Dangerous von Disqua ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Der restliche Abend verlief relativ problemlos. Er bekam Valon tatsächlich ins Bett und dieser schlief direkt ein. Der nächste Morgen hingegen war ein wenig anstrengender. Tristan hatte so gut wie nichts getrunken und dennoch unfassbare Kopfschmerzen. Die halbe Nacht hatte er darüber nachgedacht, was eigentlich in Valon gefahren war. Klar, er hatte ihn geküsst, so dumm war er nun auch nicht, aber der Grund dafür war ihm nach wie vor ein Rätsel. Er hatte ihm nie irgendwelche Anzeichen gegeben. Oder etwa doch? Es war doch normal, sich im Teamraum umzuziehen, daher hatte er sich nie gross Gedanken gemacht. Es war ja auch nicht so, dass er Valon äusserlich nicht ansprechend fand. Er war charaktertechnisch nur einfach nicht sein Typ. Fakt war, er musste mit ihm reden und zwar so schnell wie möglich. Am Frühstückstisch war die Atmosphäre angespannt. Valon sass da und hatte einen Kater, was Tristan nicht wunderte. Bakura und Joey hatten offensichtlich vor, das Buffet alleine zu leeren, wenn er so auf deren Teller blickte und Seto war mit seinem Handy beschäftigt. Es wunderte ihn sowieso, dass dieser überhaupt zu ihnen an den Tisch kam. "Guten Morgen", begrüsste er die Gruppe und setzte sich hin, nachdem er sich ebenfalls einen Teller geholt hatte. "Nicht so laut, es reicht wenn die beiden munter drauf los plappern ..." murrte Valon direkt und nahm einen Schluck Wasser. "Selbst schuld, ich habe dir gestern mehrfach gesagt, du sollst aufhören zu trinken und du wolltest nicht auf mich hören, also bade es nun gefälligst aus!" Ein weiteres Murren war die Antwort und Seto hob seinen Blick vom Display. "Du trainierst heute trotzdem. Wir dürfen heute die Strecke nochmals benutzen, heute Abend geht es nach Australien, unser Zeitplan ist eng." Tristan nickte und Valon stöhnte auf. "Ein gutes altes Sprichwort sagt, wer saufen kann, kann auch arbeiten, also solltest du das Saufen vielleicht unterlassen, wenn du dich jetzt wie ein kleines Mädchen verhalten magst." Valon beschloss auf Setos Worte nicht weiter zu reagieren. Er war ihr Boss. Er hatte so oder so verloren, völlig egal, was er nun sagen oder tun würde. Viel Zeit zum Frühstücken liess Seto ihnen sowieso nicht. Auf einmal stand er auf und meinte, dass sie noch zehn Minuten Zeit hätten, danach wollte er sie alle vor dem Hotel sehen. Mit gepackten Taschen und abreisefertig. Bakura und Joey verschwanden direkt mit Seto und Tristan schaufelte sein Essen quasi in sich hinein. "Wir müssen reden!", stellte er fest, nachdem er fertig und aufgestanden war. "Ich bin grad nicht in der Lage zu reden, wie du bestimmt schon festgestellt hast ..." Valon hatte die Rolle des sterbenden Schwans wirklich drauf, allerdings würde dies nichts an der Tatsache ändern, dass sie miteinander sprechen mussten. Für den Moment beliess es Tristan allerdings dabei und ging zurück in sein Zimmer. Da er nichts ausgepackt hatte, musste er nicht gross was einpacken und war tatsächlich innerhalb der geforderten zehn Minuten vor dem Hotel. Ebenso wie Bakura und Joey und die restlichen Teammitglieder, nur von Valon fehlte einmal mehr jegliche Spur. "Wo ist Mosley?", wollte Seto dann ziemlich genervt wissen. "Vermutlich auf dem Weg ins Zimmer irgendwo umgefallen, damit er weiter schlafen kann." Bakura grinste bei seinen Worten und erntete einen bitterbösen Blick ihres Chefs. "Ich fahre auch ohne ihn zur Rennstrecke, dann ist er derjenige, der diese am Ende mit der Zahnbürste reinigen wird." Setos Laune war eindeutig schon besser und Tristan war ganz froh, gestern Abend seine Grenze gekannt zu haben. Mit drei Minuten Verspätung trudelte Valon dann endlich ein und wurde beinahe in den Bus geprügelt. Es wäre nun gelogen zu behaupten, Setos Laune wäre schlecht, sie war immer schlecht, aber heute hatte sie offensichtlich einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach ein paar Minuten Fahrt kamen sie bei der Strecke an. Bakura und Joey sowie die restlichen Mechaniker, machten sich direkt an die Arbeit, damit