Bloody Eternity 2 von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 9: Karten auf den Tisch ------------------------------- Am nächsten Tag wurde die Jägerin durch das Klingeln ihres Weckers aus dem Schlaf gerissen, sodass sie sich direkt frisch machte, frühstückte und ihre Sachen zusammenpackte. Bevor sie allerdings zur Vorlesung aufbrach, klopfte sie kurz gegen die offene Tür des Gästezimmers und lehnte sich an den Türrahmen. "Guten Morgen", begrüßte sie Aiden, der noch ungefähr genauso kaputt und benommen aussah, wie am Vortag. "Ich werde jetzt zur Uni gehen. Sollte etwas sein, kannst du mich auf dem Handy erreichen. Ich habe es gestern aufgeladen und es auf den Nachttisch gestellt." "Schönen Tag", wünschte er ihr lächelnd, schon wieder möglichst unschuldig. Mit diesen Worten wandte sich die schwerreiche Studentin ab, um das Haus zu verlassen. Allerdings konnte sie es nicht unterlassen, kurz vor der Haustür stehen zu bleiben und nach oben zu rufen: "Bleib! Im! Bett!" Nachdem dies getan war, fuhr sie wie gewohnt zum King's College, wo Logan und die Clique bereits auf sie warteten. Über den Anblick ihres Liebsten freute sie sich heute ganz besonders, da sie sich das ganze Wochenende über nicht gesehen hatten, weil er nicht in der Stadt gewesen war. Daher fiel der Begrüßungskuss des Paares etwas inniger aus als gewöhnlich, und Jane lächelte ein wenig verlegen, als sie sich voneinander lösten. „Du… Hast mich wohl vermisst, oder…?“, fragte sie kess, was ihn zum Lachen brachte. „Natürlich.“ Hand in Hand machten sie sich auf den Weg zum Vorlesungssaal, wobei Logan von der Familienfeier erzählte, wegen der er die Stadt verlassen hatte. Es hatte sich wohl um eine lustige Gesellschaft gehandelt, und Jane hätte ihren Freund gerne begleitet, doch wollte sie zuerst die Angelegenheit mit dem Kunstdieb abschließen. Dass der Einbrecher trotz ihrer vereinten Kräfte von auf freiem Fuß war, wurmte sie. Sie warf es Aiden zwar nicht vor, dass er krank geworden war, doch war es ein ungünstiger Zeitpunkt, denn er war bei den Ermittlungen – trotz seiner Zankereien mit Gabriel – nützlich gewesen. „Schatz?“, riss Logan Jane aus ihren Überlegungen. Über ihren verdutzten Blick lächelnd strich er ihr über die Wange. „Alles in Ordnung? Du wirkst angespannt.“ Verlegen strich sie sich eine Strähne hinters Ohr. Jane mochte es, wie aufmerksam ihr Liebster war, doch in Angelegenheiten, in die sie ihn nicht einweihen konnte, hätte sie sich etwas weniger Verständigkeit auf seiner Seite gewünscht. Aber man konnte wohl nicht alles haben, dachte sie, und schmiegte sich an seine Seite. „Aiden ist krank und spielt zu Hause den sterbenden Schwan“, erklärte sie und verdrehte die Augen. Logan musterte sie aufmerksam, während Jane so tat, als folge sie dem Vortrag der Dozentin. „Es ist schon seltsam, dass er plötzlich wieder auftaucht, nachdem er ein Jahr lang einfach so verschwunden war…“, bemerkte der Brünette schließlich. „Na ja, du kennst ihn – er ist… Flatterhaft.“ „Mhm“, machte Logan, und Jane sah besorgt zu ihm auf. Doch obwohl er genau zu wissen schien, dass mehr hinter dieser Sache steckte, lächelte er seine Freundin an, anstatt beleidigt zu wirken. Er hauchte ihr sogar einen Kuss auf die Schläfe und flüsterte: „Sag mir nur Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann, in Ordnung?“ Und obwohl er ihr nicht helfen konnte, wenn er nicht zufällig einen Crashkurs im Vampirjagen absolvieren würde (was Jane unter keinen Umständen zulassen würde), nickte sie dankbar. Alleine sein Wille, für sie da zu sein, bedeutete der Jägerin viel. „Wenn etwas passiert, bist du der erste, der es erfährt“, versprach sie und küsste Logan. Danach lächelte das Paar sich nochmal an, bevor er sich doch lieber auf das Seminar konzentrierte. Sie verbrachten den Vormittag miteinander, allerdings trennten sich ihre Wege bereits am frühen Nachmittag, weil Jane nach zwei Vorlesungen nach Hause fahren konnte, während ihr Freund noch ein weiteres, einstündiges Seminar besuchte. Zuhause angekommen, verstaute sie zunächst ihre Sachen, ehe sie ins Gästezimmer schritt und sich nach Aiden erkundigte. Der wiegelte ihre Frage nach seinem Befinden jedoch recht schnell ab. Als er danach meinte, dass es ihm besser ging, nickte die Hobby-Krankenschwester und wollte gerade nachfragen, ob er etwas benötigte, als seine Züge diesen übertrieben unbehaglichen Gesichtsausdruck bekamen, den sie immer annahmen, wenn er um etwas bitten musste. Kurz blinzelte sie verblüfft, da sie nicht damit gerechnet hatte, doch nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte, erschien ihr das völlig natürlich und logisch. "Ich denke nicht, dass die Dusche eine gute Idee ist. Du bist sicher noch ziemlich wackelig auf den Beinen.", meinte die Brünette nach kurzem Zögern. "Ich lasse dir ein Bad ein. Bleib bloss liegen. Ich werde dir helfen, sobald die Badewanne voll ist." Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und ging direkt ins Badezimmer, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nach wenigen Minuten war alles bereit, so dass sie wieder zum kränkelnden Vampir gehen konnte, um ihm auf die Beine zu helfen. Vorsichtig stützte sie ihn, indem sie seinen Arm um ihre Schulter und selbst einen Arm um ihn legte. Schließlich räuspere er sich. "Ähm... Könntest du mir ins Bad helfen? Ich hab´s vorhin alleine versucht... Jetzt schau nicht so, es geht mir wirklich besser. Aber der ganze Weg ist noch etwas weit und ich würde wirklich gerne duschen." Immerhin hatte er wegen des Fiebers geschwitzt und auch so konnte man nach zwei Tagen mal eine Dusche vertragen Kurz blinzelte sie verblüfft, da sie nicht damit gerechnet hatte. Über seine Körperpflege hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht. Doch nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte, erschien ihr das völlig natürlich und logisch. Immerhin lag er bereits seit zwei Tagen im Bett. "Ich denke nicht, dass die Dusche eine gute Idee ist. Du bist sicher noch ziemlich wackelig auf den Beinen", meinte die Brünette nach kurzem Zögern. "Ich lasse dir ein Bad ein. Bleib bloß liegen. Ich werde dir helfen, sobald die Badewanne voll ist." Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und ging ins Badezimmer, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nach wenigen Minuten war alles bereit, sodass sie wieder zum kränkelnden Vampir gehen konnte, um ihm auf die Beine zu helfen. Vorsichtig stützte sie ihn, indem sie seinen Arm um ihre Schulter und selbst einen Arm um ihn legte. "Sag Bescheid, wenn dir schwindelig wird oder du das Gefühl hast, einzuknicken", wies die junge Frau ihn an und tapste langsam mit ihm ins Badezimmer, aus dem weißer Dunst austrat. Dort angekommen, setzte sie ihn vorerst auf einem Stuhl ab und beugte sich zu ihm runter. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, griff sie nach seinem Hemd, um dieses aufknöpfen zu können. Sofort rutschte er auf seinem Stuhl von ihr weg und fing ihre Hände ein, um sie festzuhalten. "Wa-Was machst du denn...?", fragte er verlegen Seine Proteste machten die Sache nicht unbedingt einfacher, weshalb sie leise schnaubend von ihm abließ und ihn mit verschränkten Armen ansah. "Jetzt hab dich doch nicht so! Ich wollte dir lediglich mit den Knöpfen helfen. So eingeschränkt wie du dich momentan bewegen kannst, wird es eine Ewigkeit dauern, bis du dich ausgezogen hast!", schnaubte Jane. "Das kann ich sehr gut alleine, danke...", nuschelte er auf ihre Erklärung hin. Als sie wieder nach seinem Hemd griff, seufzte er erschöpft. "Jetzt lass doch..." Als sie wieder nach seinem Hemd griff, seufzte er erschöpft: "Jetzt lass doch...", doch es hatte keinen Zweck: Schon war das Hemd aufgeknöpft und es landete im Wäschekorb. Im Gegensatz zu ihrem Patienten hatte die Brünette nun wirklich keine Probleme damit, ihn halbnackt zu sehen und ihm beim Ausziehen zu helfen. Hätte er sich nicht so angestellt, dann hätte sie ihm wahrscheinlich sogar noch bei seiner Hose geholfen. Da dies allerdings zu viel des Guten zu sein schien, unterließ sie es. Dennoch blieb sie im Badezimmer - natürlich mit dem Rücken zu ihm gewandt - und wartete, bis er fertig war. Natürlich konnte sie nachvollziehen, das es für ihn ein bisschen unangenehm war, doch waren beide Parteien erwachsen und wussten von der Anatomie des anderen Geschlechts Bescheid. Demnach hätte es die junge Frau es lediglich aus Stolz nicht zugelassen, sich helfen zu lassen, wenn sie in seiner Situation gewesen wäre. "Die paar Schritte schaffe ich schon. Danke, dass du mir helfen willst", sagte der Vampir diesmal bedeutend sanfter. "Okay. Falls noch was sein sollte: Ich lasse meine Zimmertür offen. Du kannst also jederzeit rufen", teilte sie ihrem Mitbewohner mit, ehe sie verschwand und ihm den privaten Freiraum in der Badewanne gewährte. Während es sich ihr Mitbewohner gemütlich machte, begann Jane mit ihrer täglichen Revision und Vorarbeiten des Unistoffes, wobei sie sich danach wieder ihrem Nebenjob als Vampirjägerin widmete, indem sie die zirkeleigene Homepage besuchte