Gedanken sind frei von Emerald_Phoenix ================================================================================ Kapitel 1: Gedanken sind frei ----------------------------- Manchmal würde ich gerne wissen, was in den Köpfen anderer Menschen so vor sich geht. Kennt ihr das? Euer bester Freund ist total down, ihr habt keine Ahnung warum und er sagt einfach nichts oder wiegelt ab. Wie soll man helfen, wenn man nicht mal weiß, was los ist? Da wäre es echt nützlich, wenn man einfach die Gedanken lesen oder hören könnte. Aber dann kommen mir Bedenken. Die Gedanken eines Menschen sind ungefiltert. Wenn Kinder sprechen lernen, dann bringen wir ihnen bei, dass man nicht alles was man denkt auch ausspricht. Worte können verletzen oder in einer Situation unangebracht sein. Und was ist, wenn wir den Gedankenfluss der anderen, der auf uns einprasselt, gar nicht abstellen oder ignorieren können? Da dürfte es so sein wie schreiben oder lesen lernen. Am Anfang klappt das gar nicht und es dauert, bis man den Gedankenstrom kontrollieren kann. Allerdings sind Menschen unterschiedlich veranlagt. Der eine lernt die Gedanken anderer auszublenden und der andere schafft es nicht. Jemandem, der das nicht ausblenden kann, weil seine Stärken woanders liegen, kann man noch so oft sagen „Gib dir mal mehr Mühe! Ich hab das ja auch geschafft!“ aber es ändert nichts. Manche würden unweigerlich unter diesem Druck zusammenbrechen und sich isolieren. Andere würden möglicherweise nur einen Ausweg aus der Situation der nicht kontrollierbaren Gedankenströme sehen. Den radikalen Ausweg. Aber wer ist dann tot? Derjenige, der die Gedanken nicht abwehren kann? Oder doch eher derjenige, der dann zur falschen Zeit am falschen Ort ist und dann plötzlich fremde Hände an seinem Hals hat? Stichwort Kurzschlussreaktion. Wie soll man außerdem Gedanken einer Person im Bus oder in der Stadt zu- und einordnen? Folgende Situation kommt mir da in den Sinn: „Und die Chantall so, ich geh nicht mit Losern aus. Haha!“ So laut, dass es der ganze Bus mitbekommen muss. Eine halbe Stunde lang aufdringliches Gelaber in einer Lautstärke, das Babygeschrei Konkurrenz macht. Eine Situation in der man sich schnell denkt: „Halt doch einfach mal die Klappe!“ Und jetzt stellt euch mal vor, andere könnten diesen Gedanken hören. Dann steckt ihr plötzlich ganz tief in der Scheiße. Gedanken lesen könnte auch zu ganz neuen Formen des Mobbings führen. Wie soll man böswillige Gedanken einem Menschen bei der Arbeit oder in der Schule gegenüber verhindern? Und dann gibt es Menschen, die nicht nur die Gedanken anderer lesen wollen. Sie wollen sie auch kontrollieren oder manipulieren. Manche aus gut gemeinten und andere aus selbstsüchtigen Gründen. Das würde einigen Menschen auch zu viel Macht geben. Wissen ist Macht heißt es schließlich. Ein Blick in die Geschichte zeigt mehrfach, warum Gedankenlesen nicht möglich sein sollte. Manche Menschen würden alles daran setzen, dass ihre Gedanken geheim bleiben, sie aber die Gedanken anderer nach Belieben lesen und manipulieren können. Zu ihrem eigenen Vorteil. Dann wäre da noch die potentielle Strafbarkeit von Gedanken. Das Problem würde sich dann zwangsläufig ergeben. Ab wann ist der Gedanke „Ich bring dich um!“ strafbar? Hab ich schon mehrmals gedacht. Als ein Freund mich so erschreckt hat, dass mir das Glas aus der Hand gefallen ist zum Beispiel. Gemeint hab ich das nicht so. Der Gedanke schoss mir in dem Moment schlicht durch den Kopf. Kontrollieren konnte ich ihn nicht. Allerdings konnte ich entscheiden, ob ich den Gedanken auch ausspreche. Und was ist, wenn in einer Laune der Evolution nicht mehr länger nur Gedanken gehört, sondern auch damit verbundene Emotionen übertragen werden? Auch wenn man etwas aus gutem Willen verändern möchte, zu manchen Dingen sollte der Mensch besser niemals in der Lage sein. Gedanken lesen gehört dazu. Der Mensch kann mit dem gesprochenen Wort oft schon nicht umgehen. Ungefilterte Gedanken, die von der Situation abhängen, bilden ein unkalkulierbares Konfliktpotential. Aber noch wichtiger ist: Mich gehen deine Gedanken nichts an. Gedanken sind frei und verändern sich schneller als das, was ausgesprochen wird und oft ändern wir den Gedanken von einer Sekunde zur nächsten. Und manche Gedanken will oder sollte man ohnehin nicht hören. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Wir alle brauchen mal Zeit, unsere Gedanken zu sortieren, bevor wir mit jemandem darüber sprechen. Und welcher Heiratsantrag wäre dann noch eine Überraschung? Da frage ich dann lieber nach was los ist und gebe meinem Freund die Zeit, seine Gedanken zu sammeln. Manchmal sind auch keine Worte nötig, da reicht eine Geste oder die bloße Anwesenheit. Die Evolution hat sich etwas dabei gedacht, dass wir nicht Gedanken lesen können. Das ist auch ganz gut so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)