ihre Fahrer nicht lange warten mussten, um auf die Strecke zu kommen. Valon nutzte die Zeit, um sich auf einen Stuhl zu setzen und die Augen noch einmal zu schliessen. Er wollte einfach nur schlafen und in Ruhe gelassen werden. Die Nacht war eine komplette Katastrophe gewesen und ihm war durchaus klar, dass er sich zum Affen gemacht hatte. Leid tat es ihm allerdings nicht, im Gegenteil. Er wollte Tristan zu diesem Zeitpunkt küssen und er wollte ihm auch näher kommen. Wenn dieser nicht abgelehnt hätte, wären sie bestimmt ziemlich beschäftigt gewesen und er wäre wegen was anderem ziemlich müde. Bei dem Gedanken musste er dann doch ein wenig breiter grinsen. Er hatte eindeutig zu lange kein Sex mehr gehabt. Mit Tristan sprechen hingegen würde ihm schwer fallen. Er konnte die Situation nicht einschätzen. Er war sich absolut nicht sicher, was dieser von seiner Annäherung hielt. Dabei war ihm selbst auch klar, sie mussten miteinander sprechen. Eine andere Wahl blieb eigentlich gar nicht. Dennoch wäre er froh, wenn dies erst nach dem Abklingen seiner Kopfschmerzen passieren würde. "Los geht’s! Tristan, dein Motorrad ist fertig, keine Zeit verlieren!" Valon schrak bei Bakuras Ansage auf. Er war tatsächlich weggedämmert und musste erst einmal die Orientierung wiederfinden. "Valon, guck nicht wie eine Kuh, wenn’s donnert, mach dich fertig, du bist auch gleich dran!" Angesprochener nickte leicht und verschwand in die Umkleide. Er war noch immer in den Alltagsklamotten, und er wusste jetzt schon, dass er gleich einen Anschiss kassieren würde, weil er sich nicht vorher umgezogen hatte. "Los, wir haben nur noch heute, dann geht es nach Australien, dort ist unser Training eingeschränkt, wie wir alle wissen." Valon nahm sein Motorrad und folgte Tristan auf die Strecke. Seine Kopfschmerzen waren zwar nur wenig besser geworden, aber für seine Leidenschaft blendete er diese komplett aus. Nach einer halben Stunde wurden sie beide zurückgerufen. Erste Ergebnisse abchecken. "Ich weiss ja nicht, was mit euch los ist, aber … wobei bei dir weiss ich es ..." Bakuras Blick wanderte zu Valon. "Aber was ist mit dir los, Tristan? Gestern beim Rennen hast du hier neue Rundenrekorde aufgestellt und jetzt?" Tristan seufzte leise auf. Er war nicht bei der Sache, was ihm selbst vollkommen bewusst war. Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Valon und um diesen dämlichen Kuss und dieses noch dämlichere Angebot. "Brauchst du eine Pause?", wollte Bakura wissen und bekam ein Kopfschütteln zur Antwort. Tristan nahm sein Motorrad und fuhr wieder auf die Strecke. "Weisst du, was mit ihm los ist?", wollte er nun von Valon wissen. "Ich kann es mir denken, ich rede nachher mit ihm.”, winkte dieser ab. Bakura nickte und liess die beiden vorerst machen. Tatsächlich wurden die Zeiten ein klein wenig besser, zwar nicht so gut wie am Renntag zuvor, aber sie konnten eindeutig damit arbeiten. Zumal Trainingszeiten selten an Rennzeiten heran kamen. Als sie abends dann am Flughafen sassen, liess sich Valon neben Tristan fallen. Joey war sich etwas zu essen holen gegangen, Seto war bereits vorgeflogen und Bakura diskutierte mit dem Piloten des Frachtflugzeuges noch, wie sensibel ihre Ladung war. Sie selbst würden natürlich mit einem Personenflugzeug fliegen, aber die Motorräder wurden anderweitig geflogen. Daher hatten sie gerade einen Moment für sich. "Es tut mir nicht leid, Tristan", merkte Valon dann in seiner gelassenen Art an, was Tristan ein wenig aus dem Konzept brachte. "Du meinst, du wolltest wirklich?" Valon nickte. "Betrunkene und Kinder sagen doch bekanntlich die Wahrheit. Ich war gestern wohl ein sehr betrunkenes Kind", stellte er dann fest und legte seine Hand auf Tristans Oberschenkel, was dieser erst einmal zuliess. Sah er in dieser Geste noch nichts schlimmes. "Und es würde mich sogar sehr freuen, wenn du dein Zimmer mit mir teilen würdest. Ich meine, so richtig mit mir teilen würdest", nur ganz langsam wanderte er mit seiner Hand ein wenig höher und wurde dann tatsächlich aufgehalten. "Du bist ein