und diese nach weiteren Informationen durchstöberte. Sie blätterte ein wenig in den Akten, notierte sich die wichtigsten Dinge und musste wenig später leider frustriert feststellen, dass sie genauso weit war, wie zu dem Zeitpunkt, als Gabe und Aiden die Musikschatulle zurückgebracht hatten. Wie konnte es sein, dass so ein auffälliger und prägnant riechender Verrückter unentdeckt blieb? Entweder, er wusste sich gut zu verstecken oder aber, er hatte sein Erscheinungsbild und Duftwasser geändert - Letzteres war wirklich zu hoffen. Ihr Blick schweifte nach einer Weile zur Uhr, sodass sie realisierte, dass ihr persönlicher Patient schon ziemlich lange in der Badewanne lag und keinen hörbaren Ton von sich gegeben hatte. Ob er womöglich wieder auf eigene Faust aufgestanden war? Leise seufzend erhob sich die junge Frau von ihrem Schreibtischstuhl und begab sich Richtung Badzimmer. Jedoch fand sie Aiden kurz darauf halbnackt und nur mit einem umgebundenen Handtuch gegen die Flurwand gelehnt. Für einen kurzen Moment hielt sie inne, stutzte und blinzelte ein paar Mal. Immerhin ließ selbst sie so ein Anblick nicht kalt. Wie konnte es auch? Die Konturen seiner Muskeln waren gut (keineswegs aber zu übertrieben) erkennbar, zeugten von Stärke und Männlichkeit und das Wasser, welches teilweise noch in Form von Tropfen an seiner Haut haftete, trugen deutlich zur Attraktivität bei. Nichtsdestotrotz riss sich Jane relativ schnell am Riemen, räusperte sich kurz und blickte ihn streng tadelnd an. "Alles Bestens", versicherte der an die Flurwand gelehnte Hausgast mit einem nicht gerade überzeugenden Lächeln. "Ja. Es sieht ja auch alles bestens aus", merkte sie mit einem ironischen Unterton an, bevor sie auf ihn zuging und ihm wieder in das Gästezimmer half. Dort angekommen wartete sie, bis er sicher auf dem Bett saß und drückte ihm ein paar frische Klamotten in die Hände. Dabei fiel ihr auf, dass es sich um ein paar Kleidungsstücke handelte, die sie vor einem Jahr auf der gemeinsamen Shoppingtour gekauft hatten. Die Erinnerungen führten dazu, dass ihre Mundwinkel leicht zuckten und sie etwas gedankenverloren auf die Garderobe ihres Gegenübers blickte. Erst, als sie seine Stimme – oder besser: sein Gejammer - vernahm, blinzelte die Hobby-Krankenschwester kurz und blickte zu ihm auf, als er jammerte: "Mir ist langweilig hier drinnen. Und ich will nicht mehr im Bett liegen." Seufzend fuhr sie sich durch die Haare. Wieso waren sich in der Hinsicht alle Männer bloß so ähnlich? Wieso konnten sie nicht einfach still und brav das Bett hüten, anstatt zu lamentieren und sich teilweise wie kleine Kinder zu benehmen? "Solange du noch nicht einigermaßen wieder Herr deiner Kräfte bist, musst du wohl oder übel hier ausharren", meinte sie schlicht und wandte sich kurz von ihm ab, damit er sich in Ruhe und unbeobachtet anziehen konnte. "Von mir aus könntest du ein bisschen im Haus herumspazieren, doch die Gefahr, dass die möglicherweise die Treppe runterfällst und dir vielleicht etwas brichst oder verstauchst, ist zu groß. Ich glaube kaum, dass du noch weitere Tage deswegen im Bett verbringen willst, oder?" Kaum hatte die Vampirjägerin die Worte gesprochen, war sie wieder an ihn herangetreten, hatte ihn an den Schultern gepackt und zurück ins Bett gedrückt. Sie schnappte die Bettdecke und zog sie über ihn, ehe sie sich wieder aufrichtete und die Arme vor der Brust verschränkte. "Sei also brav und bleib im Bett. Du kannst ohnehin Nichts daran ändern und ich möchte, ehrlich gesagt, nicht noch länger die Krankenschwester spielen", fuhr sie mit ihrer Belehrung fort und deutete mit einer kurzen Kopfneigung Richtung Nachttisch, auf dem die Bücher, Fernbedienung und das Blut lag. "Du hast ja noch genug Lesestoff und im Fernsehen läuft bestimmt der eine oder andere gute Film, den du dir ansehen könntest. Wenn du dann brav das Blut zu dir nimmst, wird sich deine Aufenthaltsdauer im Bett sicher verkürzen." Der derart Verstaute sah sie erst etwas perplex, dann mit einem zunehmend breiteren Schmunzeln an. "Ist ja gut. Ich habe doch auf dich gewartet, bevor ich aufgestanden bin, oder?", sagte er mit ergeben erhobenen Händen. Nachdem sich die schwerreiche Wirtschaftsstudentin sicher war, dass Aiden nicht erneut einen Versuch wagte, um aufzustehen, ging sie zur Tür, um wieder auf ihr Zimmer zu gehen. Jedoch hielt sie noch einmal kurz inne und drehte sich mit folgenden Worten zu ihm: "Meine Drohung mit dem Festketten steht noch. Allerdings würde ich diesmal sogar so weit gehen und alleine