And everything chances von Yuana (oder auch: wie das Leben eben so spielt) ================================================================================ Kapitel 1: Warum passiert sowas eigentlich? ------------------------------------------- Einer….es war egal, wie oft sie noch nachsehen würden.. Einer - es war nur einer!   Rika schaute ungläubig und wie in Schockstarre in ihren Schrank. Sie musste schon ein Dutzend Mal nachgesehen haben, aber es änderte sich einfach nichts an der Zahl. Es war nur einer!! Mit einem ungläubigen Keuchen schmiss sie die Schranktür zu, warf sich regelrecht auf den Stuhl hinter sich und vergrub den Kopf in ihren Händen. „Verdammt!“ murmelte sie und versuchte eine Lösung zu finden. Wie konnte das passieren?! Wie geht so was denn? Hatte sie etwa einen verloren? Wie verliert man so was bitte, ohne es zu merken? Energisch schüttelte sie den Kopf und stand mit geschlossenen Augen auf. „So geht das nicht. Ich muss ruhig bleiben..“ rief sie sich laut in Erinnerung. Sie musste nachdenken. Es stand immerhin einiges auf dem Spiel. Wann hatte sie sie zuletzt benutzt? Zur lästigen Geburtstagsfeier ihrer Mum? Oder beim Vorstellungsgespräch für diese eine Stelle vielleicht? Es half nichts; sie konnte sich einfach nicht erinnern. Noch einmal tief Luft holend setzte sie sich in Bewegung – nur wohin wusste sie nicht genau. Erst einmal in die Küche, vielleicht einen Kaffee machen. Während des Aufbrühens kam Rika nicht umhin, sich über sich selbst zu ärgern. Welche Frau hatte schon nur ein Paar hohe Schuhe?! Und verliert dann auch noch einen der beiden!?! Wobei sie zugeben musste, nie eine normale Frau gewesen zu sein. Und warum sollte sie auch mehr als ein Paar dieser entsetzlich unbequemen, absurd schmerzender Schuhe zu haben? Es war ihr erneut ein Rätsel, wie ihre Mutter täglich darin laufen konnte. Sie ertappte sich dabei, einen Funken Respekt gegenüber ihrer Mutter zu empfinden und schüttelte diesen schnell ab, während sie einen beherzten Schluck des tiefschwarzen Kaffees hinter schluckte. Jetzt musste aber eine Lösung her. Schnell blickte sie auf die laut tickende, uralte Uhr an ihrer Wand. Diese Abscheulichkeit hatte ihre Oma ihr geschenkt, als Rika in ihre erste eigene Wohnung zog und sie hatte sie nur aus Höflichkeit und der Notwendigkeit genommen. So hässlich und ohrenbetäubend nervig dieses Ding auch war, es erfüllte durchaus seinen Zweck. Eine Stunde. Mehr hatte sie nicht. Etwa eine halbe Stunde würde sie noch Zug fahren müssen um pünktlich am vereinbarten Treffpunkt zu sein. „Fünfzehn Minuten zum Duschen und Haare föhnen.“ murmelte sie bei einem weiteren Schluck in sich hinein. „Zehn für das geeignete Outfit. Ein paar Minuten um alles mitzunehmen, was ich brauchen würde..“ Rika spürte, wie ihr Puls zu rasen begann. Lag es an dem Kaffee oder wurde sie tatsächlich nervös? Oder war sie es schon die ganze Zeit und wollte es sich nur nicht eingestehen? Es war immerhin das erste Mal.. Sie verschluckte sich bei diesem Gedanken und verschüttete etwas von ihrem heißgeliebten Kaffee auf ihrer Hose. „Scheiße!“ Sie stellte ihre Tasse ab und lief – sie stampfte eigentlich eher – raus aus der Küche und die Treppe hinauf. Wenn sie keine hohen Schuhe hatte, musste sie alles umplanen! Wütend schnaufend entledigte sie sich ihrer Kleider und verstreute diese achtlos im Flur, im Schlafzimmer und schließlich im Bad, wo sie die Dusche aufdrehte. Sie überlegte kurz und entschied sich, kalt zu duschen. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Eine kalte Dusche um wieder klaren Kopf zu kriegen. Sie war ja gar nicht mehr sie selbst! Sie benahm sich beinahe so, wie ihre Mutter es immer von ihr wollte. „Mann, so wie ich mir Sorgen um mein Outfit mache, wäre Mum bestimmt stolz auf mich!