte sicher etwas sagen, das niemand sonst mitbekommen soll. Allerdings ist es Hinata, die schließlich das Wort ergreift. „I-ich komme mit.“ Erschrocken drehen Ino und ich uns zu ihr herum. Was?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)