mit Gabe zum Anwesen losziehen, wenn du nicht still hältst." Um den Inhalt und Ernst ihrer Worte zu verdeutlichen, blickte Jane ihn streng und mit leicht verengten Augen an. Ihre Drohung löste seine Belustigung prompt auf und der Vampir setzte sich hin. "Das würde er nicht machen. Zwar hatte ihr persönlicher Patient damit Recht, da ihr bester Freund wahrscheinlich eher widerwillig alleine mit der verletzten Jägerin aufbrechen würde, doch da diese sehr durchsetzungsfähig war und wusste, welche Knöpfe sie bei ihm drücken musste, wäre das Resultat das, welches sie erwähnt hatte: Sie würden losziehen. Da der Vampir sich allerdings in den folgenden Tagen sehr gut schlug und sich wirklich an ihren 'Befehl' hielt, indem er sich hauptsächlich im Bett aufhielt, waren solche drastischen Maßnahmen nicht nötig. Dadurch hatte sich sein Zustand verbessert und wenn er nicht gerade versuchte, die Treppen runterzugehen oder aus Verzweiflung und Langeweile aus dem Fenster zu springen, konnte nichts Schlimmes geschehen. Dementsprechend vergingen die nächsten drei Tage sehr ruhig und die junge Frau konnte sich um die Universität und den Informationen bezüglich des verrückten Antiquitäten-Vampirs kümmern, dessen Spur sie jedoch einfach nicht finden konnte. Das war eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, wie gut er sich wohl im Untergrund und auf der Schwarzmarkt-Szene auskannte. Entsprechend mies gelaunt saß Jane einige Tage später am Tisch und aß ein wenig von ihrem selbstgemachten Nudelauflauf. Mitten in dieser Stimmung erschien ihr Mitbewohner deutlich fitter in der Küche und unterbreitete ihr einen Vorschlag, bei dem sich ihr Gemüt ein bisschen erhellte: "Wir könnten ankündigen, etwas aus dem Anwesen zu stehlen oder zu zerstören - Ich bin sicher, er würde seine Schätze beschützen wollen. Oder wir stehlen es und versuchen, es zu verkaufen, aber das könnte schwierig werden." "Gute Idee", meinte die Brünette und nippte an ihrem Wasserglas, ehe sie sich eine weitere volle Gabel in den Mund führte. Das war zwar mal wieder einer der Vorschläge, den sie Aiden in seiner Brutalität und Hinterlistigkeit nicht zugetraut hätte, doch ihr gefiel der Ansatz. "Ich würde sagen, dass wir einen 'offiziellen' Räumungsauftrag an die Adresse schicken. Darin könnten wir behaupten, dass wir die Güter im Anwesen aufgrund der Beweislage einsammeln und an den Staat oder die entsprechenden Besitzer zurückgeben." Das Ganze klang zwar nach ziemlicher Arbeit und Dokumentenfälschung, doch da die Regierung selbst im Zirkel die Finger im Spiel hatte, wäre das kein Problem. Außerdem existierten genug Computer und Technikfreaks in der unterirdischen Stadt, die einen Räumungsauftrag so gut fälschen konnten, dass selbst gewisse hochrangige Beamte diese nicht von den Originalen unterscheiden konnten. "Ich werde heute nach den Vorlesungen im Zirkel vorbeisehen und den Auftrag für die Papiere einsenden", erläuterte die Wirtschaftsstudentin ihr weiteres Vorgehen, bevor sie aufstand und das Geschirr abräumte. "Bis wir die entsprechenden Dokumente haben, könnte es zwei oder drei Tage dauern - je nachdem, wie viel dort unten ansteht. Wir müssen bis dahin wohl oder übel unsere Füße still halten." Im Normalfall hätte Jane wahrscheinlich einige Hebel in Gang gesetzt, um die Räumungspapiere schneller zu kriegen, doch Anbetracht eines speziell bevorstehenden Tages und Aidens noch nicht hundertprozentiger Genesung, wäre es besser, ein oder zwei Tage länger zu warten. "Willst du den Verrückten nicht mehr schnappen oder wieso legen wir nicht gleich los?", fragte er ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatte die junge Frau damit gerechnet, dass ihr Mitbewohner ihr diese Frage stellen würde. Schließlich war sie nicht für ihre Geduld bekannt und hatte in seiner Gegenwart immer deutlich gezeigt, dass sie Vorgänge beschleunigte, wenn sie konnte. Von daher war die Brünette keineswegs überrascht. "Aufgrund gewisser Umstände habe ich... anderweitige Pläne. Wir könnten frühestens Sonntag loslegen", antwortete sie eher etwas ausweichen und ungewohnt unklar. Allerdings war es nicht ihre Art, frei heraus zu sagen, dass sie am Wochenende Geburtstag hatte. Sie empfand so etwas als eher dreist. Zudem wollte Jane nicht, dass er sich womöglich verpflichtet fühlte, ihr etwas zu schenken. Sie erinnerte sich an den Besuch im Freizeitpark von vor einem Jahr, schob den Gedanken aber rasch beiseite. Die momentane Situation war anders als die damalige, und wenn Aiden sich nicht an ihren Ehrentag