“ schrie sie ihre geflieste Wand an. Sie benahm sich schon wie eine dieser super-nervigen Frauen, die kein anderes Thema als ihr Aussehen haben. Das würde sie nicht zu lassen. Eher noch geht sie in Jogginghosen dahin! .. Auch wenn sie eigentlich gar keine besaß.. Aber das würde alles gefährden… Gefährden?! Was zur Hölle hatte sie da gerade gedacht?!   Allmählich bekam sie das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Wie konnte sie es zulassen, derart aufgeregt zu sein, nur wegen einem bescheuerten DATE? Es half nichts. Rika seufzte, stellte den Wasserhahn ab und gestand sich endlich ein, aufgeregt zu sein. Sie hatte ihr allererstes Date. Sie hatte die Schule abgeschlossen, ihre erste eigene Wohnung bezogen, eine Lehre begonnen und heute Abend – in vierzig Minuten schon – würde sie ihr erstes richtiges offizielles Date haben. Und sie war nervös und hibbelig wie ein kleines Kind, das gerade eingeschult wurde. Sie seufzte noch einmal tief, während sie mit der Stirn an der Duschwand lehnte, drehte dann auf dem Absatz um und verließ Dusche und Badezimmer. Nackt und zutiefst von der eigenen unausweichlichen Natur der Hormone und Emotionen enttäuscht, schlurfte sie zu ihrem Kleiderschrank um ihn zu öffnen. „Also.. du Wunderkind.. welche Schuhe jetzt?“ sprach sie mit leerem Blick direkt in ihren Kleiderschrank zu sich selbst. Viel Auswahl gab es da nicht. Sportliche Turnschuhe, gemütliche Hausschuhe in Einhorn-design (Diese hat sie von ihrer Mutter bekommen und sie wird niemals zugeben, sie gemütlich zu finden oder gar manchmal zu tragen!) oder rockige Combat Boots. Eigentlich wollte sie tatsächlich mal so etwas Ähnliches wie ein Kleid tragen. Quasi zur Feier des Tages.. aber dazu hätten nur die hohen Schuhe gepasst. Tja, so wie es aussah, würden es die Combat Boots werden. Also Hosen. Einfache, schwarze, zerissene Jeans. Wow. Resigniert zog sie sich eben genau eine solche Jeans an und wandte ihren äußerst nichts-sagenden Blick zu den Oberteilen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie gefunden, was sie suchte und ein kleines Leuchten erschien in ihren Augen. Sie hatte noch das türkise Top! „Yes, sir!“ rief sie und streifte sich das eng anliegende, doch eher edel wirkende Oberteil über. Es passte zu den fein geschnittenen, wenn auch hie und da gelöcherten, Hose und insgesamt sah es sehr gut aus. So wirkte sie zwar schick, aber gleichzeitig noch immer wie sie selbst. „Perfekt! Krise abgewendet!“ Rika hüpfte beinahe, dank des plötzlichen Motivationsschubs, zurück ins Badezimmer und beäugte sich im Spiegel. Ihre Haut war makellos, die Haare etwas unordentlich aber stilvoll. Ausnahmsweise, so dachte sie, könnte sie auch einmal etwas Make-up auflegen. Ihre Mutter hatte sie bei ihrem letzten Geburtstag für den Rest ihres Lebens damit eingedeckt. Dank ihr wusste Rika auch, was wie einzusetzen war. Nichtsdestotrotz würde es äußerst selten zum Einsatz kommen. Jetzt, da ihre Stimmung wieder zunehmend besser wurde, konnte sie sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Offenbar waren die endlos langen, unsinnigen und langweiligen Gespräche mit ihrer Mutter über ‚Frauenkram‘ endlich zu etwas nütze.   Rika eilte die Treppe wieder hinunter und zurück in die Küche, wo sie leicht panisch auf die Uhr sah. Überflüssigerweise, wie sie feststellen musste, weil sie weniger Zeit gebraucht hatte, als erwartet. Also setzte sie sich noch einmal hin, trank den Rest ihres Kaffees und verbrachte die übrigen Minuten damit, nach dem zweiten Schuh des vermaledeiten hochhackigen Schuhpaares zu suchen, bevor sie sich die nun ausgewählten Boots anzog, ihre Jacke überwarf und sich der Haustür zu wandte. „Okay, Rika, jetzt gilt‘s. Reiß dich zusammen und bleib cool!“ Sie versuchte sich selbst Mut zu zu sprechen, atmete noch einmal tief durch und trat mit klopfendem Herzen hinaus.   Das war sicher nur dem Koffein zu verschulden.     -to be continued- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)