Er und Sie von Gamesh (und der Rest vom Haufen) ================================================================================ Kapitel 5: Du hast es dir verdient ---------------------------------- Sie waren beide in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Es war spät am Abend, Trunks im Bett und auch Bulmas Eltern hatten sich längst zurückgezogen. Im Zimmer brannte kein Licht, aber das war auch nicht nötig. Die Beleuchtung von draußen durch die Geländelaternen reichte, um den Raum mit Helligkeit zu versorgen. Durch Jalousien und Vorhänge gezeichnete Lichtmuster ruhten auf Bulmas Erscheinung. Vegeta stand ihr gegenüber, genau vor dem Bett. Er war nackt, wie immer, wenn dieses Szenario anstand. Der Sayajin legte die Handgelenke aneinander und streckte die Arme nach vorne aus. Er konnte Bulma nicht ansehen, sondern starrte nur auf den Kabelbinder, den sie ihm fest um die Handgelenke zog. Bulma betrachtete ihr Werk und prüfte, ob das Plastikband eng genug saß. An sich war es ein Witz – wenn Vegeta wollte, konnte er es zerreißen wie einen Bindfaden. Aber er würde es nicht tun. Vegeta hatte an diesem Tag trainiert. In solcher Intensität, dass er sich selber dabei verletzt hatte. Nicht ernsthaft, aber doch so viel, dass auch Bulma ihm wehtun konnte, wenn sie gegen die Prellungen oder die angebrochenen Rippen drückte. Manchmal nahm sie die Haut über einem blauen Fleck zwischen Zeigefinger und Daumen und drehte sie mit aller Kraft, bis er japste. Immer wenn Bulma spürte, dass es wieder an der Zeit war, sprach sie ihn morgens an. „Du solltest trainieren gehen. Du hast es dir verdient.“ Dann wurde noch schweigsamer als sonst und beendete den Tag mit Quentschungen, Prellungen, haarfeinen Knochenbrüchen und einer beeindruckenden Bandbreite von Hämatomen und Verbrennungen. Damit sie ihn quälen konnte. Manchmal genoss sie es, ihm wehzutun. Er sollte sie vermutlich erschrecken, aber solche Gefühle schienen normal zu sein, wenn man mit einer Person wie Vegeta verheiratet war. So auch jetzt. Der Kampf mit Boo war ausgestanden und alle schienen sich wieder beruhigt zu haben. Alle außer dem Saiyajin vor ihr. Bulma umrundete ihren Mann und nahm dabei eine Bestandsaufnahme seiner Verletzungen vor. Er hatte sich selbst übertroffen, so gleichmäßig waren die kleinen Wunden auf seinem Körper verteilt. Sie setzte unter dem rechten Schulterblatt bei einer Quetschung mit Finger und Daumen an und kniff zu. Er erschauderte, biss die Zähne zusammen, gab aber keinen Laut von sich. „Du hast dich von Badibi benutzen lassen.“ Bulma erhielt keine Antwort, also kniff sie Vegeta erneut an der gleichen Stelle, bis er zähneknrischend Antwort gab. „Ja.“ Bulma umrundete ihn weiter. Etwas über seinem Bauchnabel saß ein schwarzer Bluterguss. Sie bohrte den Nagel ihres Zeigefingers tief hinein. „Du hast deinen besten Freund in Angst und Schrecken versetzt.“ Er keuchte. Es musste schmerzhaft sein. „Ich habe keine Freunde.“ Bulma nahm den Mittelfinger dazu, holte aus und traf zielsicher erneut den Bluterguss. Vegeta zuckte zusammen. „Du hast deinen besten Freund in Angst und Schrecken versetzt!“ „Ja! Na und?!“ Wie gern hätte er sich gekrümmt, um ihren Fingern zu entgehen, aber sie wusste es besser. „Steh gerade, Mann!“ Er tat es. Sein Brustkob hob und senkte sich schwer, als wäre er Marathon gelaufen, sein Herz raste. „Du hast mich als Druckmittel benutzt, um Son-Goku zum Zweikampf zu zwingen.“ Bulma kratzte unfein über eine Brandwunde an Vegetas Schlüsselbein. „Ja.“, knirschte er. Sie setzte ihre Runde fort und hieß ihn mit einer Geste den rechten Arm zu heben. An der Seite seines Brustkorbes war eine unebene Stelle. Vermutlich angebrochenen Rippen. Bulma ballte eine Faust und schlug auf die Stelle. „Du hast dafür gesorgt, dass Boo wiedererweckt wird, um dein winziges Ego aufzubessern.“ Vegeta zuckte vor Schmerz zusammen. Er zwang sich, tief ein- und auszuatmen, aber es gelang nicht, weil seine angeknacksten Rippen im Weg waren. Bulma schien seinen Schmerz zu ignorieren. „Ich warte auf eine Antwort!“ Ab jetzt würde es schwieriger für ihn werden. Ab jetzt brauchte er nicht mehr Zwang, sondern Zeit. Vegeta bleckte die Zähne und starrte auf seine Handgelenke mit dem Kabelbinder herab. Er könnte einfach damit aufhören, niemand zwang ihn dazu! Hinter Vegetas Stirn baute sich Druck auf. Bulma beobachtete, wie er die Festigkeit des Kabelbinders probte. Mehrfach. Dann ließ er die Handgelenke wieder sinken. „Verdammt... ja.“ Sein Ja war kaum hörbar gewesen. Bulma wiederholte den Weg um ihren Ehemann. Immer wieder kratzte, kniff und knuffte sie ihn dort, wo er Verletzungen hatte. „Du hast Angst vor deiner eigenen Familie.