erinnerte, würde sie es ihm nicht auf die Nase binden. Außerdem würde sie ohnehin mit ihrer Mutter beim Mittagessen feiern und am späteren Abend mit ihren Freunden unterwegs sein und eine von Kates ausgefallenen Partys besuchen. Selbstverständlich konnte sie den Vampir mitnehmen, doch er konnte keine menschliche Nahrung zu sich nehmen und was ihre Beziehung anging... nun, es war nicht unbedingt klar und sie konnte nicht wirklich einschätzen, ob es eine gute Idee war, ihn in ihre Pläne bezüglich ihres Geburtstages miteinzubeziehen. Zwar sah Aiden nicht begeistert aus, doch er akzeptierte die Erklärung mit einem Nicken. Etwas anderes hätte sie sowieso nicht geduldet, immerhin war das ganze ihre Mission. "Übrigens, wie sehen deine Pläne in der nächsten Zeit eigentlich aus?", wollte sie von ihrem Mitbewohner wissen, nachdem sie den Tisch abgewischt hatte und sich daran machte, ihre Tasche zu schultern. Als Aiden auf ihre Frage hin kurz zögerte, runzelte die junge Frau die Stirn. Eigentlich hatte sie nur wissen wollen, was er bis zur Abreise vorhatte und wie er sich bis dahin beschäftigen wollte. Doch Aiden wirkte plötzlich äußerst unbehaglich, straffte die Schultern und sah sie fest an, als er sagte: "Ich habe beschlossen, vorerst in London zu bleiben... Aber keine Angst, nicht in eurem Haus. Ich bin schon dabei, mir eine Wohnung zu suchen... Beziehungsweise hätte ich das getan, wenn ich nicht krank geworden wäre", fügte er reumütig hinzu. Jane konnte für den Moment nichts tun, als ihn verblüfft anzusehen und in ihrer Bewegung inne zu halten. Hatte sie sich verhört? Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er vorerst in London bleiben wollte? Für einen Augenblick schwieg die Wirtschaftsstudentin, da sie seine Worte zunächst einmal sacken lassen und realisieren musste, was er da von sich gegeben hatte. Als sie sich ein wenig gefangen hatte, fuhr sie ihn jedoch nicht an, sondern seufzte nur leise und schwer. Wahrscheinlich hatte sie unbewusst geahnt, dass es zu so einem Szenario kommen könnte. Es wäre irgendwie zu schön gewesen, wenn ihr persönlicher Stalker ohne weiteres abgereist wäre und sich am anderen Ende der Welt niedergelassen hätte. Trotzdem konnte Jane nicht verhindern, in ihrem Gesichtsausdruck den Unmut zu zeigen. "Aber... wieso? Ich meine... wolltest du nicht in Australien studieren? Was... was soll das jetzt? Wieso willst du trotzdem hier bleiben?", verlangte sie sichtlich irritiert von ihrem Gegenüber zu wissen, wobei offensichtlich war, dass die Verblüffung in dem Moment überwog und das Entsetzen vorerst dämpfte. "Genau genommen habe ich nur gesagt, dass ich studieren will, nicht wo...", erklärte er ziemlich kleinlaut. "Ist das dein Ernst?", kam es dann auch direkt über ihre Lippen, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihn missmutig ansah. Sie hatte ihn in den letzten Wochen regelmäßig gefragt, ihm regelmäßig die Chance gegeben, mit der Sprache herauszurücken und das war das Einzige, was er ihr dazu sagte? Jane konnte es einfach nicht fassen. "Zum einen möchte ich dich immer noch nicht alleine lassen, wegen meines Erschaffers... Ich weiß, du fühlst dich dadurch nicht bedroht...", unterbrach er sie, als sie bereits den Mund zu einem Protest öffnete. "Aber ich tue es eben, und ich muss meine Empfindungen nicht deinen Wünschen unterordnen - Auch, wenn diese dich betreffen." "Es sind Empfindungen und keine Tatsachen oder Fakten, die darauf hinweisen, dass er es wirklich auf mich oder meine Umgebung abgesehen hat", hielt sie ihm dann ziemlich direkt dagegen. "Außerdem mag es ja stimmen, dass du dich meinen Wünschen nicht unterordnen musst, doch gibt es dir auch nicht gleichzeitig das Recht, dich einfach über meine Wünsche hinweg zu setzen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich allein zurechtkomme und dass ich Gabe habe! Im schlimmsten Fall würde ich Eldric und den Zirkel hinzuziehen. Es gibt diesbezüglich also keinen wirklichen Grund für dich, zu bleiben." "Genau genommen habe ich dieses Recht, wenn deine Wünsche beinhalten, über meinen Aufenthaltsort bestimmen zu wollen, Jane. Ich darf leben, wo immer ich es möchte, und du kannst mir sicher nicht verbieten, das in London zu tun, auch, wenn dir meine Gründe nicht passen. Die Stadt gehört nicht dir, Prinzessin", sagte er ein wenig spöttisch, bevor er die Schultern zuckte. "Wie gesagt habe ich nicht vor, euch zu bitten, mich hier noch länger zu beherbergen." Auf ihrer Stirn bildete sich eine Zornesfalte, und allein für die Bezeichnung Prinzessin