Freund, Valon, nicht mehr und nicht weniger und ich denke, zwischen Teamkollegen wäre es nicht sehr förderlich etwas miteinander anzufangen." Angesprochener lachte leise auf, bewegte seine Hand allerdings keinen Millimeter. "Nun, du bist ziemlich verklemmt. Ich will dich ja nicht heiraten." Tristan zuckte ein wenig gelangweilt mit den Schultern. "Ich bin nicht verklemmt, ich vögel nur nicht einfach aus Spass. Da wirst du dir einen anderen suchen müssen." "Also doch heiraten?" "Idiot und nun nimm deine Hand da weg!" Valon tat wie ihm geheissen und musste einfach lachen. Die Fronten waren geklärt, aber er würde nicht aufgeben. Tristan war interessant und komplett abgeneigt schien er nun auch nicht zu sein. Die Schale zu knacken, wäre sicherlich eine Herausforderung. "Tristan, ich habe dir auch was mitgebracht. Wir müssen in Australien unbedingt selbst kochen, die Scheisse ist einfach zu teuer, wenn man sie kauft." Joey liess sich neben Tristan fallen und gab ihm eine Nudelbox. Was zu essen, war gerade perfekt. Joey war gerade perfekt. Aus diesem Gespräch rauszukommen war einfach perfekt. Valon verwirrte ihn und das war nicht gut. Er wollte sich eigentlich auf den Sport konzentrieren und nicht auf irgendwelche zwischenmenschlichen Beziehungen. Im Flugzeug platzierte sich Joey dann auch neben Tristan und quasselte diesen erst einmal voll. Es blieb natürlich nicht unbemerkt, dass Tristan seinem besten Freund kaum zuhörte und gedankenverloren aus dem Fenster starrte. "Tristan, unsere Freundschaft beruht zwar darauf, dass ich rede und du zuhörst, aber aktuell erfüllt einer von uns beiden die Aufgabe nur sehr mässig und das bin nicht ich." Joey stupste seinen besten Freund leicht an und erhielt ein Seufzen zur Antwort. "Was beschäftigt dich? Du warst heute Morgen schon so komisch und als ich vorhin mit dem Essen wiederkam, wovon du übrigens nur zwei Bissen genommen hast, warst du auch ein wenig abwesend." Nun blickte Tristan seinen besten Freund an. Dieser kannte ihn einfach zu gut und manchmal hasste er es wirklich, so durchschaubar zu sein, zumindest für Joey. "Es ist ein wenig komisch gerade und ich weiss nicht, wie ich mit einer Situation umgehen soll. Gestern auf der Party, auf die ich keine Lust hatte, habe ich quasi Babysitter für Valon gespielt." Joey nickte kurz und wartete darauf, dass Tristan fortfuhr. "Hat nicht wirklich geklappt, dauernd hatte er einen neuen Cocktail in der Hand und er war ziemlich schnell ziemlich angetrunken. Was an sich ja nicht mein Problem ist, aber du kennst mein verdammtes Pflichtgefühl. Ich hab ihn dann zur Seite genommen und ja ..." "Was und ja?", hakte Joey nach und wurde nun ziemlich neugierig. "Er hatte mich geküsst und wollte wissen, ob wir nicht eine Privatparty machen wollen ... Ich habe natürlich abgelehnt. Er ist nicht mein Typ, aber ich war und bin komplett überfordert." Joey war von dieser Neuigkeit ein wenig überrumpelt. "Er hat dich einfach so geküsst?", wollte er sich versichern und bekam ein Nicken. "Vorhin haben wir drüber geredet. Naja, ich wollte drüber reden, er hat es erneut versucht und ich habe erneut dankend abgelehnt. Ich bin kein Mann, der nur vögeln will. Er anscheinend schon, aber das würde dem Team nicht gut tun und sowieso will ich nichts mit einem Teammitglied anfangen. Dies führt nur zu Problemen". Nun war es an Joey zu nicken. Dieser war ziemlich froh, dass Tristan so dachte, er selbst hatte ein Auge auf Valon geworfen, was er Tristan jedoch nicht verraten würde. Immerhin gab er ihm recht, es gäbe nur Probleme. Da beneidete er fast Bakura, der mit Yami einen Kerl hatte, der nicht im Team war, aber dennoch mit ihnen zu tun hatte. "Und nun?", wollte er dann wissen. "Belass ich es dabei, ich habe ihm meine Meinung gesagt und gut ist. Er hat sie zu akzeptieren und ich werde vorerst die Zweisamkeit meiden, anders geht es wohl nicht." Tristan lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte wieder aus dem Fenster. Es war ihm ein wenig unangenehm und genauso wie sein bester Freund ihn lesen konnte, hatte er natürlich bemerkt, dass es