“ Sie musste das tun, ihm Schmerzen zufügen. Nur so konnte er die Spannung aufbauen, die er so dringend brauchte. „Du hast Angste davor in Frieden zu leben und glücklich zu sein, weil man dir dieses Gefühl nehmen könnte.“ Er bejahte alle ihre Feststellungen nicht sofort, er tat es gespresst und leise. Aber er gab es zu. Sie kannte ihn nach all den Jahren gut genug, um zu wissen, dass die Mischung aus Abwarten und Konsequenz jetzt der Schlüssel war. Bulma sah zu, wie sich die Ader auf seiner Stirn bildete, die von großem Stress sprach. Im Halbdunkel des Zimmers war es nicht ersichtlich, aber sie war sich sicher, dass sein Gesicht und seine Brust mittlerweile starke Röte angenommen hatten. „Du hast beim Kampf gegen Boo Selbstmord begangen. Aber nicht nur, um deinen Sohn zu retten, sondern auch, um dich deinen Problemen nicht stellen zu müssen.“ „...ja.“ Der Druck in Vegetas Kopf wurde so unerträglich, dass er das Gesicht verzog. Er senkte den Blick, damit sie seine Züge nicht sehen konnte. Sie hatte recht. Mit allem was sie sagte. „Ich habs verdient.“ seine Stimme klang rau. „Was hast du verdient?“, fragte ihn seine Frau unerwartet sanft. Vegeta antwortete nicht. „Was hast du verdient?“, wiederholte sie im gleichen Ton. Wartete, füllte dann selbst die Lücke: „Dass dein Vater dich wie einen Haufen Scheiße behandelt hat? Zu einem Kindersoldaten gemacht zu werden? Das Hungern? Die Prügel? Die Erniedrigungen? Die Vergewaltigungen? Den Wahnsinn und die emotionale Verstümmelung? Den Verlust deines Volkes? Als Freezers Zirkusäffchen die Bevölkerung ganzer Planeten auslöschen zu müssen? Nähe von anderen nicht zulassen zu können? Manisch auf der Suche nach der Bestätigung zu sein, dass du der Beste und Stärkste bist?“ Vegeta senkte den Kopf noch weiter. Sein Schädel schien zu explodieren. „Ja. Alles.“, würgte er hervor und dann fand der Druck endlich ein Ventil. Bulma nahm sein Gesicht in beide Hände, strich über Vegetas nasse Wangen und zog ihn an sich. „Mach das dumme Ding ab.“ Er gehorchte, sprengte den Kabelbinder und schlang seine Arme zitternd um Bulma. Vegeta war wie ein kompliziertes Puzzle. Das war einer der Gründe, warum Bulma ihn geheiratet hatte. Er faszinierte sie. Jeder Teil seiner Persönlichkeit musste unter ganz bestimmten Bedingungen mit den anderen vereint werden, damit man alle Facetten des Saiyajinprinzen sehen konnte. Über all die Jahre hatte sie per Versuch und Irrtum gelernt, wie sie vorgehen konnte und Vegeta hatte sie in all der Zeit gewähren lassen. Manchmal, wie im Falle dieses immer gleichen Szenarios, waren es Zufälle gewesen, die zu einer Reaktion geführt hatten - zu einer Lösung – zu einem Ventil für seine Gefühle. Kabelbinder und Schmerzen! Nie im Leben wäre sie von alleine darauf gekommen. „Komm ins Bett, Vegeta.“ Sie lotste ihn sanft zu ihrer gemeinsamen Schlafstätte. Er weinte unkontrolliert und sein Körper vibrierte regelrecht von all den aufgestauten Gefühlen. Aber er nickte und ließ sich von ihr unter die Decke bugsieren, wo er sich zusammenrollte. Bulma legte sich dazu und eine weitere Decke über sie beide. Sie strich über seinen Schopf, machte beruhigende Laute. Als das Zittern schwächer wurde, begann sie mit dem zweiten Teil des Szenarios. Sie wusste, es war die Hölle für ihn. Aber er brauchte es. „Hör mir gut zu, Mann“, flüsterte sie. „Ich bin deine Frau und ich weiß, was du wirklich verdient hast.“ Sie begann ihre Aufzählung mit sich selbst und Trunks, die ihn beide sehr liebten. Es folgten Beispiele über Bulmas Vater und Mutter, die Vegeta so schnell als Schwiegersohn akzeptiert hatten, und Son-Goku, den stärksten Mann im Universum, der so lästig dabei sein konnte, Vegetas Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Sie erwähnte Son-Gokus Kinder, die Vegeta Respekt zollten und all die anderen, die zum Kreis des Ehepaars gehörten und die kein Wässerchen trüben konnte. Keine dieser Personen würde ihm sein Glück und seinen Frieden nehmen. Sie zählte alles auf, was nun gut und wertvoll in seinem Leben war und er hielt sich an ihrer Hand und ihren Worten fest, als würde er ertrinken. Schließlich war er so erschöpft, dass er einschlief. Bulma gönnte sich einen Schluck Wasser aus dem Glas von ihrem Nachttisch, denn auch sie war müde. Sie spähte noch einmal in die Dunkelheit. Die Wasserflasche auf seinem Nachttisch war voll. Wenn er später wach wurde, konnte er seinen Durst stillen, ohne ihrer beider Deckenkokon zu verlassen. Aber bis dahin würde er tief und traumlos schlafen. Er brauchte die heilsame Ruhe nach diesem Gefühlssturm. Das hatte er sich verdient. Zumindest bis morgen, wenn sie ihm den Kopf waschen würde, was er sich beim Turnier eingebildet hatte, sie derartig zu verängstigen, indem er so nah neben ihrem Platz Leute pulverisierte. Dieser dämlicher Egomane brachte sie noch ins Grab! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)