hätte sie sein Gesicht am liebsten mit ihrer Faust begrüßt. "Ich habe Nichts darüber gesagt, dass ich es nicht in Ordnung finden würde, wenn du in England - oder gar in London bleibst. Es geht mir vielmehr darum, dass du unsere zukünftige Begegnungen bestimmt nicht nur dem Zufall überlassen würdest und mich wahrscheinlich wieder auf die gleiche penetrante Art verfolgen würdest, wie vor gut einem Jahr", entgegnete sie erneut in ihrer unverblümten Art. Dabei entsprachen ihre Worten der Wahrheit. Sie hatte tatsächlich Nichts dagegen, im gleichen Land oder sogar in der gleichen Großstadt zu wohnen. Immerhin wäre unter normalen Umständen die Chance, einander zu begegnen, verhältnismäßig klein. "Und es wäre so schlimm, wenn wir uns ab und zu sehen?", fragte er ruhig. Ja. Es wäre überaus nervig, unangenehm und schrecklich, ihm ständig irgendwo begegnen zu müssen. Zwar redete sie sich ein, dass sie einfach seine Gegenwart nicht ausstehen konnte, doch wusste sie tief in ihrem Innern, dass es Konsequenzen mit sich bringen würde, die sie umgehen wollte - wie zum Beispiel seine automatische Eingliederung in ihr alltägliches Leben. Selbst wenn es ihr bewusst gewesen wäre, hätte sie es ihm sehr wahrscheinlich nicht unter die Nase gerieben, da es ja einem Eingeständnis gleich gekommen wäre und er bestimmt von sich aus die eine oder andere falsche Schlussfolgerung gezogen hätte. Doch das sagte sie ihm nicht, sondern sah stumm zur Seite, und ihr Schweigen bewegte Aiden zu einer weiteren Erklärung: "Ich habe darüber nachgedacht zu gehen. Ich hatte es wirklich vor, zuerst... Aber dann ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich gar keinen Grund dazu habe. Ich weiß nicht, was ich in Australien machen sollte. Sicher, ich könnte dort studieren oder arbeiten oder sonst was machen, aber wieso dort und nicht hier? Immerhin ist England meine Heimat, sofern man das nach so langer Zeit noch sagen kann." Noch immer weigerte Jane sich, etwas dazu zu sagen. Stattdessen atmete sie kurz durch, um sich ein wenig zu sammeln. Seine Argumentation bezüglich der Heimat war schlüssig, weshalb sie Nichts darauf erwiderte und ihm in der Hinsicht sogar gedanklich ihre Zustimmung gab. Es sprach ja eigentlich Nichts dagegen. "Zudem habe ich es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich mir wünsche, dass wir uns wieder richtig versöhnen. Dazu braucht es aber Zeit, und die möchte ich eben gerne mit dir verbringen, nicht am anderen Ende der Welt." Eigentlich hatte Jane vorgehabt, ihn zusammenzustauchen, zur Vernunft zu bringen und womöglich sogar anzuschreien, doch als sie seine Worte vernahm, kam sie nicht umhin, einen Hauch von Rührung zu verspüren. Sie hatte natürlich gemerkt, wie sehr an ihm nagte, sie so verletzt zu haben. Schließlich hatte er während seiner Grippe-Ära bereits beteuert; jedoch war es ergreifend, dies so erneut zu hören. Einen Augenblick lang legte die junge Frau die Hand ins Gesicht und schloss die Augen, um kurz nachzudenken. Natürlich war es sehr nett (und irgendwie süß) von ihm, ihr bei dem 'Prozess' helfen zu wollen (auch wenn es aus eigennützigen Motiven war), doch konnte... wollte sie das nicht einfach so hinnehmen und akzeptieren. Er hatte sie bereits im Stich gelassen - wer versicherte ihr, dass er es nicht wieder tun und ihr erneut ein paar unangenehme Wunden zufügen würde, wenn er wieder ein einigermaßen fester Bestandteil ihres Lebens wurde? "Und was ich hierbei will, spielt keine Rolle? Was, wenn du es damit nur verschlechterst?", sprach sie leise seufzend, nachdem sie die Hand wieder runtergenommen hatte, um ihn direkt ansehen zu können. "Ich weiß es einfach, Jane", erklärte er ihr sanft, hundertprozentig sicher, Recht zu haben. "Du... weißt rein gar Nichts", sagte sie mürrisch. Jane hätte noch so einiges zu sagen gehabt, als sie bemerkte, wie ihr Gegenüber auf sie zukam und ihre Hand nahm. Etwas irritiert und unwillkürlich zuckte sie zusammen, da es sehr ungewöhnlich für ihn war, sie von sich aus zu berühren. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann war das in der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, lediglich drei- oder viermal passiert; und meist nur dann, wenn es sein musste oder unumgänglich gewesen war. Für gewöhnlich würde es der jungen Frau nichts ausmachen und sie würde kaum auf diese Berührung reagieren, doch jetzt ... jetzt kam sie tatsächlich nicht umhin, für einen kleinen, kaum merklichen Moment zu erschaudern. Etwas, was ihr ein wenig eigenartig vorkam, aber nicht weiter verfolgte. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass es unüblich war. "Ich werde nicht noch mal den Fehler machen und dich derartig verletzen. Ich war dumm und egoistisch, aber das passiert nie wieder. Ich verstehe natürlich, wenn du das jetzt noch nicht so einfach glauben kannst..." Er ließ sie wieder los, blieb aber so nahe bei ihr stehen und sah sie ernst an. "Aber glaubst du nicht, dass du es bis dahin wenigstens ertragen kannst, auch nur in derselben Stadt wie ich zu leben?" Aus irgendeinem Grund konnte Jane ihm einfach nicht ins Gesicht sehen. Ob es nun daran lag, dass er ihr so nah war oder ihr peinlich war, so etwas zu hören oder darüber zu reden, sollte dahin gestellt sein und spielte keine Rolle. Sie konnte es in dem Moment einfach nicht. Um ihre Unsicherheit - oder wie man das nennen wollte - zu überspielen, fuhr sie sich durch die Haare. "Egal, was ich sage, du wirst ohnehin das tun, was du willst. Deine Frage in der Hinsicht ist also komplett überflüssig", erwiderte sie etwas vorwurfsvoll, aber auch, um das unangenehme Thema zu beenden. Außerdem entsprach es der Wahrheit, so dass dem eigentlich nichts hinzuzufügen wäre. Dementsprechend griff sie daraufhin nur nach ihrem Mantel und zog ihn über. "Wie dem auch sei, ich muss los. Der Plan mit dem verrückten Blutsauger steht und wir werden in zwei oder drei Tagen losziehen", fügte die Wirtschaftsstudentin sehr abrupt hinzu, bevor sie sich von ihrem (Noch-)Mitbewohner abwandte und zur Tür schritt. Zwar hatte sie noch gut eine Stunde Zeit, bis die Vorlesungen begannen, doch hatte sie keine Nerven, sich unter dieser Atmosphäre mit Aiden zu unterhalten. Sie musste erstmal über diese Neuigkeiten nachdenken. Aber sie beschloss, das erst nach ihrem Geburtstag zu tun, an dem sie (Vor allem dank Kates Vorliebe für ausgefallene Partys) schon genug zu tun haben würde. Den Weg zur Universität nutzte Jane, um ein wenig runter und auf andere Gedanken zu kommen. Sie würden ohnehin eine weitere Diskussion diesbezüglich führen müssen, um einen Kompromiss zu finden - ob es ihr nun passte oder nicht. Immerhin war ihr aufgrund persönlicher Erfahrungen klar, dass sie Aidens Pläne nicht ändern konnte, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Wie groß seine Beharrlichkeit sein konnte, hatte er vor gut einem Jahr mit diversen Aktionen deutlich gezeigt. Nichtsdestotrotz schaffte es die junge Frau, sich während den nächsten Stunden hauptsächlich auf die Vorlesungen zu konzentrieren und ihre Freunde über die genauen Pläne am Samstag zu informieren, ehe es anschließend in die unterirdische Stadt ging, wo sie den Auftrag für den gefälschten Dokumente abgab. Wie erwartet, würde das ganze etwa zwei Tage dauern, wobei es wahrscheinlich möglich gewesen wäre, die Dokumente bereits am gleichen Abend in den Händen zu halten, wenn sie Druck ausgeübt hätte. Da sie diesmal jedoch keine Eile hatte, unterließ es die Vampirjägerin und begab sich danach nach Hause. Als sie die Küche betrat, um das Abendessen vorzubereiten, wurde sie von einem ungewöhnlichen Anblick überrascht: Zwei gigantische Blumensträuße schienen durchs Zimmer zu wanken. Erst auf den zweiten Blick entdeckte sie Aiden hinter den Bouquets. "Was soll das?", verlangte sie zu wissen. Ihr Geburtstag war erst am Samstag und sie konnte sich nicht erinnern, Aiden davon in Kenntnis gesetzt zu haben. Oder hatte er sich doch noch daran erinnert? Ihr Blick fiel auf die wunderschönen, apricotfarbenen Rosen des einen Gesteckes und die bunten, aber stilvollen verschiedenen Blüten, welche das zweite Gebinde zierten. Ein kleines, kaum merkliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Egal, was ihn dazu verleitet hatte, ihren Geschmack hatte er getroffen. Aiden verstaute die Rosen in einer Vase, die er ihr hinschob. "Das ist ein Dankeschön dafür, dass ihr beiden euch um mich gekümmert habt, als ich krank war, und dafür, dass ich hier wohnen durfte", erklärte er, während er auch die anderen Blumen ins Wasser stellte. Offensichtlich waren diese für Elizabeth gedacht. "Das war wirklich nicht nötig", erwiderte die Brünette sofort, da die ganze Sache für sie selbstverständlich gewesen war. Natürlich hätte sie ihn einfach in seinem Elend alleine lassen können, doch gehörte sich das in ihren Augen nicht. Außerdem hatte sie ohnehin das Gefühl gehabt, in seiner Schuld zu stehen, sodass sie ein wenig aus Eigennutz gehandelt hatte - ein weiterer Grund, weshalb sie seine Geste als eher unnötig empfand. Da es jedoch unhöflich war, ein Geschenk