diesem absolut nicht passte, was er eben gesagt hatte. "Ich kümmer mich darum, dass ihr nicht alleine seid. Wozu ist ein bester Freund schliesslich da." Joey klang ziemlich entschlossen und Tristan zweifelte keine Sekunde an seinen Worten. Er würde sich einfach auf das Motorrad fahren konzentrieren und versuchen alles Zwischenmenschliche komplett auszublenden. Was allerdings einfacher gesagt war als getan. Im Bus von Melbourne zu ihrem Hotel waren sie ziemlich aneinander gedrängt. Die zwei Stunden würde man zwar irgendwie aushalten, aber auf Abstand gehen, war dies nun wirklich nicht drin. Daher war Tristan umso glücklicher, als sie endlich in ihrem Appartement ankamen. Seto hatte wirklich einen ausgezeichneten Geschmack, aber etwas Günstigeres hätte es wohl auch getan. Immerhin lebten sie hier nur für zwei Wochen und sehr oft wären sie auch nicht hier. "Ihr habt nicht viel Zeit, begebt euch in ein Zimmer und dann, bitte, wäre es schön, wenn bald Nachtruhe einkehren würde. Wir müssen morgen früh raus!", begrüsste Seto sie direkt und machte keinen Hehl daraus, dass er selbst müde war und eigentlich nur schlafen wollte. Tristan nahm seine Taschen und ging in eines der Zimmer. Sie waren nicht sehr gross, aber zum Schlafen reichte es vollkommen. Während er sich umblickte, fragte er sich, wie viele Zimmer in dieser Wohnung waren und wer von ihnen sich einer der Räume teilen musste. Ihr Team war ja nicht gerade klein. Doch hatten sie später sicherlich genug Zeit, alles zu erkunden. Er selbst spürte, wie die Müdigkeit langsam aber sicher über ihn kam, vorher wollte er jedoch noch duschen und sich was zu essen besorgen. Nachdem er seine Klamotten eingeräumt hatte, suchte er die Küche, welche ziemlich zentral in der Wohnung lag und eine offene Wohnküche war. "Na, auch Hunger?", begrüsste ihn Valon mit einem Schmunzeln. "Sieht so aus. Ist der Kühlschrank wenigstens gefüllt oder müssen wir uns darum auch noch kümmern?" Valon öffnete diesen und zu Tristans Erleichterung war er tatsächlich gut gefüllt. Mit sehr viel frischem Zeug, was noch zubereitet werden musste, aber darauf hatten sie beide keine Lust und ein Joghurt musste es für den Moment auch tun. "Du musst mir nicht ausweichen, falls du das vorhattest. Ich werde nicht an dir kleben und dich permanent angraben", unterbrach Valon ihr Schweigen. "Davon ging ich nicht aus, aber lass es meine Sache sein, ok?" Valon nickte. Er musste Tristans Entscheidung vorerst akzeptieren, was aber nicht bedeutete, dass er so einfach aufgeben würde. Sie hatten nun zwei Wochen in dieser Wohnung und sie würden nicht 24/7 trainieren. Zumindest hoffte er wirklich, dass Seto nicht nur Training im Sinn hatte. Es wäre einfach ungesund. "Ich geh dann mal duschen und dann schlafen, der Tag war ziemlich anstrengend und DU solltest es gleich tun. Viel Schlaf hattest du schliesslich nicht." "Darf ich mit dir duschen?" Tristan schüttelte ein wenig entnervt den Kopf, während er in sein Zimmer zurück ging und dann eines der Bäder aufsuchte. Mit diesen Sprüchen würde er in Zukunft wohl rechnen müssen und genau deswegen wollte er sich von Valon fernhalten. Einen weiteren Grund gab es eigentlich nicht. Er mochte ihn und fand ihn an sich wirklich nett, aber wenn er Joeys verhaltene Reaktion richtig gedeutet hatte, war dieser ein wenig an Valon interessiert und er wäre der Letzte, der sich seinem besten Freund in den Weg stellen würde. Mit diesen Gedanken ging er dann wieder in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Er hatte gar keine Zeit, sich über Valon den Kopf zu zerbrechen. Die WM ging in die entscheidende Phase und es war nicht nur sein Teamkollege, der ihm am Arsch hing. Ihm würde er es ja gönnen, dafür waren sie ein Team, auch wenn er vor ein paar Tagen noch ein wenig anders gedachte hatte. Dennoch gönnte er eher Valon den Sieg, als irgendeinem anderen Idioten. "Kopf, schalte dich doch jetzt einfach aus!", beschwerte er sich bei sich selbst und wälzte sich noch ein wenig im Bett, ehe er dann wirklich einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)