auszuschlagen, nahm sie den Blumenstrauß dankend an. Er würde bestimmt in ihr Zimmer passen. "Ich finde durchaus, dass es nötig ist. Also: Danke", widersprach er ihr lächelnd. Kurz sah sie ihn an, dann zuckte sie die Schultern und stellte den Strauß vorerst zur Seite, da sie sich jetzt ums Abendessen kümmern wollte. Dass Aiden eine übertriebene Ansicht von Höflichkeit und Etikette hatte, wusste sie ja. Bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, klingelte es an der Tür. Auf dem Weg dorthin band Jane sich die Haare hoch, da sie gleich mit dem Kochen beginnen würde. Draußen stand Gabriel, über dessen Besuch sie sich freute, obwohl er unangekündigt vorbeigekommen war. „Gibt´s noch nichts zu essen?“, schmollte der Spanier scherzhaft, während sie auf dem Weg zur Küche waren. „Wenn du mithilfst, kriegst du vielleicht auch was“, gab Jane zurück, die alle nötigen Zutaten aus dem Kühlschrank nahm. Die beiden Männer nickten sich zur Begrüßung gewohnt steif zu, jedoch hielt Gabriel inne, als er die Blumen erblickte. "Huh? Verfrühte Geburtstagsgeschenke?", wollte der Werwolf wissen als er sich auf einem Stuhl niederließ und spielerisch an den Rosenblüten rumzupfte - natürlich ohne diese zu beschädigen. "Geburtstag? Wer hat Geburtstag?", fragte Aiden, der beiläufig die Hand des Werwolfs von der Blume wegschnippte. Dann sah er zwischen Jane und ihrem besten Freund hin und her und blieb schließlich an der jungen Frau hängen. "Du? Warum hast du das nichts gesagt?" "Es ist keine große Sache", zuckte die Dame des Hauses mit den Schultern. Zudem wollte sie nicht, dass er sich zu irgendetwas verpflichtet fühlte oder auf schräge Gedanken kam. Sie dachte rein praktisch, da es doch wirklich alles andere als geeignet für den Vampir war, sich mit ihrer Mutter in ein Restaurant zu gehen und nichts zu essen, wo es doch eigentlich genau darum ging. Nicht auszudenken, wie es wohl auch für Außenstehenden aussehen würde. Was die Party mit ihren Freunden anging, so erinnerte sie sich daran, dass Aiden Diskos aufgrund der Lautstärke nicht sonderlich zu schätzen wusste. Entsprechend waren ihre Geburtstagspläne nichts, wozu sie ihn hätte einladen können – selbst, wenn sie gewollt hätte. "Haha, dann hätte ich dir die Blumen vielleicht doch erst später geben sollen. Wann ist es denn so weit?", fragte er leichthin, was Jane bestätigte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. "Übermorgen, am Samstag", mischte sich Gabriel ins Gespräch ein und streckte sich kurz, bevor er sich ein wenig im Sitz zurücklehnte. Die Aufforderung, beim Kochen zu helfen, ignorierte er gekonnt. Stattdessen schnupperte er neugierig, als Jane begann, das Fleisch anzubraten. "Unsere liebste Janie wird 23. Eine richtige Oma", konnte er sich nicht verkneifen, worauf die Angesprochene leicht schmunzelnd die Augen verdrehte. Selbstverständlich wusste sie, dass er das keineswegs ernst meinte, da er selbst ein Jahr älter war und sich sonst mit der Aussage ja selbst beleidigt hätte. Das Thema wurde jedoch schnell wieder fallen gelassen, da Aiden das Gespräch auf den aktuellen Fall brachte. Die junge Frau brachte ihren Kindheitsfreund auf den neuesten Stand und besprach das weitere Vorgehen, wobei sie es für besser hielt, die umgeänderten Abreisepläne des Vampirs nicht zu erwähnen. Immerhin konnte sie sich gut vorstellen, dass sonst noch mehr Probleme entstehen würden, als es sowieso schon gab. Nach einer Weile kam Elizabeth nach Hause, die wenig später ebenfalls die Blumen erblickte. Sie freute sich sehr darüber, und zeigte ihre Dankbarkeit deutlich offener als ihre Tochter, umarmte den Vampir sogar kurz. Nachdem die beiden Frauen und Gabriel gegessen hatten, erledigte die Ärztin den Abwasch, während die drei 'Kinder' noch einmal die wichtigsten Punkte für das weitere Vorgehen durchgingen. Nachdem die wichtigsten Dinge geklärt waren, zog sich Gabriel zurück, um ein Telefonat zu führen, wobei sich herausstellte, dass man ihn im Rudel brauchte. Folglich verabschiedete er sich von den Anwesenden und verschwand danach in die Nacht hinaus, um seiner Pflicht nachzugehen. Als ihr Gast gegangen war, zog Jane sich auf ihr Zimmer zurück, wobei sie die Rosen mit sich nahm. Sie fanden ihren Platz am gleichen Ort wie der Strauß, den Aiden ihr vor fast einem Jahr geschenkt hatte, und die junge Frau strich nachdenklich über die zarten Blätter. Sie musste sich wohl damit abfinden, dass auch Aiden zukünftig wieder einen Platz in ihrem Leben einnehmen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)